Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

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    Original von Marcus Valerius Mercurinus
    "Da hast du dir aber sehr hohe Ziele gesteckt, junger Mann." lächelt der Scriba freundlich über so viel Enthusiasmus. Wenn sie jung sind, dann wollen sie alle noch Flamen werden. "Deine Anmeldung zum ersten Kurs kann ich gleich entgegen nehmen, bitte folge mir doch in mein Officium." Er deutet ein Stück voraus und geht los, die weiteren Fragen schon einmal auf dem Weg beantwortend. "Wenn dein Ziel einzig und allein das Kollegium ist, so sind die Voraussetzungen natürlich die beiden Kurse. Wenn du dich jedoch nicht dem Cultus Deorum als Sacerdos anschließt, dann kostet dich der erste Kurs 500 Sesterzen. Ob du als Magistratus irgendwann einmal in ein Kollegium erhoben wirst, das hängt davon ab, wie gut deine Arbeit ist und ob jemand auf dich Aufmerksam wird. Die Chance, dass dies bei einem Sacerdos passiert ist meist schon höher." Sie erreichen das Officium und der Scriba bittet den jungen Mann einzutreten und Platz zu nehmen.


    Ich lächelte verschmitzt. Natürlich waren das hohe Ziele, das wusste ich selbst ebenfalls. Aber man erreichte nichts, wenn man sich stets nur an kleinen Dingen maß. Während ich dem sacerdos folgte, hörte ich ihm interessiert zu und nickte dann.
    "Dann werde ich, so du es erlaubst, zuerst mit meinem Vater über meinen weiteren Weg sprechen. Darf ich die Gebühr nachreichen, sollte ich mich dazu entschließen, vorerst magistratus zu bleiben?" fragte ich den netten Mann, während ich mich auf den gewiesenen Platz setzte.

    Ich grinste breit.
    "Wenn es der Sache dienlich ist, soll es mir recht sein. Was Onkel Eugenius angeht: Er kam hinzu, als Durus und ich uns getroffen haben. Er muss etwa Anfang dreißig sein, schätze ich. Mir kam es vor, als kannten sich die beiden schon."


    Ich griff nach einer Traube und ließ sie im Mund verschwinden.
    "Ich hoffe, dass er kommen kann. Also: Alle Familienmitglieder bis auf zwei werden geladen. Dann der Flavier, Durus...und wen hast du noch im Auge?"

    Frauen hatten es eindeutig leichter, schoss es mir durch den Kopf. Bei ihnen sah man nichts, außer vielleicht den fein aufgestellten Härchen, wenn sie erregt waren. Bei Männern fiel es sogleich auf, wenn man die verräterischen Begebenheiten nicht sogleich mit den Falten einer Tunika oder Toga kaschierte.
    Bei seiner Beschreibung des Flavius Gracchus fand ich in mir einen Gewissen Wissensdurst wieder, diesen Mann doch baldigst kennenzulernen. Wenn er wirklich so war, wie Aquilius ihn beschrieb, dann schien er ein guter Gesprächspartner zu sein.
    "Es wäre mir eine Freude, ihn kennenzulernen", wiederholte ich daher.


    Verdammt, wo blieb das Essen? Ich hatte mehr als einfach nur Hunger. So folgte vorsorglich eine weitere Olive ihrem Kameraden. Ich nahm sie und führte sie zum Mund, wo sie hinter meinen Lippen verschwand. Den durchsichtigen, hellgrünen Tropfen Flüssigkeit, nahm ich mit der Zunge von meinem Zeigefinger auf, dann blickte ich wieder zu Aquilius.
    "Ja, das wäre wirklich von Vorteil", sprach ich wieder einmal mehrdeutig und griff nach dem Weinkelch, um ihn an die Lippen zu halten, aber nicht daraus zu trinken. Stattdessen blickte ich Aquilius über den Rand hinweg an. In der Ferne konnte man Marina hantieren hören.

    Und natürlich taten Hektor und Brutus wie ihnen gehießen und pflügten vor Deandra und mir durch die dichtgedrängte Menschenmenge. Als mein Schwesterlein auf die calcei zu sprechen kam, seufzte ich innerlich. Schuhe! Frauen und Schuhe. Na gut, das schlimmste zuerst. Da musste ich wohl heute durch. Also nickte ich nur ergeben und antwortete gehorsam, doch mit klagendem Blick:
    "Zweiundvierzig, oh du grausame Aurelierin."


