Bürger! Dem Sklaven schwoll die Brust und er grinste. Abgestiegen war er schließlich schon - vermutlich kannten die Wächter hier nur ihren Standardspruch, dachte er boshaft. "Ich bin Tibor. Und Waffen hab ich keine mit", sagte er und hob die Hände. "Kann ich mein Pferd mitnehmen oder muss ich es hier stehen lassen?"
Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus
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Ich bitte darum, auf Celerinas und meiner Tabularienseite noch unsere Ehe zu vermerken.
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Der Sklave, der diesen Brief überbringen sollte, klopfte an der Tür und übergab dem Türhüter eine Schriftrolle mit dem Hinweis, für wen sie bestimmt war. Dann tippte er sich grüßend an die Schläfe und trollte sich, um bei der nächsten Adresse Postbote zu spielen.
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Tiberia Albina
casa Purgitia zu RomM. Aurelius Corvinus Tiberiae Albinae s.d.
Ich muss gestehen, dass es mich vielmehr freut als dass es mich wundert, ein Schreiben von dir in Händen zu halten. Es ist schön zu hören, dass du über den Zwist hinwegsehen möchtest, und ich selbst bin ebenfalls gern bereit dazu.
Meine herzlichsten Glückwünsche zu deiner Vermählung. Du hast mit deinem Ehemann eine gute Wahl getroffen, die sicherlich auch deine Familie erfreut. Gewiss hast du auch von der Ehe mit Celerina von den Flaviern gehört, die ich zwischenzeitlich eingegangen bin. Demnächst werden mein Cousin Orest und meine Base Laevina ebenfalls heiraten, was dir mitnichten entgangen sein wird, da dies deine eigene Familie betrifft. Ich würde dir gern meine Frau vorstellen, so du sie noch nicht kennst, und denke, ein gemeinsamer Theaterbesuch oder eine ungewzungene cena wären hierfür genau richtig. Macer war zu Gast auf unserer Hochzeit, daher kennt er Celerina bereits. Doch selbstverständlich ist auch er herzlich eingeladen. Du wirst hierzu bald von mir hören.
Zuletzt möchte ich noch einmal betonen, wie sehr es mich gefreut hat, deinen Brief erhalten zu haben.
Mögen die Götter ihre Hand schützend über dich und die Deinen halten.[Blockierte Grafik: http://img382.imageshack.us/img382/2755/macunterschriftmn6.png]
- senator et pontifex -[Blockierte Grafik: http://img231.imageshack.us/img231/7353/siegelaureliavn5.png]
ROMA, ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLIX A.U.C. (26.8.2009/106 n.Chr.)
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Die Staubwolke, welche die Hufe des Rappen aufwirbelten, stieg bereits hinter dem Hügel auf, noch ehe der Reiter in sicht kam. Dicht über sein Tier gebeugt jagte er dem Tor entgegen und verringerte seine Geschwindigkeit erst, als er in Rufweite der castra kam. Bald konnte die Wache auch den Schweiß erkennen, der dem braun gebrannten Mann vom Kinn tropfte. Er wischte sich mit einem Ärmel seines Gewandes über das nasse Gesicht, als er sein Pferd schließlich zügelte, die Tasche hinter sich packte und aus dem Sattel sprang. "Salvete! Ich habe eine dringliche Nachricht aus Rom für Tribun Aurelius!" verkündete er den Wachen und wartete ab.
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Ich hatte einen gesunden Appetit entwickelt und vermutete, dass es mir deswegen rasch besser ging. Mit einem vom Frühstück übrig gebliebenen Brötchen in der Linken betrat ich also am heutigen Vormittag mein Arbeitszimmer und hatte mich noch nicht gesetzt, als Caecus eintrat und mir die Post brachte. Inzwischen gab es mehrere Stapel, denn längst gingen nicht mehr alle Briefe automatisch an mich. Während seiner Amtszeit hatte Orest die meiste Post erhalten, viel der Verwaltung nahmen Brix und die vilici uns allen ohnehin ab, und während sich Ursus in Mantua aufhielt, blieben hier einige Briefe für ihn liegen. Eine Schriftrolle hatte Caecus diesmal aus dem Stapel herausgefischt und gab sie mir zuerst. „Guten Morgen, dominus. Hier ist ein Dokument aus Griechenland, genauer gesagt aus Dyrrhachium…“ Ich runzelte die Stirn und griff danach. Der papyrus sah schon recht mitgenommen aus, was ja auch kein Wunder war nach der Reise, die er hinter sich hatte. Als das Siegel gebrochen war, las ich die Zeilen, und als ich am Ende angelangt war, seufzte ich tief. Das waren keine guten Neuigkeiten. „Das hier muss jemand zu Titus nach Mantua bringen. Ich werde noch ein paar Zeilen dazuschreiben. Du kannst den cursor aber gleich benachrichtigen, die Nachricht ist eilig“, wies ich Caecus an, der nickte und verschwand. Dann widmete ich mich der übrigen Post. Es war vieles liegen geblieben während meiner Bettlägrigkeit, und das galt es nun, aufzuarbeiten. Mit einem Brief an Albina fing ich an.
