Lando konnte die Gedanken des jungen Vala durchaus verstehen. Er selbst hatte die ersten Jahre nach seiner Flucht ins Reich erst einmal die Schnauze gestrichen voll von den wirren Reibereien seines Stammes, die letztendlich zum Tod seiner Familie geführt haben. Doch je mehr er in Mogontiacum merkte, wie anders er war, desto sicherer wusste er, was er war. Und das war, seit heute, ein Duccius. Durch und durch. Keine Adoptionssache mehr, keine fehlende Blutsverbindung. Er war es einfach. Und das machte ihm das Leben um einiges einfacher...
Irgendwann wurden sie alle müde, und nachdem Vala sich verabschiedet hatte, tauschte Lando mit Silko und Witjon noch ein paar ernste Worte, bevor sie sich selbst unter Fell und Wolle vergruben, um die Nacht am Feuer zu verbringen. Das nach kurzem Schlaf folgende Erwecken durch die Seherin war nicht herzlich, aber irgendwie hatte Lando sich mit der Ablehnung der Frau abgefunden, alles andere wäre ihm wahrscheinlich noch unheimlicher gewesen. Die seltsame Paste der Seherin hatte zumindest den Schmerz in seiner linken Seite abklingen lassen, nachzuschauen wie es mit der Wunde an sich aussah, wollte er jetzt so kurz vor ihrer Abreise nichtmehr. Das karge Frühstück vertilgte er schnell, denn so sehr die alte Frau wollte, dass sie wieder verschwanden, desto eher wollte er das selbst. Er warf sich einen Schlag kaltes Wasser ins Gesicht, lieh sich von Witjon das Stück Seife und schrubbte die Zähne mit einem Stück Weichholz (ja, Germanen waren wirklich reinlich) und kleidete sich warm für die Rückreise. Als sie allesamt aufgesessen hatten, der junge Vala bekam das Packtier, dessen Ladung jetzt auf die paar Männer aufgeteilt worden war, folgte eine recht frostige Verabschiedungszeremonie.
"Lebe wohl, Seherin.", war das einzige und letzte Worte, was Lando an diesem Tag noch zur Seherin zu sagen hatte.