Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Mit dreist geklautem Design? Halte ich für den falschen Weg, um ein Forum zu führen, ganz ehrlich.


    Das Design befindet sich auf einer sehr bekannten Seite im Netz, die es Künstlern ermöglicht, ihre CSS-Design-Styles zu veröffentlichen (http://www.csszengarden.com/), das fragliche Design liegt dort als Arbeitsbeispiel, was man alles machen kann (http://www.csszengarden.com/?cssfile=165/165.css), aber ich denke nicht, dass es zum freien Gebrauch und zur Manipulation freigegeben ist. Zudem sehe ich auf der Seite nirgendwo irgend einen Hinweis, dass man sich des geistigen Eigentums anderer bedient hat.


    Zum Thema Copyrights steht auf Zen Garden Eindeutiges:


    Can I use these designs for other things?
    You may not use any of the graphics (image files: GIF, JPG, and PNG) on the Zen Garden elsewhere without the original designer's written permission. There are no exceptions to this. The Garden is about learning from other people's work, but not using it uncompensated. While the CSS files themselves are provided as-is under a very open Creative Commons license, we'd encourage you to learn from them and create your own designs instead of using them as a basis for your work. Go ahead and learn from the files, and grab bits and pieces of the CSS as you need them. But if you're using the bulk of the original .css file and only changing a few colours and images, you're basically cloning the design. Please e-mail the designer for permission before doing this, and respect their wishes if they prefer that you don't.
    (http://www.mezzoblue.com/zengarden/faq/)

    Mit einer Hand strich ich ihr über das Haar, sanft und freundlich, weil sich eine ihrer Strähnen gelöst hatte und ihr in der Stirn gehangen hatte. In diesem Augenblick wirkte sie so glücklich und zufrieden wie schon lange nicht, und tief in meinem Inneren tat mir ihr Anblick sehr wohl. Vielleicht war es oftmals hinderlich, sich um das Wohlbefinden der Menschen um einen herum Gedanken zu machen, aber die langen Wochen, in denen sie wie ein lebendiges Elend durch die villa geschlichen war, hatte ich noch zu deutlich im Gedächtnis, und mich stets darüber geärgert – zum einen, weil es nichts gab, was ihr damals hätte helfen können, zum anderen, weil ich ihr nie hatte begreiflich machen können, dass ihre damalige Situation nicht ihr Lebensende bedeutete.
    Und heute schien sie wie ausgewechselt, wie jene Bridhe, die vielleicht früher schon in ihrer Heimat glücklich gewesen war, inmitten ihrer Familie, an vertrauten Orten ihrer Kindheit. Dass sie diese Freude wiedergefunden zu haben schien, machte auch mich zufrieden. Leicht drückte ich sie noch einmal an mich, hakte sie mir dann wieder unter und führte sie langsam zur Tür – mit einem solchen Bauchumfang konnte keine Frau schnell gehen, und ganz so eilig hatten wir es dann auch wieder nicht.


    „Ich tue nur, was getan werden sollte, Bridhe, und wie ich es versprach. Du hast Dir vieles auch selbst eröffnet und ich hoffe, dass Du in der Freiheit noch vieles wirst lernen können, um Dein Leben so zu gestalten, dass es Dir Freude bereitet. Mein Vater hat mir einst gesagt, dass nur ein Teil der Macht unseres Volkes auf unseren Armeen beruht und ich wollte es ihm damals nicht glauben, weil mir die Legionäre so stark und unbesiegbar erschienen. Aber jeder Mensch kann getötet werden, auch Legionäre -–Ideen aber lassen sich nicht töten, und wenn ein Volk ein Problem nicht mit jammern angeht, sondern mit dem festen Willen, es zu lösen, wird es früher oder später Erfolg haben. Das ist es, was ich wichtig finde und es trifft für mich wie auch für Dich zu: Die Dinge, die uns heute schwer und unlösbar erscheinen, haben doch immer irgendwo eine Lösung, man muss sie nur zu finden versuchen. Nichts ist unmöglich, wenn man nicht aufgibt. Auch nicht, dass Du und ich ein Kind haben werden, das in dieser Welt etwas Besonderes sein wird.“ Ich zog langsam hinter uns die Tür des Arbeitszimmers zu und ging mit ihr auf den Gang hinaus, denn die Sänfte wartete auf uns und ebenso ihr Weg in die Freiheit.

    Je mehr sie versuchte, mir die Vorzüge eines Stutenmilchbades schmackhaft zu machen, desto mehr fühlte ich mich innerlich, als müsse ich dringend irgendwo hin gehen, Hauptsache an einem anderen Ort als meine Nichte mit ihren seltsamen Vorstellungen über männliche Körperpflege. Warum beschäftigten sich Frauen eigentlich so gerne mit diesen belanglosen Tätigkeiten, die sich vor allem darum drehten, den Wert ihres Augenblickes zu steigern? Wenn eine Frau witzig war und intelligent, sich einigermaßen pflegte und es mit Schmuck und Kleidung nicht übertrieb, war es doch ganz gleich, ob sie in Stutenmilch badete oder in Essig gelöste Perlen zu sich nahm. Auf so etwas achtete man im Zweifelsfall ohnehin nicht mehr, wenn einen eine Frau erst einmal bezaubert hatte.
    „Man kann als Mann auch auf sein Äußeres achten, ohne in Milch zu baden,“ sagte ich in der stillen Hoffnung, das würde dieses unangenehme Thema ein für allemal beiseite zu schieben imstande sein, allerdings war sie eine Flavia, und den Frauen unserer Familie war es selten genug gegeben, es bei einer Sache zu belassen, wenn sie diese erst einmal auf ihrer inneren Liste nach oben geschoben hatten.


