Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Wo war sie nur, wo war sie nur... Irgendwo hier musste diese Abhandlung zum cursus iuris doch stehen. Ich fuhr mit dem Finger am Regal entlang, um besser suchen zu können. Allerlei Dokumente und Abschriften fanden sich hier, auch wenn Ursus einen Großteil mitgenommen hatte oder zumindest hatte packen lassen. Die Abhandlung allerdings musste irgendwie dazwischen geraten sein, denn weder ich noch der Bibliothekar selbst waren ihrer fündig geworden. Bis zu dem Moment jedenfalls, da Lupus den Raum betrat. Unter seinen Arm hatte er ein Dokument geklemmt.


    Sowohl ich als auch der Sklave, dem die Bibliothek unterstellt war, wandten uns nach der schnarrenden Tür um - offensichtlich mangelte es an Öl - und entdeckten den jungen Aurelier. Der Blick des Sklaven fiel sogleich auf das Dokument, und er setzte einen missbilligenden Ausdruck auf. "dominus, ich bitte dich inständig, mir beim nächsten Mal bescheid zu geben, wenn du ein Schriftstück entfernst. Wir dachten, es sei in einer der Kisten für Mantua gelandet und..." begann der Sklave, verstummte jedoch, als ich im einen stirnrunzelnden Blick zuwarf. Dass Lupus hier erschien, passte mir gut, da ich ohnehin noch mit ihm sprechen wollte. "Das ist nicht zufällig die Abschrift der Kursunterlagen zum Rechtskurs?" fragte ich ihn und deutete fragend auf das Schriftstück unter seinem Arm, während der Sklave sich einem Stapel Bücher widmete und diese umseitig ins Regal einzusortieren begann.

    Ich machte also einen entsprechenden Vermerk auf meiner Tafel und legte den Griffel dann nieder, um mich den Worten des Iuliers zu widmen. Sie irritierten mich etwas. Die Iulier waren schon lange dafür bekannt, wieder aufsteigen zu wollen, hatten bisher aber nur durch Militärdienste einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Im Senat saß kein besonders nenneswerter Iulier, und Iulius Centho war seit langem der einzige, der überhaupt dorthin strebte. Insofern überraschte er mich mit seinen Worten durchaus, sprach er doch davon, selbst nicht zum gemeinen Volk zu gehören. Letztenendes waren wir alle das Volk, wenngleich manche wohl besser gestellt waren als andere - und die Iulier zählte ich selbst keiensfalls dazu. Wie hoch letztendlich ihr Vermögen war, konnte ich nicht beurteilen, doch zur Obrigkeit zählten die plebejischen Iulier für mich definitiv nicht, viel eher zu eben jenem Gemeinen Volk, von dem Centho sich soeben distanziert hatte. Dementsprechend weit rutschten meine Brauen dabei auch nach oben, und ich überlegte einen Moment, was ich nun darauf erwidern sollte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Dass er einem collegium beitreten wollte, war natürlich positiv, auch wenn ich nach seinen Worten kaum mehr glauben mochte, dass es ihm ernst war und er sich um der Götter Willen dem stadtrömischen Kult anschließen wollte. Für mich klang es in jenem Moment vielmehr so, als wollte er sich selbst damit dorthin katapultieren, wo er sich seinen Worten nach bereits sah. Ich räusperte mich. "Nun gut, dann wünsche ich dir dabei viel Erfolg, Iulius", erwiderte ich schlussendlich, Man würde sehen, was dabei heraus kam. "Ich werde dein Ansinnen prüfen, Iulia Corona, und dir dann eine entsprechende Mitteilung senden", versprach ich indes seiner Begleitung und klappte demonstrativ meine Wachstafel zu. "Hast du noch Fragen, die ich dir beantworten kann?"

