Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Ich wartete geduldig, bis der Alte mir sein Anliegen schilderte. Im Anschluss daran nickte ich. "Verstehe ich es richtig, dass du in den Dienst der Götter treten möchtest?" vergewisserte ich mich rein rhetorisch, denn die Sache war klar. "Aufgrund deiner Kenntnisse, wie du sagst, würde ich dir empfehlen, sogleich als aedituus zu beginnen. Ich hörte, dass die Priesterschaft des Merkur derzeit ihre Reihen neu zu füllen hat, wäre dies etwas für dich? Oder hast du gar einen anderen Vorschlag bezüglich eines möglichen Einsatzgebietes?"



    Sim-Off:

    Den Religionskurs I benötigst du hierfür, ebenso wie ein ausgesimmtes Opfer. Das kann entweder als Prüfung SimOn erfolgen oder du stellst SimOn ein Opfer ohne Prüfer ein. Da liegt die Wahl bei dir.

    Ich hatte zustimmend genickt und war zugegebenermaßen ein wenig beschäftigt mit mir selbst. Diese ganze Angelegenheit war eine Katastrophe, und noch ahnte ich ja nicht, dass es sogar noch schlimmer kommen sollte. Es blieb nur zu hoffen, dass Durus einen adäquaten Ersatz annahm und die Beziehung zwischen unseren Familien nicht noch weiter geschwächt wurde, falls etwas mit Ursus und seiner Frau im Argen lag. Als Durus verkündete, aufbrechen zu wollen, blinzelte ich und erhob mich ebenfalls. "Es ist selbstverständlich", erwiderte ich. "Ich danke dir für die Offenheit. Und ich werde mich bei dir melden, sobald ich etwas in Erfahrung bringen konnte. Wir sehen uns dann spätestens bei der nächsten contio, möchte ich meinen. Ich hörte, die quindecemviri seien vor kurzem zu einer Entscheidung gelangt."

    Meine Miene verriet nicht, was ich davon hielt, und das aus einem ganz einfachen Grund: ich wusste es nicht. Zwar hatte sie zum Zeitpunkt des Opfers keine Kenntnis über ihre Schwangerschaft, wie sie sagte, doch hatte sie dennoch partizipiert. Gewiss war das Opfer aus genau diesem Grund gescheitert. Und es war leichter, Septima die Schuld zuzuweisen als meiner eigenen Frau ihr Versagen vorzuhalten. Ich erwiderte zunächst nichts weiter außer ihrem Blick, bis ich schließlich in ein formvollendetes Lächeln überging. "Mach dir keine Sorgen", sagte ich, und das war alles. Denn Sorgen machte ich mir ohnehin bereits zur Genüge.


    Das daraufhin folgende Geplänkel bekam ich zwar mit konnte allerdings nicht so recht verstehen, was an der geballten Macht einer Legion so eindrucksvoll sein sollte. Ich war selbst zwei Jahre lang Tribun bei der Zweiten gewesen, doch war für mich eine Legion eben eine Legion, wie die Verwaltung die Verwaltung und der cultus eben der cultus war. Jeder fand früher oder später seinen Platz innerhalb des Reiches, und manche wurden nun einmal Soldat. Ich konnte dem nichts abgewinnen, ganz im Gegensatz zu Septima, die allerdings auch eine Frau war. Vielleicht sah sie gern gut konstituierte Männer? Ich warf einen Blick zu Celerina hin, gespannt, was sie darauf entgegnen würde. "Hat Titus denn inzwischen etwas vom Kaiser gehört?" erkundigte ich mich.

    Ich fiel ihr fast ins Wort, als sie die Angelegenheit mit Gracchus herunterspielte und behauptete, es sei eine vollkommen andere Angelegenheit gewesen, die man mit der vorliegenden nicht vergleichen konnte. "Ja, ich stimme dir zu - die Angelegenheit war vollkommen anders. Ich bin nicht zudringlich geworden", entgegnete ich ihr säuerlich. Das hätte ich niemals gewagt, denn so viel Anstand und Weitsicht besaß ich durchaus, im Gegensatz zu gewissen anderen Männern. Ich empfand meine Ablehnung keineswegs als störrisch oder auch nur ungerechtfertigt, doch so war es nun einmal, wenn es um Prisca ging. Den gewissen Anflug von Irrationalität nahm ich gar nicht wahr, für mich war dies alles schlüssig und logisch.


