Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Frauen! Ich hätte gut daran getan, auf Sofia und Charis zu hören. Die Herrin, hatten sie gesagt, braucht stets ein wenig länger im Bad. Ich hatte es nicht getan, und die Quittung war nun, dass wir vermutlich direkt zum promulsis hereinplatzen würden, wenn nicht sogar zum Hauptgericht. Ich ärgerte mich natürlich schon, dass ich Celerina überhaupt mitgenommen hatte. Andererseits war sie meine Frau, und wie könnte ich zu einer ena candidati allein erscheinen, wo sie doch ausdrücklich mit eingeladen worden war? Ein wenig miesepetrig und definitv genervt hatte ich meinen Mantel an der Tür dem Sklaven in die Hand gedrückt und - wer hätte das gedacht - erneut auf Celerina warten müssen, die sich nur langsam und überaus umständlich, wie ich fand, aus ihrem Umhang geschält hatte. Mit ihr am Arm betrat ich schlussendlich viel zu spät das mir wohl bekannte triclinum der Tiberier und suchte Durus' Blick. Am Rande erkannte ich die anderen, bereits liegenden Gäste. Neben den üblichen bekannten Gesichtern wie Purgitius Macer und Aelius Quarto erkannte ich auch den Bruder meines Patrons, den Kopf der Claudier und - Flavius Gracchus? Ich hatte angenommen, er weilte noch nicht wieder in Rom.


    "Durus, mein Freund, ich bitte vielmals um Entschuldigung für die Verspätung..." Bedauerlicherweise wäre es wenig angemessen gewesen, die Verspätung ganz offen auf Celerina zu schieben, die eine kleine Ewigkeit mit ihrem kretischen Handlanger im Bad verbracht hatte. Lust, es dennoch zu tun, hatte ich allerdings sehr wohl. Ich verkniff es mir und zwang ein entschuldigendes Lächeln auf meine Lippen, das jedoch kaum meine Augen erreichte.

    "Toll?" echote ich. Ein leichtes Schmunzeln umspielte meine Mundwinkel. Sivs Römischkenntnisse schienen während meiner Bettlägrigkeit nicht eben weiter gediehen zu sein. Dafür schien ihr die Schwangerschaft wahrlich gut zu bekommen. Ihr Strahlen wirkte ansteckend. "Je mehr es wird, desto näher rückt der Zeitpunkt, an dem es sozusagen schlagartig wieder weniger wird", bemerkte ich, denn wie jeder Mann ging ich davon aus, dass eine Frau nach der Geburt rank und schlank wie eh uns je aussehen würde. Ihren Blick zur Tür missdeutete ich, da ich davon ausging, sie wolle nicht ertappt werden, wie sie hier saß, mit meiner Hand auf ihrem Bauch. Ich nahm sie fort und hörte ihr weiter zu. Der Wunsch nach einem ausgiebigen Bad wuchs ins Unermessliche.


    "Langweilig ist dir? Soso. Du hättest ruhig ein bisschen intensiver lernen können, Siv. An deinem Latein hat sich nicht sio viel verändert", neckte ich sie. Ich wusste schließlich, wie schwer es manchmal für sie war, stillzusitzen und sich in geistiger Fähigkeit zu üben, statt draußen herumzuspringen. "Aber wenn du Brix helfen kannst, kann dir doch gar nicht langweilig sein, so wie er sich jedes Mal bei mir beklagt, zu viel zu tun zu haben." Ich grinste schief, und in diesem Moment klopfte es tatsächlich an die Tür.

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    Marcus Vinicius Hungaricus
    regia Legati Augusti pro praetore zu Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus M. Vinicio Hungarico s.d.


    Zunächst ist wohl eine große Entschuldigung fällig. Mein Antwortschreiben hat viel zu lange auf sich warten lassen, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Meine Krankheit soll keine Entschuldigung hierfür sein, doch sie hielt meinen Geist mit eisernen Klauen fest und mich selbst viel zu lange ans Bett gefesselt. Nun bin ich weitgehend genesen und nehme meine Pflichten und Aufgaben wieder wahr.


    Ebenfalls zu spät kommt auch meine Gratulation bezüglich der Entscheidung des Senats, nichtsdestotrotz wünsche ich dir alles Gute für den verbleibenden Rest deiner Amtszeit als germanischer Legat.