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Tiberia Albina
casa Purgitia zu RomM. Aurelius Corvinus Tiberiae Albinae s.d.
Ich muss gestehen, dass es mich vielmehr freut als dass es mich wundert, ein Schreiben von dir in Händen zu halten. Es ist schön zu hören, dass du über den Zwist hinwegsehen möchtest, und ich selbst bin ebenfalls gern bereit dazu.
Meine herzlichsten Glückwünsche zu deiner Vermählung. Du hast mit deinem Ehemann eine gute Wahl getroffen, die sicherlich auch deine Familie erfreut. Gewiss hast du auch von der Ehe mit Celerina von den Flaviern gehört, die ich zwischenzeitlich eingegangen bin. Demnächst werden mein Cousin Orest und meine Base Laevina ebenfalls heiraten, was dir mitnichten entgangen sein wird, da dies deine eigene Familie betrifft. Ich würde dir gern meine Frau vorstellen, so du sie noch nicht kennst, und denke, ein gemeinsamer Theaterbesuch oder eine ungewzungene cena wären hierfür genau richtig. Macer war zu Gast auf unserer Hochzeit, daher kennt er Celerina bereits. Doch selbstverständlich ist auch er herzlich eingeladen. Du wirst hierzu bald von mir hören.
Zuletzt möchte ich noch einmal betonen, wie sehr es mich gefreut hat, deinen Brief erhalten zu haben.
Mögen die Götter ihre Hand schützend über dich und die Deinen halten.[Blockierte Grafik: http://img382.imageshack.us/img382/2755/macunterschriftmn6.png]
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ROMA, ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLIX A.U.C. (26.8.2009/106 n.Chr.)
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Villa Aurelia
Roma, ItaliaVeturia Plauta s.p.d.
Ich sende euch die besten Grüße aus Dyrrhachium, muss aber auch eine weniger angenehme Nachricht überbringen. Um Minervinas Gesundheit steht es schlecht. Quintus und ich haben alles versucht, um sie zum Essen zu bewegen, doch wenn sie mit uns gemeinsam etwas zu sich nimmt, so berichten uns die Sklaven, dass sie es nicht bei sich behält. Immer häufiger spricht sie wirr, und ihrer Leibsklavin gegenüber hat sie gestanden, dass sie sich dick und hässlich fühlt. Ich versuche oft, mit ihr zu sprechen, doch wenn sie mich überhaupt empfängt, ist sie lethargisch und trägt eine Tristesse, wie ich sie nie zuvor gesehen habe. Wir wissen nicht mehr weiter. Ich glaube nicht, dass wir sie bekehren können. Selbst geplante Ausflüge nimmt sie nicht wahr oder begleitet uns desinteressiert und stumm. Seit einigen Tagen verhüllt sie sich, wenn wir sie zur cena bitten, und sie lässt nur mehr ihre Leibsklavin in ihr Gemach eintreten. Ich hielte es für das Beste, wenn wir sie nach Rom zurückschickten; wir können hier nichts für sie tun und ich glaube, dass es ihrer Gesundheit zuträglicher wäre, würde sich ihr Bruder um sie kümmern. Vielleicht kann er sie dazu bewegen, etwas zu sich zu nehmen.
Es tut mir leid, dass ich nicht von besseren Neuigkeiten berichten kann.
Mögen die Götter ihre Hand schützend über euch halten.Veturia Plauta
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"Ein Grund mehr, sich zu freuen, auch wenn zwei Tage Aufenthalt in Rom angesichts des Hin- und Rückweges doch recht knapp bemessen sind. Aber da musst du dann wohl durch", sagte ich und seufzte anschließend. Dass er sich auch Sorgen um Minervina machte, war nur zu verständlich. „Wir sollten Apoll opfern. Ein Ziegenbock wäre durchaus angemessen… Ein Hase erscheint mir angesichts der Situation zu mickrig. Ich werde selbstverständlich an diesem Opfer teilnehmen. Immerhin ist sie nicht nur ein liebes Mädchen, sondern meine Nichte“, erwiderte ich und gab mir Mühe, kräftig zu klingen. Ich mochte das Gefühl nicht, dass Ursus’ Frage in mir hervorrief, auch wenn er das natürlich nicht beabsichtigt hatte und zudem nicht ganz Unrecht hatte.
