Ein wenig verständnislos dreinschauend, seufzte ich ein weiteres Mal. "Mein Vater wäre mit dir als seinem Sohn gewiss zufriedener gewesen", bemerkte ich, denn Vater hätte meine Aversion das Militär betreffend gewiss nicht gut geheißen und Ursus für sein Engagement gelobt. Die Begründung seine immer noch ausstehende Erhebung betreffend konnte ich kaum glauben. Einerseits sollte man doch meinen, dass das Familienvermögen ausreichte, um Ursus in den Senat zu bekommen, andererseits verstand ich nicht, wie ein Mann wie er - der doch zwei Amtszeiten so eng mit dem consul Aelius zusammengearbeitet hatte, nicht entsprechend bedacht worden war. Immerhin hatte Aelius Quarto, der doch der Bruder des Kaisers war, stets löblich von Ursus' Arbeit gesprochen. "Ah. Es ist mir unverständlich, dass diese Formalitäten zu einem Aufschub deiner Aufnahme in den Senat geführt haben. Man sollte doch meinen, das Vermögen der Familie sei aussagekräftig genug. Ich sage dir, Titus, die Bürokratie wird noch einmal unser aller Todesurteil sein." Nach dieser Weisheit hielt ich einen Moment inne, verwundert über mich selbst, der ich mich anhörte, wie mein eigener Großvater. Ich blinzelte und fuhr dann fort. "Wenn es wirklich nur daran liegt, dann kannst du heute Abend gleich jemanden mit einer Besitzurkunde in den Palast schicken. Ob das Land nun unter deinem oder meinem Namen vermerkt, ist schließlich reine Formsache. Ich werde gleich im Anschluss an unser Gespräch ein entsprechendes Dokument aufsetzen."
"Hat er?" Es war, wie mir schien, tatsächlich so einiges an mir vorüber gegangen. "Ja, ich hatte das damals auch gemacht. Da gab es mehrere Gründe. Allerdings hatte man mich auch nicht im Außeneinsatz eingeteilt, glücklicherweise, möchte ich meinen. Ich war seinerzeit eher für die Instandhaltung und den reibungslosen Ablauf innerhalb des Lagers zuständig, und das war auch gut so." Und das nicht nur wegen meiner Aversion Pferden gegenüber. "Nun ja. Ich denke, ich werde ihm schreiben und nachfragen. Und Minervina werde ich auch schreiben. Ich teile deine Sorge. Es gab mal einen iatros namens Apollonius von Samothrake. Er hat einen tadellosen Ruf und ist einer der besten griechischen Ärzte. Ich werde nach ihm schicken lassen, vielleicht kann er sich deine Schwester auch einmal ansehen", sagte ich, denn auch ich machte mir Sorgen wegen Minervina. Leider hatte ich also vergebens gehofft, dass Ursus Brix' Erzählungen nicht bestätigen, sondern entkräften würde. Indes, dass Prisca und Laevina unterbeschäftigt waren, konnte ich mir gut vorstellen. Ich zog die Brauen hoch. "Also sozusagen alles wie eh und je. Severa wird es ähnlich gehen, nehme ich an. Laevina wird allerdings bald Tiberius Durus ehelichen, da sollte man meinen, sie würde ihre Zeit in die Gestaltung ihrer tunica recta investieren und keinen Unsinn mit Prisca treiben. Was sie betrifft, habe ich allerdings bisher niemand Bestimmten in Aussicht." Was gewiss nicht an eventuellen Kandidaten lag, sondern vielmehr daran, dass ich Prisca eigentlich nicht hergeben wollte...und es dennoch irgendwann tun müsste. Der junge Flavius Serenus wäre jemand, der in die engere Wahl käme. "Nun ja. Wie sieht es denn bei dir aus?" fragte ich meinen Neffen.