"Natürlich," sagte ich und warf einen kurzen Seitenblick zu Prisca. War das nun eine Anspielung auf unseren kleinen, aber feinen Ausflug ans Meer gewesen? Aber selbst wenn, es konnte mir die Erinnerung an diese schönen Stunden nicht verderben. Sie erhielten eine besondere Färbung, wenn ich daran zurück dachte, wie gut wir uns unterhalten hatten. Und, das musste ich ebenso erstaunt gestehen, ich hatte mich mit ihr hervorragend amüsiert, ohne sie gleich zu verführen (auch wenn es schwer gewesen war, der Versuchung zu widerstehen). Eine Heirat mit ihr war immer weniger abschreckend und erschreckend, egal, wie sehr ich doch meine Freiheit zu schätzen wusste - was Priscas Lächeln mir verhieß, war mehr als die Möglichkeit, bei jeder Frau zu liegen. Ich würde bei meiner Frau liegen, und sie würde mich willkommen heißen ...
"Ich hoffe nur, dass mir der Senat nicht irgendeine entlegene Provinz zuteilt, sollte ich tatsächlich demnächst zum quaestor gewählt werden," scherzte ich vor mich hin, ohne diese Konsequenz wirklich zu erwarten. Schließlich schickte man vor allem eher ungeliebte Kandidaten in die Ferne, damit sie nicht zu viel Einfluss in Rom gewinnen konnten.
Beiträge von Caius Flavius Aquilius
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Nunja. Ich hätte zwar gern nochmal ein schickes Gebet gehört, aber hier ging es schließlich nicht um mein Wohlbefinden, sondern um das des Mars, und der kannte seine Soldaten sicherlich und wusste, dass sie nicht allzu viele unnötige Worte machten. Übel nehmen würde Er es ihnen sicher nicht, zumindest hielt ich das für sehr wahrscheinlich.
Einer der camilli brachte eine Schale Wasser herbei, damit beide die rituelle Waschung vollziehen konnten, die vor dem Antreten eines blutigen Opfers üblich war - letztendlich ging ich davon aus, dass sie beide darauf geachtet hatten, dass sie gereinigt waren, was das Fernbleiben von blutigem Handwerk, Sexualität und ähnlichem mit einschloss, aber man konnte es eben nie genau vorher wissen.
Ein paar müßige Bürger blieben stehen und sahen zu, aber wirklich viele Zuschauer hatten wir nicht und würden sie um diese Zeit auch nicht bekommen, dafür waren noch zu wenig Leute unterwegs, und jene, die um diese Zeit durch die Stadt gingen, waren zumeist auch damit beschäftigt, sich um Rechtsangelegenheiten oder dergleichen zu kümmern, bevor es mittags zu warm werden würde.
"FAVETE LINGUIS!" rief ich über den Platz, breitete die Arme aus und gebot der 'Menge' Schweigen - die ohnehin nichts anderes machte als schweigend zu gaffen - aber Ritual war eben Ritual.Gemächlich wusch ich mir die Hände, die beiden Soldaten anhaltend, es mir gleichzutun, und da sie die Opferherren waren, kamen sie auch in den Genuss, sich die feuchten Fingern mit dem malluium latum abtrocknen zu dürfen, dann ergriff ich die Schale mit der mola salsa, jener üblichen Mischung aus Salzlake und Dinkelschrot, und begann, den Bock damit zu übergießen, um ihn als Opfertier für Mars zu kennzeichnen.
