Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    "Was? Ach, quark... natürlich nicht.", das Haus, in dem das Handelshaus seinen Sitz hatte, war im Kauf letztendlich verdammt teuer gewesen (nicht so teuer wie eine germanische Edelfrau, aber nahe dran), aber das hatte sich auch in der ziemlich massiven Bauart wiedergespiegelt, "Mit dem Handelshaus ist alles in Ordnung, keine Sorge. Mich interessiert eher, warum der Magistrat sich, so kurz vor der Eisschmelze, noch dem Risiko eines neuen Frosts aussetzt, nur um die neue Pflasterung noch vor der neuen Wahlkampfzeit durchzubringen. Politische Gründe, nichts weiter... hat dein Boss irgendwas darüber gesagt?", Lando sah den Mann fragend an, winkte dann aber ab, "Ach, wird er sicherlich nicht.", der Mann war schließlich kein Anfänger, "Nun denn... danke für deine Zeit, Mann. Hier, das soll dir und deinen Leuten ein kleines Feierabendbier bringen.", er warf dem Mann eine kleine Münze zu, und deutete mit Kopfnicken in Richtung der Silva Nigra, "Frohes Schaffen weiterhin."


    Er nickte den Männern zum Schluss noch einmal kurz zu, und verschwand dann in Richtung der Regia...

    Lando kam, klopfte, und trat ein, nachdem er eingelassen wurde...


    "Salve Tullia.", grüßte Lando knapp, bevor ihm erstaunlicherweise auffiel, dass die ehemals totenbleiche Dame mittlerweile wirklich Farbe bekommen hatte (als Kerl tat man sich gewöhnlicherweise mit Veränderungen an den Attributen einer weiblichen Person recht schwer).


    "Huch, junge Dame, du siehst... gut aus, wenn ich das mal bemerken darf. Hat ein neuer Barbier und Salbenmischer in der Stadt aufgemacht, oder wer bringt es noch fertig, dich aufblühen zu lassen?", der große Germane hatte natürlich nicht die geringste Ahnung von den Anschmachtereien, die zwischen Iustus' Scriba und einem Eques der Regionsleiterei hin und herflogen, wie sollte er auch? Er konnte ja keine Gedanken lesen, geschweige denn um sieben Hausecken mitlesen... :D

    "Letztendlich wird das, was wir hier festschreiben, und das, was im Senat, oder gar durch den Kaiser, erlassen wird, sowieso nichtmehr zu vergleichen sein.", murrte Lando, dem schon davor grauste, was aus dieser Idee würde, "Aber deine Idee klingt gut. Ich gehe davon aus, dass du so etwas ähnliches wie den Comes meinst, richtig? Ließe sich vielleicht machen... sollen wir uns also schonmal an den ersten Entwurf wagen? Was meinst du?"

    "Schön schön...", lächelte Lando, stutzte dann, und runzelte verwirrt die Stirn, "Hühnchen, was? Achsoooo... das... tut mir Leid, dass du dir einen abgefroren hast... ich hoffe, deine Zeit dort war erfolgreich? Nun, wie dem auch sei... ich habe mich entschlossen, meinen Posten in der Regio zu räumen, was du sicherlich weißt, sonst würdest du hier nicht sitzen... seitdem ich im Officium des ZehPeh sitze, krieg ich nichtmehr mit was im Stockwerk über mir abläuft, daher musst du entschuldigen, dass ich es dir nicht sofort erzählt habe. Mir war nach... nennen wir es: Ruhe. Meine Verpflichtungen in der Regio haben mir immer mehr die Möglichkeit genommen, mich um private Dinge zu kümmern, und auch die FMQ, daher hab ich mich entschlossen, mir eine ruhigere Stelle zu suchen, vor allem, da es mir nicht ums Geld geht. Ich verdiene mit der Freya gut genug für zwei, da muss ich nicht noch zu den Großverdienern in der Regia zählen."


