Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Nachdem Lando sich seinen Mitarbeitern und seinem Vorgesetzten, dem ältlichen Caius Hirtius Postumianus, vorgestellt hatte, hatte er gleich die Idee angeregt, den Cursus Publicus von Mogontiacum und der Provinz zu entzerren... was darin mündete, dass er mit dem Praefectus zusammen ein großes Büro bezog, in dem beide Platz hatten, und in dem sich beide bestens miteinander koordinieren konnten. Lando verwaltete die Routen von und nach Mogontiacum, sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Postzustellung und der Versorgung der Mansiones und der Mutationes... bald hatte er sich genau eingearbeitet, und ging seiner Arbeit mit dem für ihn typischen Fleiß und seiner eigenen Energie nach...

    Als Lando Dinge erfahren hatte, die ihm in Bezug auf Ragins Problem weiterhelfen könnten, machte er sich gleich am nächsten Tag auf, und klopfte nach seiner Rückkehr in die Casa an die Tür des Gästezimmers, in dem der Chatte bisweilen residierte...

    Der Wirt blickte den Mann verdattert an, und warf der Kellnerin dann einen ebenso kritischen Blick zu: was war das denn für eine Frage?


    "Sicherlich nicht in dieser Taberna... Wir brauen es im Haus, natürlich. Was denn sonst?", er fragte sich schon, wie der Fremde auf diese Frage kam, servierte diesem dann aber routiniert den gewünschten Met, "Und bevor die Frage aufkommt: ja, auch der Met wird von uns selbst angesetzt. Die Bauern aus der Umgebung liefern uns den Honig, und das Getreide für das Bier."


    Er runzelte die Stirn... wo kam der denn her? Andererseits fragte er sich, in welcher Gegend man leben musste, in der nicht jeder sein eigenes Bier braute, oder Met ansetzte, schließlich war das Bier das Volksgetränk Nummer eins, weil überall herzustellen wo es Getreide gab, und Met erforderte außer einer dicken Haut nur sehr viel Geduld...

    Lando zog überrascht die Augenbraue hoch... Halbblüter? Was ein unwahrscheinlicher Zufall das doch war.


    "Interessant.", war jedoch das, was er sagte, "Und was für Pferderassen kreuzt du?"


    Zu einem späteren Zeitpunkt würde man dem Artorier den Vertrag vorlegen, der wie folgt aussah:



    Vertrag
    Handelskonsortium Freya Mercurioque - Servius Artorius Reatinus


    Die beiden Vertragspartner haben sich auf folgende Klauseln geeinigt:


    Servius Artorius Reatinus wird das Handelskonsortium durch seinen Betrieb 'Importwaren Reatinus' mit folgender Ware beliefern:
    Seide a 27Sz pro Einheit


    Das Handelskonsortium wird Servius Artorius Reatinus mit folgender Ware beliefern:
    Marmor a 155Sz pro Einheit


    Vertragsvorraussetzungen sind:
    - Lieferung nach Lieferbarkeit
    - Mengenvariablität
    - sofortige Kündbarkeit


    Unterschriften der Vertragspartner:




    ______________________________________
    Servius Artorius Reatinus




    ______________________________________
    i.V. Tiberius Duccius Lando f.d. Handelskonsortium Freya Mercurioque

    Eines Abends lag in Ragins Zimmer, unübersehbar auf dem Bett, eine Schriftrolle, die Lando für seinen jüngeren Vetter mit wichtigem Kram beschrieben hatte:



    Empfehlungsschreiben


    Marcus Duccius Rufus hat im Handelskonsortium Freya Mercurioque, mit Sitz in Mogontiacum, Germania, seinen Dienst als Scriba immer zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Er hat sich mit größtem Elan in die Erarbeitung von Abrechnungen, Dokumentausstellungen und Urkundentechnik eingearbeitet, und sich stets als Auffassungsbereit und Motiviert bewiesen.


    Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.


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    _________________________________________________________
    Tiberius Duccius Lando
    Handelshaus Freya Mercurioque | Mogontiacum | Germania Sup.

    Stationarius Cursu Publico Germaniae | Curator Cons. Merc. Freya Mercurioque
    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/DucciaSiegel_blau_100px.png]


    Lando hielt einen Moment inne, und runzelte die Stirn... besonders mit den Römern. Ja, da war etwas dran. Andererseits tat Lando sich schwer damit, alle über einen Kamm zu scheren, das gleiche galt ja ebenso für Germanen. Nur, dass Germanen sich eher an die freie Gestaltung des Preises hielten, und weniger an das, was ihr Kuningaz, oder hier im Reich die Kaiserkanzlei so für richtig hielt. Manchmal war man versucht den unbändigen Freiheitsdrang, den Tacitus Landos Volk und den anderen unstellte, auch auf die anderen Lebensbereiche zu interpretieren.


