Das klang, als spräche er als Außenstehender über sich selbst. Ich war erstaunt, dass er so genau wusste, woran es lag, dass es für ihn so schwer war, sich...einzugliedern? Seinen Platz zu finden? Ich verstand das Problem nicht genau, das gab ich mit gegenüber zu. Offenbar kamen hier auch mehrere Dinge zusammen. Ich schwieg einen Moment, die Hand locker um mein Kinn gelegt, und betrachtete Avianus eine Weile. Dann entschloss ich mich, die Politik Poliitik sein zu lassen und mich der Mordsache zu widmen. Ich lehnte mich etwas vor und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. "Du bist selbst bereits weiter als dein Vater es geschafft hat, Tiberius. Bald wirst du im Senat sitzen. Das ist allemal ein Grund, stolz zu sein, und mein Bruder ist es, da bin ich mir sicher. Deine Zeit ist noch nicht gekommen, es gibt noch so vieles, was du vor dir hast. Glaub mir, er würde gar nicht wollen, dass du ihm jetzt nachfolgst." Davon war ich überzeugt. Dass ich ihn vielleicht falsch verstanden hatte, ging mir nicht auf. Ich ging davon aus, dass er den Weg meinte, der seinem Vater versperrt geblieben war. Ein wenig ratlos sah nun auch ich ihn an, nachdem ich die Hand wieder fortgenommen hatte. Ich wusste nicht, wie ich ich da helfen konnte. Regulus war auch mein Bruder gewesen, aber der Mord an ihm lag schon lange zurück. Man lernte, mit soetwas zu leben.
Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus
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Septima hatte also, nachdem sie bei mir nichts herausgefunden hatte, Celerina aufgesucht. Meine Augen verengten sich ein klein wenig, und prüfend sah ich Celerina an. Sie hatte erzählt, dass mich etwas bedrückt? Nun, im Moment bedrückte mich nichts, im Moment war ich verärgert, dass Septima sich offensichtlich mit allen Mitteln aufdrängen wollte. Ich fragte mich, was sie dazu bewegte. Ob Ursus sie darauf angesetzt hatte. Meine Brauen zogen sich zusmamen, dann entspannte sich mein Gesicht in Überraschung, als Celerina beteuerte, dass es ihr leid tat. Verwunderung spiegelte sich wider. Was tat ihr leid? Ich konnte diesen Gedankengang nicht nachvollziehen und sah sie nur fragend an.
Mein Blick wurde noch fragender, als sie plötzlich eine Frage stellte, die absolut aus dem Zusammenhang gerissen war. Doch schnell wandelte sich der Ausdruck in Verärgerung. Celerina hatte nicht vorwurfsvoll geklungen. Dennoch. Mir schossen viele Gedanken durch den Kopf. Selbstverständlich wusste ich, worauf sie anspielte, dennoch war es Fakt, dass ein römischer Mann nicht untreu sein konnte, weil ihm - im Gegensatz zur Frau - die Treue nicht auferlegt war. Ein römischer Mann konnte diesbezüglich tun und lassen, was er wollte. Es genügte, wenn er das Kind nicht als seines annahm, falls es zu einer Schwangerschaft kam. Aber die meisten Frauen reagierten dennoch pikiert darauf, wenn Mann sich anderweitig umsah, ich wusste das, und Celerina war hier keine Ausnahme. Auch das wusste ich. Deswegen fiel sie mir auch so schwer, diese ganze Situation und das Drumherum. Doch obwohl ich an Siv dachte bei ihrer Frage, so hatten wir eben doch von Septima gesprochen, und ich ahnte, dass sie auf den Abend anspielte, an dem Septima mich aufgesucht hatte. Statt jedoch eine Erklärung zur Harmlosigkeit dieses Besuchs zu liefern, entschloss ich mich dazu, eine Gegenfrage zu stellen. "Wie kommst du darauf?" fragte ich daher ebenso misstrauisch wie mit deutlicher Verärgerung in der Stimme. Dass ich mit letzterer die Wahrheit zu überspielen suchte, war mir in diesem Moment nicht einmal selbst bewusst.