    Natürlich war das nicht alles, deshalb beugte er sich ein klein wenig vor, und flüsterte in verschwörerischem Ton: "...und natürlich ist der Cursus Publicus direkt Rom unterstellt, und ist damit einigermaßen autark im politischen Gefüge der Provinz. Das macht einem das Atmen leichter, wenn du verstehst."

    Sim-Off:

    Fensternische? Im Atrium eines römischen Hauses? Die Fenster würden höchstens in die Räume, ergo Küche, Arbeitszimmer, Angestelltenunterkunft etc. blicken, aber nicht nach draußen... ;)


    "Latein sprichst du also.. soso... da bist du schon einmal weiter, als die meisten, die hier eintreffen. Sontje zum Beispiel sprach kein Wort Latein, als sie hier eintraf. Was ich nicht im geringsten verwerflich finde... Sorgen würde es mir eher machen, wenn man in den Stämmen plötzlich anfinge Latein zu sprechen. Aber, da du von den Mattiakern kommst, dürfte das als Erklärung reichen. Wir haben hier ab und an einen Hauslehrer zu Gast, der unseren jüngeren beibringt, was sie in einer normalen Schule schon könnten... Latein. Der wird deinem Latein den letzten Schliff verpassen, sollte es wirklich schon so gut sein, wie du behauptet.", irgendwie nahm es immer seinen Anfang... man kam hierher, man sah, wie das Leben im Bereich zwischen germanischer Tradition und römischer Welt, gewöhnte sich dran, oder eben nicht. Das Ergebnis waren Leute wie Witjon und Phelan, die sich den Anforderungen ihres neuen Lebens stellten... oder wie andere aus der Familie, die nach kurzer Zeit merkten, dass ihr Platz doch woanders war.

    Wilder Haufen? Check. Lando machte sich keine Illusionen, manchmal machte es seine Familie dem barbarischen Ruf der Germanen alle Ehre, wenn auch unfreiwillig.
    Kleinigkeiten? Check. Es gab jede Menge Kleinigkeiten in seiner Familie, die sogar oft zu Großigkeiten aufgeblasen wurden, je nach Bedarf eines Streitgrunds. Lando musste unweigerlich an seine Schwester denken, die, je mehr er über seine Ehe nachdachte, ein nicht zu unterschätzendes Streitpotential entwickeln konnte. Immerhin hatte diese sich gerade an ihren Status als erste Frau in der Casa gewöhnt... das würde noch lustig werden.
    Feuerstelle? Check. Das Kaminzimmer, neben der Küche der Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens. Da gab es nichts dran zu rütteln, das war der größte Unterschied, den es zwischen Landos Sippe und den römischen Familien gab.
    Sicherheit. Naja. Bis vor wenigen Wochen hatte Lando geglaubt, dass die Familie in Sicherheit war. Doch er hatte sich getäuscht, wie alle anderen auch... die Entführung und Folterung Sveijas war eine Sache, die schwer wog, und das Vertrauen der Sippe in ihre römischen Mitbürger nachhaltig gestört hatte... die Folgen würden noch lange nachwirken. Doch Lando hatte sich vorgenommen, alles dafür zu tun, damit die seinen so sicher wie möglich waren...


    "Dir wird es an nichts fehlen...", schwor Lando knapp, der sich irgendwie mit immer mehr Verantwortung konfrontiert sah. Und dann war da noch die Reise nach Magna... sollte er ihr davon erzählen? Eher nicht, es würde sie ohnehin nur beunruhigen, gerade jetzt wo sie einander verschworen, aber noch nicht verheiratet waren. Was die Reise betraf, machte er sich weniger Sorgen, als man eigentlich sollte, wenn man sich mitten ins Herz des rechtlosen Raums zwischen den mal festen, mal weniger festen Grenzen der Stammesgebiete aufmachte... irgendwas sagte ihm, dass dies weniger eine Reise in Hels Reich war, als man glauben konnte.

