Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Lando führte den Tribun in das Kaminzimmer, wo das benennende Feuer in der Mitte des Raumes vor sich hinschwelte, eine Mischung aus trotziger Wut und hoffnungsvoller Flamme. Er lud den Tribun ein, sich auf eine der mit Fellen belegten Bänke zu setzen, wobei er fest damit rechnete, dass der Römer sich legte. Römer hatten die Angewohnheit, die komfortablen Bänke als Klinen misszuverstehen, und nach dem xten Fall hatte man einfach ein paar satte Kissen in erreichbarer Nähe hingelegt, damit die römischen Gäste improvisieren konnten, sollten sie das Bedürfnis haben, sich hinzulegen.


    "Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?", fragte er den Römer, und ging zu einer kleinen Anrichte herüber, "Wasser? Wein? Oder gar Bier?"

    Lando, vollkommen obsolet zu den aktuell am Tisch laufenden Gesprächen, begutachtete gerade ein winziges Wachtelei. Die Dinger waren schon als ausgewachsenes Federvieh zu klein zum Essen, und vom Knochenbau noch fast gefährlicher als Fische, und jetzt wurden auch noch die Eier serviert, halb so groß waren wie Landos großer Zeh.
    Plötzlich meldete sich Landos siebter Sinn, und ein Seitenblick auf seine Frau zeigte ihm, dass diese ihn fragend anblickte. Unauffällig wandte Lando den Blick ab, nur um Arbjon anzusehen, der ihn auch fragend anblickte.


    Lando sah sich ungewollt mit der vollen Aufmerksamkeit der Tischgemeinschaft konfrontiert. Lando überlegte fieberhaft, was von ihm erwartet wurde, hatte er doch mit keinem Ohr mitbekommen, worum sich die Tischgespräche drehten. Und jetzt das!


    Normalerweise wollten die Leute einen Witz von ihm hören, einfach weil sich sein lokischer Ruf nicht abtragen ließ, egal wie ernst er die Sachen anging. Also denn...


    "Ach, jetzt wo ihr es erwähnt...", sprang Lando in die Bresche, "Wie ist der Stamm der Friesen entstanden??? Na??? Ist doch ganz einfach... als die Römer auf ihre Schiffe sind, um Britannia zu erobern, ließen sie die ganzen Idioten und Kranken zurück!"
    Souverän aus der Bredouille gerettet, wartete Lando zufrieden nickend auf den Applaus, der da kommen möge... :D

    Lando, der schon einige römische Gärten gesehen hatte, nahm den Hortus der Casa Prudentia kurz mit bedauernder Miene zur Kenntnis, und reagierte ebenso überrascht auf das angerichtete Mahl. Eier?


    Tatsächlich, Eier über Eier. Lando ließ sich neben seiner Frau nieder, und betrachtete eine Weile lang die dargebotenen Eier. Er seufzte unmerklich auf, selbst Jahre nach seiner Einkehr ins Reich hatte der Kulturschock immernoch neue Überraschungen für ihn in Petto hatte. Er schaufelte sich drei Eier verschiedener Größe und Farbe auf den Teller, einfach nur um nett zu sein, und diesselbe Menge an Brot. Die Auswahl der Sauce fiel ihm da schon schwerer, wer konnte schon sagen was da nun alles drin war?
    Letztendlich schloss Lando die Augen, zählte stumm die Reihe ab und hielt willkürlich an... und verzog schmerzhaft eine Miene, als sein Finger auf eine Schale mit verdächtig grüner Füllung zeigte.


    "Verdammte Axt... aber was soll's..", grummelte Lando in sich hinein, während die anderen sich schon eifrig miteinander unterhielten, patschte sich eine Ladung von dem Zeug auf den Teller, machte sich an einem Ei zu schaffen und kaute irgendwann vorsichtig darauf herum, "Schmefft ganifft mal fo flefft..."

