Beiträge von Tiberius Duccius Lando

Loki stand wenige Schritte hinter ihm, denn er war gerade durch das große Tor getreten als Harlif sein Gebrüll losließ.

"Hier.", murmelte er knapp, bevor er die Schritte zum Stall lief und sich mit Harlif wie immer in der hinteren Ecke niederließ. Einen Krug Met und zwei Becher dabei, die sofort Inhalt tauschten.

Während Loki die ersten Würfel schwang, sah er Harlif kritisch an.

"Die beiden Männer die du mir mit auf die Jagd gegeben hast waren nicht einmal als Zuschauer zu gebrauchen. Man könnte meinen du wolltest uns übel, in dem du uns so unfähiges Personal mitgibst."

Lokis Verblüffung hielt sich in Grenzen, hatte er doch sowieso ohne die beiden Handlanger Harlif's geplant. Dass die beiden jetzt einfach so aus dem Nichts auftauchten bestätigte nur seine geringe Meinung von ihnen.

"Wie ich sehe habt ihr euch lieber an etwas bewiesen was eurem Können entspricht. Na, da ihr jetzt ja nichtmehr mit leerem Magen ins Bett müsst, können wir dann ja auch endlich zurückkehren.", knurrte Loki während er, ohne die beiden Spezialisten eines weiteren Blickes zu würdigen, den Hengst langsam in Richtung des Waldrandes lenkte.

Nachdem der Wolf größtenteils verbrannt war, und bei dem aktuellen Wetter keine Brandgefahr für die Region bestand, wandte sich Loki von dem großen Feuer ab und sammelte Pfeile und Speere, die ihr Ziel verfehlt hatten, auf und reichte sie ihren Besitzern, bzw. packte sie wieder in ihre Köcher.

Mit einem Satz war er wieder auf seinem Hengst, und als er sich niederließ schweifte sein Blick über den Flecken Erde auf dem sie gerade den Wolf zur Strecke gebracht haben.

"Was ein Schlachtfeld. Man könnte meinen wir hätten es mit einer Kohorte zu tun gehabt.", knirschte Loki laut mit den Zähnen. Das war schon ein starkes Stück gewesen, und sie hatten übernatürliches Glück gehabt dass es nicht einmal eins ihrer Reittiere erwischt hatte.

"So. Witjon, komm... lass uns gehen. Wir müssen noch die beiden Jäger suchen...", meinte er mit schiefem Grinsen, nachdem die beiden Männer des Duumvirs ihre praktische Nutzlosigkeit bewiesen hatten.

"Wenn du deine Arbeit richtig machst, wird es kein Problem darstellen mit den Damen klarzukommen. Sie wissen um ihre Bedeutung und Rolle, und sie werden sich an dich gewöhnen, da bin ich mir sicher.", Loki war da recht zuversichtlich, schließlich war die Anschaffung eines Leibwächters längst überfällig, "Was die Feinde der Familie angeht, wirst du viel zu tun haben. Wir sind Germanen, im römischen Reich, mit römischem Bürgerrecht. Und zudem aufstrebend. Das passt sowohl freien Germanen, wie auch konservativen Römern nicht unbedingt in den Kram. Deshalb hatten wir uns in der Vergangenheit schon öfter mit Angriffen rumzuschlagen. Langweilig wird dir sicherlich nicht, das kann ich dir versichern."

Nachdem er dies gesagt hatte, öffnete sich hinter ihm die Tür, und als Loki sich umwandte sah er einen kleinen Jungen, der anscheinend nach seiner Schwester suchte.

"Sie ist nicht hier.", war alles was er dem Jungen zu sagen hatte, wusste er doch nicht und interessierte es ihn doch nicht wer dieser war. Wenn er Eila kannte, würde schon alles seine Richtigkeit haben.

"Ge-nau.", meinte Loki auf die Frage, "Es geht um die Adoption meiner Schwester Eila, welche eigentlich schon in und durch Rom erfolgen sollte, wohl aber hier gemacht wird. Deswegen müsste ich noch einmal beim Legaten vorsprechen."

Loki nahm das Schreiben entgegen, öffnete und überflog es, wobei sich tiefe Furchen in seine Stirn trieben.

