Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Ich nickte zu seinem Vorschlag und schon wühlten wir uns durch die laut sprechende Menge - natürlich redeten die Bürger nicht alle über dasselbe Thema, sondern über verschiedene Themen, sodass das linguistische Chaos, das bei meinen Ohren ankam, durchaus extreme Ausmaße annahm und nicht gerade angenehm zu ertragen war. Als wir das Standbild erreicht hatten, das erstaunlicherweise derzeit nur von einem mageren Mädchen okkupiert war, die zu Füßen des Pferdes sitzend, einen fettig wirkenden Ölkuchen eilig verschlang, konnten wir die angepeilten Plätze einnehmen und ich machte mich daran, mein Mittagessen zu genießen. Es schmeckte einfach herrlich - keine der sonstig aussergewöhnlichen und exotischen Spezereien, die man als Patrizier bei Empfängen und sonstigen Gelegenheiten oft genug bekam, und irgendwann gründlich satt hatte, nein, dieses Fladenbrot mit Meeresfrüchteinhalt schmeckte ähnlich wie die einfachen Mahlzeiten, die ich als Kind noch aus Hispania in Erinnerung hatte. Ein paar Sesterzen, die ich meiner Mutter geklaut hatte, brachten mich damals in den Genuß dieser Plebejerspeisen und ich hatte sie damals sehr geliebt, schmeckten sie doch vor allem nach der Freiheit, etwas tun zu können, worauf ich Lust hatte.
    "Schmeckt nach Hispania, findest Du nicht?" sagte ich mit vollen Backen und schluckte zufrieden. "Du musst irgendwann mal die villa Flavia in Tarravo besuchen, die Aussicht würde Dir sicherlich gefallen. Man kann so weit aufs Meer hinaus blicken, dass ich als Kind immer dachte, dort müsste in der Ferne der Umriss von Atlantis zu erblicken sein."

    Herrjeh. Ich sah mich schon den restlichen Tag von officium zu officium hasten, nur um alle Dinge zu organisieren, und einen Amtsträger nach dem anderen aufzusuchen, die mit dieser Entscheidung auch nur im Entferntesten zu tun hatten. Letztendlich war das Maß der Bürokratisierung wohl auch schon bei den vigiles enorm fortgeschritten, wie konnte man es auch in Rom anders erwarten. So trug ich die Erklärung mit soviel Fassung wie möglich, und nickte ergeben.
    "Nun, eine gemischte Patroullie - dass patroulliert wird, ist doch ohnehin derzeitig usus, ich denke dabei daran, diese Patroullien für die Dauer meiner Amtszeit mit von mir bezahlten Sklaven und freien Männern aufzustocken, mehr Männer sind im Zweifelsfall einige Hände mehr, die einen Brand mit bekämpfen können, einen Eimer zu füllen, zu tragen und auszuleeren ist denke ich für jeden Mann möglich. Warum bitten wir den praefectus castrorum nicht einfach zu diesem Gespräch dazu, das spart eine Menge Aktenarbeit, und wir müssen uns nicht doppelt und dreifach absprechen." Vor allem wäre dann die Sache soweit unter Dach und Fach, dass jeder von beiden wusste, worum es ging und von Anfang an Klarheit herrschte.

    Der Händler hatte uns Tiere gezeigt, die ich im Leben nicht gekauft hätte - nicht, weil sie nicht gut genug ausgesehen hätten, nein, weil sie einfach hoffnungslos überteuert waren und das war nun wirklich nicht einzusehen, am hellen Tag auch noch übers Ohr gehauen zu werden, vor allem, wenn es pressierte. Der Senator schien meiner stumm gefassten Meinung zu sein und schritt voran, und beim nächsten Händler wirkte die Ware auf den ersten Blick genauso gut wie beim vorherigen, und er sah auch noch nicht danach aus, als wollte er uns gleich die Sesterzen und Aurei einzeln aus den Taschen ziehen. Ein wenig indigniert war der Blick des Händlers freilich auf meinen blutverschmierten Togasaum gerichtet, aber als er damit offensichtlich auch erkannte, dass es sich hier nicht um einen jüngst auf den Straßen der subura erschlagenen Tagelöhner, sondern wohl um ein eben erschlagenes Opfertier gehandelt haben musste, wurden seine Bemühungen gleich ein deutliches Maß beflissener.