"Hiermit weihe ich Dir, O Mars, diesen Bock, auf dass Du dieses Opfer annimmst und den Worten dieser beiden aufrechten Männer Aufmerksamkeit und Gehör schenkst!" Dann reichte ich das Opfermesser an Decimus Serapio weiter, auf dass er als erster der beiden das Tier rituell entkleiden möge, wie es mit dem Streichen des Messers über den Rücken des Bocks angedeutet wurde. -
"Genau das. Aber bevor Du dazu schreiten kannst, dem Ferkel das Leben zu nehmen, beginnst Du damit, es richtig anzubinden und Dich zu vergewissern, dass es sich nicht befreien kann. Denn auch das wäre im Zweifelsfall ein schlechtes Omen übelster Sorte, also muss ein jeder Priester, bevor das Tier geopfert wird, sicher sein, dass es sich nicht losreißt. Einfach festhalten ist riskant, denn viele Tiere treten im Todeskampf aus, selbst bei einem Ferkel kann das üble Verletzungen mit sich bringen. Hier hast Du einige Leinen, das Ferkel kann Dir der camillus geben, lass mich sehen, wie Du es anbindest," antwortete ich schmunzelnd (denn ich hatte diese Lektion nur mit viel Wasser und wortwörtlicher Schweinerei auf dem Boden gelernt), nickte dem camillus zu, der vortrat und offensichtlich darauf wartete, dass Matinius ihm das kleine Tier mit den zarten rosa Schlappöhrchen abnahm. Eigentlich sah es zu jung und unschuldig aus, geopfert zu werden, aber auf solche Befindlichkeiten konnte man keine Rücksicht nehmen, sonst wäre wohl nie ein Tier auf dem Altar gelandet. Vielleicht war auch das der Grund, wieso so wenige Frauen sich heutzutage noch für den cultus deorum interessierten, viele weigerten sich, Tiere zu töten, aber ohne ein solches Opfer ging es eben nie, wenn es sich um eine wichtige Angelegenheit handelte.
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Zitat
Original von Marcus Aurelius Corvinus
Kurz darauf fiel mein Blick jedoch auf Aquilius und Prisca, die nebeneinander saßen und sich gut zu unterhalten schienen. In einem passenden Moment - schließlich wollte ich ihr Gespräch nicht unbedingt stören - lehnte ich mich etwas vor. Der Plebes begann bereits, das Theater zu verlassen. "Ein herrliches Stück. Dein Vetter beweist wieder einmal, wie feinsinnig sein Gespür ist. Ach, Caius, hättest du nicht Lust, uns in absehbarer Zeit zur cena zu besuchen?" fragte ich ihn mit hintergründigem Schmunzeln. Gewiss wusste er, warum ich ihn einlud, schließlich hatten wir bereits darüber gesprochen.Während so manche noch klatschten, gab es auf den Rängen das übliche Gewusel - die meisten der Besucher versuchten so schnell wie möglich nach draußen zu kommen, weil sie wussten, dass es sonst eine halbe Ewigkeit dauern würde, das Theater verlassen zu können. Den Vorteil hatten wir Patrizier wenigstens, man konnte sich Zeit lassen, wusste man doch die Sänften in der Nähe und wartend, sodass man sich nicht an der allgemeinen Jagd nach Mietsänften und Mietstühlen beteiligen musste.
"Gerne doch, wir haben ohnehin schon zu lange nicht mehr miteinander gespeist," sagte ich schmunzelnd, unser letztes Gespräch nur zu deutlich noch im Sinn. Ob es nun um die gewisse Sache gehen würde, die sich zu entwickeln begann? Aber auch als reiner Freundschaftsbesuch war mir eine solche Einladung genehm, und, wie mir schien, würde ich meine Nichte wohl mitbringen müssen. Zumindest hatte sie, wie es die Aufgabe jeder jungen Patrizierin war, zuerst in ihrer eigenen Gesellschaftsschicht nach einem passenden neuen Gemahl gesucht, und wenn sie für Corvinus Interesse aufbrachte, war es auszuschließen, dass ich auf ewig für sie finanzielle Verantwortung würde tragen müssen oder damit rechnen, sie eines Morgens heulend auf der Türschwelle aufzufinden, weil sich ihr Mann als grober Schläger entpuppt hätte. Alles andere musste sich weisen. -
"Wenn es Dich beruhigt, ich kann es auch nicht," sagte ich mit einem leichten Grinsen. Sticken war für einen römischen Mann ohnehin keine als passend erachtete Tätigkeit, aber ich hatte auch nie verstanden, wieso man Frauen dazu zwang, sich mit dieser geisttötenden Beschäftigung die Zeit zu vertreiben, wenn man doch Sklaven für derlei hatte. Eine Römerin sollte lieber gebildet sein, Zeit dafür haben können, sich mit den Schriften der bedeutenden Dichter zu unterhalten, eigene Verse zu schreiben denn irgendwelche Kleidungsstücke mühevoll zusammenzubasteln, außer, sie fand wirklich Freude und Vergnügen daran. Aber bisher hatte ich auch noch keine Frau kennengelernt, die daran wirklich Spaß gefunden hatte.
