Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Hm, ich würde auf eine Mitgift tippen - schaut man auf die vergleichbaren Kulturen der gesagten Zeit, ist das bei weitem das gebräuchlichste Modell. Würde ich in Alexandria Griechen spielen, wäre die Mitgift meine Wahl ;)

    Hmm, muss man eine Frau denn immer als 'unter dem Pantoffel stehend' betrachten, wenn sie zuhause den oikos verwaltet? Ich denke, ein Grundgedanke des griechischen 'Standards', dass die Frauen zuhause bleiben, ist nicht, dass sie als wertlos erachtet werden, vielmehr ist dies doch ein Ausdruck von Wert gewesen - eben weil Frauen einen wichtigen Punkt eines familiären Lebens darstellten, wurden sie dort belassen, wo sie in Sicherheit sind (bedenkt man, dass viele der ionischen Stadtstaaten nun einmal viel Krieg führten und Männer diese Realität schnell kennengelernt haben, muss das Leben zuhause zumindest in der Vorstellung eines Mannes durchaus friedlich und erstrebenswert gewirkt haben, nicht als goldener Käfig für eine Ehefrau). Dass wir heutzutage mit anderen Wertvorstellungen an eine solche Konstellation herangehen, ist wieder eine andere Sache, aber genau das macht eine weitgreifende Diskussion sehr schwierig - Emotion mischt sich zu schnell in eine sachbezogene Thematisierung.


    Klar, Verallgemeinerungen sind schwierig, und ich habe sie bewusst gemacht :D alles zu umfassen würde den Rahmen sprengen, aber ich habe damit ein gewisses Aufmerksamkeitspotential erreicht, wie erhofft (in sofern hat es durchaus geklappt^^). Beziehung zwischen Mann und Mann musste nicht beim reinen Lehren enden, und ich schrieb bewusst Beziehung - nicht 'Sex-Friends' ;) - um eben den Charakter einer persönlichen Beziehung nicht vergessen zu machen, aber ich habs wohl nicht klar genug ausgedrückt. Dass ein Mann bei einer Prostituierten Druck ablässt, klar - aber echte Gefühle, Zusammengehörigkeit, Verlässlichkeit, Vertrauen - das alles passt in eine Mann-Mann-Beziehung ebenso, und dafür gab es die Frauen eben nicht vor der Ehe. Ob es dann auch zu Sex kommt / kommen muss, ist eine andere Frage und auch kulturell verschieden ausgelegt worden.
    Hm, eigentlich wäre ein solches Modell eine Bereicherung für das Spiel ... ich befürchte nur wieder das laute Geschrei der 'oh das ist doch schwul' Fraktion, wenn es auf das Thema kommt.

    "Genau jene," bestätigte ich und schmunzelte. "Wobei dies nicht ganz stimmt. Manche kommen auch einfach nur, weil sie den Rat des Gottes suchen - und man entscheidet dann gemeinsam je nach der Schwere des Anliegens, welche Art von Opfer benötigt wird oder ob einige geäußerte Gedanken nicht auch schon eine Hilfe sein können." Ich wusch mir die Hände an einem der dafür in der Nähe des Altars bereitstehenden Becken, trocknete sie nachlässig ab und fuhr fort: "Das Opfern ist eine Sache, damit stellt man sich direkt mit der jeweiligen Gottheit in Verbindung, dankt entweder oder bittet um etwas bestimmtes - aber manches Mal brauchen Menschen, die den Tempel aufsuchen, auch einfach nur jemanden, der ihr Problem anhört und ihnen dann eine Hilfe bietet. Dass ein Opfer, ob groß oder klein, damit dann verbunden ist, gehört dabei eher zu einem zweitrangigen Punkt, denn den Göttern muss schließlich immer Respekt erwiesen werden. Das kann man allerdings auch zuhause machen - wer in den Tempel kommt, hat doch zumeist ein Anliegen, mit dem er selbst glaubt nicht mehr leicht zurecht zu kommen, und für solche kannst Du als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Manchmal müssen sich Veteranen auch einfach schreckliche Erlebnisse von der Seele sprechen, weil sie sonst niemanden haben, der damit klar kommen würde - auch das gehört zum Krieg dazu, auch das gehört zum Dienst an Mars. Ehre und Ruhm sind nicht alles, was er verkörpert."