    Was kann ich dir aus Rom zu berichten, dass du nicht ohnehin schon aus anderem Mund erfahren hast? Vermutlich nicht viel, ich will es dennoch versuchen. Es gab und gibt baldig einige neue Konstellationen zwischen den einflussreicheren gentes zu beobachten. Purgitius Macer, welcher sich zur Wahl der Prätoren hat aufstellen lassen, hat Albina von den Tiberiern geehelicht, von meiner eigenen Ehe berichtete ich dir bereits. Überdies wird mein Kollege und Freund Tiberius Durus demnächst mein Mündel Laevina zur Frau nehmen, und eine weitere zur Diskussion stehende Verbindung ist jene zwischen meinem Verwandten Manius Orest und dem Mündel Durus', Arvinia. Ich gebe zu, dass mir die so plötzliche und enge Verbandelung mit den Tiberiern eher weniger gefällt, kann ich mich doch noch zu gut an Tiberius Vitamalacus und seine Ansichten bezüglich Sittsamkeit und Familienpolitik erinnern, die beinahe ausnahmslos nicht mit meinen Vorstellungen und Ansprüchen konform gingen. Tiberius Durus indes, der übrigens in diesem Jahr zum consul kandidiert, scheint mir weitaus besser geeignet, das tiberische Familienschiff zu lenken. Ich habe festgestellt, dass ich einige meiner Urteile neu überdenken musste, und unter diesem Aspekt erscheint mir eine Verbindung zur Tiberia nun ganz passabel, auch wenn man es nicht übertreiben sollte.
    Mein Neffe Ursus, der gegenwärtig Tribun der Ersten ist, fühlt sich in dieser Position augenscheinlich recht wohl, mir gegenüber erwähnte er, dass er sich durchaus vorstellen könnte, irgendwann ein eigenes Kommando auszuüben. Er fühlt sich zum Militär hingezogen, und seine Ernennung zum Senator ist lediglich eine verzögerte Formalie. Überhaupt kann ich nicht klagen, was das Streben der Meinen in den Senat anbelangt. Mein Neffe Tiberius Avianus, der dir zweifellos durch sein in Germanien abgehaltenes Tribunat ein Begriff sein wird, kandidiert für die kommende Amtszeit zum quaestor. Vielleicht wird sein Weg ihn wieder zurück in die Provinz. Ich selbst kann, bedingt durch diese lästige Krankheit, auf eine bestenfalls mäßige Amtszeit als Ädil zurückblicken. Dies ist auch der Grund, aus dem ich mich für das kommende Jahr wohl erneut für dieses Amt aufstellen lassen werde. Allein, um meinem Spiegelbild nicht weiterhin beschämend gegenüberzustehen, ist dies erforderlich; viel schwerer jedoch wiegt die Pflicht, der ich gegenüber Rom nicht ausreichend Genüge getan habe.


    Nun, du wirst dich auch sicherlich fragen, warum dich seit geraumer Weile keine Abschrift der Acta mehr erreicht. Die Erklärung hierfür ist so bekannt wie bedauerlich: Es fehlt an Schreibern, es fehlt an Interessenten, die nicht nur lesen, sondern auch etwas beitragen wollen, und den Verbleibenden fehlt es an Zeit zum Schreiben. Anzeigen, Aushänge und Aufrufe führten bisher nicht zum gewünschten Erfolg, so dass außer der lectrix, Germanica Aelia und mir selbst nur mehr zwei weitere Autoren neben ihren üblichen Tätigkeiten versuchen, so viel Zeit als möglich für die Acta zu entbehren. Wenn du mich fragst, sehe ich auf lange Sicht schwarz für das Fortbestehen der Zeitung. Derzeit erarbeiten wir ein neues Konzept, dass hoffentlich frischen Wind hineinbringen wird. Ob es funktionieren wird, wissen allein die Götter.


    Den jungen Duccier, Vala, dem du einen Besuch bei mir empfohlen hast, empfinde ich als sehr angenehmen und höflichen Menschen. Es ist somit fast bedauerlich, dass er seine Fähigkeiten als Schreiber bereits Prudentius Balbus angeboten hat, denn ich könnte mir durchaus vorstellen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich denke, ich werde seine Karriere weiterhin beobachten.


    Vermutlich hast du auch bereits Kenntnis davon, dass ich während meiner Amtszeit als Ädil in Zusammenarbeit mit Duccius Verus die Sanierung der städtischen Tempel Mogontiacums geplant und eine vollumfängliche Kostenübernahme zugesagt habe. Inzwischen hat er mir eine Kostenauflistung zukommen lassen. Es ist mir ein Anliegen, dass die nötigen Bauarbeiten schnellst- und bestmöglich ausgeführt werden, weshalb ich dir überaus dankbar wäre, würdest du ein Auge darauf haben.


    Äußerst beunruhigend erscheint mir überdies die Absenz unseres Kaisers. Es heißt, sein Gesundheitszustand sei kritisch, andere berichten, er erhole sich allmählich. Der praefectus urbi allerdings rückt sich immer weiter in den Vordergrund. Ich will ihm nicht unterstellen, nicht unglücklich mit der Abwesenheit unseres Kaisers zu sein, jedoch scheint es ihm recht gut zupass zu kommen. Ich werde das weiter beobachten.


    Sonstig bleibt mir nichts weiter, als mich nochmals für die allzu späte Meldung zu exkulpieren und zu hoffen, dass dein Aufenthalt in Germanien für diesen Winter nicht allzu schneereich ausfallen wird.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    Vale bene.


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    - senator et pontifex -




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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)


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    Decimus Duccius Verus
    casa Duccia in Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus D. Duccio Vero s.d.


    Zunächst ist wohl eine große Entschuldigung fällig. Mein Antwortschreiben hat viel zu lange auf sich warten lassen, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Meine Krankheit soll keine Entschuldigung hierfür sein, doch sie hielt meinen Geist mit eisernen Klauen fest und mich ans Bett gefesselt. Mein vilicus hat dein Schreiben auf einen Stapel ganz zu unterst gelegt, weswegen es nicht nur unbeantwortet blieb, sondern bei der Abarbeitung ziemlich ans Ende rutschte. Meine Amtszeit als aedilis verlief daher ebenfalls nicht so wie gewünscht. Ich bin inzwischen immerhin genesen und hoffe, dass der cursus publicus Flügel an den Fersen haben und den Brief schnellstmöglich zu dir bringen möge. Nun denn.


    Ich kann verstehen, wenn zwischenzeitlich ein anderer Gönner gefunden wurde. Sollte dies nicht der Fall sein, danke ich für das entgegen gebrachte Vertrauen und werde mein Wort nur zu gern halten und die Kosten für die Sanierung der Gotteshäuser vollumfänglich übernehmen. Es ist unvorstellbar, dass die Tempel teilweise in so schlechtem Zustand sind, dass sie geschlossen werden mussten. Ich bitte dich, die Bauarbeiten zu kontrollieren und mir die Endabrechnung baldestmöglich zukommen zu lassen, damit die Handwerker und Architekten nicht zu lange auf ihre Entlohnung warten müssen. Ich werde dann sogleich meinen Verwalter anweisen, das Geld nach Mogontiacum transferieren zu lassen (ich nehme an, die Stadtkasse ist hier der richtige Anlaufpunkt?).