    "Naja, wie dem auch sei.", schloss Lando das ernste Thema ab, "Da Ragin ja auf und davon nach Alexandria will, habe ich vor ihn aus dem Scriba-Posten zu entlassen, und zum Sodali zu erklären. Ich denke du hast nichts dagegen, richtig?"

    "Hier das Bier...", dröhnte die Stimme des korpulenten Wirts, der dem Mann seinen Krug vor die Nase auf die Theke stellte, "Den Met heiß, oder kalt? Gewürzt, oder pur?"


    Der Wirt blickte den Mann fragend an, schließlich konnte er keine Gedanken lesen, und so feststellen wie der Mann seinen Met trank.

    "Das verstehe ich, voll und ganz...", gab Lando seinen Anflug von Neugier auf, es reichte ihm vollkommen, dass an der Sache etwas dran war. Das Gerede der Legionäre in den Tabernen der Stadt war doch nicht halb so fantastisch, wie man glauben mochte, wenn man von riesigen Germanen, Centurionen die sich bei Vollmond in Tiere verwandelten und Tribunen mit einem Fable für Frauenkleider absah.


    "Dann was anderes... ich habe gehört, du hast eine Pferdezucht aufgemacht? Was für eine Natur sind denn deine Tiere, wenn ich fragen darf?", stellte Lando die Frage, deren Antwort er eigentlich schon wusste, aber es konnte nie schaden Informationen auch aus erster Hand zu bekommen... und vielleicht ließ sich ja ein kleiner Handel arrangieren, mit dem sich der Stammbaum seiner Tiere auffrischen ließ.

    Lando stutzte... Terentius wer? Achso...


    "Meinst du Gaius Terentius Primus? Der ist doch Kli..", konnte er noch fragen, bevor Witjon die Bombe platzen ließ, eine Pferdezucht und eine Taberna? Ein belustigtes Schmunzeln schlich sich auf Landos Lippen, als Witjon die Frage stellte...


    "Corsi... wie? Nicht? Britannia?", Lando hielt einen Moment inne, denn das ganze kam ihm dann doch ein wenig absurd vor. "Bist du sicher, dass es sich nicht um einen Bauern handelt, der auf seinem Land einfach ein paar Gäule grasen lässt? Wer kommt auf die Idee, im Winter eine Zucht auf zu machen? Aber nun denn... und die Taberna? Nun, was soll ich dazu sagen? Das ehrlichste Kompliment ist es immernoch, wenn man kopiert wird.", er nahm einen Schluck vom Met, und ließ diesen dann im Becher kreisen, was er mit nachdenklichem Blick betrachtete.


    "Sorgen macht mir das keine... wir haben unser Klientel. Apropos Klientel. Ich war gestern beim Praefectus Castrorum Artorius Reatinus, der sich mittlerweile auch auf dem Markt betätigt... wir kaufen ihm ab sofort seine Seide ab, und er bekommt von uns Marmor. Ein gutes Geschäft mit einem guten Mann, man könnte fast sagen, dass es wieder Spaß macht zu handeln, wenn einem nicht bei jeder Gelegenheit ans Bein gepinkelt wird..."


    Lando warf seinem Vetter einen bedeutungsschweren Blick zu, der genauso gut wie er wusste, dass der Erfolg ihres Unternehmens mehr Neid als Anerkennung erzeugt hatte, aber Lando erwartete nichts anderes von den Menschen... den Leuten fiel es leichter, anderen ihren Erfolg zu neiden, als selbst für ihren eigenen zu arbeiten. Oder sogar zusammen etwas großes zu schaffen...

    Sim-Off:

    Selbstverständlich. Die WiSim-Realität ist halt beweglicher und unberechenbarer. Kauf einfach, wenn du was brauchst, und ich was habe. :)


    "Sehr schön. Ich werde einen Vertrag aufsetzen lassen, den ich dir dann zum unterzeichnen zukommen lassen werde. Es ist mir eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen.", womit Lando den geschäftlichen Teil des Gesprächs abschluss, "Erlaube mir nun eine recht unorthodoxe Frage. In den Tabernen der Stadt munkelt man, dass ein Offizier der Legion desertiert ist. Ist da was dran?"

