Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Zwei.


    “Sag es mir, Brix!“ verlangte ich barsch von ihm. Ich fuhr mir mit der Zungenspitze über die Lippen. Brix stand auf wackligen Beinen vor mir und sah mich an. Es war kein Hass in seinem Blick, aber doch etwas, das mich wissen ließ, was er von mir hielt. Von dem, was ich in diesem Moment darstellte. Es vergingen einige Augenblicke, und ich wollte meine Frage eben mit noch mehr Nachdruck wiederholen, als ich mir wiederholt vor Augen führte, was ich hier eigentlich tat.


    Am Morgen, noch vor der salutatio, hatte Brix mir gesagt, dass Siv ihn gebeten hatte, alles für ihre Abreise vorzubereiten. Sie hatte das Haus zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Und ich hatte, blind vor Wut, seine Auspeitschung befohlen. Dass er seinen Posten noch hatte, lag einzig und allein daran, dass im atrium meine Klienten gewartet hatten. Wie hatte er ihr auch helfen können? Nach allem, was er wusste, und mit den Befugnissen, mit denen ich ihn ausgestattet hatte? Es war mir wie ein feiger Verrat vorgekommen. Der Klientenempfang war desaströs verlaufen, und auch nach meiner Flucht aus dem atrium war es mir nicht besser gegangen. Innerlich aufgewühlt und rastlos war ich durchs Haus gelaufen ohne jemandem zu begegnen, bis ich mich schließlich im Garten wiedergefunden hatte. Selbst das hatte mir nicht die Ruhe verschafft, die mich hier sonst überkam – auch wenn ich nicht einmal wusste, weshalb genau ich mich fühlte, als trüge ich ein klaffendes Loch in meiner Brust mit mir herum. Ich hatte doch gewollt, dass sie ging. Zumindest eines hatte der Aufenthalt im Garten zur Folge gehabt. Ich hatte an mein Gespräch mit Brix gedacht, den Affekt meines Befehls erkannt und ihn widerrufen, nachdem vermutlich das halbe Haus bereits davon Wind bekommen hatte.


    “Sie wollte, dass ich die Wiege verkaufe“, sagte der Germane plötzlich und antwortete damit nicht direkt auf meine Frage. Dennoch hing ich an seinen Lippen. Es fehlte mir an Selbstdisziplin, dessen war ich mir wohl bewusst, doch außer mir und Brix bekam dies hier niemand mit, denn wir waren allein, und ich musste mich nicht anstrengen, eine Maskerade aufrecht zu erhalten. Die Wiege. Die ihr so gut gefallen hatte. Wie sie sich gefreut hatte, war mir noch gut in Erinnerung. Bedeutete das nicht, dass sie darüber hinweg war? Dass ich erreicht hatte, was ich hatte erreichen wollen?


    “Ich hab sie ins Gesindehaus gebracht.“ Verklärt blinzelnd tauchte ich erneut aus meiner Gedankenwelt auf und versuchte, einen Sinn hinter diesen Worten zu erkennen. Dachte er etwa, sie käme zurück? Nein, sicherlich wollte er mir die Entscheidung überlassen, da die Wiege ein Geschenk von mir an sie gewesen war. Oder Brix hatte praktisch gedacht und wollte Celerina die Wiege zur Verfügung stellen, wenn es soweit war. Wenn.


    Das Schweigen zog sich in die Länge. Ich stand immer noch vor Brix, der an die Wand neben der Tür gepresst da stand. Erst da fiel mir auf, dass ich so dicht vor ihm stand, dass es wie eine Drohung wirkte. Ich trat zurück. “Geh“, wisperte ich. Ich hatte meinen Weg verloren. Ich musste acht geben, dass ich mich nicht verlor. Brix blieb noch einen Moment, wo er war. Sein prüfender, leicht mitleidiger Blick, mit dem er mich musterte, entging mir nicht. Etwas von dem kalten Zorn vom Vormittag keimte erneut in mir auf, und ich wandte mich ab. “Sie ist bei Uland Ereksson und seiner Familie untergekommen. Sie wollen im Frühsommer zurück nach Germanien ziehen“, sagte Brix leise, dann hörte ich, wie die Tür leise geschlossen wurde. Ich blieb allein zurück. Die anderen würden bald zur cena beisammensitzen. Heute mussten sie ohne mich auskommen.