    Mögen die Unsterblichen dich behüten und die Bauarbeiten unter einem guten Stern stehen lasen.


    Vale bene.


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    - senator et pontifex -




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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)




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    Titus Pullo
    Stadtverwaltung zu Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus Tito Pulloni s.d.


    Ich danke dir für deine Anfrage bezüglich unseres Leders und kann dir mein Interesse an einer langfristigen Geschäftsbeziehung versichern. Der Schwerpunkt des Betriebes liegt jedoch nicht auf der Lederproduktion, weshalb ich dir monatlich zehn talenta zum Preis von 5 Sesterzen je Talent anbieten kann. Hinzu kämen etwaige Transportkostenaufschläge, da sich die Viehzucht auf Sardinien befindet und zu dir nach Germanien gelangen müsste, sofern du dich nicht selbständig um den Transport kümmern würdest.


    Lasse mich wissen, ob diese Konditionen mit deinen Vorstellungen konform gehen und ob eine vertragliche Vereinbarung getroffen werden soll.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    Vale bene.


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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)


    In der Post befand sich an diesem Morgen auch ein Brief von Orest. Zugegebenermaßen hatte ich mir um ihn auch einige Sorgen gemacht, nachdem er so plötzlich aufgebrochen war, ohne zu sagen warum oder wohin. Was ich Durus hatte sagen sollen, hatte ich auch nicht gewusst. Ich würde mich nach Orestes' Rückkehr mit ihm darüber unterhalten müssen. Wenn er Pech hatte, so hatte Durus inzwischen jemand anderen für seine junge Verwandte gefunden. Sein plötzlicher Aufbruch hatte mich sehr an den meines alten Freundes Flavius Aquilius erinnert. Damals hatte er meine Nichte Prisca sitzen lassen - sozusagen. Der Flavier Glück war es gewesen, dass es bis dato noch keine offiziellen Verhandlungen gegeben hatte, sondern lediglich Schwärmerei seitens Prisca und Andeutungen seitens Aquilius. Ich konzentrierte mich wieder auf Orestes' Brief und wies Pyrrus an, mitzuschreiben, während ich eine Antwort diktierte.


    "Manius, wie schön, von dir zu hören. Ich hatte nicht mit einem Brief gerechnet, schon gar nicht aus Sardinien. Umso mehr freue ich mich, dass du wohlauf bist und beabsichtigst, nach Rom in den Schoß der Familie zurückzukehren. In der Tat hat mich deine plötzliche - und heimliche! - Abreise doch sehr verwundert, zumal wir kurz zuvor noch bei den Tiberiern in Heiratsverhandlungen verstrickt waren. Du kannst dir sicher vorstellen, dass Tiberius Durus ebenso verwundert war wie jeder andere hier. Nun, es wird wohl einige Redekunst benötigen, um den Senator zu besänfti...nein, streich das. Nun, es wird wohl einiges an Redekunst benötigen, um dem Senator deiner künftigen Zuverlässigkeit zu versichern. Ich für meinen Teil danke den Göttern, dass du kuriert und voller Tatendrang bist. Minervina war nicht so glücklich diesbe...Hm. Nimm den letzten Satz wieder heraus. Absatz.
    Deiner Bitte komme ich gern nach und teile dir mit, dass hier keine liegen gebliebene Arbeit auf dich wartet. Die dir übertragenen und unbearbeiteten Erbschaftsangelegenheiten wurden von deinem Nachfolger abgeholt und bearbeitet. Es wird dir keiner nachsagen können, du wärst...nein, du hättest auf der faulen Haut gelegen. Somit bleibt mir nichts anderes zu schreiben, als dass deine Ankunft hier sehnlichst erwartet wird. Et cetera, das Übliche eben. Hast du alles, Pyrrus?"


    Der Schreiberling hatte die Zunge zwischen die Lippen geschoben und kritzelte noch die Grußformel unter das Schreiben. Ich unterschrieb und siegelte das Dokument selbst, dann trug ich dem mürrischen Livius Pyrrus auf, ihn gemeinsam mit den anderen beiden Briefen zu verschicken.



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    Decimus Duccius Verus
    casa Duccia in Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus D. Duccio Vero s.d.


    Zunächst ist wohl eine große Entschuldigung fällig. Mein Antwortschreiben hat viel zu lange auf sich warten lassen, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Meine Krankheit soll keine Entschuldigung hierfür sein, doch sie hielt meinen Geist mit eisernen Klauen fest und mich ans Bett gefesselt. Mein vilicus hat dein Schreiben auf einen Stapel ganz zu unterst gelegt, weswegen es nicht nur unbeantwortet blieb, sondern bei der Abarbeitung ziemlich ans Ende rutschte. Meine Amtszeit als aedilis verlief daher ebenfalls nicht so wie gewünscht. Ich bin inzwischen immerhin genesen und hoffe, dass der cursus publicus Flügel an den Fersen haben und den Brief schnellstmöglich zu dir bringen möge. Nun denn.


    Ich kann verstehen, wenn zwischenzeitlich ein anderer Gönner gefunden wurde. Sollte dies nicht der Fall sein, danke ich für das entgegen gebrachte Vertrauen und werde mein Wort nur zu gern halten und die Kosten für die Sanierung der Gotteshäuser vollumfänglich übernehmen. Es ist unvorstellbar, dass die Tempel teilweise in so schlechtem Zustand sind, dass sie geschlossen werden mussten. Ich bitte dich, die Bauarbeiten zu kontrollieren und mir die Endabrechnung baldestmöglich zukommen zu lassen, damit die Handwerker und Architekten nicht zu lange auf ihre Entlohnung warten müssen. Ich werde dann sogleich meinen Verwalter anweisen, das Geld nach Mogontiacum transferieren zu lassen (ich nehme an, die Stadtkasse ist hier der richtige Anlaufpunkt?).


