Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Wenn die SL unseren Neuzugang als Sohn von


    Lucia Duccia (ID 403)
    und
    Quintus Fabius Classicus (NPC, nicht zur hier gespielten Gens Fabia gehörend)


    eintragen könnte, wäre ich ihr sehr zu Dank verpflichtet. :)

    das "aussehen" ist wohl etwas missverständlich ausgedrückt, aber du hast ja schon geschrieben was du vor hast.


    Ein Legionär ist gut, im Militär sind wir dato eher weniger vertreten.


    Also, solltest du kein Problem damit haben dich in die schon recht feste Familiengeschichte einzufügen, und dich an gewisse Regeln hälst, die das (möglichst historisch versierte) Spielen einer germanischen Familie so mit sich bringt, sei herzlich willkommen!


    Sobald du freigeschaltet wurdest, wird sich ein Tutor bei dir melden, um dir deinen Einstieg ins Spiel und bei uns so reibungslos wie möglich zu gestalten.


    Viel Spaß! :)

    ...das klingt nach dem Stichwort für meinen Auftritt.


    Zu allererst: danke für dein Interesse an unserer Familie.


    Bevor ich dich allerdings aufnehmen kann, hätte ich als Entscheidungshilfe gerne ein paar Infos von dir.


    I. warum gerade die Gens Duccia? (hat sich irgendwie schon beantwortet)


    II. besitzt du Vorwissen in Sachen Germanen (was nicht obligatorisch ist), und/oder die Motivation, dir dieses Wissen anzueignen (was es ist)?


    III. wie genau soll dein Charakter aussehen, hast du etwas bestimmtes mit ihm vor?


    Solltest du nicht unbedingt hoch hinaus wollen, besteht natürlich die Möglichkeit in unserem Umfeld als Peregrinus einzusteigen, also als Mensch ohne Bürgerrecht.
    Damit gehörst du zwar nicht direkt zur Familie, hast aber genügend Freiraum deinen Charakter zu gestalten, ohne ihn gleich den Regeln und der Geschichte der Gens zu unterwerfen.
    Die Möglichkeit auf Adoption und Einheirat besteht ja weiterhin... diese Möglichkeit würde ich sogar empfehlen, solltest du nicht unbedingt Senator werden wollen.

    Lando hatte sich einige Muster besorgt, um das Dekret der Curia Provincialis in eine angemessene Form gießen zu können, und darüber so einige Stunden gebrütet. Er hatte insgesamt vier Tabulae verbraucht, die Wachsschicht so oft zerkritzelt und neu beschrieben, dass er sie am Ende zur Seite legen und sich eine neue nehmen musste, und erst nach dem sechszehnten Versuch war es soweit, dass Lando einen Entwurf hatte, den er als der Versammlung vorlegbar betrachtete.





    Decretum Curiae Provincialis


    Die Curia Provincialis Germaniae
    im Auftrag des Legatus Aug. P. Praetore
    weißt die Civitates der Provinz hiermit an, eine angemessene Sicherheit in Belangen des Schutzes der öffentlichen Ordnung und des Brandschutzes zu gewährleisten.
    Den Gremien der Verwaltungen dieser Civitates wird hiermit nahegelegt, die ihnen durch die Vigiles gegebenen Möglichkeiten auch zu nutzen, und diese in angemessen auszustatten.


    Empfohlen wird dabei die Einsetzung einer Basis aus verpflichteten Vigiles, sowie die Etablierung einer von der Bevölkerung gestellten Menge an Freiwilligen für etwaige Bedarfsfälle.


    Die Curia betrachtet folgende Verhältnisse als angemessen:
    5 Optio Vigilum und 25 Vigiles a max. 2500 Einwohner



    UNTERSCHRIFT LEGAT ODER PRINC. CUR. (???)


    DATUM

    Lando stand vor der Kate, in denen ihre Pferde untergebracht worden waren, und zurrte gerade den zusammengerollten Sack mit dem Wegproviant für die Rückreise fest. Es war nicht viel, würde gerade für einen Tag reichen, aber Lando hatte keinen Zweifel, dass sie auch bei schlechtestem Wetter und einem neuen Anlauf von Frost nicht mehr als einen Tag brauchen würden. Immerhin lag die nahezu römisch befestigte Civitas Aquae Mattiacorum auf der Hälfte der Strecke.