    Wer bin ich schon – das konntest du mir niemals zeigen.
    Bin ich ein Blatt, das noch beschrieben werden muss,
    bin ich der Schmerz in dir nach einem Abschiedskuss?
    Sag, bin ich dein, auch wenn sich unsre Tage neigen?


    Bin ich ein Meer, das blauer ist als jedes Sehnen,
    Bin ich das schönste Muster im Kaleidoskop?
    Bin ich ein Wunsch, der sich dank dir zum Stern erhob,
    sag, bin ich das versteckte Lächeln unter Tränen?


    Du kennst mich nicht, so wie ich selber mich nicht kenne
    und niemals könnte ich je deine Muse sein.
    Warum kann ich dir keine Fantasien bringen?


    Ich bin wohl nur ein Licht am Nachttisch und ich brenne
    für deinen Schöpfergeist, bin nachts dein Kerzenschein.
    Ach, könnt’ ich deine Träume wie Sirenen singen.

    Eins.


    Ein Flüstern, ein Murmeln, eines eisigen Baches gleich, der sich windend und mäandernd durch kaltes, totes Felsgestein gräbt. Nicht mehr dabei hinterlassend als den tiefen Schnitt an warme Sommertage, die er niemals vergessen, nur verdrängen wird. Sie schläft nur, die Erinnerung an glücklichere Zeiten, vergraben im Bache selbst, in der Kühle und Gefühlskälte des Wassers, denn was könnte Wasser je mehr sein als es ist? Ein Blinzeln. Diese Erkenntnis hätte mich berühren müssen, doch da war nichts. Nur Stille.


    Stille, die sich ausbreitete, als sei etwas falsch. Das Gesicht meines nomenclator erschien vor mir. Seine Lippen formten Worte, doch ich sah ihn nur unverständig an. Dann drang die Situation auf mich ein, wie ein Dreschflegel auf Korn. Menatius Afer stand mit nervösem Ausdruck auf seinem Gesicht vor mir, und der Sklave direkt neben mir hatte sich erkundigt, ob alles in Ordnung sei. Zahllose Augenpaare hatten ihren Blick auf mich gerichtet. Sie gehörten meinen Klienten. Worüber hatte der Menatier eben noch gesprochen? Ich hatte ihn überhaupt nicht wahrgenommen. Ich winkte den nomenclator fort und räusperte mich dann betreten. “Ehm. Verzeih mir, ich…“ Erneut blinzelte ich. Meine Konzentration war dahin. Seit dem Morgen schon, wo Brix mir bei unserem allmorgendlichen Gespräch gesagt hatte, dass sie gegangen war. Und dass er ihr dabei geholfen hatte. Ich war zornig geworden, so wütend, dass ich zwanzig Peitschenhiebe für den Abend zu seiner Bestrafung angesetzt hatte. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, ihn von seiner Position in den Stall verfrachten zu lassen, wo er noch unter den niedrigsten Stallburschen arbeiten sollte.


    Es hatte sehr lange gedauert, bis ich mich so weit unter Kontrolle hatte, dass ich die salutatio hatte wahrnehmen können. Als die Wut gewichen war, hatte sie nichts zurück gelassen außer einer allumfassenden Leere und dem dumpfen Schmerz, den ich durch den Tod meiner Eltern kannte. Was natürlich unsinnig war, immerhin war niemand gestorben. Das Gefühl blieb trotzdem, und selbst ich konnte mich nicht gänzlich verschließen und weitermachen wie bisher. Denn sie war fort, hatte unseren Sohn genommen und sich auf den Weg nach Germanien gemacht, in ein besseres Leben unter ihresgleichen. Und wer konnte ihr das verübeln?


    „…Herr! Geht es dir auch wirklich gut?“ Ich blickte auf. Erneut war ich abgeschweift und hatte verpasst, was mein Klient mir hatte sagen wollen. Er sah mich besorgt an. Einige Sklaven waren näher gekommen und warfen wich alarmierte Blicke zu. Ein wenig von der kalten Wut keimte wieder auf. Mit einem Ruck erhob ich mich. “Ihr könnt gehen! Die salutatio ist beendet!“ sagte ich vernehmlich und wandte mich um, um aus dem atrium zu fliehen. Nicht vor den Klienten, sondern vor mir selbst und dem, was sich in mir verbarg. Zurück blieben besorgte und verwunderte Gesichter, doch wenig später lag das atrium so verlassen da wie zuvor.



    edit: Formulierung geändert. War offenbar missverständlich.