„Ah, tatsächlich? Ich habe noch nichts von dieser jungen Dame gehört, die deine Aufmerksamkeit erregt zu haben scheint…“ gab ich zurück und runzelte die Stirn. Oder hatte Durus während unseres letzten Gastmahls eine Verwandte erwähnt? Vielleicht sollte ich Orestes einmal danach fragen, überlegte ich. „Eine weitere Verbindung zu den Tiberiern ist sicher nicht verkehrt, aber wir sollten dennoch darauf achten, uns nicht allzu sehr an sie zu binden. Mit Durus haben sie natürlich einen starken Fels in ihrer Mitte, und seit Vitamalacus in den Hintergrund gerückt ist, scheint die Familie zudem in neuem Glanze zu erstrahlen, allerdings empfinde ich die Flavier als wertvollere Verbündete. Ich muss nur leider gestehen, überhaupt nicht auf dem Laufenden zu sein – gibt es denn Neues von Flavius Gracchus und seinem Verwandten Aristides?“ fragte ich meinen Neffen, nur um mich dann wieder an das Thema zurückzuerinnern, das wir zuvor diskutiert hatten. „Ah. Aber wenn du dir diese Tiberia ausgeguckt hast, habe ich eigentlich nichts dagegen einzuwenden. Nur bei Tiberius sollten wir schauen, dass es vielleicht keine Tiberia wird. Die Lutetier sind beispielsweise auch ein aufstrebender Stern. Klärungsbedarf? Nun ja, Durus’ Forderungen bezüglich der Mitgift sind etwas…nennen wir es utopisch. Ich bin mir da noch uneins.“
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Ein wenig zweifelnd betrachtete ich den jungen Decimus, der von mir erwartete, dass ich ihn bei seiner Kandidatur mit meiner Stimme unterstützte und vielleicht einige Kollegen dabei mitriss. Jung und pflichtbewusst und engagiert waren die meisten der Jungspunde, die in die Politik wollten. Da bildete er keine Ausnahme. Und wie viele andere hatte er zuvor nicht von sich reden gemacht, zumindest nicht insofern, dass es bis nach Rom drang. Seine rhetorische Frage ließ ein Schmunzeln auf meinen Lippen entstehen, ganz unrecht hatte er schließlich nicht mit dem, was er sagte. Ich schwieg eine Weile nachdenklich und beschloss dann, noch einmal in eine andere Richtung zu forschen. "Wer, sagtest du doch gleich, ist dein Vater?"
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Als die Klinke sich senkte, hob ich den Blick und sah zur Tür hin. Ich hätte mit Naavi gerechnet, der zehn Utensilien tragend herein kam und sich lispelnd erkundigte, ob es mir auch tatsächlich wieder gut ging. Mit Dina, die sich mit Rollo stritt, bis sie sich dessen gewahr wurde, dass ich sie bemerkt hatte. Oder mit Sofia, wie sie mit dem Hintern voran das Zimmer betrat, weil sie ein Tablett mit sich trug, auf dem sich Essen für eine fünfköpfige Familie befand.
Aber nicht mit Siv.Nicht mit Siv, deren Bauchansatz sich jetzt deutlich unter der Kleidung abhob. Und die recht verloren plötzlich hinter der Tür im Raum stand und mich entgeistert anstarrte, zumindest, bis irgendetwas anderes in ihre Augen und auf ihr Gesicht trat und sie auf mich zu gestürmt kam, noch ehe ich sie anlächeln konnte. Wortlos vergrub sie ihr hübsches Gesicht an meiner Schulter, und ein klein wenig später legte ich meine Arme um sie und zog sie zu mir auf den Schoß, ebenfalls ohne etwas zu sagen. Sie war ganz leicht. Zuckten ihre Schultern etwa? Sie weinte doch nicht? "Sschh..." machte ich und begann ganz automatisch, sie sachte mit mir vor und zurück zu wiegen. Die Rechte löste sich und fuhr ihr in gleichförmiger Bewegung immer wieder übers Haar, das lang geworden war. Lange schwiegen wir beide, bis ich irgendwann beim Wiegen langsamer wurde und sie vorsichtig ein wenig von mir löste. "Was hast du denn?" fragte ich ein wenig planlos. Mein linkes Bein schlief allmählich ein, aber ich schwieg, denn ich wollte nicht, dass sie aufstand.