    Sein Kopf brummte nicht so stark wie man annehmen könnte, was auch nur daran lag, dass er im Laufe der gestrigen Feier immer wieder mit verdünntem Bier getrickst hatte, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren (etwas, was ihn zu früheren Zeiten oft genug beinahe den Kopf gekostet hätte), was ihm zugute kam, letztendlich waren nicht alle Wege zurück nach Mogontiacum so befestigt, dass man im Schlaf über sie wandeln konnte.


    Er hatte sich bereits bei den Eltern seiner Verlobten verabschiedet, und noch ein kurzes und ernstes Gespräch mit Rodewini geführt, fehlte nurnoch das letzte Stelldichein mit seiner Verlobten, die ihm sofort ins Auge fiel, als sie das Langhaus verließ und auf den Dorfplatz kam...


    "Guten Morgen.", begrüßte er sie mit matter Stimme, irgendwie war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, sie jetzt hier zurücklassen zu müssen, andererseits war es definitiv das beste, wenn man bedachte, dass er sich wenige Tage später auf einen Helritt begab. Hatte er ihr eigentlich davon erzählt? Er hoffte nicht, aber man konnte nie wissen... manchmal war Landos Mundwerk schneller als sein Geist. Manchmal. Oft. Eigentlich immer.

    "Seltsam. Aber es gibt schon einige, die dem hiesigen Winter nicht gewachsen sind... vielleicht gehört Andronicus ja zu eben diesen. Naja, wünschen wir ihm gute Besserung. Umgeräumt? Ja, kann man so sagen...", Lando ließ das kühle Nass die Kehle herunterlaufen, und runzelte dann die Stirn, als er von der Gerichtsverhandlung erfuhr, "Da weiß ich nichts von... also, Decimus Barrus, klar, verschwunden. Aber dass es dazu einen Prozess gab entzieht sich meiner Kenntnis, willst du mir davon erzählen?"

    Als Lando wieder erwachte, dachte er an einen bösen Traum. Seine linke Seite brannte wie Hölle, und vor seinen Augen tanzten bunte Sterne. Vor ihm stand Silko, die beiden Säbel in der Hand und mit kalkweißer Birne so ehrfurchtsgebietend wie ein Thurse (Riese) im Kriegsgewand. Den Kopf nur ein wenig zu neigen, um zu sehen wer ihn da im Griff hatte, und ihn zurückgeschleppt hatte, war ein Kraftakt, aber er konnte Witjon erkennen.


    Und dann die Stimme des Menschenhändlers... sie hatten es hier nicht mit Anfängern zu tun, sonst wären sie schon tot, und einige der Menschenhändler auch.


    "... bin ich nicht... verdammte scheisse...", fluchte Lando röchelnd, dessen Kehle langsam ein nur allzu bekannter bleierner Geschmack hochwanderte. Er betete zu Wurdiz, dass ihn dies nicht nach Valhal schicken würde, er wurde hier noch gebraucht. Bildete er sich zumindest ein.


    Wie aus dieser Situation herauskommen? Witjon hatte den Fehler begangen, aber genauso der junge, der ihn vielleicht umgebracht hatte, und Lando kam ein letzter verzweifelter Gedanke, der sie vielleicht doch noch lebend aus dieser Sache rausbringen würde: das Twabadwa (Zweikampf um Ehre und Recht).


    "...wir... lösen dies durch Twabadwa.", keuchte Lando, der Witjon anstieß ihn ein wenig höher zu ziehen, damit er dem Menschenhändler in die Augen sehen konnte, "Dein Jung...spund... gegen meinen. Als Dei...wa... Beinaz stelle ich Thrymr auf. Wenn in deinem Leib noch... ein letzter Rest... Ehre steckt, nimmst du an."
    Das, was Lando hier vorbrachte, war nichts anderes als reines Pokerspiel. Er griff dem Anführer dabei so fest an die Eier, dass dieser eigentlich nicht anders konnte, WENN ihm Ehre was bedeutete. Dass man als Menschenhändler sowieso einen Dreck auf Ehre gab, war ihm irgendwie dabei klar, aber er hoffte auf die Reaktion des jungen Wilden, der ihn so unsanft angegangen war. Zudem kam, dass er Silko als Beihelfer, also dem, der übernehmen würde, wenn der Kampf unentschieden ausging (was so nicht möglich war), den Namen des Eisriesen des Nordens gab, noch ein Bluff hinzu. Silko sah sowieso schon furchteinflößend genug aus, hoffentlich reichte dies.


