Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Auch Lando zuckte zusammen, als plötzlich die Stimme hinter ihnen erklang, und wandte sich mit viel Schreck in den Gliedern sofort um. Das also war sie, die Seherin, die genug Macht in den Händen hielt um Stammesfehden mit einem Wort ins Rollen zu bringen, oder sie zu beenden.
    Lando schluckte einmal laut hörbar. Dann setzte sein Verstand aus, und er tat einfach wie ihm geheißen.
    Erst, als die Seherin ihm einen Wundumschlag kredenzte, und die beiden Dinge wenig feinfühlig in dem Loch, das in seiner linken Seite klaffte vermengte, begann es zu brennen, bis es ihm die Tränen in die Augen trieb. Der Schmerz wurde immer stärker, und der blanke Hohn, der aus der Stimme der Seherin sprach, machte die Sache nurnoch schlimmer.
    Während Lando also mit zusammengebissenen Zähnen vor sich hin litt, nahm die Seherin sich auch die anderen vor, und so bekam jeder am Anfang ihres Besuchs einen Dämpfer verpasst. Und jeder Satz traf...


    Erst als sie ihre finale, und um nichts weniger verstörende gestellt hatte, stutze Lando, und auch wenn er im Moment nicht viel mehr als Schmerz empfand, traf ihn die Erkenntnis doch wie ein noch nicht erfundener Dampfhammer. Phelans Mutter ist ihre Nichte? War es.. nein... Lando wagte es nicht, den Gedanken zuende zu denken... anstelle dessen zwang er sich, noch auf dem Balken sitzend, auf die Frage der Frau zu antworten: "Du hast uns herbefohlen. Wir folgten. Es ist an dir, diese Frage zu beantworten!"

    Ad:
    Marcus Petronius Glabrio
    Casa Petronia
    Roma | Italia


    Geschätzter Freund,


    das ist heute der dritte Brief, den ich schreibe, und ich tue mich noch immer etwas schwer mit dem flüssigen Schreiben von lateinischen Texten, auch nach Jahren.
    Des Zeitdrucks wegen kann ich dir leider nicht mehr als ein paar Zeilen schreiben, aber ich hoffe darauf, dich bald wieder persönlich als Freund in die Arme schließen zu können, denn ich lade dich auf diesem Wege zu meiner Hochzeit ein.
    An den KAL MAI DCCCLIX A.U.C. (1.5.2009/106 n.Chr.) wird die Trauerf Trauung stattfinden, und ich hoffe auf dein Kommen als Freund der Familie. Wenig später wird unser Witjon sich auch in den Bund der Ehe begeben, ich hoffe dass du uns die Zeit erhalten bleibst.


    Alles weitere erspare ich dir bis zu unserem Wiedersehen, denn viel Zeit zum Schreiben bleibt mir nichtmehr. Eine mächtige Seherin unserer Völker hat mich und meine Familie zu sich zitiert, und mir fehlt der Mut mich der Anweisung zu widersetzen, da man dieser Frau Kräfte zuschreibt, die nicht menschlich sein können.


    Bis zu unserer Rückkehr hoffe ich auf eine positive Antwort von dir!


    Mit freundschaftlichem Gruß.


    Til ars ok frisar.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriftloki.png]
    _________________________________________________________
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Sup.

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    Ad:
    Duccia Venusia | M. Duccius Rufus
    Regia Praefecti
    Alexandria | Aegyptus


    Heilsa meine Lieben,


    ich bin etwas in Eile, denn es gibt einige Dinge, die meiner harren. Aber alles nacheinander...


    Zuerst: es hat sich einiges getan in unserem Hause, ihr werdet es kaum glauben. Meine Wenigkeit ist zum Praefectus Vehiculorum der Provinz und zum Ritter des Imperiums erhoben worden, was eine außerordentliche Ehre darstellt. Zudem sind wir von der FMQ zu Hoflieferanten des Kaisers ernannt worden, ich muss euch nicht erklären was das bedeutet. Die Pelze, die Ragins Jäger herstellt, sind in Rom wohl besonders beliebt, du darfst dich jetzt stolz Hoflieferant nenne, junger Mann.
    Witjon ist zum zweiten Mal zum Duumvir von Mogontiacum ernannt worden, eine Bestätigung seiner verlässlichen Fähigkeiten. Verus strebt auch höherem entgegen, und hat sich zum Magistraten der Civitas wählen lassen. Eila wurde zur Curatorix der Schola ernannt, wobei ich allerdings davon ausgehe, dass du, Dagmar, deine Finger da im Spiel hattest. Sontje betätigt sich gerade sehr energisch in der Taberna, und Rodrick versucht immernoch den Kulturschock zu verdauen, der uns ja alle getroffen hat, als wir zum ersten Mal die römische Art kennenlernten.