    „Ich habe noch nie in Milch gebadet und bisher hat sich bei mir keine einzige Frau darüber beschwert, meine Haut sei nicht weich genug oder wofür auch immer das jetzt gut sein soll. Solange man sich regelmäßig wäscht, eine nicht zu aufdringliche Essenz für den Körper benutzt, sauber rasiert und das Haar schneiden lässt, sollte das doch genug sein. Überlassen wir die Schminke den Parthern oder den Achaiern, die können damit mehr anfangen.“ Es war eine Sache, Frauen und Männern gleichermaßen zugeneigt zu sein, wenn man gerne wohlgestalte Körper genoss, aber deswegen wollte ich sicherlich nicht weibisch wirken. Stutenmilch ... manchmal kamen Frauen wirklich auf abstruse Ideen. Glücklich, mich dem Gespräch über Tiere zuwenden zu können, stieg ich weit mehr auf diese Thematik ein.
    „Es freut mich, dass Dir mein Hengst gefällt, ich habe nie zuvor ein so treues und intelligentes Tier besessen wie ihn. Er hat mir einmal das Leben gerettet, weißt Du, und seitdem versuche ich, ihm dafür nur das Beste angedeihen zu lassen. Man könnte auch sagen, uns Patriziern sollte nie ein Gedanke an die verloren gehen, die uns hilfreich zur Seite standen. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir meist mehr Feinde als Freunde haben, und gerade jenen, die uns einen Dienst erwiesen haben, sollten wir uns verpflichtet fühlen, selbst wenn es nur ein Tier ist.“
    Früher oder später würde sie diese Erfahrung sicherlich selbst machen, letzten Endes war unsere Familie weder ohne Einfluss noch unbekannt, sodass dieser Tag früher oder später kommen musste. Mit etwas Glück würde sie noch einige glückliche Jahre davor erleben, aber die Realität hatte mir in solchen Sachen den Optimismus abgewöhnt.

    Hätte Antonia mich nach meiner Meinung zu ihrem Aussehen gefragt, hätte sie sicherlich einiges gehört, dem sie nicht zustimmen konnte. Denn was das Aussehen von Frauen anging, hatte ich meine ganz eigene Meinung. Und dieser Meinung nach gehörte sie zu den bestaussehendsten Frauen, die ich kannte – zudem pflegte sie sich nicht zu übertrieben und besaß Stilgefühl, was in Kombination eine recht seltene Freude war, die man bei einer Frau entdecken konnte. Die meisten Frauen, die genug Geld besaßen, um sich ihre Kleidungsträume zu erfüllen, besaßen überhaupt keinen Stil, und das musste man sich dann auch noch ansehen und durfte ihnen nicht sagen, wie wenig ihnen ihre Kleidungsauswahl in Wirklichkeit stand – Antonia hingegen hatte mich in dieser Richtung immer nur positiv überrascht.


    „Einer wirklich schönen Frau kann man gar nicht genug schmeicheln,“ gab ich ungerührt und schmunzelnd zurück. „Es wird nämlich genug andere geben, die meinen, aus Neid heraus die Schönheit dieser Frau klein reden zu müssen, und das sollte nun wirklich nicht sein. Ich glaube auch kaum, dass Du jemals zu dieser Art Frau gehören wirst, die sich den ganzen Tag im Spiegel betrachtet – ein wenig Eitelkeit ist sicher für keinen Menschen verkehrt, aber für zuviel davon hast Du einen einfach zu klugen Kopf.“


    Einen Schluck meines Weines nehmend, zwinkerte ich ihr leicht zu und hob dann die Brauen, als sie mich nach meinen Gefühlen zur Ehe befragte. Denn auch wenn ich mich mit diesem Thema oft genug beschäftigte, war mir eigentlich weniger eine dedizierte Meinung dazu zurückgeblieben.
    „Hm, eine gute Frage. Ich muss gestehen, ich habe darüber nie wirklich nachgedacht. Eine Ehe passiert einem einfach irgendwann, ein weiterer Schritt auf einem Weg. Wahrscheinlich kommt es darauf an, was man davon erwartet – wer nach der großen Liebe im Ehebett sucht, wird sicherlich zumeist enttäuscht. Ich erhoffe mir einfach ein Zusammenleben, bei dem man sich gegenseitig ergänzt und unterstützt. Das ist eine angenehme Vorstellung, Antonia. Allerdings erfüllen sich selten die Wünsche, die man hegt ... ich werde es wohl auf mich zukommen lassen müssen. Bist Du mit Deiner Ehe denn zufrieden?“

    Es war fast wie früher. Ein Moment des stillen Einverständnisses, des Verstehens ohne Worte, wie es gewesen war, als wir noch junge Männer gewesen waren. Gemächlich war die Zeit verstrichen, und doch rasend schnell, sodass mir die Abfolge der Wochen und Monate heute rasend schnell vorüber gestrichen schien. Wenn wir allerdings so zusammen waren wie heute, dann kehrte diese Zeit zurück, und ein kleines Echo dieser Tage hatte sich soeben in mein Arbeitszimmer geschlichen und umschmeichelte uns wie ein wärmender Sonnenstrahl an einen kühlen Wintertag. Leicht schmiegte ich meine Füße an die seinen, vollkommen zufrieden mit dieser Art Kontakt und blickte ihn lächelnd an, ließ mich in seinem Blick versinken, wie wir es schon so oft getan hatten.
    Das Gespräch über die Ehe, das ich vor einigen Tagen mit Antonia geführt hatte, kam mir wieder in den Sinn, und auch der Gedanke, dass eine Frau, die ich heiraten würde, mich mit ebensolcher Zufriedenheit erfüllen müsste, wie es mein Manius tat, damit ich völlig glücklich werden würde. Aber das würde ich ihm nie sagen, und Antonia ebensowenig. Ein solches Verständnis, eine solche Nähe zwischen zwei Menschen gab es nicht einfach so, und nicht oft. Wahrscheinlich musste ich mich schon glücklich schätzen, dass wir uns gefunden hatten, trotz aller Widrigkeiten, denn es war ein Geschenk der Götter, sich nicht seelisch allein zu wissen.