    Ich fühle nichts -
    Ich höre nichts -
    Ich sehe nicht -
    Wie du mich ignorierst.


    Ich wünsche mir -
    Erlaube mir -
    Und träum von dir -
    Während du mich ignorierst.


    Ich hoffe noch -
    Entscheide noch -
    Und glaube noch -
    Dass ich dich nicht verlier.



    „Komm herein“, sagte ich vernehmlich und schlüpfte vollends in die tunica, die sich eben noch halb über meinem Kopf befunden hatte. Als das Sichtfeld wieder uneingeschränkt war, warf ich einen Blick zur Tür, die Brix soeben von innen schloss. Etwas an seinem Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Ich war augenblicklich skeptisch. Sonst war er nicht so schweigsam, wenn er eintrat, sondern hatte zumindest einen Gruß auf den Lippen. Ich bedachte ihn mit einem langen, prüfenden Blick, und Brix senkte bereits nach kurzer Zeit den Blick, was mich kurz darauf tief seufzen ließ. „Also gut – was ist kaputt gegangen und muss ersetzt werden?“ wollte ich von ihm wissen, denn ein solches Gebaren hatte vermutlich die Ausgabe einer größeren Summe zum Anlass. Brix hingegen hob seine Hand, die etwas hielt, und kam näher. Ich stand neben dem runden Tisch, und er befand sich direkt vor mir, als er mich ansah und die Hand leicht öffnete. Etwas Silbernes fiel heraus und fing sich schlenkernd, baumelte an einem abgetragenen, ledernen Band.


    Ich erstarrte, als ich es erkannte. „Sie hat mich gebeten, dir das hier zu geben“, sagte Brix nun und sah mich dabei unverblümt an. Er wusste ganz genau, dass Siv damit gemeint hatte, es mir nachher zu geben. Später, nachdem sie fort sein würde. Doch Brix hatte entschieden, dass er diese unausgesprochene Anweisung ignorieren würde. Er mochte damit vielleicht Siv verraten, indem er mir als seinem Herrn treu war, aber er konnte nicht zulassen, dass Siv sich – mit seiner Hilfe - klammheimlich davonstahl und gleich zwei Personen darunter leiden würden. Denn auch wenn die Lage nun einmal war, wie sie war, so gehörte sich doch ein anständiger Abschied. Von Siv einerseits, von mir andererseits. Wenn ich aber nichts wusste, konnte ich nicht reagieren. Nicht dass dies hieß, dass ich reagieren würde – dessen war er sich bewusst.


    Ich streckte die Hand nach dem Anhänger aus und zog das Band aus der Hand meines maiordomus. Dass Brix es wusste, wusste ich. Doch hatte ich ihm gegenüber nie ein weiteres Wort darüber verloren. Ich fragte nicht, woher er diese Kette hatte, noch wie er in ihren Besitz gekommen war. Ich sah ihn lediglich an, auch, nachdem die Hand mit dem Silberpferd bereits herabgesunken war. „Bevor sie geht“, erklärte Brix nach einer Weile weiter, sah mich dabei durchdringend an und hob am Ende des Satzes vielsagend seine Brauen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sie ging? War es nicht das, was ich für sie gewollt hatte? Warum war ich denn in jenem Moment nicht mehr als eine leere Hülle, angefühlt mit kaltem Schnee und Düsternis? Ich sah Brix nur an, sagte nichts. Er räusperte sich leise, nickte mir noch einmal zu und ging. Ich ließ die Möglichkeit ungenutzt verstreichen, ihn zurückzuhalten und nach Einzelheiten zu befragen.


    Ich fröstelte. Im Zimmer brannten die Kohlenbecken, doch es war eisig.



    Als du schon gehst -
    Mich nicht mehr siehst -
    Mich ignorierst -
    Und bald vergisst.

    "Salve, Publius", grüßte ich Imbrex zurück und nickte ihm zu. "Wir warten noch auf...ah, da ist er ja schon. Salve, Duccius. Sehr gut, dann sind wir beinahe vollständig. Es fehlt nun noch Tiberius Ahala. Er ist der Adoptivsohn von Durus. Ich erweise ihm einen Frendschaftsdienst. Ahala hat mich auf Anraten seines Vaters gebeten, sein tirocinium fori bei mir absolvieren zu dürfen. Publius, das dürfte besonders für dich interessant sein. Ihr solltet gemeinsam an den Projekten arbeiten, die in dieser Amtszeit anstehen." Denn auch Publius leistete das Lehrjahr bei mir ab.


