Beiträge von Manius Sergius Glabrio

    Glabrio schlenderte einmal mehr durch die Märkte, die ihm immer mehr als ein hervorragendes Symbol für die Stellung Romas als Caput Mundi erschienen, da sich hier Händler und Waren aus allen Teilen der Welt tummelten. So kam er von Ständen mit exotischten Tieren zu dem Teil des Marktes, wo sich hauptsächlich Gewürzhändler versammelten und ihre Gerüche und Geschmäcker verbreiteten. Gewürze aus dem Partherreich und den Grenzen der bekannten Welt, die der große Alexander besucht hatte und einheimische Gerüche vermischten sich zu etwas, das ihm als synkretistischer Geruch aller Weltgegenden in die Nase stieg.
    Als er aufblickte, sah er ganz in der Nähe einen Magistraten, der anscheinend auch zu seinem Vergnügen - er würde nicht selber sich mit den Mitteln zum Leben versorgen - über den Markt wandelte.


    Glabrio überlegte, ob er diese zufällige Begebenheit nicht irgendwie nutzen konnte und bewegte sich dabei auf den ehrenvollen Diener Roms zu. Da er ihn nicht kannte, sondern nur auf Grund des Verhaltens der Händler und Leute um ihn herum schließen musste, wer der andere war, musste er vorsichtig sein, um nicht durch Dummheiten anstatt Vorteile nur Nachteile aus dieser Begegnung zu ziehen. Das Murmeln konnte er als "Furianus" verstehen, von dem er wusste - wer wusste dies schließlich nicht - dass er curulischer Ädil dieses Jahres sei. Hoffend, dass er sich nicht verhört hatte, sprach er ihn daher an:


    "O der Ehren sehr würdiger, Flavius Furianus! Seid Ihr dienstlich hier auf dem Markt, oder vertreibt Ihr Eure kostbare Zeit - wie ich, dessen Zeit sicherlich nicht halb so wertvoll ist wie Eure - auf diesem den Sinnen so angenehmen Markt, an dem sich Roms Größe und Wichtigkeit nur zu eindeutig zeigt?"

    Hier, so dachte sich Glabrio bewundernd, hatte sein Oheim also gewirkt. Der Name seines verstorbenen Verwandten sollte ihm hier einige Türen öffen, sein Fleiß und seine Talente würden dann das übrige sich ergeben lassen.


    Also ging er herein und suchte das officium des comes.

    Glabrio hörte Messalinas Stimme und trat ein.


    "Messalina.., ich hoffe Dich nicht zu stören. Nur wollte ich mich noch einmal entschuldigen, dass ich gestern Deine Trauer habe wieder aufleben lassen, da ich nicht wusste, dass Dein Vater, Ehre seinem Angedenken, nicht mehr unter uns weilt. Es tut mir leid. Du weißt ja vielleicht, dass ich in ihm immer so eine Vorbild suchte und wie er in Politik und Verwaltung mein Glück suchen will und jetzt ist er tot und ich weiß weder wie noch wann? Ist die Zeit der Trauer schon vorbei?"


    Glabrio hielt kurz inne um eine Reaktion abzuwarten.

    Glabrio hatte sich von der Reise erholt und war verwirrt aufgewacht. Alles kam ihm hier aus früherer Zeit bekannt vor und doch fremd. Die Ankunft, die er sich so schön vorgestellt hatte war ein Schock gewesen. Sein Oheim und Vorbild Stephanus war tot. Doch er wusste nichts darüber. So beschloss er bei Messalina zu klopfen, allerdings nachdem er lange überlegt hatte, ob er zu Seia oder zu Messalina gehen sollte, da er aber gelernt hatte, dass das Sprechen über den Verstorbenen die Trauer lindere und Messalina wohl noch stärker an dem Verlust trug, hatte er entschieden bei Messalina anzuklopfen, dies tat er und sprach:


    "Messalina? Bist Du da? Hast Du einen Moment Zeit für deinen Patruelis?"

    "Wenn wir von Städten reden, so muss ich wohl zugeben, dass ich auch in noch keiner Stadt gewesen bin als in Roma. Denn Athen ist ein kleines oppidum im Gegensatz zu unserer urbs. Aber es ist und bleibt ein Zentrum der Kultur und der Wissenschaften, Rom aber des Lebens!",


    sagte er, erhob seinen Becher und trank einen weiteren Schluck Weines,


    "Wie verbringt man den seine Freizeit in diesem Koloss von Stadt. In Athen war es einfach, es gab nicht so ein großes Angebot! Was kannst Du empfehlen?"

    Als er aufwachte war es heller Tag. Er wusste nicht ob noch der alte oder schon ein neuer, da ihm allerdings alles weh tat und sein Hals so trocken war wie ein Sommernachtmittag in Sicilia, beschlich ihn der böse Verdacht, dass er einen ganzen Tag geschlafen hätte. Nach und nach brach das kurze Treffen mit seinen Basen wieder in sein Gedächtnis ein: Stephanus war tot. Weder wußte er wann, noch wie er gestorben war und so saß er noch eine Weile grübelnd da und bediente sich an den Trauben und dem Brot, das man ihm in weiser Voraussicht bereitgelegt hatte. Danach erhob er sich und schaute sich im Haus um.

    "Ja. Das übliche. Hauptsächlich in Athen - auch wenn diese Stadt, vielmehr dieses Städtchen, seine beste Zeit schon lange hinter sich hat.Zuerst die Artes liberales. Dann Philosophie und Geschichtsschreibung. Und schließlich sollte ich dann auch noch Recht studieren, viel ist zwar von letzterem nicht geblieben, aber das kann ich hier in Roma ja noch nachholen. Habe gehört, dass man auch hier inzwischen ordentlich Recht studieren kann. Aber das werde ich dann je nachdem entscheiden, was für meine Laufbahn gut ist."

