Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Ein entsprechender Blick zu dem scriba hin genügte, dass dieser aufsprang und in einem Regalfach an der Seite des Raumes nach einer derschmalen Papyrusrollen kramte. Wir hatten vor kurzem bemerkt, dass vorgefertigte Einverständniserklärungen nicht nur sinnvoll waren, sondern auch Gefallen bei den Leuten fanden. Der Schreiber fand sie, anschließend reichte er sie mir. Ich hatte derweil Tintenfässchen und Feder hervorgeholt und auf den Tisch gestellt, nun entrollte ich das Dokument, trug in den vorgefertigten Text Callistas Namen und den Balbus' ein und drehte es hernach so, dass Balbus es einsehen konnte. Ich deutete auf einen Punkt unterhalb der Einverständniserklärung. "Hier."

    "Etwa einhundertsechszig Doppelmeilen*", erwiderte ich auf ihre Frage hin und ließ einen Seufzer folgen. "Wenn wir gut durchkommen, sollten wir die Stadt in zwei, längstens drei Tagen erreichen." Dann legte ich doch den Arm um Siv, drehte mich dabei auf die Seite und zog sie ein wenig näher zu mir heran. Die nase vergrub ich in ihrem Haarschopf. "Wir sollten versuchen, noch etwas zu schlafen. Morgen ist ein anstrengender Tag. Also, genaugenommen heute. Es dauert sicher nicht mehr lang, bis die Sonne aufgeht", sagte ich zu Siv und versuchte all jene Gedanken auszublenden, die mir zuvor den Schlaf geraubt hatten. Es gelang natürlich nicht. So versuchte ich, mich auf Sivs Atmung zu konzentrieren, und ganz allmählich dämmerte ich auf diese Weise tatsächlich ein. Auch wenn es ein eher unruhiger Schlaf war, schlief ich letztlich doch ein.



    Sim-Off:

    * 1 Doppelmeile = 3km, Mantua ist rund 475km entfernt von Rom

    Abwägend ruhte mein Blick auf der Sklavin. Entweder war sie ohnehin von sehr ruhigem Charakter, oder aber sie war höchst folgsam und traute sich deswegen nicht, etwas zu sagen. Ich schürzte die Lippen, biss dann ein weiteres Mal krachend in den Apfel. Charis indes bediente sich ein weiteres Mal beim Fleisch. Wie leicht man Freude bereiten konnte, dachte ich bei mir. Sie war so anders als Siv. Siv wäre damals lieber verhungert, als etwas von einem Römer zu nehmen, zumindest am Anfang. "Bist du als Sklavin aufgewachsen, Charis?" fragte ich sie. Das dürfte vielleicht erklären, warum sie so lammfromm und zurückhaltend war. Nicht, dass mir das nicht gefiel - es war regelrecht erfrischend in dieser Welt, die heutzutage zum Großteil aus störrischen Sklaven zu bestehen schien. Krachend nahm ich noch einen Bissen.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    ...


    Dem Soldaten war ich gefolgt, obgleich ich den Weg bereits kannte. An der porta traf ich auf Durus, der scheinbar soeben geklopft hatte. "Durus, schön dich zu sehen", grüßte ich ihn, als ich neben ihn trat und der miles sich auf den Rückweg machte. Ich überlegte, ob wohl die gleichen Gäste geladen waren wie bei seinem eigenen letzten convivium, abgesehen von Artorius Avitus, hieß das. Nun, gleich würden wir es herausfinden.

    "Der cursus iuris steht mir auch noch bevor", gab ich zurück und sah ein wenig zweifelnd drein. Das Recht war ein Gefilde, in dem ich mich bisher noch nicht so heimisch fühlte, sah man vom Erbrecht einmal ab. "Welche Militärkurse hast du denn schon absolviert?" Ich erinnerte mich noch gut an das dritte Examen an der Akademie. Dabei fiel mir etwas ein: "Titus, weißt du, was mir gerade einfällt? Ich habe mein drittes Examen gemeinsam mit Artorius Avitus gemacht. Interessant, wie schnell er danach zum Präfekten ernannt wurde. Ob das vorher schon feststand?" Das bedeutete auch, dass ich ihn bereits kannte. Herrje, damals war mir der Name des Mannes noch unbekannt gewesen, heute hatte er einen Namen. Wie sehr sich die Dinge wandelten... Ich wurde alt. Schrecklich.