    Dagny ist von uns gegangen, ihr Fieber hat sich nicht gebessert, und vorgestern ist sie einfach nichtmehr aufgewacht. Nun hat sie es hinter sich, und wird in Hels Reich hoffentlich ein besseres Leben, ohne Schmerzen, führen können.


    Habe ich etwas vergessen? Achja, wie konnte ich nur?


    Tiberius Prudentius Balbus ist an mich herangetreten, und hat eine Verbindung unserer Sippen vorgeschlagen. Da fiel das überlegen nicht schwer, ein Kandidat von unserer Seite ward auch schnell gefunden: Witjon hat sich bereit erklärt die Verbindung einzugehen, und eine Dame namens Prudentia Callista zu ehelichen. Wir sind sehr stolz auf ihn, und sehr gespannt auf die junge Frau, die Verus in wenigen Tagen als Schülerin unterstehen soll.


    Damit ihr es euch merken könnt: die Hochzeit soll etwa am
    VIII ID MAI DCCCLIX A.U.C. (8.5.2009/106 n.Chr.)
    stattfinden, ich muss euch nicht sagen, dass wir es schön fänden wenn ihr euch bis dahin zu uns gesellen könntet.


    Eh, achja, und noch etwas... im Moment scheinen wir im Visier mächtiger Leute zu stehen, denn Rodewini von den Mattiakern ist an mich herangetreten, und hat mir eine Vermählung mit seiner Base Elfleda, Tochter des Sarwolf, vorgeschlagen. Nun, irgendwann ist auch meine Flucht zuende, und letztendlich haben die Götter entschieden, dass ich diese Verbindung eingehen soll. Die Hochzeit soll im Zeichen der Götter am
    KAL MAI DCCCLIX A.U.C. (1.5.2009/106 n.Chr.)
    stattfinden. Ich hoffe, ihr schafft es bis dahin zurück in den Schoß der Familie.


    Morgen brechen wir wieder einmal auf nach Magna, nachdem die Seherin der freien Stämme uns einen Boten schickte, und uns auf diesem Wege zu ihr zitierte. Mir fehlt der Mut, mich der Aufforderung zu widersetzen, ihr werdet sicherlich von ihr gehört haben, und könnt das verstehen. Auf dem Weg werden wir nach einer verschwundenen Prudentia forschen, die nach Magna gegangen, und seitdem verschollen ist. Wir haben Balbus versprochen, ihm diesen Freundschaftsdienst zu erweisen, und werden unser Wort halten. Bei unserem Glück kommt von diesem Höllentrip keiner lebend zurück, so kurz vor unseren Eheschließungen. Wir werden morgen früh noch ein Opfer darbringen, damit unsere Reise sicherer verläuft als unsere vorherige.


    Viel mehr zu erzählen bleibt auch nicht, weil keine Zeit ist, es sind noch mehr Briefe zu schreiben. Schreibt mir möglichst bald, wie es bei euch aussieht. Ich hoffe Ragin kommt mit seinen Studien voran, und deine Bälger verdrehen dir nicht zu sehr den Kopf, Dagmar.



    Til ars ok frisar.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriftloki.png]
    _________________________________________________________
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Sup.

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    Der erste von einigen Briefen, die zu verschicken waren, wurde von Lando direkt nach Dienstbeginn eingereicht, und von seinem Tabellarius quittiert.


    Ad:
    Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma | Italia


    Freund Balbus,


    ich schreibe dir diese Zeilen kurz vor unserem Aufbruch nach Magna, da es doch dringliche Dinge sind, die wir zu besprechen haben. Demzufolge kann ich dir noch nichts zu deiner jungen Base sagen, und muss dich in deinem Harren auf unsere Rückkehr in etwa zwei Wochen vertrösten.