    Die Anstrengung dieser paar Worte war mehr als zuviel für Lando, und er spürte, wie ihn die Schmerzen wieder in die Schwärze rissen. Er griff hinter sich, erspürte Witjons Gesicht und gab diesem eine schwache, aber hoffentlich dennoch wirkungsvolle Ohrfeige, bevor er sich mit einem "Stelle dich. Bin gleich... wieder... da..." in eine erneute Ohnmacht verabschiedete...

    "Dank...e...", war alles, was Lando noch hervorbrachte, bevor er fassungslos mit ansehen musste, wie Witjon in einem Sekundenbruchteil auf den Kerl losging. Er hatte da wohl etwas zu sehr auf die Beherrschung seines jungen Vetters gesetzt, denn dieser brach berserkergleich auf den Mann los, und rammte diesen nieder, nur um nachher wie ein bedröppelter Hund sein Werk zu betrachten.


    "Scheisse.", entfuhr es Lando, als die anderen Männer nicht lange fackelten, und auf seine kleine Gruppe losgingen, und Lando war es, der dummerweise taktisch relativ ungünstig stand. Während Leif und Phelan das einzig richtige taten, nämlich langem einen Kreis aus sich und den Pferde zu bilden, um von der Überzahl nicht sofort umrundet zu werden, stand er selbst ziemlich außen vor, und bekam auch als erster die Wut der Leute zu spüren.


    "Ganz ruhig... wir gehen jetzt...", versuchte Lando noch mit fest umklammerten Speer die Situation verzweifelt zu beruhigen, sah sich aber auch mit dem kompromisslosen "aus die Maus" im Blick der Menschenhändler konfrontiert.
    Ein jüngerer ging sofort auf ihn los, stieß mit seinem Speer unkontrolliert nach ihm, etwas, was nicht schwer zu parieren war. Als ein älterer jedoch die Chance beim Schopf ergriff, und Lando mit einem gezielten Schlag in die Kniekehlen auf den Boden der Tatsachen zu schicken, war es dann auch vorbei: der nächste Schlag gegen mit einem hörbaren Knall gegen die Schläfe des Duccius, und die Welt ward gefährlich dunkel.
    Der Mann, der Lando auf die Bretter geschickt hatte, beließ es dabei, und wandte sich der Gruppe um die anderen zu, die sich mittlerweile fest zwischen den Pferden verschanzt hatten, und so eine einigermaßen lockere Verteidigungsposition hatten. Weiter ging er aber nicht, es schien ihm zu reichen Lando niedergestreckt zu haben, so wie Witjon seinen Anführer niedergeschlagen hatte.
    Der jüngere, der zuvor Lando schon direkt mit der Spitze des Speers angegangen war, sah das anders: er wollte töten.


    Lando, der am Boden lag, und gerade eben wieder klar sehen konnte, sah noch wie der junge unbeholfen, aber kraftvoll, mit dem Speer ausholte um ihm den Rest zu geben, und griff in blinder Verzweiflung in den niedersausenden Speer. Es reichte nicht, um ihn vollends abzuhalten, aber es reichte, um den Stoß nicht tödlich sein zu lassen, die Spitze bohrte sich durch Fell, Leder und Stoff, und ein gutes Stück weit in Landos linke Seite, und er spürte den Schmerz warm und grell durch seinen Körper flammen... ein Tritt mit wackeligen Beinen gegen das Knie des Jungspunds ließ diesen vor Schmerz aufheulen, und ein paar Schritte zurücktaumeln, wobei er den Speer losließ. Der alte Kerl drehte sich nur um, spuckte mürrisch den Mund verziehend aus, und trat Lando noch einmal kräftig gegen den Kopf, was diesen schlussendlich ins Land der Träume schickte...