    Kurz nachdem ich geendet hatte, kam der Tiberier auch bereits in Sichtweite. Die uns begleitenden custodes machten ein wenig Platz, indem sie zur Seite auswichen. "Tiberius! Das sind mein Verwandter Publius Imbrex und dies ist Duccius Vala. Imbrex könnte man als deinen Kollegen bezeichnen. Duccius ist mein scriba. Ich hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten werden. Es wird auch niemand mehr hinzustoßen. Zu viele Köche verderben den Brei." Ich schmunzelte kurz und ließ den Männern Zeit, sich miteinander bekannt zu machen. Dann deutete ich ins Gewühl des Marktes. "Gut. Nehmen wir uns zuerst den Ausschank der anliegenden Tavernen und Weinstände vor", sagte ich und setzte mich in Bewegung.


    Der klapprige Holzstand mit der Aufschrift "in vino veritas", hinter dessen Theke ein untersetzter Mann mittleren Alters stand, war unser erstes Ziel. Er wischte gerade mit einem ranzigen Lappen runde Weinbecherränder vom Ausschank und erschrak regelrecht, als wir auf ihn zu kamen. "Guten Morgen. Ich hätte gern einmal deine Maße gesehen", sagte ich freundlich. Einer meiner drei Helfer trug inzwischen geeichte Behältnisse, die ihm irgendein Sklave in die Hand gedrückt hatte. Hier galt es nun zu überprüfen, ob die Maßaufnahmen der Gefäße überein stimmten. Der Alte sah erschrocken denjenigen an, der die Eichmgefäße trug. "J-ja, aber..." begann er, und machte sich damit gleich schon verdächtig. Ich seufzte. Das fing ja gut an.

    [Blockierte Grafik: http://img70.imageshack.us/img70/2005/sklave9vv4.jpg] | Brix


    Brix sah im ersten Moment irritiert drein, dann schmunzelte er die blonde Frau an. "Verzeih mir, mir wurde gesagt, du wärst Germanin", entschuldigte er sich auf Latein. "Wie heißt du? Ich bin Brix." Brix nahm einen unscheinbaren Krug, in dem sich Wasser befand, schenkte selbiges in einen einfachen Becher und schob ihn der Sklavin entgegen. Dann sah er sie wieder an, musste erneut lachen und schüttelte den Kopf. "Ich hätte schwören können, dass du Germanin bist. Allein deiner Haarfarbe wegen", erklärte er ihr, warum er gelacht hatte. "Hast du Hunger?" fragte er sie dann weiter, um kurz darauf erneut mit dem Kopf zu schütteln.


    "Jetzt hast du mich aber ganz schön durcheinander gebracht. Am besten fange ich noch mal von vorne an. Also, ich bin Brix, der Hausverwalter. Du bist hier in der villa Aurelia. Dies hier ist ein Patrizierhaushalt, wir haben momentan zwei Senatoren hier, bald drei. Einer von ihnen, der Hausherr, hat dich gekauft. Du wirst vermutlich vordergründig ihm zugeteilt sein. Das schätze ich zumindest so ein, wobei ich derzeit noch nicht weiß, wo genau er dich einsetzen möchte. Der dominus legt großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres der Haussklaven. Deswegen wirst du dich erst waschen, ehe du zu ihm gehst. Er will dich heute Abend noch sehen. Sein Name ist Marcus Aurelius Corvinus." Brix hielt hier ersteinmal inne. Er wollte die neue Sklavin nicht überfordern mit Informationen. Sie musste sich bestimmt verloren vorkommen. Zumindest erging es den meisten neuen Sklaven so. "Soviel zum Organisatorischen. Ich bin dein Ansprechpartner für die meisten Fragen hier. Wenn du Ärger mit jemandem hast, oder wenn du Fragen hast, die du beantwortet wissen möchtest", fuhr er dann sehr freundlich fort und lehnte sich knarzend in seinem simplen Stuhl zurück. "Möchtest du denn gleich etwas wissen? Sonst würde ich nämlich deine Geschichte erfahren wollen."