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Wie stets, so war ich auch nun davon ausgegangen, dass mein Name bekannt war, und hatte mir ob dessen keine großartigen Gedanken darüber gemacht, ob man ihn auch zum Gesicht einordnen konnte. Das war schon bei der ANknft der Zwilinge ein Fauxpas gewesen, den ich schlichtweg nicht bedacht hatte, doch statt aus der Situation zu lernen, hatte ich sie einfach vergessen.
Nachdem wir uns also begrüßt hatten, deutete ich einladend auf eine Liege und nahm selbst Platz, jedoch setzte ich mich nur, statt mich zu legen. Ich machte eine wegwerfende Geste. "Das scheint erfreulich gut geklappt zu haben, wie ich sehe. Deine Räume haben wir herrichten lassen, jemand wird sie dir später zeigen. Dein Gepäck hast du mitgebracht oder in Ostia einlagern lassen?" erkundigte ich mich. Ein Runzeln entstand auf meiner Stirn, als Lupus mich dann darauf ansprach, wer ich war. Ich zeigte ein kurzes Lächeln und nickte. "Ja, Marcus Corvinus. Ich muss mir wohl mit mehr Nachdruck vornehmen, mich vorzustellen", witzelte er. "Sieh es mir aber nach, wenn ich nicht mit Ämtern und Würden um mich werfe." Ich hob einseitig die Mundwinkel. "Lass uns lieber über dich reden, Lupus. Dein Vater klang reumütig in seinem Brief, weil er dich nicht schon früher hergeschickt hat. Er schrieb, dass du hier lernen und handeln sollst - und offensichtlich auch heiraten. Ich würde gern wissen, inwiefern er dich dazu instruiert hat." Ganz so ahnungslos wie ich dürfte der junge Mann wohl nicht sein, überlegte ich.
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Die vierte Runde bot zum Leidwesen vieler Zuschauer nicht viel mehr Abwechslung als die dritte. Während Halil Torkbal nach wie vor vorn lag und Felix erfolglos versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben, rangelten auf den letzten Plätzen Blau und Gold miteinander. Tolimedes trieb seine Tiere an, als gäbe es kein Morgen, wohingegen Burolix von den Goldenen allmählich in die Bredouille kam. Immer wieder bedrängte Tolimedes ihm, und man musste ihm sein geschicktes Vorgehen loben. Denn nach der ersten Kehre befanden sich die schnaubenden Köpfe seiner Pferde auf Schulterhöhe mit Burolix selbst, und die Wagen stoben rasant dahin und ließen nichts als wirbelnden Sand und Hufabdrücke zurück.
Auf den ersten beiden Plätzen tat sich nicht viel. Halil Torkebal fiel einen passus, Felix holte einen halben passus auf. Beide erwiesen sich als geschickte Wagenlenker, doch es war fragwürdig, wer von beiden seinen Tieren und sich selbst bereits alles abverlangte und wer die Kräfte noch schonte - oder ob sich überhaupt jemand noch zurück hielt. Nach der zweiten Kurve führten die Roten allerdings immer noch. Und auf den hinteren Plätzen gab es kurz vor der Rundenmarke einen Wechsel, denn Tolimedes hatte sich an Burolix herangeschoben und lag in eben jenem Moment vorn, als der fünfte Delfin herumgedreht wurde.
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Hochmut kam vor dem Fall. Offensichtlich erkannte dies auch Halil Torkebal, der aufgrund seines Winkens die Zügel einseitig nicht schnell genug zu packen bekam, um ohne Geschwindigkeitsverlust aus der Kurve zu fahren. Er fuhr einen unnötigen Schlenker, der Felix von den Weißen die Gelegenheit bot, noch ein Stückchen weiter aufzuholen. Deutlich war zu erkennen, wie sehr sich Halil Torkebal darüber ärgerte - er würde wohl für den Rest des Rennens seine Hände dort lassen, wo sie hin gehörten, nämlich an den Zügeln. Felix' Gesicht indes war hochkonzentriert. Er schien offensichtlich alles andere außerhalb der Hatz des Roten ausgeblendet zu haben.