    Sim-Off:

    *mitmisch* :]


    Der letzte Besuch auf dem Markt war eine ganze Weile her, das musste ich zu meinem Leidwesen feststellen, als ich mich zwischen einigen Ständen hindurch quetschte und vergeblich versuchte, einen bestimmten Stand wieder zu finden, bei dem ich vor einiger Zeit den Schmuck für Prisca gekauft hatte. Offensichtlich war der Händler umgezogen oder aber er hatte sich auf eine längere Reise gemacht, dort, wo er sein sollte, war er jedenfalls nicht mehr und an seiner Stelle gab es vor allem glitzernde Kinkerlitzchen in mangelhafter Verarbeitung zu sehen, die vielleicht für eine arme und wenig qualitätsbewusste Plebejerin taugten, meinen Blick aber nicht im Geringsten zu fesseln wussten. Während ich die lange Reihe der Schmuckstände weiterging, mich dabei nach meinem Händler umblickend, ließ ich meine Gedanken gemächlich schweifen. Die letzten Einkäufe auf dem Markt waren entweder in Begleitung geschehen - der Einkauf mit Antonia war mir da noch sehr deutlich in Erinnerung, nicht zuletzt wegen der horrenden Rechnung - oder aber in großer Eile abgelaufen, weil ich etwas Bestimmtes brauchte, aber nicht wirklich viel Zeit gehabt hatte, mich darum zu kümmern, manche Sachen konnte man einfach nicht von Sklaven erstehen lassen. War seit dem Einkauf mit Antonia wirklich schon so viel Zeit verronnen? Es schien mir erst gestern geschehen zu sein, und doch, die toga, in der ich mich zum ersten Mal öffentlich auf ein Amt beworben hatte, war schon zwei Jahre alt.


    Laute Stimmen von einem Stand in meiner Nähe ließen mich den Kopf wenden, aber dass es laut zuging, wenn jemand einen günstigen Preis erfeilschen wollte, war nichts überraschendes. Erst, als mehrfach von einem Diebstahl die Rede war, blickte ich genauer hin und wühlte mich durch die Menge, wobei mir meine Übung mit den Ellenbogen, aber auch die saubere toga samt stattlicher Körpergröße zugute kamen. Wer sollte hier etwas gestohlen haben? Ein Händler war dabei, eine junge Frau sehr zierlicher Größe herunterzuputzen, als hätte sie seinen Stand leergeräumt, wobei schon ihre Kleidung und auch die bei ihr stehenden beiden Sklaven verrieten, dass sie es nicht unbedingt nötig gehabt hätte, ihm etwas zu entwenden. Aber vielleicht fröhnte sie auch der Unsitte, sich Dinge wegen des Kitzels des Diebstahls einzustecken? Manche Mädchen aus gutem Haus klauten wie Raben, nur weil sie sich langweilten, und zumindest ihrem Aussehen nach - sie war hübsch genug dazu - konnte sie in diese Kategorie passen. Ich schob einen älteren Mann beiseite, um mich dann mit einem kräftigen Räuspern in die Szenerie einzumischen (wohl ein lästiges Überbleibsel aus meiner Zeit als tresvir capitalis, in der ich derartige Streitigkeiten dauernd hatte klären müssen).