    Marsus, oder Witjon, wie wir ihn nennen, ist seinem Bruder in der Tat nicht unähnlich. Er ist eine treue Seele, arbeitssam, sorgfältig und akribisch in seinem Schaffen, warm und freundlich mit den Menschen die ihn umgeben. Ich möchte sagen, er wurde vom harten Leben unserer Leute jenseits des Rhenus verschont, in dem seine Mutter an einen Ubier verheiratet wurde. Daher fehlt ihm noch das gewisse Maß an Reife und Besonnenheit, die sein Bruder besitzt, was er sich allerdings, und da spreche ich ohne zu beschönigen, in den nächsten Monaten aneignen wird, denn es kommen große Aufgaben auf ihn zu. Wie zum Beispiel unsere Familien in Treue und Freundschaft zu verbinden.
    Interessanter Schachzug, ihr Eburnus vorzustellen, wenn ich daran denke, dass bis vor einigen Monden noch meine Schwester zu Gast in Rom war, hätte der Kulturschock auch deutlicher ausfallen können. ;)


    Die von dir erbetene Befähigung zum Schluss der Verlobung habe ich mit in den Brief eingerollt, wie dir sicherlich schon aufgefallen ist. Was das weitere Prozedere der Heirat angeht, verlasse ich mich ganz auf dich und Marsus, der als Ubier schon von Kindesbeinen an Kontakt zu den römischen Sitten hatte, etwas das mir verwehrt geblieben ist, und mittlerweile bin ich zu alt um alle Facetten eurer Kultur verstehen zu können. Bilde ich mir zumindest ein. Marsus wird dir beizeiten schreiben, um den Ablauf der Zeremonie mit dir abzuklären, ich denke, so denn wir gewisse Rituale unserer Heimat mit in das Prozedere einbauen können, sollten auch unsere Götter der Ehe gegenüber wohlgesonnen sein.


    Achja, das. Ja, ich heirate. Beim Winterthing hier in der Provinz ist ein Fürst der mit Rom verbündeten Mattiaker an mich herangetreten und hat mir eine Verbindung unserer Sippen vorgeschlagen. Ich konnte schlecht nein sagen, muss ich meiner Sippe doch nicht nur mit Arbeit und Kapital zur Verfügung stehen. Nun, das Verlobungsprozedere war relativ kurz, ob der noch winterlichen Temperaturen und der Dinge, die in Mogontiacum noch meiner harrten, aber den Traditionen entsprechend. Meine Verlobte ist Elfleda, Tochter des Sarwolf, und von in unseren Maßstäben adeligem Geschlecht, ihr Onkel ist einer der Führer des Stammes. Du wirst dich sicherlich noch an die Erzählungen deines Vaters erinnern, der den Akten nach in seiner Zeit hier auch Kontakt mit ihnen gehabt hat. Außerdem dürften einige deiner Streiter in der Ala diesem Stamm angehört haben.
    Nun, was soll ich sagen? Meine Verlobte ist schön, und allein ihr Anblick reicht um einen Mann durcheinander zu bringen. Viel Zeit zum kennenlernen hatten wir nicht, bei uns gibt es festgesetzte Zeiten, Fruchtbarkeitsbrimborium und so weiter und sofort.
    Nun, ich kann dich und deine Familie hiermit auch schon einmal formlos zu der Vermählung und den anschließenden Feierlichkeiten einladen, diese wird an den


    KAL MAI DCCCLIX A.U.C. (1.5.2009/106 n.Chr.)


    stattfinden. Ich hoffe du siehst es mir nach, dass ich keine hübsch verschnörkelte Einladung schicke, ich weiß ihr Römer seid heiß auf diesen Kitsch, aber irgendwie will mir sowas einfach nicht von der Feder gehen.


    Als Datum für die Vermählung Callistas und Marsus schlage ich den darauffolgenden Wochenturnus vor, also den


    VIII ID MAI DCCCLIX A.U.C. (8.5.2009/106 n.Chr.)


    Bitte lass mich wissen, ob der Termin auch euren Möglichkeiten entspricht.


    Von meiner Erhebung in den Ritterstand habe ich, deutlich überrascht von dieser Ehre, am gestrigen Tage erfahren. Mein Dank, und der meiner Familie, wird dir auf ewig sicher sein. Die Ehre, als Hoflieferant fungieren zu können, ist natürlich auch eine große Freude für die Mitarbeiter in meinem Konsortium, auch hierfür ist dir unser Dank gewiss! Es tut gut, treue Freunde wie dich zu haben!