Dicht hinter Felix schoss immer noch Burolix dahin. digitus um digitus vergrößerte er vor Tolimedes seinen Vorsprung - bis die erste Kurve kam. In der ersten Kehre behielt jeder seine Position. Tolimedes war anzusehen, wie sehr er sich darüber ärgerte, dass die Goldenen ihm den dritten - und zugleich vorletzten - Platz stahlen. Er ließ die Zügel schnalzen, fluchte, ließ sie wieder knallen - doch half es nichts. Burolix schob sich immer weiter an ihm vorbei und lag schließlich eine ganze Wagenlänge vorn. Auch in der zweiten Kurve änderte sich nichts an der Reihenfolge der Fuhrwerke. Es führte nach wie vor Halil Torkebal, dicht gefolgt von Felix. Dahinter kam Burolix, und Tolimedes bildete das fluchende Schlusslicht.
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Gewiss war dies hier eine seltsame Situation. Das war sie für uns alle. Dennoch hatte ich nicht vor, es Piso auch nur ein Stückchen weit angenehmer zu machen, indem ich ihm gar entgegen kommen würde. Ich reckte angriffslustig ein wenig das Kinn vor und wartete. Seine Erklärung besänftigte mich nicht im Mindesten. Im Gegenteil zogen sich meine Brauen unheilverkündend zusammen, während er sich erklärte. Er war also ins atrium gebeten worden und dann eigenmächtig in den Garten vorgestoßen? Ich sah ihn finster an. "Und dringst du des Öfteren ungebeten in die Gefilde eines fremden Hauses ein, Flavius?" erkundigte ich mich scharf, während ich noch immer zwischen ihm und Prsica stand. Etwas befremdlich sah ich ihn an, kaum dass er von Bestrafung sprach. Wieso auch sollte ich Prisca strafen? Sie konnte von allen doch am wenigsten etwas für diese Misere! Und dann verbeugte sich der Flavius vor mir und hob eine Schriftrolle auf. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich ihn dabei. Er war der Arbeit wegen hergekommen - ich durchschaute ihn dennoch. Gewiss hatte er selbige nur mitgebracht, um eine Ausflucht zu haben!
Prisca hinter mir rührte sich immer noch nicht. Ich wollte eben nochmals darauf hinweisen, dass sie sich besser rasch entfernen und umziehen sollte, als ich merkte, wie sie brodelte. Mein eben noch strenger Blick auf sie spiegelte nun kurze Überraschung wider, dann trat die Erkenntnis hinein, als ich sah, dass Prisca vor Ärger zitterte und nicht etwa vor Scham oder weil sie fror. Gut und gern wäre ich nun beiseite getreten, um sie auf Flavius Piso loszulassen - denn sie machte den Anschein, als würde sie ihn postwendend niederringen. Ein grimmiges, kurzes Grinsen trat auf mein Gesicht, und ich machte wider besseren Wissens einen Schritt zur Seite. Dagegen konnte ich mich nicht wehren, auch wenn es der Anstand geboten hätte, Prisca hineinzuschicken, damit sie den lüsternen Blicken des Flavius Piso verborgen blieb. Kaum dass der Schritt getan war, überdachte ich die Situation nochmals. Es war eindeutig nicht richtig, Prisca nicht fortzuschicken. Und doch hatte ich in diesem Moment eine morbide Freude daran, Prisca bei ihrer Rache für den offensichtlich geraubten Kuss zu betrachten - so sehr, dass ich finster grollend sogar leicht grinste, während ich abwartend die Arme vor der Brust verschränkte.