    "Salve ..." Einige der Zuschauer blickten zu mir, als erwarteten sie mit dem Auftritt eines neuen Schauspielers auch gleich einige szenentypische Effekte wie Donnergrollen oder rezitierende Chöre im Hintergrund. "Du beschuldigst die junge Frau hier des Diebstahls, höre ich richtig?" wandte ich mich an den Händler, der mir sichtlich ungehalten sogleich entgegen schnaubte: "Aber ja doch! Wie eine Elster hat sie sich ein teures Schmuckstück eingesteckt und gedacht, ich merke es nicht! Kein Benimm haben die jungen Frauen heute mehr!" Ich hob eine Braue an und musterte die junge Frau genauer, oder besser, das Mädchen, denn sie schien mir noch eher jugendlich denn tatsächlich erwachsen. "Wer bist Du überhaupt? Ihr Verwandter?" schnauzte der Händler sogleich weiter, diesmal allerdings zu mir - und traf auf genau das Gegenüber, das auf derlei überhaupt keine Lust hatte. "Caius Flavius Aquilius, gewesener tresvir capitalis und gewesener quaestor urbanus," stellte ich mich mit einem ins eisige tendierende Lächeln vor. "Wenn es hier ein Problem geben sollte, kann ich Dir sicherlich helfen - denn in den carcer werden Delinquenten nur geworfen, wenn ihre Schuld feststeht, nicht auf einen Verdacht hin. Also, sage mir bitte, warum Du glaubst, diese Frau hätte Dich bestohlen." Nachdem die Fronten geklärt waren und der Händler wusste, dass er hier mit jemandem sprach, der sich in der Materie durchaus auskannte, blickte ich ihn erwartungsvoll an.

    Im Grunde klang das alles nach einer recht normalen Szenerie - zwei Mütter (eine schon tatsächlich, die andere werdend) hatten sich unterhalten, vielleicht gar geplaudert, und mit einem Mal waren aus diesen beiden Frauen mit demselben Thema wieder eine Herrin und eine Sklavin geworden. Wie schnell sich Antonias Laune ändern konnte, hatte ich inzwischen durchaus mitbekommen - aber da in der flavischen Familie Launenhaftigkeit durchaus normal war, hatte ich mir darüber nie gesteigerte Gedanken gemacht, wahrscheinlich nahm man solches auch weniger ernst, wenn man mit Menschen aufgewachsen war, die ähnliche Charakteristiken vorzuweisen gehabt hatten.
    "Ich bin mir sicher, sie hat es nicht beleidigend gemeint, Antonia, aber natürlich kann ich ein solches Verhalten nicht dulden; nichts läge mir ferner, als dabei zuzusehen, wenn eine Frau wie Du beleidigt wird, ob nun absichtlich oder unabsichtlich. Sei Dir dessen versichert, ich werde mich der Angelegenheit annehmen und sie angemessen dafür bestrafen, dass sie Dir nicht geantwortet hat, wie sie sollte." Das klang gewichtig genug und es blieb mir trotzdem noch ein sehr breites und bequemes Schlupfloch. Der Vorteil von Rhetorik war, dass sie in vieler Hinsicht stets von der Kreativität der Zuhörer abhing und die meisten Menschen doch eher das hörten, was sie hören wollten als das, was man in einen einfachen Satz noch packen konnte.


    "Nimm bitte meine aufrichtige Entschuldigung dafür an, dass es meine Sklavin war, die sich ein Fehlverhalten hat zuschulde kommen lassen, es wird sicher nicht wieder geschehen." Zumindest dafür musste ich Sorge tragen, so gern ich Antonia auch mochte, ich wollte diese Form der Diskussion nicht zehnmal die Woche führen müssen. Dann erhob ich mich, trat an den Beistelltisch neben meinem Schreibtisch und schenkte in zwei Becher einen fruchtigen Weißwein ein, der von meinem eigenen Gut stammte und nicht zu süß, aber auch nicht zu herb schmeckte, der ideale Wein für einen Nachmittag, und nichts, was einem das Getränk zu sehr zu Kopf steigen ließ.
    "Hier, bitte," damit reichte ich ihr ihren Becher und schenkte ihr ein offenes Lächeln gleich mit dazu, das auf die meisten Frauen seine Wirkung nicht verfehlte. "Nach so viel Ärger ist ein guter Wein doch immer der beste Weg, sich wieder wohl zu fühlen, findest Du nicht?" Alle anderen Methoden waren mit einer gestrengen Patriziersgattin ohnehin nicht wirklich denkbar - der Gedanke an eine kleine, prickelnde Affaire mit ihr war seit der Geburt von Gracchus' Sohn meines Erachtens nicht mehr aktuell.