    [Blockierte Grafik: http://img70.imageshack.us/img70/2005/sklave9vv4.jpg] | Brix


    Brix saß in seinem Arbeitsraum, der gleichzeitig auch sein Schlafraum war, als Caecus ihm meldete, dass die neue Sklavin angekommen war. Er erhob sich mit gemischten Gefühlen von seinem schlichten Stuhl hinter dem schmalen Tisch, auf dem sich Wachstafeln stapelten. Siv hatte es nicht gut aufgefasst, dass der Hausherr eine weitere Sklavin erworben hatte. Wenn er Brix die Möglichkeit einräumen würde, etwas dazu zu sagen, würde der Germane sich auch nicht zurückhalten, ihm seine Meinung dazu zu sagen. So aber war erst einmal Siv die Leidtragende, und Brix hatte immerhin versprochen, nichts über ihr Vorhaben zu erzählen, das Haus zu verlassen. Und er hatte an diesem Nachmittag mit einer Peregrinenfamilie Kontakt aufgenommen, die Klienten des Senators waren und ein Kindermädchen suchten. Vielleicht würden sie zusagen, Siv im Tausch bei sich wohnen zu lassen.


    Brix öffnete die Tür und sah die Sklavin vor sich stehen. Im ersten Moment fand er die Ähnlichkeit mit Siv erschreckend: Das helle Haar war verblüffend gleich. Im zweiten Augenblick schenkte er der Neuen ein freundliches Lächeln. "Salve! Du bist also die neue Sklavin?" sprach er sie auf Germanisch an, da man ihm erzählt hatte, sie sei Germanin. "Wie ist dein Name? Ich bin Brix. Komm bitte herein", fuhr er dann fort und deutete an sich vorbei in das bescheidene kleine Zimmerchen, das ihm zum Arbeiten und Schlafen zur Verfügung stand. Dass sie ihn kaum verstand, ahnte er nicht. Er gab Caecus das Geld für die sicher wartenden Sklavenhäscher, schloss dann die Tür hinter ihnen beiden und ging um seinen Schreibtisch herum, um sich zu setzen. "Hast du Hunger?"

    "Eine Weile. Er weilt länger in Misenum als er in Rom regiert hat, nachdem sein Vater gestorben ist", erwiderte ich zu Narcissa gewandt. Wie lang mochte das nn schon sein? Zwei Jahre, vielleicht drei? Ich wollte mich da nicht festlegen. Ich überlegte, was Narcissa mit ihrer nächsten Bemerkung meinte. Was lief so, wie wir es uns gedacht haben? Die Kandidatur? Oder sprach sie etwa von Celerina und mir? Ich runzelte die Stirn und sah von ihr zu Flora und zurück? "Meinst du die Kandidatur? Doch, ja, ich denke, das läuft ganz gut. Ich bin zuversichtlich, und Manius ebenso." Ich nickte untermalend. Von Celerina hatten die zwei sicherlich nicht gesprochen...


    Dass mein Vorschlag mit den Thermen so gut angenommen wurde, freute mich. "Nun gut, dann schlage ich vor, ihr zwei geht Celerina und Prisca mal fragen. Soweit ich weiß, müssten die beiden eigentlich zu Hause sein. Und gerade nach einer langen Reise tut es ganz besonders gut, sich in warmen Wasser zu entspannen", pflichtete ich bei und leerte meinen heißen Gewürzwein. "Ich hoffe aber doch, dass wir uns heute Abend zum Essen sehen?" fragte ich noch freundlich, als ich mich erhob. "Viel Spaß euch beiden jedenfalls." Ich stellte meinen Becher ab und ging dann, um die beiden mit ihrer Thermenplanung allein zu lassen.



    Sim-Off:

    Die Geschichten sind inzwischen schon so weit fortgeschritten, dass wir bei Bedarf lieber ein neues Thema aufmachen als hier in der Vergangenheit weiter zu schreiben. :)

    Weder Ursus noch Septima schienen das doch recht klobige Geschenk bemerkt zu haben. Ich schmunzelte und freute mich kurz wie ein kleiner Junge. Ich hatte vormals vor der Frage gestanden, was man einem frisch vermählten Ehepaar schenkte, noch dazu Ursus, der im Grunde alles besaß was er brauchte und das, was er nicht hatte, auch selbst kaufen konnte. Irgendwelche Schriften fielen demnach weg, zumal unsere Bibliothek gut bestückt war und zumndest ich selbst meine Schriften nicht mit meinem Namenskürzel kennzeichnete, da ich fand, dass diese Dokumente jeder lesen konnte. Etwas anders war es mit den Papyri und Pergamenten in meinem officium, doch aus genau diesem Grund bewahrte ich sie dort auf, wo ich sie eben aufbewahrte.