    "Hm. Wenn du so fragst... Ich weiß leider keinen, nein. Einer meiner Klienten hat seinen Laden vor kurzem erst geschlossen, ihm fehlte der Nachwuchs. Er hat sich beklagt, dass gerade die Jüngeren nicht mehr gern handwerklich tätig sind." Ich runzelte die Stirn. "Artorius Reatinus? Hmh." Ich dachte an den Brief bezüglich des Patronats und sah kurz finster drein. "Nun ja, in Anbetracht der Transportzeiten, die sich durch den Schnee in den Alpen sicher vervielfachen, wäre das allerdings erst die letzte Möglichkeit, oder? Ich würde eher einem Steinmetz vor Ort den Auftrag erteilen. Da fallen auch Reklamationen einfacher, wenn etwas nicht so sein sollte, wie es bestellt wurde."

    "Um genau zu sein, war ich mir darüber selbst noch nicht so ganz sicher, als du eben zur Tür herein kamst", erwiderte ich und Pyrrus grinste. "Deswegen habe ich auch noch keine Pläne. Ich müsste mir mal ansehen, wann die Thermen zuletzt inspiziert worden sind...und wenn ich es mir so recht überlege, sollte man diesem Taschenladen auch einen Besuch abstatten. Dieser Du... wie hieß der gleich?" "Dulcus et Gabbanus!" brachte sich Pyrrus ein, ohne aufzublicken. "Ja, richtig. Genau der." Denn ich hegte den Verdacht, dass die exquisiten Lederarten nicht von den Tieren stammten, die auf dem Etikett angepriesen wurden. Das hatte ich erst neulich bemerkt, als ich etwas für...nun, als ich etwas gekauft hatte. "Bezüglich der Spiele muss ich noch überlegen, was genau das wird... Ich habe gehört, dass Flavius Gracchus auch kandidiert. Eventuell ließe sich da etwas Gemeinsames draus machen, das muss ich aber erst noch abklären."


    Das Ulpianum betreffend hatte ich mir beinahe schon so etwas gedacht. So nickte ich also. "Ich bin schon länger nicht mehr daran vorbei gekommen... Steht denn die Innere Halle schon, in der ein Bildnis von Iulianus platziert werden soll?" Ich überlegte. Sicher hatte Ursus daran gedacht, die Betriebe einiger Klienten in die Verhandlungen miteinzubringen, wenn es um die Innenausstattung des Ulpianums ging.

    Ich dachte daran, wie ich meinen Klienten aufgetragen hatte, Avianus und Ursus tatkräftig und farbenfroh mit Wandsprüchen zu untersützen, und musste schmunzeln. "Ja", erwiderte ich schlicht. "Na, das ist doch was. Dann würdest du der vierte aurelische decemvir werden. Und bei Rückfragen hast du es einfach, du musst nur nebenan klopfen. Ob rechts, links oder gegenüber wäre da vollkommen gleich." Ich grinste kurz, natürlich war das im übertragenen Sinne gemeint, denn wir vier hatten unsere Gemächer nicht so dicht nebeneinander. Andererseits bedeutete Orestes' Vorhaben auch, dass wir ein neues Arbeitszimmer brauchten, es sei denn, er nahm das von Avianus. Ich überlegte, blinzelte dann, als er vorschlug, ich solle mich ausruhen. "Später. Ich muss erst noch..." Ein Niesen schüttelte mich, ich hatte mich gerade noch abwenden können. Ich schniefte und seufzte resigniert.


    "Senatoren? Hmh, Purgitius Macer solltest du aufsuchen, er ist zwar Tiberius' Patron, aber sicher ist sicher. Aelius Quarto kannst du sprechen, wenn du deine Kandidatur bekanntgibst. Wen gäbe es da noch... Tiberius Durus und die Flavier sind Freunde der Familie, da sollte es eigentlich keine Probleme geben. Die Germanicer sind mir persönlich etwas suspekt, aber ein Besuch kann da auch nicht schaden - nur ob er dir etwas bringt, kann ich nicht einschätzen. Decimus Meridius ist zur Zeit gar nicht in Rom, ebenso wie die Vinicier..." Ich unterdrückte einen erneuten Nieser, der mich nur schüttelte, aber nicht herausbrach. "Also, Purgitius Macer und Aelius Quarto sind meiner Ansicht nach deine wichtigsten Anlaufstellen. Bei den anderen, die ich dir genannt habe, musst du abwägen, ob es sinnvoll ist, wenn du sie vor der Ansprache im Senat aufsuchst."