    "Das verstehe ich...", meinte Lando mit ehrlich besorgter Miene, schließlich war der Preis der Rohstoffe derjenige, der den Preis des Endprodukts bestimmte, "Mein Konsortium ist selbst nicht frei davon, immerhin stecken wir mittendrin im Markt. Die Rohstoffe stellen wir nicht selbst her, sondern importieren sie aus dem Umland, den Minen des Südens oder von den romtreuen Stämmen in Magna. Bisher begnügen wir uns damit, Rohstoffe weiter zu verarbeiten, und bisher laufen wir ganz gut damit, sonst wären wir wohl nichtmehr da. Also, 150 ist angesichts der Marktrealität leider nicht zu machen, aber da du mir die Seide so zuvorkommend überlässt, würde ich mich mit einem Preis von 155 Sesterzen zufrieden geben. Das ist fünf Sesterzen unter meinem Marktpreis, und ganze 13 unter dem nächsten Anbieter. Was sagst du?"

    "Sers Witjon.", murmelte Lando, der angestrengt auf ein Stück Papier glotzte, es dann jedoch sein ließ, einen Becher mit dampfendem Met ergriff, und Witjon fragend anblickte, "Mein Tag? Naja... erfolgreich. Der Dienst als Stationarius ist... erfrischend. Heute war ein neues Händler aus den Midlanden Midgards hier, Raginamunt, Sohn des Adalwolf. Sagt dir der Name was? Mir kommt er seltsam bekannt vor. Naja, wie dem auch sei... wir haben ihm ein paar Felle, blondes Haar und Leder abgenommen... werden wir auch gleich morgen wieder los, wenn Cnaus Suprimacus vorbeikommt. Und selbst? Neuigkeiten aus der Stadt, die ich noch nicht weiß?"

    Überrascht zog Lando die linke Augenbraue hoch: "Stadtverwaltung? Ich dachte die aufzustellende Statue wäre ein Geschenk des Ordo an die Stadt? Demzufolge wäre es nur an der Stadtverwaltung, die Genehmigung für das Aufstellen jenes Geschenks zu erteilen. Und was meine Bedingung angeht...", Lando war fast versucht, die Diskussion mit einem 'Weil ich es kann.' abzuwürgen, hielt dann aber doch an sich, und versuchte es mal wieder auf die diplomatische Art, wobei er immer mehr zu der Erkenntis kam, dass beim Petronier dembezüglich alles Hopfen und Malz verloren war: "Weil ich dir den finanziellen Schaden nicht alleine aufbürden möchte, Magistratus. Meine Geschäfte laufen gut, und ich habe keinen kleinen Sohn, den ich unterhalten muss. Aber wir können gerne die anderen Mitglieder des Ordo befragen, wenn du es möchtest."


    Er blickte fragend in die Runde... doch Widerstand gegen seinen Vorschlag konnte er nirgends ausmachen.


    "Nun, wenn dem so ist... ich werde meine Werkstatt anweisen, die Statue auf der Arbeitsliste nach oben zu setzen.", dann wartete er darauf, dass der Duumvir seinem Vorschlag zustimmte, um ihn fest zu machen, damit sie alle nach Hause konnten.

    An diesem Tag war Markttag, und in der Taberna um diese Uhrzeit noch wenig los, weil alles auf dem Forum war, um sich das Geld zu verdienen, das man später in der Taberna ausgeben konnte. Das zu dieser Jahrezeit sowieso nicht so üppige Sonnenlicht schien durch die farbigen Fenster des Schankraums (weißes Glas war für ein Etablisment dieser Sorte weder erschwinglich, noch gewollt) und ließ eine schummrige Atmosphäre aufkommen, da sich noch niemand die Mühe gemacht hatte, zu dieser Uhrzeit die Lampen zu entzünden.
    Die junge Kellnerin lehnte am Tresen und unterhielt sich mit einem Gast, der zu dieser Uhrzeit schon zu viel gehabt zu haben schien, denn seine germanischen Worte waren mehr als nur schwer zu verstehen, aber das schien sie nicht zu stören. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie ein Mann eintrat, und sich umzusehen schien...

    "Und so war es für mich.", komplettierte Lando das Geschäft, und ergriff dem Unterarm des Mannes mit festem Griff, "Solltest du wieder in diese Stadt kommen, so komm vorbei, und zeig mir was du dann mitgebracht haben wirst. Bis dahin geh mit den Göttern, Raginamunt, Adawolfs Sohn. Til ars ok frisar, til ars ok nujar."