    Ich war demnach also zu dem Schluss gekommen, dass etwas Schönes und Einfaches recht passend war. Und aus diesem Grund hatte ich bei einem Holzhandwerker eine Bank in Auftrag gegeben. Mit geschmiedeten Elementen und wunderschönen Verzierungen, die Fabelwesen und Sagengestalten darstellten, mit ihren Schnitzereien und Intarsien aus verschiedenen Hölzern und einem eigens angefertigten tiefroten und auflegbaren Sitzpolster würde diese Bank sich in einem lauschigen Eckchen des Gartens besonders gut machen. "Gut - ich möchte dennoch nicht zu viel verraten. Schaut beim nächten Mal einfach ein wenig genauer hin, wenn ihr aus Titus' Schlafgemach kommt. Sie steht rechts. Und ich dachte mir, dass der rote Rosenbusch in der südlichen Ecke des Gartens ein Platz wäre, der sich bestens eignen könnte." Zumal es dort sichtgeschützt war, was auch ein unbemerktes Stelldichein problemlos möglich machte. Ich grinste. Vermutlich dachten beide nun an eine Statue oder eine Sonnenuhr.

    Nur wenige Wochen also war sie in Rom. Und hatte, wie mir schien, bereits einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich ließ es unkommentiert und deutete stattdesse auf Vala, den das Haus soeben wieder aus- und in unsere Richtung spuckte. Er trug andere Kleidung, und kaum dass er bei uns beiden angekommen war, entschuldigte er sich für das Malheur. Ich hob eine Braue, entschloss mich jedoch dagegen, die Sache weiter zu thematisieren. Dies hier war Ursus' Tag, und ich wollte ihn nicht noch zusätzlich damit zerstören, dass ich ein unerwünschtes Spektakel noch groß breit trat. "Bitte nein", erwiderte ich und hob die Hände, vage lächelnd. "Ich hatte Iunia nur ein wenig Gesellschaft leisten wollen bis zu deiner Rückkehr. Nun ist sie in besten Händen, wie ich sehe, und ich kann mich ohne schlechtes Gewissen meiner Unterredung von vorhin widmen." Ich zwinkerte Axilla zu und erhob mich nur einen Moment nach ihr. Vala bekam ein Nicken, und ich selbst gesellte mich wieder zu dem Cornelier und seiner Frau, um das abgebrochene Gespräch von vorhin wieder aufzunehmen.

    Die Worte des Flaviers trafen meine Zustimmung, die sich in einem Nicken verdeutlichte. Eine Inspektion der Vorgänge des Vestakultes würde genau die Wirkung erzielen, die für die jungfräulichen Priesterinnen wichtig war, bezeugte sie doch die Interesse des Kaisers an seinen Töchtern und deren Obliegenheiten, ebenso wie man Einblick in die Vorgänge gewinnen und deren Untadeligkeit prüfen konnte - obgleich auch ich selbst kaum einen Zweifel daran hegte, dass alles seinen rechtmäßigen Gang ging. Wäre dem nicht so, hätte sich dies doch gewiss in einem unguten Vorzeichen offenbart.


    Ich warf dem Dulier ein Schmunzeln zu, als dieser seine Meinung so plötzlich wieder umwarf, doch der Mann war bekannt dafür, in einem Moment dies, im nächsten jenes zu vertreten, sodass es mich eigentlich nicht weiter wundern sollte, zumal er auch den frevelhaften Fabius Antistes unterstützt und sich damit meine Abneigung ihm gegenüber zugezogen hatte.


    Bei der Erwähnung des Namens der zu prüfenden Vestalin runzelte ich kurz die Stirn, doch gewiss hatte eine Romana nichts mit jener zu tun, der ich damals zugetan gewesen war. Ich beschloss, hier nicht weiter nachzuhaken, und die Frage stattdessen zu vertagen oder gänzlich aufzugeben. Ich würde sehen, was die Inspektion für Erkenntnisse brachte. Ich nickte dem Menenier zu und anschließend Flavius Gracchus, und damit war die Angelegenheit für mich weitestgehend erledigt. "Ich richte mich, was das Terminliche anbelangt, nach dir, Flavius. Ich bitte dich nur, nicht allzu kurzfristig zu planen, da meine aedilischen Verpflichtungen mich doch einigermaßen einspannen. Eine gewisse Vorlaufzeit wäre wünschenswert", bemerkte ich noch.