    „Aber überanstrenge Deine Füße nicht, Manius. Sie haben auch ein Recht darauf, sich ab und an auszuruhen, und unter allem, was man so möchte, vergisst man gerne, dass die Kraft, die man braucht, auch ein bisschen der Regeneration bedarf.“ Gerade Manius war, wenn er ein Amt oder irgendeine Pflicht hatte, dazu prädestiniert, sich zuviel zuzumuten, das hatte ich jetzt oft genug miterlebt. Nicht zuletzt deswegen hatte ihn während seiner letzten Amtszeit diese seltsame Krankheit befallen, die ihm noch immer die Worte zu rauben schien. Schmerzlich genug musste ich jeden seiner Wort-Stolperer miterleben und litt bei diesen wahrscheinlich mehr als er darunter, wohl wissend, wie eloquent er sich einst auszudrücken gepflegt hatte. In seinem Inneren mussten diese Worte noch existieren, sie wollten sich nur nicht aussprechen lassen.


    „Bisher hat er noch keinen Namen bekommen – dafür sind die Reben zu jung, als dass man ein endgültiges und zutreffendes Urteil über den passenden Namen fällen könnte. Ich finde aber, er hat wirklich Potential, in einigen Jahren ein wirklich guter Wein zu werden, der zumindest hier in der Gegend bekannt sein dürfte für einen vollen, runden Geschmack. Auch die roten Reben dieses Jahres lassen mich hoffen, dass sich das Weingut irgendwann rentieren wird – ich gebe es ja nicht gerne zu, aber im ersten Jahr dachte ich wirklich, der alte Besitzer hätte mir Ramsch angedreht, weil der Wein so gar nicht geraten wollte, wie er sollte; aber wahrscheinlich musste ich einfach nur Geduld haben.“ Ich erhob mich (ein wenig widerstrebend, denn es kostete mich vorübergehend den Fußkontakt mit Manius) und trat zu jenem Krug mit Wein, der auf die Zeit meiner Muße geduldig gewartet hatte, um dann uns beiden einen Becher einzuschenken – nachdem ich meinem Vetter seinen Becher gereicht hatte, nahm ich wieder Platz und lehnte mich erneut zurück, die alte Haltung einnehmend. „Worauf möchtest Du trinken? Auf den kleinen Gracchus?“

    Es war zu verlockend, diesem Händler die Faust ins Gesicht zu rammen, und in meiner Phantasie tat ich dies gerade ausgiebig. Aber es wäre nicht nur unklug gewesen, es hätte der Sache nicht geholfen – ich mochte zwar die Einrichtung einer Gartenlaube aus Zorn demolieren, aber diesen letzten Grenzzug hatte der Händler in all seiner Impertinenz noch nicht überschritten, wirklich persönlich nahm ich das alles noch nicht, auch wenn mich sein Verhalten wirklich ärgerte. An einem wie diesem Kerl würde ich mir die Hände nicht schmutzig machen – aber ich hatte einen Klienten, dessen bester Freund ein ziemlich brutaler Schläger war, und genau diesen Klienten würde ich morgen nach der salutatio ein bisschen länger bei mir behalten und einige Sesterzen verteilen, um meinen Standpunkt deutlich zu machen. Einen Flavier beleidigte man nicht ohne Folgen, und wer davon hören würde, dass der Stand dieses ungehobelten Idioten und er selbst demoliert worden wären, würde wissen, dass er sich einen Feind gemacht hatte, den er besser in Ruhe gelassen hätte. In vielem war ich freimütig und zu Zugeständnissen bereit, aber es hinderte mich nicht daran, meine Rachegelüste zu konservieren.
    Die junge Frau sprach mich an, dankte mir gar, was mich den Kopf schütteln ließ – in einer solchen Sache wäre ich wohl immer eingeschritten, seit meinen Tagen als tresvir capitalis war es eine meistens eher unpraktische Gewohnheit geworden, und ab und an musste es wohl auch eine hübsche junge Frau sein, die etwas Hilfe brauchte (das entschädigte für all die stinkenden, meist eher groben Kerle vom Land, die mit den Verhältnissen in Rom nicht zurecht kamen und deswegen häufig in Schwierigkeiten gerieten).


    Als sie dann noch ihren Namen sagte, wusste ich, dass die Sache gewonnen war, und der Händler wusste es auch. Er hatte seine Niederlage nicht kommen sehen, sich wohl bis zu diesem Moment noch im Recht geglaubt, aber es gab wenige Menschen in Rom, denen man besser nicht in die Quere kam, und der praefectus praetorio zählte zu jenen. Genauso gut hätte man an die Statue des vergöttlichten Augustus inmitten seines Tempels pinkeln können und hoffen, ungeschoren davon zu kommen – früher oder später, meistens deutlich früher, würde sich diese Tat schmerzhaft rächen. Dass Crassus der Ruf folgte, ein skrupelloser Egoist zu sein, machte mir die Sache deutlich leichter.
    Ihren Worten folgend, sie hätte die Brosche zurückgelegt, wandte ich mich wieder an den Händler. „Du hörst, was die Cousine des Caecilius Crassus sagt,“ betonte ich den Namen dieses Mannes noch ein bisschen mehr, damit auch der letzte der Gaffer ihn mitbekam, einige der Umstehenden grinsten nun ziemlich deutlich, zweifellos war ihnen wie auch mir klar geworden, dass die Sache entschieden war. „Am besten, Du lässt einen Deiner Sklaven genau nachsehen, ob die Brosche nicht doch vielleicht herunter gefallen ist und sie Dir deswegen nicht aufgefallen ist.“ Wenn der Händler, der unter seiner soliden italischen Sommerbräune inzwischen recht bleich geworden war, ein Betrüger sein sollte, der von ihr hatte Geld erpressen wollen, würde er den Wink hoffentlich verstehen und die Brosche „finden“ lassen; auch so wäre es sicherlich eher angeraten, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, um weiteren Ärger zu vermeiden.


