Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Irgendwann klopfte es noch einmal an der Tür, vor der sich gerade eine beschauliche Schar eingefunden hatte.


    Lando, wie gewohnt mehr schlichter als schlicht gekleidet, ohne ärmlich zu wirken, stand mit seiner Frau Elfleda zusammen an der Spitze einer nicht unerheblichen Gruppe von römischen Bürgern, die allesamt wenig römisch wirkten.
    Arbjon, Sontje, Ragin, Rodrik, Oda, Dagmar, Eila, Uhti, Albit und Ildrun, alle hatten sich reichlich herausgeputzt um Witjon an diesem wichtigen Tag zur Seite zu stehen, und an den Festlichkeiten teilzunehmen. Auch wenn der feuchtfröhliche Teil des Abends später in der Casa Duccia stattfinden würde, so würde die Hochzeit doch in der Casa der Prudentii stattfinden.


    "Also... wie war das jetzt noch einmal, Arbjon?", blickte Lando über die Schulter zurück zu seinem Vetter, der in polierter Paradeuniform hinter ihnen neben seiner Mutter Aufstellung bezogen hatte, "Jetzt wird Phelan irgendwelche Ausschpizien vornehmen um dann was zu tun?"


    Lando suhlte sich offen in seiner Ahnungslosigkeit, hatte er im ganzen Stress der Vorbereitung doch keine Zeit gehabt sich um die Tücken eines römischen Hochzeit zu kümmern... er hoffte nur, dass Phelan und Witjon Sorge dafür tragen würde, dass auch den germanischen Traditionen Beachtung fanden, damit Teiwaz die Ehe nicht mit Trübsal zu strafen, weil man sich auf eine Seite der interkulturellen Verbindung konzentrierte.

    "Natürlich tue ich das. Deshalb danke ich dich auch sehr für diesen Wein. Auch wenn du entschuldigen musst, dass er wohl wirklich den römischen Gästen vorbehalten sein wird... vergorener Traubensaft wärmt nicht so wie lange und sorgfältig angesetzter Met, aber wem erzähle ich das. Es würde mich freuen, wenn wir uns nachher in bierseliger Stimmung wiedertreffen, Arbjon!", Lando schmunzelte seinen Vetter entschuldigend an, schließlich warteten da noch einige Gäste darauf dem Brautpaar gratulieren zu dürfen.


    Lando, der in einem sehr willkommenen Moment von von-allen-verlassen-sein am Rande des Geschehens den ersten Schluck aus seinem neuen Trinkhorn genoss, in das er Met gefüllt hatte, sah wie Maecenas auf ihn zukam, und nickte diesem freundlich lächelnd zu. Maecenas nahm ihn ein Stück beiseite, was Lando die Stirn runzeln ließ, was hatte sein römischer Freund vor? Anscheinend sich über seine Tanzkünste lustig zu machen, wie er feststellen musste...


    "Sehr witzig. Pass bloß auf, sonst hetz ich eine meiner Basen auf dich, und dann kannst du dich im Tanz beweisen, lieber Freund.", keifte Lando gespielt zurück, und stieß dann mit ehrlichem Lachen an, um einen zünftigen Schluck aus dem Trinkhorn zu nehmen. Doch seinem Freund war anscheinend nicht nach lockerem Einerlei, er kam auf einen Scriba zu sprechen.


    "Scriba? Welchem?", stutzte Lando verwirrt, schließlich gab es mehrere Scribae in der Regia, "Achso... Tullia. Wie heißt sie noch? Maestrale, richtig. Was soll mit ihr sein? Sie hat was gegen uns? Hmhm... soviel hab ich mit ihr noch nicht zu tun gehabt. Eigentlich nichts, um genau zu sein.. wenn man von den paar unvermeidlichen Kontakten auf dem Weg zum Legaten mal absieht. Wieso fragst du mich das? Ist etwas geschehen, von dem ich wissen sollte?"


    Unweigerlich suchte Lando mit den Augen nach Witjon, der hier auch irgendwo rumwuseln musste. Als er ihn entdeckt hatte, wartete er bis sich der siebte Sinn gemeldet hatte, und dafür sorgte dass Witjon ihn ansah. Lando gab ihm wortlos zu verstehen, dass er hier gebraucht wurde, schließlich waren Dinge, die in der Regia abliefen vor allem dessen Resort.