"Wie traurig - kein Sklave zum peitschen, keine Handarbeit, die Deine Lust erwecken könnte, sich damit zu beschäftigen, statt dessen hast Du die Bibliothek ausgeräumt und Deinen hart arbeitenden Onkel um sein einziges Vergnügen gebracht!" sagte ich im anklagenden Ton, ließ mich neben ihr nieder und streckte mit einem vernehmlichen, theatralischen Ächzen die Beine aus, ganz wie ein alter Mann. Die Imitation war zumindest für meinen Geschmack brauchbar, aber ich hatte durch meine Mitpriester auch stets gutes Anschauungsmaterial gehabt.Nun hatte sie nicht unbedingt viel Platz und ich auch nicht - jene Tendenz des hispanisch-flavischen Familienzweigs, wie unsere bäuerischen Vorfahren hoch aufzuschießen, hatte mir eine überdurchschnittliche Körpergröße verschafft - aber es war mir nicht unangenehm. Welchem Mann wäre die Anwesenheit einer hübschen jungen Frau schon unangenehm gewesen? Ich blickte zu ihr und schmunzelte schließlich.
"Ein schöner Tag, um in aller Ruhe zu lesen. Womit beschäftigst Du Dich denn gerade?" Ich versuchte, von oben einen Blick auf die Schriftzeichen zu werfen, aber sie waren ein bisschen zu klein für mich, um sie auf dem Kopf stehend gut entziffern zu können, also schweifte mein Blick in ihr Gesicht zurück.
"Es gibt Tage, da beneide ich jeden, der diese Freiheit noch besitzt, sich die Stunden mit Vergnügen anzufüllen - aber ich habe sie dann zumeist auch noch mit Wein und Frauen angefüllt, da blieb die Belesenheit dann gerne auf der Strecke." Dennoch waren meine Erinnerungen an diese wilde Zeit in Achaia voll des goldenen Lichts und mir lag ein wehmütiges Seufzen auf den Lippen, das ich gerade noch so unterdrücken konnte. -
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Gerade hatte Acanthus die lang ersehnte neue Ausgabe von 'Sklave Gaius ist der Beste' ergattern können, die zuerst vom jungen Herrn Serenus gekauft wurde, um dann zuerst insgeheim unter den Herrschaften, dann unter den des Lesens mächtigen Sklaven zirkulierte, als es an der Tür klopfte, und diese unwillkommene Unterbrechung seines Lesevergnügens ließ den ianitor der Flavier noch missmutiger dreiblicken als sonst.
"Wer bist Du und was willst Du?" schnauzte er den aurelischen Sklaven in bester 'lass mich in Ruhe' Manier an, welche bisher immer geholfen hatte, lästige Vertreter oder unwillkommene Klienten das Fürchten zu lehren. -
Es kam mir vor, als sei es gestern erst gewesen, als ich das erste Mal hierher gekommen war, mit einer Menge Illusionen über das Leben eines Politikers und vor allem über den dabei zu erntenden Ruhm. Letztlich gewann man vor allem Erfahrung, und die war, wie es die Philosophen nie müde wurden zu betonen, unbezahlbar. Aber ich hätte auch nicht gewusst, was ich mir sonst hätte kaufen sollen. So hatte ich mich am Abend nach einem längeren Tag im Tempel wieder einmal zum Haus des Seppius Septimus tragen lassen, und einer unserer irgendwie stets austauschbar aussehenden Haussklaven klopfte höflich, aber nicht zu leise an die porta der durchaus ansehnlichen villa. Dass der Hausherr anwesend sein würde hielt ich im Anbetracht der Tatsache, dass derzeit noch Kandidaturen verkündet werden durften, für recht wahrscheinlich.
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Könnte ich einen tigergestreiften Kuchen backen,
so hätt ich Dir sicher einen gemacht.
Ansonsten müssen es eben ganz liebe Grüße sein,
die beim nächsten Treffen mit einer dicken und gemeinen
[SIZE=5]Umarmung[/SIZE]
überbracht werden.