    "Für Jahre, die führen, was die Asen uns gegeben...", schloss Lando den Text, den er schon einige Male bei Verlobungen gehört hatte, und sah seiner nunmehr Verlobten mit undeutbarem Blick in die Augen. Dies war nun also die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen sollte, wie lange das auch immer sein möge. Sie war unstreitbar schön, und hatte eine nicht minder schöne Stimme, doch was schlummerte hinter diesen Augen?


    Bei Landos Glück war sie eine Furie, und würde den gesamten Haushalt auf den Kopf stellen. Oder eine halbe Furie, und würde mit der anderen halben Furie, die seine Schwester war, die ganze Stadt auf dem Kopf stellen. Oder noch schlimmer: sie würde GEGEN die andere halbe Furie, die seine Schwester war, die gesamte Provinz auf den Kopf stellen.


    Lando begriff, dass er hier vor einem größeren Abenteuer stand, als jeder Zug gegen feindliche Stämme oder andere Gefahren dargestellt hatte.

    "Eigentlich wollten die das ja...", knurrte Lando halb abwesend, als er sich daran erinnerte wie seine Tante, die Schwester seines Vaters, auf den Goden einreden musste, um zu verhindern, dass Klein-Lando noch am selben Abend auf Links gedreht wurde.


    "Man gewöhnt sich dran... zwischendurch vergesse ich immer wieder, dass es da noch einen Asen gibt, der so genannt wird.", schloss Lando das Thema um seinen Spitznamen ab, und hoffte, dass es erst einmal dabei bleiben würde, doch dann legte seine Verlobte mit der nächsten Frage nach: wollter er sie etwas fragen? Er zögerte, ziemlich abstruse Gedanken kamen ihm in den Sinn. Eigentlich ergab sich, zumindest seiner Meinung nach, das Kennenlernen immer im Lauf, nie, weil man sich entschloss, sich jetzt erst einmal kennenzulernen... also, was sollte er sie schon fragen? Lando stellte in windeseile einen Fragenkatalog zusammen, den er nach und nach nach Tauglichkeit abklapperte:


    Schönes Wetter, nicht wahr?
    Kriegst du gerne Kinder?
    Deine Gl... eh... Locken, sind die echt?
    Lust, Runen in den Schnee zu pinkeln?
    Kennst du schon die Lapidei Volutandi?
    Wollen wir uns über das existentielle Zerwürfnis des Seins unterhalten?
    Hab ich da was zwischen den Zähnen?


    "Was wäre das erste, was du vermissen wirst, wenn du diesen Ort verlässt?", war die erste vernünftige Frage, denn sie offenbahrte, was ihr ein Zuhause war, abseits der Personen, die bisher ihre Familie darstellten... und das würde noch verdammt wichtig werden.

    Phelan hatte ihn Loki genannt? Sein Blick schnellte zu dem jungen Priester, der gerade mit einer jungen Frau rumschäkerte, und seine Gesichtszüge entgleisten dabei ein wenig... verdammte Axt.


    "Hat er das?", versuchte Lando seine Fassung zurück zu erobern, "Eh... ja... das ist mein Rufname. Ist eine sehr alte Geschichte... bei einem Thing, meine kleine Schwester war ausgebüxt, bin ich ihr hinterher, um sie einzufangen. Dabei habe ich eine Kohlenschale umgeworfen, und dabei mehrere hölzerne und ströherne Figuren in Brand gesetzt, die natürlich nicht zu retten waren. Die Leute meinten, Lokis Geist wäre in mich gefahren, obwohl ich nur meine Schwester einfangen wollte... naja, seitdem habe ich diesen Namen. Ich bin ihn nie losgeworden, dabei ist diese Geschichte bald sicherlich zwanzig Sommer her."


    Lando wusste natürlich sehr genau, WARUM er diesen Namen nie losgeworden war, aber das musste er ihr ja nicht auf die Nase binden... bei seinem Glück würde sie es früh genug merken... leider.

