Beiträge von Tiberia Livilla

    "Oh. Dennoch möchte ich erst als Discipulus beitreten, um mich in der Zwischenzeit auf die Prüfungen vorbereiten zu können... es ist doch so, dass ich dann antreten kann, sobald ich mich dazu bereit fühle, nicht wahr? Wenn dem so ist, trete ich mit Freuden bei. Ah.. meine Manieren - mein Name ist Tiberia Livilla."


    Sie schenkte dem Scriba ein offenes Lächeln und sah sich kurz im Tempel um, ehe der Blick wieder auf ihm verharrte.

    "Ich weiß, Cousin, ich weiß..", meinte sie und versuchte so gut wie möglich einen bedauernden Ton anzuschlagen. "Als Frau von Stand ist man in Rom kaum noch sicher. Meinen Freundinnen geht es kaum besser."
    "Geschult? Nun, in Noricum wurde mir der Umgang mit Pfeil und Bogen gezeigt und ich weiß einen Fasan zu schießen, aber mit dem Spieß möchte ich mich noch üben, liebster Cousin. Schließlich soll ich Diana würdig dienen, nicht wahr? Und da möchte ich den Umgang lehren. Ich bin mir sicher, es findet sich jemand, der mir das zeigt."

    Ein leises, glockenhelles Lachen ertönte, als sie seine Worte vernahm und schüttelte amüsiert ihr Haupt.
    "Bruder, liebster Bruder. Wir sind gehören erst seit wenigen Jahren zu den patrizischen Familien. Und wir kamen nur so weit, weil die Männer und Frauen unserer familia durch Fleiß und harte Arbeit Ehre errungen haben. Oder willst du so ein pummeliger Weintraubenfresser wie.. zum Beispiel die Aurelier werden? Na? Immer bodenständig mit beiden Füßen auf der Erde. Sich auf den Lorbeeren ausruhen ist etwas für andere. Wir sind schließlich Tiberier. Und der Luchs ist nicht umsonst unser Tier auf dem Signum, lieber Bruder. Zeig ihm, dass du etwas kannst und er wird begeistert von dir sein. Aber er wird dich nicht in den Himmel preisen, weil deine Verwandten etwas geleistet haben. Zumindest schätze ich ihn so ein."

    "Nein, hast du nicht... aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in deinem Alter allein sein sollte. Und da du mir noch nichts von ihr erzählt hast, muss sie deine Liebste und nicht deine Gattin sein", schlussfolgerte sie, leicht grinsend.
    "Oha. Und wie ist er so, unser geliebter Kaiser?"

    "Wundervoll. Und ebenso geträumt." zwinkerte sie ihm zu, als sie sich etwas vom Fladenbrot brach und zum Käse griff.
    "Ich glaube, heute wird ein wunderschöner Tag. In der Nacht hat es geregnet, die Luft ist wundervoll frisch und ich fühle mich besser gelaunt denn je."
    Details über ihre Periode und dass jene nun endlich nachließ, ersparte sie ihm lieber, vor allem, wenn er Eier aß. Man musste nicht den eigenen Bruder verschrecken, das war etwas für unliebsame Annäherungen von schwülstigen Männern.

    "Da warst du ja schon richtig erfolgreich, Bruder... deine Liebste muss stolz auf dich sein. Ich hoffe, ich werde sie auch einmal kennenlernen? Ein so erfolgreicher Mann wie du kann ja nur eine der lieblichsten Frauen Roms für sich gewonnen haben."
    Sie musste lächeln und lehnte sich etwas zurück. "Und? Hast du den Kaiser schon persönlich kennen gelernt?"

    Ruhig sah sie ihn an, ruhig lag der Blick ihrer Augen auf ihm und suchte seinen Blick.
    "Natürlich werde ich das", entgegnete sie. "Und ebenso, wie es eine römische Pflicht ist, zu heiraten, ist comitas eine der römischen Tugenden." Sie schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln, nippte am Glas und fuhr fort.
    "Natürlich werde ich ihn der familia vorstellen, sollte es soweit sein. Doch manchmal scheint mir, Roma ist eine Stadt voller balzender Keiler, die nichts anderes zu tun haben, als armen Römerinnen hinterher zu jagen. Da gilt es, schön durchzusieben, lieber Cousin, denn ich möchte einen Mann, keinen brünftigen Burschen, der sich an jedem Baum reibt."
    Und erneut das bedachte Nippen am Glas, um etwas vom Wein zu kosten. Die Mischung schmeckte ihr und sie nickte Titus wohlwollend zu.
    "Ich danke dir, Cousin. Sicherlich werde ich mich an die beiden wenden. Aber wenn ich mich schon am Dienst an Diana verschreibe... könntest du mir vielleicht einen Jagdbogen und ein venabulum, eine dieser Jagdstoßlanzen besorgen?" Und nun war ihr Lächeln um einiges wärmer.