    Strahlender Sonnenschein durchflutete den Garten. Die Bäume wiegten sich sanft in einer leichten Brise und warfen changierende Muster aus helldunklen Flecken auf Gras, Wege und Beete. Ich stand vor den besonders schönen Orchideen und erfreute mich an ihrem schillernden Farbenspiel. Die Erde war hier besonders, diese Pflanzen gediehen nicht, wenn sie zu krumig und feucht war. Aus diesem Grund spannte man bei besonders heftigem Regen eine Art Segel auf, das die Blüten vor niederprasselnden Tropfen und die Erde vor zu großer Feuchtigkeit schützte. Diese Idee hatte Siv ihrerzeit ersonnen, und seitdem wuchsen die Pflanzen besonders üppig. Ich hatte lange überlegt, wen ich schicken sollte für diesen Auftrag. Siv selbst zu entsenden, erschien mir am geeignetsten, doch hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes beide Hände voll zu tun mit Finn, sodass zumindest noch ein weiterer Träger vonnöten war. Und wer wäre hierfür besser geeignet als Aedan? Der Junge wollte sich beweisen und seine Sache gut machen, und ich war durchaus gewillt, ihn ebendies versuchen zu lassen. So stand ich dort, während ich darauf wartete, dass sowohl Siv als auch Aedan eintrafen, und besah mir die Orchideen - und eine Auswahl zu treffen, fiel mir sehr schwer.

    Der Venus also. Ich nickte langsam und beschloss, nicht weiter nach dem Grund zu fragen, aus dem die junge Iulia der Göttin der Leidenschaft und Liebe zugetan war. Schließlich wollte ich sie nicht im Beisein ihres Tutors in Verlegenheit bringen. Sie wollte also als discipula erste Eindrücke sammeln. Der Umstand, dass sie als Kind offenbar ein kleiner Wildfang gewesen war und ihr Vater dies wohl unterstützt hatte, mochte hinsichtlich der erforderlichen Handgriffe bei einer Opferung gewiss von Vorteil sein, ob dies jedoch auch in Bezug auf den höflichen Umgang mit Opferwilligen ebenso der Fall war, würde sich zeigen. Bisher jedenfalls machte die junge Iulia einen ganz passablen Eindruck. "Nun gut, das soll mir vorerst genügen", sagte ich, während ich eine tabula heranzog und mir Notizen machte. Iulia Corona, Mündel des Iulius Centho. Präf. Venuspriesterschaft, Einstieg disc. Ausbilder? stand letztenendes dort. "Ich nehme an, dein tutor befürwortet dein Ansinnen?" hakte ich rein für die Formalitäten noch einmal nach und warf dem schweigsamen Iulier einen fragenden Blick zu, mit dem Griffel über dem Wachs der Tafel, um seine Zustimmung ebenfalls zu vermerken.

    Orest war dieser Tage sehr beschäftigt. Ich hatte ihm ein Dutzend Male angeboten, ihm etwas abzunehmen, doch er war in dieser Hinsicht mir selbst sehr ähnlich. Zu guter Letzt hatte doch er eine Bitte an mich herangetragen. Zähneknirschend zwar, doch wollte ich ihm selbstverständlich helfen. Zu diesem Zwecke suchte ich derzeit seine Schwester, Narcissa. Ich hatte wohl von allen Bewohnern dieses Hauses am längsten gebraucht, bis ich die Zwillinge einigermaßen sicher auseinander zu halten vermochte - und das sicherste Indiz für die Präsenz Narcissas war nach wie vor ein Buch in ihrer Hand. Aus diesem Grunde suchte ich sich auch zunächst in der Bibliothek, wo mir der Bibliothekar versicherte, sie vor kurzem mit einem Buch hinausmarschieren gesehen zu haben. Ich machte mich darob auf ins Peristyl, in der Hoffnung, sie zu finden, hatte jedoch bereits in der exedra Glück.


    Ich näherte mich Narcissa und setzte ein Lächeln auf. "Salve, Narcissa", grüßte ich und war mir sicher, dass ich auch eben diese vor mir hatte. Ich setzte mich in einen nahe stehenden Korbstuhl und betrachtete sie kurz. "Was liest du denn?" erkundigte ich mich interessiert. Meine Lieblingsbücher waren in frühem Alter die Gaius-Kriminalgeschichten gewesen, in ihrem Alter hatte ich bereits viele Berichte und Abhandlungen zu lesen und darob nur noch sehr wenig Zeit für kurzweilige Lektüre.