    Achja, bevor ich es vergesse: Witjon hat dem Brief eine Kette aus Silberdraht und Bernstein beilegen lassen, um Callista so seine Wertschätzung auszudrücken. Für einige persönliche Worte reichte es leider nicht, er bittet dies zu entschuldigen, die Reisevorbereitungen gestalten sich als recht aufwendig, und der Eindruck der Düsternis, durch die wir uns begeben müssen, lastet schwer auf den Gemütern.



    Nun muss ich diese Zeilen beenden, denn es wartet noch einiges an Arbeit auf mich. Wir lesen uns, und bis dahin verbleibe ich in freundschaftlichem Gruße.


    Til ars ok frisar.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriftloki.png]
    _________________________________________________________
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Sup.

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Urkunde


    Ich, Numerius Duccius Marsus, bestätigte hiermit meine Einwilligung in die Schließung einer Verlobung von Prudentia Callista mit meiner Person.
    Ich befähige zudem Tiberius Prudentius Balbus dazu, die Verlobung in meinem Namen eintragen zu lassen.



    [Blockierte Grafik: http://redcrss.re.funpic.de/Im…m/Unterschrift_Marsus.png]
    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia - Mogontiacum - Germania Sup.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]

    Als Lando die monatlichen Berichte der Mansiones in seinem Amtsgebiet überflog, fiel ihm vor Schreck beinahe der Becher mit Kräutersud aus der Hand, als er sah, dass die Wertkarte seiner Familie beinahe aufgebraucht war. Im Trubel der letzten Monate hatte er das wohl übersehen, und Albin war schon lange nichtmehr zuzutrauen, das Zahlenwerk noch zu erlernen. Also blieb ihm selbst nichts anderes übrig, als die 250 Sesterzen bei der nächsten Gelegenheit seinem jungen Stationarius in die Hand zu drücken, und dafür zu sorgen dass die Wertkarte wieder aufgestockt wurde, immerhin galt es in naher Zukunft einige viele Briefe zu schreiben.


    Sim-Off:

    Bezahlt.

    "Wir sind am Ziel.", knirschte Lando mit den Zähnen, und es brauchte einige Sekunden, bis er sich dazu zwingen konnte, sein Pferd wieder zu wenden und sich zur Hütte zu begeben, aus der aus einem kleinen Schlot dünner schwarzer Rauch aufstieg, es roch nach Holz und nach Gemüsebrühe. Eigentlich konnte dies alles auch einer einfachen Eremitin, wie es sie immer wieder gab, gehören, doch die Normalität trügte. Zumindest bildete Lando sich das ein... die Geschichten, die von dieser Frau erzählt wurden, sprachen eine nur allzu deutliche Sprache. Magische Riten, Feuerstürme, Tote zurückholen, alles war dabei. Eigentlich genug, um die Frau sofort von einem Standgericht zum Tode zu verurteilen, aber das wagte natürlich niemand, denn dazu hatte diese Frau einfach zu oft recht.


    "Seherin. Wir sind da....", murmelte Lando, dessen Stimme kläglich versagte, und als sich sekundenlang nichts tat, bis auf dass dumpfe Geräusche aus der Hütte drangen, sammelte Lando den Rest seines Muts zusammen, um noch lauter "SEHERIN! Wir sind da..." zu rufen.

    "Ja, schon... dennoch...", murmelte Lando, der den Brief ein weiteres Mal las, ihn dann zusammenrollte, sich damit an die Stirn tippte, und Lucius verschmitzt anzwinkerte: "Elender Gedankenleser..."


    Danach wandte er sich zu seinem Noch-Vorgesetzten, und sprach mit ihm die Details der Amtsübergabe ab, die in den nächsten Tagen erfolgen sollte.

    Lando fühlte sich beschissen. Zwar hatte der Verband, den er jeden Tag wechselte, dafür gesorgt, dass sich seine Wunde zumindest annähernd geschlossen hatte, aber seinen linken Arm konnte er dennoch bis auf weiteres vergessen. Das würde ein Spaß... halbgelähmt heiraten.


