Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Nachdem das Atrium sich immernoch beharrlich weigerte, Schneefrei zu sein, waren die Duccii gezwungen in der geräumigen Küche ihre Mahlzeiten zu sich zu nehmen, wo das Kaminzimmer doch für derlei ungezwungene Situationen unpassend war.


    Ungezwungen war der heutige Morgen sicherlich nicht, Lando saß mit düsterer Miene an dem großen Tisch, den Marga normalerweise als riesige Arbeitsplatte benutzte, und kaute lustlos auf einem Stück Käsebrot herum, während er darauf wartete, dass die anderen auftauchten.

    "Erzähle ich dir alles morgen...", wachte Lando aus seinen Gedanken, und winkte Witjon mit einer kurzen Geste aus dem Zimmer, "Sag den anderen, dass wir uns morgen zum gemeinsamen Frühstück in der Küche treffen werden. Das Atrium ist ja noch nicht wieder bewohnbar. Ich meine alle, also wirklich alle. Und du solltest sondieren, ob du dich mehr als zehn Tage von deinem Amt entfernen kannst, ohne dass es Probleme bereitet. Solche Amtsreisen sollten eigentlich kein Problem darstellen, man muss sie nur gut genug vermitteln..."


    Das war alles, was er zu sagen hatte, und so verzog sich Lando daraufhin auch aus dem Kaminzimmer, um woanders seinen düsteren Gedanken nachzuhängen...

    "Du bist der Iurist, nicht ich.", konstatierte Lando, als sich sein ehemaliger Vorgesetzter über Orivateigentum erging, "Dann müssten wir also eine rudimentäre Verwaltungsstruktur aufbauen, um die herum die Civitates sich selbst strukturieren können? Was ist mit dem Ordo? Ich habe das Gefühl, der könnte als Basis für dieses Konstrukt taugen, wenn man ihm die Vicani unterstellt... diese... wie nennen die Mathematiker es? Dreieck? Dieses Dreieck, mit den Duumvirn als Spitze, ließe sich doch prima vermitteln... glaube ich zumindest."


    Er nahm eine neue Tabula zur Hand, und kritzelte nach und nach die verschiedenen Stufen der Kommunalverwaltung, so wie er sie sich aus diesem Gespräch heraus vorstellte, in den dünnen Wachs: "Also, zuerst die Vici... je nach Anzahl der Vici gibt es je zwei Magistri, die in den Ordo kommen, nebst den ganzen üblichen Honoratoren, wer da alles reinkommt, und kann, können die Civitates später selbst unter sich ausmachen. Die wählen dann...nach römischem Vorbild, jedes Jahr neue Aedile, die unter anderem die ganzen neuen Pflichten zu stemmen haben, und zwei Duumvirn. Dieser Germanicus Sedulus, ein Römer der vor einiger Zeit mal hier war, war Quaestor. Oder so... und der kontrollierte die öffentlichen Kassen der Provinz, vielleicht wäre so etwas für die Kommunalkassen auch sinnvoll? Muss ja nicht gleich ein Senator sein... aber vielleicht ein besonders verdienter... ach, egal, das überlassen wir den Civitates."


    Als das fertige Konstrukt vor ihnen lag, runzelte Lando die Stirn: "Jetzt haben wir die Regionaleben ausradiert... und dich damit arbeitslos gemacht. Großartig... aber: eine Kontrollinstanz auf provinzialer Ebene sollten wir den Civitates schon überstellen... vielleicht eine abgewandeltes Amt des Comes? Naja, der Senat muss sich eh damit beschäftigen.. ich glaube kaum, dass das so durchkommt, wie wir es uns erdacht haben. Und ob überhaupt... auf jeden Fall kann der Statthalter nicht auch noch die Pflichten des Comes übernehmen, da müsste vielleicht eine neue Instanz her."

    Das fehlende Olivenholz zwischen seinen Zähnen sorgte dafür, dass Lando laut hörbar mit den Zähnen knirschte. Er würde sich selbst für verrückt erklären, hätte er diese bekloppte Entscheidung nicht selbst getroffen. Und da musste er jetzt durch...