    "Das ist ja - nun fast schon komisch.", sagte Glaubrio nachdem sein neuer Bekannter abgesetzt hatte,


    "Auch ich war in Roma geboren worden und habe die ersten Lebensjahre hier verbracht, bin dann allerdings - einer alten Tradition gemäß nach Griechenland zu Studien geschickt worden und seit einigen Tagen zurück in Roma."

    Glabrio ging hinien freute sich wieder da zu sein und setzte sich auf sein Bett um noch einmal Revue passieren zu lassen, was ihm auf der Reise und jetzt wiederfahren war. Er merkte dabei nicht einmal wie ihn der Schlaf übermannte.

    Glabrio war wahrlich erschöpft, auch wenn er keinen Hunger hatte, da so vieles auf ihn eingestürzt war, dass ihm ersteinmal der Appetit vergangen war, daher antwortete er:


    "Du hast recht Seia, ein Schluck zu trinken und ein Bett, wären sicherlich nebst einem Bad Annehmlichkeiten, die mir gut tun würden. Nach Essen ist mir aber nicht zu mute."


    Danach sprach er leiser zu Messalina, als er die Umarmung vorsichtig löste:


    "Lass uns später und ausführlich reden. Du bist stark, ich weiß es."


    Dann schaute er wohin die beiden ihn bringen würden.

    "Ja mich wundert es auch. Zumal der erste Becher bei weitem nicht so excellent war. Wahrscheinlich hat unseren Wirt die Uniform beeindruckt... Warum auch immer, der Wein erfreut unseren Gaumen und unser Herz! Doch erzähl bist Du aus Roma oder wie ich auch erst seit kurzem im Zentrum der Welt?",


    fragte Glabrio in freundschaftlichem Ton.

    Nach nur kurzer Zeit - die Oliven waren gerade erst zur Neige gegangen - kam Sura. Als Glabrio ihn hereinkommen sah, rief er gleich dne Wirt zu sich, der gleich neuen Wein mitbrachte, so dass Sura, noch bevor er saß einen Becher Weines in der Hand hatte, so dass Glabrio Begrüßung und zuprosten in einem konnte, als er sagte:


    "Salve, Sura! Aber natürlich bin ich noch da, der Wirt ist so zuvorkommend, dass es eine Freude ist hier auch nur zu warten, dennoch ist meine Freude größer Dich hier wiederzutreffen. Also, stoßen wir an: Auf unser Rom!"

    Glabrio war ein weiteres Mal erfreut. Dieser Mann wollte ihn nicht einfach anwerben und war deshalb freundlich, sondern er war es wirklich, daher sagte er:


    "Entschuldigt, dass ich für einen kurzen Moment Euch für einen Werber gehalten habe, doch nun sehe ich, dass ihr wahrlich ein freundliches Wesen habt. Das gefällt mir und freut mich! Und ihr habt recht, alle Aufgaben, die unser Rom stärken sind wichtig. Doch gibt es nicht nur Aufgaben!"


    Er überlegte diesen Soldaten näher kennenzulernen, daher fragte er:


    "Glaubt Ihr nicht auch, dass es neben den Aufgaben noch die Muße gibt, die nicht zu unterschätzen ist? Vielleicht erzählt Ihr mir einmal bei einem Becher Wein - natürlich nach den Pflichten - von Rom, von dem was es für Euch ausmacht ein Römer zu sein und hier in der urbs Dienst otium und negotium zu verbringen...?"

    "Ich bin gerade von einigen Studien hier in Roma angekommen um mich neu zu orientieren. Allersings, so muss ich dich enttäuschen. Ich habe mich eigentlich schon für einen Weg entschieden: die öffentlichen Dinge."

    Seia war zu Hause und dann auch noch Messalina. Nicht oft war dies - so schätzte Glabrio - in letzter Zeit geschehen, was bei der Reiselust, die fast alle Mitglieder der gens in sich verspürten, auch keine große Überraschung war, und doch waren beide in Roma. Glabrio spürte, dass etwas nicht in Ordnung war und als Messalina sich auch noch - vielleicht auf Grund der Nennung ihres Vaters - von Traurigkeit - so meinte er zu empfinden - überwältigt in seine Arme warf, erklomm ihn eine Ahnung, dass der, bei dem er Unterschlupf zu finden glaubte, Stephanus, die Reise angetreten hatte, die jedem Menschen einmal bevorsteht.


    Also sagte er ersteinmal nichts und erwiederte die Umarmung, stütze seine Cousine und strich ihr tröstend durchs Haar.


    Nach einigen Momenten, in denen sie so zu dritt still und betrübt im Eingang der Casa standen, wagte er es wieder etwas zu sagen:


    "Messalina, meine kleine Base, ...ist er..."


    Die darauf entstehende kurze Pause verschaffte ihm die Gewissheit, die noch fehlte. Ja, Stephanus der - ehemalige - pater gentis war tot, darauf sagte er:


    "Das Schicksal nimmt nichts, was es nicht gegeben hat. Wir müssen also nicht nur traurig sein, sondern auch Dankbarkeit soll unser Herz erfüllen."


    Er drückte Messalina fester an sich, da auch er - auch wenn er sich stark gab - einen Kloß der Trauer spürte, da Stephanus ihm immer ein Vorbild war.