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Mantua? Soso. Ich hob eine Braue und betrachtete meinen Besucher ein wenig intensiver. "Ich war auch einmal Magistrat von Mantua. Das ist aber schon recht lange her", bemerkte ich und dachte unweigerlich an die Zeit zurück, als das für Patrizier noch eine einigermaßen legitime Angelegenheit gewesen war. Damals hatte der Familiensitz noch in Mantua gelegen, meine Schwester und meine Eltern waren noch am Leben gewesen und mir selbst warder Weg in den Senat vorgekommen wie eine Reise zum Mond. Ich blinzelte und fand mich in der Gegenwart wieder. "Purgitius Macer ist dein Patron? Und er zieht in Erwägung, zum praetor zu kandidieren? Das ist interessant." Ich selbst musste das Fiasko meines Ädilats auch noch wettmachen, indem ich einen zweiten Anlauf wagte. Doch was konnte man schon großtun, wenn einem eine Krankheit in die Quere kam?
"Also sollte ich dich unterstützen, weil du Magistrat in Mantua warst und politisches Interesse hast", fasste ich ein wenig enttäuscht zusammen. Das traf wohl auf alle Kandidaten zu, denn wenn sie nicht politisch interessiert waren, würden sie auch nicht kandidieren. Fragend hob ich eine Braue.
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Es funktionierte. Irgendwie funktionierte es. Und ich war froh, dass Celerina in gewissen Dingen nicht mehr so unerfahren wie beispielsweise Prisca oder Laevina war, sondern wusste, was sie tat. Das erleichterte so einiges ungemein. Nun musste nur noch mehr Beständigkeit als ein Kartenhaus im Wind gegeben sein, und alles wäre nur mehr halb so peinlich. Immerhin, wenn man einmal angefangen hatte...
Celerina legte ihre Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich. Ich hätte zwar gern noch einen Moment gewartet, doch schien sie Angst zu haben, dass ihr sorgsam gebauter Turm nur allzu bald ins Wanken geriet und kurz darauf restlos in sich zusammenfallen würde. Selbstverständlich kratzte der Gedanke daran, dass sie mich für so...instabil halten könnte, gehörig an meinem Ego. Und deswegen folgte ich dem fordernden Ziehen und ließ der Natur ihren Lauf. Die Götter hatten uns schließlich als Schöpfungen kreiert, die perfekt ineinander passten.
Es verlief zwar nicht so optimal, wie ich es geplant hatte, doch zumindest hatte Celerina keinen Grund zur Klage, als ich mich, nicht ganz zwanzig Minuten später, erschöpft von ihr herunter rollte und mich neben ihr auf den Rücken drehte. Noch ging der Atem rasch, und ich legte einen Unterarm auf meine feuchte Stirn, während ich versuchte, meine Atmung wieder langsamer werden zu lassen. Ein rascher Blick nach rechts offenbarte Celerina die unausgesprochene Frage, die in meinen Augen stand. Wir hatten es letztendlich geschafft - ich hatte es geschafft. Aber wenn ich ehrlich war, graute es mir schon beinahe vor dem nächsten Mal, auch wenn ich auf der anderen Seite begierig darauf war, dieses Desaster wieder gutzumachen, indem ich meiner Frau zeigte, dass dieser Abend definitiv zu den Ausnahmen gehörte. Ich tastete nach ihrer Hand und drückte sie einmal kurz in Ermangelung gescheiter Worte.