    "Warte noch... ich denke, das könnte Witjon auch interessieren.", meinte Lando entschuldigend zu Maecenas, während sie darauf warteten, dass Witjon sich zu ihnen gesellte, "Witjon. Ich denke das hier könnte dich interessieren..."

    Hier ging es ja gleich Schlag auf Schlag...


    "Na, sollte ich mich jetzt also glücklich schätzen, bisher eher wenige Worte mit deinem Officium gewechselt zu haben?", scherzte Lando mit Balbus, bevor seine frischgebackene Ehefrau eine weitere Rothaarige hinter Balbus und Vespa hervorzog. Das war also Callista, die Verlobte seines Vetters. Unweigerlich scannte Lando sie distanziert und unverbindlich, befand sie für weder fett noch hässlich, und damit seinen Vetter für sehr glücklich, was ihm schon vollkommen reichte. Er zog leicht die linke Augenbraue hoch, als die junge Dame ihn auf germanisch begrüßte.


    "Heilsa Callista.", grüßte Lando ebenso, natürlich mit etwas flüssigerer Betonung des germanischen Grußes, "Willkommen..."


    Viel weiter kam Lando jedoch nicht, da Witjon auftauchte, seine Verlobte an sich drückte und Elfleda und ihn gleich mit einer stürmischen Beglückwünschung überrollte.


    "Danke, Witjon, danke!", stammelte Lando, der versuchte der Situation hinterherzukommen, und fleissig Hände drückte und Schultern klopfte, "Was... oh mann... Witjon! Das..."


    Lando folgte dem Fingerzeig, in dessen Richtung irgendwo ein Karren voll mit Keramikware stehen sollte, und entschied dass er sich das später mit seiner Frau anschauen würde.


    "Lässt du das in Sicherheit bringen? Nicht dass gleich bei der Feier was zerbricht, du weißt schon. Oh.. was ist das?", Lando besah sich das Trinkhorn, und erst bildete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, dann ein breites, dann ein Grinsen, und schließlich ein Äquatorialgrinsen der höchsten Güteklasse...


    "Witjon, das Teil ist einfach nur... woah... großartig!", Lando war ehrlich begeistert, und sah Witjon und Callista abwechselnd dankbar an. Dann blickte er zu seiner Frau, und zwinkerte grinsend in Richtung des Trinkhorns, als wolle er sagen: Schon gesehen? Toll, wa?

    "Natürlich verstehe ich das. Deshalb werde ich die Tage mal mit den Jungen vorbeikommen, wenn es dir recht ist.", schloss Lando das Thema mit dem Patronat ab, und entsann sich dann noch eines anderen Punktes.


    "Eh, was mir gerade noch einfällt. Die Eintreibung von Steuern ist zur Zeit auch noch Sache der Verwaltung, allerdings ist mir in den Sinn gekommen, dies dem Ordo zu überlassen.", Lando nahm einen Schluck Wasser, bevor er fortfuhr, "Also... was ich meine ist dies: im Moment ist die Regio, beziehungsweise die Provinz zuständig für die Eintreibung der Steuer, was einen nicht unerheblichen Aufwand bedeutet. Wenn man dies den Decurionen überlassen würde, die Geldsummen für den Unterhalt ihrer Stadt und die Abgaben an Rom und alles weitere selbst zu entrichten, würde man die Verwaltung gleichzeitig stärken UND entlasten. Verstehst du worauf ich hinaus will? Wir unterteilen eine Civitas in Steuerparzellen, für die sich jedes halbe Jahr Decurionen bewerben können. Diese Steuerpächter stellen dann sicher, dass die Bewohner in diesen Parzellen ihre Steuern entrichten. Gleichzeitig müssen sie allerdings die Abgaben an Rom und die Civitas an sich sicherstellen. Was im Endeffekt heißt: die Decuriones bezahlen die Steuern, was die Masse an Verantwortlichen erheblich reduziert, gleichzeitig holen sie sich diese Steuern aber von den Bewohnern dieser Parzellen wieder. Das verringert den Kreis der Verantwortlichen, auf die die Res Publica dann Zugriff haben muss, um die Abgabenerhebung sicherzustellen, aber gleichzeitig auch die Effizienz, immerhin sollte jeder Decurio bemüht sein, die Abgaben auch wieder reinzuholen, sonst bezahlt er schließlich drauf. Die Motivation wird natürlich darin liegen, mehr an Pachteinnahmen zu erzielen als man an die Civitas und den Staat abgeben muss, aber das wird jedem selbst überlassen sein... was denkst du?"