    Mögen die Unsterblichen dich behüten und die Bauarbeiten unter einem guten Stern stehen lasen.


    Vale bene.


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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)




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    Titus Pullo
    Stadtverwaltung zu Mogontiacum
    GERMANIA



    M. Aurelius Corvinus Tito Pulloni s.d.


    Ich danke dir für deine Anfrage bezüglich unseres Leders und kann dir mein Interesse an einer langfristigen Geschäftsbeziehung versichern. Der Schwerpunkt des Betriebes liegt jedoch nicht auf der Lederproduktion, weshalb ich dir monatlich zehn talenta zum Preis von 5 Sesterzen je Talent anbieten kann. Hinzu kämen etwaige Transportkostenaufschläge, da sich die Viehzucht auf Sardinien befindet und zu dir nach Germanien gelangen müsste, sofern du dich nicht selbständig um den Transport kümmern würdest.


    Lasse mich wissen, ob diese Konditionen mit deinen Vorstellungen konform gehen und ob eine vertragliche Vereinbarung getroffen werden soll.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    Vale bene.


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    ROMA, PRIDIE KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (30.9.2009/106 n.Chr.)


    "Ja", sagte ich schlicht. "Magersucht. Und keine Freude mehr am Leben." Wie sich Verzweiflung anfühlte, wusste ich sehr wohl, doch diese Gleichgültigkeit konnte ich schlichtweg nicht nachempfinden. Minervina hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was sie ihrem Bruder, was sie uns allen damit antun würde. Es wäre wohl ein Wunder, wenn Ursus nicht sich selbst die Schuld gab. Es wurmte mich, dass er sich in Mantua aufhielt, zu weit weg, als dass wir ihm mit mehr als niedergeschriebenen Worten stützen konnten, denn dafür war Familie doch da. Erneut seufzte ich tief, dann gab ich mir einen Ruck und öffnete die oberste Schublade meines Schreibtisches. Das leise Klingen von Münzen in einem Ziegenledersäcklein war zu hören. Ich schnürte die Bänder auf und zählte eine Summe ab, die für Hin- und Rückreise reichen sollte. Sie wanderte in einen kleineren Beutel, der bisher leer gewesen war, und legte ihn auf den gesiegelten Brief. "Das sollte genügen, um deine Auslagen zu decken. Ich habe mir erlaubt, dir ein Pferd vorbereiten zu lassen. Es sollte das schnellste sein, dass uns zur Verfügung steht. Ah, beachte allerdings, dass es innerhalb der Stadtmauern nicht gestattet ist, zu reiten", bemerkte ich. Auf Phraates würde vor dem Haus ein Sklave mit einem hochgewachsenen Fuchs namens Zephyrus warten, Westwind, von dem ich wusste, dass er wohl recht schnell war. "Am besten packst du, was du benötigst, und machst dich gleich auf den Weg. Ich werde es selbst übernehmen, meine Frau über deinen Verbleib zu informieren, sodass du dich darum nicht kümmern musst."


    Sim-Off:

    Den Brief gab es per PN :)

    Ein Masseur aus den Thermen also? Seltsam, sie hatte gar nicht erwähnt, dass sie einen neuen Sklaven gekauft hatte. Andererseits waren die mitteilsamen Stunden auf einige wenige beschränkt gewesen seit der Hochzeit, da ich, nun wieder gesundet, vieles nachzuholen hatte und somit recht beschäftigt war. Ich fuhr mir durch den nicht vorhandenen Bart und dachte darüber nach, dass Celerina so manche Stunde mit diesem Masseur im Bad verbrachte. An sich nichts Verwerfliches. Und auch, wenn ich genauer darüber nachdachte, wäre es nicht weiter schlimm, wenn dieser Sklave ihr auch in anderer Hinsicht dienlich wäre. Auf diese Weise würde ich sozusagen entlastet wer.... Da fiel es mir siedend heiß ein. Wenn ich einen Erben zeugen konnte, dann auch ein Sklave. Die Frage war nun, ob Celerina so skrupellos sein konnte, mir einen Bastard unterschieben zu können. Vom gesellschaftlichen Abstieg, wenn das bekannt wurde, einmal abgesehen. Mit tief gefurchter Stirn bedachte ich Charis mit ernstem Blick. "Und bist du zugegen, wenn sie sich mit diesem Masseur...beschäftigt?" verhörte ich sie streng. Teure Kleider und Schmuck, vermutlich noch Schuhe und Krimskrams, das war beinahe absehbar gewesen. Und sie mochte außergewöhnliche Pflanzen, soviel hatte ich schon vor der Ehe herausgefunden, eine Passion, die wir beide teilten. Beim letzten stutzte ich wieder ein wenig. Weit weg? Fragend hob ich eine Braue. "Aufs Land?" Ich dachte nach. Vermutlich war ich ihr bereits über, und sie wollte weit weg - wegen mir. "Nach Ägypten, vermute ich", bemerkte ich trocken, denn das war so ziemlich der einzige Ort, an dem sie mich sozusagen auf kaiserlichen Erlass los war. "Nun ja. Ich danke dir für diese Informationen, Charis, auch wenn sie eher spärlich gesäht waren. Vielleicht gibst du dir demnächst ein wenig mehr Mühe", schalt ich sie ein wenig. "Ich wäre dir verbunden, wenn du meiner Frau sagen könntest, dass ich sie hier erwarte. Und teile Niki mit, dass sie folgendes herschaffen soll..." Es folgte eine Auflistung der unzusammenpassendsten Lebensmittel, die mir in den Sinn kamen. Ich würde schon herausfinden, ob Celerina froher Erwartung war.