    "Das hast du...", lächelte Lando, als sich der Mann verabschieden wollte, "Das hast du, dessen sei dir sicher. Nun denn, vale bene, fremder Ostling."


    Mit dem Kopf voller schwirrender Gedanken nahm Lando schmunzelnd Abschied von dem Fremden, und entsann sich dann wieder seines ursprünglichen Anliegen. Irgendwas hatte er hier doch vorgehabt, wenn er doch wüsste, was es war...

    "Natürlich.", schloss Lando, was denn auch sonst? Allerdings stutzte er schon ein wenig, war der Tribun nicht selbst als Augenzeuge bei der Sache dabei gewesen?


    "Was interessiert dich denn so, das du nicht mit eigenen Augen gesehen hast, Tribun Octavius?", bevor der den Mann in die Casa einlud, stellte er noch diese kleine Frage. Vielleicht war es nur eine Kleinigkeit, die den Offizier hergetrieben hatte.

    "So in etwa... wobei ich mit der Steuererhebung keinerlei Erfahrung habe. Ich wollte sowieso zuerst auf etwas anderes zu sprechen kommen: ich habe an der Arbeit für die Reform der Provinzialstruktur gemerkt, wie sehr mich das geschlaucht hat. Und ich glaube nicht, dass ich das ein weiteres Mal leisten will... und auch nicht kann. Du musst verstehen, ich bin mittlerweile ein verheirateter Mann, ich leite die Freya, bin Oberhaupt einer kompletten Gens. Das ist im Moment einfach zuviel Arbeit für mich, und ich merke, dass ich kürzer treten muss. Für einen Laboraholic wie dich ist das kein Problem, aber ich merke doch, wie mir das an die Substanz geht.", platzte Lando sogleich mit seinen Gedanken heraus. Er hatte lange darüber nachgedacht, und letztendlich hatte er sich dafür entschlossen, was er hier gleich noch von sich gab.


    "Ich habe dir den jungen Vala nicht umsonst vorgestellt. Im Endeffekt stecken in ihm viele Hoffnungen, die ich persönlich gehe, denn ich glaube, dass der junge Mann mir mein Leben sehr viel einfacher machen wird. Er ist jung, wissbegierig, absolut ambitioniert und kennt keine Skrupel, sich in Arbeit zu werfen. Ich denke, er könnte von dir genauso viel lernen wie ich. Du musst verstehen, dass ich nichtmehr leisten kann, ich muss sehen, wo ich Abstriche mache, damit ich zuhause überhaupt noch atmen kann, und nachdem unser erstes Projekt in Germania quasi abgeschlossen ist, sehe ich mich außerstande ein weiteres anzufangen. Ich habe dem jungen Vala davon erzählt, er hat sich in die Materie eingearbeitet und ist absolut diskret. Er versteht mittlerweile mehr von dem römischen Reich als ich, und wäre damit zumindest ein wertvollerer Projektgefährte als ich."

    Lando ließ die Erzählungen über Alexandria über sich ergehen. Er interessierte sich eigentlich nicht die Bohne für das, was da unten so vor sich ging, denn Lando hatte nicht das geringste Fernweh. Ein Sack Getreide, der im fernen Aegyptus umfiel, war halt ein Sack Getreide, um den sich wer anders kümmern musste, und nicht er.


    "Aha.", meinte er lakonisch, und beendete damit das Thema, bevor er sich wieder seinen eigenen Aufgaben zuwandte, "Richtig. So weit bin ich ja nicht weg... also dann, frohes Schaffen!"


    Also er sich an sein Pult stellte, sah er die Versandübersicht des Monats für Mogontiacum, weil Canina sie wohl dort deponiert hatte, nicht wissend wann der neue Stationarius eingestellt würde. Als er zu Ragins Schreibtisch herüberging, um sie ihm in die Hand zu drücken, sah er, dass der junge Mann selbst vor wenigen Tagen einige Briefe losgeschickt hatte. Unter anderem an eine Frau...


