Ad
Tiberia Septima
castellum legionis I zu Mantua
Italia
M. Aurelius Corvinus Tiberiae Septimae s.d.
Es hat mich gefreut, von euch zu hören, liebe Septima. Ich habe deinen Brief bei einer gemeinsamen cena vorgelesen und soll dir und Titus von jedem herzliche Grüße bestellen, was ich hiermit tue. Dem bleibt eigentlich nichts weiter hinzuzufügen, abgesehen natürlich von der Tatsache, dass ich dir ebenso herzlich gratulieren möchte. Titus wird gewiss platzen vor Stolz.
Gern würde ich dir wie gewünscht von Heldentaten berichten, doch gibt es bedauerlicherweise nicht allzu viel, was ich dir diesbezüglich schreiben könnte. Orest hat sich zurückgezogen, ebenso wie Avianus und Pegasus es getan haben, ohne dass ich dir hierfür einen Grund nennen könnte. Imbrex allerdings ist aus Sardienien zurückgekehrt, obgleich er mir nur einen mäßg erholten Eindruck macht. Einzig Lupus stürzt sich derzeit in die Arbeit, er assistiert Flavius Furianus bei seinen Aufgaben und bemüht sich, dem collegium der haruspices positiv aufzufallen. Ich selbst wate seit einigen Wochen durch die endlosen Litaneien der Rechtswissenschaften, um mich angemessen auf die Prüfung des cursus Iuris vorbereiten zu können. Zudem habe ich die Führung der Acta Diurna an meine Klientin Decima Seiana übertragen, was es mir ermöglicht, mich anderen Dingen wieder mehr zuzuwenden. Flora ist sehr still geworden, seitdem ihr fort seid, und ich fürchte, ich habe Narcissa etwas von ihrer Lebensfreude genommen, indem ich ihr vom Wunsch ihres Bruders und ihrer Mutter berichtete, sie dem Kaiser für eine Vestalin vorzuschlagen. Prisca hat dir bereits geschrieben und selbst berichtet, so schließe ich aus deinem zweiten Brief. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals entschuldigen, dass erst jetzt deinen hungrigen Fingern ein Brief von mir unterkommt. Die Geschehnisse der letzten Zeit waren recht rasant, so dass ich nicht zum Schreiben gekommen bin.
Celerina und ich werden in der kommenden Woche erneut der göttlichen Iuno opfern, denn uns wurde der Segen bis zum Zeitpunkt dieses Briefes nicht zuteil, was mich zu deiner nächsten Frage bringt. Du bist, liebe Septima, ein gern gesehener Gast in diesem Hause, jedoch kann ich dir nicht sagen, wie Celerina es aufnehmen wird, das Kind unter deinem Herzen sehen zu müssen. Es grämt sie sehr, dass all unsere Bemühungen fehlschlagen, und es wäre ungerecht dir gegenüber, würde ich dir diese meine Sorge verschweigen.
Ein letztes noch, das vermutlich weitaus unangenehmer für dich sein wird, so dein Verwandter Durus dich nicht bereits informiert hat. Ich bitte dich inständig, Stillschweigen darüber zu wahren - Titus ist hier selbstredend ausgenommen. Laevina hat, wie du weißt, Durus geheiratet. Nun scheint sie nicht nur mit einem Geliebten auf und davon, sondern gleichsam in anderen Umständen zu sein, was ein Skandal sondergleichen und zudem einen herben Knacks in der Beziehung unserer Familien bedeutet. Doch ist das nicht alles - Durus setzte mich an demselben Tag ebenfalls in Kenntnis darüber, dass das Verlöbnis zwischen Orest und Tiberia Arvinia als gelöst betrachtet werden kann. Es wird dir nicht verborgen bleiben, dass damit eine schwierige Zeit für uns alle anbricht. Ich bitte dich, mich unverzüglich zu informieren, sollte Laevina unerwartet in Kontakt mit dir treten.
Die Götter mit dir,
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ROMA, ANTE DIEM XVI KAL SEP DCCCLX A.U.C. (17.8.2010/107 n.Chr.)