Lass es Dir auch im folgenden Jahr gut gehen, hoffentlich mit
weniger Ärger, mit weniger unangenehmen Begleiteffekten und
viel Spaß, Kreativität und einfach einer riesigen Portion Lebensfreude! -
Ich hielt Bridhe in meinem Blick - sicher war sicher - und lenkte mein Pferd an die Seite der Straße, denn die entgegen kommenden Gespanne nahmen doch einiges an Platz ein. Schien sich die ganze Welt heute auf einem Ausflug zu befinden oder war dies normal? So oft hatte ich meine freie Zeit schließlich auch noch nicht auf der Straße verbracht, und so musste ich den Ausblick hinnehmen, wie er sich eben bot - mehr werdende Reisende und ein Tag, der uns wohligen Sonnenschein versprach, denn schon jetzt war der Himmel wolkenlos und die vage Wärme von oben ließ mich auf mehr hoffen. Es war lange her, dass ich vollkommen ohne wirkliche Pflichten einfach Rom verlassen hatte (der Ausflug mit Prisca war auch zur Hälfte ein Teil Pflicht gewesen, denn eine Brautwerbung musste man schließlich ernst nehmen und planen), und ich begann, diesen Umstand zu genießen. Bridhe schien nicht zu den Menschen zu gehören, die auf dem Weg viel sprechen mussten, um sich die Zeit zu vertreiben, und auch das empfand ich als angenehme Abwechslung. Sinnlose Worte wurden mir tagsüber genug entgegen geworfen, wenn nicht nachgetragen, ich vermisste sie nicht, kein bisschen. Der blaue Himmel, der würzige Geruch nach Leben und Land, der im frischen Morgenwind lag, dieser Ausblick auf ein, zwei Tage in aller Ruhe, ohne irgendwelche störenden Einflüsse, das reichte mir vollkommen.
"Nunja, das Interessanteste dürfte wohl der Hafen sein," sagte ich und lächelte kurz, "..hier landen Schiffe aus allen möglichen Provinzen an und verladen ihre Waren, die dann nach Rom gebracht werden. Wenn du einmal richtig exotische Dinge sehen willst, müssen wir hier die ansässigen Händler besuchen, einige haben Niederlassungen auch in Ostia, aber mit entsprechend horrenden Preisen, die dann in Rom selbst unbezahlbar werden." Ich hatte zwar nicht vor, allzu viel einkaufen zu gehen, aber wenn sie Freude daran haben würde (und daran zweifelte ich nicht, ich hatte bisher keine Frau kennengelernt, die nicht gerne einkaufen gegangen wäre), dann würden wir eben auch irgendwelchen Krempel einkaufen, den sie sicherlich nicht einmal brauchte. Letztendlich saß mir das Geld einfach zu locker, sehr zu Stratons Missvergnügen, und ich gab es immernoch lieber aus, als es zu horten.
"Aber ich denke, auch das Forum von Ostia kann sich sehen lassen, wegen der Händler und der vielen verschiedenen Menschen - ich persönlich mag jedoch Ostias Umgebung am liebsten, die Landschaft ist schön und friedlich, und man kann stundenlang ausreiten, wenn einem danach ist. Es kommt eben ganz darauf an, was Du gerne sehen möchtest." Ich blickte wieder auf die Straße und glaubte in der Ferne schon den Umriss des Gasthauses zu erkennen, das ich als erste Zwischenstation eingeplant hatte - wobei ich mir nicht sicher war, ob dies so eine gute Idee sein würde, Bridhe hatte schließlich vorhin erst ihren Magen in die umgekehrte Richtung entleert. -
Freie Tage waren etwas wunderbares. Gerade meine letzte Amtszeit hatte mir dies vor Augen geführt, denn sie hatte aus einer nahezu endlosen Reihe an Tagen voller Aktenarbeit und ähnlich gelagerten Tätigkeiten bestanden, die sich alle in erschreckender Weise geglichen hatten. Jene wenigen, freien Augenblicke, die ich mich zum lesen, trinken oder reiten hatte zurückziehen können, waren mir im Nachhinein wie goldene Stunden erschienen, voll des entspannenden und weichen Lichts, in dem ich meine verbrauchten Reserven wieder hatte auffüllen können. Letztendlich waren es nur wenige gewesen und nach dem geschäftigen Jahr war ich nicht unglücklich darüber, dass unsere Vorväter es so gefügt hatten, dass nach einer Amtszeit erst einmal ein Jahr Pause sein musste, bevor man sich wieder bewarb -so mancher wäre ansonsten wohl am frühen Herzschlag elend zugrunde gegangen, aufgefressen zwischen Pflicht und Amt. Zumindest darum musste ich mir derzeit keine Gedanken machen. Als Priester waren die Tempelpflichten zwar vorhanden, aber nicht so übermäßig beanspruchend, dass ich mir nicht zwischendrin auch einmal einen Tag hätte freinehmen können - und da sich das Wetter an diesem Tag als besonders schön durch frühen Sonnenschein und wolkenlosen Himmel angekündigt hatte, hatte ich einen Sklaven zum Tempel geschickt und mich entschuldigen lassen. Akute Kopfschmerzen oder sonst ein grässliches Leiden, das mir erlauben würde, den ganzen Tag zu faulenzen. Meinen Mitpriestern, die zumeist schon älteren Lebensdatums waren, würde es nicht schaden, in Grüppchen vor dem Tempel stehen zu können, um dort nach Herzenslust über die vorbei laufenden Bürger zu klatschen.