    "Nein, geht es nicht.", meinte er letztendlich mit ruhiger, aber fester Stimme. Das schlimmste was er nun machen konnte, war vor Rodewini den Eindruck von Schwäche zu erwecken, damit die Verbindung nicht gefährdet würde, "Ich traue Sarwolf und seiner Frau zu, nicht weniger als eine wunderschöne Tochter gezeugt zu haben", was bei Landos Glück sogar stimmte, "Was auch immer ich dir als Grund nenne, es wird dir nicht reichen. Die Verbindung wird auf keinen Fall zwischen mir und der Tochter Sarwolfs bestehen, ich werde dabei bleiben, aber ich kann deine Wut verstehen."


    Der Versuch, Rodewini zu beruhigen, war selbstverständlich zum Scheitern verurteilt, allerdings schuf Lando sich eine Basis für die späteren Verhandlungen. Später musste er zuhause eh erklären, warum er Phelan für dieses Unternehmen ausgewählt hat, und nicht Witjon, der seinem Vetter bei der Arbeit für die Familie noch um Welten voraus war.
    Seine Pläne für die ganze Familie würden hier von Erfolg gekrönt, oder scheitern... das war klar.


    "Sieh es so, ich bin ein Herute, der von seinem Stamm ausgeschlossen wurde. Nicht nur ausgeschlossen, meine Familie wurde Opfer der Stammesacht, du weißt was das bedeutet.", meinte Lando schließlich mit grimmiger Miene, "Zwei Jahre später haben ich den Tod meiner Eltern blutig gerächt, und dabei sind einige wichtige Leute meiner ehemaligen Sippe draufgegangen. Was glaubst du, wie erfreut gewisse Stämme sein werden, wenn du Elfleda mit einem verheiratest, der sich nicht nur der Acht wiedersetzt hat, sondern sich auch noch blutig für diese rächte? Ich könnte mir vorstellen, dass das euren östlichen und nördlichen Nachbarn Grund genug für einige Bosheiten sein könnte. Willst du wirklich die Sicherheit eurer Grenzen riskieren, nur weil ich bei den Römern ETWAS zu sagen habe? Ich denke nicht... so dumm kannst du nicht sein. Deshalb ist der junge Phelan definitiv die bessere Wahl. Jung, unbescholten, und auf dem aufsteigenden Ast."


    Was er sagte war weit bekannt. Lando hatte mit seiner kleinen Strafexpedition damals nicht nur bei den Cheruskern Aufsehen erregt, und seitdem war er, genauso wie die Teilnehmer seiner blutigen Reise damals, vogelfrei für die Stämme, die sich immer wieder um die Cherusker scharten. Doch den wahren Trumpf in dieser Runde hatte er noch garnicht ausgespielt...

    "Ich bin der Meinung, du könntest dich für die Blockade von Witjons zügiger Aufnahme in den Ordo revanchieren, in dem du hilfst, unseren Phelan in denselben zu wählen.", konstantierte Lando mit nüchterner Miene, "Ich habe das gewisse Gefühl, dass das wieder eine enge Sache werden könnte, und dieses Mal nur, weil er unserer Familie angehört. Dein Einfluss im Ordo würde uns helfen, die Sache weniger... spektakulär ...abzuwickeln, wenn du verstehst was ich meine... ich habe keine Lust mehr auf große Rededuelle im Ordo, es gibt wichtigere Dinge um die ich mich kümmern muss, und dafür brauche ich deine Hilfe."


    Eine versöhnliche Geste, nach all den Zwistigkeiten der vergangenen Monate...

    Lando zuckte mit den Schultern... er selbst hatte die Nachricht auch nicht verstanden, sie aber sogleich auf den Legaten zurückgeführt, was sein Verhältnis zu diesem römischem Patronat-Quatsch nicht unbedingt besserte... allerdings war es dieses Mal seinem Freund zugute gekommen.


    "Japp. Eques. Ich glaube du darfst dich bei deinem Patron bedanken... wo auch immer der sich gerade wieder rumtreibt.", konstatierte er mit schiefem Lächeln, "Naja... du darfst dich geehrt fühlen. Na, wie isses? Willst du dich mal wieder in der Stadt sehen lassen? Dich von Dagny verabschieden, solange es noch geht?"

    "Eigentlich schon... außer es interessiert dich, dass deine Geschäfte weiterhin blendend laufen, wir allerdings die Preise deines Architekten an die Marktsituation anpassen mussten. Unser Erfolg provozierte Nachmacher...", er schmunzelte leicht, als er das Thema auf etwas unverfängliches ablenken konnte, wusste er doch nur zu gut, dass das tragische Ende der jungen Dagny eben nicht schmerzlos von Statten gehen würde, "Du lebst also weiterhin recht gut damit... außerdem hat man dich zum Eques ernannt. Frag mich nicht warum, aber es ist so... wahrscheinlich hatte dein Patron da die Finger im Spiel. Gratuliere. Achja, nochwas... übermorgen findet eine Sitzung des Ordo Decurionum statt, falls du teilnehmen möchtest."