    "Ich traue einem Mann alles zu, wenn er einer Frau wie Prisca so nahe kommt, wie es in besagter Situation der Fall gewesen ist", schnappte ich zurück und machte eine abrupte Bewegung, die ein einem Plätschern resultierte. Ich bohrte meinen Blick in ihren, bis sie schließlich weg sah und sich entschuldigte. Damit hatte ich nicht gerechnet, sie verblüffte mich damit, und einen Moment lang sah man mir das wohl auch an. Ich seufzte tief und wusste nicht, was ich darüber denken sollte. "Ja", brummte ich nach einer Weile als Entgegnung auf ihre Worte der Vernunft, auch wenn ich insgeheim gar nicht daran dachte. Ich schwieg daraufhin, unklar darüber, was ich noch sagen sollte. Dina fasste diese entstandene Pause als Aufforderung auf, sie näherte sich Celerina und mir. "Verzeiht, domini, aber ihr habt eine Einladung erhalten." Sie reichte Celerina die Wachstafel und wartete dann, während ich selbst meine Frau fragend ansah.

    Sie sah gekränkt aus? Avianus wollte nicht in der Wunde herumstochern. Ich seufzte und fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht. "Nein, kein Streit. So würde ich es zumindest nicht bezeichnen." Ich zog eine Grimasse, die alles andere als Begeisterung zeigte, und schüttelte den Kopf. "Sie ist mit meiner Entscheidung bezüglich ihres Galans nicht glücklich." Ich selbst war schließlich auch alles andere als glücklich über die gesamte Angelegenheit. Andererseits war es ein notwendiges Übel, um Prisca zu schützen - fand ich. Und irgendwann würde sie mich verstehen, davon war ich überzeugt. Wenn nur erst die Verliebtheit abgeklungen war, die sie ergriffen hatte. Dass Avianus vermutlich nicht wusste, um wen es sich drehte, war mir in jenem Moment nicht bewusst. Ich ging beinahe davon aus, dass irgendein Sklave irgendetwas erzählt hatte und er darob bescheid wusste. Getratscht wurde ja nicht wenig.

    "Ein nomenclator", sagte ich, "ist eine Gedächtnisstütze. Er merkt sich Namen, Titel und Ränge, Beziehungen der relevanten Personen und teilt sie bei Bedarf seinem Herrn mit. Mein Gedächtnis ist zwar nicht unbedingt als schlecht zu bezeichnen, aber es wäre doch eine große Hilfe für mich, wenn jemand den Platz meines alten nomenclator einnehmen würde." Ich bedachte Aedan mit einem prüfenden Blick und nickte schließlich. Hernach sandte ich Caecus mit der Erlaubnis zurück. Sollte Aedan sich ruhig beweisen. Es war für Siv ohnehin recht schwierig, sich einerseits um Finn zu kümmern, andererseits den Garten oder gar noch andere Aufgaben im Auge zu behalten. In ihrem Fall war ich mehr gewillt, ihr Ruhe und Erholungszeiten zu verschaffen als in jedem anderen Fall. Nachdem Caecus gegangen war, wandte ich mich wieder dem Gallier zu, leicht schmunzelnd diesmal. "Du scheinst deinen Mitsklaven nicht unbedingt zu mögen", bemerkte ich. "Nun gut, dann sollst du allein gehen. Am besten nimmst du dir einen Korb. Und du musst der Claudia sagen, dass sie die Pflanzen am besten auf etwas bindet, einen Stein oder ein Stück Holz." Ich deutete nun wieder auf die drei Orchideen, die ich ausgesucht hatte. "Diese drei. Und es wäre schön, wenn sie heute noch ihren Weg zum atrium Vestae finden. Denkst du, dass du das schaffst?"

    Die glücklichsten Tage ihrer Ehe? Ich konnte ein Schnauben nicht unterdrücken. Es war eine Zeit der Verstellung gewesen, eine Periode, die ich gut und gern auch missen konnte. Dienlich war sie nicht gewesen, sie hatte mir nur meine Grenzen aufgezeigt. Ich überging Charis' Bemerkung sonst weitgehend und harrte der Worte, die danach kamen. Eine Fehlgeburt also, eine Schwangerschaft ohne Kind. Und ein Mann, der sie geschlagen hatte. Vielleicht kam das eine zum anderen hinzu, vielleicht war die locker sitzende Hand des Mannes auch nicht die Ursache dafür, dass Celerina das Kind verloren hatte. Doch darüber dachte ich ohnehin nicht sonderlich lange nach. Vielmeht grübelte ich darüber, ob Celerina wohl noch fähig war, nach dieser Sache überhaupt ein Kind zu tragen. Ich schwieg also ob dieser Offenbarung seitens Charis und dachte über das Gespräch hier im Allgemeinen nach. Nun, das, was ich nun wusste, änderte im Grunde doch nichts daran, dass ich ein Problem hatte. Es hatte sich nur vergrößert, wie es schien. "Was weißt du noch darüber?" fragte ich die Griechin. "Kann sie überhaupt noch ein Kind unter ihrem Herzen tragen?"