    Genau genommen waren es Eineinviertel salti - aber dass Durus schon angetüddelt war, hatten wir ja bereits geklärt. :D :D


    "Du verzichtest darauf, es zuvor schätzen zu lassen? Dann danke ich für dein entgegen gebrachtes Vertrauen", erwiderte ich wahrlich überrascht, aber auch sehr angetan von diesem Vertrauensbeweis. Ich reckte mich ein wenig vor und reichte Durus die Hand, um die Verhandlung über Laevinas dos zu besiegeln. "Ich möchte euch eigentlich nur ungern etwas vorschreiben, was das angeht. Allerdings hielte ich es für einen guten Schachzug, auch Laevinas Meinung dazu einzuholen", bemerkte ich. "Sie ist noch recht jung, daher wird ihre eigene sponsalia sicherlich nur wenig aufregender für sie sein als die nuptiae selbst. Ich selbst wäre sowohl mit als auch ohne Feier einverstanden."

    Äußerst ominös war das alles. Warum sollte sie mitten in der Nacht aufstehen, wenn nicht, um sich ihren Essgelüsten hinzugeben oder tatsächlich den Mond anzuheulen? Meine Stirn schlug tiefe Falten, während ich mir das vorstellte. Nun, um ersteres zu überprüfen, gab es einen relativ einfachen Weg. Ich würde, wenn ich hier mit Charis fertig war, in der Küche eine große Platte mit buntem Durcheinander ordern und dann sehen, ob Celerina sich heißblütig darauf stürzte oder nicht. Die Sache mit dem Mond war natürlich ein ganz anderes Kaliber. Was man da anderes tun konnte, als sie des Nachts in ihrem Zimmer einzusperren, wusste ich nicht. Letztenendes würde ich aber auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen, sollte es keine andere Möglichkeit geben. Immerhin würde es zu Celerinas Bestem sein.


    "Ich hoffe nicht", sagte ich daher ehrlich. "Ich werde das mal beobachten... Ich würde natürlich gern wissen, wo sie nachts hingeht - ich vermute ja die culina. Aber sicher sein kann man sich erst, wenn man nachschaut." Ob ich Charis darum bitten sollte? Oder sollte ich einfach vorgeben, meiner Pflicht nachkommen zu wollen und Celerina heute um Mitternacht einen Besuch abstatten? Ich grübelte hin und her. "Nun ja. Ich werde mir etwas überlegen." Und vielleicht Charis im Anschluss an mein Gespräch mit Celerina beauftragen, heute Nacht spionieren zu gehen. "Hat sich denn seit der Hochzeit noch eine, hm, Vorliebe meiner Frau herausgestellt? Etwas, womit ich ihr eine Freude machen könnte? Hast du denn irgendetwas herausgefunden, Charis?"

    Das Wetter also. Ich runzelte die Stirn. Das konnte auch nur einer Frau passieren, des Wetters wegen stetig eine so lange Nase zu ziehen... Nein, ich glaubte Charis kein Wort. Sicherlich wollte sie diplomatisch sein und rückte deshalb nicht mit der Wahrheit heraus, dass nämlich ich selbst schuld war an Celerinas Laune, indem ich sie nicht besuchte, wie es die Pflicht eines Ehemannes war. Mein forschender Blick lag auf Charis, dann sah ich zur Seite. Es war nicht sonderlich rühmlich für mich, was da vorgefallen war, und ich wollte es Charis nicht auf die Nase binden. „Ah, schon gut.“ Nun schnell ablenken. Was sie dann erzählte, ließ eine tiefe Furche auf meiner Stirn entstehen. „Sie verlässt nachts ihr Zimmer, sagst du?“ Ich legte die Hand ans Kinn und grübelte. Siv fiel mir ein. Celerina war doch nicht etwa schon schwanger und schlich sich nachts in die Küche, um dort im Geheimen Zwiebelringe mit Honig und Zuckerstangen mit eingelegtem Kürbis zu essen? Mich schauderte es bei diesem Gedanken. „Hmm. Macht sie das jede Nacht?“ wollte ich wissen. „Seit wann?“ Wenn sie tatsächlich mondsüchtig war, wäre das natürlich eine schlimme Krankheit, um die man sich kümmern müsste.

    Die schlichte Versicherung, gepaart mit dem freundlichen, beinahe zerknirschten Blick, ließ mich ein wenig darüber nachdenken, wie barsch ich mit ihm sprach. Als neuer Sklave hatte man es gegenüber seinem bisher unbekannten Herrn nicht eben leicht, sagte ich mir, und seufzte tief. Mit Daumen und Zeigefinger drückte ich kurz meine Nasenwurzel zusammen. "Titus Ursus", sagte ich matt und ließ die Hand wieder sinken. "Er ist der tribunus laticlavius der legio prima. Du musst also ins Kastell, das liegt ein wenig außerhalb..." Mein Blick heftete sich auf den unangetasteten Brief vor mir, das leicht glänzende und inzwischen erkaltete Siegel, und ich dachte an das, was der Bote mir mitgeteilt hatte. Abermals seufzte ich. "Es ging ihr schon eine ganze Weile nicht gut. Titus hatte sie ans Meer geschickt, nach Dyrrhachium. Aber es hat keine nenneswerte Verbesserung gebracht. Sie hat sich noch mehr zurückgezogen und letztenendes sogar die Ärzte fortgeschickt, die man ihretwegen bestellt hatte. Sie hat nichts mehr gegessen, dabei war sie ohnehin nurmehr ein Strich in der Landschaft..." Minervinas schmales, ausgemergeltes Gesicht erschien vor meinem geistigen Auge, und ich schloss sie bedrückt. "Vielleicht hätte man sie zwingen sollen, zu essen", bemerkte ich leise, auch wenn es mir barbarisch und wie das Stopfen einer Mastgans vorgekommen wäre.


