Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Eine Stunde später machten sich schon mehrere Menschen an die Arbeit, und trugen die Ruinen der Casa ab. Die verkohlten Bohlen wurden außerhalb der Stadt zu Holzkohle verarbeitet, die noch brauchbaren Steine der Stadt gestiftet.


    Loki schaute dem Treiben mit finsterer Miene zu, und dachte über die bösen Kräfte nach, die diesem einst stolzen Haus ein Ende bereitet hatte. Seine Familie war gefangen zwischen den Welten, und es gab auf beiden Seiten Menschen die ihnen ihr Glück, oder selbst ihr bloßes Leben, missgönnten.
    Er schüttelte den Kopf, zuviel lief selbst auf dieser Seite des Rheins in nicht vorhersehbaren Bahnen.


    Geduldig wartete er auf die Rückkehr Witjons von der Stadtverwaltung.

    Als Loki die Barracke betrat, hätte er fast etwas in Richtung 'ich weiß genau warum ich kein Soldat geworden bin' gesagt, doch dann entsann er sich an die Zustände in denen er früher gelebt hatte, was dem hier sehr ähnlich war.


    "Nett... hast du es hier.", murmelte er schließlich, während er einen der Becher nahm und Arbjon knapp zuprostete. Loki blieb wie immer lieber stehen, sitzend oder liegend fand er sich immer so hilflos. So hörte er einstweilen der Unterhaltung der beiden Brüder zu, er würd schon etwas sagen wenn man ihn fragte. ;)

    Loki runzelte kurz die Stirn, als der Comes etwas über den neuen Aquarius wissen wollte: "Soweit ich weiß, hat er sich gut in seine Stelle eingelebt. Die ersten Tage hatte er damit zu tun das Chaos zu beseitigen das der ehemalige Aquarius hinterlassen hat, aber das ist nun bereinigt. Soweit ich weiß plant er bald erste Erhebungen für den Wasserverbrauch, was hier seit einiger Zeit nicht geschehen ist."

    Loki hörte sich mit hochgezogener Braue das erwartete Donnerwetter an, und ließ Valentina erst einmal ausreden, bevor er etwas entgegnete.


    "Ein Mann von Ehre weiß auch genau um Veranwortung und Selbstkontrolle der anderen. Wenn du deine Cousine für Unmündig erklären und ihr jede Entscheidung über sich selbst absprechen willst, kannst du das gerne tun. Ich tue es nicht."


    Er sah sie kühl mit messendem Blick an, und als sie ihn rauswarf, konnte er nicht umhin traurig lächelnd den Kopf zu schütteln, und eine gespielte Verbeugung anzudeuten.


    "Voreilig wie eh und je... so sei es.", murmelte er, und als er sich schon ein paar Schritte von der Casa entfernt hatte, hielt er inne und wandte sich wieder um: "Bevor ich gehe, und sei dir sicher, ich werde deinem Wunsch entsprechen, möchte ich dir noch etwas sagen. Ich habe einen Freund, den du treffen musst. Es ist eine friedliche Sache, und ich wollte dir nie böses, von daher kannst du mir ein letztes Mal vertrauen. Sein Name ist Marcus Petronius Glabrio, und er weilt einige Tage in dieser Stadt. Ich möchte nur, dass du dich kurz mit ihm unterhälst. Mehr nicht. Du wirst es nicht bereuen, du findest ihn in einem Zimmer in der Taberna. Und nun, leb wohl.", er zwinkerte sie an, bevor er in den Straßen der Stadt verschwand.

    Belustigt ob der Erkenntnis dass Valentina sich also nun doch für männlichen Beistand, egal welcher Art, entschieden hatte, schmunzelte Loki den Südländer frech an: "So so..."


    Er legte Flava vorsichtig in die Arme des Mannes, und sah dann wieder zu Valentina: "Viel Wasser. Wenn sie wieder aus ihrem Schlaf erwacht, einen Becher heißes Wasser mit Salz und Gartenkräutern. Achja, und sei nett zu ihr, sie kann nichts dafür. Es war ihr erster Kontakt zu dem Zeug das ihr Melina nennt, es dürfte wohl auch auf einige Zeit ihr letzter gewsen sein."