    "Hier haben wir wunderbare Rinder, wollt ihr vielleicht ein Rind kaufen, Herr?" wandte er sich zielstrebig an meinen patronus, doch der hatte sich schon einen der Widder angesehen, zu dem ich nun ebenso trat und das Tier in Augenschein nahm. "Das sieht doch schon besser aus, und gut gefüttert ist er anscheinend auch. Lucanus? Was meinst Du? Du bist hier der Zottelfellexperte." Ausserdem sollte mein Neffe ruhig alle Scheu davor verlieren, in einer Sache seine Meinung zu äußern, in der er sich anscheinend auskannte.

    Während ich auf Stratons Rückkehr wartete - er würde schon wegen des heißen Steins sicher ein Weilchen brauchen - hielt ich den Blick auf Bridhe gerichtet, ihr feuchtglänzendes Gesicht gefiel mir gar nicht, denn neben dem, was unweigerlich von der Krankheit stammen musste, waren die anderen Spuren weit bedenklicher. Es war recht leicht zu erraten, woher diese Art Spuren stammen mochte, denn dass Severus sich über die Offenbarung nicht gefreut haben musste, dass sie bei mir gelegen hatte, war offenkundig - falls sie es ihm gesagt hatte, denn sicher war ich mir da nicht. An ihrer Stelle hätte ich genossen und geschwiegen, und es dabei belassen, aber die meisten dieser Nordvölker waren auf ihre Weise fast beleidigend ehrlich, in diesem Punkt war mir Severus auch eine stetige Geduldsprüfung gewesen. Wenn die Spuren aber nicht von Severus stammten, von wem dann? Einem von Furianus' Speichelleckern? Aber so schnell glaubte ich das auch nicht. Aber vielleicht hatte sie auch mit irgendeinem anderen Sklaven im Haus Streit gehabt, ich würde nachher Straton danach fragen.


    Sie runzelte die Stirn und kniff die klein gewordenen Augen zusammen, wirkte dabei so angestrengt, dass ich mich bemüßigt fühlte, sie anzusprechen: "Liege ruhig, Bridhe, und strenge Dich nicht an. Dein Körper wird alle Kraft brauchen, das Fieber zu besiegen. Du bist hier in Sicherheit." Wenn es am Morgen nicht besser war, würde ich einen Medicus rufen lassen, soviel war sicher - zu lange durfte man Fieber nicht die Gelegenheit lassen, sich auszubreiten, aber noch hatte ich die gute Hoffnung, dass sich Stratons Wissen um die Verwendung von Kräutern, das er oft genug auch nutzte, um Duftöle zu mischen, ausreichen würde, sie wieder auf die Beine zu bringen.
    Langsam nahm ich das warm gewordene Tuch von ihrer Stirn, tunkte es erneut ins Wasser, wrang es abermals aus und erneuerte es dann auf ihrer Stirn - wie sie glühte, es war wirklich besorgniserregend. Eigentlich hätte ich erwartet, dass ein Mensch aus dem Norden im Winter robuster war, aber anscheinend war das nur ein reines Wunschdenken gewesen.

    Sim-Off:

    Kein Problem!