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Daran, dass Celerina dieses Ereignis als den exklusivsten Tratsch-Vorfall aller Zeiten betrachten könnte, dachte ich nicht einmal. Ich wäre aber auch nicht darauf gekommen, dass sie dieses peinliche Ereignis bereitwillig mit anderen teilen wollte. Ich selbst würde es tief in mir verbergen. Selbst Siv würde ich es nicht erzählen. Womit wir wieder bei der Ursache des Problems waren. Ich seufzte leise. Celerina ließ sich ein wenig Zeit, ehe sie ihre Hand in die meine legte und sich zu mir begab, den halbtransparenten Schleier immer noch fest um ihren Körper gezogen. Weder schien sie begeistert noch willig, als sie pikiert danach fragte, wie es nun weitergehen sollte. Das schlechte Gewissen keimte in mir – Celerina konnte schließlich am wenigsten etwas dafür, dass ich unzulänglich war. Ich verbannte sorgfältig und nachdrücklich jeden anderen Gedanken außer den an ihren anmutigen Körper aus meinem Kopf und zog sie vollends zu mir heran, dicht an mich. “Celerina. Ich gestehe es nicht gern - und du kannst dir sicherlich denken, dass mir diese ganze Situation nicht gerade angenehm ist – aber ich brauche dich hierbei. Es ist mir unendlich peinlich, dass ich… Dass das passiert und ich… Hmmm.“ Ich verstummte. Vielleicht war sie auch schlichtweg prüde. “Du musst nicht, wenn es dir unangenehm ist… Aber es wird funktionieren.“ Klang recht selbstsicher, wie ich feststellte. Viel selbstsicherer, als ich eigentlich war. Langsam näherte ich mich wieder ihren Lippen und ließ der Fantasie freien Lauf. Ein Glück, dass sie nicht in meinen Kopf schauen konnte, denn das, was sie dort gesehen hätte, hätte gewiss nicht zum glücklichen Eheleben beigetragen, da die Protagonistin hellblondes Haar und strahlend blaue Augen hatte.
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Sim-Off: Herrlich!
Es kam, wie es wohl auch kommen musste. Unbekleidet, dafür mit hochrotem Kopf, richtete ich mich langsam auf, bis ich auf meiner Seite des Bettes im Schneidersitz saß und Celerina dabei zuschauen konnte, wie sie sich ihren Schleier griff und damit zu verhüllen suchte, was ich ohnehin bereits gesehen hatte. Welch ein Fiasko. Ich konnte ihr Entsetzen durchaus nachvollziehen. Immerhin war es etwas anderes, wenn der Mann nicht konnte. Meine Rechte glitt in meinen Nacken, eine in gewisser Weise hilflose Geste, denn ich wusste tatsächlich nicht, wie ich die Tatsachen zufriedenstellend ändern konnte. Dabei folgte ich Celerinas Auf und Ab mit Blicken und harrte ihrer Schelte im vollen Bewusstsein, dass sie im Recht war. Allerdings, als sie mich fragte, ob diese Misslichkeit des Öfteren vorkam, runzelte ich die Stirn. Was dachte sie von mir? Doch im nächsten Moment sagte ich mir, dass sie nur diesen einen Abend hatte, an dem sie die Messlatte anlegen konnte.
Ein wenig bedröppelt sah ich Celerina an, als sie mir befahl, sofort etwas zu unternehmen. Der darauffolgende Blick bohrte sich in meinen. Ich war eigentlich nie jemand gewesen, der sich unterbuttern ließ - gleich von wem - doch hier schwieg ich und überlegte, was zum Hades ich anstellen konnte. Es gab da etwas, das immer funktionierte. Nur ob Celerina...? Sie mochte erfahren sein, aber... Ich seufzte und ließ die Hand aus dem Nacken sinken. "Es passiert nicht öfters", sagte ich ruhig und konzentriert. "Ich kann es mir auch nicht erklären." Daraufhin taxierte ich Celerina und beschloss, es einfach zu versuchen. Ich streckte eine Hand nach ihr aus. "Komm", sagte ich schlicht und wartete darauf, dass sie mir die Hand reichte, denn dann würde ich sie zu mir zurück aufs Bett ziehen und meine Lippen nahe an ihr Ohr bringen, um ihr zu sagen, was vielleicht helfen könnte. Peinlich war mir das nicht, ebensowenig wie mich Scham erfüllte, weil ich unbekleidet war. Früher oder später hätte sie es ohnehin herausgefunden, also spielte es keine Rolle, ob ich es ihr gleich sagte oder nicht. Es war nur zu hoffen, dass meine Worte Taten folgen ließen, die ein handfestes Ergebnis zur Folge hatten. Also lehnte ich mich zurück, ließ mich wieder in die Kissen sinken - und wartete.