    Es war ja nicht der Umstand, dass sie mit mir calcei kaufen wollte. Es war das Wörtchen 'zuerst' das mich etwas irritierte. Nach stundenlanger Suche würde sie sicher keine Gnade zeigen und mich von Stand zu Stand, von Geschäft zu Geschäft schleppen. Oh ihr Götter, was hatte ich nur für einen Einfall, als ich einen Einkaufsbummel vorschlug!

    Ich nickte und machte eine fortwischende Geste.
    "Gern. Das gibt mir zugleich die Möglichkeit, bedeutende Leute kennenzulernen. Denn in einem Punkt sind alle gleich: Wenn es umsonst etwas zu essen und zu feiern gibt, sagt kaum jemand nein."
    Ich grinste breit, wurde dann jedoch wieder ernst.
    "Nein wirklich, ich vertraue dir in dieser Hinsicht. Wenn du meinst, ein bestimmter jemand sollte eingeladen werden, dann wird das seine Richtigkeit haben. Du bist länger in Rom als ich. Und du bist älter. Beides Faktoren, aufgrund denen du die Verhältnisse zwischen unserer Familie und anderen besser kennst. Obwohl... Da fällt mir nich jemand ein: Tiberius Durus. Ich lernte ihn bei einem Gang über das Forum kennen. Er kommt mir nett und kompetent vor. Ihn würde ich gern einladen, und von mir aus auch diesen Flavius Furianus. Er war mal Aedil, oder?"

    Ich faltete die Hände hinter meinem Kopf zusammen und verengte die Augen. Die Beine übereinandergeschlagen betrachtete ich mein Schwesterherz. Als sie die fahnenflüchtigen Aurelier erwähnte, nickte ich nur einmal kurz, denn ich wusste, um wen es sich handelte. Ich wollte gerade etwas sagen und löste eine Hand, um mit dem Zeigefinger wichtigtuerisch vor Deandra herumzufuchteln, doch sie ließ micht nicht zu Worte kommen, was ich mit einem Schmunuzeln zur Kenntnis nahm. Deandra und die factio, das war sowieso eine Sache für sich. Wenn man ihr die Zügel aus der Hand genommen hätte, wäre sicher ein sehr treues Mitglied verloren gegangen - und ganz nebenbei hätte Deandra fortan weniger Spaß und Sinn in ihrem Leben gehabt, dachte ich mir. So ließ ich sie ruhig aussprechen, ließ die Hand sinken und nickte dann verstehend.


    "Darüber wollte ich sowieso mit dir sprechen. Ich war bei den ludi, nur leider war keines unserer Gespanne dort. Nach so langer Zeit wieder einmal ein Rennen. Nur ohne die Goldenen. Ich hätte dich ohnehin noch gefragt, ob ich da nicht irgendwie helfen kann, sei es nur unterstützend. Schließlich kann es nicht sein, dass wir nur einen Platz vor den Weißen liegen in der Gesamtwertung. Das ist schlecht."
    Ich sah Deandra ernst an und grinste dann.
    "Also, Deandra, womit kann ich dienen?"

    Ich lächelte.
    "Ah, vielen Dank für diese Erklärung. Und ebenfalls danke für das Vertrauen, dass du in Albinus und mich setzt."


    Sim-Off:

    Gibt es da Grenzen? Wir dachten an 10 Mosaike in der WiSim, das wären rund 5000 Sz. Verzeih die Unwissenheit. ;)

    Ich gab mir Mühe, mir nicht allzu viel anmerken zu lassen. Und für einen Moment glückte es sogar recht gut, denn ich winkte ab und meinte:
    "Es gab schon schlechtere coquae in diesem Haus, lass dir da von niemandem etwas auf die Nase binden. Und auf dein Angebot komme ich gern zurück. Ich würde gern deinen Vetter kennenlernen, du sprichst nur Gutes von ihm. Außerdem bist du mir sympathisch."