Allerdings hatte mir diesen Tag ein Blick in die Bibliothek verdorben - irgendwer war früher da gewesen und hatte sich genau den Catull-Text mitgenommen, den ich hatte haben wollen. Leicht brummelig nahm ich mit einem recht zerlesenen Exemplar der Metamorphosen Vorlieb und schickte mich seufzend in mein Schicksal, selbst an einem gestohlenen freien Tag nicht alles von dem zu bekommen, was ich hatte haben wollen - aber so war es eben im Leben. Man bekam selten, was man wollte, noch seltener, was man verdiente und die meiste verbliebene Zeit einen Tritt in den Hintern. Müßig schlenderte ich durch den Garten, mein refugium ansteuernd, in dem der zerschmetterte Tisch inzwischen längst ersetzt worden war, aber ich kam nicht dazu, meinen Weg zu vollenden, wurde ich doch wieder einmal von jenem abgelenkt, was einen Mann wohl zu jeder Zeit ablenken konnte - dem Anblick einer hübschen, jungen Frau, die zudem noch versunken in ihre Schriftrollen war. Dass sich darunter eventuell auch mein Catull befinden könnte, kam mir gar nicht in den Sinn, noch weniger, dass sie meine Nichte war. An solche Dinge wollte man auch nicht unbedingt dauernd denken müssen, es verdarb jeden Spaß am Geplänkel.
"Wie ich sehe, gibst Du Dich einem höchst lästerlichen Vergnügen hin, Celerina," sagte ich mit gespielter Strenge, aber doch schmunzelnd. "Sollte eine junge Dame nicht solch unsinnigem Blödsinn nachgehen wie beispielsweise dem Sticken oder Sklavenauspeitschen?" -
"Lebenswichtige Organe ist das richtige Stichwort," sagte ich zufrieden und nickte. "Du hast zwar nicht alle entscheidenden Organe genannt, aber das Prinzip war in jedem Fall richtig. Neben Leber, Lunge und Herz sollten auch Bauchfell und Galle dabei sein, gerade bei größeren Tieren erkennt man Verwachsungen und Missbildungen in der Galle sehr gut, sollten sie auftreten, in sofern solltest Du darauf nicht weniger achten als auf die Qualität der größeren Organe." Für einen Anfänger war er erfreulich gut vorbereitet, was mir meine Arbeit leichter machen würde, was ich nicht ohne eine gewisse Beruhigung feststellte. Schließlich hatten wir den Altar samt Morgensonne erreicht und einer der camilli trat auf uns zu, ein sich windendes und quiekendes Ferkel mühsam mit seinen Armen gebändigt.
"Und was machen wir nun?" fragte ich in Richtung des Matiniers und lächelte. Ein allzu breites Grinsen wollte ich ihm nicht antun, zumal die vorgesehenen Handlungsschritte auch bei einem häuslichen Opfer nicht allzu unterschiedlich abliefen. Letztendlich lag es auch fast auf der Hand. -
Und wieder anwesend ... Postings folgen
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Werde von Freitag mittag bis einschließlich Sonntag in Sachen LARP absent sein. Montag dann in alter Frische und neuen blauen Flecken zurück
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Als sich ihr Körper langsam entspannte, atmete ich auf - es wäre schade gewesen, hätte sie sich so schlecht gefühlt, dass wir hätten umkehren müssen, aber das schien nicht der Fall zu sein, es war doch nur die einfache Form der morgendlichen Übelkeit, die Schwangere gerne überfiel.