    Hoffentlich hatte er alles mitbekommen - aber im Grunde war es auch gleich, Straton konnte ihm denselben Vortrag gleich nochmals halten, sollte es notwendig sein, und wahrscheinlich ausführlicher, als ich es getan hatte. Zumindest wirkte meine Neuerwerbung entschlossen, sich mit alledem auseinander zu setzen, und das war schon ein sehr guter Anfang.
    "Nun, im Augenblick habe ich das erste Amt der politischen Laufbahn inne - im Vigintivirat die Tätigkeit eines tresvir capitalis, es wird also nicht ausbleiben, dass ich übermüdet oder erschöpft sein werde, wenn die nächtlichen Patroullien anstrengender waren als es geplant ist, man kann in Rom nie wissen, was geschieht. Ansonsten - die Planung der nächsten Jahre führt für mich in den Senat, wie Du Dir sicher denken kannst. Ob dies nun schnell oder etwas langsamer geht, ist eine Frage guter Gelegenheiten, ich will nicht zu schnell aufsteigen, denn wenn ich kein Amt bekleide, verrichte ich den Dienst eines sacerdos im Tempel des Mars Ultor, und diese Pflicht verlangt viel Aufmerksamkeit. Welchem Glauben hängst Du an, Micipsa? Hast Du neben den römischen Staatsgöttern noch eigene Götter aus Deiner Heimat oder von Deinem früheren Herrn?"


    Bridhe hatte er also schon kennengelernt, und dass er Severus nicht kannte, erstaunte mich nicht, hatte mein custos corporis doch anderes zu tun, als den ganzen Tag in der villa herumzuhängen - Straton würde er noch genauer kennenlernen, sobald ich die Pflichten des neuen Sklaven weitergegeben hatte.

    "Das habe ich gesagt, in der Tat ..." ich ließ den Rest des Satzes offen und blickte zu ihm hinauf, schon sein Gang war ausgesprochen ungewöhnlich, so leicht, so beschwingt, als sei von all den Sorgen, die ihn die letzten Wochen und Monate gedrückt hatten, nichts mehr übrig. Doch sein Weg führte ihn dorthin, wo ich ihn nicht mehr sehen konnte, ohne mich umzuwenden, und so ließ ich ihn gewähren, atmete tief durch, als seine Hände sich auf meine Schultern legten. Ihr Götter, es konnte nicht möglich sein, dass allein diese Berührung schon vermochte, das ewige Feuer neu zu entfachen, ohne das ich seit jenem schicksalshaften Tag auf dem Berg in Achaia keine Stunde zugebracht hatte - und doch geschah es, in jeder seiner Berührungen, und vor allem im Nachhall seiner Stimme in meinem Inneren, während meine Sinne den rauh gewordenen Klang kosteten, der sich in seinen Worten offenbarte. Nicht allein die Worte ließen einen stetigen Schauer über meinen Rücken hinab rieseln, vor allem der warme Hauch seines fast spürbaren Atems, die Nähe seiner Lippen und vor allem seine Gegenwart waren es, die mir innerhalb kürzester Zeit die Beherrschung unmöglich machten. Keiner Frau war es gelungen, mich so nachhaltig zu entzünden, wie er es tat, und bei keinem Menschen hätte ich mich dem eher hingegeben.


    "Du liebst, mein Manius, und wie lange habe ich mich danach gesehnt, diese Worte zu vernehmen, zu wissen, dass Du sie endlich frei sprechen kannst, weil Du es willst, weil Du nicht länger versuchst, dem auszuweichen, was doch unausweichlich in unseren Herzen liegt, seit wir noch jung waren," flüsterte ich zurück, die Augen für den Moment seines Kusses schließend - aber dann konnte ich nicht mehr sitzen bleiben, glitt aus dem Stuhl, erhob mich und wandte mich ihm zu, in einer flüssigen, schnellen Bewegung, um meine Arme um ihn zu legen und ihn an mich heran zu ziehen, ein heftiger Ruck und ich spürte ihn, die Wärme seines Leibes, der trotz seiner vielen Bürotätigkeit noch nicht viel der früheren Spannkraft verloren hatte. "So ist es, wenn man jemanden liebt und diese Gefühle leben darf," fügte ich meinen Worten an und suchte nach seinem Blick, diesen seelenvollen Augen, deren Tiefe mir manches Mal unendlich schien, und in denen ich mich wohl irgendwann gänzlich verlieren würde, wenn ich mich nicht im Zaum hielt. "Aber ich glaube nicht, dass Du jemals Deinen Verstand verlieren wirst, ist es doch ungleich köstlicher, wenn man dieses Gefühl nicht nur rein mit dem Leib, sondern auch in der tiefsten Seele und im Intellekt teilen darf."


