Ich zog einen Zipfel meiner toga über mein Haupt. Celerina trug ihr Haar offen und ohne Schmuck, wie es das Opfer erforderte. Gemeinsam gelangten wir an der Nische an, in der, auf einem geschmückten Altar, ein Kultbild der Göttin thronte. Herrisch schien sie auf uns herabzublicken, strengen Blickes bedachte sie uns. Ich entließ Celerina aus meiner Führung, griff stattdessen in die körnige Mischung des wohlriechenden Weihrauch-Kräuter-Gemisches und streute selbiges über die Kohlen. Es zischte, es knisterte, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der erste dünne Rauchfaden sich emporkräuselte, sie in einem dünnen Lufthauch drehte und wandt. Ich hatte die Augen geschlossen, und als ich sie nun wieder öffnete, nickte ich einem der Opferdiener zu, der wiederum dafür Sorge trug, dass nun leises Flötenspiel erklang. Die Melodie war erschien mir grave und barg etwas von Trauer in sich, doch vielleicht interpretierte ich auch nur Falsches hinein in die Töne. Ich atmete tief den beruhigenden Duft ein, der inzwischen in Schwaden von dem Kohlebecken aufstieg und der Göttin verkündete, dass hier ein Opfer stattfand.
"Iuno Sospita, mater regina, göttliche Königin... Gewähre uns die Gunst deiner Aufmerksamkeit. Hehre Iuno, wir bitten dich, Göttliche, erhöre unsere Bitte, denn sie ist der innigste Wunsch deiner beiden Kinder. Geliebte Göttin, Mutterder Mütter, wir erflehen deine Hilfe, Himmlische, höchste aller Göttinnen, denn nur du kannst uns gewähren, wonach wir uns sehnen." Ich hielt den Blick gesenkt, unfähig, das marmorne Antlitz der Statue anzusehen. Dennoch wagte ich nun einen Seitenblick, hin zu einem der Sklaven, die parat standen. Ich streckte die Linke seitlich aus, verlangte damit die erste Opfergabe - den Wein. Die silberne Kanne wurde mir angereicht, und sie war gefüllt mit gutem mulsum, zu süß für meinen Geschmack, doch man sagte, dass die Göttin gesüßten Wein bevorzugte. "Iuno Sospita, mater regina, wie es dir gebührt, so geben wir dir, höchste Herrscherin, Iuno Sospita, mater regina, diesen Wein, auf dass er dir munden möge." Ich musste die Rechte zur Hilfe nehmen, um die Kanne halten zu können, und goss den Wein selbst in die Vertiefung am Boden des Altars. Golden füllte die Flüssigkeit die steinerne Schale aus, reflektierte das Licht in alle Richtungen, bildete dabei einen Wirbel und war kurz darauf glucksend in der Öffnung verschwunden. "Große Mutter, wir bitten dich, nimm unsere bescheidenen Gaben an, auf dass dieser Kuchen, oh Göttliche, dich erfreuen möge, Iuno Sospita, mater regina." Das Küchlein ward mir angereicht, und mit einer demütigen Geste brachte ich es der Göttin dar. An Celerinas Seite standen zwei weitere Sklavinnen, die eine hielt einen flachen Korb mit vielerlei wohlriechenden Blüten - darunter auch einige Orchideen, die ich zu diesem Zwecke hergegeben hatte - die andere hielt einen Korb mit Früchten aller Art.