    Lando lächelte, wusste Elfleda doch nichts von der Stadt, in der sie lebten, und hatte auch wohl nie eine gesehen... so wie er vor nicht einmal fünf Sommern.


    "Hmh, meine Sippe lässt sich schlecht beschreiben, da wir wohl das darstellen, was dein Vater einen entwurzelten Stamm nennen würde. Der Stamm unserer Ahnen, den die Römer Amsivarier nennen, wurde vor mehr als fünfzehn Wintern von den Chauken aufgerieben. Ich selbst bin Sohn eines Heruten, und bin erst vor einigen Sommern zur Familie gestoßen... im Endeffekt sammeln wir uns gerade erst wieder, nachdem unsere Alten versprengt links und rechts des Rhenus siedeln, wo immer es ihnen möglich ist, ohne dass sie von alten und neuen Feinden umgebracht werden, die jüngeren kommen dann zu uns, oder werden zu uns geschickt, weil sie ihren Teil zum Wiederaufbau unseres Sippe leisten wollen oder sollen.", er machte eine Pause, trank von seinem Bier und musterte das schöne Gesicht seiner Anverlobten, bevor er mit der kurzen Einführung in die Zusammensetzung seiner Familie fortfuhr, "Ich selber bin vom Stamm der Heruten, und wurde mit meiner Familie der Friedlosigkeit ausgesetzt, nachdem man uns in einem geheimen Thing ausgestoßen hatte, weil wir einen römischen Deserteur beherbergt hatten, der Lehren verbreitete, die unseren Goden nicht in den Kram passte. Meine Familie überlebte den folgenden Angriff auf unser Leben nicht, meine Schwester und ich konnten fliehen. Ich wurde von den Söhnen Wolfriks aufgenommen, und mir wurde die Adoption zuteil, womit ich mein Bürgerrecht bei den Römern verdiente... seit einiger Zeit führte ich die Familie, weil die anderen, die zu uns stießen, noch zu jung sind, um eine Sippe anzuführen, und unsere Älteren nach Magna, und oft auch in Hels Reich... wir haben quasi neu angefangen. Naja, genug davon... du wirst sie kennenlernen, allesamt gute Leute, treu unseren Traditionen, und treu dem Kaiser, der die Länder unter der Stadt Rom geeint hat."


    Er leerte den Becher, und sah wie es hinter der Stirn arbeitete... er konnte es ihr nicht übel nehmen, immerhin hat Rodewini sie nicht unbedingt in ein unproblematisches Heim einheiraten ließ...


    "Zur Stadt... sie ist gänzlich aus Stein, aus roten Lehmziegeln, manchmal schlichtem Stein, oder teurem Marmor, einem Stein so weiß wie Schnee... die Gebäude sind manchmal höher als ein Baum, die Dächer sind auch aus Lehmziegeln, alles ist wie Stein, man sieht kaum Holz. Ein sehr spezieller Eindruck, ich habe auch eine Weile gebraucht um mich daran zu gewöhnen... als die jüngeren Männer und Frauen meiner neuen Sippe langsam das Alter erreichten, lösten sie sich aus den rechtsrheinischen Gebieten und von ihren Familien, und suchten ihr Glück in Mogontiacum. Sie kauften ein kleineres Haus am Rande der Stadt, und gestalteten es nach den Einflüssen ihrer Kindheit. Dies ist der Heimsitz all jener, die zu uns kommen um ihren Teil, das Erbe unseres Stammvaters weiter zu führen, beizutragen. Da unser Heim nur von steinernen Bauten und der großen Stadtmauer umgeben ist, haben wir einen Wildgarten angelegt, um die Natur auch in Gesellschaft der Römer erleben zu dürfen, die ja in ihrem Willen, die Natur zu unterwerfen und sie zu beherrschen unübertroffen sind. Du kannst dir sicher sein... es ist eine vollkommen andere Welt. Aber ich werde dir helfen, wo ich kann, sie zu meistern."