    Ich sah Phraates nun wieder an, die Gedanken weilten inzwischen bei Ursus und wie er diese Nachricht auffassen würde. "Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese deine erste Aufgabe nicht eben auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Mein Neffe wird sich die Schuld geben am Tod seiner Schwester... Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du ihm das ausreden könntest. Sag ihm, dass wir hier zu Hause auf ihn warten und er...er nicht allein ist. Ich würde selbst gehen und es ihm sagen, aber du wirst mit großer Wahrscheinlichkeit schneller sein, und ich kann hier nicht fort." Abgesehen von der Tatsache, dass ich mehr schlecht als recht reiten konnte, gab es Aufgaben in Rom für mich, derer ich mich nicht einfach entziehen konnte, und eine Reise nach Mantua würde für mich sicherlich anderthalb, wenn nicht sogar zwei Wochen dauern, vom Rückweg einmal abgesehen.

    Bedauerlicherweise für Phraates ging seine Anmerkung bezüglich der Blaublütigkeit nach hinten los. Ich wusste nicht einmal, was ein Kata...maran war, geschweige denn ein Savarit. Zu meiner Verteidigung sollte erwähnt sein, dass ich dem Militär noch nie etwas hatte abgewinnen können, geschweige denn dem nicht-römischen Militär. So sah ich Phraates denn nur ein wenig verwirrt an und zuckte alsdann mit den Schultern. Solange er reiten konnte, sollte mir recht sein, dass er ein Katharr war.


    Der Sklave fuhr sich mit den Fingern über seinen schmalen Oberlippenbart und schien mir einen Moment derart absent, dass ich schon überlegte, vor seinem Gesicht zu schnippen, um ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt zu holen. Doch da besann er sich augenscheinlich, dass es besser für ihn war, wenn er in Hab-Acht-Stellung ging. Ich warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Vielleicht war es doch besser, wenn ich jemand anderen darauf ansetzte? "An meinen Neffen, nach Mantua. Du wirst allein reiten und schneller als der Wind sein", fasste ich katatonisch zusammen. "Seine Schwester Minervina - meine Nichte - ist tot. Du solltest also ein wenig Feingefühl beweisen. Ich rate dir, mich nicht zu enttäuschen, Phraates. In einer solchen Angelegenheit dulde ich keine Fehler. Ich hoffe, das dir ist klar." Ich durchbohrte ihn regelrecht mit meinem Blick. Später erst sollte mir klar werden, dass ich mit dieser Härte und Strenge nur meine Traurigkeit zu beherrschen suchte, doch in diesem Moment musste ich auf den Sklaven einen herrischen und harten Eindruck machen.

    Zugegebenermaßen empfand ich Charis als recht ansehnlich, und wie sie dastand und die Augen verlegen niederschlug, gar errötete, verstärkte sich dieser Eindruck noch. Es kam mir beinahe verräterisch vor, andererseits war Siv gerade in den letzten beiden Wochen recht launisch, was das Beisammensein betraf, und das wiederum hatte zur Folge, dass ich es mir dreimal überlegte, ob ich sie zu mir rief oder sie besuchte, oder ob ich es nicht besser ganz sein lassen sollte. Um etwas zu tun zu haben, nahm ich die Briefe auf und legte sie auf den niedrigen Tisch, der neben der Liege stand.


    Als ich erneut auf- und in das verschämte Gesicht Charis’ blickte, blitzte ein Gedanke hinter meiner Stirn auf, den ich sogleich von mir schob. Es ging hier um Celerina und mich, sagte ich mir. Diesbezüglich allerdings war die Information, die Charis als interessant betrachtete, eher eine nette Randnotiz als tatsächlich von Interesse. Ich stutzte kurz, runzelte die Stirn und nickte. „Das ist…schön zu hören. Hat sie denn dazu noch…etwas gesagt?“ Wollte ich wissen, als mir die vermaledeite Hochzeitsnacht wieder ins Gedächtnis rauschte. „Hat sie sich hier eingelebt oder macht sie den Eindruck auf dich, dass es ihr schlecht geht bei…in diesem Haus, meine ich? Oder gibt es vielleicht etwas, dass sie sich wünscht?“ drückte ich unbeholfen aus.

    Unter anderen Umständen hätte ich zumindest gegrinst, als dieses Konstrukt auf dem Kopf des Orientalen wippte, kippte und beinahe gefallen wäre. So aber fand ich das alles wenig lustig, allenfalls störend. Nun ja, immerhin war er höflich, was ich ihm aber auch geraten haben wollte. „Salve. Du bist Phraates? Kannst du reiten?“ erwiderte ich zugegebenermaßen ziemlich unhöflich und ohne ihm eine Chance einzuräumen, etwas zu entgegnen. Wenn Celerina Gefallen an so einem hatte, wurde sie mir zusehends befremdlicher. Nun ja, immerhin besser als dieser schnauzbärtige Riesenschnauzer namens Chimerion. Da fiel mir auf, dass ich den noch gar nicht hier gesehen hatte. Aber im Grunde war es gleich.