    "Zu den Römern? Verdammt...", log Lando, dem diese Nachricht um Welten besser gefiel, als wenn sie herausfänden, dass die Frau doch an einen verfeindeten Stamm verkauft worden war.
    "Das verkompliziert die Sache natürlich. Du hast nicht rein zufällig eine Ahnung, wo wir diesen Ansger finden? Diese Frau ist unserem Rich sehr wichtig, und wir stecken in ziemlich tiefer scheisse, wenn wir sie nicht wieder auftreiben.", Lando blickte den Mann hilflos an, folgte aber sogleich dessen Blick, und erschrak als er das junge Mädchen sah. Geschunden war wohl noch untertrieben, um den Zustand des Menschen zu beschreiben, dessen Antlitz unter eine Kruste aus Blut und Beulen versteckt zu sein schien. Eine Reaktion darauf konnte er sich nicht leisten, das war klar, und so blieb ihm nichts anderes übrig, auf die trockene Aufforderung, dieses Lager wieder zu verschwinden, so belanglos wie möglich ihr zweites Anliegen einzustreuen: "Wenn du darauf wert legst, alleine unter den deinen zu bleiben, werden wir euch nicht weiter behelligen."


    Lando stand auf, und ging ein paar Schritte auf ihre Pferde zu, Witjon und Phelan in seinem Nacken, Leif schon auf halber Strecke, als er so tat, als würde ihm noch etwas einfallen, was er zuvor vergessen hatte: "Auf unserem Weg in diese Gegend haben wir vor einigen Tagen eine Römerin gestreift... auf der anderen Seite eines Flusses, leider unerreichbar. Römerin, man erkennt sie sofort, wie du sicherlich weißt. Sie braune Haare, etwa diese Größe, und relativ herrschaftlich angezogen. Zumindest vollkommen unzureichend für einen Ritt alleine durch diese Gegend... sie dürfte in diese Gegend gekommen sein, ihr habt sie nicht rein zufällig gesehen? Wir könnten unserem Rich den Verlust dieser Siv zumindest etwas... weniger schmerzlich gestalten, wenn wir ihm dafür eine Römerin liefern."

    Du hast dir da ein Thema ausgesucht, dessen Quellenlage mit "mies" noch beschönigt wäre. Gerade zur Zeit bis Varus bestand die Quelle vor allem aus den caesarischen Berichten an den Senat, und Tacitus, der ein Jahrhundert später darüber berichtete. Die archäologischen Funde, die auf einen regen Austausch an Waren etc. zwischen den, teilweise erbittert verfeindeten, Völkergemeinschaften schließen lassen, kommen meist aus der Zeit NACH Varus, und viel später.


    Alleine das soziokulturelle Umfeld der Stämme von damals ist schwer zu definieren, etwas, was uns hier im Spiel auch oft genug die Arbeit schwer macht, und sich dann noch auf einen vergleichsweise kleinen Aspekt (die germanischen Stämme hatten dazumal noch einiges anderes im Sinn, ergo dürfte die Gewichtung deines Themas nicht allzu schwer für das damalige Leben gewesen sein) zu konzentrieren, dürfte dir deine sehr schwer machen.


    Ich an deiner Stelle würde mich weniger auf Sekundärliteratur in der klassischen Geschichtswissenschaft verlassen, sondern auf direkte Auswertungen von Grabungsfunden, also archäologischen Registern und Katalogen. Denn wo und wie etwas gefunden wird, zeugt meist mehr von der Brisanz des Themas, als ein antiker Author verstanden haben wird.