    Sim-Off:

    Kleines Update hinsichtlich der Steuerverwaltung mit Steuerpächtern und so weiter und sofort... ich sollte das mal in der Wiki eintragen. *denk*

    So, das war jetzt wohl Landos Part. Etwas unwohl war ihm schon, hatte er bisher noch keine Gelegenheit gehabt sich näher mit dem neuen Legaten zu beschäftigen, was er durchaus für ein Defizit hielt, wollten sie ihm hier doch das wohl wichtigste Projekt der Provinzialpolitik vorschlagen.


    "Eh.. salve, Legatus. Nun, wie der Comes schon gesagt hat, dreht sich unser Projekt um eine Reform der Provinzialverwaltung. Ich will noch einmal die Grundintention der Provinzstruktur erklären, ohne damit unterstellen zu wollen, dass du nicht darüber bescheid weißt. Allerdings kann ich so die Zusammenhänge erklären, die durchaus von Bedeutung sind.", Lando machte eine kurze Pause, einfach, um Luft zu holen, und um dann weit auszuholen, "Die Provinzstruktur basiert größtenteils auf den Stammesstruktur der Urbevölkerung, der nun romtreuen Stämme von Kelten und Germanen. Die Civitates sind das Abbild Roms, nur in sehr viel kleinerem Maßstab. Das System hat auf politischem Wege Sicherheit und Effizienz in den Provinzen garantiert, die Eigenständigkeit der romtreuen Stämme und gleichzeitig ihre Integration in das politische System des Reichs gefördert. Allerdings gibt es Defizite, die vor allem das Konstrukt der Regiones betreffen."


    Wieder eine Kunstpause, wieder Zeit Gedanken zu sammeln und dann fortzufahren: "Der Apparat der Regio verwaltet im Endeffekt das Niemandsland zwischen den den Civitates zugestandenen Civitates, und das mit nicht unerheblichem Aufwand. Natürlich mag es befremdlich erscheinen, wenn eine Instanz sich selbst wegreformiert, allerdings wäre die Umstrukturierung zugunsten der Civitates vor allem auch ein Gewinn für die Integrität und die kostengünstige Effizienz der Provinzen. Grundlegende Kompetenzen der Regionalverwaltung würden an die Civitates delegiert, wie zum Beispiel der Straßen- und Wasserversorgungsbau. Auch die Ordnungssichernden Maßnahmen könnten auf die Civitates übertragen werden. Dies würde zur Festigung der civitalen Strukturen beitragen, und zur erhöhten Urbanisierung der Gegend, wenn man den Civitates selbst überlassen könnte wie das zugewiesene Land in Parzellen eingeteilt und Pächtern oder Käufern überlassen wird, damit diese es bestellen. Das langfristige Ziel wäre eine Steigerung des wirtschaftlichen wie sozialen Potentials der Provinz, aber dafür braucht es keine Regionalstruktur, sondern eine viel differenziertere Civitalstruktur. Diese Idee ist mir bei der Arbeit an einer Landeigentümerakte gekommen, als ich noch im Dienst der Regionalverwaltung stand, und ich habe den Comes gebeten mein fehlendes Staatsrechtliches Wissen durch sein Wissen wettzumachen. Wir haben einen Vorschlag ausgearbeitet, der das ganze etwas genauer darlegen könnte..."

    "Maecenas, du stürzt dich in Schulden für uns!", entwich es einem sehr überraschten Lando, der etwas wortlos die Geschenke seines Freundes betrachtete, "Das kann doch nicht dein Ernst sein... also... ich meine, es ist wirklich großartig. Aber... heidewitzka. Das war doch mit Sicherheit wahnsinnig teuer..."


    Lando, der für diese Feier und den Muntschatz für seine Braut mehr als die Hälfte seines Vermögens aufgewendet hat, sah sich immer mehr mit einer Masse an Geschenken konfrontiert, die ihn sprachlos machten... hatte er wirklich so wohlhabende Freunde? Es schien fast so...