    In dieser Zeit der Grübeleien war der Besuch des Pompeiers, der mir soeben angekündigt worden war, eine willkommene Abwechslung. So dauerte es nicht allzu lange, bis ich mein Arbeitszimmer verließ - in welchem ich ohnehin nur untätig herumgesessen und Luftlöcher gestarrt hatte. Ich trug eine tunica, als ich auf den Gast zuschritt und ihn empfing. Er wirkte schon etwas älter, also machte ich beim Näherkommen eine Geste, dass er ruhig Platz behalten konnte und sich nicht eigens erheben musste. "Salve, Pompeius. Du wolltest mit mir sprechen?" begrüßte ich ihn und nahm selbst Platz, ehe ich der Sklavin kopfschüttelnd verdeutlichte, nichts trinken zu wollen.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus Voraussichtlich eine Woche eher lesend denn fleißig aktiv.

    Das muss ich leider noch um eine Woche verlängern. Ich werde CD-Angelegenheiten bevorzut behandeln, damit da niemand so lange warten muss. Bitte um Verständnis.

    Sim-Off:

    Ich bin derzeit recht eingespannt und bitte die Wartezeit zu entschuldigen.


    Ich saß auf meinem Scherenstuhl und sah einem meiner Klienten nach, den das Leben gezeichnet und ihm übel mitgespielt hatte. Vielleicht mochte er mit meinem Rat etwas anfagen, vielleicht schoss er ihn jedoch auch in den Wind. Ich für meinen Teil hatte meine Schuldigkeit getan, obgleich mich das Schicksal des Mannes doch hatte nachdenklich werden lassen. Nun denn. Ich winkte Okhaton heran, denn ich hatte den Iulier entdeckt, der zur salutatio erschienen war, obgleich er doch nicht mein Klient war. "Okhaton. Bitte Iulius Centho zu mir. Und finde heraus, wie seine Begleitung heißt." Denn dessen Name war mir entfallen, obgleich ihn Iunia Serrana gewiss genannt und ich ihn wohl auch schon einmal gelesen hatte.

    Ich starrte Celerina nur an, unfähig, ihrer Schimpftirade Einhalt zu gebieten. Sie musste mir ansehen, dass ich nicht sonderlich erpicht darauf war, ihre Vorwürfe zu hören. Denn selbstverständlich nahm sie diese Angelegenheit auf, um mir selbst vorzuhalten, wie unzuläglich ich mich ihr gegenüber verhielt. Hätte ich sie doch nur nicht gefragt, ob sie dieses Bad mit mir teilen wollte! Ich atmete zunächst einmal tief durch. Um nichts auf der Welt wollte ich mir selbst diesen winzigen, kurzen, flüchtigen Moment der Entspannung vergällen. Celerina wollte provozieren, das war für mich eindeutig, nur was sie damit bezwecken wollte, erschloss sich mir nicht, auch wenn ich nach ihren Worten tatsächlich darüber nachdachte, was sie eigentlich von mir wollte. Es musste ihr doch aufgehen, dass sie auf diese Weise - indem sie mir Vorwürfe machte - ganz sicher nicht das erreichen würde, was sie offenbar erreichen wollte. Gänzlich abgesehen davon, dass ich, solange ich eine andere Wahl hatte, nicht ihrem Vorschlag entsprechen würde.