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Was musste sie nur von mir denken! Vielleicht glaubte sie sogar, dass ich mich immer stundenlang damit aufhalten würde, sie zu entkleiden. Und es war natürlich klar, dass sie das nicht schätzte, das war nur allzu offensichtlich, als sie sich nun ihrerseits betätigte und nach meiner tunica griff, noch ehe ich überhaupt etwas erwidern konnte. Nicht nur mein Herz machte einen Satz, auch andere Teile erschraken und...nun ja, verpufften. Sprichwörtlich. Es hätte nicht nur absolut albern gewirkt, jetzt zurückzuzucken, ich hätte es auch erklären müssen, und das wäre dem gleich gekommen, was nun geschah, denn Celerinas Eigeninitiative würde unweigerlich zur Entdeckung dunkler Abgründe führen. Ich wusste nicht, was peinlicher war: ebendiese Tatsache oder die Unfähigkeit selbst. Mit dem Fall der tunica trat mir schlagartig eine granatapfelfarbene Röte ins Gesicht und gesellte sich zu dem um Verzeihung heischenden Blick hinzu. Ich schuldete ihr eine Erklärung, soviel war sicher. Doch was sollte ich sagen? Und wie? Immerhin hatten wir uns beide diese Nacht gänzlich anders vorgestellt.
"Celerina, ich... Es ist nicht das, wonach es aussieht. Ich verstehe es selbst nicht... Bona Dea, wenn ich nur wüsste, wie ich... Bitte versteh das nicht falsch - du bist wunderschön, deine Haut ist samtweich...." versuchte ich mich zu erklären. Hinzu kam ein zerknirschter Gesichtsausdruck. Ich griff nach ihren Handgelenken. "Ich werde dir ein guter Ehemann sein, auch in diesen...Belangen. Ich dachte, mit ein wenig Wein....?" Mir fiel selbst auf, wie armselig das alles klang. Besser war es wohl, wenn ich schwieg. Selbstverständlich hätte ich auch Celerina die Schuld in die Sandalen schieben können, aber so jemand war ich nie gewesen und würde es auch nicht mehr werden.
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Es war beinahe so, als zog Celerina meinen Kopf aus den Wolken, als sie mich plötzlich fragte, ob ich nicht nachschauen wollte, wie mein Geschenk des heutigen Tages ausgefallen war. Ich hoffte inständig, dass ich auch imstande sein würde, es auszuprobieren, ansonsten würde diese Nacht wohl mehr as peinlich zu Ende gehen und nicht nur in meinem, sondern auch in Celerinas Gedächtnis auf ewig hängen bleiben. Die Sekunden schienen mit lauten Pieptönen weiterzulaufen nach ihren Worten. Ich lächelte sie an und drehte mich neben ihr auf die Seite, ihr zugewandt. Es würde schon funktionieren, sagte ich mir. Das hatte bisher immer, selbst in ungewünschten Situationen. Doch daran zu denken, half nun auch nichts. Vielleicht musste ich wirklich einfach forscher an die Sache herangehen. Oder... Ich hatte eine Idee. Die Flavia mochte sich hier in ihrem Kitsch verewigt haben, aber auf meine Familie wäre doch sicher auch Verlass? Ich richtete mich halb auf und sah mich kurz suchend um, und tatsächlich entdeckte ich fast augenblicklich das, was ich gesucht hatte: Einen Krug. "Ich bin gleich wieder bei dir", versprach ich Celerina und stieg aus dem Bett, um mir einen Becher einzuschenken. Es war tatsächlich ein recht guter iberischer Rotwein, und ich trank den Becher in einem Zug, um gleich darauf einen zweiten einzuschenken, den ich mit zum Bett nahm und daneben auf einen kleinen Tisch stellte. Dann musterte ich Celerina, setzte mich wieder aufs Bett und zog meine Sandalen aus. Noch einmal nahm ich eine tiefen Zug - vielleicht würde es so gehen - und widmete mich dann Celerina. Zunächst folgten auch ihre Schuhe. Ich ließ mir Zeit dabei und testete auch, ob sie kitzelig war. Zwischendrin nahm ich hin und wieder einen Schluck.
Irgendwann hatte ich mich den Füßen zur Genüge gewidmet, und langsam wurde es wohl albern, das eigentliche Ereignis noch länger aufzuschieben. Der zweite Becher war inzwischen geleert und eigentlich wünschte ich mir einen dritten, oder besser noch die ganze Karaffe, da ich immer noch nicht einsatzbereit war. Trotzdem machte ich mich nun daran, das Geschenk tatsächlich auch auszupacken. Das rote Hochzeitsgewand wich heller Haut, Stück für Stück. Celerina war bereits einmal verheiratet gewesen und daher nicht mehr ganz so jung wie meine Nichte Prisca beispielsweise, doch dafür hatte sie sich erstaunlich gut gehalten, wie ich bemerkte. Sie wusste zudem, was auf sie zu kommen würde, und sie erwartete ganz sicher Spaß oder zumindest eine...nun ja, korrekte Ausführung. Deswegen nahm ich mir auch beim Entblättern Zeit und widmete mich den unterschiedlichsten Stellen dieser hellen Haut Celerinas. Aber auch hier war irgendwann die Zeit ausgereizt und meine Frau unbekleidet. Meine Bemühungen waren zwar auch an mir selbst nicht ganz spurlos vorüber gegangen, doch reichte es eben noch nicht aus. "Bist du dir wirklich sicher?" fragte ich, scheinbar aus Fürsorge, doch ging es mir im Grunde gerade mehr darum, von meiner eigenen misslichen Lage abzulenken, als um Celerinas Wohlbefinden.