    Amusement blitzte in meinen Augen auf, als die zierliche Sklavin sich ein Stückchen Hühnchenfleisch nahm und es sich hastig in den Mund schob. Wie sehr sie den Geschmack genoss, verrieten die geschlossenen Augen und der leicht verzückte Gesichtsausdruck. Schmunzelnd betrachtete sich sie beim Genießen. Die geschwungenen Lippen glänzten ein wenig. Ich sah auf den Apfel in meiner Hand.


    Kurz darauf bemerkte ich ihre leichte Entrüstung über meinen Auftrag, doch sie nahm ihn letztendlich doch an. Was sollte sie auch anderes tun? Noch gehörte sie mir, und selbst wenn ich sie Celerina schenkte, so würde sie letztendlich doch wieder in dieses Haus zurückkehren. "Sehr schön. Ich werde dir das entsprechend vergelten und nicht vergessen", versicherte ich ihr. "Die Hochzeit wird am siebten Tag vor den Iden des Februar stattfinden. Ab diesem Tag wirst du dann wieder hier leben, gemeinsam mit Celerina. Es wäre also nicht schlecht, wenn du dich vorher schon mit den anderen bekannt machst, aber so wie ich Brix verstanden habe, hast du dich bisher gut eingegliedert, also sollte das kein Problem sein. Ich denke, es wäre eine nette Geste, wenn du an den Saturnalien etwas für deine neue Herrin hast. Wende dich diesbezüglich an Brix und sage ihm, dass er dir die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen soll. Celerina teilt im Übrigen meine Passion, was die Flora anbelangt, vielleicht kannst du damit etwas anfangen bezüglich des Saturnaliengeschenks. Bis es soweit ist, habe ich im Grunde nicht viel für dich zu tun. Du sagtest, dass du versiert im Umgang mit Pflanzen bist? Bisher hat sich Siv um den Garten gekümmert. Ich hatte die Idee, hier drinnen im Haus auch einige Kübel aufzustellen. Ich möchte, dass du dich mit Siv darum kümmerst und mit ihr gemeinsam entscheidest, auch was nötiges Steinzeug betrifft. Auch da wird sich Brix um das Finanzielle kümmern." Ich verstummte und sah Charis an. Mir wurde bewusst, dass das ganz schön viele Informationen auf einmal gewesen waren. Deswegen schob ich ein Lächeln hinterher. "Wenn du noch etwas möchtest, greif nur zu."

    "Der consul Aelius? Das ist eine Überraschung. Aber ich nehme die Einladung gern an. Hm, ich wollte ohnehin noch meine Kandidatur zum aedilis bekanntgeben. Ich denke, ich werde persönlich vorsprechen und mich gleich für die Einladung bedanken", überlegte ich laut vor mich hin. Den neuen Präfekten kennenzulernen, wäre etwas Interessantes, nachdem man uns schon nicht wie andere auch mit einer Einladung bedacht hatte. Ich hatte der Amtseinführung daher nicht beigewohnt, immerhin zählten wir nicht zum schaulustigen Plebs, auch wenn die Einführung eines neuen Prätorianerpräfekten sicher ein denkwürdiges Ereignis war.
    "Wie geht es mit eurem Bauvorhaben voran? Die Amtszeit neigt sich ja nun bald wieder dem Ende zu. Meinst du, ihr schafft es?" erkundigte ich mich dann.

    Es folgte tatsächlich nichts weiter. Aus den Augenwinkeln suchte ich Orestes' Blick. Ich war nun also kein septemvir mehr. Varinius Venno wandte sich halb ab, ich wollte es ihm gerade gleichtun, als der Kaiser noch einmal das Wort erhob, und was er sagte, erschütterte mich. Nicht, dass er eine schlechte Wahl getroffen hatte, ganz im Gegenteil, aber allein der Umstand, dass der Kaiser so offensichtlich die religiösen Belange als unwichtig abstempelte, indem er einen Vertreter ernannte, der in seinem Namen.... Ich schluckte verhalten und gab mir äußerste Mühe, nicht allzu entsetzt dreinzuschauen. Mein Blick wanderte zu den anderen pontifices hin, zu Durus, Gracchus, dem Cornelier und dem Curiatier, die ich alle kannte. Ich wusste um Durus' Meinung bezüglich Valerian, und gerade das machte es noch interessanter, seine Reaktion zu sehen als seine Worte zu hören, die ohnehin nur eine Zustimmung und Dank sein konnten.