    Sich im Einklang bewegende Leiber. Es war wie ein Rausch, der einen beständig tiefer mit sich hinab zog, wie ein Strudel, in dem nicht nur man selbst gefangen war, sondern gleichsam andere, deren Leiber sich im gleichen Maße drehten und wendeten. Der monotone Klang der Schwerter auf den Schilden, das rhythmische Stampfen vieler Füße und die Vakanz des Geistes machten jeden Tanz für mich zu einem Taumel, dem ich mich gern hingab. Konturen und Gesichter außerhalb verschwammen zu undeutlichen Farbtupfern, aneinandergereiht wie Perlen auf einer Schnur. Unbedeutend und gänzlich nichtig, bis der Tanz endete und der Geist aus dem Nebel des Rausches wieder auftauchen mochte, die Stimmen vom Wind fortgetragen worden waren und wir alle uns des Seins wieder bewusst sein würden.


    Ich blickte verstohlen zu Avianus, der als unser Vortänzer fungierte. Bald war die Prozession, die dem eigentlichen Opfer voranging, am Ort ihrer Bestimmung angelangt. Es war an ihm, uns zu führen, und nachdem die Melodie verklungen und der letzte Schritt getanzt worden war, warteten wir auf ihn, damit er uns führte.

    Sim-Off:

    Betrag überwiesen


    Ich streifte den Siegelring vom Finger, nachdem ich den Zuschlag erhalten hatte, und reichte ihn dem Sklaven, der mit ihm nach vorn ging. Einer der Mitarbeiter des Sklavenhändlers reichte ihm eine Wachstafel, und nachdem das Siegel dort gesetzt war und damit der Kauf rechtens, bekam ich meinen Ring zurück mit der Botschaft, dass man die Sklavin abends zur villa bringen würde.


    "Ihr entschuldigt mich? Ich habe einer Opferprüfung beizuwohnen. Wir sehen uns bei der cena", verabschiedete ich mich von den anderen mit einem durchwachsenen Gefühl in der Magengegend. Ich hatte es getan. Ich hatte sie gekauft. Doch sie war anders als Siv, sagte ich mir, weniger bockig und vom Wesen her anders. Dass ihr Aussehen mich letztendlich dazu verleitet hatte, sie zu ersteigern, wollte ich mir selbst gegenüber nicht eingestehen. Es zuzugeben, selbst mir gegenüber, würde ein schäbiges Gefühl aufkeimen lassen. Ich nickte Vala zu, er würde mich zum Tempel des Mars Ultor begleiten.

    Zufrieden sah ich zu Vala, denn ich fand Vals Antwort durchaus passabel. Ob Cherusker oder Ampsivarier oder was auch immer war mir persönlich auch eigentlich gleich. Was zählte, waen die persönlichen Ansichten des Sklaven oder in diesem Falle die der Sklavin, und die waren für mich zufriedenstellend. Warum hätte das Mädchen hier auch lügen sollen? Ich entschloss mich, weiterhin mitzubieten und nickte dem Sklaven zu, der auch zuvor schon das Bieten für mich übernommen hatte.


    "Der Senator erhöht sein Gebot auf eintausend Sesterzen!"

    Valas Antwort war interessant. "Gut, das ist sicherlich nicht außer acht zu lassen. Allerdings sieht sie mir nicht sehr feindlich aus, eher fügsam. Was Titus Tranquillus auszeichnen würde, immerhin würde das bedeuten, dass er mal die Wahrheit sagt." Ich schmunzelte kurz und wandte meinen Blick dann wieder hin zu der blonden Sklavin. Es schadete nichts, wenn man doch mal nachfragte, dachte ich mir. "Würdest du dich selbst als Germanin betrachten oder als Griechin, Sklavin? Und welchem Germanenstamm gehörte deine Mutter an?" fragte ich das Mädchen und wandte mich dann kurz wieder Vala zu. "Immerhin hat sie doch gesagt, dass sie kaum einen Brocken Germanisch sprechen kann", bemerkte ich zu ihm. Mochte sein, dass ich hier ein wenig zu gutgläubig war, doch hatte ich bisher mit meinen Sklavenkäufen keine schlechten Erfahrungen gemacht.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Falls das zeitnah nicht umsetzbar sein sollte, bitte bescheid geben, welche Voraussetzungen eine einbindungsfähige Grafik zu erfüllen hat. Dann geb ich das in Auftrag. :D


    Ich wollte da noch einmal nachhaken...