    Es dauerte einige Momente, bis der Händler wieder fähig war, einige klare Worte zu formulieren, schließlich hatte er einen Schock hinnehmen müssen, der andere vielleicht umgeworfen hätte (man kam nicht jeden Tag in den Genuss, sich einen mächtigen Mann mit ziemlicher Sicherheit zum Feind zu machen), aber er schlug sich erstaunlich tapfer.
    „Wenn die Cousine des Caecilius Crassus das meint, dann will ich mal nicht so sein,“ tat der Händler, als lenke er ein, aber dieses recht durchsichtige Schauspiel konnte zumindest die feixenden Gaffer nicht ablenken. Herrisch winkte Rufilius Tarco einen seiner Sklaven mit der Hand herbei, einen schmalen, achaisch wirkenden jungen Mann mit Schatten unter den Augen, und trug ihm auf, am Schmuckstand nach der Brosche zu suchen und besonders auf dem Boden seine Augen offen zu halten. Die Wartezeit, die nun anbrach, während der Sklave suchte, nutzte ich zu einigen Worten in Caecilia Calenas Richtung.
    „Du musst mir nicht danken, Caecilia Calena, denn es ist die Pflicht eines jeden, einem anderen beizustehen, wenn Hilfe gebraucht wird. Ich hoffe, das alles klärt sich zur Zufriedenheit aller auf, manchmal sind die Herren Händler hier etwas übereifrig.“ Ich hatte weit untertrieben, und auf meiner Zunge lagen so einige wirklich tief empfundene, unflätige Flüche, die auszusprechen mir sicher sehr gut tun würde – dennoch, es war hier nicht der richtige Ort dafür, und nicht die richtige Zeit. So sehr mir Caecilius Crassus angesichts seines Verhaltens meiner Nichten Arrecina und Minervina gegenüber auch verhasst war, heute hatte sich sein Name wenigstens einmal als nützlich erwiesen. „Ich habe sie!“ hörte man von weiter hinten aus der Richtung des Sklaven, und fast triumphierend erhob er das Schmuckstück, sodass es jeder sehen konnte.

    Öhm ja, ist fast ein bisschen peinlich ^^ aber wohin muss man hier enteilen, wenn man einen Sklaven loswer...äh, freilassen will? Die letzte ausgespielte Freilassung, die mir im Gedächtnis geblieben ist, ist schon gut ein Jahr her, und ich finde keinen passenden Thread mehr dazu. Wer also einen guten Tip hat, ich bin ein dankbarer Abnehmer ;)

    Ich machte eine leichte Geste in Richtung des Gartens und atmete tief durch - die kühler werdende Atemluft erfrischte angenehm und ließ alle Stunden, die ich vor irgendwelchen Dokumenten zugebracht hatte, schnell verblassen. Man müsste doch immer draußen arbeiten können, dachte ich und lauschte den Worten meines Patrons, während wir unsere kleine Wanderung durch den flavischen Garten aufnahmen.
    "Die Frage ist, was man erreichen will. Vielen Politikern, so scheint mir, genügt das Wissen um ihre Stellung, das allgemeine Prestige, die Wichtigkeit, die ihre Familien damit gewinnen können, ein bequemer Sitz im Senat, und hat man den erst einmal erreicht, so ruhen sich viele gerne auf den erreichten Lorbeeren für den Rest ihres Lebens aus. Ich schätze, wenn man keine wirklichen Ambitionen weiter nach oben hat, ist das tatsächlich eine perfekte Darstellung eines Politikerlebens, mehr Schein als Sein, denn die eigentliche Anstrengung endet, sobald man einmal den Senatorenring am Finger trägt." Dass Macer zu jenen nicht zählte, verstand sich von selbst, er hatte ein schwieriges und wichtiges Amt übernommen, um das er sich, wie ich hörte, sehr gut kümmerte - der nie versiegende Wasserstrom in unseren Leitungen war ein guter Beweis dafür.


    "Na ja, die vielen Rosen können einen schon ziemlich erschlagen im Sommer - manche Sklaven vertragen den Duft aus so vielen Blüten gar nicht und sie niesen immerzu, wenn sie hier draußen arbeiten, ich sage Dir, das ist ein höchst seltsames Geräusch, wenn man es das erste Mal vernimmt," gab ich eine Anekdote zum Besten und schmunzelte dann. "Vielleicht darf eine Nase gar nicht zu sensibel sein, um nicht dauernd überreizt zu reagieren. Die Frauen unserer Familie jedenfalls lieben diesen Garten heiß und innig." Wir bogen vom Hauptpfad ab und näherten uns dem leisen, unaufdringlichen Plätschern eines Brunnens, der sich in das Gesamtbild hervorragend einfügte - der Garten an sich war zwar gepflegt, aber nicht überzüchtet, und das machte für mich viel von seinem Reiz aus.