    So schwieg ich denn zunächst einmal und wandte den Blick ab von Celerina, um ihr nicht mit nicht minder scharfen Worten zu entgegnen. Erst einen Augenblick später sah ich mich in der Lage, auf ihre Worte angemessener zu reagieren, als dies vor dieser Besinnungszeit der Fall gewesen wäre. "Was glaubst du, hätte dein Verwandter Manius Gracchus gesagt, hätte ich mich erdreistet, nicht nur ungefragt in den Garten deiner Familie einzudringen, sondern dich gleichsam geküsst, während du selbst mit kaum bekleidet gewesen wärest als mit einem dünnen Tuch?" fragte ich sie ruhig, doch leicht gepresst. "Was denkst du, wäre passiert, wäre ich nicht rechtzeitig erschienen, um die beiden zu trennen? Und wie, glaubst du, hätte Flavius Gracchus reagiert, hätte man ihm statt einer reumütigen Entschuldigung eine Drohung entgegen geworfen? Ich möchte dich hierbei erinnern, dass er selbst von einem arglosen Besuch nicht begeistert war, nachdem ich mein Interesse an einer Ehe mit dir angemeldet hatte. Also, Celerina, werfe mir keinen Egoismus vor, nur weil ich das schütze, was mir das Teuerste ist." Ich schüttelte während des letzten Satzes langsam den Kopf. Gleichsam überlegte ich, ob ich nicht doch schon aufgeweicht genug war. Liebe, hah!

    Ich sah Celerina an. Ich überlegte. Aetius, Aetius... Dann fiel es mir ein. Lupus sollte seine Tochter heiraten, ja. Und ich erinnerte mich an die Worte Lupus', als er von dem Bruder dieser besagten Dame sprach. Das Wasser erschien mir plötzlich eisig, meine Brauen zogen sich zusammen, und jede Faser meines Körpers sträubte sich und schien zu protestieren. Ich sog langsam die Luft ein, um Celerina nicht barsch anzufahren. "Aulus Flavius Piso." Ich sprach den Namen dieses Mannes sowohl bedächtig als auch dergestalt, dass er ebenso gut ein äußerst widerwärtiges Tier hätte sein können. Hernach presste ich die Kiefer aufeinander. "Das", bemerkte ich anklagend und wandte den Blick nun wieder Celerina zu, "ist nicht dein Ernst." Ich sah ihn, ihren Blick, und er war der Grund, aus dem ich sogleich fortfuhr. "Nein. Eher noch würde ich sie Durus geben. Sie wird sich nicht diesem törichten Gefühl hingeben, das allzu flüchtig ist, Celerina. Ich kann das nicht zulassen. Er begegnet weder ihr noch mir mit Respekt, wie kann ich ihm da Prisca zur Frau geben? Stell dir nur vor, er hat sie geküsst! Hier, in unserem Garten. Nicht, dass das alles wäre... Nein, sie hatte dabei kaum mehr als ein dünnes Tuch um ihre Schultern. Und alles, was er an Worten übrig hatte, war eine Drohung. Kannst du dir das denken? Er hat mir gedroht!" Selbstverständlich untermalte ich diese aufgebrachten Worte mit plätschernden Gesten, und anschließend schüttelte ich den Kopf. "Lupus wird deine Verwandte heiraten, wenn nichts dazwischen kommt. Damit sind ausreichende Bande geknüpft, wenn du mich fragst. Es bedarf keiner Verbindung zu einem Blender, der meiner Nichte schöne Augen macht und dabei keinen Funken Anstand im Leibe hat."

    Entspannt angelehnt hörte ich Celerinas Aufzählung zu. Ich hatte zunächst mit einem Namen gerechnet, nicht mit einer Lobhuldigung auf jemanden, den ich nicht kannte, doch Celerina entschloss sich dazu, erst einmal zu schwärmen. Was sie aufzählte, klang in der Tat recht interessant. "Und um wen handelt es sich?" hakte ich nach, bevor ich weitere Fragen stellte. Im Grunde passten Celerinas Umschreibungen auf viele unverheiratete Männer, die Frauen den Kopf verdrehten. Ob dieser Mann auch Celerina den Kopf verdreht hatte? Ich musterte sie prüfend, konnte jedoch außer Aufrichtigkeit nichts erkennen. Also beließ ich es dabei und suchte nur wieder mit den Augen nach dem Schwamm, der mittlerweile am Boden des Beckens lag, vollgesogen und schwer. Dort würde er auch noch eine Weile liegen bleiben müssen, denn ich dachte nicht daran, nun unterzutauchen und das Gespräch damit zu stören. Nicht jetzt, wo Celerina und ich uns so unbewaffnet unterhielten.