    "Wer issen diese Iunia Axilla?", fragte er abwesend, während er die Wertkartenguthaben durchging.

    Lando blickte gerade auf einen Brief aus dem freien Germanien. Richtig, aus dem richtig freien Germanien. Ein Brief. Wenn man es so nennen mochte... es waren komische Schriftzeichen, die dort auf der Tabula eingeritzt waren, und es brauchte eine Weile, bis Lando den Sinn entziffert hatte. Die Germanen hatten nie eine Schriftsprache benötigt, weil sie alles mündlich weitergaben, doch der Kontakt mit den Römern hinterließ auch hier seine Spuren. Runen...


    Der Inhalt des Briefes besagte nichts gutes... die Seherin war gestorben, und das anscheinend, kurz nachdem sie dagewesen waren. Der Verfasser des Schreibens erwähnte beinahe beiläufig, dass nicht wenige Menschen ihn und seine Leute dafür verantwortlich machten. Was sehr gefährlich werden konnte, sollte sich diese Meinung immer mehr durchsetzen.


    Plötzlich stand Albin im Arbeitszimmer, und wollte ihm die Treue schwören. Ihm. Lando. Also: Loki.
    Das passte Lando so garnicht in den Kram, solange er nicht so richtig offiziell der Rich der kleinen Sippe war, konnte er sich immernoch herausreden. Aber so? Lando ließ die Holztafel sinken, und sah den alten Mann verdattert an...


    "Ahja. Treue schwören.", murmelte er, und wusste erst einmal nicht, was er dazu sagen wollte. Hätte Albin nicht ein wenig damit warten können? Zum Beispiel bis zu dem Moment, wo Alrik sich bewiesen hatte? Alrik war so scharf auf seinen Posten, auf das Erbe seines Vaters, dass Lando garnicht anders konnte, als sich den Zeitpunkt zuzusehnen, der ihm wieder einen ganzen Haufen Verantwortung von den Schultern nehmen würde... und jetzt kam Albin an, und schwor ihm die Treue.


    "Wie ging der Text noch? Achso... ja, vergiss das mit mir. Das ist mir gleich... ich will nicht, dass du mir die Treue schwörst, ich will, dass du sie der Familie schwörst. Das hast du allerdings schon, vor was-weiß-ich-nicht wievielen Jahren. Also: dein Schwur ist angenommen. Quasi erneuert. Und jetzt verschwinde und lass mich allein...", fertigte er den alten Mann knapp und kurz ab, und schickte ihn dann wieder aus seinem Zimmer. Er hatte einfach keinen Nerv auf sowas... er wollte garkein Rich sein! Und jetzt kam dieser alte Mann, und zwang ihn quasi dazu. Als der alte Mann aus der Tür war, sah Lando die Tafel mit der Hiobsbotschaft, und warf sie mit einem Knall an die Tür...


    "SO EINE VERDAMMTE SCHEISSE!!!!!!!!!"

    Lando kam nicht umhin, die Augen zu verdrehen, und Phelan einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. Wie lange war Sontje jetzt schon bei ihnen? Und vor allem: wie alt war sie jetzt? Mehr als achtzehn Monate. Und sie führte sich immernoch auf, wie ein verhärmtes Kind. Jenseits des Rhenus wäre sie wahrscheinlich schon zweifache Mutter, seit Jahren verheiratet... und hier? Lando knirschte mit den Zähnen, als er daran dachte, wie sehr der Lebensstil hier die Art seiner Mitmenschen veränderte... und wahrscheinlich ihn auch.


    "Gib mir die Runkeln, bitte.", grummelte er Eila an, ließ sich diesselben reichen und steckte sich ein Stück in den Mund. Der bittersüße Geschmack verfehlte seine Wirkung, seine Stimmung zu heben, und so beließ er es dabei, schweigend zu essen, anstelle noch irgendein Thema anzuschneiden.