    "Das ist richtig," sagte ich und verlor den ein oder anderen wohlmeinenden Gedanken in Richtung meines patronus. Wir waren einander sympathisch, konnten einigermaßen auf gleicher Höhe kommunizieren und blasiert war er auch nicht, was wollte man sich schon mehr von einem Patron wünschen? Nicht zuletzt wegen der ruhigen und bedachten Art, die Macer in vielen Dingen an den Tag gelegt hatte, hatte ich ihn mir als Patron ausgewählt. Der Vinicier war mir einfach zu arriviert gewesen, und ein Mann, dem der Biss im Lauf der Jahre verloren gegangen war, erinnerte mich nur daran, dass es mir auch irgendwann so ergehen würde.
    "Ich bin mit meiner Wahl auch bisher sehr zufrieden gewesen - er unterstützt meinen gemächlicheren Weg in die höheren Ränge vorbildlich und ich hoffe, ich mache ihm nicht zuviel Schande bisher, wobei ich gestehen muss, dass das Quaestorat nun wirklich nicht aufsehenerregend verlaufen ist. Allerdings muss man sich dabei immer fragen, ob ein Quaestorat überhaupt aufsehenerregend verlaufen kann - die wenigsten Quaestoren machen von sich reden, von dem Annaeer einmal abgesehen, der anscheinend recht viele Ehrungen in Hispania einheimsen konnte." Die Sache kam mir immernoch etwas spanisch vor, wusste ich doch, dass mein Verwandter Furianus nicht unbedingt der freigiebigste Mensch war. Entweder war der Annaeer wirklich herausragend gut gewesen, oder aber es gab einen bestimmten Grund für diese Flut an Ehrungen, die über ihn hereingebrochen war.


    Aber das war eine ganz andere Sache, und ich wischte die Überlegungen beiseite, irgendwann anders würde ich mir dazu mehr Gedanken machen. "Eigentlich hatte ich das schon während des Quaestorats vor," antwortete ich ihm auf seine Frage zur cena. "Aber Du kennst das sicher, man ist so viel unterwegs, dass man zu gar nichts kommt, ich war an den Abenden, an denen ich in der villa war, heilfroh, meine Füße in einen Bottich Wasser tunken zu können und sonst einfach nichts zu tun. Man sollte wirklich für die Strecken, die man täglich unterwegs ist, bezahlt werden." Ich verzog leicht das Gesicht, glücklicherweise war das alles endlich vorüber und irgendwann würde das nächste Amt anzutreten sein.
    "Es wäre natürlich schöner gewesen, wäre Prisca dabei, aber wenn sie eben reist, was will man machen? Sie wird früh genug häuslich werden müssen, da sei ihr diese Freiheit von Herzen gegönnt, wir hatten schließlich auch in unserer Jugend die Möglichkeit, ein bisschen etwas von der Welt zu sehen. Es erschien mir immer ungerecht, dass man Frauen so sehr an ihr Zuhause fesselt, wenn sie noch jung und für die Welt offen sind. Keifende Matronen werden die meisten allzu schnell, vielleicht auch gerade weil sie so wenig anderes kennen." Nicht, dass ich mir Prisca als keifende Matrone erhoffte, sicher nicht - aber ich hatte schon so manches hübsche Ding während der Ehe zunehmend giftiger werden sehen und war vorsichtig geworden.


    Dass sich das Thema dann dem eigentlichen Grund wohl zuwandte, der ihn zu mir geführt hatte, ließ mich kurz nicken - fast, als würde sich damit eine Vermutung bestätigen.
    "Nun, ich habe von Sklaven vernommen, dass Du sie hier im Haus besucht hast, dass ihr euch auch öfter schon in Gesellschaft gesehen habt - und ich muss sagen, es hat mich nicht wenig erstaunt, so etwas von Sklaven erfahren zu müssen und nicht von Dir, meinem Freund, von Angesicht zu Angesicht. Sie hat mir selbst vor einiger Zeit angedeutet, dass sich da etwas entwickeln könnte, aber ich war der Ansicht, dass es angemessener wäre, würdest Du es mir sagen, wenn es der Wahrheit entspricht, und habe abgewartet, was sich entwickelt. Dass Du alleine mit ihr in unserem Garten unterwegs warst ... nun, wärst Du nicht mein Freund, hätten wir nun einen unangenehmen Streit, aber ich vertraue Dir, Marcus, und werde Dir zu diesem Treffen keine Fragen stellen. Was Deine Bitte angeht - ich kann sie Dir nicht erfüllen." Das hatte ich durchaus ernst gesprochen, als wollte ich sie ihm nicht erfüllen, aber ich nahm dem Moment auch gleich die Spannung mit einem leichten Grinsen. "Sie ist sui iuris, und ich bin nicht ihr Vormund, Marcus. Wenn sie Dich also heiraten will, ist das ihre Entscheidung alleine, ich versuche nur, ihr eine Stütze zu sein, wo ihr die Eltern keine Stütze mehr sein können. Ich werde ihr eine angemessene Mitgift geben, dass sie als eine Braut von Stand in Dein Haus kommen kann, wie es unser Brauch ist, doch mein Einverständnis brauchst Du nicht." Eine weitere Pause entstand, dann setzte ich eine Frage hintenan, die mich schon seit einer Weile beschäftigte. "Liebst Du sie?"

    Im Laufe des Tages bringt ein Sklave der Salii Palatini zwei Urkunden vorbei, die an jene zwei Mitglieder des Haushalts adressiert sind, die sich um eine Mitgliedschaft bemüht hatten - für M' Aurelius Orestes ist noch eine Nachricht mit angefügt.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    MANIUS AURELIUS ORESTES


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE KAL OCT DCCCLVIII A.U.C.
    (30.9.2008/105 n.Chr.)
    .


    ZUM
    SODALIS - SALII PALATINI


    Caius Flavius Aquilius
    MAGISTER
    SALII PALATINI


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TIBERIUS AURELIUS AVIANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE KAL OCT DCCCLVIII A.U.C.
    (30.9.2008/105 n.Chr.)
    .