"Wie jetzt? NOCH ein Treffen? Das ging ja fix... der Mann scheint garnicht genug von uns zu bekommen.", er grinste breit, legte das Schreiben zur Seite und winkte Maecenas aus seinem Büro, "Das war alles, danke."

Es schien tatsächlich so als wäre der Magister mittlerweile wieder in seinem Officium, auf welchem Weg auch immer das geschehen war, Loki war froh DASS es geschehen war.

"Magister! Ich bin es noch einmal... ich habe mit dem Legaten gesprochen, und bräuchte einen Folgetermin um mit ihm die letzten Details zu klären. Könntest du einen solchen arrangieren?"

Nachdem er den Magister auch im Büro des Scribas nicht auffinden konnte, versuchte Loki es noch einmal an der Tür des Officiums, bevor er die Suche aufgeben und es später noch einmal versuchen wollte.

*klopf³*

"Naja, ich schau einfach noch einmal ob ich den Magister mittlerweile wieder in seinem Officium finde.", beschloss Loki letztendlich, als er bemerkte dass Marsus sich wieder seiner Arbeit und seinen enorm kreativen Kritzeleien widmen wollte.

"Nun, wir sehen uns heute abend. Vielleicht."

"Etwaige Verehrer müssen sich eh etwas mehr anstrengen um unsere Frauen zu packen zu bekommen.", kommentierte Loki die Frage schmunzelnd. Der Gedanke war zu lustig, besonders wenn man bedachte wie Eila mit ihren Verehrern rumsprang, "Die Mitglieder dieser Familie unterstehen in erster Linie ihrer eigenen Verantwortung. Werden sie dieser nicht gerecht, in dem sie die Werte und Traditionen unserer Ahnen mit Füßen treten, oder sich sonstwie unwürdig verhalten, wird das klare Konsequenzen ergeben. Dessen ist sich jeder hier im Hause bewusst, und wir haben in der Vergangenheit schon gezeigt dass wir nicht lange fackeln wenn jemand Mist baut. Demzufolge wird deine Hauptaufgabe sein Leib und Leben deiner Schützlinge zu sichern. Allerdings, sollte sich ein Verehrer in der Art vergreifen, und unseren Frauen gegen Sitte und Anstand gewaltsam nahe kommen, ist es dir sofort erlaubt ihnen den Kopf abzureißen... also, den Verehrern. Nicht unseren Frauen."

"Ahso?", stutze Loki verwirrt, "Beim Legaten? Wie zum Teufel sind die dahingekommen? Durch das Fenster geklettert? Stell ich mir lustig vor... so mit der Tunika und so... muss von unten ein toller Anblick gewesen sein... höhö."

Er nahm einen Schluck Wein und sah denn nachdenklich ins Leere, bis er sich wieder fing und Marsus fixierte.

"So denn der Magister beschäftigt zu sein scheint, kannst du für mich und Eila einen Termin beim Legaten lancieren?"

"Mir sagen wo ich den Magister Hadrianus finde. Vorhin war er noch hier, ist er jetzt nichtmehr. Vom Officium des Legaten komme ich gerade, und in seinem Kabuff isser auch net. Ich möchte jetzt nicht unbedingt das Klo belagern, um ihn doch noch zu erwischen..."

Als der unbekannte Kerl gegangen war, ließ Loki sich locker in dem Stuhl vor Marsus' Schreibtisch nieder und grinste diesen breit an.

"Na? Harter Tag?"

Als Loki eintrat sah er einen Mann vor Marsus stehen, den er nicht kannte, bzw. den er nur flüchtig gesehen hatte. Er wartete bis diese Angelegenheit sich geklärt hatte, konnte ein breites Grinsen aber nicht unterdrücken als er sah wie Marsus ihn herauskomplimentierte.

"Mit Verlaub.", meinte Loki mit vor Unschuld nur so strotzendem Blick, "Ich habe manchmal das Gefühl dass der Procurator Viarum die Region immernoch im Kriegszustand sieht, und weniger darauf achtet dass sie auch ziviles Potential birgt. Der derzeitige Duumvir dieser Stadt, Hadrianus Capitolinus, war vor knapp einem Jahr noch als Agrimensor dieser Region tätig, und hat einige Erkenntisse über das Land gewonnen, die allerdings im Büro des Procurators zu verstauben scheinen."