    "Nichts anderes habe ich mir gewünscht," sagte ich leise und strich ihr mit einer Hand langsam über das dunkle Haar. Ihr gewölbter Bauch machte es unmöglich, die zur Gänze an mich geschmiegt zu spüren, aber die Wärme ihres Leibes empfand ich als beruhigend und angenehm - vielleicht mochten wir einander nicht lieben, ich zumindest empfand für sie (nur) aufrichtige Zuneigung, aber unserem Kind würden beide Eltern erhalten sein, und auch wenn wir oft aneinander vorbei zu reden schienen, eine Grundsympathie war vorhanden, und jene würde es hoffentlich auch möglich machen, dass wir einander niemals so hassen würden, wie es viele Paare nach einigen Jahren der stetigen Gemeinsamkeit taten.
    "Du hast einmal gesagt, dass Du in Deine Heimat zurückkehren wolltest, so bald es Dir möglich sei, und dem wollte ich nicht im Weg stehen, Bridhe. Aber ich habe auch gelernt, dass eine Heimat immer dort ist, wo man sich zuhause fühlt, und wenn Du das dort tun solltest, wo ich auch bin, dann ... dann will ich mein Möglichstes tun, dass Du zufrieden leben kannst." Stürmische Liebeserklärungen hörten sich, zugegebenermaßen, anders an, aber darum war es mir auch nicht gegangen. Sie sollte sich niemals wieder fühlen, als hätte sie jemand eingesperrt, es passte auch einfach nicht zu ihrem Naturell. "Die Zukunft wird für mich, je höher ich steige, schwieriger werden, und ich würde mich freuen, in Dir eine vertrauenswürdige Frau zu haben, die meinen Weg so weit begleitet, wie sie es kann und will. Manchmal ist es der beste Gedanke, nach einem langen Tag einen Grund zu haben, zurückzukehren, etwas zu haben, worauf man sich freuen kann, und sei es nur ein freundliches Lächeln oder ein interessantes Gespräch mit einem Menschen, der ehrlich zu einem ist."

    Geduldig beobachtete ich die Handlungen des discipulus und fand keinen Fehl darin - als schließlich das blutige Tagewerk endgültig seinem Ende zugeführt war und der Junge, wie man es ihn geheißen hatte, seinen Botengang ausgeführt hatte, blieb uns nichts weiter zu tun als die Opferhandlung für uns selbst abzuhaken.
    Wahrscheinlich würde es ein schöner Tag werden, das Wetter versprach es, und gutes Wetter lockte häufig auch viele Besucher zu den Tempeln.
    "Nungut, ich denke, wir haben alles getan, was zu tun ist - das fertige Fleisch wird Dir später ausgehändigt werden, während meine collegi die vitalia weiter nutzen werden - ich würde sagen, wir widmen uns dem zweiten Punkt, der für Deine Ausbildung und spätere Berufspraxis wichtig ist: Den Bittstellern. Hast Du heute noch Zeit dafür oder wäre Dir ein anderer Tag lieber?" Ich selbst hatte es nicht eilig, aber ich wusste nicht, ob er nicht doch noch andere drängende Pflichten erfüllen musste, die ihn von dieser Unterrichtseinheit abhalten konnten.

    Ich lauschte der Stille und harrte irgendwelcher unzweifelhafter Zeichen für die Aufmerksamkeit meines Gottes - aber im Grunde brauchte es das nicht unbedingt. Hier war ich immer willkommen gewesen, und in Mars' Tempel fühlte ich mich immer am meisten zuhause, ein Gefühl, das mir auch die villa Flavia bis heute nicht wirklich hatte vermitteln können.
    So beobachtete ich schweigend den Rauch bei seinem Weg durch die Luft, atmete den harzig-würzigen Duft ein und ließ die Gedanken etwas schweifen, um mit einem zufriedenen und rundum angenehmen Gefühl schließlich vom Altar zurück zu treten. Ich war mir sicher, Mars hatte meine Worte gehört und das reichte mir. Schon trat ein anderer an meine Stelle, um ein Gebet an Ihn zu richten, und während ich diesem Mann Platz machte, lächelte ich mit einem Mal. Konnte das Leben wirklich schrecklich werden, wenn man wahrhaft glaubte? Der ganze Popanz der Staatsopfer ging mir schrecklich auf die Nerven, aber ein Gebet an der Statue des Mars hatte für mich eigentlich fast immer die Wirkung, mich angenommen und richtig zu fühlen.

