Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    "Nein. In meiner Heimat beteten wir drei Götter an. Donar, Wotan und der Göttermutter. Entsprechen etwa eurem Apoll, Iupiter und Iuno. Wie das mit den Griechen ist weiß ich nicht, ich hab noch nie einen kennengelernt, um genau zu sein. Stimmt es dass sie sich lieber mit Knaben als mit Frauen abgeben? Stell ich mir frustrierend vor, als Frau, mein ich jetzt.", er schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck vom Met, was seinen Becher leerte. Als er sich wieder eingoss, tat er dasselbe automatisch bei Flava, alte Angewohnheiten wurde man schlecht wieder los.

    Der Met schien ihr zu gefallen. Loki machte einen Haken auf seiner inneren Strichliste und beobachtete sie weiter amüsiert, wie sie versuchte seine Sätze zu verdauen. Dummerweise entging ihr nicht sein abgebrochener Satz. Er biss sich auf die Zunge, er hatte sich kurz dazu hinreißen lassen BEINAHE ein kompliment zu machen, hatte jedoch früh genug wieder die Kurve geschafft. Das würde ihm kein zweites Mal passierten.


    "Halt halt. Und Wotan? Nein... natürlich nicht... du bist ja.. eine von 'ihnen'. Wotan ist unser Gott, das Äquivalent zu eurem Iupiter. Verstehst du?"

    Lokis Tag war nicht so unbelastet wie der von Aulus, ein paar Schreckensmeldungen aus dem Osten hatten ihm im Büro tierisch die Laune verdorben, und er war froh als er endlich aus dem Büro herauskam. Die Freya hatte er heute nicht eines Blickes gewürdigt, und war schnurstracks zur Casa gelaufen um genau das zu tun was Aulus gerade begann. Als Loki ihn mit den beiden kleinen Fässern erblickte, musste Loki grinsen...
    "Soso... es scheint als wäre ich nicht der einzige, der heute einen guten Trunk nötig hat, wie?"

    Loki winkte eine Bedienung herbei und bestellte einen Krug Met mitsamt zwei Bechern. Er war garnicht auf die Idee gekommen dass die Dame vielleicht nur einen wollte, und nun hatte sie den Salat.


    Als der Krug gekommen war goss Loki seiner Begleiterin ein und schob einen Becher rüber. Als er sich selbst einen Becher bereitet hatte, schmunzelte er sie an und hob ihn schließlich.


    "Erst. Auf ein seltsames Treffen zweier Menschen."


    Als sie sich zugeprostet, und Loki seine trockene Kehle mit dem süßen Honigwein geschmiert hatte, grinste er sie schelmisch an.


    "Grandios. Warum, bei Wotans Socken, machst du sowas? Ich meine, du jagst Menschen von Burgmauern, hast mehr Haare auf den Zähnen als ich auf dem Kopf, tarnst deine persönliche Schönheits-zur-Schaustellung-Gesten mehr als schlecht, und vertraust ohne mit deinen getünchten Wimpern zu zucken einem wildfremden Mann. Außerdem bist du... err... na... egal. Du bist halt."

    Loki nickte nachdenklich.
    "Aus Augusta Raurica kommen seit einigen Tagen keine Nachrichten. Ich werde wohl jemanden hinschicken müssen, um nach dem rechten zu sehen. Mogontiacum, tja, der Hadrianus. Ich werde das nötige veranlassen. Heute Abend hast du die Berichte. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

    "Met.", schon wieder so eine automatische Antwort.


    "Also. Ich verbringe eigentlich gern Zeit mit Menschen. Ich mag sie, sie haben so etwas... interessantes. Die volle Bandbreite an menschlichen Charakteren ist eine großartige Ganztagsbeschäftigung, wenn du mich fragst. Schau dich an."

    "Das Verführen schuldiger Frauen.", grinste Loki beinahe automatisch. Dann allerdings ließ er sich in den Stuhl zurücksinken und schaute nachdenklich aus dem Fenster.
    "Puh. Gute Frage. Eigentlich kann ich mich über Langeweile nicht unbedingt beschweren... err... hmhm... es gibt so viel was ich den ganzen lieben langen Tag lang mache, dass ich garnicht weiß was ich am liebsten mache.", er wollte grad fortfahren als ihm auffiel dass sein Hals vom ganzen Reden ziemlich trocken war, "Eh... möchtest du was trinken?"

    Er genoss den Anblick, als ihre Verlegenheit vermehrt Blut in ihr Gesicht schickte, und er konnte sich ein siegessicheres Grinsen nur knapp verkneifen. Das gefiel ihm, er wusste rein garnichts von ihr, und doch erhaschte er zwischendurch kurze Blicke hinter die schöne Fassade.


    Loki tat wenige Momente so als würde er angestrengt nachdenken.
    "Ich weiß nicht so recht. Das wird kompliziert. Soll ich dir nun eine große abenteuerliche Geschichte erzählen, um als großer Held dazustehen und dein Herz für ein paar wenige, aber interessante, Stunden zu gewinnen. Oder soll ich dir meine wahre Geschichte erzählen und mich dann auf ein kleines "Lass uns doch Freunde bleiben."-Spielchen einlassen? Sehr, sehr schwierige Entscheidung, wenn du mich fragst."

    Als Glabrio endlich eintraf begrüßten sie sich herzlich, und Loki hörte interessiert den Ausführungen seines Freundes zu.