    Nach dem Ritual, das eigentlich nur den spirituellen Abschluss des weltlichen Aushandelns dieser Ehe dargestellt hat, fand die Dorfgemeinschaft mit den zügig zugereisten Gästen in dem geräumigen Langhaus ein, da ein Verweilen draußen nach Sonnenuntergang nur Erkältung und Lungenentzündung mit sich bringen würde.


    Die Stimmung wurde zu zunehmender Stunde immer lockerer, immerhin wurde Bier, und sogar Met, gereicht, und das Essen konnte sich, in seiner gänzlichen Schlichkeit, sehen lassen. Lando fühlte sich immer wohler, was auch daran lag, dass er sich irgendwie wie zuhause fühlte. Ohne Lynchmob, ohne Friedlosigkeit, ohne Mord und Totschlag, als wäre nie etwas passiert. Aber dafür fehlte seine Schwester, und seine Eltern...


    Lando schüttelte die Geister der Vergangenheit ab, nahm sich einen neuen Krug mit Bier und unterhielt sich mit einem Mann, dessen Namen er nicht einmal richtig verstanden hatte, irgendwas mit Gel... Ger... Gen... der Name wollte ihm erst recht nicht einfallen, als er seine Verlobte erblickte, und das ausnahmsweise ohne kichernden und glucksenden Rattenschwanz. Er beendete das Gespräch mit irgendeiner Floskel, klaubte einen Becher mit Met von einem Tisch, und gesellte sich an die Seite seiner Zukünftigen, natürlich in Sichtweite der Festgesellschaft..
    "Hätte ich gewusst, dass das so ein Trubel wird, hätte ich meine Sippe mitgenommen... sie feiern sehr gern, eigentlich. Ich darf ihnen garnicht erzählen, dass dies hier so war, das wird mir nur wieder übel genommen...", er lächelte verschmitzt mit Blick auf die so lauthals feiernde Sippe, die sich immer tiefer in den Festtrubel tanzte...

    Und wieder wurde ein Brief, der über die WK der Gens Duccia abgerechnet werden sollte, mit Destination Roma abgegeben...


    Ad:
    Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma | Italia


    Salve Prudentius Balbus,


    lass mich zu allererst erklären, was wir vorhaben. Wir wurden von einer Seherin, in etwa eine sehr mächtige Priesterin, aufgefordert, zu ihr zu reisen. Die alte Frau verfügt über nicht wenig Macht rechts des Rhenus, und es steht uns nicht zu, uns ihrem Willen zu widersetzen. Wir werden morgen ins Niemandsland zwischen den freien Stämmen aufbrechen, um uns anzuhören was uns diese Frau zu sagen hat. Für Geringfügigkeiten ruft sie niemanden zu sich. Eigentlich ruft sie NIE jemanden zu sich, man bittet eigentlich um ein paar Minuten ihrer Aufmerksamkeit. Wie dem auch sei, ich bin höchst beunruhigt.
    Wir werden auf dem Weg zu ihr bei einem Lager vorbeikommen, das bekanntermaßen von germanischen Menschenhändlern bewohnt wird. Sollte Aquillia entführt, oder verschleppt worden sein, erfahren wir es auf jeden Fall dort. Ich werde dich nach unserer Rückkehr, so die Götter es uns gönnen, über die Ergebnisse unterrichten, bisher habe ich nämlich nichts vernommen, was uns in dieser Sache weiterhelfen könnte.