    "Schicke mir einfach einen Sklaven, wenn es nichts werden sollte, ich bin da momentan sehr flexibel ...das ist der Vorteil, wenn man nur in den Tempel muss und nichts mehr sonst zu tun hat," gestand ich schmunzelnd und nickte dann. Die Aussicht auf ein gepflegtes Amüsement mit meinem patronus gefiel mir und ich hoffte einfach, dass es ein netter Abend werden würde - der letzte war schon viel zu lange her. "Dann würde ich sagen, sehen wir uns in der nächsten Woche - viel zu tun gibt es hier für mich nicht mehr und ich habe auch keinen der anderen Magistrate gesehen, die mit mir gemeinsam tätig waren; so bleibt uns mit viel Glück wohl allerhöchstens eine Rede zur aktuellen politischen Lage zu hören und mit viel Pech irgendwelchen philosophischen Unsinn, und dazu habe ich derzeit nicht wirklich viel Lust." Die rostra verkam bisweilen zum Redefleck irgendwelcher unbekannter Spinner, die meinten, sich ihre politischen Chancen mit Brandreden verbessern zu können, aber dergleichen musste man sich glücklicherweise nicht anhören.

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    So ganz richtig ist das nicht, das Frauenbild wandelte sich mit der Zeit und erfuhr auch eine Stärkung. Frauen waren nicht mehr nur das "Heimchen" zu Hause. Außerdem ist das auch eine Frage der Region. Zum Beispiel ist das Auftreten der Frau in der griechischen Polis in Ägypten eine ganz andere als in Athen zur Zeit des Sokrates.


    Ja, ich weiss das wohl ;) ich wollte nur einen kurzen Abriss der Grundform geben, nicht eine historische Elegie verfassen ... dass das Frauenbild mit den Jahrhunderten eine Differenzierung erhielt und eine Spartanerin nicht mit einer Athenerin verglichen werden kann, dass es bei Solon anders lief als bei Sokrates ... gehört zu den Details, die man gerne später ausdiskutieren kann bzw. bei mehr Interesse zum Thema selbst, aber das war auch nicht meine Absicht, sondern die Moral- und Wertevorstellung zu umreißen, die lange Zeit vorherrschte (dass es in der Praxis anders aussehen konnte, ist eine andere Sache).
    Aber am Ende landen wir, fürchte ich, wieder bei der fruchtlosen Diskussion um die Stellung der Frau in der Antike und hier im IR, und Du weisst selbst, dass wir uns die Finger wund tippen könnten, ohne dass sich groß vieles verändert.


    @ Chamiz: Bei dieser Männerbeziehungstradition der griechischen Kultur war es für den jüngeren Mann auch sehr oft ein 'Ersatz' für eine Beziehung zu einer Frau - Ehen wurden nun einmal für den Mann erst mit etwa dreißig geschlossen (wenn seine Pflichten für die Stadt etc. abgeleistet waren) und irgendwas musste man ja machen, um sich eine Erleichterung zu verschaffen, wenn man an die gut bewachten griechischen Jungfrauen nicht rankam ;)

    Manche Abende waren schlicht und ergreifend Anlässe, auf die man sich freuen konnte. Hatte mich mein letztes Amt oft genug daran gehindert, abends überhaupt in der villa Flavia zugegen zu sein, so hatte ich doch jetzt deutlich mehr Zeit und auch Freude daran, ein wenig auszuspannen. Da lag es doch nahe, das Angenehme - mit meinem patronus einmal wieder über die Götter und die Welt zu diskutieren - mit dem Nützlichen - wir hatten ohnehin schon vor einer Weile wieder aufeinander treffen wollen - zu verbinden und sich ein gutes Mahl gemeinsam zu gönnen. Die letzten Abende waren einigermaßen lau gewesen, sodass ich mich entschlossen hatte, dieses Gastmahl in den Garten zu verlegen, dessen Blütenpracht auch im Herbst noch einiges an Bewunderung hervorzurufen vermochte, und sicherlich auch einmal etwas anderes war als das ewige Herumhocken im triclinium, tablinium oder sonstwo. Es sollte ein gemütlicher Abend werden, und wenn meine Familie die Gelegenheit erhielt, jederzeit herein zu platzen, würde es ganz sicher kein gemütlicher Abend werden - ein weiterer Grund, in den Garten auszuweichen. Zudem, seit der kleine Manius auf der Welt war, gab es noch jemanden, der nachts einen leichten Schlaf hatte und dem Musik und Tänzerinnen sicherlich nicht zuträglich waren - und mit dem 'großen' Manius über Schlafenszeiten seines Sohnes zu diskutieren wollte ich mir auch nicht unbedingt antun. Also, es blieb beim hortus.


