Dankend nahm Lando den wiederaufgefüllten Becher zur Kenntnis, und nutzte die Chance, um unauffällig kurz über die Hand seiner Verlobten zu streicheln. Solche kleinen Berührungen waren bis zur Hochzeit das einzige Los an Nähe, was man zur Verfügung hatte, wenn überhaupt, und es ging wohl bei jedem germanischen Paar so, das sich auf Anhieb sympathisch war.
Lando war nicht ein so eifernder Gefühlsmensch wie seine Schwester, im Endeffekt war er der festen Meinung, sich noch nie verliebt zu haben.
Seine Schwester brachte das ja alle naselang zustande, und Lando fragte sich, ob alle Frauen so tickten. Er blickte seine Verlobte neugierig an, ob die sich wohl gerade in ihn verliebte?
Eila hatte ihm das Gefühl, des Verliebens mal beschrieben, natürlich aus weiblicher Sicht, aber immerhin: das Gefühl, dass etwas fehlt, wenn eine bestimmte Person nicht da ist. Und zwar so fehlt, dass alles grau scheint, und keine Farbe der Welt kann Leben in den Moment bringen, bis auf diese eine Person.
Lando hatte das nie verstanden. Die einzige Person, auf die das zutreffen würde, war seine Schwester, und das wurde ihm bisher als brüderliche Sorge beschrieben. Wie also sollte es in der richtigen Liebe verlaufen? Er schüttelte den Gedanken ab, er würde das wohl noch früh genug feststellen...
"Die Sprache, meinst du?", griff Lando den Faden auf, den Elfleda gerade durch ihr Gespräch wob, "Naja. Mogontiacum ist vorrangig eine Veteranenstadt, es gibt einige alte Männer, die die fünfundzwanzig Winter in der Legion abgeleistet hatten. Aber die meisten Menschen sind keine römischen Bürger, eher Leute aus den linksrhenusischen Stämmen, also Germanen. Die sprechen alle einen ähnlichen Dialekt wie ihr hier, es sollte kein Problem für dich darstellen, dich dort zu verständigen. Außerdem haben wir ab und zu einen Lehrer im Haus, der unseren Jüngeren Latein beibringt, damit wir vernünftig mit den Römern kommunizieren können... aber allgemein, auf dem Markt wird ein Mischmasch gesprochen, etwas Latein, viele Dialekte aus der Region, und auch ein wenig von den alten keltischen Stämmen im Westen. Eigentlich braucht man alles... ich selbst habe mich lange schwer getan mit dem Latein, sehr lange. Und als ich es konnte, lief einiges leichter... aber es gibt auch Römer, die die hiesigen Dialekte lernen, um ihre Ware besser verkaufen zu können. Wie gesagt, ein riesen Mischmasch, es sind ja auch mehrere tausend Leute in der Stadt. Alleine mehr als fünftausend sind im Castellum der römischen Legion..."