    Von Albin alarmiert kam dann auch irgendwann Lando. Er war quasi gerade erst von der Arbeit zurück, und wunderte sich schon darüber, dass man an der Türe nach ihm gefragt hatte, als er jedoch den Soldaten in der Halle stehen sah, stieg seine Verwunderung nurnoch.


    "Salve, Tribun, willkommen im Haus meiner Familie. Was führt dich her?", grüßte Lando den Mann, der bei ihrer letzten Begegnung mal eben die Taberna von Banditen gesäubert hatte, und dann mir nichts dir nichts wieder verschwunden war. Da Lando nicht wusste, was der Mann letztendlich wollte, blieb er erst einmal nach der Begrüßung stehen, und wartete darauf, den Besuch der Legio in seinem Hause erklärt zu bekommen.

    "Das Futter für die Pferde", begann Lando, während er zwei Becher mit Dünnbier füllte, und einen an Ragin reichte, "Sammeln wir von dem umliegenden Höfen ein. Es gibt keine organisierten Hersteller von Pferdefutter, wäre viel zu unrentabel, davon kann kein Mensch leben. Wir bekommen Grobgetreidereste, Kornspliss, Restheu und so weiter aus der Gegend. Die ländlichen Mansiones ernähren ihre Pferde meist selbst auf den Weiden, die sie umgeben. Wenn es denn welche gibt. Im Winter wird es teurer, da müssen wir ab und an sogar richtiges Getreide kaufen, das gut genug wäre um zu Brot verbracken zu werden. Wir versuchen deshalb in den Sommermonaten eine Reserve anzulegen, die in den Lagerhäusern der Stadt gebunkert wird."

    "Verpassen?", murrte Lando das schon zu so nachtschlafener Zeit aufmüpfige Ding mit geschlossenen Augen an, als er da so auf dem Stroh lag, "Das hier kann jetzt noch gut vier bis sechs Stunden dauern. Nicht einmal die Fruchtblase ist geplatzt, also tut sich in den nächsten zwei Stunden sicherlich nichts... also raus mit euch, warme Klamotten an."


    Ende der Diskussion, Lando war eingeschlafen.

    Lando hatte im Gegensatz zu seinem jungen Vetter einiges für diesen Pathos übrig, immerhin waren Schwüre im germanischen Wesen unabdingbar und absolut verbindlich, und ein Eheschwur war wohl mitunter einer der wichtigsten, die ein Mann in seinem Leben leistete, wenn nicht DER wichtigste. Und so bemerkte er anerkennend, dass Witjon seine Hausaufgaben gemacht hatte, in dem er Callista die Sonne vom Himmel herabschwor, und sie mit Metaphern nur so überschüttete. Die Antwort seiner Braut viel sehr viel kürzer und schlichter aus, aber es überraschte Lando schon, dass sie überhaupt so ausführlich antwortete. Dann wurde dieses komische Tuch von ihrem Gesicht entfernt, und man konnte sie erkennen. Durchaus ein hübsches Ding, wie Lando wieder feststellte.


    "Witjon. Gut gemacht.", gratulierte Lando seinem Schützling knappmöglichst, und nickte der Braut einfach nur aufmunternd zu, weil er nicht die geringste Ahnung hatte, wie man einer römischen Frau gratulierte.
    "Willkommen in der Familie."

    Matinius Canina hatte sich entschlossen, eine kleine Laufbahn in den lokalen Ämtern seiner Heimatstadt Borbetomagus einzuschlagen, und hatte sich dementsprechend von seinem Amt befreien lassen. Was kein Problem war, so war der nach Germania zurückgekehrte Ragin auf die Stelle aufgerückt, und heute war sein erster Tag.