    Lando war doch etwas überrascht von der Reaktion Harlifs, doch half er ihm so gut er konnte zurück ins Haus, und platzierte ihn dort auf einem Stuhl.


    "Es ist das Fieber... wie ich bereits sagte.", meinte Lando mit nüchterner Stimme, er hatte sich zu oft mit dem Tod befassen müssen, um sich jetzt noch große Emotionalität leisten zu können, "Albin meint, es wäre ein Fluch der Götter, der einige unserer Frauen befällt. Die Männer aus der Familie Wolfriks sterben im Felde, kehren nach Magna zurück und kommen nie wieder, die Frauen befällt das Fieber. Wir können es uns nicht erklären... sie liegt seit Wochen im Bett, wir tun unser möglichstes... doch wir machen uns nichts vor, sie wird es nicht schaffen. Wenn sie es täte, wäre es ein Wunder."

    "Anstandsbesuch bei einem lebenden Toten...", grinste Lando, als die beiden Männer sich mit festem Handschlag grüßten, "Du hast dich lange hier verkrochen, willst du warten bis die Saat eigenhändig in die Erde bringen kannst? Ich dachte das Leben als Bauer wär dir immer zuwider gewesen? Aber egal...", er führte seinen Freund mit der Hand an der Schulter ein Stück weit von seinen Leuten weg, "Ich bin hier um dir gewisse Dinge zu sagen... ich fasse mich kurz: Dagny wird sterben. Sie hat das Fieber... die besten Ärzte der Stadt sind an ihr verzweifelt, und es ist nicht der erste Fall dieses Fiebers in der Familie... tut mir leid."

    Zitat

    Original von Ioshua ben David
    Nein, aber normalerweise ist der Kaiser auch nur eine ID, ursprgl durch den Gründer gespielt, jetzt eben mit dieser Sonderkonstruktion allein wegen des Aufwands, daß man die Aufgaben des Kaisers auf verschiedene Fachbereiche verteilt. Aber das ist ein Sonderfall, insofern nicht zu vergleichen.


    "Normalerweise"??? Bei einer Zahl von genau 2 Kaiser-IDs ist das ein zu weiter Begriff. Und bevor hier der "in anderen Micronationen"-Vergleich kommt: bei einem so ausgeprägten Rollenspiel wie hier kann man durchaus verstehen, dass die Spielleitung nicht nur einen administrativen Posten wahrnimmt, sondern auch den des klassischen (Rollen-)Spielleiters.

    "Es gab andere Dinge, die mich beschäftigt hielten... außerdem ist er ein erwachsener Mensch, dem man nicht hinterherrennen muss.", zwinkerte Lando Mara frech an, bevor er sich umwandte, um zur besagten Scheune zu gehen... wo er auch schließlich seinen Freund, mitsamt Iastix und Rolf, ratlos an einer Wand stehen... er räusperte sich kurz, dann machte er sich deutlicher bemerkbar: "Die Herren... dieses Loch schließt sich nicht, in dem man es entschlossen genug anstarrt..."


    Er grinste breit in die Runde, als man ihn verdattert ansah...

    Als Mara ihm öffnete, lächelte Lando sie breit an, schon lange hatte er die gute Seele in Harlifs Männerwirtschaft nicht gesehen, und die Männerwirtschaft auch nicht. Er trat dankbar nickend ein, wobei ihm auffiel, dass Mara guter Hoffnung war: "Na, was ist das? Brütest du uns einen kleinen Iastix aus, Mara? Herzlichen Glückwunsch... ich spar mir die Frage, wann es soweit ist, ich werde es eh erfahren.", er grinste breit, "Wie es mir ergangen ist? Gefahren, Geschäfte, gefährliche Geschäfte. Düstere Zeiten, du weißt ja wie das ist... aber... du kannst dir denken, weshalb ich hier bin. Wo ist er?"

    Zitat

    Original von Ioshua ben David
    Mich wundert nur, daß die Spielleitung auf diese Weise direkt Einfluss in das sim-on Geschehen nimmt. Die Spielleitung ist doch eigentlich sim-off und sollte die Simulation höchstens lenken, zB durch den Narrator.