    Die Gartenlaube, die ich vor einiger Zeit halb demoliert hatte, um meinem Zorn Luft zu machen, war inzwischen wieder in bestem Zustand, und mit Blütengirlanden samt Weinblättern geschmückt worden, ebenso befanden sich zwei Einmann-clinen dort aufgebaut, ein Tisch zwischen jene clinen gerückt, damit wir beide bequem an die Köstlichkeiten kommen würden, die darauf aufgebaut werden sollten, und damit waren die wichtigsten Vorbereitungen abgeschlossen. Schließlich kam nicht der Kaiser zu Besuch, sondern mein patronus, der sich sicherlich mit förmlichen Einladungen oft genug herumschlagen musste und es sich ebenso verdient hatte, an einem Abend einfach auszuspannen. Die Überraschungen, die an diesem Abend noch warten sollten, würde ich ihm jedenfalls nicht vorher verraten - sonst wären es auch keine Überraschungen mehr. Ganz im Grundgedanken eines legeren Zusammentreffens hatte ich auf die toga verzichtet - damit konnte man einfach nicht auf Dauer bequem auf einer cline liegen - und eine dunkelrote tunica angelegt, die zwar edel wirkte, aber nicht protzig aufgemacht war - und dann hieß es warten, auch wenn mir die Zeit im schönen flavischen Garten, in dem es immernoch vage nach Rosen duftete, nicht lang wurde.

    Ich nickte abermals und war mit der Antwort zufrieden - machte dann aber eine Geste zu dem Tierleib auf dem Altar. "Dann lass uns die Einzelteile nun ihrer passenden Bestimmung zuführen, bei einem kleinen Opfer ist das die Aufgabe des opfernden Priesters, bei den größeren Staatsopfern haben wir dafür Helfer. Aber grundsätzlich solltest Du die Verteilung der Einzelteile immer überwachen, damit die Götter auf jeden Fall ihren Anteil erhalten und Du Dir nicht wegen Schlamperei für die Zukunft göttlichen Ärger einhandelst. Gerade in dieser letzten Phase kann für die Zukunft gesehen noch so einiges schief gehen." Gemächlich klaubte ich die vitalia zusammen und legte sie in die dafür bestimmte Schüssel, während ich es ihm überließ, das Restferkel zusammenzuräumen - einer der Jungens, die im Tempel die Grundbegriffe des Priesterdaseins lernen sollten, stellte sich erwartungsvoll neben ihn, um zur Hand zu gehen, sollte der Matinier dies bedürfen.


    "Bei einem so kleinen Tier ist es das Beste, alles mitzunehmen, denn frisches Fleisch ist bei den meisten Familien als Ergänzung beliebt - außer Du weißt genau, dass es nicht gebraucht wird. Für sportulae taugen eher die großen Tiere, damit auch eine angemessene Menge Fleisch verschenkt werden kann, wie es bei den großen Opfern üblich wäre." Es war ein blutiges Handwerk, aber die notwendigen Arbeiten waren bald vollbracht und wir konnten einem nun doch aufgeklarten Tag entgegen sehen. "So, damit hast Du eine wichtige Lektion ohne Schrammen überstanden, ich bin sehr zufrieden. Ganz sicher wirst Du diesen Teil Deiner Prüfungen gut bewältigen können. Eine Grundregel, falls Du dann doch einmal nervös oder unsicher werden solltest, ist, dass Du Dir Zeit lässt. Die Götter leben ewig, und ein paar Momente, die für Dich wichtig sind, Dich wieder zu sammeln, werden keinen Gott stören - ein misslungenes Opfer aber sehr wohl, wenn Du Dich zu sehr eilst und Fehler machst."