    Er wurde, je näher sie ihrem Ziel kamen, immer wortkarger, und am fünften Tage ihrer Reise hatte er schließlich garnichts mehr zu sagen. Der Weg zur Seherin war schwer genug gewesen, aber wahrscheinlich kein Vergleich zu der Zeit, die sie bei ihr verbringen wollte. Lando hatte eine scheiss Angst. Es waren die Seher, die ihn damals am liebsten auf den nächsten Stein gelegt hätten, als Lando sich seinen Namen Loki verdiente, und es waren die Seher, die beschlossen hatten seine Familie der Acht auszusetzen. Er konnte sich nicht daran erinnern wann Kontakte zu Sehern und Priestern jemals gut für ihn ausgegangen waren. Und nun befand er sich kurz davor, auf die mächtigste Seherin rechts des Rhenus zu treffen. Er hasste es, aber er MUSSTE Folge leisten.


    Irgendwann wurde der Boden fester, und die Bäume und Sträucher standen immer dichter, als schlössen sie sich zu einer natürlichen Festung zusammen. Irgendwann hörten die Vögel aus zu singen. Und die leblosen Gerippe der Bäume, die im Sommer wohl kein Licht auf den Boden treffen ließen, wirktem im dichten Nebel umso gespenstischer.
    Ja, Lando hatte wirklich Angst.


    Als selbst irgendwann die Geräusche der Pferdehufe, die den dünn gefrorenen Boden brachen, verstummten, und sie minutenlang durch absolute Stille ritten, war Lando an der Grenze zu verzagen, umzudrehen und darauf zu hoffen, dass der Zorn der Seherin nicht halb so heftig ausfallen würde wie die bedrückende Stille dieser Momente.


    Irgendwann hörte es einfach aus, und sprichwörtlich mit einem Satz stand Lando am Rande einer Lichtung inmitten dieser tiefen Wälder, frei von Nebel, aber nach den stillen Minuten auf dem Pfad durch die Wälder voll von Leben: Vögel zwitscherten, irgendwo hörte man eine Ziege blöken, und der Wind war auch zu hören. Eigentlich hörte man alles, den eigenen Atem, den der Pferde, das Spannen des Leders über dicker Wolle und geschundener Haut. Alles.
    Was die Situation keinen Deut besser machte... Lando hielt seinen Hengst an, und blickte zurück, zu seinen Mitstreitern. Erst dann fiel ihm auf, dass auch der Nebel einer Wand gleich hinter ihnen stand, und sich zwischen den Bäumen zu verstecken schien, aber keinen Schritt weit in die Lichtung hereinragte.


    "Was bei...", murmelte Lando, dessen Geist immer mehr in tiefer Furcht gefror.

    Mit finster Miene, hörte Lando sich an, was Leif ihm da erzählte. Witjon hatte sich wenigstens verprügeln lassen. Der Anführer der Truppe gönnte sich einen Moment der Gehässigkeit, in dem er sich am Anblick des jungen Ubiers weidete. "Hat er das?", grollte Lando nur, der froh darüber war, dass Witjon nicht kleingehackt wurde. Aber auch nicht mehr.


    Er reichte die Schale mit dem heißen Pferdeurin an den Nubier weiter, und gab ihm mit einem fixen Blick zu verstehen, dass er das Prozedere wiederholen sollte. So würde sich der Wundbrand zumindest mittelfristig abwenden lassen.


    "Wenn ich das richtig sehe, sind wir in den Sümpfen, die dafür sorgen, dass meine alten Leute und die Hermunduren sich nicht gegenseitig an die Gurgel gehen. Ich kenne diesen Ort nicht, wie lange sind wir schon hier? Einen halben Tag? Dann sind es noch knapp zwei Tage. Übermorgen sind wir da..."


    Lando lehnte sich zurück, und merkte wie ihm die Anstrengung der Wundsäuberung die Kräfte aus den Gliedern sog, sein Kopf sank auf seinen Sattel, und einen Moment bevor er einschließ, murmelte er noch: "Ich glaube da hat sich jemand [SIZE=7]seine Freiheit erkämpft.[/SIZE]"

    "Die Antwort von Witjon wissen?", Lando runzelte gespielt die Stirn, und sah dann Witjon kritisch an, mit Blick auf dessen Kinn, "Mädchen, wir sind froh dass dem Jungen mittlerweile überhaupt was anderes als Pickel im Gesicht wächst, da muss man ihn doch nicht gleich mit den Fachfragen zur Bartpflege überfordern..."