    Nun zu dieser anderen Sache. Du verstehst es wahrlich, für Überraschungen zu sorgen. Nicht genug dessen, dass du dich in Rom für unsere Belange einsetzt, nun willst du die Freundschaft zwischen unseren Sippen durch Blutsbande stärken. Keine schlechte Idee, muss ich zugeben, ein Angebot von wahrhaftiger Ehre.
    Das Überlegen, welcher meiner umtriebigen Vettern ich für diese Verbindung gewinnen könnte, fiel mir nicht schwer: dein Klient Duccius Eburnus, wir nennen ihn Arbjon, hat einen jüngeren, und weniger kriegerischen Bruder namens Witjon, mit bürgerlichem Namen Numerius Duccius Marsus. Er ist Sohn eines Ubiers und einer Enkelin unseres Stammvaters, von daher eher geeignet, eine Ehe mit einer Römerin einzugehen als manch anderer aus meiner Sippe.
    Marsus beschreitet zur Zeit eine kleinere Ämterlaufbahn in der Civitas von Mogontiacum, und hat zur Zeit das Amt des zweiten Duumvirs inne.
    Er ist ein ehrgeiziger junger Mann, und ist noch lange nicht am Ende seines Weges abgekommen. Er steht dem Vorschlag, seinen Teil zu der Verbindung beizutragen, sehr aufgeschlossen gegenüber, und wird unsere Familie nicht enttäuschen.
    Allerdings stellen sich mir nun gewisse Fragen, die ich nicht einfach beantworten kann. Wie geht das nun weiter? Ich muss zugeben, mich bisher nur mit der Verheiratungspraxis unserer Väter auszukennen, und bin, was die römische angeht, vollkommn unwissend.
    Ich wäre dir daher sehr dankbar, wenn du mir schreiben könntest, wie das weitere Prozedere ist. Sollen wir uns treffen, um uns über die Eheschließung zu beratschlagen?


    Für gewisse Informationen wäre ich sehr dankbar.


    Achja, bevor ich diesen Brief schließe: eine weitere Eheschließung in unserer Familie im Gange. Ich habe vor wenigen Tagen meine Verlobung mit Elfleda von den Mattiakern besiegelt. Sie ist die Nichte eines der Fürsten dieses Stammes, der seit Jahren treu zu Rom steht und die Speerspitze des Reichs rechts des Rhenus stellt, und die Ehe wurde von diesem vorgeschlagen, um eine Verbindung zwischen einem der mächtigsten freien Stämme, und den Stadtgermanen, so wie wir genannt werden, zu schlagen. Sobald ich mit ihrem Oheim abgesprochen habe, wann die Hochzeit stattfindet, lasse ich euch selbstverständlich eine Einladung zukommen. Vielleicht lässt sich arrangieren, die Hochzeit zeitnah zu legen, damit sich die Reisezeit optimieren lässt? Naja, dazu ein anderes Mal mehr...


    Mit freundschaftlichem Gruß.


    Til ars ok frisar.


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    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Sup.

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    "Ich werde mich da mal erkundigen... wobei, da dies eine politische Hochzeit wäre, fände ich persönlich angebracht, dass die Tradition der Braut, also die römische, in der Eheanbahnung auch ihren Platz findet. Du weißt schon, um Gerede zu verhindern... nein, weißt du nicht. Egal... das war es auch schon.", Lando wollte Witjon gerade wieder von dannen schicken, dann fiel ihm noch etwas ein, "Wahrscheinlich solltest du Phelan davon erzählen, nicht dass der den Eindruck bekommt, du heirateste ihm die Schülerinnen unter den Fingern weg. Zudem gehe ich davon aus, dass die werte Dame überhaupt keine Ahnung hat, auf was für einen Sauhaufen sie sich hier einlassen muss... also benehmt euch, wenn sie eintrifft." :D


    Er grinste seinen Vetter verschmitzt an, und winkte ihn dann mit einer Handbewegung (;)) aus dem Arbeitszimmer

    "Klingt schon fast zu klischeehaft germanisch.", überlegte Lando laut, der sich fragte, wann die ganzen Gräuelgeschichten aus der Geschichte seiner Sippe endlich mal ein Ende haben würden.