    Ich war in die Hocke gegangen, um Celerinas Schultern umfassen zu können. Sie kauerte auf dem Boden und wirkte vollkommen aufgelöst. Nur warum? Auf meine Frage antwortete sie wirres Zeug und ließ damit Unverständnis auf meine Gesichtszüge treten. Ich richtete mich auf und wandte mich halb um. "Geht. Und du holst einen Becher heißen Gewürzwein", befahl ich den Sklaven und deutete zuletzt auf Caecus, der sich sogleich davonmachte. Dann zog ich Celerina zu mir hoch und hörte Charis zu. Sicher war ich enttäuscht. Andererseits wirkte die Enttäuschung wie durch weiten Nebel auf mich. Ich nickte Charis kurz dankend zu für diese Information. Aus Celerinas Worten hatte ich nicht schlau werden können. Meine Frau bugsierte ich in einen Sessel, zog mir hernach selbst einen heran und setzte mich zu ihr. Ich griff nach einer Hand. Was sagte man in einer solchen Situation? "Beim nächsten Mal wird es schon klappen", versicherte ich ihr, als hätte sie nur eine Tür nicht auf Anhieb nicht öffnen können. "Die Götter zürnen uns nicht. Ich bin mir sicher. Aber wenn du möchtest, werde ich Iuno dennoch ein Opfer darbringen, auf dass sie uns ein Kind schenkt."

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Senator, mit Verlaub.", raunte Vala kaum vernehmlich dem Senator zu, der soeben das erste Gebot abgegeben hatte, "Frag den Händler, von welchem Stamm diese Frau abstammt. Das ist nicht unwichtig."
    Auch wenn sie eine Sklavin der zweiten Generation war, wer wusste schon, mit was für einem Hintergrund ihre Mutter sie großgezogen hatte?


    Überrascht sah ich Vala an und bemerkte darüber nicht, dass ich überboten worden war. "Aus welchem Grund räumst du ihrer Herkunft diese Wichtigkeit ein?" wollte ich interessiert von ihm wissen. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, auch damals bei Siv nicht. Daher interessierte mich die Antwort nun durchaus. Vala wusste gewiss Dinge, die ich nicht wusste. "dominus, wir sind überboten worden", bemerte der Sklave nun. Ich war überrascht. "Tatsächlich?" "Ja, von Senator Germanicus Sedulus." Ich folgte dem Wink der Sklavenhand mit dem Blick und entdeckte den Germanicus in der Menge. "Hm. Nun gut, von mir aus." Ich machte eine Handbewegung. Ich wollte zunächst ohnehin auf Valas Begründung warten.

    Hausarbeiten und künstlerische Aktivitäten. Das klang nicht gerade sehr interessant, zumindest nicht für meine Zwecke. Allerdings war sie jung und schien fügsam, und das war im Großen und Ganzen also ausbaufähig, wenn man sie zu jemandem gab, der ihr die Abläufe beibrachte und die Dinge erklärte. Ich überlegte. "Ah, Titus. Wie ich sehe, weihst du unsere Blümchen in die Geheimnisse der Sklavenversteigerung ein", erwiderte ich und schmunzelte. Dann machte der Halsabschneider von Sklavenhändler wieder auf sich und sein Einstiegsgebot aufmerksam, und ich wandte den Blick wieder nach vorn. Ursus' Bemerkung vernahm ich am Rande des Geschehens. "Nun wo Siv frei ist, fehlt mir eine Leibsklavin. Vielleicht könnte sie dazu werden. Mit der künstlerischen Ader könnte sie allerdings auch Flora und Narcissa ein wenig Gesellschaft leisten. Das ließe sich gewiss unter einen Hut bringen", überlegte ich laut und zu Ursus gewandt. Das Familienvermögen gab den Kauf in jedem Falle her. Mit einer Handbewegung verdeutlichte ich einem meiner Begleiter, das Gebot zu tätigen. "Der Senator Aurelius Corvinus bietet einhundertfüfzig Sesterzen!" rief der Sklave also zur Bühne hinauf.