Dass sie sich in meinen Arm schmiegte, überraschte mich ein wenig, aber es war keine unangenehme Überraschung, immerhin war dies eine angenehme Abwechslung zum Auf und Ab der letzten Wochen - so zog ich sie etwas an mich, und hielt sie einfach, bis sie sich von selbst losmachte und prompt wieder deutlich gesünder wirkte. Es half eben doch, manchmal ein bisschen langsamer zu machen, sich Zeit zu lassen und zu warten, bis es wieder von alleine ging, anstatt sich künstlich zu hetzen, wie es so viele Menschen gerne taten. "Du musst Dich nicht entschuldigen, Bridhe, das passiert nunmal. Selbst wenn Du etwas gegessen hättest, das wäre wahrscheinlich auch noch mit herausgekommen," ich zwinkerte ihr amüsiert zu, bevor ich mit ihr wieder zurück zu den Pferden ging, dann Tuch und Wasserschlauch verstaute. Da sie auch beim Gehen nun wieder sicher auftrat, sich dann auch wieder recht geschmeidig auf Carmelinas Rücken hinauf schwang, war ich beruhigt und tat es ihr auf Lapsus gleich, dann nahmen wir den Weg wieder auf.Einige Reisende mehr, alle unterwegs nach Rom, kamen uns nun entgegen, Händler, die ihre Karren mit Waren geleert hatten und den Rückweg nach Ostia antraten, waren weit hinter uns und vereinzelt schleppten sie sich auch langsam voran, während die Tiere müde schnauften und wohl froh sein würden, wenn ihre Ställe erreicht waren. Rom wurde nachts mit neuen Waren beliefert, war dies doch die einzige Zeit, in der Gespanne auf den Straßen Platz hatten und nicht dauernd irgendwelche lästigen Fußgänger im Weg standen - glücklicherweise wohnten wir Flavier weitab von solchen Verkehrswegen, mit dem Lärm mussten sich vor allem die proletarii herumschlagen, die dicht aneinander gedrängt in schwankenden insuale ihr Leben fristeten. Nun hatte ich auch wieder Zeit, die Landschaft zu betrachten, die meiner Heimat durchaus ähnelte - aber die Gerüche waren anders, etwas lieblicher wohl, und auch das allgegenwärtige Zirpen der Grillen war längst nicht so stark, wahrscheinlich war ihnen einfach noch zu kalt. "Ich muss, wenn wir in Ostia sind, bei einer Behörde einige Erkundigungen einholen, danach können wir machen, was wir wollen .. was möchtest Du gerne sehen, Bridhe? Außer dem Meer, natürlich."
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Ich nickte zufrieden - entweder hatte er es einfach so gewusst oder er zählte zu den Acta-Lesern, aber egal woher, es war gut, dass er es wusste. "Das ist richtig ...die Zeichen für ein nicht angenommenes Opfer sind allerdings noch ein wenig vielfältiger. Missbildungen der inneren Organe sind nur eine Möglichkeit, woran man dies erkennen könnte. Sobald das Tier getötet wurde, muss auch dessen Blut fließen - man öffnet üblicherweise die Schlagader am Hals, weil dort am schnellsten der gewünschte Blutfluss eintritt. Fließt das Blut trotz eines Schnitts am Hals nur zögerlich oder gar nicht, ist dies auch ein kritisches Zeichen, bei dem man das Opfer besser wiederholt - es ist in jedem Fall ein sehr schlechtes Omen. Je reichlicher das Blut fließt, desto besser."
Wir schritten langsam auf den Altar zu, und ich kam nicht umhin, die Erinnerung an das dreifache Opfer an Mars vor einigen Wochen im Gedächtnis erscheinen zu haben. Was ein seltsamer Tag es doch gewesen war!
"Kommen wir zurück zu nicht angenommenen Opfern. Sollte ein Organ gänzlich fehlen, ist das Opfer ebenso nicht angenommen. Sage mir, welche Organe gehören zu den vitalia, den Organen, welche den Göttern geopfert werden nach der Schlachtung des Tiers?" -
Die gibt es noch - zumindest war es beim Vigintivirat so, also dürfte es bei den anderen Ämtern ebenso der Fall sein.