    Er grinste seinen jungen Vetter an, und beantwortete Sontje dann ihre Fragen: "Ein Hoflieferant ist jemand, von dem der Kaiser bevorzugt kauft. Das ist mit hohem Prestige verbunden, der Kaiser kann es sich leisten nur die besten der besten Waren zu kaufen, was eine große Ehre für uns ist. Du könntest deinen Barbier sicherlich auch nach Rom schicken, allerdings gehe ich nicht davon aus, dass man ihn überhaupt einlässt. Der Kaiser hat mit Sicherheit einen eigenen Sklaven für derlei Dinge, und wird sich kaum von einem normalen Barbier frisieren lassen. Baldus? Achso... du meinst Balbus. Tiberius Prudentius Balbus ist ein Freund der Familie, der uns schon seit vielen Jahren bekannt ist. Er hat sich in Rom für uns eingesetzt... die Liste unserer Freunde in Rom ist kurz, aber nicht nur deshalb ist er uns ein wertvoller Freund. Er hat eine Verbindung zwischen unserer und seiner Familie vorgeschlagen, für die sich Witjon hier", er schlug dem jungen Mann kräftig auf die Schulter, "bereit erklärt hat. Er wird auch bald heiraten... eine junge Römerin namens Prudentia... Prudentia... Prudentia... Callista! Richtig... das war ihr Name. Das ist sehr wichtig für uns, als Zeichen dass die Prudentii und die Duccii zusammen stehen. Nun... hast du sonst noch Fragen, Naseweis?"


    Schließlich nahm er doch den letzten Brief zur Hand, öffnete ihn betont langsam, und schmunzelte seinen Vetter dabei verschmitzt an...


    "Soooooo... was steht denn da? Oh... das Wetter in Rom ist bedeckt, die Auguren sagen dass es heiter werden soll. Schön. Das zu den Nachrichten aus Rom... und... bei den Göttern! In Rom ist tatsächlich ein Sack Getreide umgefallen. Mehrere Tote, man befürchtet, dass es zu Unruhen kommen kann.", er legte die Schriftrolle wieder weg, und sah die beiden daraufhin betont arglos an... "Und jetzt?"


    ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!


    Das Handelskonsortium Freya Mercurioque ist, durch seinen Procurator Tiberius Duccius Lando, zum Hoflieferanten des Kaisers ernannt worden.


    Wir sind stolz darauf, dass unser Unternehmen auch in Rom mit großem Vertrauen bedacht wird, und versprechen unseren Kunden auch in Zukunft die perfekte Mischung aus zuverlässiger Qualität und fairem Preis.


    ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!ACHTUNG!!





    An
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia
    Mogontiacum
    Germania Superior



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    PRAEFECTO VEHICULORUM TIB. DUCCIO LANDONI


    Salve Bürger, dieses Schreiben kommt zu dir im Namen des Procurator a Libellis, Tiberius Prudentius Balbus. Dir wird die Ehre zuteil, Hoflieferant des Kaisers zu werden. Dein Status als solcher ist bereits bestätigt und eingetragen.




    Der Kaiser verlangt zeitgerechte und vollständige Lieferung, wofür er dich fürstlich entlohnen wird.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


    Aulus Flavius Piso
    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]

    Lando, der immernoch ziemlich überrascht von dieser Nachricht war, quittierte den Hinweis auf den prudentischen Brief mit einer hochgezogenen Augenbraue, und griff deshalb demonstrativ zum zweiten Brief aus der kaiserlichen Kanzlei. Nicht, weil er Witjon ärgern wollte, sondern weil er es konnte. :D


    "Ahja... gut, die Ernennung der Freya Mercurioque zum Hoflieferanten, das hat Prudentius ja schon angekündigt. Sehr schön... Glas von dir ist auch dabei...", er hielt Lando das Schreiben hin, "Zumindest zeigt es, dass wir da etwas richtig gemacht haben."

    "Jeden Tag bürsten, jede Woche einmal mit Lauge durchwaschen und danach mit Kräuterfett einreiben.", bewies Lando beim eintreten, dass die Germanen dieser Zeit gewissen anderen Völkern in Körperhygiene in nichts nachstanden (wie man tausende Jahre später oft noch glaubte). Er schloss die Tür hinter sich, strich Sontje, obwohl sie schon drauf und dran war eine stattliche junge Frau zu werden, über den Kopf (was einfach daran lag, dass sie seit Helenas Ableben den Kükenposten in der Familie eingenommen hatte) und sah Witjon schmunzelnd an: "Also ist das Geschäft klar? Sehr schön... Sontje, ich glaube kaum, dass du selbst Haare schneiden wirst. Das überlässt du einem, der etwas mehr Erfahrung darin hat... außer, du willst es unbedingt selbst machen? Was ist das?"


