Die Ewigkeit kam und ging, eine Ewigkeit, in der eine Antwort von ihr hätte kommen sollen, aber es nicht tat. Irgend etwas, das mir bewies, dass sie verstanden hatte. Dass sie vielleicht zu den Menschen gehörte, die aus ihren früheren Fehlern gelernt hatten ... aber alles, was sie mir sagte, war ein leises "Ja!" und dann hörte ich sie gehen. Die Tür schloss sich hinter ihr und mit einem Mal wurde die Stille in meinem Arbeitszimmer bedrückend und greifbar, als würde sie wie eisige Hitze über mir lasten. Ich regte mich nicht in meinem Stuhl, denn es hatte keinen Sinn mehr, sich zu bewegen, ich ließ die Zeit einfach verstreichen, ohne ihr nachzugehen oder sie zurückrufen zu lassen. Es war nicht die Zeit für Worte, nicht die Zeit für Taten. Langsam öffnete ich die Schublade wieder und nahm den Halsreif aus seiner weichen Verpackung, betrachtete das Schmuckstück lange und eingehend. Das war kein Schmuck für eine Sklavin. Morgengabe, hatte sie gesagt. Von jenem Brauch der Barbarenvölker, die jungen Frauen für ihre Entjungferung nach dem ehelichen Beilager zu entlohnen, hatte ich gehört, aber ich hatte nicht vermutet, dass es Severus so ernst mit ihr gewesen war. Vieles erschien nun in anderem Licht, veränderte sich, wandelte sich, wie auch der Lichtschein auf dem Metall des Halsreifs sich bewegte und wandelte, als ich ihn wieder ablegte.
Bona dea, dachte ich und richtete den Blick zum Fenster, hinaus in die Dunkelheit, die nur in der Ferne vom immerwährenden, nächtlichen Lichtschein Roms durchbrochen wurde. In einer Stadt, in der man im Grunde niemals alleine war, inmitten einer zumeist wohlmeinenden Familie, gehegt als magistratus, umschmeichelt als Abkömmling einer einst kaiserlichen Familie, spürte ich die Bitterkeit einer Stille, die keinem Menschen wirklich jemals zu helfen imstande war. Die niemals wirklich angenehm sein würde, egal, wie hart man sie sich erkämpfen musste, wieviele Dinge man dafür aufgab. Hispania war sonniger gewesen als es dieses Land jemals sein konnte, und hinter dem Lächeln der Menschen dort lauerten keine Abgründe. Die Öllampe flackerte, und nach einer Weile erlosch sie, es war vergessen worden, sie aufzufüllen - aber ich blieb sitzen, ließ meine Gedanken schweifen und begrüßte die Dunkelheit wie einen alt vertrauten, freundlichen Begleiter, der mich wenigstens für einige Momente imstande war zu schlucken.