    Er kam nicht umhin kopfschüttelnd leise zu lachen, so absurd war die Situation.

    Er wartete immernoch darauf dass Valentina ihn hereinbat, um Flava endlich zuhause abzuliefern, als hinter ihr eine Person auftauchte, deren Erscheinungsbild Loki Falten in die Stirn trieb.


    "Nanu, wer ist denn das?", sah er den Mann kritisch an. Hatte Valentina Männerbesuch? Und wieso wollte er Flava unbedingt haben? Loki tat erst einmal keinen Schritt und sah Valentina fragend an...

    Schließlich trag auch Loki, in feine Wolle gekleidet, in das Triclinium, und eilte sogleich auf den Comes zu.


    "Caecilius, schön dass du kommen konntest. Willkommen im Heim meiner Familie.", er wollte gerade fragen ob dieser etwas trinken wollte, als er sah dass Albin schon mit einem Becher Wein kam, "Nun, wie ich sehe hat man sich schon um dich gekümmert, schön."


    Nachdem sie sich per Handschlag begrüßt hatten, ließ auch Loki sich auf einer Kline nieder, und sah den Comes erwartungsvoll an: "Nun, es ist schon einige Monate her seitdem du das Amt des Comes übernommen hast. Wie sieht dein Resumee bisher aus?"

    "Ich hatte mit Didius Gorgianus nicht viel zu tun. Ehrlich gesagt garnichts. Was nicht für seine Arbeit spricht, schließlich hatte er nicht nur dem Procurator Rechenschaft abzulegen.", er ließ den Met in seinem Becher kreisen, als er über den Comes nachdachte, "Naja, er ist schon ein seltsamer Kauz, aber ich denke das rührt daher dass er noch nie wirklich freie Menschen unseres Volkes gesehen hat. Nur die in Ketten geschlagenen in Rom. Das macht ihn wahrscheinlich misstrauisch, allerdings ist seine Kompetenz nicht anzuzweifeln."

    Er wollte gerade noch einmal gegen die Tür klopfen, als die Tür geöffnet wurde. Und Valentina in ihr stand. Lokis Herz bekam einen leichten Stich, erinnerte er sich doch daran wie unselig sie sich beim letzten Treffen getrennt hatten, doch ihre Miene verriet keinen Groll, als sie ihn erkannte. Innerlich aufatmend, drehte Loki sich einmal kurz um um Valentina auch die Vorderseite ihrer Cousine zu präsentieren,...


    "Hallo Valentina. Schön dich zu sehen.", begann er schließlich, "Ich glaube Flava ist wohl mit einem Krug Met kollidiert, und hat zu tief ins Glas geschaut. Darf ich?", er nickte in Richtung Casa...

    Nachdem von seiner Rückseite keine Antwort kam, warf Loki innerlich eine Münze.
    Als diese gefallen war, trat er einen Schritt vor und hämmerte drei mal locker mit der Faust gegen die große Tür.


    "Na, das kann ja lustig werden.", grummelte Loki vor sich hin während er darauf wartete dass Valentina die Tür öffnete, da Valerian ja laut Flava zu den Praetorianern gegangen war. Insgeheim war er heilfroh dass Flava zu ihrer Cousine gezogen war, litt diese doch vorher so an Einsamkeit.

    Sie war verdammt leicht zu tragen, bemerkte Loki während er Flava nach Hause trug, und musste in seiner Flucheskapade immer wieder innehalten um sicher zu gehen dass die Römerin nicht von seiner Schulter rutschte, oder er versuchte ihr Lallen in normales Menschlich zu übersetzen, was ihm nicht immer gelang.


    "Meine Fresse. Mädchen, daran musst du arbeiten. Wie willst du jemals mehr als eine Woche in dieser Stadt aushalten, wenn du nach vier Bechern Honigwein aus den Latschen kippst.", grummelte er vor sich her, und als sie an der Casa angekommen waren schaute Loki erst kritisch auf die Eingangstür.