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Der Sklave berichtete mir von Lupus' Ankunft, als ich mich gerade umkleiden ließ. Ich dankte ihm und schickte ihn zurück an seinen Platz, dann ließ ich mir die toga vollständig ab- und einen Gürtel anlegen. Ich war gespannt, wie er wohl war, der Sohn des Fulvus. Mit von Interesse beschleunigten Schritten machte ich mich hernach auf den Weg ins atrium, wo man dem neuen Mitbewohner bereits sowohl einen Platz als auch etwas zu trinken angeboten hatte. Ich trat heran und streckte die Hand nach ihm aus. "Willkommen in der villa, Lupus." Ich zog es in diesem Falle vor, zunächst nur den unpersönlicheren cognomen zu verwenden. Immerhin kannten wir uns nicht, nicht einmal durch einen Briefverkehr. Dann setzte ich mich und winkte ab, als ein Sklave auch mir etwas zu trinken einschenken wollte. "Ich hoffe, deine Reise war angenehm? Ich hätte dir jemanden nach Ostia geschickt, wenn ich gewusst hätte, wann dein Schiff anlegt", bemerkte ich, während ich meinen fremden Verwandten eingehend musterte. Er machte eigentlich einen ganz ordentlichen Eindruck, zumindest was sein Aussehen und Auftreten anbelangte. Doch daraus konnte man wohl kaum auf den Charakter schließen, also hielt ich mich mit meinem Urteil noch zurück. Mir fiel ein, dass ich vollkommen vergessen hatte, überhaupt jemanden von der Familie über die bevorstehende Ankunft des Lupus zu unterrichten, lediglich Brix hatte dies erfahren, um die Gemächer des neuen Familienmitglieds der stadtrömischen Aurelier herrichten zu können. Allmählich mussten wir anbauen, und eine Idee dazu schwirrte mir bereits im Kopf herum.
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Ich melde mich übers Wochenende schreibfaul.
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In der zweiten Runde zeigten sich kaum Veränderungen. Halil Torkebal, der sich immer wieder umwandte um seine Verfolger zu beobachten, schien recht gelassen zu sein. Ab und an zeigte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht, und in der ersten Kurve nutzte er seinen Vorsprung sogar, um seinen treuen Anhängern zuzuwinken. Felix hinter ihm versuchte, seine kurze Ablenkung für ein Überholmanöver zu nutzen, schaffte es jedoch nicht, an dem Roten vorbeizuziehen. Sehr wohl allerdings verkürzte er den Vorsprung ein wenig.
Auf den hinteren Positionen mühten sich Tolimedes und Burolix ab. Burolix hatte sich tief nach vorn gebeugt, fast so, als könnte er dadurch noch windschnittiger werden. Entweder war dies tatsächlich der Grund dafür, dass er Tolimedes in der zweiten Kurve überholte - oder die Pferde des Blauen trugen diese Schuld, denn das rechte kam kurz aus dem Tritt und lief asynchron, was zu einem etwas holprigen Einfahren in die Kehre führte. Burolix zog außen an Tolimedes vorbei, sichtlich erfreut, dass dieses Manöver von Erfolg gekrönt war, und preschte dann mit einer knappen Wagenlänge Vorsprung neben Tolimedes dahin in die dritte Runde, während Felix immer noch versuchte, an Halil Torkebal vorbeizukommen. Dieser jedoch zog leicht nach rechts oder links, wann immer der Weiße auch nur einen Versuch unternahm, an ihn heranzukommen.
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Während die Wagen von Burolix und Tolimedes beinahe gleich schnell vorschossen, sahen sie nurmehr die Rückansicht von Halil Torkebal von den Roten durch den wirbelnden Sand hindurch. Er hatte einen Musterstart erwischt und sich damit an die Spitze gesetzt. Felix folgte ihm dicht auf - er war nur Sekundenbruchteile vor Burolix und Tolimedes gestartet und damit zweiter. Diese beiden preschten dicht an dicht dahin. Es war reine Spekulation, ob einer von ihnen die Kräfte seiner Tiere vorerst schonen wollte oder ob es reines Kalkül war, erst einmal hinter den beiden klaren Favoriten dieses Rennens zu bleiben. Bedauerlicherweise hatte es weder von der Purpurea noch von der Praesina eine wie auch immer geartete Rückmeldung gegeben, was eine Teilnahme oder Nichtteilnahme anbelangte. Überhaupt schien es sehr still geworden zu sein um diese beiden Rennställe.