    "Nun, wie dem auch sei... damit gehörst du zu einem Teil der Familie, den wir schon als fast ausgestorben geglaubt haben. Weißt du noch etwas anderes, über etwaige Verwandte, die noch nicht zu uns gestoßen sind? Wenn nicht, auch nicht schlimm... wir haben unsere Möglichkeiten.", und damit meinte Lando, Freund von Feind unterscheiden zu können. Die wirre Geschichte Rodriks glaubte Lando sofort, war Hagen selbst doch durch eine Lebensführung aufgefallen, die man mit 'unstet' noch schöngeredet hätte.
    Er ignorierte weiter das Geplapper der jungen Sontje, die definitiv nicht wusste, wann sie den Mund zu halten hatte, und wann sie sich in etwas einmischen konnte, er würde später ihren Bruder mal darauf ansetzen.


    "Also... du bist hier. Ich gehe davon aus, du hast nicht die geringste Ahnung vom Leben im römischen Reich. Damit wärst du in klassischer Tradition zu allen verlorenen Söhnen und Töchtern Wolfriks, die den Weg hierhin zurück finden. Wirst du bleiben, oder planst du in näherer Zukunft eine Rückkehr zur Sippe deiner Mutter?", man wusste ja nie. Manche waren lange hier, und entschieden sich dann doch für eine Rückkehr nach Magna, wo ihr alter Stamm nichtmehr existierte, und ihr Schicksal ungewiss war, andere blieben, und bauten mehr oder minder aktiv an dem neuen Leben, was die Nachfolger Wolfriks sich hier erarbeiteten.

    Ahja, die gute Mutter Frigg... die Frau an Odins Seite. Lando musste zugeben, dass seine Zuwendung an diese Götter in seinem Leben bisher recht spärlich geraten war. Entweder hatte er sich direkt an Odin gewandt (bei Rat und Tat), Tyr (wenn es mal wieder gegen marodierende Flusspiraten auf der Ems, nervende Chauken oder auch tolldreiste Römerbanden ging) oder halt Donar, zu dem er bisher den besten Draht gehabt hatte (war halt ein kerliger Gott.). Aber Frigg? Lando fühlte sich sofort verpflichtet, innerlich ein Stoßgebet zur benannten Göttin zu schicken, und um Vergebung für die Vernachlässigung der letzten Jahre zu bitten... immerhin wollte er nicht den Groll der Göttin auf diese zu werdende Ehe lenken, nur weil er es verpeilt hatte.


    Als er das erledigt hatte, nahm er das Stück Brot, aß es, und wandte sich dann, den nächsten Schritt des Rituals seiner Zukünftigen zu, und hielt ihr seine Hände hin, denn für das, was da nun kommen würde, war es erstens wichtig sich in die Augen zu sehen, und zweitens, die Bindung über die Hände zu symbolisieren... erster Körperkontakt. Lando zählte die Sekunden... und gleichzeitig war er kein Stück nervös (er war halt ne coole Sau). Nichtsdestotrotz war ihm flau im Magen... das würde was werden.

    Belustigt beobachte Lando, wie das Gesicht seines Vetters in sich zusammenfiel, und noch belustigter sah er, wie derselbe versuchte sich irgendwie zu sammeln, um etwas einigermaßen verständliches als Antwort zu präsentieren.


    "Cavista? Callitta? Ca... Cadingsbums.", versuchte Lando den Namen der Frau zu rekonstruieren, und suchte dann doch unter einem gegrummelten werkannsichdieserömischennamendennschonmerken den Brief hervor, suchte die betreffende Zeile und korrigierte sich dann mit einem geseufzten "Callista."


    Er leerte den Becher Met, und stellte diesen zur Seite, einige Dokumente verlangten einen klaren Kopf, und die Antwort, die er Balbus schreiben musste, wollte er mit sicherer Hand verfassen, auch wenn ein zweiter (und wahrscheinlich ein neunzehnter) Becher ihm nicht wirklich gefährlich werden konnte.


    "Ich muss zugeben, ich habe mit der Verheiratungspraxis der Römer nicht die geringste Erfahrung, und rein theoretisch müsste ich, als Familienältester, in dieser Sache als Vermittler auftreten... ich weiß nicht, inwieweit wir da erwarten können, dass unsere Traditionen und Bräuche respektiert werden, und ganz unter uns: wie fängt man sowas überhaupt an?"