    Richtig. Der Kaiser ist natürlich auch nur simoff, und nimmt keinerlei Einfluss auf das Spielgeschehen...

    Lando war das Schnarchen der Leute relativ egal. Sein Vater hatte die Angewohnheit zu schnarchen, und die komischerweise nicht auf seinen Sohn vererbt, sondern auf seine Tochter. Was Lando auch in diesen Tagen einen tiefen Schlaf abrang... sonst würde er wohl kaum ein Auge zumachen.


    "Ja, hatte ich, danke der Nachfrage. Es ist willkommen anders.. ich glaube ich werde mein Bett in Mogontiacum verbrennen, oder sowas... an gewisse Dinge der Römer möchte ich mich nicht gewöhnen. Oder kann es nicht."


    Er ließ sich neben Rodewini nieder, und lehnte sich zurück, um dem immer mittlerweile dunkelblauen Himmel zu beachten, von dem sich graue Wolken düster abhoben.


    "Bevor wir uns ums Detail kümmern... ich muss dies mit dir alleine klären.", drückte Lando schließlich hervor, was ihm die ganze Zeit auf der Seele lag, "Es geht nicht um mich. Ich werde Sarwolfs Tochter nicht heiraten, auf keinen Fall. Ich kann nicht auf dein Verständnis hoffen, weil es da nichts zu verstehen gibt..."


    Jetzt war es raus, Lando musterte mit grimmigem Blick den Mattiaker, von dem er nicht weniger als einen Wutausbruch erwartete, was er vollkommen verstehen konnte. Er selbst hatte sich oft genug einen Narren gescholten, diese Gelegenheit zu vergeben, aber er hatte sich zu dieser Entscheidung gezwungen. Er würde nicht vor seiner Schwester heiraten, das hatte er sich geschworen... solange er seine Schwester nicht in die Hände eines Mannes gab, der sich ebenso um sie zu kümmern vermochte, wie er es nach dem Tod ihrer Eltern getan hatte, würde er sich an keine neue Frau binden. Aber das konnte Rodewini egal sein, dieser würde eh denken was er wollte.
    "Es geht um Phelan. Ich habe ihn mitgebracht, damit du siehst, welcher Mann die Verbindung unserer Familien bilden wird. Er ist Sohn Gunnars, welcher die Linke Hand des Audaod war, und Feruns, dessen Tochter, und somit ein direkter Abkömmling Wolfriks. Was ich nicht bin. Er ist noch jung, und hat bis vor kurzem nur Flausen im Kopf gehabt, aber er arbeitet an sich... er war in Rom, hat sich zum Priester ausbilden lassen", und weiß noch garnich, was ihm blüht, "..und er wird seiner Familie viel Ehre machen."

    Sim-Off:

    http://www.spherechild.de/szenarien_spielhilfen_wuerfel.html Hiermit könnt ihr würfeln... ihr könnt natürlich auch eure eigenen Würfel benutzen, wie ihr wollt. ;)


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane24.jpg]


    Ortwini, Sohn des Siguhelm:



    Sie hatte ihn gehört... sie hatte ihn gehört... sie hatte ihn gehört. Ortwini wurde knallrot. Wortwörtlich. Knallrot. Ein Regen von Ohrfeigen würden ihn nicht so rot aussehen lassen, wie dieser kleine Satz der dato schönsten Frau in der Taberna...


    "Auf sie werfen und Küssen!", ging durch seinen Kopf, der alkoholvernebelte Geist des Sohnes eines Goldschmieds ergab sich gerade in abenteuerlichen Ideen, allerdings fügte der letzte Teil, der sich noch an die Realität klammerte, ein nüchternes "und eine Sekunde später von Silko mit einer Hand in zwei Teile gerissen zu werden..."
    Er gluckste hilflos, und krallte sich die Würfel... und dann sagte sie auch noch ja! Der rothaarige Junge grinste dümmlich, und träumte schon vom Sieg...


    "Alscho... erst einmal brauchen wir hiar mäh Bier! BIER!", er winkte die Kellnerin heran, und zahlte großzügig das Bier, während er gutsmännisch zu Sontje lächelte, was ziemlich schräg wirkte.