    Ich griff erneut nach dem Wein und leerte den Becher in einem Zuge. Aufpassen, das sollte ich wohl. Schon jetzt umzog ein diffuser Schleier mein Bewusstsein und intensivierte das Gefühl der Begierde, die ich für diesen Menschen dort drüben auf der Liege in diesem Moment empfand. Ich fuhr mir durchs Haar und streckte mich etwas, nur um etwas zu tun zu haben.
    "Weißt du, der Dienst an den Göttern reizt mich durchaus", begann ich das vorherige Thema erneut.
    "Ich denke, ich werde mich einmal umfassend informieren in der regia."


    Ich schnappte mir nun eine Olive, führte sie zum Mund und ließ sie genüsslich hineingleiten. Ich freute mich schon auf das Huhn, dass es bald geben würde. Inzwischen knurrte mein Magen nämlich doch schon.

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    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus nickte.


    > Das freut mich, Aurelius Corvinus. Gibt es noch weiteres, das du mit mir besprechen möchtest? <


    "Nein. Das heißt, doch. Wir planen, einen Park anzulegen, in dem man neben Entspannung und Erholung auch zahlreiche Möglichkeiten findet, Ball- und Brettspielen nachzugehen. Hierfür habe ich einen Mosaikenleger angeschrieben. Weißt du, wie das mit der Bezahlung laufen wird? Ich habe dieses Projekt in meine Hand genommen, doch über diesen Punkt bin ich mir noch nicht im Klaren", sprach ich freundlich. Sicher würde mir der comes weiterhelfen können.

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    Original von Marcus Valerius Mercurinus


    Ein großer, hagerer Scriba läuft Corvinus über den Weg und bemerkt den suchenden Blick des jungen Mannes. "Salve, kann ich dir irgendwie helfen? Suchst du etwas?"


    Ich wandte mich um und blickte ins Gesicht eines hochgewachsenen Mannes.
    "Ah, salve! Ja, du kannst mir helfen. Ich würde gern den cursus religiosus I ablegen und mich sogleich für den zweiten anmelden. Und ich habe eine Frage. Mein längerfristiges Ziel soll sein, dem cultus deorum als Mitglied des collegium pontificium, genauer gesagt als flamen, zu dienen. Hierzu brauche ich den II. cursus, wie mir gesagt wurde. Ist das korrekt? Ah, und ich würde gern wissen, ob ich in der Zwischenzeit als discipulus oder sacerdos dienen sollte, oder ob ich vorerst magistratus bleiben kann. Du siehst, viele Fragen - ich hoffe, du hast genug Zeit, um sie mir zu beantworten", neckte ich den sacerdos freundlich.

    Ich runzelte die Stirn und sah Deandra verstehend an.
    "Schon klar. Der germanische Zweig muss nicht unbedingt daran teilhaben", sagte ich, denn ich wusste, wie meine Familie zu bestimmten Zweigen unserer gens stand. Zwar hatte ich durch meine Ausbildung in Griechenland nicht viel selbst mitbekommen, doch was man mir erzählt hatte, reichte durchaus aus. Als Deandra auf Freunde und Bekannte zu sprechen kam, überlegte ich nicht lange.
    "Leute, die ich früher Freunde nannte, sind es nicht mehr. Eine flüchtige Bekanntschaft aus Griechenland ist Helvetius Gabor, doch ich bezweifle, dass er kommen würde. Die meisten anderen, mit denen ich mich gut verstand, weilen entweder noch in Achaia oder dienen dem Imperium in den Provinzen."
    Ich sollte nicht wissen, dass ich geraume Zeit nach dem Ablegen der bulla einen Flavier kennenlernen sollte, mit dem ich viel gemeinsam haben würde.

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    Original von Aurelia Deandra
    „Du solltest nie den Fehler machen und dein Schwesterchen unterschätzen.“
    Ich nickte gleichfalls selbstzufrieden und wollte gerade ansetzen, um mit hoch erhobenem Haupt durch die Tür zu gehen, als die nächste Bemerkung mich herumwirbeln ließ.


    „Weißt du was? Ich habe gerade beschlossen, den Wahnsinnseinkauf mit neuen Kleidungsstücken für dich zu beginnen. Dann stelle dich schon mal auf ein länger andauerndes Anprobieren ein.“
    Ich grinste ebenfalls schadenfroh und nun konnte es losgehen. Der Tag versprach sehr amüsant zu werden.