    Während ich sprach, tropfte ich Wachs au die beiden scharfkantigen Enden eines Briefes und drückte meinen Ring in das heiße Wachs. Missmutig starrte ich den aurelischen Leu an, der schneidig einher schritt und so gar nicht zu dem Inhalt des Dokumentes passen wollte. „Es gibt eine Botschaft zu überbringen, und ich will, dass du das tust. Ich kenne dich kaum, betrachte es daher als eine art Vertrauensbeweis. Dass meine Frau dir vertraut, bedeutet nicht, dass auch ich es tue, also tätest du gut daran, mir zu zeigen, dass du mein Vertrauen verdienst.“ Mein Prüfender Blick und die überaus ernste Miene lasteten auf Phraates.

    Derjenige, der schließlich den Kopf hereinsteckte, war eine Sie. Genauer gesagt eine Charis. Und als ich den Blick hob und ihr entgegen sah, kam mir sogleich unsere letzte vertraute Unterhaltung ins Gedächtnis, ehe ich sie Celerina geschenkt hatte. „Charis.“ Ihre Übereifrigkeit verwirrte mich einen kleinen Moment. „Ähm. Ja. Du kannst die Vorhänge aufziehen und Lampen anzünden. Ich glaube, bald brauchen wir auch die Kohlenbecken wieder, am besten fragst du Brix, wo er die versteckt hat.“ Ich schwieg und folgte ihr mit dem Blick, die Post hatte ich für den Moment vergessen und auch der Gedanke an meine Frau war mit Charis’ plötzlichem Auftauchen vorerst in den Hintergrund gerutscht.


    „Charis…?“ begann ich dann ganz arglos und schob die Briefe von meinem Schoß herunter. „Sag mal, du hast nicht vergessen, worum ich dich vor einiger Zeit gebeten hatte?“ wollte ich dann wissen und sah sie jetzt direkt an. Celerina und ich waren nun schon knappe zwei Wochen verheiratet, und seit der Hochzeit hatte ich nicht wieder bei ihr gelegen. Man hatte mir gesagt, dass ihre Laune dieser Tage mit der eines Wintersturms vergleichbar war, und ich glaubte zu wissen, dass es daran lag. Was ich brauchte, war eine Überraschung, die ihr gefiel und sie besänftigte. Und seinerzeit hatte ich Charis beauftragt, Celerinas Wünsche zu ergründen und ein besonderes Augenmerk überhaupt auf sie zu richten. Die Brauen fragend erhoben, taxierte ich Charis. "Kannst du mir etwas Interessantes berichten?"

    „Herr, ein Bote wartet. Er fagt, ef fei dringend, und daff er umgehend mit dir fprechen müffe.“ Als ich aufsah, entdeckte ich einen zerknirscht wirkenden Naavi, der seinen Kopf ins Zimmer gesteckt hatte. Ich brütete gerade über einem Brief aus Germanien bezüglich einer möglichen Geschäftsbeziehung mein Leder betreffend, und eigentlich wollte ich nicht gestört werden. „Ein Bote? Er soll warten. Gib ihm eine Schale Hirsebrei“, entgegnete ich zerstreut, doch statt zu nicken und zu verschwinden, sah Naavi nur noch mehr danach aus, als hätte man ihn geschlagen. „Er kommt direkt auf Dyrrhachium, dominuf“, fügte er kleinlaut hinzu, und das war eine Information, die mich aufhorchen ließ. „Was? Warum sagst du das nicht gleich? Bring ihn her.“ Naavi verschwand.


    Eine Viertelstunde später verließ der Mann mich wieder, um seinen Hirsebrei zu essen und sich etwas auszuruhen. Ich selbst brütete über meinem Schreibtisch, die Ellbogen auf der Platte aufgestützt, das Kinn in den Händen verborgen. Man mochte es kaum glauben, doch ein wenig später verlangte ich nach einem gesattelten und gezäumten Pferd. Nicht für mich, sondern für Phraates. Und selbigem ließ ich ausrichten, dass ich ihn unverzüglich zu sprechen wünschte. Nun würde sich zeigen, ob Celerina nur Ramsch mit in die Ehe gebracht hatte oder ob man sich auf ihre Sklaven verlassen konnte.

    Es war ein ungemütlicher Tag. Draußen stürmte es und dicke Regenwolken verhüllten die schwache Herbstsonne. Es war ein Tag, der bestens dazu geeignet war, ihn drinnen im Warmen und in Gesellschaft einer guten Lektüre zu verbringen. Man hätte sich heißen Würzwein servieren lassen und dabei schmökern können, oder aber eine Partie spielen können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, das Wetter nicht zu einem Spaziergang genutzt zu haben. Ich tat allerdings weder das Eine noch das Andere. Nach einem recht ungemütlichen Heimweg von einer wenig aufschlussreichen Senatssitzung, ließ ich mir den nassen Mantel abnehmen und ging direkt ins tablinum. Dunkel war es im Raum, und zu allem Überfluss hatte jemand noch dazu die Vorhänge zugezogen. Ich rief nach jemandem – es war mir gänzlich egal, wer darauf reagieren würde – um etwas Licht einzulassen und einige Lampen entzünden zu lassen.


    Tatsächlich war es traurig, dass die schön sonnigen Tage nun wohl erst einmal vorbei waren und diesem ungemütlichen Sauwetter den Platz geräumt hatten. Ich ließ mich sitzend auf einer Liege nieder und wartete, um denjenigen Sklaven, der erscheinen würde, auch mit der Bitte nach der Anwesenheit meiner Frau wegen eines vertraulichen Gesprächs zu betrauen. Während ich wartete, brachte Caecus mir die Post, und ich begann, mir die Wartezeit lesend zu vertreiben – was bei dem spärlichen Licht gar nicht so einfach war.