    Er nickte dem Händler freundlich lächelnd zu, und besah sich dann wie die Ware in sein Lagerhaus geschafft wurde, um an die richtigen Stellen verlagert zu werden.

    "Nur weil wir keine Römer sind.", meinte Lando mit frostiger Stimme, "Genau deshalb. Wir sind anders, und das macht ihnen Angst. Meine Eltern sind aus genau dem gleichen Grund von unserem Dorf gelyncht worden. Glaubst du wirklich, das Leben in Magna wäre sicherer als das hier? Ich kann deine Angst um die Familie verstehen, die habe ich auch, mehr noch. Und trotzdem müssen, und WERDEN wir uns mit dem arrangieren, was die Nornen uns vorherbestimmt haben. Und dies ist einfach das Leben im römischen Reich, mit den Römern und mit den Stämmen, die diesselbe Entscheidung getroffen haben. Ich werde ganz sicher nicht nach Magna zurückgehen, und das wirst DU ganz sicher auch nicht. Du bist an deinen Eid gebunden, den du Tjaard geschworen hast, und den wirst du mir gegenüber nicht brechen. Hast du das verstanden, Albin?"


    Lando blickte den alten Mann mit finsterer Miene an, wenn die Familie etwas nicht gebrauchen konnte, dann waren es Abweichler, denn jede Kette war nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

    Zufrieden nickte Lando, und führte den Händler mit seiner Ware wieder aus dem Lagerhaus heraus, wo Landos Mitarbeiter schon darauf warteten die Ware zu verladen. Jedoch mussten sie noch darauf warten, dass der Karren mit der Ware für Raginamunt endlich kam, was noch eine kleine Weile dauerte.


    Als der Wagen dann endlich kam, lud Lando den Mann mit einer wortlosen Geste ein, seinerseits die Ware zu kontrollieren, die er für seinen Kram angeboten bekam.

    "27 Sesterzen?", stockte Lando, der sich wunderte warum der Römer so tief einstieg. War dies die römische Art zu feilschen? Konnte garnicht sein, entsann sich der rothaarige Germane, von Marsus hatte er über die seltsame Verhandlungsart des Petronius Crispus gehört, der die Preise auch gerne mal im Keller forderte, und dabei jegliche Marktrealität vergaß. Vielleicht war dies einfach eine Marotte der Römer, billig einkaufen, billig verkaufen. Lando überlegte einen Moment lang, ob er nicht doch noch eine Sesterze auf den Preis draufschlagen wollte, denn ein so billiger Preis war schon fast rufschädigend... dann schlug er doch ein, um den Römer in seiner Großzügigkeit nicht zu beleidigen: "Abgemacht. 27 Sesterzen die Woche, meine Arbeiter werden die jeweilige Menge pro Woche aus deinem Kontor holen lassen."


    Ein kühlender Schluck Wasser wanderte seine Kehle herab, und Lando freute sich ein ums andere Mal um das noch funktionierende Aquädukt in der Stadt.


    "Marmor, sagst du? Naja, was heißt überteuert? Angebot und Nachfrage, die ehernen Gesetze des Marktes. Innerhalb unseres Konsortiums verkaufen wir unsere Waren zum von der Kanzlei des Kaisers empfohlenen Preise, aber nach außen sind wir den gleichen Regeln wie alle anderen unterworfen... aber nun gut, Marmor. Was hast du dir so als Preis vorgestellt?"

    "Albin.", grollte Lando nun mit einer nur dezent unterdrückten Wut in der Stimme, "Hast du eigentlich auch nur eine Minute darüber nachgedacht, was du sagst? Du solltest von uns allem am besten wissen, was uns und alle, die uns folgen drüben in Magna verbindet. Ist dir der Tod von Farold und Svea nicht lange genug her? Natürlich nicht... du warst nicht dabei, und hast nicht gesehen wie sie von den Chauken hingerichtet wurden. Aber du hast gesehen wie all die anderen gefallen sind, warst selbst jahrelang in Gefangenschaft, und hast mitbekommen wie der Stamm Wolfriks in seine Einzelteile zerlegt wurde. Und dann kommst du hier mit dieser Forderung, wieder dahin zurück zu gehen, wo ein großer Teil der Altvorderen dieser Familie, und etliche andere Sippen, ihr Leben gelassen haben? Nur weil die Römer uns nicht mit offenen Armen empfangen?"


    Lando verhehlte seinen Groll kaum, war das Gerede des alten Mannes für ihn doch nichts anderes als ein Affront gegen alles, was er und die vor ihm für diese Familie erreicht hatten.