    Sein Blick fiel auf die Schriftrollen, die noch versiegelt auf dem Schreibtisch lagen, und deren Adresszettel ihn nannte. Er lehnte sich an den massiven Schreibtisch, nahm die erste Schriftrolle zur Hand, brach das Siegel und entrollte sie, um den Text mit geschultem Auge zu überfliegen: "Gott, dieses Beamtenlatein... ich glaube, ich werde Jahre brauchen, bis ich das kann."


    Dann erst begriff er, was er gerade gelesen hatte...


    "Öhm... sie haben mich zum Ritter ernannt.", er stockte, sah erst Sontje, dann Witjon fragend an, überflog den Text noch einmal, und wiederholte jedes Wort dabei murmelnd, als würde es erst auf diese Art und Weise real werden; schließlich hielt er den Brief Witjon hin.


    "Da steht, dass sie mich zum Eques Imperii ernannt haben. Und irgendwas von einem Ansuchen... ich habe kein Ansuchen deshalb an Rom gerichtet.", Lando runzelte die Stirn und überlegte, ob er dergleichen irgendwie vergessen haben könnte, aber nein, es wollte ihm nicht einfallen. Er hatte nie darum gebeten... Fassungslosigkeit machte sich in ihm breit, als er begriff, was das eigentlich bedeutete: "Das heißt, ich gehöre jetzt zum niederen Reichsadel."

    Rein theoretisch könntest du zwischendurch die Suche betätigen, und danach Ausschau halten, was andere Menschen für Modelle hochgeladen haben. Dann brauchst du im Fall der Fälle gewisse Dinge nicht selbst modellieren, sondern kannst dir das Werk anderer ausleihen...

    Er wusste nicht warum, aber irgendwie kam ihm die Idee, Elfleda jetzt und hier zu rauben, sich durch halb Germanien zu metzeln um schließlich mit ihr auf einer kargen Nordmeerinsel mit nichts anderem als Bäumen und Steinen zu leben. Um sich letztendlich den Rest ihres Lebens ihr Gezeter anzuhören, wie er bloß auf eine so dermaßen kindische Idee gekommen war, und um letztendlich kläglich zu verhungern, weil die Bergkatzen einem alles wegfraßen. Er schüttelte diesen Gedanken ab, peinlich genug, so etwas pathetisches überhaupt gedacht zu haben.


    "Mach dir keine Sorgen...", schmunzelte Lando matt, "Wir sind nicht das erste Mal auf Reisen."


    Er strich einmal mit seiner linken Hand einmal kurz über eine Wange seiner Verlobten, und ließ sie mit keinem weiteren Wort zurück. Er stieg auf sein Pferd, gab Verus ein Zeichen, winkte der versammelten Sippe Rodewinis noch einmal kurz zu, und lenkte dann ihren Weg über den Dorfplatz in die umgebenden Äcker und Wälder, in Richtung Aquae Mattiacorum, und dann schließlich nach Hause.

    "Ja. Habe ich...", antwortete Lando mit matter Stimme. Abschiede waren nie sein Ding gewesen... eigentlich gab es noch nie jemanden, von dem er sich über längere Zeit verabschiedet hatte, von seiner Schwester mal abgesehen. Und die war da genauso pragmatisch wie er, schickte ihn mit einem gespielten "Fahr zu Hel..." auf die Reise, oder ging selbst auf eine solche.
    Und nun stand er seiner Verlobten gegenüber, und wusste nicht was zu sagen. Er entschloss sich für die kurze und schmerzhafte Variante.


    "Wir werden gehen... es ist noch einiges zu tun, bis wir uns wiedersehen."

    Lando nickte Leif dankend zu, als dieser ihm die Schüssel mit dem abgekochten Pferdeurin gab, murrte nur ob dessen Bemerkung über Landos Alter. Der nächste Schritt, den es zu bewältigen gab, machte Lando schon im vornerein keinen Spaß, wobei er sich gleichzeitig über seine weinerliche Art aufregte...