    "Schön.", schloss Lando knapp, "Tiberius Prudentius Balbus, der uns in Rom anscheinend den gleichen Ärger vom Leib hält, den wir uns hier selbst vom Leib halten, hat, wie du weißt, eine Nichte, die hier bald zur Ausbildung unter Phelans Fittiche geschickt wird. Das ist nicht alles... er schlägt vor, als Zeichen der Freundschaft zwischen unseren Familien eine Eheschließung zu besiegeln."


    Lando nahm selbst einen Schluck Met, und sah dann seinen jüngeren Vetter verschwörerisch an: "Da du, auch als Sohn Wolfriks, aus dem Stamm der Ubier kommst, gehe ich davon aus, dass du mit den Eigenarten der Römerinnen besser kannst, als Phelan, oder gar Ragin (auch wenn der sich in Aegyptus gerade darin übte, das zu ändern). Darum habe ich mich entschieden, dir vorzuschlagen, diese Ehe einzugehen."


    Er lehnte sich zurück, und wartete die Antwort des Mannes ab...


    "Achja... eigentlich ist das kein Vorschlag, aber das weißt du ja sicher. Das einzige, was dir übrig bleibt, ist zu hoffen, dass die Dame wenigstens etwas hermacht."

    "Dieser Aquillia, wie nahe standest du ihr?", war die erste Frage, die Lando dem jungen Duumvir stellte, als dieser sich vor ihm niederließ. Er wusste zwar, dass die beiden öfter etwas miteinander unternommen hatten, was er nicht so recht einordnen konnte, jedoch war da wohl mehr nie in Planung gewesen, sonst hätte Balbus die Dame wohl nicht nach Rom beordert. Und wahrscheinlich hätte er zuvor davon erfahren.


    "Ich habe einen Brief aus Rom bekommen.", fuhr Lando nach der Antwort des jungen Mannes fort, "In dem Balbus uns bittet, der Sache mit dieser Dame auf den Grund zu gehen... ich denke, es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie von Menschenhändlern jenseits des Rhenus gefangen wurde, um sie an irgendeinen reichen Fürsten zu verkaufen. Oder sie wird als Geisel gehalten... wie dem auch sei, ich glaube die Antwort erwartet uns in Magna, wir werden deshalb auf unserer Reise bei jemandem vorbeikommen, der mit Sicherheit eine Antwort hat."


    Er ließ die Nachricht erst einmal sacken, und schon Witjon dann einen Becher mit Met zu, einem Trunk, der eigentlich für Festlichkeiten vorbehalten war, was an seiner goldenen Farbe lag.
    "Da ist noch etwas.... auch wenn ich weiß, dass diese Sache dich noch sehr beschäftigt, warum auch immer, gibt es da noch etwas. Du hast dich bemerkenswert gemacht, seitdem du zu uns gestoßen bist, hast dich im Konsortium engagiert, eine lokale Ämterlaufbahn absolviert, und das bei nicht einmal zwanzig Sommern... bist du bereit, den nächsten Schritt zu gehen, um dich im Zeichen deiner Väter das Erbe dieser Familie fortzuführen?"

    Leif:


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    Als Leif schließlich auftauchte, saß er auf dem Rücken von Eomund, den er gerade in der Kälte ein wenig getrieben hatte, und sah schon ein wenig überrascht aus, als er den Jungen Lucius mit einem fremden Mann, wahrscheinlich dessen Vater, auf dem Hof stehend erblickte. Er lenkte Eomund in deren Richtung, und stieg mit Schwung ab, bevor er die beiden begrüßte.


    "Heilsa.", begann er mit einem breiten Lächeln das Gespräch, "So, dies ist also der Leumund des jungen Lucius? Mein Name ist Leif, ich bin hier quasi der Geschäftsführer..."