    "Man dankt.", war Landos Erwiderung auf die formlose wie falsche Einladung, und er ließ sich schwunglos wie gekonnt vom Pferd gleiten, ohne den Speer auch nur ein einziges Mal wehrlos weglegen zu müssen. Während er auf den Mann, der reichlich verschlafen wirkte, zuging, zählte er die Männer, die sich mittlerweile um ihren Anführer geschart hatten, und doch keinen Deut Unachtsamkeit verdächtigen ließen. Es waren dreizehn, aber wahrscheinlich steckten draußen an den befestigteren Pfaden noch mehr von dieser Rotte, immer auf der Hut vor konkurrierenden Menschenfängerbanden und potentiell lohnenden Opfern. Silko wurde angewiesen, sich um die Pferde zu kümmern, während er und die anderen sich in die Mitte der Lagerstatt begaben, wo schnell einige Holzsscheite auf die sicher unter feuchtem Astwerk begrabene Glut geworfen wurden. Wenige Momente später schlugen wieder kleine Flammen auf, und Lando blickte zu seinem nubischen Freund, der weiß wie eine Kalkwand und nicht zu weit entfernt war, um schnell reagieren zu können. Leif und die anderen ließen sich neben ihm nieder, und Lando registrierte mit stummer Anerkennung, dass sich Witjon und Phelan mit dem Rückem zum Feuer, und somit mit dem Blick auf die Männer, niedergelassen hatten.


    "Mein Name ist Lars, Sohn des Sigurd, vom Volk der Heruten.", fälschte Lando seinen Namen, nicht weil er fürchtete, dass er hier bekannt wäre, sondern weil er nicht wollte, dass sie sich nach ihm erkundigten, sobald sie dieses Lager wieder verlassen hätten, "Wir haben euch gesucht. Man sagt, ihr wüsstet, wo gewisse Menschen zu finden wären. Eine Frau unseres Stammes, man nannte sie Siv, wurde von einem Chatten geraubt, wir sind gekommen, um sie zurück zu holen. Von diesem Chatten waren, als wir ihn endlich gefunden haben, nur Knochen übrig, den Rest haben sich anscheinend Wölfe geholt... oder schlimmeres... aber man sagte uns, die Frau würde leben."


    Er beschrieb ihm die Frau, während er die Hände zum Feuer ausstreckte, und so arglos wie möglich tat, während er auf die Wachsamkeit seiner Mitreisenden hoffte... vielleicht konnte ihm dieser Mensch ja etwas dazu sagen.


    Nachdem die Jagd getan war, die erbeuteten Kaninchen und anderes Kleingetier gehäutet und für den Tag durch Rauch und Asche halbwegs haltbar gemacht, waren sie wieder aufgebrochen, und Lando führte die Gruppe, voran in eine Gegend, die ihm immer bekannter vorkam. Schmerzhaft bekannt.
    Ein Hügel sollte ein ernstes Problem für sie werden, der Pfad war steil, und durch den tauenden Bodenfrost unberechenbar geworden. Es waren die Pferde, die Mühe hatten, und auch die Menschen, die in dem kalten Morast immer wieder abglitten, und mehrere Meter den Pfad hinab zu stürzen drohten. Witjon war es, der Leif davor bewahrte sich den Hals zu brechen, und Silko war es, der dafür sorgte, dass das Packtier nicht verlorenging. Hier wurde jede Hand gebraucht.


    Als sie oben auf der Spitze waren, schwand der Nebel, und warme Sonnenstrahlen kitzelten die bärtigen Gesichter. Lando hatte sich wohlweislich schon Tage vor der Reise nichtmehr rasiert, und hatte dafür in der Curia einige seltsame Blicke kassiert. Hier half es ihm, es fühlte sich richtig an, und es hielt seine starren Gesichtszüge einigermaßen warm. Selbst Witjon und Verus zeigten den ersten Anflug von Bart, nur Silko schien frei von Bartwuchs zu sein, warum auch immer. Vielleicht riss er sich die Haare aus, wie es einige Menschen aus dem Süden taten, so wie einige Römer?


    "Dort... da ist es.", deutete Lando nach einem kurzen Überblick über das sich vor ihnen ausbreitende Tal. Inmitten der grünen reifbedeckten Baumkronen, die sich nahtlos durch die ganze Landschaft erstreckten, war ein kleines Loch im dicken Blätterdickicht auszumachen, aus dem Nebel höher zu steigen schien, als im Rest des Waldes.


    Er nahm den Speer vom Sattel, und lockerte das Schild an dessen Seite, um es im Fall der Fälle schnell zur Hand zu haben. Dann nickte er den anderen zu, sich auch zu rüsten, Menschenhändler waren ein unberechenbarer Schlag Mensch, dem man seiner Meinung nach nie unbewaffnet entgegentreten sollte.