    "Mhm. Da hast du wohl recht", murmelte ich und nickte ein wenig lahm. Gerade jetzt wäre es wohl sinniger gewesen, im Bett zu liegen und zu dösen. damit ich die Zahl nicht vergaß, ritzte ich sie mit dem Griffel ins Wachs einer Notiztabula. Ich sollte den Verwalter auch fragen, wie sich Fhionn so machte, überlegte ich. Orestes setzte sich gerade hin, als ich den Griffel wieder weglegte. "Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, eben weil auch Minervina sich so zurückzieht", erwiderte ich. "Das Vigintivirat steht dir sicher gut. Du hast dir auch einen Namen in der heisigen Priesterschaft gemacht, da sollte es keine allzu großen Probleme beim Einstieg geben. Der ordo hast du auch - wie sieht es mit einer Vorstellung vom Tätigkeitsbereich aus? Ist ja fast schon zur Familientradition geworden, ein decemvir zu sein. Also, meine Zustimmung hast du in jedem Fall. Ich selbst möchte zum Ädil kandidieren."

    Ein wenig Schwindel und die leicht erhöhte Temperatur hatten mich nicht davon abhalten können, nach dem Mittag in meinem officium zu sitzen. Allerdings war es nicht gerade einfach, mit brummendem Schädel und trübem Blick die anfallenden Arbeiten so zu erledigen, dass man sie anschließend ad acta legen konnte, ohne sie klaren Verstandes eines weiteren Blickes zu würdigen. Gerade starrte ich Löcher in die dicke Luft, die hier derzeit herrschte, als es klopfte. "Mhmm", brummte ich und seufzte, als Orestes eintrat. "Ah, Manius, gut dass du da bist. Der vilicus auf Sardinien schreibt, dass er eine Gehaltserhöhung haben will. Meinst du, 25 Sesterzen in der Woche mehr sind angemessen? Oder doch besser nur 20?" fragte ich ihn, ehe mir aufging, dass er sicherlich nicht zufällig hereingestolpert war. Ich zog die Nase hoch. "Was gibt es denn?"

    "Gut. Dann bitte ich dich allerdings, mir bescheid zu geben, ehe sie ihre Reise beginnt. Sie muss ihren Eid vor den Göttern noch ablegen, bevor sie die Ausbildung starten kann. Und von dir bräuchte ich noch eine Unterschrift zur Einwilligung als ihr Vormund, damit alles seine Richtigkeit hat", erwiderte ich.
    "Das können wir gleich jetzt erledigen, wenn du möchtest, oder du gibst deiner Nichte ein entsprechendes Schreiben mit, wenn sie kommt, um ihren Eid zu schwören."


    Ad
    Quintus Philo
    insula in viae Flaviae in Roma



    M. Aurelius Corvinus Quinto Philo s.d.


    Quintus Philo, du wirst hiermit gebeten, dich ANTE DIEM VII KAL FEB DCCCLIX A.U.C. (26.1.2009/106 n.Chr.)* zur vierten Stunde in der villa des deines zukünftigen magister, Manius Flavius Gracchus, einzufinden. Er wird dir fortan in Belangen des cultus zur Seite stehen und dich auf die Opferprüfung vorbereiten.


    Vale.


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    ROMA, ANTE DIEM IX KAL FEB DCCCLIX A.U.C. (24.1.2009/106 n.Chr.)


    Sim-Off:

    *der Termin ist variabel, es besteht also kein Muss, erst/schon dann dort zu sein :)


    Lange schon war ich nicht mehr krank gewesen. An diesem Tag allerdings war es mir schwer gefallen, mich zu konzentrieren. Den Vormittag hatte ich mit einer halbherzigen salutatio und einer dösigen Senatssitzung verbracht. Am frühen Nachmittag hatte ich mich einigen Briefen zuwenden wollen, doch hatte ich Pyrrus bald wieder fortgeschickt und mir einen Spaziergang durch den Garten genehmigt. Vor der cena schließlich war mir nach einem Bad zumute, und im heißen Wasser war ich eigedämmert, bis Saba hereinkam und mich mit großen Augen daran erinnerte, dass ich heute Abend zu einem Gastmahl geladen war.


    Nach einer hastigen Wäsche und einem schnellen Ankleiden hatte ich mich ergo auf den Weg gemacht, nicht mehr als zwei Sklaven mitführend, da ich wusste, dass sie ohnehin würden warten müssen. "Salve, milites! Der ehrenwerte Senator und pontifex Aurelius Corvinus erbittet Zutritt zum Palatin", sagte Trautwini. "Er ist zur cena des consul geladen." Dann trat er zurück, um darauf zu warten, dass ich durchsucht wurde. Mein Kopf war ein wenig schwer und mir war trotz des dicken Mantels kalt. Ich hoffte, dass der Abend nicht allzu anstrengend - und ich nicht vollends krank - werden würde.