    "Und? Hast du Brüder deines Glaubens gefunden? So wie ich es mitbekommen habe sind Christen eher zaudernd mit der Bekanntgabe ihres Glaubens, sie sind zwar durch Gesetze geschützt, anerkannt aber noch lange nicht. Und du hast da wahrhaftig eine lange Reise vor dir. Unser Familienoberhaupt ist nach Aegyptus aufgebrochen, und wird wohl erst in einigen Jahren wieder zurückkehren. Wenn überhaupt.", er nahm einen Schluck Met bevor er von seinen eigenen Erlebnissen erzählte: "Viel hat sich getan, mein Freund. Ich habe meinen kleinen Betrieb mittlerweile zu einem großen Handelskonsortium ausgebaut, mit mehr als fünfzehn Betrieben und mehreren Gesellschaftern. Zudem bin ich mittlerweile Magister der Verwaltung und Mitglied im Ordo Decurionum. Man mag es nicht glauben, aber aus mir ist tatsächlich sowas ähnliches wie ein gemachter Mann geworden. Eila geht es gut. Zu gut, wenn du mich fragst. Hat sich mittlerweile an ihr neues Leben gewöhnt, und ist mittlerweile sehr erfolgreiche Buchhändlerin in der Stadt. Zudem verdreht die mehr Männern den Kopf als gut für sie ist, wenn du mich fragst."


    Er schüttelte den Kopf als könnte er selbst nicht glauben was passiert war.

    Bei diesem Satz verschluckte sich Loki fast an sich selbst. Grandios, zuerst dieser Triumph, und dann diese brillante Vorlage. Er lehnte sich vor und schaute sie mit einem Blick an der vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, während er sie gespielt anschnurrte.


    "Rrrrrr... meine Güte, Mädchen, du gehst aber ran. Ich weiß nicht ob ich das mit meiner Lebensphilosophie der Keuschheit und Tugend vereinbaren kann. Könnten wir nicht wenigstens noch eine Stunde so tun als würden wir uns vorher kennenlernen bevor wir zur Sache kommen? Außerdem wird das essen dann kalt."

    Argh! Schon wieder... Loki rang innerlich um seine Fassung. Dieses Strähnen-weggestreiche war wirklich die Höhe. Es war einer dieser Momente, in der eine Frau ihre Schönheit mit extremen und jahrtausendealten Special-Moves um 300% mit Quad-Beauty verstärkte. Fatal für jede noch so antrainierte männliche Coolness, und so war auch Loki mal wieder fassungslos. Es dauerte einige Sekunden bis er zum Gegenschlag ausholen konnte.
    In dem er einfach dasselbe tat, und sie dadurch parodierte. Schließlich schaute er sich gekünstelt auf die Fingernägel und dann zu Flava.


    "Wenn du mich fragst, sind die skrupellosesten Arten durchaus in der Lages ihresgleichen zu fressen. Homo homini lupus, eh?"

    Loki legte bei diesen Worten das Kinn auf die gespreizten Hände und schaute sie schelmisch grinsend an.


    "Ganz einfach. Er ist Land-o, ich bin Land-peh. Klingt logisch, oder?", er winkte eine Bedienung herbei, und bestellte für sich den besagten Fisch, für die Dame das gebackene Huhn.


    "Ich kenne mich hier gut aus, allerdings, weil es seit Jahren mein Stammlokal ist. Und außerdem meiner Familie gehört. Reiner Zufall, natürlich."

    "Oh, ja.", meinte Loki als er sich selbst auf seinem Platz niederließ, "Schön dass du es nicht bemerkt hast, das bedeutet dass wir wirklich gut sind. DENN, und das erzähle ich nur dir, weil du so putzig bist, ich habe einen Zwilling. Und wir teilen uns die Arbeit. Er beginnt ein Gespräch mit der Frau mit seiner irren Art, ich glätte mit meiner vornehmen die Wogen und den Rest losen wir dann aus."


    Natürlich gab es keine Speisekarten in diesem Haus, das was die Küche am Tag so zusammenzauberte wurde auf einer großen Tafel für alle zusammengefasst. Loki deutete in die Richtung, und sah Flava fragend an.


    "Also, ich würde ja das gebratene Fleisch mit Brot und Oliven vorschlagen. Bei dir wäre allerdings nur Brot und Oliven angebracht. Von daher: nimm den Fisch.", ein paar Frechheiten mussten immer sein.

    Loki öffnete die Türe und deutete der Quintilierin einzutreten. Natürlich war die Taberna nicht unbedingt das Etablisment das zweitausend Jahre später fünf Sterne bekommen würde, aber einen hätte sie mit viel Anstrengung sicherlich bekommen. Als die schöne Frau durch die Tür trat erhellte sich die Miene des Wirtes um einiges, und als Loki hinter ihr eintrat verdüsterte sie sich wieder um das doppelte. Loki führte Flava zu einem Tisch am Fenster, von dem man auf die geschäftige Via herausschauen konnte.


    "Hier, bitte.", rückte er einen Stuhl für sie zurecht nachdem er ihren Mantel abgenommen hatte, und ließ dabei das Maximum an guten Manieren raushängen, die er im Laufe der Zeit von Römern höheren Standes abgeguckt hatte. Ein stetes Schmunzeln war dabei auf seinem Gesicht zu sehen.