    Ich neigte mich vor, und schon trafen meine Lippen die seinen - dieser rein körperliche Aspekt war noch immer einer, nach dem ich hungerte, und wahrscheinlich würde dieser Hunger niemals enden, solange unsere Liebe lebte und wir sie nicht in Gelübden und Schwüren fesselten. Seine Lippen waren ein wenig rauh, aber es störte mich nicht, kündete es doch davon, dass er nicht diesen weibischen Gewohnheiten anheim gefallen war, sich irgendwelchen Balsam auf die selbigen zu schmieren - Männer zu begehren bedeutete für mich nicht unbedingt, weibliche Gepflogenheiten übernehmen zu wollen, das war in den Händen von Frauen doch weit angebrachter. Und dieser Kuss schmeckte noch einmal so gut, weil er von meinem Manius war, und ich hoffte, es würde nicht bei diesem einen Kuss bleiben. Nicht bei dieser einen Nacht ...

    So viele Dinge auf einmal, die zu tun waren - aber wenn einer wusste, was getan werden musste, war es Straton, und ich war in diesem Augenblick dankbar dafür, dass er mir ohne weitere Fragen einfach half. "Du bist in meinem Bett, Bridhe, und Du bist krank. Strenge Dich nicht an, wir werden Dir helfen," antwortete ich mit klarer Stimme auf die Worte meiner Sklavin, strich ihr dabei über die glühende Stirn und füllte den Wasserbecher erneut, um ihr gleich Straton noch etwas des kühlen Getränks einzuflößen. Als Straton mein cubiculum verließ, umgriff ich Bridhes Schultern vorsichtig mit meinem Arm, sie aufrichtend, und bedeutete ihr, dass ich sie entkleiden wollte - und so sie sich nicht wehrte, schob ich langsam die nassgeschwitzte tunica über ihren Kopf und warf sie beiseite, um sie dann wieder unter die Decke zu stecken und aus dem Nebenraum eine neue tunica für sie zu holen.


    Wo konnte sie sich nur dieses widerliche Fieber zugezogen haben? Ich hatte sie in der letzten Zeit in keinster Weise herumgeschickt, und ich würde sie wohl fragen müssen, wenn sie wieder klar bei Sinnen war. An das Bett zurückgekehrt, nahm ich es auf mich, ihr die frische tunica langsam überzustreifen, und schließlich lag sie wieder unter der Decke, fiebernd wie zuvor, aber zumindest warm eingepackt und die Hilfe in Form Stratons nahte. Schweigend blickte ich auf sie herab, bevor ich mir ein Tuch nahm, es mit dem Wasser befeuchtete und auf ihre Stirn legte, um die Hitze aus der Haut zu ziehen.
    "Was machst Du nur für Sachen, Bridhe," murmelte ich leise vor mich hin und betrachtete ihr blasses Gesicht nachdenklich.