    Livilla mustert das Glas einen Augenblick und schenkt Titus dann ein offenes Lächeln, ehe sie daran nippt und sich wieder Vitamalacus zuwendet. Ah, er setzt sich für das Wohl der familia ein. Wahrscheinlich wollte er sich als neu gewählter Quästor einfach nicht schämen, dachte sie sich und musterte ihn. Sie wusste gar nicht, dass man als Römer so groß werden konnte, zumindest beeindruckte sie seine Statur ein wenig. Wenigstens hat er sich bedankt.
    "Das ist sehr fürsorglich von dir, Cousin. Meine privaten Ziele.. ich werde sehen. Vielleicht suche ich mir einen Mann.. aber das möchte ich selbst machen, also bitte haltet Freier von mir fern. Beruflich.." Sie zupfte nachdenklich an ihrer schmalen Nasenspitze. "Wahrscheinlich werde ich in den Cultus Deorum gehen, um Diana als Priesterin zu dienen."

    "Gewässerten Wein. Ein wenig gewürzt. Mit.." Fragend sah sie zu Titus, dann hob sie die Schultern und vollführte eine wedelnde Bewegung mit ihrer Hand "Was auch immer du denkst, es könnte schmecken, Titus."
    Langsam ging sie auf ihn zu, umrundete den Stuhl und setzte sich hin, um die Beine zu überschlagen und ihn mit gehobener Braue zu mustern. Das war also ihr Cousin... er klang so nach Militär. Sev war zwar Prätorianer, aber er klang civil eindeutig.. nicht so schroff. Langsam tippte sie mit den spitzen Fingernägeln auf die hölzerne Lehne des Stuhls, seinen Blick haltend.
    "Auch wenn du zum Quästor gewählt wurde - wozu ich dir herzlichst gratuliere-, musst du mit 'bitte' und 'danke' nicht geizen, liebster Cousin. Ich bin kein miles, dagegen sprechen mindestens zwei Gründe. Nun.. womit darf ich dir behilflich sein?"

    Eine gute halbe Stunde, nachdem Titus in ihrem Cubicularium gewesen war, betrat Livilla das Tablinium. Immer noch trug sie das recht einfache Kleid, nur um die Hüfte geschnürt, aber ihre Haare glänzten gepflegt und fielen ihr in vielen vielen Locken über die Schultern, auch wenn der Hauptteil der Mähne hinten zusammengebunden war und mit vier Spangen auch in eine gewisse Form. Sie sah sich nach Titus um - irgendwie mochte sie den schüchtern wirkenden Legionarius - schmunzelte leicht und verschränkte die Arme, zu Vitamalacus blickend.


    "Salve Cousin. Du wünschst mich zu sprechen?"

    "Legionarius Titus.. soso." Sie musste schmunzeln, löste die Kordel von ihrer Hüfte und schlang sie neu, vor ihrem Bauch verknotend. "Ich bin kein miles, Legionarius. Und ich hasse es, wenn man mir befiehlt. Ich werde kommen, sobald ich dazu bereit und gewillt bin. Aber ich werde versuchen, bald zu kommen - der Höflichkeit halber."
    So sah sie ihm nach, rief wieder nach ihrer Sklavin und ließ sich die Haare richten.

    "So, wünscht er das..?" Sie ließ die linke Braue hochzucken, doch dann lächelte sie ihm zu und drückte sich mit den Armen langsam hoch, um die Kordel, die das Kleid an ihrer Hüfte hielt, zurecht zu rücken. "Du darfst ihm ausrichten, dass ich bald erscheinen werde. Und du bist..?"

    "Ohh, leider nicht viel. Leider. Aber ich habe vor, das nachzuholen... wahrscheinlich werde ich in den Cultus Deorum gehen, um mich Diana zu verschreiben. Und du?"
    Sie überschlug das Bein, zupfte ein wenig an ihrem Kleid herum und ließ schließlich den Fuß wippen.

    "Guten Morgen, Bruder..", lächelte Livilla offensiv, als sie nur mit einem weißen Kleid und Sandalen bekleidet auf ihn zukam und sich vorsichtig setzte, um sich einen Überblick verschaffte, welche Speisen zum Frühstück gerichtet waren.
    "Wie erging es dir in letzter Zeit?"

    "Herein!", erklang die Stimme von Livilla, die sich gerade von einer Sklavin die Haare bürsten ließ. Als sie Titus sah, schickte sie die Sklavin fort und band sich das Haar nach hinten.
    "Was ist dein Begehr?", fragte sie, setzte sich auf die Kline und überschlug die Beine, leicht mit dem Fuß wippend.

    Livilla betrat hinter Wonga und mit Sev im Arm das Atrium. Sie war dezent, aber nicht überladen gekleidet und geschminkt, trug ein weißes Unterkleid, an den Ärmeln gefasst mit goldenen Kordeln und darüber eine blutrote Stola. Darüber trug sie eine schwarze Palla, die vorsichtig an ihrer Frisur festgesteckt war. Die Sandalen waren dekoriert bestickt - am Geld für ihre Kleidung geizte sie ganz bestimmt nicht. Neben ihr Sev, den sie am Arm.. nein pardon, der sie an der Hand führte - zumindest ließ sie es so aussehen - besah sie die Gäste und deutete ein leichtes Nicken an.