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Alles Gute auch von meiner Seite
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Ich lauschte seiner Erklärung, nickte bisweilen, aber nicht jedes Mal, seinen Worten gab es das ein oder andere durchaus hinzuzufügen. "Beim Voropfer - immer im Inneren des jeweiligen Tempels - betet man vor der Götterstatue, und alle Teile eines unblutigen Opfers werden auf dem Opfertisch dargeboten, nicht aber das zu opfernde Tier - Du willst Dir nicht vorstellen, wie der Tempel aussehen würde, wenn wir dort täglich Kühe, Rinder, Ferkel und ähnliches durchschleusen müssten. Erst dann verlässt man den Tempel, um sich dem Opfertier zuzuwenden .. das, wie Du richtig sagtest, begutachtet wird. Das beste ist es, schon vor der Zeremonie beim Einkauf des Tiers sehr genau auf körperliche Mängel, den richtigen Gang und dergleichen mehr zu achten, das erspart Dir später viel Ärger. Auch sollte vor allem die rituelle Reinheit der Teilnehmer sichergestellt werden - vor dem Tempel mit dem symbolischen Wasserbesprengen, wenn es außer dem Opferherrn noch Zuschauer gibt, die direkt teilnehmen. Dann wird um Schweigen gebeten, die Hände gewaschen - und das Tier wird mit der mola salsa bestrichen, das darf unter keinen Umständen vergessen werden. Der Opferherr nimmt die symbolische Entkleidung vor und dann geht es auch an die blutigen Tatsachen, die Du richtig beschrieben hast, wenngleich bei privaten Opfern der Priester die Tiere ausweidet und in den Eingeweiden liest, einen Haruspex braucht man nur bei den großen Staatsopfern ... ob nun offizieller Feiertag oder nicht, kommt auf den Anlass an." Ich hielt inne, schmunzelte dann, um fortzufahren: "Welche Zeichen sollten einen Priester dazu bringen, die litatio nicht zu verkünden? Weisst Du das auch? Und was macht man, wenn das Opfer nicht angenommen wurde?"
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Ich musste lachen, als sie mit Carmelina lospreschte und sich reichlich Mühe gab, mich und Lapsus abzuhängen - dass sie gleich so begeistert auf meine Herausforderung einging, damit hatte ich nun nicht unbedingt gerechnet, aber es freute mich umso mehr. So lenkte ich meinen kräftigen Hengst der zierlicheren Stute hinterher und gab mir Mühe, nicht zu schnell zu werden. Zum einen sollte Bridhe ruhig ein Erfolgserlebnis haben, zum anderen wollte ich Lapsus nicht gleich zu Beginn des Tages seine Grenzen ausloten lassen, wir hatten schließlich noch eine gute Strecke des Weges vor uns. Dass sich ihr Haar löste, gefiel mir zudem auch - eine neue Nadel konnte man immernoch kaufen - und es verlieh ihr einen wilden, urtümlichen Reiz, sodass ich unwillkürlich mein Herz schneller schlagen fühlte, wie immer, wenn mich eine Frau zu fesseln verstand. Bridhe war wohl wirklich nicht für ein Leben in Ketten geboren, das hatte ich schon gewusst, als ich sie gekauft hatte, und es zeigte sich an diesem einfachen Tag einmal mehr, da sie vor mir davongalloppierte und ich den Hauch einer Ahnung dessen erhielt, wie sie sein konnte, wenn sie zufrieden und glücklich war.