    Peristyl und Garten folgten, und selbstverständlich ließ ich hier besonders gründlich die Blicke schweifen, um die Vielzahl der Pflanzen in Augenschein zu nehmen, die im Grün versteckten Statuen und kleinen Kostbarkeiten, die das Auge erfreuten und eine willkommene Abwechslung darstellten. In kleinen Nischen rings um den Säulengang herum waren ebenfalls Statuen verteilt, und kleine marmorne Tafeln verkündeten jedem Interessierten den Namen und den Grund, aus dem hier eine Statue von der Person stand. In jenem Moment lenkte die Claudia unsere Aufmerksamkeit auf eine ganz bestimmte Statue, und während ich noch rätselte, wer dies mochte sein, und einen Blick nach vorn auf die Tafeln warf, versteifte sich Flavius Gracchus bereits. Und einen Augenblick darauf erschloss sich mir sein Verhalten, denn dies war nichts anderes als das Abbild seiner Schwester. Es schien, als starrten Agrippina und Gracchus sich an, trauernder Blick in marmornen, und ich schwieg betreten. Damals war auch ich zugegen gewesen, doch an das Gesicht der Flavia erinnerte ich mich nicht mehr. Die Claudia war es schließlich, die das Schweigen brach, und ein wenig salopp zusammenfasste. Schon wollte ich zustimmen, den Weg fortzusetzen, um dieser Situation zu entfliehen, die für uns alle unangenehm sein mochte - für Gracchus, da er erinnert wurde an die Ermordung seiner Schwester, für die Claudia und mich, da wir hilflos dastanden und uns nichts blieb, als betreten dreinzuschauen - da sprach Gracchus nun doch, und schlagartig wurde es mir noch unangenehmer zumute. Es war eine Sache, so über den pontifex maximus zu denken, doch eine gänzlich andere, seine Gedanken laut zu offenbaren. Erst recht in Gegegnwart einer Vestalin, einer Kaiserstochter. Ich warf einen Blick zur Claudia hin, lenkte ihn anschließend zurück zu Flavius Gracchus, der sich eben entschuldigte für seine Verlautbarung. "Es wird unter uns bleiben", entgegnete ich nur und warf der Vestalin in unserer Mitte einen entsprechend bittenden Blick zu. Ich hielt es für sinnvoll, schnellstmöglich weiterzugehen. Gracchus stellte noch eine Frage, und ich selbst machte bereits währenddessen eine entsprechende Geste, die Inspektion fortzuführen, währenddem die Claudia meinem Kollegen ihre Antwort geben mochte. Eines, das hatte ich recht schnell festgestellt, fehlte jedoch diesem Garten zur Vollkommenheit. Etwas, das ihn nicht nur zum angenehmen Rückzugsort machte, sondern ebenso zu einer Oase der Schönheit.

    Seiana wählte ihre Worte mit Bedacht. Sie verriet nicht zu viel von sich und ließ damit viel Freiraum für entsprechende Fragen, was taktisch gesehen allemal besser war, als zunächst einen Monolog zu halten und anschließend nur die entscheidenden Passagen als Antwort auf eine Frage umformuliert zu wiederholen. Ich schwieg, Fragen hatte ich keine an sie, und meinen Standpunkt bezüglich Decima Seiana hatte ich zuvor bereits deutlich gemacht.

    Zumindest schien der Sklave nun seinen Benehmen wiedergefunden zu haben. Ob dies nun der Ohrfeige des Händlers oder den Worten meines Sklaven zu verdanken war - oder keinem von beidem - war mir gleichgültig. Mit seinen poetischen Worten hatte er sich nicht unbedingt Freunde unter den Zuschauern gemacht. Die meisten hatten den Tiefsinn dahinter verstanden, und nicht wenige waren empört und warfen mit allerlei Unrat nach dem Sklaven, wandten sich angewidert ab oder beschimpften lauthals Sklave wie Händler. Ich saß in meiner behaglichen Sänfte und schmunzelte vor mich hin. Offenbar wusste der Grieche wenigstens, wann er seine Worte besser mit Bedacht wählte, und in dieser Situation war das durchaus angebracht. Zwar troffen sie immer noch vor Sarkasmus, doch störte mich das weniger in diesem Moment. Kithara und Tibia konnte er also spielen. Nun, das war dann vielleicht ein netter Zugewinn zu Sofias Künsten, die allemal eher bescheiden zu nennen waren. Vielleicht konnte dieser Grieche ihr noch etwas beibringen, bis sie zusammen harmonierten. Ich nickte zufrieden vor mich hin, als plötzlich das erste Gebot kam. Eine ziemlich unkonventionelle Summe zwar, doch als ich den Namen hörte, verwunderte mich nichts mehr. Flavius Piso. Dieser unsägliche Schmarotzer der römischen Gesellschaft. Augenblicklich dachte ich an Prisca und daran, wie sie mir erzählt hatte, dass sie ihn liebte. Bah. Selbstredend gefiel es mir gar nicht, dass er auf den Sklaven bot. Was sollte er schon für einen Nutzen von ihm haben? Sicherlich pokerte er darauf, dass ich mich dieser Herausforderung stellte und mitbot, nur um ihn zu überbieten. Doch das konnte er sich schenken. Ein Aurelier warf kein Geld zum Fenster hinaus. Obwohl es mich durchaus reizte. So saß ich, nunmehr etwas steif und wenig amüsiert, in der Sänfte und ließ es in mir brodeln.