    Ihre Worte verblüfften mich, nein, ich hatte gelinde gesagt damit nicht einmal im Ansatz gerechnet. Glaubte sie denn, ich würde sie aus dem Haus jagen, und ihr danach dann das Kind nehmen? Offensichtlich bewegten sich ihre Gedanken von diesem Schreckensmodell nicht allzu weit entfernt.
    "Bridhe, bist Du denn verrückt geworden? Glaubst Du wirklich, ich würde Dich freilassen und dann fortjagen, ob mit oder ohne Kind? Dein Platz wird bei mir sein, solange Du es willst, und so lange wirst Du ein Heim haben. Ich möchte doch, dass unser Kind bei uns aufwachsen kann, dort, wo es die Eltern beide hat. Dass mein erster Sohn nicht hier lebt, entspricht allein dem Wunsch seiner Mutter und deren Vater, und wenn ich sehe, wie glücklich der Kleine bei ihr ist, habe ich diese Entscheidung nie bereut. Wenn Du hier bleibst, mit unserem Kind, dann machst Du mich damit glücklicher, als ich es sagen kann. Es ist lange her ..." Ich machte eine kleine Pause, legte mir die Worte zurecht und ließ es dann doch bleiben, drehte mich ihr zu und nahm sie gänzlich in den Arm.


    "Ach, Bridhe. So vieles wird sich nicht so schnell ändern, Du musst Dir keine Sorgen machen. Wenn du gehen möchtest,kaufe ich Dir einen Betrieb, auf dass Du ein Auskommen hast ... wenn das Dein Wunsch sein sollte. Wenn Du bleiben willst, wirst Du hier immer einen Ort haben, an dem Du willkommen bist." Und bitte, bitte hör auf zu weinen. Aber das sagte ich nicht laut. Für gewöhnlich erreichte man mit einer solchen Bitte genau das Gegenteil des Gewünschten.

    Meine Gedanken verloren sich noch einige Augenblicke in die Richtung dessen, wie der kleine Manius wohl in der villa für Aufregung sorgen würde - selbst wenn er das bravste Kind seit Jahren werden würde, gäbe es doch immer genügend Sklaven, die um das Wohl des Sohnes des Hausherrn genügend Aufstand machen würden, dass man den Eindruck gewinnen musste, es gäbe viel zu tun. Wenn man bedachte, wie zerbrechlich das Leben eines patrizischen Kindes sein konnte, wenn der Vater eine gewisse Macht besaß, waren einige Vorsichtsmaßnahmen zusätzlich sicher nicht verkehrt - ich würde darüber mit Gracchus sprechen müssen, wollte aber Antonia deswegen nicht belasten.
    Sie würde mit ihrer Mutterschaft sicher noch genug zu tun bekommen und genügend Sorgen ausstehen müssen. Bridhes schneller Rückzug erfüllte mich mit einer gewissen Zufriedenheit - sie hatte seit ihrer Ankunft in der villa einiges gelernt, unter anderem auch, wann es besser war, aus der Schusslinie zu gehen - und so blieb mir nur, mich auf Antonias Wut zu konzentrieren. Würde sie wissen, wie reizend und anziehend sie mit leicht zorngeröteten Wangen aussah, und würde ich ihr dies sagen, so würde sie sich sicherlich schneller beruhigen als eine Katze in der Brunft nach einem Eimer kalten Wassers.


    "Was genau hat sie denn gesagt, beziehungsweise - aus welcher Situation genau hat sich denn ihr Fehlverhalten entwickelt?" Es war, wie es sich andeutete, zweifellos eine Lappalie. Die eine Frau war schlecht gelaunt, die andere wurde deswegen zickig, und wenn man sie nicht voneinander fern hielt, dann würde es Gekreisch und ausgekratzte Augen geben - oder etwas in der Art. Die beste Taktik war zumindest in Antonias Nähe, mich interessiert zu geben, mir alle Details erzählen zu lassen und dann so zu tun, als würde ich Bridhe bestrafen ... sie musste schließlich nicht dabeistehen, und Bridhe war meine Sklavin, also oblag es auch mir, für eine angemessene Bestrafung zu sorgen. Angemessen allerdings war ein ausgesprochen dehnbarer Begriff.
    "Willst Du einen Schluck mit Wein gemischtes Wasser? Ich denke, das würde Dir nach einem solchen Erlebnis guttun." Ob sie wohl selbst stillte? Denn dann würde es nur Wasser tun müssen, außer ich wollte einen betrunkenen Klein-Manius, und so früh musste der Junge schließlich nicht mit dem Suff beginnen.