    ZUM
    SODALIS - SALII PALATINI


    Caius Flavius Aquilius
    MAGISTER
    SALII PALATINI


    C' Flavius Aquilius M' Aurelio Orestes s.p.d.


    Mit Freuden habe ich vom erfolgreichen Ausgang Deines Opfers gehört und nehme mir nun die Freiheit, Dich in den Reihen der Salii Palatini aufnehmen zu dürfen. Hattest Du Deinen Vetter Catulus inzwischen angesprochen? Von ihm habe ich bisher leider keinerlei Nachricht bezüglich seines Interesses an der Bruderschaft vernommen, sodass ich befürchten muss, dieses sei nicht mehr existent. Der nächste Übungstermin wird, wie üblich, an der curia Saliorum Palatinorum ausgehängt. Vale.

    ... in einer anderen Zeit.


    London, im Jahr 1890. Die Schatten der Stadt scheinen kälter geworden zu sein, die Menschen hasten des Nachts eiliger über die Straßen. Nicht allein die Erinnerung an die Untaten des Rippers lassen sie nicht verweilen, auch die dumpfe Ahnung, dass es keinen Frieden mehr gibt. Etwas ist in die Stadt gekommen, das schlimmer ist als der pervertierte Geist eines Menschen. Etwas, das sich nicht damit zufrieden gibt, friedlich nebeneinander herzuleben ...


    Der Krieg zwischen Sabbat und Camarilla ist abgeflaut, doch für die Ahnen liegt eines klar auf der Hand: Unter den Kainiten wird es bald wieder Kämpfe geben, und nur dort wird die Möglichkeit bestehen, seinen Wert zu beweisen und Macht zu gewinnen. Die lauernden Schatten sind geduldig - aber auch grausam, wenn man versagt. Junge Vampire streben nach oben, und die Alten wissen nur zu gut, wie mit solchen Ambitionen umzugehen ist.


    -----------------------


    Salve :]


    Wenn Du das viktorianische Zeitalter spannend findest ...
    Wenn Du am Spiel zwischen Mensch und Vampir Vergnügen findest ...
    Wenn Dir Qualität wichtiger ist als Quantität ...
    Wenn Du gerne Welten erkundest, die dunkler sind als jene, die man in Rom zu durchstreifen gewöhnt ist ...



    ... dann ist vielleicht auch das Dunkle London etwas für Dich. Noch ist es ein kleines Foren-Rollenspielprojekt, aber mit weiteren engagierten und interessierten Spielern könnte es lebendiger werden, vielfältiger, spannender für alle. Wenn Du zudem Freude daran hast, mit anderen zu interagieren, ungewöhnliches Rollenspiel zu haben, vielleicht noch etwas über die entsprechende Zeit dazuzulernen - dann bist Du genau richtig. Etwas Zeit brauchst Du natürlich auch, aber da auch die Möglichkeit besteht, einen Charakter linear zu spielen, artet das Posten sicher nicht in Stress aus.


    -----------------------


    Das Projekt ist bewusst darauf ausgerichtet, dass Menschencharaktere ebenso Platz finden wie Vampire - im Grunde wären deutlich mehr Menschen als Vampire eine wunderbare Entwicklung - deswegen wird auch besonders darauf geachtet, dass Menschencharaktere nicht zum Freiwild für einige beißwütige Vampire werden. Wichtig ist die Interaktion zwischen den Charakteren, eine stimmungsvolle Darstellung der Welt des viktorianischen London um 1890 (was in etwa auch jene Zeit ist, in der Bram Stokers 'Dracula' spielt) und natürlich, eine durchgehende Storyline, die derzeit mit der ersten forenweiten Kampagne begonnen wird und sich an alle Spieler richtet.
    Dieses Projekt richtet sich an Freunde des Vampire-Regelwerks wie auch an historisch Interessierte, gerade jetzt, im beginnenden Herbst, passt das Klima umso besser zur düsteren Stimmung des Szenarios - wer gerne einen Charakter konzipiert, dem das Düstere nicht fremd ist, findet hier vielleicht auch eine spielerische Heimat.
    Das Dunkle London ist auch nicht als 'Konkurrenzprodukt' zum IR gedacht, eher als eine weitere, gefüllte Nische, in der Leute, die ähnliche Interessen haben, miteinander Spaß finden können.


    Wen diese Zeilen neugierig gemacht haben, der möge doch bitte einen Blick in das Forum von Dark London werfen - viel Spaß und vielleicht sieht man sich dort wieder! ;)

    "Dein Recht," sagte ich in einem Tonfall, der auch im Hochsommer den Tiber noch hätte vereisen können, "ist es, diese junge Frau höflich zu bitten, Dich zu den Urbanern zu begleiten, damit Deine Anzeige ordnungsgemäß aufgenommen werden kann, und dann liegt es bei den Urbanern, sich um die Sache zu kümmern. Ich weiss nicht, wo Du glaubst Dich im Augenblick aufzuhalten, aber Standgerichtsbarkeit und Selbstjustiz sind keine Grundsätze unseres Staates; schon gar nicht, wenn man sich aufführt wie ein Verrückter. Hackst Du einem mutmaßlichen Dieb ohne Verhandlung die Hand ab, dann machst Du Dich strafbar, umso mehr, dass Du Dich gegen einen Bürger wendest. Glaube nicht, dass Du dadurch schneller Dein Recht bekommst, dass Du Dich benimmst wie die Axt im Wald!"
    Die Schärfe in meinen Worten war nun nicht mehr zu überhören, und einige der Umstehenden waren nun nicht nur sensationslüstern, sondern geiferten der sich anbahnenden Konfrontation noch weitaus mehr entgegen - ein Händler gegen einen Patrizier, das sah man nicht allzu oft auf dem Markt, die meisten Händler benahmen sich eher kriecherisch ehrerbietig, sobald man einen elfenbeineneren Halbmond trug, andere wiederum mieden Patrizier wohlweislich (und wenn ich mir ansah, wie die Frauen aus meiner Familie inflationär einkaufen gingen, konnte ich das auch irgendwie verstehen).