Die erste Kehre war inzwischen ohne große Hindernisse oder Zwischenfälle genommen. Tolimedes hatte sich den Hauch eines Vorsprungs erkämpft, da er die glücklichere Position auf der Innenbahn für sich hatte gewinnen können. Nun schossen die Wagen auf der Geraden dahin. Fahnen wehten, Wimpel winkten, Menschen brüllten. Die Mähnen der Tiere zottelten im Wind, die Fahrer in ihren Wagen, gehalten von Riemen, pressten die Augenlider fest zusammen, um so trotz des Sandes eine gute Sicht zu haben. Die zweite Kurve kam näher. Und Tolimedes ließ sich zu einem riskanten Manöver hinreißen, denn er zog direkt in der Kurve leicht nach außen und drängte damit Burolix ab, der sich direkt neben ihm befand und gezwungen wurde zu bremsen oder auszuweichen. Es war eine schlechte erste Runde für die Goldenen.
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Welch in Krach hier herrschte! Dort wurde gejohlt, hier gesungen, anderenorts geklatscht. Tamburine schellten und Flötenmusik vermischte sich mit allerlei Klängen zu einem bunten Potpourri, das der Cybele seine Aufwartung machte. Vor meiner Frau und mir schritten die septemviri einher, hinter uns der Rest der Meute mit all ihren Gaben, Instrumenten und was sie sonst noch so mit sich herumtrugen. Ich vermutete, dass man Fulvius Frugi aufgrund seiner Erfahrung ausgewählt hatte, denn schon zu meiner Zeit war er bei Götterspeisungen gern dabei gewesen. Eine prächtige, geschmückte Kuh wurde mitgeführt, und eine pompöse und geschmückte Statue der Göttin, zu deren Ehren hier heute gefeiert wurde, ruhte aufrecht und auf Hochglanz poliert auf einem Tragegestell. Man hatte sie gesalbt und eingegeölt, und anschließend war sie in besonders teure und edle Gewänder gekleidet worden In regelmäßigen Abständen regnete es bunte Blütenblätter.
Als wir den Eingang zum Kaiserpalast passierten und daran vorbei schritten, blickten nicht wenige dorthin, um die Sicht auf das prächtige Gebäude zu erhaschen, das sich dort - leider kaiserlos - erhob. Viele Menschen standen rechts und links der Prozession zum Tempel der Göttin, nicht minder viele hatten sich uns inzwischen angeschlossen. Und bald schon kam der weiße Vorbau des Tempels in Sicht.
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Zitat
Original von Iullus Quintilius Sermo
Liegt das am Internet-Explorer oder am Forum?Ausprobieren. Firefox ist ohnehin empfehlenswerter.
Mir wird alles korrekt angezeigt.
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Dazu kann ich was sagen, das Wahlrecht für den Senat ist bei den Nicht-Senatoren ohnehin SimOff.
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Auch hier war ich der Meinung des Annaeus Modestus, was sich in zustimmendem Nicken äußerte. Zwar empfand ich die Auszeichnungswelle nach wie vor als fragwürdig, die damals für negative Schlagzeilen über Hispania gesorgt hatte, doch im Großen und Ganzen bevorzugte ich ganz klar Flavius Furianus. Lediglich bei seinem Kollegen war ich mir nicht sicher, weswegen ich mit nachdenklich gerunzelter Stirn die weitere Befragung verfolgte.
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Kurios, wer dieser Tage alles kandidierte. Ich sah die Sachlage ähnlich wie Modestus, der mir scheinends immer noch gram war aus einem Grund heraus, den ich nicht rekonstruieren konnte. Skepsis empfand ich bei Livianus' Aufzählung der Dinge, die einem Stadtpräfekten nicht zustanden. Ich fragte mich, ob er mehr wusste als andere, was die konkreten Anweisungen des Kaisers an seinen Stellvertreter anbelangte. Dabei war es ganz und gar nicht so, dass ich Vesularius Salinator traute - ich empfand es nur als unklug, ihn ohne offensichtliche Rückendeckung vor dem Senat - in dem er Mitglied war - indirekt zu kritisieren. Deshalb wandte ich gespannt den Kopf, um Salinators Reaktion auf diese Herausforderung nicht zu verpassen.