    Und man sollte dabei bedenken, wie die Lebenstradition griechischer Familien in der Regel aussah - die Frau zuhause als Zuständige für den oikos, Sklavinnen gehen einkaufen, nicht etwa die Herrin des Hauses, Gastmähler für männliche Fremde finden ohne die Frauen statt etc.
    Ich weiss, es wird hier nicht gespielt, bzw. wenig überhaupt ins Spiel aufgenommen, aber wissenswert ist es denke ich doch ;) Das Leben von Männern und Frauen der griechischen Gesellschaft fand sehr voneinander getrennt statt, die wenigen Frauen, die Zugang zur männlichen Gesellschaft hatten, waren die hoch geachteten Hetären (nicht mit Prostituierten zu verwechseln).
    Natürlich ist das in einem Forum wie diesem wenig umsetzbar, ebensowenig wie römische Frauen nur zuhause sitzen spielen wollen - nur sollte man sich zumindest dessen bewusst sein, wie weit ab von der Norm wir hier spielerisch unterwegs sind.

    Ich sah meinem Schüler genau über die Schulter, aber diesen Teil des Opfers musste er selbst zustande bringen, und so nickte ich nur leicht zu mir, als er schließlich verkündete, das Opfer sei angenommen worden. Einen Fehler der inneren Organe hatte ich auch nicht entdecken können - auch wenn diese Sorge seit dem dreimaligen Opfer immer eine leise Stimme in meinem Innersten erhob, sobald es an die blutigen Tatsachen eines Opfers ging - und so konnte ich nichts sehen, was gegen seine Interpretation des Opfers gesprochen hätte. Seine Genauigkeit jedenfalls sprach für ihn, und ich war mir, nachdem ich diesen ersten Versuch gesehen hatte, durchaus sicher, dass er seine Prüfungen gut bestehen würde. Alles andere war Übungssache, nach dem zehnten geopferten Tier verschwamm die Erinnerung ohnehin irgendwann.
    "Sehr gut!" lobte ich denn auch mit einem zufriedenen Nicken in die Richtung des Matiniers. "Und was passiert nun mit dem geopferten Tier? Was machst Du mit den vitalia und dem restlichen Leib?" Auch die Aufräumarbeiten mussten schließlich bedacht werden.

    "Ah nun, ich hatte gehofft, Dich als meinen Gast begrüßen zu dürfen," sagte ich fast sofort darauf, ohne zu wissen, dass ihm diese Einladung entgegen kam. "Wäre es Dir ANTE DIEM X KAL OCT DCCCLVIII A.U.C. (22.9.2008/105 n.Chr.) recht? Ein kleines, zwangloses Gastmahl mit einigen netten Speisen, der einen oder anderen netten Tänzerin, um sich gemütlich einige Stunden zu vertreiben und dabei die politische Lage im allgemeinen und die Zukunft im Besonderen zu besprechen." Ich hatte bewusst einen lässigen Ton angeschlagen, um den informellen Charakter dieser Zusammenkunft zu betonen - bei anderen patrizischen Familien mochte ein zwangloses Gastmahl nicht um 200 simple Vorspeisen, 300 einfache Hauptgerichte und 150 leichte Nachspeisen herum kommen, ebensowenig um importierte Tiere aus entlegenen Provinzen und exoitischen Artisten und Tänzern, nicht aber bei mir. Dieses sinnlose Gepränge mochte vielleicht beeindrucken, vielleicht auch ein riesiges Vermögen verschwenden, aber ich schätzte meinen patronus durchaus so ein, als dass er auf solcherlei ganz gut verzichten konnte und sich sicher deswegen nicht mehr für mich einsetzen würde.