    Ich setzte alles daran, bleich zu werden. Leider gelang es mir nicht, so sehr ich mich auch bemühte. So musste der entsetzte Ausdruck reichen, den Deandra nun auf meinem Gesicht wiederfand.
    "Für mich?" fragte ich langsam, als hätte ich mich verhört. Beinahe hätte ich ein "och nö" angehängt, nur um sie zu ärgern. Aber mir schien, dass sie etwas Abwechslung brauchte nach all den Dingen, die in letzter Zeit vorgefallen waren, und so sagte ich nichts sondern schlenderte mit ihr gemeinsam in Richtung Markt.


    Mit meiner großen Schwester zusammen gelangte ich schließlich am mercatus an. Viele Händler hatten ihre Lager aufgeschlagen, ihre Stände aufgebaut und priesen nun lautstark ihre Waren an. Ich versuchte, einen Überblich zu behalten, aber das gelang mir natürlich nicht. Fragend sah ich Deandra an.
    "Und, wohin zuerst?"

    Ich gab mir Mühe, meine Überraschung vor meinem Gegenüber zu verstecken. Die Art, wie er mich ansah und welche Worte er wählte, wie er sich Trauben nahm und diese dann zwischen seinen Lippen verschwinden ließ, machten mich stutzig. Konnte es denn sein, dass er...? Gebannt hing ich an seinen Lippen, konnte in diesem Moment nirgendwo sonst hinschauen als auf den Zeigefinger, den er mit einer Feuchte benetzt wieder zu Tage förderte. Ich schluckte und musste mich kurz sammeln. Zu sehr hatte diese Geste mich aus dem Konzept gebracht. Auch änderte ich leicht meine Position, sodass man die aufkeimende Erregung nicht oder nicht mehr sehen konnte. Ich schoss einen leicht unsicheren Blick in Aquilius' Richtung ab und stellte mit vor, wie wir wohl dereinst zusammen in die Thermen gehen mochten. Beim Ringen würde ich sicher unterliegen, doch wäre es mir gegönnt, ihn ohne Offenbarung der verschiedensten Dinge zu berühren.


    Und dann diese Stimme, die durch und durch männlich klang und mehr hoffen ließ, als ich in diesem Moment erwartet hatte. Er formulierte die Antwort auf meine Frage mehrdeutig, und wieder fragte ich mich, ob es das Schicksal der Götter war, dass ausgerechnet Aquilius an den Weinstand herangetreten war. Hatte ich ihn tatsächlich gefragt, ob er mit mir zusammen dem Wein frönen wollte? Hier? In der Villa Aurelia? War er tatsächlich da oder spielte mir der allzu lebhafte Gedanke an Aquilius wiederholt einen Streich, der in stiller Einsamkeit erlöst werden wollte? Ich griff nach dem Becher, konnte es aber nicht verhindern, dass meine Finger leicht zitterten, als ich den Becher hielt. War das nun Scham? Angst oder gar Vorfreude? Ich vermochte es nicht zu sagen und nahm stattdessen einen gehörigen Schluck Falerner.


    Nachdem ich den Becher fortgestellt hatte, klatschte ich zweimal in die Hände. Kurz darauf erschien eine schmale Sklavin, die leicht bekleidet war und langes Haar hatte.
    "Bring uns etwas zu essen. Huhn wäre angebracht, Fisch und andere gute Sachen, die du in der culina finden magst. Und bring auch mehr Wein", trug ich der Blondine mit leicht rauchiger Stimme auf. Ich folgte ihr mit Blicken, als sie das tablinum verließ, dann erst wandte ich langsam den Kopf zu Aquilius. Wieder konnte ich es nicht vermeiden, an seinem Körper entlangzutasten, wenngleich auch nur mit Blicken. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich fragte, wie er wohl unter der Tunika aussehen mochte, die er trug. Ich furh mir mit der Zunge über die Lippen und suchte in meinem Kopf nach einer weiteren Frage, die ich ihm stellen könnte, doch die zähe Masse meiner Gedanken ließ mich gnadenlos im Stich. So griff ich nach meinem Becher und stellte mit Entsetzen fest, dass er leer war. Kein Sklave war zur Hand, also schenkte ich uns beiden selbst nach, wobei meine Tunika wieder leicht verrutschte, was mir sicher nicht recht war in diesem Moment, konnte man doch einige Dinge wenn schon nicht sehen, dann doch zumindest erahnen. Ich stellte die Amphore wieder fort und rettete mich in einem Schluck Wein.