    Nicht zu alt... Bezog sie sich nun auf Durus oder Atimetus? Wenn letzteres der Fall war - fand sie mich gar selbst zu alt? Verblüfft sah ich Celerina an. Nein, eigentlich konnte das doch nicht sein, ich hatte in diesem Jahr schließlich erst meinen dreißigsten Sommer gesehen! Dennoch blieb der schale Beigeschmack zurück. Ich erinnerte mich noch gut an das erste graue Haar, doch das war nur eines gewesen. Andererseits musste ich Celerina insgeheim recht geben. Wenn auch sonst nur Politik zählte, so war mir für Prisca doch wichtig, dass sie weitgehend zufrieden sein würde. Und ich selbstredend ebenfalls.


    Celerina stimmte mir schließlich zu, was die Tiberier betraf. Einzig, es schien niemanden zu geben, der in Frage kam. An Durus' Seite sah ich Prisca einfach nicht. Wir blieben weiterhin bei dem Heiratsthema, und ich verabschiedete mich langsam, aber sicher von dem entspannenden Bad, auf das ich eigentlich gehofft hatte. Andererseits tat mir das gemeinsame Thema, die Konversation, doch recht gut. "Ich habe Orest im Zuge seines Verlöbnisses geschrieben. Ich habe dabei auch nach seinen Wünschen bezüglich Flora gefragt. Ich nehme an, er will sie ebenfalls gut versorgt wissen, doch das ist seine Entscheidung." Was Narcissa betraf, so wartete ich noch auf eine Rückmledung ihrerseits, denn in unserem Gespräch vor wenigen Tagen war sie noch nicht sehr begeistert gewesen von der Zukunft, in der ihr Bruder sie sehen wollte. Als Celerina dann plötzlich meine Aussage kommentierte, sah ich sie stirnrunzelnd an. "So?" fragte ich mit entsprechendem Blick. Wen gab es, an den ich nicht gedacht hatte? Im Geiste ging ich die Familien durch, die infrage kamen, doch...nichts.

    "Das mag sein, aber er ist ein aufrichtiger Römer, noch dazu in der richtigen Stellung, um ihr ein sicheres und erfülltes Leben zu ermöglichen", gab ich zubedenken. Nun gut, er war etwa in meinem Alter, ein wenig darüber vielleicht. Und dennoch... Vielleicht sollte ich diese Variante im Hinterkopf behalten. Wer mochte Atimetus einen Vorwurf machen, wenn er - unverheiratet! - Orgien veranstaltete? Ich seufzte. Dies war wahrlich eine Entscheidung, die mir das Hirn zermarterte. Celerina indes erwiderte außer ihrer offenkundigen Abneigung Atimetus gegenüber nichts auf meine Erwägungen, bis die Flavier ins Spiel kamen. Was sie sagte, stimmte natürlich. Dennoch sah ich das alles etwas skeptisch. "Nun... Ich denke nicht. Immerhin ist Nigrina Lupus versprochen, was eine zweite Verbindung zwischen unseren Familien bedeutet. Viel wichtiger wäre es da, die Tiberier zufriedenzustellen. Nachdem Laevina so töricht gehandelt hat und Orest außerstande ist, seine Ehe mit Durus' Nichte zu feiern... Septima und Ursus sind weit fort. Eine Verbindung hier in Rom wäre durchaus sinnvoll, meinst du nicht auch? Vielleicht sollte ich Durus diesen Vorschlag machen. Eventuell hat er einen Verwandten, der geeignet ist." Allerdings war ich davon selbst nur wenig begeistert. Nicht der Tiberier wegen, sondern ob meiner Anforderungen an einen potentiellen Heiratskandidaten für Prisca. Denn gegenwärtig machte nur Durus von sich reden, und alle anderen Tiberier waren sehr zurückhaltend, was die Öffentlichkeit anbelangte. Tiberius Ahala kam mir in den Sinn, mein Schreiber, doch erschien auch er mir lediglich vom Alter her passabel, nicht jedoch, was den Rest anbelangte. Ich seufzte und setzte eine ratlose Miene auf. "Es gibt sicher jemanden, den ich bisher noch nicht bedacht habe."

    Sim-Off:

    Ah je...


    Inzwischen hatte ich einen recht guten Eindruck vom Domizil der Vestalinnen erhalten. Sie wohnten nicht nur zweckmäßig, sondern auch recht schön, wie ich für mich selbst urteilte. Hin und wieder gab es Dinge, die mir nicht ganz so zusagten, doch andererseits war vieles eine Frage des Geschmacks. Die eigentliche Begutachtung der Räumlichkeiten war daher wohl für Gracchus ein wenig anders als für mich selbst, so vermutete ich zumindest. Das Badezimmer wiederum gefiel mir ausgezeichnet, die Intarsien und Malerein waren von exquisiter Qualität, so dass ich mir nur mit Mühe verkneifen konnte, nach dem Handwerker zu fragen, der solcherlei Fresken anfertigte.