    "Bei den Göttern... was für ein Waschweib ich geworden bin...", schimpfte Lando, bevor er sich ein Stück Holz zwischen die Zähne schob, und den Verband von seiner Wunde löste. Das mittlerweile verkrustete Blut galt es zu lösen, und festzustellen wie tief die Wunde ging. Lando wimmerte vor Schmerz, als sein mit Pferdeurin desinfizierter Finger die Wunde immer tiefer auskundschaftete, dieser junge Bastard hatte wirklich ganze Arbeit geleistert. Lando allerdings nicht umgebracht. Der Speer hatte Landos linke Seite getroffen, seinen Brustmuskel zerrissen und war schließlich kurz vor der Schulter auf die Rippen getroffen, die er den Göttern sei dank nicht durchschlagen hatte. Das hatte Lando das Leben gerettet, hätte ein kräftigerer Kerl zugestoßen, wäre er jetzt bei den Asen, und würde sich ins römische Delirium saufen.


    Die Wunde galt es zu desinfizieren, also kochte Lando Wasser auf, reinigte sie damit, und desinfizierte sie damit mit kaum unterdrücktem Schmerzgeheul mit dem aufgekochten Pferdeurin. Der Verband wurde währenddessen auch ausgekocht, neben dem Feuer getrocknet und neu aufgelegt. Keine medizinische Meisterleistung, aber es würde reichen um zur Seherin zu gelangen, in die Lando auch gewisse Hoffnungen der Heilkunst legte.


    Als das Prozedere abgeschlossen war, lehnte Lando sich entkräftet zurück, und ließ seinen Kopf auf seinem Sattel ruhn, der als improvisiertes Kissen fungierte.


    "So... Witjon hat auf's Maul gekriegt. Aber er lebt noch... wäre irgendjemand so freundlich, mir zu erzählen was genau passiert ist, nachdem dieser junge Bastard mich abgestochen hat?"


    Lando wachte erst aus seinem Delirium wieder auf, da hatte die Reisegruppe die hügelbewehrten Lando um das Rhenusland schon hinter sich gelassen, und kämpfte sich langsam aber stetig durch die immer heimtückischer werdenden Sümpfe, die das Land der Chatten auf weite Ebenen hin von dem der Hermunduren trennte. Ihr Ziel war die Gegend, wo Uulta (Fulda) und Uora (Werra) zusammenflossen und die von den Römern betitelte Visurgis bildeten. Doch bis dahin war noch ein weiter Weg.


    Abends, als die Raststatt für die Nacht auf einer kleinen, mit kahlen Birken bewachsenen Sumpfinsel aufgeschlagen wurde, machte Lando sich die Mühe, und wachte wieder auf.


    "Was bei... verdammt... tut das weh.", jammerte er erst los, merkte dann wo er war, und entsann sich der Geschehnisse des letzten Tages. Instinktiv packte er an seine Seite, fühlte den improvisierten Verband und fragte Phelan gleich danach was er getan hatte. Nicht, dass er ihm nicht zutraute ihn vernünftig verbunden zu haben. Nur wollte er nicht anhand einer Infektion krepieren, so kurz vor seiner Hochzeit.


    "Leif. Pferdepisse.", war sein erster, unter Schmerzen hervorgepresster Befehl des Tages, dann wandte er sich, von den anderen dick eingepackt am Feuer liegend, so weit wie möglich seinen anderen Begleitern zu: "Habt ihr es ihnen gegeben? Was ist passiert? Argggggghhhhhh... blöde verdammte... ich werd alt."

    "Lucius.", grüßte Lando seinen Tabellarius, ohne ihn wirklich zu grüßen, "Was ist? Eh... ich gehe davon aus, dass ich das lesen soll."


    Lando nahm die Schriftrolle an sich, breitete sie vor sich aus und überflog den Text. Dann überflog er ihn ein zweites Mal... und beim dritten Mal las er ihn richtig.


    "Befö...", er blickte irritiert zur anderen Seite des Raumes, an dem der ältliche Hirtius Postumianus seinen Schreibtisch hatte. Der alte Mann schien zu wissen, worum es in dem Schreiben ging, und lächelte ihn nur milde an, während Landos Verwirrung wuchs.


    "Davon hast du garnichts gesagt... warum so auf einmal?"


    Doch der alte Mann schien sich nicht die Arbeit einer Antwort machen zu wollen, und blickte Lando weiterhin nur wortlos lächelnd an, nur um doch einmal mit den Schultern zu zucken.


    "Danke.", sprach Lando schließlich zu beiden aus, als hätten sie etwas damit zu tun. Dann jedoch fiel ihm noch etwas auf, "Lucius.... hast du meine Post gelesen?"