Als sie ihr Tier zügelte und innehielt, wäre ich mit Lapsus fast in sie hineingekracht, aber der Hengst reagierte schneller als ich und wich aus, bis ich ihn schließlich auch bremsen konnte, und zu ihr zurückritt. Er schnaubte unwillig, wollte er doch das Vergnügen des schnellen Ritts nicht gerne aufgeben, aber mir war Bridhe wichtiger. Ich saß ab und ging ihr hinter den Busch nach, wobei mir ein allzu charakteristisches Geräusch schnell verriet, was geschehen war. Still wartete ich ab, holte aus meiner Satteltasche den Wasserschlauch und ein Tuch, tränkte es mit dem Wasser und hielt es ihr stumm hin, als sie sich wieder erhob, und scharrte etwas der Erde über ihr Erbrochenes, als sie sich abtupfte. "Spül Dir besser den Mund aus, sonst verdirbt Dir der Geschmack den ganzen Tag, und das muss ja nicht sein, hm?" sagte ich mit einem leichten Lächeln und legte den Arm kurzerhand um sie. Letztendlich war das eine der unvermeidlichen Folgen der Schwangerschaft, und da musste sie eben durch - wenngleich nicht alleine. Ich war ja nicht unschuldig an ihrem Zustand. "Wenn es Dir besser geht, reiten wir weiter .. aber nicht mehr so schnell. Schließlich haben wir es nicht eilig und spätestens jetzt dürfte nichts mehr in Deinem Magen sein, das raus will." Wer hätte gedacht, dass sie einmal davon profitieren würde, dass ich als junger Mann hemmungslos gesoffen (und ebenso hemmungslos am morgen danach wieder alles ausgekotzt) hatte - ich hatte Übung mit peinlichen Szenen dieser Art.
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"Du meinst also, jene Verliebtheit in neue Kulte stamme eher aus der Lust des Menschen an neuen Dingen denn an den Kulten selbst? Nun, in manchem erscheinen unsere Traditionen und Kollegien tatsächlich ein wenig überaltert und schwierig zu verstehen, aber ich halte es dennoch für falsch, einer jeden neuen Modebewegung nachzueifern, während man vergisst, was unser Reich groß gemacht hat. Vielleicht sehe ich dies als Priester besonders streng, denn ich kann an jedem neuen Tag erahnen, wie es dereinst weitergehen wird, wenn die Jungen sich der Mode unterwerfen, was den glauben angeht, und ernsthafter Dienst an den Göttern nur noch den Älteren überlassen bleibt - irgendwann gibt es keine vestalischen Jungfrauen mehr, keine camilli, und nur die ältesten Männer sind noch Priester, weil sich die jüngeren lieber in bombastischem Pomp vergnügen. Verzeih, wenn dies nun harscher klingt, als es sollte, doch ich kann die Haltung so vieler in dieser Angelegenheit nur schwer verstehen. Dieses Problem wird sich nicht dadurch lösen, dass alle es zur Kenntnis nehmen, aber niemand gewillt ist, etwas zu ändern," mit einem leisen Seufzen schloss ich meine Gedankengänge ab und vernichtete noch eine gefüllte Tomate, als sei gerade diese schuld daran, dass die fremdländischen Kulte immer mehr Einfluss in Rom gewannen. Irgendwann würden wir wohl noch einen flamen der Isis ertragen müssen, wenn das so weiterging. Eine schreckliche Vorstellung!
"Wahrscheinlich werden sich alle hohen Häuser Roms um diesen armen Gelehrten prügeln, der die Welt dann nicht mehr versteht," bemerkte ich trocken und musste dann doch schmunzeln, diese Vorstellung hatte durchaus einen amüsanten Beigeschmack. "Aber ich kann Deine Entscheidung nachempfinden, ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht. Sechstausend Sesterzen sind für die meisten Menschen ein Betrag, den sie ihr Leben lang nicht besitzen werden, und manch anderer wirft dieses Geld einfach aus dem Fenster ... in solchen Momenten frage ich mich stets, wieviel Sinn es macht, dass einige so unendlich reich sind, denn sie verlieren früher oder später jedes Maß. Sich nicht immer alles gönnen zu können, lässt den Ehrgeiz wach bleiben und auch den inneren Antrieb, etwas zu erreichen. Letztendlich kann das Reich nur funktionieren, wenn sich viele in ihren Ämtern entsprechend anstrengen." Ich spülte den Rest Tomate mit einem guten Schluck Wein herunter und begutachtete meinen Gast wohlgefällig. Das letzte entspannte Essen schien mir eine Ewigkeit zurückzuliegen. "Hast Du in den letzten Wochen etwas gelesen, das Dich beeindruckt hat? Neulich hörte ich einen meiner Priesterkollegen spotten, es gäbe in dieser Zeit keine guten Autoren mehr und muss ihm eigentlich widersprechen darin."