    "Das da...", Lando deutete auf den Schreibtisch, der wenige Schritte von der Tür entfernt stand, "...ist dein Arbeitsplatz. Das große Regal dahinter stellt die Dimension deines Auftrags dar: du dokumentierst den Postverkehr von Mogontiacum. Verwaltest die Wertkarten, deren Sinn du schon in Alexandria gelernt hast. Und sorgst für den flüssigen Versand der Briefe, sicherst die Versorgung der Pferde der hiesigen Mansio und kontrollierst die Arbeit der Tabellarii. Hast du dazu noch Fragen?"


    Lando lehnte sich an sein Stehpult, und sah den Jungen fragend an...

    Eine Gottheit einzusperren. Lando lächelte amüsiert, waren für ihn die römischen Tempel doch sowieso nichts anderes als Gefängnisse für die Götter, die doch eigentlich in jeder lebenden Zelle wirkten. Nichtsdestotrotz waren die Tempel wichtiges Repräsentationsmittel einer Stadt, und somit maßgeblich für das Interesse der Decuriones. Auch wenn Lando nicht viel mit dem römischen Götterverständnis anfangen konnte, wusste er doch um die Bedeutung der Tempel.


    "Aye.", schaltete er sich schließlich in die kaum Diskussion nennbare Wortführung ein, "Soweit ich weiß, verfügen wir über ausreichende Mittel, um eine derartige Renovierung durchzuführen, ohne auf die Geldmittel des Senators warten zu müssen. Sollte er sich an sein Angebot halten: umso besser. Wenn nicht, haben wir dennoch keine klaffende Lücke in unserer Finanzierung, und müssen uns keine Gedanken um eine direkte oder indirekte Beteiligung am römischen Wahlkampf machen. Ich stimme daher dem Vorschlag des Petronius zu."


    Etwas langweilte diese Sache Lando schon, hatte er doch ein Faible für Wortgefechte. Aber vielleicht würde sich im weiteren Verlauf der Sitzung noch die Möglichkeit ergeben, sich noch einmal kräftig zu keilen...

    "Ich sc..", wollte Lando gerade beginnen, doch da waren seine Lippen schon wieder mit denen seiner Frau verschlossen, "Frechheit.", konnte er noch murren, genoss dann aber sichtlich die Zärtlichkeiten von Elfleda.


    "Aufgeweckt? Sicher... du hast geröhrt wie eine brünftige Hirschkuh, das würde selbst schlafende Riesen wecken.", witzelte Lando mit breitem Grinsen, während er weiter mit geschlossenen Augen die Streicheleinheiten genoss, "Unter uns wohnt im Moment noch niemand, das ist das Zimmer für die zweite Familie, Witjon wird dort mit Callista einziehen, sobald die Ehe geschlossen ist. Das sind so die einzigen die das mitbekommen dürften... denke ich. Und die werden auch nicht untätig bleiben, also brauchen sie sich auch nicht zu beschweren. Hoffe ich zumindest."


    Lando, der wusste, dass bei der Verleihung der Morgengabe nicht gleich die ganze Sippe ankommen würde, sondern nur die Morgengabe selbst, wartete darauf, dass diese auch an die Bodenluke klopfte, unter der die Treppe zum hölzernen Rundgang um das Atrium herum lag.

    "Ich bin dir dankbar für das, was du tust.", lächelte Lando seine Schwester an, auch wenn er wusste, dass ihre Arbeit hier nurmehr ein Grund war, sich davor zu drücken auch tatsächlich an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Als sie ihm herzlich zur Hochzeit gratulierte, nahm Lando sie wieder in den Arm, und gab ihr einen geschwisterlichen Kuss: "Danke dir. Dabei hast du sie noch garnicht kennengelernt..."
    Er zwinkerte ihr zu, machte sich aber gleichsam Sorgen. Eigentlich hätte er die erste Gegenüberstellung seiner Schwester mit seiner Frau lieber VOR der Hochzeit hinter sich gebracht, aber irgendwie hatten beide Damen es formidabel verstanden, sich vor diesem schweren Moment zu drücken, in dem sie einfach die Hochzeitsvorbereitungen vorschoben.