    Als wir beide im Sand landeten und dort liegen blieben, ohne dass einer von uns einen nennenswerten Vorteil daraus gewonnen hätte, musste ich lachen und spuckte kurz darauf den Sand aus, der mir im Mund gelandet war. Ich begann, mich aufzurichten, und nahm die Hand meines Kontrahenten - es war ein kurzer Kampf gewesen, aber ein durchaus amüsanter, und so sollte es auch sein.
    "Ach, ich bin auf sowas nur vorbereitet, weil mein Vetter Gracchus mich damit früher dauernd aufs Kreuz gelegt hat und es mir irgendwann einfach gestunken hat, dass er immer gewinnt. Ein Unentschieden ist da schon weit erträglicher als eine dauernde Niederlage," gab ich grinsend zurück und blickte an mir herab - eine panierte und gebratene Frucht war nichts dagegen. "Aber irgendwann schaffe ich es, daraus einen Sieg zu machen, auch wenn es ein gemeines Manöver ist, darauf angemessen zu antworten ist nicht wirklich leicht. Du bist in jedem Fall damit auf der sicheren Seite, wenn Dein Gegner nicht wesentlich stärker ist als Du selbst es bist."


    Ich schüttelte den Kopf, aber auch das entfernte den vielen Sand nicht aus meinen Haaren, um ein Bad würde ich wohl kaum herumkommen. Und noch an einer Stelle klebte nun der Sand, aber dort würde ich vor Ursus sicher nicht versuchen, ihn zu entfernen. "Nun ja, es ist zumindest Stand der Überlegungen, wer weiss, vielleicht hat sie eigene Wünsche und Vorstellungen, denen sie nachgehen möchte - es hätte recht wenig Sinn eine Frau zu heiraten, die einen anderen so tief liebt, dass sie jeden anderen verabscheuen muss. Damit holt man sich das Unglück gleich bei der Hochzeit mit ins Haus, und das würde ich gern vermeiden. So gut kenne ich sie noch nicht, dass ich sicher von einem gemeinsamen Weg ausgehen könnte. Aber im Zweifelsfalle wäre ich auf jeden Fall der Glückspilz, der eine ganz besondere Frau für sich gewinnen konnte."

    ... nein, das lassen wir lieber. Aber dennoch gehört vor allem eines ganz kräftig gefeiert: Dass an diesem heutigen, wunderschönen Tag


    ARTORIA MEDEIA


    Geburtstag hat! Mögen Dir Freunde, Liebste und Verwandte schenken, was sie für Dich richtig denken! Ansonsten bleibt uns nur zu sagen, dass wir Dich gern auf den Schultern zur Torte hin tragen - groß und rund und vor allem ganz zuckrig und ungesund. Aber da wir wissen, Du kannst es Dir leisten, möchten wir Dich auch heute noch bei uns festschweißen - damit Du ein schönes weiteres Jahr erlebst und immer die interessantesten Postings erstrebst.
    Und wenn Dich meine Dichtkunst noch nicht in die Flucht geschlagen hat, dann gibt's von mir noch Glückwünsche satt. Lass es Dir allezeit gut ergehen, damit wir uns in bester Laune und zufrieden wiedersehen. In diesem Sinne, feire so viel Du kannst, und schon bist Du gut ins nächste Jahr getanzt!


    [SIZE=7](Und jetzt hör ich lieber auf mit der Dichterei, sonst nimmt mich hier niemand mehr ernst! Alles Liebe und einen kräftigen Knuddler von meiner Seite für Dich, von einem ganz treuen Fan.)[/SIZE]