    Wahrscheinlich hätte man das Lager mit einem Bogenschuss Phelans erreichen können, der Abstieg vom Hügel dauerte dennoch zwei Stunden. Das Gelände hier war mehr als unwegsam, und einen kurzen Moment lang bedauerte Lando es, die einigermaßen befestigten Pfade verlassen zu haben, um den Fallen der Menschenhändler zu entgehen, um nicht doch noch als Beute, statt als Suchende, zu enden.


    Als sie es schließlich erreichten, gab Lando Leif und Silko zu verstehen, sich einige Schritte links und rechts von ihm und den anderen dem Lager zu nähern, was sie auch schließlich taten. Als sie fünf Meter von dem Lager entfernt waren, in dem sich noch überhaupt nichts tat, brüllte Lando mit weithin vernehmbarer Stimme: "WACHT AUF, MENSCHEN DIESER STATT! REISENDE DIESER WEGE RUFEN EUCH AN UM RAST UND HALT."


    Beinahe augenblicklich machte sich emsiges Treiben in den Zelten breit, und erste Gestalten, allesamt bewaffnet und mit verschlafen-zornigem Blick, stürmten aus den alten Stoffbahnen und unter provisorischen Unterständen heraus, um sich umzublicken, und erst nach einer Weile die Quelle des Lärms auszumachen.


    "Also, mit Besuch hat man hier wohl nicht gerechnet."


    Da der taktische Vorteil noch bei Lando und seinen Männern lag, wagte man es noch nicht, weiter auf sie zuzurücken, und beließ es erst dabei irgendwie die Wege zwischen den Zelten zu versperren, während man auf etwas zu warten schien. Auf was ließ sich schnell ausmachen, als der Eingang zum größten Zelt zurückklappte, und sich Ruhe unter den nervösen Männer breitmachte, die sich mit Speeren und hölzernen Spießen bewaffnet auf die Reisegesellschaft konzentrierten...

    Lando nickte nur, als seine Verlobte seinen Vetter aus den Fängen ihrer Cousine retten wollte, und sah ihr einige Sekunden nachdenklich dabei zu, bis er sich schließlich aufraffte, und sich mit einem Humpen bewaffnet ins Getümmel der Festgesellschaft wagte... es wurde eine lange Nacht. Sehr lange Nacht, und Lando überlebte diese nur, weil er zwischendurch das Bier mit Wasser streckte, was ihm immer wieder Lob und Anerkennung für seine Trinkfestigkeit einbrachte.


    Es tat ihm richtig gut, die Lieder, die hier gesungen wurden, ähnelten denen seiner Heimat nicht nur auf den ersten Blick, und bald fand Lando sich bald in einem Chor aus donnernden Stimmen, die verlorene Schlachten, tragische Liebschaften und die Verworrenheit der Götterschaft beklagten, aber ebenfalls die Ehre, die Mannbarkeit und das karge Leben in den Wäldern wurde besungen... für Lando ein Besuch in einer anderen, längst vergangenen Zeit.


    Irgendwann wurden die Stimmen immer unsicherer, der Stand immer wackliger, und immer mehr Menschen verabschiedeten sich aus dem Gelage, während manche einfach dort einschliefen, wo sie zuvor noch lauthals den Text mitgelallt hatten. Auch Lando wurde vom Schlaf übermannt, konnte sich jedoch noch zu seiner Lagerstatt retten, nachdem er noch einige warme Blicke mit seiner Verlobten ausgetauscht hatte.


    Der nächste Morgen war für viele einer mit gewaltigen Kopfschmerzen, aber das gehörte dazu. Wer saufen konnte, konnte auch leiden.


    Lando war dieses Mal nicht einer der ersten, der aufstand, zu sehr hielt ihn der Gedanke an die folgende Reise durch das immernoch in Eis erstarrte Lando unter dem dicken Fell.
    Dieses Mal war es Phelan, der ihm einen Tritt in die Seite verpasste, um ihn zu wecken, und Lando zerrte sich selbst nur mit Mühe in die Höhe, wo er erst einmal herzhaft gähnte...


    "Mhwah.. müssn mer scho los?"