    Lando, der wenig von dezenter ins-Bild-Bringung verstand, bemerkte die junge Römerin erst einmal eine ganze Weile nicht, denn er hörte dem Gespräch zwischen seiner Frau und Balbus zu. Als er von etwas abgelenkt den Blick schweifen ließ, fiel sie ihm auf, und er wusste erst einmal überhaupt nicht, wen er vor sich hatte. Er ging von der Frau eines Honoratoren aus, die ihm bisher noch nicht vorgestellt worden war, lächelte ihr knapp zu, und wandte sich dann wieder Balbus, Vespa und Elfleda zu.


    "Ein wenig, meinst du?", lachte er schließlich, als Balbus gewohnt wortkarg beschrieb, dass die Römer weniger Worte für ihre Eheschließungen verwendeten, "Ich denke, da in der römischen Kultur sonst mehr als genug Worte durch die Gegend fliegen, können wir es verkraften wenn gerade unsere Eheschließungen wortreicher sind."
    Er zwinkerte dem kaiserlichen Beamten verschmitzt zu, für kleine Seitenhiebe war immer mehr als genug Platz.

    "Du willst die Casa umbauen?", staunte Lando, der beim letzten umfassenden Umbau eigentlich auch Platz für mehrere Paare mit Kleinkindern eingeplant hatte. Immerhin wohnte er ja schon in einem Zimmer, das für germanische Verhältnisse mehr als genug Platz für Eltern und Kinder boten, aber er wollte seinem energischen Freund das Geschenk nicht vermiesen.


    "Ich werde es zu schätzen wissen.", bedankte er sich noch einmal, klopfte Harlif auf die Schulter und nickte dann entschuldigend in Richtung des nächsten Gastes... über die Umsetzung des Geschenks würde er eh noch einmal mit Harlif sprechen müssen.

    "Hah, das wäre ja noch schöner gewesen... Tapferkeit im Angesicht des Fein.. eh... du weißt schon.", murmelte Lando mit dezentem Seitenblick auf seine Frau zu Harlif, "Danke für deine Glückwünsche, Freund. Und auch dir, Lysander, schön dass du die Zeit gefunden hast, heute unser Gast zu sein. Was ist denn das?"


    Lando warf einen Blick auf die Schriftrolle, die Harlif ihm entgegenhielt, und begriff erst nach einer Weile, dass sie eine Bauzeichnung enthielt.


    "Öh... danke. Bevor ich mich allzu sehr freue: was genau habt ihr vor?", fragte er die beiden schließ mit schelmischem Grinsen, immerhin waren Baupläne für ihn in etwa so aussagekräftig wie... nichts. :D

    "Ehm... danke, Ragin.", meinte Lando, der seiner Frau den Männerchiton aus der Hand nahm, und diesen kritisch beäugte. Der Stoff war so glatt und so fein, dass Lando keine Sekunde daran zweifelte, dass es seiner Frau gefallen würde. Er zweifelte allerdings auch nicht daran, dass er dieses Teil kein einziges Mal in seinem Leben tragen würde. Kein einziges Mal. Weniger als! Lando war halt im Herzen immernoch Bauer, und das Gefühl von rauer Wolle auf seiner Haut gab ihm die Sicherheit, nicht vollkommen abzuheben, denn wenn es etwas gab, was Lando ablehnte, dann war es Dekadenz.


    "Das ist wahrhaft sehr... wie sagt man... exotisch? Wir danken dir wirklich vielmals.", lächelte Lando schief, der immernoch der miserabelste Diplomat in ganz Germanien war. Er war ehrlich. Zu ehrlich. Und man merkte immer, wenn er log... das war seine große Schwäche. Aber was sollte es... immerhin wussten die anderen, wie man ihn nehmen musste. Und wie nicht. Hoffte er zumindest.

    Lando gab sich Mühe. Wirklich Mühe! RICHTIGE Mühe. Aber es half nicht... er war ein miserabler Tänzer. Als irgendwann Alrik mit der besten Freundin seiner Frau an ihnen vorbeitanzte, und dann auch noch Albin, hatte Lando die Faxen dicke. So vorgeführt zu werden verkraftete sein Ego nicht... vor allem weil er sich zu einer Disziplin gezwungen, die er nicht einmal ansatzweise beherrschte.
    Als ein Mattiaker, wohl ein näherer Verwandter seiner Frau, ihn darum bat mit Elfleda tanzen zu dürfen, lehnte Lando selbstverständlich NICHT ab, sondern übergab sie dankbar in die Hände des Mannes, der ihn verdächtig anzwinkerte. Wahrscheinlich hatte der Mann einfach nur Erbarmen mit Lando, und opferte sich bereitwillig mit dessen schöner Frau zu tanzen.