    Ich war, nachdem ich mich an Bridhe geschmiegt hatte, ebenso in einen leichten Schlaf gefallen und es musste eine ganze Weile vergangen sein, denn als ich wieder erwachte, stand der Mond tiefer am Himmel und ich fühlte mich, als sei ich gerade aus dem Meer gestiegen, so nassgeschwitzt schien ich mich zu haben. Einige Momente des irritierten Blinzelns später, während derer ich mir dessen gewahr wurde, dass ich keineswegs so sehr geschwitzt hatte, sondern dass die unangenehme kühle Feuchtigkeit von Bridhes Haut stammte, die sich in unruhigem Schlummer wälzte. Sie schien schlecht zu träumen, und was auch immer sie gerade in Morpheus' Armen zu sehen schien, schön kam es mir nicht vor, zudem wirkte ihre Haut kühl und feucht zugleich - anscheinend hatte sie Fieber. Nach einem kurzen Gähnen richtete ich mich auf und glitt aus dem Bett, nicht ohne sie wieder zuzudecken, und ging nach nebenan, um Straton zu wecken, dessen Schlafkammer an mein Arbeitszimmer angrenzte, wie auch die neue Kammer Bridhes, die sie seit ihrer Leibsklavenwerdung ihr Eigen nennen durfte.
    "Wach auf," sagte ich drängend, als ich mich über das Bett Stratons neigte, und fast sofort öffnete mein Kindheitsfreund die Augen, maß mich mit wachem Blick. "Bridhe hat anscheinend Fieber, Du musst mir mit ihr helfen."

    Aktenarbeit war niemals meine besondere Passion gewesen und würde es höchstwahrscheinlich auch niemals werden, dafür dauerte es mich viel zu schnell, mich mit unumstößlichen Fakten beschäftigen zu müssen und nicht planen zu können, oder neues imaginieren. Wo ein verlässlicher Mann ohne Phantasie sicherlich Wunder hätte wirken können, fühlte ich mich zutiefst fehl am Platze und langweilte mich schon während der Arbeit unendlich. Aber es musste erledigt werden und während ich Akte für Akte durchackerte, konnten meine Gedanken in den Augenblicken schweifen, die der Sklave brauchte, um meine Anweisungen zu notieren. Er war schnell und geschickt, und da Lucanus gerade absent war, wohl um seinen anderen Pflichten nachzugehen, hatte ich mir darob beholfen. Bereut hatte ich die Entscheidung indes nicht, und so war der Aktenstapel schon recht weit abgearbeitet, als mir Grachus' Nahen angekündigt wurde und er wenige Augenblicke später mein Arbeitszimmer betrat. Er hatte auf die toga verzichtet, wohl war er schon eine Weile länger in der villa als ich, und sah lebendig aus wie die letzten Tage nicht. Aber schätzungsweise plagten ihn derzeit auch nicht zu viele Sorgen auf einem Haufen, im Gegensatz zu mir.


    Als er die Tür hinter sich verriegelte, hob ich beide Brauen. Das war nun wirklich neu und überraschend, und ich hatte damit absolut auch nicht gerechnet. Es passte im Grunde nicht zu dem Gracchus, den ich bisher kennengelernt hatte, der sich stets im Griff hatte, der sich alles versagte, was in irgendeiner Weise hätte Freude machen können ... aber seit unserer ersten gemeinsamen Nacht als Liebende schien sich etwas verändert zu haben an ihm, und entweder stand mir nun ein ausgesprochen ernstes Gespräch über Probleme bevor, oder der Gedanke an etwas, das mir unwillkürlich das Herz schneller schlagen ließ.
    "Du hältst mich nicht von etwas wirklich wichtigem ab, Vetter, mache Dir darum keine Gedanken - diese Akten werden wohl auch noch geduldig ein Jahrzehnt auf einen armen Verrückten warten, der sie bearbeitet, wenn ich es nicht selbst erledige." Gemächlich legte ich die schmuckvolle Feder beiseite, die Corvinus' Saturnaliengeschenk gewesen war, und wandte mich dann gänzlich meinem Vetter zu, von unten nach oben blickend. Ich wusste nur zu gut, was unter diesem Stoff sich verbarg, und auch wenn ich den Gedanken daran oft genug unterdrückte, wenn andere bei uns waren, in diesem Moment musste ich es nicht. "Was ... kann ich für Dich tun, Manius ...? Gibt es etwa, wobei ich Dir behilflich sein kann?"