    Nach der eingehenden Besichtigung aller relevanten Räumlichkeiten waren wir augenscheinlich am Ende der Führung angelangt. Ich selbst hatte keinerlei Fragen, zumindest nicht in jenem Moment. Es gab jedoch etwas anderes, das ich gern loswerden wollte, und ich zögerte nicht, damit herauszurücken. "Von meiner Seite her nicht. Ich möchte dir jedoch herzlich danken für diese exzellente Führung, Claudia. Ich für meinen Teil habe einen recht guten Eindruck gewinnen können und kann dem Kaiser nichts Schlechtes berichten. Des Kaisers Töchter leben angemessen und wohl versorgt, was ihn gewiss erfreuen wird."

    Ich zog einen Zipfel meiner toga über mein Haupt. Celerina trug ihr Haar offen und ohne Schmuck, wie es das Opfer erforderte. Gemeinsam gelangten wir an der Nische an, in der, auf einem geschmückten Altar, ein Kultbild der Göttin thronte. Herrisch schien sie auf uns herabzublicken, strengen Blickes bedachte sie uns. Ich entließ Celerina aus meiner Führung, griff stattdessen in die körnige Mischung des wohlriechenden Weihrauch-Kräuter-Gemisches und streute selbiges über die Kohlen. Es zischte, es knisterte, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der erste dünne Rauchfaden sich emporkräuselte, sie in einem dünnen Lufthauch drehte und wandt. Ich hatte die Augen geschlossen, und als ich sie nun wieder öffnete, nickte ich einem der Opferdiener zu, der wiederum dafür Sorge trug, dass nun leises Flötenspiel erklang. Die Melodie war erschien mir grave und barg etwas von Trauer in sich, doch vielleicht interpretierte ich auch nur Falsches hinein in die Töne. Ich atmete tief den beruhigenden Duft ein, der inzwischen in Schwaden von dem Kohlebecken aufstieg und der Göttin verkündete, dass hier ein Opfer stattfand.


    "Iuno Sospita, mater regina, göttliche Königin... Gewähre uns die Gunst deiner Aufmerksamkeit. Hehre Iuno, wir bitten dich, Göttliche, erhöre unsere Bitte, denn sie ist der innigste Wunsch deiner beiden Kinder. Geliebte Göttin, Mutterder Mütter, wir erflehen deine Hilfe, Himmlische, höchste aller Göttinnen, denn nur du kannst uns gewähren, wonach wir uns sehnen." Ich hielt den Blick gesenkt, unfähig, das marmorne Antlitz der Statue anzusehen. Dennoch wagte ich nun einen Seitenblick, hin zu einem der Sklaven, die parat standen. Ich streckte die Linke seitlich aus, verlangte damit die erste Opfergabe - den Wein. Die silberne Kanne wurde mir angereicht, und sie war gefüllt mit gutem mulsum, zu süß für meinen Geschmack, doch man sagte, dass die Göttin gesüßten Wein bevorzugte. "Iuno Sospita, mater regina, wie es dir gebührt, so geben wir dir, höchste Herrscherin, Iuno Sospita, mater regina, diesen Wein, auf dass er dir munden möge." Ich musste die Rechte zur Hilfe nehmen, um die Kanne halten zu können, und goss den Wein selbst in die Vertiefung am Boden des Altars. Golden füllte die Flüssigkeit die steinerne Schale aus, reflektierte das Licht in alle Richtungen, bildete dabei einen Wirbel und war kurz darauf glucksend in der Öffnung verschwunden. "Große Mutter, wir bitten dich, nimm unsere bescheidenen Gaben an, auf dass dieser Kuchen, oh Göttliche, dich erfreuen möge, Iuno Sospita, mater regina." Das Küchlein ward mir angereicht, und mit einer demütigen Geste brachte ich es der Göttin dar. An Celerinas Seite standen zwei weitere Sklavinnen, die eine hielt einen flachen Korb mit vielerlei wohlriechenden Blüten - darunter auch einige Orchideen, die ich zu diesem Zwecke hergegeben hatte - die andere hielt einen Korb mit Früchten aller Art.