    Sim-Off:

    Wertkarte, bitte



    Ad
    Numerius Duccius Marsus
    domus der Duccier zu Mogontiacum
    Germanien



    pontifex M. Aurelius Corvinus Numerio Duccio Marso s.d.


    Hab Dank für deine Nachricht, Duccius, auch wenn sie alles andere als gut zu nennen ist. Die Information vom Tod des Duccius Lando hat mich erschüttert, nicht nur als auctor. Wie du gewiss weißt, stehen unsere Familien in stetem Kontakt zueinander, sei es als Handelspartner oder geschäftlicher Natur. Duccius Verus und ich arbeiteten bereits zusammen, und Duccius Vala war mir nicht nur während des Ädilats eine große Hilfe. Doch nicht zuletzt, da hast du Recht, trifft der Verlust Landos auch die Acta. Eine entsprechende Anzeige werde ich gern veröffentlichen, bitte dich jedoch, von der Kostenübernahme abzusehen. Lando war stets ein guter und engagierter Mitarbeiter, so ist ein Nachruf das Mindeste, was wir tun können. Ich werde mich darum kümmern.


    Zuletzt soll es mir persönlich gestattet sein, mein Beileid auszusprechen. Es ist nicht leicht, einen geliebten Menschen gehen zu lassen, und ich hoffe, dass du und die Deinen die Kraft finden werden, Lando und seine Verdienste für das Römische Reich in Ehren zu halten. Nicht zuletzt möchte ich meine Hilfe anbieten, sofern deine Sippe sie benötigt und annehmen möchte.


    Mögen die Götter ihre schützende Hand über dich und die Deinen halten.


    [Blockierte Grafik: http://img382.imageshack.us/img382/2755/macunterschriftmn6.png]
    - pontifex et senator -


    [Blockierte Grafik: http://img231.imageshack.us/img231/7353/siegelaureliavn5.png]



    ROMA, ANTE DIEM XVII KAL IUL DCCCLX A.U.C. (15.6.2010/107 n.Chr.)


    Ein Brief aus Germanien lag ganz zu unterst im Stapel. Antworten und Anweisungen waren daher bereits zu Hauf diktiert, als mir das Dokument des Duccius Marsus in die Hände fiel. Ich wunderte mich kurz, dann brach ich das Siegel und las. Duccius Lando verstarb kürzlich bei einem Überfall im Wald. Ich las es erneut. Duccius Lando verstarb kürzlich bei einem Überfall im Wald. Dann blinzelte ich irritiert und las weiter. Eine Todesanzeige mit Übernahme der anfallenden Kosten. Duccia Elva und Duccia Sila, Frau und Tochter. Ich legte das Schreiben beiseite und sann über das Gelesene nach. Lando war einer unserer erfahrendsten subauctores gewesen. Wir hatten zwar nicht oft Kontakt gehabt, ihn aber dennoch gehalten. Er galt - hatte - als bester Korrespondent Germaniens gegolten. Und er sollte nun bei einem Überfall ums Leben gekommen sein? Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. "Pyrrus. Wir schreiben noch einen Brief", wies ich ihn schließlich an. Besser noch zwei. Der Schreiber zückte sein Werkzeug, und dann fing ich an zu diktieren.