    So nutzte Lando die Gelegenheit, und verschwand aus der Riege der Tanzenden, um einen etwas ratlos dastehenden Ragin zu erblicken, den er sogleich an den Schultern packte und ihn zu einem der Tische, die stattlich mit Getränken beladen waren, zu dirigieren. Der junge Duccius konnte garnicht gucken, so schnell hatte er einen Humpen Bier in der Hand, und Lando, der ächzte und vollkommen ausser Atem von der enormen Anstrengung des Bloß-nicht-allzu-lächerlich-aussehens, wortlos mit diesem anstieß, nur um sich die Hälfte des Krugs in den durstigen Hals zu schütten.


    "Wuah... das hab ich gebraucht. So, Junge, ich bin mir sicher du möchtest mir einiges erzählen...", das klang herrischer als es gemeint war, war Lando schließlich froh jemanden zu haben, der nicht mit ihm tanzen wollte.

    Lando, der den Sinn und Zweck dieses Ereignisses immernoch nicht ganz verstand, wartete darauf, dass seine Frau die beiden beglückwünscht hatte, bevor er Witjon selbst die Hand drückte, ihm mit einem gemurmelten "Gut gemacht..." auf die Schulter klopfte und Callista kurz zunickte.


    "Willkommen in der Familie.", meinte Lando dann doch, als Elfleda ihn mit einem Ellenbogen in den Rippen dezent darauf aufmerksam machte, dass Witjons Verlobte durchaus mehr verdient hatte als ein stummes Nicken. Auch er verzichtete darauf irgendwas auf Latein zu sagen, denn war er der Überzeugung, dass man eine Sprache am besten so lernte wie man sie sprach, und nicht indem alle Leute Rücksicht auf einen nahmen. Sowieso... Lando hatte konkrete Vorstellungen was den Stellenwert von Latein in der Casa Duccia anging. Latein wurde gesprochen, wenn man die Casa verließ, oder man römischen Besuch empfang. Sonst nicht... und so lange Lando lebte, würde sich das wahrscheinlich auch nicht ändern.


    Dieses Zimmer lag im Dachgeschoss des "Turms", wie die Familie den massiven Anbau nannte, der vor wenigen Jahren enorm zur Vergrößerung der Wohnfläche der Casa beigetragen hatte. Vorteil des Turms war vor allem, dass er dreigeschossig war, und das Dachgeschoss damit den Rest der Casa überragte. Das Zimmer besaß vier Fenster, die ob der dem Wind ausgesetzten Lage extra dick verglast waren. Zwar auch nur mit gefärbtem Glas (durchsichtiges Glas war schlichtweg für duccische Verhältnisse unbezahlbar), aber immerhin. Die vier Himmelsrichtungen wurden durch die Fenster abgedeckt, gen Norden sah man in den großen Garten des Anwesens und in die Wälder und Felder der Gegend, gen Osten über die Stadt zum Hafen, zur Brücke und zum Gebiet der Mattiaker, gen Süden über die Stadt und gen Westen zum Castellum, die Hros und die Hügel der westlichen Provinz. Die Sonne sorgte in ihrem Lauf für eine angenehme Wärme, die im Hochsommer sich allerdings auch zur Hitze steigern konnte. Im Winter spendete sie wohlige Wärme in einer ansonsten düsteren Jahreszeit.


    Das Zimmer an sich barg genug Raum für ein großes Bett, drei Kommoden, eine große Truhe und einen Tisch, und war klar darauf ausgelegt dass hier mehr als eine Person wohnte. Um genau zu sein, war das Zimmer darauf ausgelegt, dass es von einem Ehepaar plus kommenden Kindern bewohnt wurde, denn es war immernoch genug Platz für die Platzierung von Kinderbetten und Wiegen. Für germanische Verhältnisse absolut dekadent, dank der neuen Möglichkeit aber alles andere als ungewollt. Für römische Verhältnisse sowieso ungewöhnlich, weil das Ehepaar nicht nur zur Fortpflanzung zusammenkommen, sondern auch ansonsten jegliche Privatssphäre (für Germanen ohnehin ein Fremdwort) miteinander teilen würde.