    "Marina ist eine gute Köchin, du wirst sehen", sagte ich in Ermangelung eines anderen Einfalls. Dieser Mann brachte mich voll und ganz aus dem Konzept. Sicher war es sich dessen bewusst.

    Ich griff nach einer Olive und kaute nachdenklich auf ihr herum.
    "Hm, nein, natürlich nicht", sagte ich dann schließlich. Was die Bürgerrechte anging, sah ich Deandra erstaunt an.
    "Na, nicht doch", grinste ich dann.
    "Ist ja gut, du hast gewonnen. Wen läd man denn zu einem solchen Fest alles ein?" fragte ich skeptisch und nicht ohne ein Seufzen.

    Ich hatte im Tablinum gelegen und gefaulenzt. Der Tag war äußerst Anstrengend gewesen, doch als Deandra den Kopf hereinsteckte, konnte ich ein müdes Grinsen nicht verkneifen.
    "Du hast mich gesucht?"
    Natürlich hatte sie mich gesucht, schließlich hatte ich sie gehört, aber mir einen Spaß daraus gemacht, mich still zu verhalten.
    "Was gibt es denn? Ein zudringlicher Verehrer, vor dem ich dich schützen muss?"

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    Original von Caius Flavius Aquilius
    Irgendwo brüllten die Venetaanhänger frenetisch, als ihr Fahrer einen Platz gut gemacht hatte, während beim grünen Teil der Zuschauer ein empörtes "Prae-prae-praesina!" aufkam. Als ich Aurelius Corvinus endlich ausgemacht hatte, kämpfte ich mich erbarmungslos in seine Richtung vor und ließ mich schließlich auf den Sitzplatz neben ihm sinken.
    "Salve, Aurelius Corvinus," keuchte ich und rückte meine Tunika gerade, während um mich herum wieder das Gebrüll losging. "Das ist hier ja schlimmer als auf dem Schlachtfeld. Am Ende des Tages können wir sicher unsere Ohren nicht mehr benutzen."


    Ich verengte die Augen zu Schlitzen, um mich besser auf das Gesagte zu konzentrieren, denn die Anfeuerungsrufe der verschiedenen factiones schienen einem wirklich beinahe das Trommelfell sprengen zu wollen.
    "Wart's mal ab. Wenn die Goldenen ein Rennen fahren, ist die Stimmung kaum noch zu toppen", rief ich ihm grinsend zu, obwohl Aquilius gerade einmal zwei Schritt neben mir stand. Ich zuckte die Schultern.
    "Aber so ist das eben."

    "Och, ich glaube schon, dass es eine Feier geben wird. Schließlich sind wir stolz auf diesen Bau. Und keine Sorge, du wirst auf der Gästeliste stehen", versicherte ich lächelnd und zupfte mir eine weitere Traube ab. Wie köstlich vermischte sich ihr Geschmack mit dem des Falernerweines. Ein einzigartiges Gefühl, in diesem Moment nicht nur die Traube kosten zu dürfen, sondern auch Aquilius' vollumfängliche Aufmerksamkeit zu haben. Dieses Gefühl verursachte einen angenehmen Schauer, der durch meinen Körper lief. Genüsslich verspeiste ich die zweite Traube, ehe ich nach der Schale griff und sie dem Flavier reichte, obwohl er selbst aus seiner Position heran gekommen wäre. Ich hielt die Schale und blickte ihn an.


    "Hier, nimm ruhig", sprach ich mit einem auffordernden Lächeln, während ich leicht vorgebeugt auf meiner Liege liegend verharrte. Ich fragte mich, was er in diesem Moment wohl dachte, denn er wirkte leicht abwesend. Das Thema Heirat nun weiter auszuführen, schien mir mehr als unpassend. Ich spürte schon einen leichten Nebel um meine Sinne herum aufziehen und fragte mich, warum es eigentlich nicht ein Gelage werden sollte. Inzwischen stand mir der Sinn nach etwas anderem als einfach nur Trauben oder Oliven, obwohl ich von letzteren nicht eine einzige angerührt hatte bisher. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen und schräg gelegtem Kopf erkundigte ich mich nach Aquilius' Wünschen.