    Um wieder etwas Ruhe in diese ganze Angelegenheit zu bringen, blickte ich mich in der Menge um und rief den herumstehenden Leuten zu: "Gibt es einen unter euch, der einen Urbaner holen könnte?" Natürlich gab es niemanden, denn der Römer an sich tat nichts umsonst und ohne Entgelt. So zückte ich meinen Geldbeutel, kramte ein paar Sesterzen hervor und hielt sie hoch. "Es soll auch nicht zum Schaden desjenigen sein." Schon reckten sich, deutlich motivierter, gleich mehrere Arme, und ich wählte mir unter den vier Aspiranten den jüngsten und am listigsten aussehenden Burschen aus. "Wie heißt Du, Junge?" fragte ich ihn, und er grinste mich zahnlückig an. "Marcus Genetus Quintus," sagte er und warf dem Händler einen schiefen Blick zu. "Also, Genetus Quintus, wenn Du mit einem Urbaner zurückkehrst, dann bekommst Du dasselbe nochmal." Die Augen des Jungen (seiner etwas zerschlissenen Kleidung nach kam er nicht gerade aus der besten Familie auf dem Aventin) leuchteten auf, und er hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, als der Händler schließlich doch einlenkte. "Wofür brauchen wir jetzt die Urbaner? Das kann man doch auch unter Ehrenmännern klären!" Anscheinend hatte er wissen wollen, wie weit ich bereit war zu gehen, und jetzt, da die Sache für ihn unangenehm würde ausgehen können, besann er sich der Tugend der Diplomatie.


    "Ich will ja nur sehn, ob sie die Brosche hat, oder ihre Sklaven, ist das denn zuviel verlangt!" schnaubte der Händler, während der Junge in der Nähe stehen blieb, wohl um den nächsten Akt unseres Straßentheaters nicht zu verpassen. "Dann kannst Du sie auch höflicherweise darum bitten, ob sie dieser Bitte Folge leistet, ist dann ihre Angelegenheit alleine - und tut sie es nicht, werde ich die Urbaner holen lassen, soviel ist sicher." Etwas anderes hatte dieser großmäulige Händler nun nicht verdient, schließlich hatte er sich schlecht genug benommen, dass selbst ich unbändige Lust verspürte, ihm sein Gesicht mit meiner Faust ein bisschen zu verschönern. Bevor ich noch etwas unüberlegtes tun konnte, wandte ich mich an die junge Frau, die sichtlich eingeschüchtert wirkte und bisher fast gänzlich geschwiegen hatte - aber verständlicherweise rechnete nicht unbedingt jede Frau, die den Markt besuchte, auch gleich mit einer solchen Szene. "Entschuldige, dass ich mich bisher nicht mit Dir unterhalten habe, ich hoffe, Du kannst mir das angesichts dieser ganzen Sache nachsehen. Es wäre allerdings von Vorteil zu wissen, mit wem ich es zu tun habe - willst Du mir sagen, aus welcher Familie Du stammst?" Hoffentlich war es eine bekannte Familie mit Einfluss. Auch das würde helfen, diesem unsäglichen Händler den Mund zu stopfen.

    Ich erhob mich, als mein patronus nahte, und begrüßte ihn, wie es nun einmal die Art erwachsener Männer war, mit dem Hand-auf-Unterarm-Handschlag (Umarmungen waren eher etwas für jene Männer, die sich in der Öffentlichkeit auch zu ihrer Neigung bekannten, Männer Frauen vorzuziehen), um dann bei seinen Worten zu schmunzeln. "Salve, patronus. Nun, ich freue mich, dass es Dir hier gefällt - auch wenn die Gestaltung des Gartens ein Steckenpferd des Flavius Felix war und wir anderen davon nur profitieren. Zu schade, dass die Blütezeit der Rosen bereits nahezu vorüber ist, im Frühling glaubt man bisweilen unter den Rosen zu ersticken, so viele sind es." Ich machte eine leichte Geste, welche den gesamten Garten einzuschließen imstande war, und begutachtete meinen Gast einige Momente lang. Er schien wahrhaftig gut gelaunt, was ich als gutes Omen für den Verlauf des Abends ansah, und ich war gespannt, wie ihm die Dinge gefallen würden, die ich vorbereiten lassen hatte.
    "Soll ich Dir den Garten zeigen oder kann ich Dir mit einem guten Wein eine Freude machen?" Viele unserer Besucher mochten es, herumgeführt zu werden, und selbst jetzt, im Herbst, konnte man so einiges im flavischen Garten bestaunen, Felix' Gabe, die richtigen Pflanzen anordnen zu lassen, damit man das ganze Jahr am Garten Freude haben konnte, war unbestritten. "Wenn es so scheint, als würde mir hier nichts mangeln, muss ich Dir sagen, dass so gut wie alles ein praktischer Umstand meiner Geburt ist - es scheint mehr zu sein, als es wirklich ist; im Grunde bin ich damit ein perfekter Politiker." Leicht grinsend blickte ich zum Himmel empor, der in der Ferne sich schon einzutrüben begann, bald würde es dunkel werden, die Abende kamen früh im Herbst.