    *ein Posting nach oben guckt* Zu schade! Aber ich werde die Rückkehr mit Ungeduld und Sehnsucht erwarten ;)


    Für alle, die mich vielleicht vermissen: Über Sylvester / Neujahr bin ich unterwegs und darob absent. Bis ins neue Jahr und rutscht nicht zu weit! :]

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Der Posteingang von Benutzer »Caius Flavius Aquilius« ist bereits voll.


    Der Besitzer hoffentlich noch nicht.


    Noch nicht, aber ich hoffe das ändert sich an Sylvester. *grinst* Jetzt habe ich wieder eine Menge Platz, nur für Dich, mein liebster Vetter! :]

    Bona dea. Der Tag fing ja wirklich gut an. Es gab Menschen, denen man fast sofort eine fest gefasste Meinung gegenüber stellte, und ich musste zugeben, dass mir dieser Kerl weder sympathisch noch angenehm war - Denunziationen anzunehmen gehörte leider auch zu meinem täglichen Brot als vigintivir. Dennoch, dass jemand fast sofortigen Widerwillen auslöste, war mir bisher nicht oft passiert, und ich hoffte inständig, es würde ihm nicht auffallen.
    "Also Du hast ein Mitglied der städtischen vigiles im erdacht, ein Priester dieser seltsamen Christensekte zu sein?" fasste ich seine Worte zusammen und hob fragend eine Braue an. "Bisher scheint diese Glaubensgemeinschaft recht unverdächtig, und ich habe auch noch nicht allzu viel gehört, das gegen sie spräche - auch nicht, dass ihr Glauben gegen die römische Staatsreligion gerichtet sei. Wenn ich nicht irre, sind diese Christen eine Abspaltung der jüdischen Religion, und ausser, dass sie dauernd gegeneinander intrigieren, passiert bei ihnen nicht allzu viel ..."
    Zudem war Jerusalem seit Kaiser Titus' Anstrengungen ohnehin ein Teil des römischen Reiches und somit erachtete man das Judenproblem auch als gelöst. "Kannst Du mir den Namen dieses Mannes nennen, den Du im Verdacht hast?"

    Manchmal hatte mein Neffe wirklich die Angewohnheit, sich sehr passend und vor allem erfreulich auszudrücken - ich musste grinsen und nickte schließlich seinen Vorschlag mit derselben Eloquenz ab, mit dem manche Senatoren eingebrachte Gesetzvorschläge abnickten, ohne sich um die Details groß zu kümmern. Essen klang jetzt sehr gut, und viele Stände durchprobieren klang noch besser. Diese Art Amtsgeschäfte machten einfach hungrig, und da die dicke matrona uns endlich ziehen ließ, konnten wir uns auch auf den Weg machen, unsere dringenderen Bedürfnisse zu stillen. Die Menge ließ uns anstandslos passieren, und das ein oder andere Getuschel erhob sich, wie immer, wenn das Unterhaltungsprogramm vorbei war und sich die ganzen Müßiggänger eine andere Beschäftigung suchen mussten, die ihnen vielleicht mehr abverlangte als einfach vor Ort sein zu müssen.


    "Also, Meeresfrüchte waren das Gebot der Stunde?" Ich ging die Gasse voran, und schließlich erreichten wir die breite Querstraße, bei der uns ein verlockender Garküchengeruch entgegen strebte und auch entsprechend voll war die Straße nun, sodass ich mit etwas mehr Nachdruck voran streben musste. Schließlich hatten wir einen Stand erreicht, der von zahlreichen Bürgern umlagert war, und ich machte dem Standbesitzer mit einigen Gesten begreiflich, dass wir zwei Portionen seiner frischen Meeresfrüchte-im-Fladenbrot haben wollten - einige gewechselte Sesterzen später hatten wir unseren ersten Teil Mittagessen, jetzt fehlte nur noch ein passender Sitzplatz, um diese Mahlzeit auch einzunehmen.