    "Sag, würdest du etwas mitessen wollen? Ich verspüre inzwischen einen recht guten Appetit."
    Ein Griff zum Weinbecher, ein weiterer Schluck und ich wartete auf Aquilius' Antwort.

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    Original von Caius Flavius Aquilius
    Während die Menge um mich tobte, weil die Wagen gerade um die Kurve schossen, versuchte ich mir meinen Weg zu den Anhängern der Aurata zu bahnen. Warum nur war ich nicht früher gekommen? So hatte ich einiges damit zu tun, mich nach vorn zu kämpfen und nicht gleichzeitig Hiebe und Tritte von jubelnden Anhängern ihrer factiones abzubekommen. Zumindest für den Moment beschloss ich, Wagenrennen zu hassen und hielt nach meiner Verabredung Ausschau, Marcus Aurelius Corvinus. Irgendwo hier musste er schließlich sein.


    Recht gelassen sah ich dem bisherigen Treiben zu. Wie die Wilden in Germanien führten sich manche Leute auf. Entrüstet schüttelte ich den Kopf. Dabei gab es doch nichts, für das sich die Aufregung lohnte. Immerhin war die Aurata in dieser Runde nicht dabei. Ich seufzte und setzte mich gerade hin, als zwei Sitzplätze weiter jemand durch die Reihen schritt, den ich kannte. Ich hob die Hand. Es war Aquilius. Sicher sah er mich, auch wenn ich mir nicht die Blöße gab zu winken.

    Ich nickte. Das hatte ich mir schon gedacht, dass er nicht so alt war. Dennoch wirkte er auf eine bestimmte Art reifer auf mich, als ich mich selbst fühlte. Vielleicht zog er mich deswegen so an, wer wusste das schon? Sein Vater hingegen schien das Zepter ziemlich in der Hand gehabt zu haben. Ich dankte den Göttern dafür, dass mein Vater nicht so war. Sicherlich, die Familie zu ehren war wichtig, ebenso wie die Ahnen und Götter zu ehren. Doch ein erzwungener Karriereweg war meist kein guter und das wusste auch Antoninus.


    "Oh, Misenum hat auch eine solche Kulturstätte. Aber sie ist kleiner als die Mantuas sein wird", erwiderte ich keck und mit einem übermütig erscheinenden Zwinkern.
    "Vor einigen Tagen war ich selbst auf der Baustelle und habe mich über den Fortschritt informiert. Ende des Monats wird das Theater fertiggestellt sein. Und wenn du und vielleicht dein Vetter Gracchus euch entschließt, Mantua einen Besuch abzustatten, so seid ihr auch dort in meinem Heim willkommen. Mantua hat einige Gasthäuser, doch nicht viele entsprechen dem Stand eines Patriziers. Im vergangenen Jahr mussten gar zwei geschlossen werden, weil der Hausherr dem Ungeziefer nicht mehr Herr wurde", erzählte ich, während ein weiterer Schluck der süßlich-herben Flüssigkeit meinen Hals hinabrann. Ich griff nach einer Rebe und zog langsam eine der Früchte ab, doch nicht um sie in den Mund zu stecken, sondern um sie zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her zu rollen, während ich nachdenklich weitersprach.


    "Dein Vetter scheint Gkück zu haben. Die Heirat wird die Verbindung zu den Claudiern stärken. Man erwartet ähnliches von mir. Eine Tiberierin hat diesbezüglich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wir werden sehen, wie das weiter verläuft", sagte ich in neutralem Tonfall. Irgendwie schien meine Frage die Stimmung etwas gestört zu haben. Aber wenigstens wussten wir nun, wie es um den jeweils anderen bestellt war. Dass Aquilius noch kein Werber einer angesehenen Patrizierin geworden war, verblüffte mich etwas, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ein Mann seiner Statur, seines Aussehens und seiner Ausstrahlung hätte doch schon viele Blicke auf sich ziehen müssen - so wie meinen nun, denn ich schob die Traube nun doch zum Mund und provizierte ihn leicht, indem ich ihn direkt dabei ansah.