    "Ich schätze, ab einem gewissen Alter verliert die Zahl der Jahre an Bedeutung - und es wird weit wichtiger, ob man das nächste Mal problemlos einer Frau beiliegen kann, oder ob man das nächste Gastmahl übersteht, ohne sich übermäßig oft erleichtern zu müssen. Wir zählen die Jahre zuerst, um unbedingt älter zu werden, und dann, um festzustellen, dass wir die Jugend vermissen, und irgendwann zählt man nicht mehr, weil die bloße Zahl der Jahre zu deprimierend sein dürfte," meinte ich überlegend und schüttelte dann leicht schmunzelnd den Kopf. "Seltsam ist es jedenfalls, wie schnell ein Jahr verrinnen kann und wie wenig man sich an Details erinnert. Ich könnte Dir nicht einmal sagen, was das Programm der letzten ludi gewesen ist oder wie ich die letzten saturnalia gefeiert habe ... sie gingen nur jeweils sehr schnell vorüber." Mit den Schultern zuckend schloss ich die Überlegungen ab, die nach kürzester Zeit sicherlich nicht erfreulich enden würden - nämlich auch mit der Tatsache, dass wir uns dem Griff der Jahre niemals würden entziehen können. Ich entsann mich allzu genau des jugendlichen Corvinus und seiner leuchtenden Augen, heute saß ein ernster gewordener Mann vor mir, dessen Stirn bald einige Querfalten zeigen würde wie bei allen Männern unseres Alters, die sich viel mit Schriftstücken beschäftigen mussten.


    "Deine Bescheidenheit ehrt Dich, und doch denke ich, kannst Du sehr wohl von Erfolgen sprechen. Du hast Dir einen guten patronus gewählt, der Dich augenscheinlich auch angemessen unterstützt, hast Deine Amtszeiten gut absolviert, da war der Weg in den Senat schon gewissermaßen vorgezeichnet, denke ich. Auch wenn es sicher nicht immer spannend sein dürfte - was mir Manius bisweilen von den Sitzungen erzählt, lässt mich irgendwie davor zurückschrecken, dorthin allzu sehr zu streben - es ist doch ein wichtiger Schritt, der die gens Aurelia dort hält, wohin Dein Vater sie gerückt hat. Viel zuviele Söhne ruhen sich auf den Lorbeeren ihrer Väter aus und tun nichts mehr," gab ich zu bedenken und lauschte dann seinem Bericht über Prisca. Dass sie wohlauf war, beruhigte mich, und auch seine Worte über kümmerlich ausfallende Briefe. Sicher, Prisca war noch jung genug, dass sie sich von Reisen vereinnahmen ließ, und ein wenig beneidete ich sie um ihre Unbekümmertheit, erinnerte es mich doch auch an alte Zeiten; ich hatte meine Reisen ähnlich genossen.
    "Solange ich weiss, dass sie wohlauf ist, soll mir das genügen, bitte grüße sie doch, wenn Du ihr das nächste Mal schreibst, ich denke, es hätte wenig Sinn, ihr Post nachzuschicken, solange ich ihr Ziel nicht kenne, werden die Briefe sie nicht rechtzeitig erreichen."


    "Der kleine Gracchus ist auch ein kleiner Sonnenschein - ich denke, er wird seinen Eltern noch viel Freude bereiten, er scheint jetzt schon intelligent und interessiert, das sind die besten Voraussetzungen für ein Leben, das unserer Tradition entspricht." Und was der kleine Gracchus nicht an Lebensfreude von seinen Eltern mitbekommen würde, darum würden sich die Vettern seines Vaters natürlich kümmern. "Was Deinen Erben angeht, ist es wohl an der Zeit dafür, nicht zuletzt, da Du nun ein gutes Erbe zu vergeben hast, als Kind eines Senators wird ein junger Aurelier alle Möglichkeiten haben, die er haben sollte. Allerdings, dafür bedarf es auch der richtigen Frau." Ich nahm einen Schluck Wein aus meinem Becher und sah ihn ruhig an.

    Vielleicht machte die Tatsache, dass Antonia nicht zu diesen nach Komplimenten allzu begierigen Gesellschaftshyänen zählte, die Sache reizvoller für mich, ihr dann tatsächlich Komplimente zu machen - sie dabei zu beobachten, wie sie zwischen den verschiedenen Möglichkeiten schwankte, auf einige geschickt garnierte, fast unverschämte Schmeicheleien zu reagieren, war für mich ein steter Quell des Vergnügens. "Du glaubst doch nicht im Ernst, irgendeiner Ehefrau wäre es vergönnt, mich davon abzuhalten, einer schönen Dame zu sagen, dass sie wundervoll aussieht?" sagte ich leicht grinsend und zwinkerte ihr belustigt zu. "Im Zweifelsfall erhellst Du mir mit Deiner strahlenden Schönheit einen ausgesprochen ereignisarmen Tag, sollte man sich denn nicht stets für das bedanken, was einem Gutes wiederfährt?"
    Und, ich wusste es nur zu gut, ihr Gemahl war nicht unbedingt ein Vorreiter auf dem Gebiet des Komplimenteausteilens an Frauen, vor allem nicht an seine eigene. Manius hatte viele Qualitäten, unzweifelhafte Qualitäten, aber ein Charmeur war er nie gewesen und würde es wohl auch nie werden. Ich konnte ihm dadurch also nur behilflich sein, dass ich seiner Frau jene Komplimente doppelt schenkte, die er versäumte zu geben. So hob ich ihr nur den Becher entgegen, stieß mit dem meinen leicht gegen den Rand des ihren, schüttete einen kleinen Teil des Rebensaftes für Mars auf den Boden und nahm einen großen, genießerischen Schluck aus dem Becher, froh, die Sklavinnenkrise erst einmal abgewendet zu haben.
    "Aber wenn eine potentielle Gemahlin nach der Geburt unseres ersten gemeinsamen Kindes so strahlend aussieht wie Du es tust, wird mir der Gedanke an eine Ehe immer angenehmer." Ich konnte es nicht lassen, nochmals einen drauf zu setzen und zu sehen, wie sie sich diesmal aus der Affäre zog.