    Hier sollten in Zukunft Elfleda und Lando leben, und natürlich die Kinder, die aus den beiden hervorgehen würden.

    ...ein letztes Mal schlief Lando in dem Bett, was er vor Jahren zum ersten Mal beschlafen hatte. Es war eine unruhige Nacht, denn keinen Mann ließ es locker, wenn er kurz davor war sich fest zu binden. Aber er brachte sie hinter sich, stand am nächsten Morgen auf, torkelte nach draußen, um sich einen Schlag Wasser ins Gesicht zu hauen, kam wieder herein und enträumte das Zimmer, um es für den nächsten, der da kommen würde, frei zu machen.


    Als er auch den letzten Stapel Klamotten aus dem Zimmer geräumt hatte, überließ er den Rest der schon ungeduldig wartenden Sveija, bevor er sich in den großen Anbau, den sie nur "den Turm" nannten, aufmachte, um ein Zimmer zu beziehen welches das seine um das dreifache an Größe übertraf. Allerdings würde er dort nicht alleine leben...

    Etwas unwohl war Lando ja schon... er hatte bisher die Möglichkeit gehabt, dem neuen Legaten so weit es ging aus dem Weg zu gehen, doch jetzt ging es um ihr großes Projekt, und das wollte Metellus erst seinem Patron vorschlagen. Dem neuen Legaten.


    Nicht, dass Lando Vorbehalte gegen den neuen Legaten hatte. Aber er hatte welche gegen den alten. Beziehungsweise: die Beziehung der beiden Männer war trockener als die Sahara. Da brauchte man keine Vorbehalte, um sich unwohl zu fühlen... Lando tat es einfach, während er darauf wartete dass die Tür sich öffnete.


    "Erübrigt sich die Frage, ob du einen Termin hast? Ich als Scriba würde dir den Kopf abreißen, wenn du einfach an meinem Officium vorbei zum Chef marschieren würdest...", er lächelte, hatte er doch genau das früher schon des öfteren getan. Bei den Göttern, war das lange her...

    "Danke, Oda.", sprach Lando knapp, und nickte der Frau dankend zu. Was sollte er sonst tun? Sie umarmen? Unkerlig. Sie auf die Stirn küssen? Unpassend. Also beließ Lando es dabei, so zu tun als würde er sich tatsächlich über diesen gehäkelten Stoff freuen. Er wusste natürlich, dass es eine Mordsarbeit war, Borte herzustellen. Was nichts daran änderte, dass er niemals auch nur in die Nähe dieser Borte kommen würde. Außer er würde die Kleidung, an die sie angebracht werden würde, vom Leib seiner Frau reissen.
    Der Gedanke gefiel ihm. Deshalb bedankte er sich noch einmal über die Borte, und meinte es dieses Mal sogar ernst...
    Als die Frauen dann auch noch so richtig sentimental wurden, und seine Frau beinahe zu heulen begann (FRAUEN! Mussten immer so tun, als wollten sie das Heulen verstecken, dabei winkten sie jedoch so dermaßen mit einer Keule aus gefrorenen Tränen, dass es mordsgefährlich war eine heulende Frau eben nicht zu bemerken. Männer waren auf sowas konditioniert, schon seit tausenden von Jahren. Frauentränen lösten deshalb in etwa den gleichen panischen Reiz aus, wie ein Mammut dass sich noch einmal aufrafft um zwei seiner Jäger plattzumachen) konnte Lando nicht anders, und drückte sie leicht an sich. Oda sah verdächtig gesprächig aus, und einfach nur um sicherheitshalber zu signalisieren, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für die Lüftung des großen Geheimnisses war, schüttelte Lando sachte den Kopf, während er seine Frau an sich drückte, und gleichzeitig so tat als würde er es aus Liebe tun, und nicht weil sie heulte (Kerle!!!).

    "Salve. Mein Name ist Tiberius Duccius Lando, dies ist mein junger Vetter Titus Duccius Vala. Wir sind gekommen um mit deinem Dominus zu sprechen, Tiberius Caecilius Metellus. Rein theoretisch sollte er bescheid wissen...", sprach Lando, als er seinen voreiligen Vetter eingeholt hatte, diesem einen genervten Blick schenkte und sich sofort mit den fragenden Augen des Ianitor konfrontiert sah.