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“Ah“, machte ich nachdenklich und fragte mich, warum der junge Mann sich nicht zunächst einen höheren Bekanntheitsgrad verschaffte. Der Name des seltsamen, verschollenen Legaten war zwar durchaus eine Referenz, doch eben nur für den Namen des jungen Decimus und nicht für seine Taten. Auf meine andere, indirekte Frage war er indes gar nicht erst eingegangen, was ich sehr wohl bemerkte. Dennoch, ich hörte mir zunächst an, was er weiters zu sagen hatte, und erst dann fragte ich ihn: “Und weshalb sollte ich dich unterstützen, Decimus? Abgesehen von deiner Verwandtschaft mit Decimus Meridius und dem ‚bekanntesten Legaten Roms’?“ Auf die Antwort war ich nun gespannt. “Kennst du denn einen der Männer, die sich in diesem Jahr der Wahl zum praetor stellen?“ war meine zweite Frage.
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Das direkte Lob von Ursus übersprang ich einfach. Und da er bezüglich dieser Grundstücksverschiebung mit meiner eigenen Meinung konform ging, sah ich auch hier keinen Bedarf für eine weitere Anmerkung und nickte nur. „Wie lange wirst du denn hier sein? Nach Mantua ist es schließlich auch nicht gerade ein Katzensprung, auch wenn die Entfernung im Vergleich zu Mogontiacum natürlich eindeutig vorteilhafter ist“, sagte ich. Es standen, neben dem Dokument für Ursus’ Erhebung in den Senat, also zwei Briefe aus, die ich definitiv in Kürze zu verschicken hatte: Einen an Avianus und einen an den armen Duccier, der wegen meiner Unpässlichkeit eine halbe Ewigkeit auf Antwort von mir hatte warten müssen. Höchst unangenehm und ebenso peinlich.
Als Ursus dann von Minervina sprach und die Sorge in seine Augen trat, beugte ich mich vor und legte eine Hand auf seine Schulter. “Mache dir keine Vorwürfe, Titus. Wir haben alle gesehen, dass es deiner Schwester hier auch nicht gut ging. Es war zuwenigst einen Versuch wert, sie an die Küste zu schicken, und letztlich ist zumindest die Luft dort um ein Vielfaches besser als hier in Rom. Wir können sie nicht zur Gesundung zwingen, wir können nur hoffen, dass sie zur Besinnung kommt, bevor es zu spät ist. Was hältst du davon, wenn wir Apollo und Meditrina ein Opfer darbringen?“ fragte ich Ursus und versuchte, ihm darüber hinaus die Schuldgefühle ein wenig zu nehmen. Ich selbst hatte stets das Gefühl gehabt, dass Minervina sich in Rom niemals richtig eingelebt hatte.
„Nein, einen Termin gibt es noch nicht, ebenso wenig wie für Manius und Arvinia von den Tiberiern, denn da gibt es noch Klärungsbedarf“, erwiderte ich und dachte an die Verhandlungen mit Durus. Was Ursus dann allerdings sagte, ließ meine Brauen nach oben gen Stirn wandern. “Eine mögliche Verbindung zu den Tiberiern?“ echote ich überrascht. “An welche Dame hattest du denn dabei gedacht?“ wollte ich zunächst einmal von meinem Neffen wissen, denn mir war keine weitere in Rom residierende Tiberia bekannt, was allerdings nichts heißen musste.