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Er meinte doch nicht etwa jenen Constantius, der seinerzeit über ein Ritteramt in der Kanzlei nicht hinaus gekommen war? Der Name jedenfalls sagte mir nur vage etwas, abgesehen von unserem Senatskollegen Menecrates und Claudius Macrinius, zu dem er allerdings keine enge Verwandtschaft preisgab. Nun, ich würde meine Entscheidung pro oder contra Claudius Lepidus auch nicht von seiner Verwandtschaft abhängig machen - zumindest wollte ich das versuchen, auch wenn es schwer fiel. Er bewarb sich schließlich für das Einstiegsamt der Ehrenlaufbahn. Sollte er sich dort beweisen und zeigen, ob er in die Fußstapfen seines Verwandten Macrinius treten konnte, denn die der im Senat vertretenen Claudier waren im Grunde leicht auszufüllen.
Schon lag mir die Frage auf der Zunge, warum er ein Epulone werden wollte, doch war dies für meine Kollegen vermutlich reichlich uninteressant, weshalb ich dazu schwieg und mich mit einem Nicken lediglich für die Antwort bedankte, ehe ich mich wieder setzte. Von meiner Seite aus gab es keine Fragen mehr zu seiner Kandidatur, und was die Epulonenmitgliedschaft anbelangte, so entschied dies ohnehin ein anderes Gremium.
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Genau genommen hatte ich das Tuch aus der Loge fallen lassen, auf die meine Familie ebefalls herzlich eingeladen worden war. Immerhin waren dies die besten Plätze im circus. Selbstverständlich begleitete mich Celerina. Es war entspannend, endlich wieder einmal die Rennen zu verfolgen. Allerdings war ich vor langer Zeit schon aus der factio ausgetreten, weil ich weder die Zeit fand, mich gebührend zu engagieren, noch meine Interessen gleichgeblieben waren. Soeben waren die Fahrer gestartet. Mein Blick lag auf Burolix, dem Nachwuchsfahrer der Goldenen. Es blieb abzuwarten, wie er sich machen würde, immerhin waren die anderen äußerst stark im direkten Vergleich zu ihm. Leider waren diese vier Rennställe die einzigen, die sich überhaupt auf die Einladung hin gemeldet hatten. Doch würde es am darauffolgenden Tage noch Gladiatorenwettkämpfe geben, was die geringe Beteiligung - und das damit verbundene geringe Interesse der zwei fehlenden Rennställe - hoffentlich wieder wettmachen würde.
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"Ah, gut", erwiderte ich erleichtert. Ein Beinbruch war natürlich keine Kleinigkeit, immerhin war die Möglichkeit groß, dass die Knochen falsch zusammen wuchsen und man kaum oder gar nicht mehr laufen konnte, doch immerhin war Durus' Geist dann nicht in Mitleidenschaft gezogen, und das war das Wichtigere von beidem. "Dann bestelle ihm und Laevina doch bitte meine Grüße, wenn du ihm das nächste Mal schreibst", bat ich in jungen Tiberius. Denn dass er mit seinem Vater regelmäßig korrespondierte, sah ich als Selbstverständlichkeit an.
"In Ordnung. Dann sehen wir uns morgen Vormittag zum Rundgang", schloss ich das Gespräch. Wenn der junge Tiberius keine weiteren Fragen oder Anmerkungen hatte wäre er damit entlassen und frei, zu gehen.
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Vermutlich hätte ich ob der Ehrlichkeit meines Neffen nicht enttäuscht sein sollen. Ich war es dennoch, was sich in einem Zusammenziehen der Brauen äußerte. Avianus wirkte nachdenklich. Ich vermutlich nun auch. Seine Stimmung schwang offensichtlich gerade um. Seine Bedenken mochten angesichts der Umstände, in denen sein Vater - mein Bruder - zu Tode gekommen war, sicherlich nachvollziehbar, aber dennoch schwer dem Senat als Grund für geringe Aktivität vozutragen. Ich seufzte leise. "Tiberius." Ich neigte den Kopf ein wenig zur Seite, sah ihn an. "Ich weiß nicht, ob ich zu hohe Erwartungen habe. Vermutlich habe ich das, ich lasse mich selbst ja nicht außen vor. Aber wenn du vor dem Senat bestehen und nicht nur als Gallionsfigur der Aurelier betrachtet werden willst, dann solltest du dich dringend in der Öffentlichkeit sehen lassen. Wohne den Opfern bei, zeige dich auf gesellschaftlichen Anlässen. Du bist dabei nicht verpflichtet, dich mit mir oder Titus sehen zu lassen, falls es das ist, was dir nicht behagt." Ich machte eine kurze Pause. "Du solltest diese Sache endlich ruhen lassen", sagte ich dann, auch wenn ich selbst damals ebenso unter diesem Mord gelitten hatte wie Avianus augenscheinlich immer noch.