    Ich wusste immer noch nicht recht, was Annaeus Modestus eigentlich von mir wollte. Doch es galt, dies herauszufinden. Der Name, den sein Liktor ins Spiel gebracht hatte, war bereits wieder vergessen, und auch Pyrrus war hierbei keine große Hilfe gewesen. Dennoch hatte ich ihn mit hierher genommen, meinen Schreiber. Man wusste nie, wozu man ihn brauchen konnte. Ein Sklave eilte uns voraus und klopfte, kündigte uns dann mit einem Verweis auf den existierenden Termin mit dem Senator an. Er würde im Anschluss an den Einlass in die Küche verschwinden, wie es üblich war. Nur Pyrrus würde mich begleiten um Modestus' Worte zu hören - auf die ich bereits außerordentlich gespannt war.

    Bereits als der Sklave seinen Mund aufmachte, runzelte ich die Stirn. Selbstverständlich war ich des Griechischen mächtig. Ich sprach es zwar nicht oft, doch las ich häufiger im griechischen Original. Der Sklave indes mochte auf die Entfernung vielleicht nicht erkennen, dass ich in meiner Sänfte leicht verärgert die Stirn runzelte, als er mich dreist beschimpfte. Es war mir eine Genugtuung, zu sehen, wie er von Titus Tranquillus daraufhin sanktioniert wurde. Vor aller Augen - eine Demütigung sondergleichen. Mir lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, doch da kam der Sklave endlich meiner Aufforderung nach und trug etwas vor. Auf Latein, wohlgemerkt, und obgleich die Worte wie billiger Hohn von seinen Lippen troffen, entbehrten sie doch nicht einem gewissen Geüfhl für Versmaß und Rhythmus. Ob Celerina an diesem Sklaven Gefallen finden mochte, wusste ich nicht zu sagen. Vielleicht wäre er auch eher etwas für Narcissa gewesen, die gerne las und zumeist in der Bibliothek anzutreffen war.


    Caecus war inzwischen zu mir zurückgekehrt. Ich sagte etwas zu ihm, und er gab es weiter. "Mein Herr dankt dir für deine gütige Nachhilfe im Griechischen und beglückwünscht dich zu deiner außerordentlich sinnvoll gewählten Passage des Vortrags inmitten Roms. Er gibt dennoch zu bedenken, dass seine urprüngliche Frage nach deinem Können die Musik betreffend nicht hinreichend beantwortet ist und stellt es dir frei, in deiner Heimatsprache zu antworten, sofern es dir beliebt." Ich lehnte mich zurück in die Kissen und wartete auf eine neue Dreistigkeit. In gewisser Weise war das sogar spaßig.

    Das Verhältnis zwischen Celerina und mir in letzter Zeit als passabel zu bezeichnen, hätte wohl vor Ironie nur so getroffen. Es lief nicht gut. Und ich wollte daran etwas ändern. Wie würde das besser gelingen als mit einem Geschenk? Einem, das sie auf andere Gedanken brachte? Zu diesem Zwecke hatte ich mich höchst selbst an den Rand des Sklavenmarktes bringen lassen, wo ich seit nunmehr vier erfolgreichen Versteigerungen in meiner Sänfte saß und wartete. Und nun, da man diesen angeblich begnadeten Griechen nach vorn gestoßen hatte, war vielleicht die Möglichkeit gekommen, auf die ich gehofft hatte. Musikalisch war er wohl, und dichten konnte er auch, so hieß es. Ich überlegte nict lang, sondern gab einem meiner Sklaven einen fast gelangweilt anmutenden Wink. "Frage ihn, welche Instrumente er beherrscht. Und er soll etwas vortragen." Der Sklave - Caecus, der Einäugige - nickte. "Jawohl Herr." Dann bahnte er sich einen Weg etwas weiter in die dicht stehende Menschenmenge hinein. "Sklave! Mein Herr wünscht zu erfahren, welche Intrumente du spielen kannst. Und er möchte eine Kostprobe deiner Dichtkunst hören!" Caecus wies bei meiner Erwähnung mit der Hand auf die aurelische Sänfte, in der ich abwartend saß und darauf wartete, was der Grieche wohl nun zum Besten geben mochte.

    Irgendwann hatte ich in den Schlaf gefunden, und als ich am Morgen etwas später als sonst geweckt worden war, mich hatte ankleiden lassen und einen Happen gegessen hatte, mochte mich nicht recht freuen, dass es ein Tag war, an dem kein Senatssitzung anstand. Der Klientenempfang war relativ unspektakulär, die üblichen kleineren Probleme, hier und da wurde Rat gesucht, und als sie hinterher mit ihren sportulae nach Hause gehen konnten, waren die meisten wohl recht zufrieden. Ich selbst entschloss mich hernach zu einem kurzen Nickerchen, und anschließend wollte ich die Post im Garten zu diktieren. Pyrrus beorderte ich daher kurzerhand in selbigen und ging schon vor.