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Ihr Strahlen konkurrierte mit dem flackernden Licht der zahllosen Öllampen im Raum, die zudem eine beträchtliche Wärme abgaben, wie mir in diesem Moment bewusst wurde. Ich spürte die Schwere der toga auf meinen Schultern und den rauen Stoff auf der Haut an den Stellen, an denen die fein gesponnene tunica nicht dazwischen lag. Ich sog langsam Luft ein. Celerina hielt ganz still und schloss in Erwartung die Augen. Es war an der Zeit, dass die Ehe vollzogen wurde. Es gab für mich keinen Grund, es nicht zu tun. Ich mochte sie nicht lieben, doch war das für mich jemals ein Grund gewesen? Ich schluckte und kam ihr dann nahe, bis meine Lippen sachte über die zarte Haut ihres Halses striffen. “Das ist..gut“, sagte ich leise und schaltete den Kopf weitestgehend aus. Dann küsste ich sie, und ich gab mir alle Mühe, es nicht halbherzig zu tun. Ob es mir gelang, vermochte wohl nur Celerina selbst zu beurteilen. Die Augen meinerseits nun ebenfalls geschlossen, drängten sich Bilder in meinen Kopf, die weder zur Situation noch zu Celerina passen wollten. Um sie schnellstmöglich loszuwerden, beschloss ich ein forscheres Vorgehen und ließ die Hand zur verhüllten Schulter fahren, direkt unter den Stoff der feinen tunica recta Celerinas. Im Gegensatz zu dem Kleidungsstück, das dadurch einseitig ins Rutschen kam, regte sich bei mir indes nichts, sah man von meinem Atem und dem Herzschlag vielleicht einmal ab. Ich öffnete die Augen und betrachtete meine Frau aus kurzer Distanz. Rechte Worte wollten mir nicht einfallen, und Gedanken bezüglich meiner Leistungsfähigkeit wollte ich mir nicht machen, denn sie war ganz gewiss nur vorübergehend und würde in Kürze der harten Realität weichen. Um die Zeit bis dahin zu beschleunigen, hob ich Celerina ganz plötzlich hoch und ging die paar Schritte mit ihr auf den Armen zum Bett hin, auf dem ein kitschiges Herz aus roten Rosen geformt dalag und uns willkommen hieß. Mit einem Knie zerstörte ich das Symbol der süßen Verheißung, als ich meine Frau weich bettete. Direkt im Anschloss entledigte ich mich der toga, behielt die tunica allerdings noch an, um die immer noch vorherrschende Flaute verbergen zu können. Ja – ich schämte mich. Zumindest ein klein wenig. Denn eigentlich sollte der Vollzug der Ehe problemlos vonstatten gingen, und dass die Götter selbst einen Anteil an meinem derzeitigen Unvermögen hatten, wagte ich ehrlicherweise zu bezweifeln. Dazu waren die Bilder hinter meiner Stirn zu eindeutig sivlastig, was mich rein theoretisch eigentlich nicht hätte abhalten sollen. Es war trotzdem so. Und deswegen beschränkte ich mich eben vorerst auf die toga und darauf, Celerinas Wange mit dem handrücken zu streicheln. Verflixt noch eins! Konnte man Standhaftigkeit erzwingen?
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Nachdem Laevina und Arvinia das Zimmer verlassen und auch Orest sich kurz entschuldigt hatte, waren Durus und ich allein. Gut gesättigt durch das wunderbar zubereitete Mahl, lehnte ich mich ein wenig zurück und seufzte, während ich mir den Weinbecher erneut füllen ließ. "Durus, mein Freund, ich kann es nur immer wieder sagen: Du beweist einen exzellenten Geschmack bei deinen Gastmählern und cenae. Jedes Mal muss ich darum fürchten, die nächste toga enger schneidern lassen zu müssen", witzelte ich und grinste. Ich sah hinaus, dorthin, wo Orest eben verschwunden war. "Arvinia ist eine sehr angenehme junge Dame", stellte ich fest und wandte mich wieder zu Durus um. "Nun, sollen wir schon beginnen?" fragte ich ihn. Er würde wissen, was ich meinte.
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Ohne zuvor gefragt zu haben, bekam ich sogleich eine Antwort, was bedeutete, dass ich nicht preisgeben musste, mich nicht erinnert zu haben. Und jetzt, da der Decimus es ausgesprochen hatte, konnte ich sein Gesicht auch wieder zuordnen. "Ja, ich erinnere mich. Und auch daran, dass du nicht allzu schlecht abgeschlossen hast. Du möchtest dich zur Wahl stellen?" fragte ich nach, denn Decimus Crassus hatte bisher eigentlich kaum Reden von sich gemacht oder wenn doch, dann war es nicht bis an meine Ohren gedrungen. "Ich muss gestehen, dass ich eigentlich nicht viel über dich weiß, Decimus... Welches Vigintivirat würde dir denn zusagen?" wollte ich wissen und hoffte dadurch natürlich, ein wenig mehr über den jungen Mann vor mir zu erfahren.