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Ganz offensichtlich begriff der Flavius recht schnell, dass es besser war, wenn er sich selbst von meiner Nichte löste. So ließ ich, nachdem er zurückgesprungen und während er von der Liege purzelte, meine Hand unverrichteter Dinge wieder sinken - und ehe ich etwas damit tat, was mir später noch leid tun würde. Der Flavier...nun, er gackerte, was mich etwas befremdete. Ich selbst hatte mich schützend vor Prisca aufgebaut, die soeben hastig ihr Tuch wieder zu befestigen suchte. Sie war es, die zuerst die Sprache wiederfand - und sogleich den dreisten vigintivir verteidigte. Mir war, als würde ich ihre Worte wie durch Watte hindurch hören. Er ging sie derart harsch an und sie nahm ihn in Schutz? Inzwischen hatte sich auch Flavius Piso wieder aufgerappelt. Ich hatte einen Arm nach hinten gebogen, um Prisca hinter mir zu halten. Er sollte sie nicht noch einmal so sehen. "Da bin ich gespannt", knurrte ich ihm eine Antwort entgegen. Priscas Beteuerungen ignorierte ich geflissentlich. Erst, als sie mich am Ärmel zupfte, wandte ich mich halb zu ihr um. Schluchzte sie etwa? Sie würde doch wegen dieses Lüstlings nicht weinen, oder doch? Überrascht sah ich sie an, doch die Bitterkeit konnte ich nicht ganz aus meinen Augen verdrängen. "Du wirst dich anziehen gehen", sagte ich und versuchte so zu klingen, als sei das ein Befehl. Doch selbst in meinen Augen klang es schlichtweg seltsam, nicht nur, weil ich leise gesprochen hatte, sondern auch weil es befremdlich für mich war, in diesem Ton mit Prisca zu reden. Nichtsdestotrotz setzte ich ruhig ein Wort hintenan. "Sofort." Und Flavius Piso ließ ich keine Sekunde aus den Augenwinkeln.
Ich selbst fühlte mich...nun, erschlagen traf es wohl am ehesten. Dies war eine Situation, mit der ich nicht gerechnet hatte. Nun mochte man denken, dass ein Kuss tatsächlich nichts Schlimmes war, nicht etwas, das meine Reaktion rechtfertigte. Doch erkannten wohl die wenigsten, wie viel mir Prisca tatsächlich bedeutete. Ich war in diesem Moment mehr als ihr Onkel. Ich war ihr Bruder, ihr Vater, ihr Freund und ihr Beschützer - zumindest sah ich mich so. Und nicht zuletzt war sie meine Vertraute. Die einzige, die ich hatte, und die einzige, der ich wohl jemals so sehr vertrauen würde wie ich es tat. Und auch wenn dies hier nur ein Kuss war, so erinnerte ich mich noch peinlichst genau an die Worte des Flaviers über Prisca, die, gepaart mit seinem Auftritt heute und der Tatsache, dass er ledig war und aus gutem - geeignetem! - Hause stammte, mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Trotz meiner beabsichtigt halbherzigen Versuche, einen geeigneten Ehemann für Prisca zu finden - und trotz der in diesem Falle glücklichen Fügung des Verschwindens meines Freundes Aquilius - schien sich hier etwas anzubahnen, das ich nicht mehr verhindern konnte. Insofern blieb es mir nur übrig, verletzt zu schnauben, als Prisca von "nur einem Kuss" sprach.
Es ließ sich also darauf schließen, dass - wenn ich auch nur geahnt hätte von Floras Techtelmechtel mit dem schwarzen Sklaven - ich vermutlich einen Herzinfarkt bekommen hätte.