    Meine Schritte klangen im Peristyl, gewandet war ich nurmehr in eine schlichte tunica von dunklem Blau, und ein wenig gute Laune hatte Einkehr gefunden. Jedoch, als ich auf den kiesbestreuten Weg hinaus trat und Celerina auf einer Liege erblickte, verharrte ich im Schritt und seufzte. Vielleicht diktierte ich doch besser im Arbeitszimmer. Andererseits, dieser Garten gehörte wenn überhaupt dann mir. Was an und für sich auch ein kurioser Gedanke war, bei dem ich mir nicht erklären konnte, wie er in meinen Kopf gefunden hatte. Ich setzte mich dennoch wieder in Bewegung, fest überzeugt davon, hier nicht zurückzuweichen. Natürlich wollte ich einer Konfrontation aus dem Weg gehen, doch wollte ich mich nicht in meinem eigenen Haus eingeengt fühlen. Ich ging daher direkt auf Celerina zu und versuchte, mich so unbeteiligt wie möglich zu geben. "Na", grüßte ich, als ich bei ihr angekommen war. Und ich beugte mich hinunter und wollte ihr einen Kuss auf die Wange setzen.

    "Oh, ich denke nicht, nein. Allerdings... Falls der Architekt Alternativvorschläge vorweist, werden wir die gern hören und überlegen, ob wir sie vielleicht annehmen." Ich tauschte einen kurzen Blick mit meiner Frau. Den Vorsatz, sie mehr einzubeziehen, hatte ich nicht vergessen. "Du kannst gern darauf verweisen, dass wir anderen Vorschlägen gegenüber offen sind. Es soll schön werden und zum Rest des Hauses passen, das ist eigentlich die einzige Bedingung."*


    Ich lehnte mich ein wenig zurück und ergriff spontan Celerinas Hand. Solche kleinen Gesten wollte ich mir zum Reflex machen. Es sollte nach außen hin keinen Grund geben, an unserer Ehe zu zweifeln. Noch war das leichter getan als gesagt, da gewisse Informationen noch nicht in Celerinas Richtung geflossen waren. "Was denkst du, wie lange du brauchen wirst, um Ergebnisse zu sammeln? Ich möchte so schnell wie möglich beginnen." Ob Ahala dabei persönlich anfragte oder Briefe schickte, war mir selbst vollkommen gleich.


    Sim-Off:

    * SimOff gibt es allerdings noch eine: Ausspielen wäre schön. :)

    Centho schien sich entschieden zu haben, nun doch seinem Mündel das Reden zu überlassen. Ich hatte nichts dagegen, auch wenn ihre Antwort ein wenig seltsam klang für mein Empfinden. Sie wollte ihrem Leben einen Sinn geben...das klang danach, als hätte sie bisher keinen gefunden. Offenbar fühlte sie sich auch nicht in einer besonderer Weise den Göttern zugetan oder zuwenigst einem. Die meisten Anwärter auf eine Tätigkeit als Tempeldiener hatten bisher von einem Schlüsselereignis berichtet oder fühlten sich einer bestimmten Gottheit besonders nahe. Nicht so Iulia Corona, wie mir schien. Naiv oder dumm wirkte sie dabei nicht, nur ein wenig orientierungslos.


    "Ja, ich erinnere mich", erwiderte ich, und tatsächlich, das war die junge Frau, die ihren Sklaven vorausgeschickt und die ich dem Flavier aufgeschwätzt hatte. "Nun gut, Iulia. Gedenkst du, gleich in den Tempeldienst einzusteigen oder zunächst einem erfahreneren Priester über die Schulter zu schauen?" fragte ich sie weiter. "Die Arbeit in den Tempeln ist vielseitig. Ich nehme an, du hast dich darüber bereits informiert und traust dir zu, Opferwilligen beizustehen?" Die Iulia sah mir recht zart besaitet aus, und viele Frauen betrachteten Blutopfer pikiert oder mochten nicht vor vielen Menschen große Zeremonien leiten.