    "So, Mädchen, du hast die Wahl. Die peinliche, oder die verdammt peinliche Art? Was ist dir lieber?"

    "Nicht weitergehen?", meinte Loki, etwas ver...un...sichert wegen Flavas Kopf an seiner Schulter, "Du bist witzig. Wir stehen mitten auf dem Forum!"


    Und da hockte er nun, eine besoffene Römerin die hocken und stehen zu einer seltsamen Stellung verdrehte, und wie ein gefällter Baum an einem anderen lehnte. Die Erkenntnis, dass es so nicht weiterging machte sich in ihm breit. Konsequenzen musste her, schließlich hatte er sie in diese Lage gebracht. Er sah sich zweimal um und ging sicher dass sie niemand beachtete.


    "Tut mir leid, ich glaube das muss sein.", mit diesen Worten packte er Flava ohne große Mühe auf seine Schulter, so dass ihr mit viel Stoff bedeckter Hintern die Richtung anzeigte, und ihr Kopf auf seinem Rücken ruhte, während er sie an den Beinen festhielt.


    "Verdammte Römer. Fallen schon beim vierten Becher um.", fluchte Loki vor sich her, während er sie langsam in Richtung Casa trug.

    Er war schneller an ihrer Seite als sie "verdammter dreckiger Honigwein den ihr elenden germanischen Hurenböcke doch nur erfunden habt um unschuldige römische Jungfrauen willenlos zu machen um nachher Völkerverständigung neu zu definieren" buchstabieren konnte.


    "Na na...", murmelte er, während er sie dezent, und nicht zu auffällig, am Arm festhielt, was Flava in eine halbwegs stabile Position brachte.

    Loki legte mittlerweile einen leicht tänzerischen Gang ein, aus purer Langeweile oder weil es ihm so Spaß machte, die schwankende Flava zu imitieren. Sie gingen in Richtung Forum, in die Gegend in der die Casa Quintilia lag, und auch das Anwesen seiner Familie.
    Auf die Frage hin, ob er nicht gerade die übliche Masche abzog, stockte Loki einen Moment. Glaubte sie erstens wirklich dass er der Herzensbrecher der Stadt war, und zweitens bemerkte er dass er die ganze Zeit, die er mit ihr zusammen war, nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte, ihre Keuschheit aufs Exempel zu testen.


    "Nein. Obwohl ich jeden Grund dazu hätte.", seufzte er, während er weiter ihren Gang kontrollierte, und sicherging dass sie nicht fiel.

    Er hatte es kommen sehen...


    "Immer gerade aus schauen.", murmelte er grinsend vor sich her, und als sie aus dem Tritt kam wollte er sie gerade stützen, als sie sich ihm schon wieder entzog. Er ging einen Schritt hinter ihr, und bewunderte in der untergehenden Sonne das unmutige Torkeln der Römerin zu bewundern, die er so unabsichtlich abgefüllt hatte. Das würde noch viel Arbeit erfordern, das war ihm klar.


    "Achja, tue mir einen Gefallen und erwähne nicht dass ich daran schuld bin dass du die Welt gerade ein wenig verdreht siehst... man könnte meinen ich würde unschuldige Frauen nur abfüllen um danach... naja, du weißt schon.", es war ja nun nicht unbedingt so dass er Valentina und Valerian nicht mochte, trotz der Diskrepanzen zwischen ihnen.

    "Oh. Da hast du gleich die besten kennengelernt.", meinte Loki schmunzelnd, während er ihr in den Mantel half. Als geübter Trinker sah er natürlich sofort dass es ihr nicht mehr wirklich gut ging, und so beobachtete er jede ihrer Bewegungen, er wollte ja keine Flava mit Blessuren zuhause abliefern.


    Er wartete erst einmal ab wie sie sich auf zwei Beinen machte, bevor er Hilfestellung bot.