    Und prompt purzelten schon die ersten Gäste ins Speisezimmer. Ich wandte mich überrascht um. "Bona Saturnalia!" wünschte ich retour und grinste Philo und seinen Sklaven fröhlich an. "Das ist Quintus Philo", sagte ich zu den Anwesenden und deutete auf selbigen. Wie sein Sklave hieß, wusste ich nicht. Und nacheinander stellte ich ihm dann die anderen vor. "Meine Neffen Titus Ursus und Tiberius Avianus, meine Nichte Prisca, hier haben wir Laevina und das sind Siv, Caelyn, Alexandros, Louan und Charis." Schließlich gehörte es zu den Saturnalien dazu, dass man die Sklaven nicht unter den Tisch fallen ließ. "Setzt euch doch. Was kann ich euch zu trinken anbieten?"


    Ich griff nach einer Karaffe, und während ich Philo und seinem Sklaven das Gewünschte eingoss, hörte ich mit halbem Ohr Caelyn und Alexandros zu. Den Becher reichte ich den beiden Gästen und wandte mich grinsend zu Caelyn: "Er meint das Vogelnest auf deinem Kopf, glaube ich. Krähe oder Storch?" :D

    Es verwunderte mich ein wenig, wie viele andere außer mir noch die Ehre erhielten, ins collegium pontificium berufen zu werden, neben dem geschiedenen rex sacrorum und seinen zwei Helfern. Es verwunderte mich allerdings sehr, wie lapidar, beinahe salopp, der Kaiser schlicht die Namen von der Liste ablas. Ein Mann, der wohl Servius Varinius Venno sein musste, spitzte die Lippen und trat nach kurzem zögern vor, als sein Name fiel. Ich tat es ihm gleich, als der meine genannt wurde. Sicherlich würde der Kaiser nicht darauf verzichten, ebenfalls den Willen der Götter deuten zu lassen. Nur würde er es für alle gleichsam tun, wie ich annahm.


    Dass diese Annahme falsch war, merkte ich zeitgleich mit Varinius Venno, der scharf die Luft einsog, als der Kaiser fort fuhr. Eine meiner Brauen rutschte hinauf, auch wenn ich mich bemühte, nicht gar so entrüstet zu schauen. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei dieser ganzen Angelegenheit. Aber ich fühlte mich in den Worten bestätigt, die ich zu Durus gesagt hatte, als dieser vor kurzem mein Gast gewesen war. Ich würde dem Göttervater ein Opfer darbringen, allein schon, damit er um meinetwillen nicht erzürnt sein würde. Was Valerian sich hier heute leistete, war beschämend für ihn, beschämend für den cultus und beschämend für seinen Vater, der trotz allem immer noch die rechten Worte gefunden und die rechten Taten vollbracht hatte, um den Traditionen genüge zu tun. Sein Tod war ein größerer Verlust für Rom, als ich bisher geglaubt hatte.

    Von dem Glücksbaum im flavischen Garten hatte ich bereits gehört, ebenso von der schrecklichen Tatsache des Brandes im tiberischen Domizil und auch vom Blitzeinschlag vor dem Tempel der Concordia. Es war demnach nicht verwunderlich, dass Flavius Gracchus als Mund des collegium pontificium von einem prodigium sprach, das Handlungsbedarf dringlich machte. Die Sibyllinischen Bücher zu konsultieren, hielt ich allerdings angesichts des Umstandes, dass der Kaiser die rituellen Traditionen des cultus nicht sehr achtete, für indiskutabel. Es lag für mich eindeutlig auf der Hand, dass die Götter erzürnt waren über die Trägheit des Kaisers. Warum auch sonst war ein Blitz vor dem Tempel der Göttin der Einheit eingeschlagen? So hatte ich nichts weiter hinzuzufügen, sondern nickte lediglich ernst und zustimmend.

    "Ja, das ist richtig", erwiderte ich und nickte. Dass Balbus Verus kannte, gestaltete die ganze Angelegenheit noch einfacher. Seine Bedenken indes waren vollkommen gerechtfertigt. "Natürlich, es gäbe nichts, was dagegen spräche. Ich würde meine Nichten auch nicht im Schnee über die Alpen schicken, wenn es zu vermeiden ist. Mit deiner Erlaubnis werde ich allerdings Duccius Verus schon von seiner neuen Schülerin berichten, damit er gegebenenfalls mit den Vorbereitungen anfangen kann. Wie ich ihn kenne, wird er sich freuen."