    "Für mich schon, für ihn nicht.", antwortete Lando, und nickte Vala zu, damit dieser das Haus verließ.
    Als Vala eben jenes verlassen hatte, nahm Lando die zweiselige Vertrautheit zum Anlass, über die Dinge zu sprechen, die er zusammen mit Metelus bewegt hatte.


    "Ich habe dir noch garnicht gesagt, was ich von der Reform der Steuererhebungen halte, und wie wir das angehen... außerdem müssen wir sowieso noch das eine oder andere absprechen. Und ich denke, das können wir am besten unter vier Augen, also hier... und nicht in der Regia."

    Irgendetwas lief über Landos Brust. Irgendwann war Lando wach, seine Geduld wech, und mit einem tiefen Brummeln wollte er die Fliege oder was auch immer da kreuchte mit einer Hand wegwischen. Bekam dabei allerdings eine andere Hand zu fassen. Erst ging er davon aus, dass es seine eigene war, allerdings fühlte die sich sehr taub an, und sehr viel schmaler, und unbehaarter. Dazu kam, dass seine andere Hand Signale von einer Stelle sendete, die Landos Körpersteuerungszentrum hinter seiner Stirn definitiv als weit weg von seiner Brust ortete.
    Mit einem Schlag war Lando richtig wach: er hatte drei Hände! Nicht derer zwei, sondern drei! Das war definitiv mehr als zwei! Er blickte an sich herunter, nahm die fremde Hand in seine rechte, und musterte sie kritisch: die sah wirklich anders aus als seine anderen beiden. Viel schmaler. Nicht halb so Prankenartig. Und an dieser Hand war ein Arm. Er hatte also auch einen dritten Arm! Neugierig folgte Landos Blick dem Arm, bis er schließlich nach links schaute, und in zwei Augen blickte, die auch definitiv nicht seine eigenen waren. Und sowieso, da war viel mehr! Mund, Nase, Ohren, lange rote Haare, und darunter... Decke und Felle.
    Landos Forscherdrang zwang ihn quasi dazu, diese Gegend weiter zu erkunden, und tatsächlich, da gab es noch viel mehr, was Lando mit einem anerkennenden Blick und schelmischem Grinsen quittierte. Die Hand war demzufolge nicht alles, er hatte insgesamt eine komplette Frau!


    "Hallo Frau.", grüßte Lando breit grinsend zurück, zog sie näher an sich, und läutete die dritte Runde innert weniger Stunden ein. Fortpflanzung war ein ernstes Thema, das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was sie auch nicht nehmen, sie fielen übereinander her wie ausgehungerte Wölfe, Bettzeug flog durch die Gegend, ein Gerangel aus Körpern wand sich über das zugegebenerweise dekadent breite Bett, und irgendwann lag man schwer keuchend nebeneinander, glühte förmlich die Resthitze aus, und sah sich nur befriedigt-selig in die Augen.


    "Gut geschlafen?"

    Lando aß einfach weiter, während die anderen erzählten. Er schnitt ein Stück Kohl in einfache Scheiben, legte ein wenig einfachen Bärlauch drauf und verleibte sich dies mit kleinen Stücken Käsen ein. Auch er hob den Becher, und lächelte dem schwarzen Hünen mit vollem Mund aufmunternd zu, sie hatten lange und ausführlich über das Vorhaben des Nubiers gesprochen, und Lando hatte Vorkehrungen getroffen, um dem Wächter der Casa jede Unterstützung zukommen zu lassen, die er brauchte.


    Als Arbjon seinen Abreisewillen bekannt tat, wurden Landos Lippen schmal. Er hatte eigentlich gehofft, noch ein wenig länger auf die Anwesenheit des Praetorianers bauen zu können, der trotz seiner Abwesenheit in Rom eine verlässliche Stütze der Familie war.