"Sehr schön.", Loki rieb sich die Hände, so hatte er sich also die Vorstellungsrunde sparen können, "Diese beiden jungen Damen sind der Hauptgrund warum du nun in den Dienst der Familie getreten bist. Natürlich ist es auch an dir für die Sicherheit der restlichen Familienmitglieder zu sorgen. Allerdings wirst du schon festgestellt haben dass diese Familie sich leicht von anderen die im Reich leben unterscheidet. Die Familie der Duccier hat eine lange Geschichte, wobei nur die jüngere Vergangenheit im römischen Reich stattgefunden hat. Wahrscheinlich leben wir nicht halb so lange im Reich wie du. Du wirst dich dennoch an die Eigenheiten gewöhnen, und sie dir teilweise sogar zueigen machen müssen, denn es gibt gewisse Dinge die sehr wichtig sein werden."

Er machte eine Pause damit Silko auch mitkam.

"Erstens: lerne germanisch. Du wirst festgestellt haben dass alle hier untereinander in der Sprache der freien Stämme an der Amisia miteinander reden. Was du vielleicht nicht weißt: die Sprache der Menschen, die die Römer Germanen nennen, ist von Stamm zu Stamm anders. Von daher wird es schwierig sein sich darauf einzustellen dass Menschen, die von den Römern als Menschen des gleichen Volks angesehen werden, nur schwer miteinander kommunizieren können. Das Problem wird in der Casa nicht bestehen, denn die meisten von uns haben eine gemeinsame Sprache. Also, lerne germanisch, denn in diesen vier Wänden ist das wichtiger als Latein."

Er schmunzelte, war er doch im Begriff den schwarzen Mann mit Informationen zuzuwerfen.

"Des weiteren sei angemerkt, dass wir Menschen eines anderen Kulturkreises sind, auch wenn die Römer gerne so tun als wäre dies ein Unkulturkreis. Wie ich gehört habe warst du vorher in einem römischen Haushalt. Dies wird für dich also vollkommen neu zu sein. Beobachte genau wie die Vorgänge hier sind, aber dränge dich nicht auf. Die Mitglieder dieser Familie sind alles sehr gesellige Menschen, denn für uns ist die Familie das wichtigste. Allerdings sind es auch sehr beschäftigte Menschen, das gilt es zu beachten."

Er holte tief Luft, schließlich war auch er nur ein Mensch.

"Um schlussendlich auf deine Rolle hier zu sprechen zu kommen. Du wirst schnell merken dass die hier arbeitetenden Unfreien durchaus mehr Freiheiten haben, was wohl darauf zurückzuführen ist dass in unserer Heimat Unfreie als Teil der Familie mit besonderen Pflichten angesehen werden. Besondere Pflichten heißt: solange du die deinen erfüllst, hast du durchaus die Möglichkeit deinen eigenen Interessen nachzugehen. Ich kann dir aber von vorneherein sagen dass deine Aufgaben sich nicht nur auf den Schutz von Leib und Leben der Duccii beschränken wird. Da wir alle recht wehrhaft sind, wie du festgestellt hast, wird deine Hauptfunktion Präsenz sein. Aber wenn es andere Aufgaben gibt, kannst du gerne daran teilnehmen diese zu bewältigen. Ich denke die anderen werden dir da sehr dankbar für sein. Wie dem auch sei, das war es von meiner Seite, hast du noch Fragen?"

Nachdem Loki eine Weile lang gewartet hatte, entschloss er sich schließlich doch wieder im Büro des Scribas nach dem Magister zu suchen. Er fand die Tür verschlossen vor, und so klopfte er an um nicht in ein laufendes Gespräch hereinzuplatzen.

*klopf²*

Loki schloss die Tür hinter sich, lehnte sich in den Türrahmen und sah den Sklaven erwartungsvoll an.

"So, wie ich sehe hattest du das Glück einen Großteil der Familie schon kennenzulernen. Ich gehe davon aus dass Eila und Dagny auch anwesend waren?"

Nachdem Loki die Dinge, die Loki nunmal so tat, getan hatte, wie er es immer tat, tat er in die Unterkunft der Bediensteten gehen, wie er es nicht so oft tat, denn normalerweise taten die Bediensteten oft genug in der Casa Taten.

"Silko?"

"Sehr wohl.", meinte Loki bevor er sich wieder zurückzog um zu tun wie ihm geheißen.