    Ich musste lachen ob des Vergleichs von Rom mit den Alpen. "Nun ja, immerhin sind sie hier in recht ansehnliche Formen gebracht statt einfach wahllos übereinander geschichtet, wie das bei den Alpen der Fall ist", bemerkte ich grinsend und mehr witzelnd als ernst. "Ah, da sind wir verschieden - ich würde mir die Orte von Interesse lieber der Reihe nach anschauen, statt mich hierhin und dorthin treiben zu lassen. Aber das ist schließlich kein Maß, mach das nur so, wie es dir passt. Das Capitol allerdings würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, und wenn du die Möglichkeit hast, solltest du dir auch eine Aufführung im Marcellustheater anschauen", riet ich ihm.


    „Schreiber von Prudentius Balbus? Hm, schade, da hast du ja bereits einen kompetenten Mann gefunden“, bemerkte ich schmunzelnd. Mit Duccius Vala kam ich auf Anhieb recht gut aus, weswegen ich mir durchaus hätte vorstellen können, in naher Zukunft mit ihm zusammenzuarbeiten (und fröhlicher als Livius Pyrrus war er allemal). Erneut musste ich lachen, als Vala so offen zugab, dass im Grunde die Neugier ihn hergebracht hatte. „Neugier? Dann will ich doch hoffen, dass du nicht allzu enttäuscht vom - derzeit etwas schalappen - patrizischen Leben Roms bist“, witzelte ich und zwinkerte ihm zu. „Kann ich denn etwas tun, um deiner Neugier noch ein wenig Abhilfe zu schaffen? Ich nehme an, du wirst in der hiesigen domus deiner Familie wohnen.“

    Ein wenig irritiert hob sich eine Braue, als Durus von mehr sprach. Andererseits - vielleicht war es ein wenig zu viel Wein gewesen? :D
    Ich unterdrückte ein für Verhandlungen unangemessenes Schmunzeln und war nicht weiter überrascht, als Durus darauf beharrte, Grund und Boden zum Bestandteil der dos zu machen. Ich runzelte ein wenig die Stirn und tat so, als würde ich angestrengt überlegen. Schließlich nickte ich: "Ja, da hast du recht. Unsere Familie besitzt ein wenig Land in Mantua, genauer gesagt in etwa dreieinhalb salti...allerdings befindet sich auf selbigem ein Haus. Hättest du denn Interesse daran? Ich hatte ohnehin mit dem Gedanken gespielt, es abzustoßen. Bis nach Mantua ist es doch recht weit, und es lassen sich Oliven nur schwer dort kultivieren. Allerdings ließe sich wohl anderes damit anfangen, sofern du keinen Landsitz dort einrichten möchtest. Ich wäre bereit, dir den Grund, auf dem das Haus steht, plus einen saltus unter den üblichen Bedingungen abzutreten. Das sind schätzungsweise eineinviertel salti", fasste ich zusammen und nahm einen Schluck Wein. Insgesamt belief sich die Summe samt Haus damit wohl auf viereinhalb, fünftausend Sesterzen, und das war für mich das Äußerste, was ich Laevina in die Ehe mitgeben würde.

    Bei der prompten Antwort setzte ich ein zufriedenes Lächeln auf und wartete, bis Prisca mit Saba fertig war. Ich wurde hellhörig - gleich mit dem Nähen beginnen? "Nanu, was hast du denn vor, meine Liebe?" erkundigte ich mich interessiert. Es galt doch nicht etwa, einen unangemessenen Verehrer zurechtzuweisen? Ein wenig skeptisch beäugte ich zunächst die grellrote Farbe des Stoffes, dann meine Nichte und versuchte mir dabei vorzustellen, wie sie darin wohl aussehen mochte.


    Einen Moment später waren wir aus dem Zimmer heraus und ich hatte Prisca am Arm. "Ja, und so ein Spaziergang eignet sich bestens dazu, herauszufinden, was ich alles verpasst habe", bemerkte ich gut gelaunt und steuerte gemächlich den Garten an. Vorbei an einigen Vasen und Skulpturen, die mir so gar nicht bekannt vorkamen und entlang an dem hübschen Wandteppich, den Prisca mir mitgebracht hatte, erreichten wir alsbald den Garten, der zu dieser Jahreszeit mit einem grandiosen Farbenspiel nicht eben geizte. Ich wandte mich mit Prisca nach links, um eine große, gemütliche Runde zu beginnen, die uns zunächst am Gartenteich entlang führen würde. Die Blüten der Seerosen waren inzwischen verblüht, und es gab nur mehr große, dunkelgrüne Blätter, unter denen hier und dort ein Fischschwanz zu sehen war. Priscas Bemerkung spiegelte meine eigenen Gedanken wider. "Ja. Da muss man es noch einmal ausnutzen und das Spektakel in Erinnerung behalten. Ich kann mich kaum sattsehen an diesen Farben..." Ich warf Prisca einen prüfenden Seitenblick zu. "Aber nun erzähl mir doch, was du so unternommen hast. Ich hoffe, du hast dich nicht nur gelangweilt? Brix hat erzählt, dass du in letzter Zeit öfter außer Haus warst." Und mehr hatte ich nicht aus ihm herausbekommen können. Diplomatisch wie er war, hatte er mich gebeten, mir die Informationen direkt von Prisca zu holen, was mich überaus misstrauisch hatte werden lassen. Entsprechend aufmerksam betrachtete ich nun Prisca - was wir beide nicht wussten, war, dass Brix damit die neuen Bekanntschaften gemeint hatte, die Prisca gemacht hatte, und auch diesen Ausflug zu Minervina. Bei dem Gedanken an den Brief allerdings seufzte ich leise.