    "Dann... wia machn des jaaaanz einfach! Jeder würfelt, drü Würfl, unn' wär den högschten Wurf het, der jewinnt! Alls klar? Dann... die Dame in dä Runde darf anfungen!!!!", er schob die Würfel und den Becher zu Sontje rüber und wartete darauf, dass sie anfing... wobei es natürlich dämlich war, sie mitspielen zu lassen... andererseits könnte sie sich dann einfach jemanden aussuchen, mit dem sie den Tag verbringt... was Ortwini schlagartig dazu veranlasste, möglichst unbetrunken zu tun... was sehr, sehr schwer war. Aber nicht unschaffbar...

    Die Nacht war, der Jahreszeit ensprechend, lang, und so fühlte Lando, der das erste Mal wieder auf dem mit Stroh bedeckten Boden geschlafen hatte, so wie er es gute achzehn Jahre lang in der Heimat seiner Väter getan hatte, sich wie neugeboren, als er aufwachte. Was dazu führte, dass er sich vornahm das Bett in seinem Zimmer in der Casa rauszuwerfen, und sich eine schlichte Schlafstatt nach Vorbild des Langhauses einzurichten...


    Er raffte sich auf, suchte nach seinen Klamotten und schlüpfte in diese, während er sich umsah und die schlafenden Mitglieder der Sippe Rodewinis musterte. Er war einer der ersten, der sich entschieden hatte aufzustehen, was bedeutete, dass er selbst das Vieh, das jeden Morgen für den richtigen Krach zum aufstehen sorgte, im Frühaufstehen schlug. Er trat so leise wie möglich durch das Langhaus, roch kalte Asche, altes Leder und den typischen Geruch den das Zusammenleben von Mensch und Tier in dem Haus erzeugte, und ihn erfasste zum ersten Mal seit Jahren Heimweh. Grässliches Heimweh, das sein Gemüt, kaum fünf Minuten nachdem er erwacht war, tief nach unten zog. Lando hielt sich nachdenklich an einem Stülzbohlen fest (ein vertikaler Holzbalken, kein neuzeitlicher Medienliebling), und kämpfte die düsteren Gefühle mit Mühe, aber Erfolg, herunter, bevor er nach draußen trat, und die Dunkelheit der nahenden Dämmerung bemerkte... er war nicht allein. Rodewini hatte es wohl nicht unter der warmen Decke bei seinem Weib gehalten, und so war er noch früher als Lando aus dem Haus getreten. Barfuß trat Lando durch den Schnee an eine hölzerne Tonne, deren wässriger Inhalt bei den Temperaturen draußen natürlich steif gefroren war. Was Lando nicht davon abhielt, das Eis einzuschlagen und sich daraufhin mit gekrümmten Händen eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht zu schlagen, was ihn schlagartig wach werden ließ.
    Danach schlurfte er die letzten Schritte zu Rodewini rüber, und nickte diesem grüßend zu: "Moin. Sollte es mich beruhigen, zu sehen dass ich nicht der einzige Frühaufsteher hier bin?"

    Es waren drei von Landos Männern, die mit einem Karren hinter die Curia der Stadt gefahren kamen. Auf der Ladefläche war eine große Kiste aus festem Buchenholz, die noch weit über den Karren hinausschaute, und etwas mehr als mannshoch war. Mit Seilen und Riemen befestigt, wurde sicher gegangen, dass die wertvolle Fracht in einem Schlagloch nicht vom Karren rutschte..


    Phrynnios, der Vorarbeiter im Smaidra Stana, oder Steineschmied, sprang, für seine alten Tage noch überraschend agil vom Bock des Karrens und ging die letzten Schritte zur großen Tür, um mit kräftigem Klopfen auf sich aufmerksam zu machen. Kritisch blickte er zurück zum Karren, auf dem sich sein aktuelles Meisterwerk befand. Der alte Grieche schüttelte innerlich den Kopf, wenn sein Vater wüsste, dass er für Germanen Stein verwandelte. Für Barbaren! Aber was brachte es... die Germanen mochten gut mit Holz können, Stein brauchte man ihnen nicht in die Hand geben...

    "Von nichts anderem rede ich ja...", runzelte Lando die Stirn, als Sontje ihn bat, mit Hochzeitsplänen sie betreffend zu warten, "Du hast alle Zeit der Welt, dich hier zurecht zu finden, und dir ein neues Leben mit uns aufzubauen, dessen kannst du dir sicher sein... und du kannst gehen, sicher. Wir sehen uns beim Abendbrot...", winkte Lando Sontje lächelnd aus dem Zimmer..