    Wie es Frauen schafften, sich umzuziehen und dabei eine halbe Ewigkeit brauchten, würde ich wohl niemals verstehen, geschweige denn nachempfinden können. Allein der Wechsel einer stola schien schon ein halbes Kommandounternehmen und erforderte mindestens zwei Sklavinnen - ob sie damit zufrieden sein würde, dass sie sich selbst umkleiden musste? Ansonsten hätte ich wohl eine ihrer Sklavinnen herbeigerufen, im Gefolge hatte ich einige Gesichter entdeckt, die ich nicht kannte, und deswegen Priscas Haushalt zuordnete. Aber sie schien alleine zurecht zu kommen, was ich für ein gutes Zeichen hielt, denn eine überkandidelte Frau hätte inzwischen sicher Zeter und Mordio geschrieen. Sollte ich wirklich das Glück haben, eine Frau kennengelernt zu haben, die sich von so vielen anderen durch einen klugen Kopf unterschied? Im Grunde hatte ich mir die ideale Braut nie wirklich ausgemalt, aber sie nahm mich mehr und mehr für sich ein.
    "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du jemals ein solches Leben führen würdest, werte Prisca, denn auch wenn Du vielleicht einen hohlköpfigen Gemahl erhältst, der Dich nicht zu würdigen weiss, so bin ich mir doch ziemlich sicher, dass Du ihn stets daran erinnern wirst, dass er Dich nicht zu übersehen hat." Einmal davon abgesehen, dass ich sicher nicht so ein Hohlkopf sein würde, zumindestens würde ich mir Mühe geben, nicht dazu zu werden.


    "Was die Liebe Deines Ehemanns angeht, so frage ich Dich, ob dies der Zweck einer Ehe sein sollte. Liebe ist ein wundervolles Gefühl, doch auch trügerisch, und sie erlischt sehr leicht. Was also taugt daran, wenn man sich über eine dauerhafte Verbindung Gedanken macht? Kein Mensch ist dazu geschaffen, auf ewig denselben zu lieben, fürchte ich, es liegt nicht in unserer Natur, dies zu tun. Ich denke nicht, dass man erwarten sollte, dass einen der Ehepartner liebt, viel wichtiger erscheinen mir ähnliche Interessen, das Teilen der alltäglichen Freuden, ein ähnlicher Geschmack bei Kultur, Freunden und Festlichkeiten - und natürlich ein unverbrüchlicher Respekt voreinander. Liebe ist sicherlich wundervoll, wenn man sie erleben darf, und ein Geschenk der Venus, doch allzu häufig darf man sie weder leben noch genießen, und ich muss gestehen, ich halte die Liebe an sich für überbewertet," führte ich das Gespräch fort, während ich sie im Inneren des Zeltes noch beim Umkleiden wähnte, ein Umstand, über den ich nicht allzu viel nachdenken wollte. Nicht zuletzt, weil ich genau wusste, wie reizvoll schon ihr bekleideter Zustand für mich war, und nun über den unbekleideten zu orakeln .. nein. Nicht jetzt. Noch nicht. "Wahrscheinlich ist das Glück an sich ein Zustand, den wir uns ungleich härter erarbeiten müssen als den Erfolg in anderen Dingen, und nichts, was uns einfach in den Schoß gelegt wird."


    Es bewegte sich etwas am Zelteingang, und sie kehrte zurück zu mir, selbst im einfachen Gewand eine so strahlende Erscheinung, dass ich unwillkürlich schluckte und einmal mehr um den kühlen Wind dankbar war. Zweifelsohne war die Frau eine Erfindung der Götter, um die Selbstbeherrschung der Männer jeden Tag aufs Neue zu prüfen. "Ich hätte auch ein paar Stunden gewartet," sagte ich, die Worte daherstammelnd wie ein Grammatikschüler und nicht im Tonfall eines Mannes, der in Athen die großen Redner studiert hatte.
    Bona Dea, warum musste sie ausgerechnet die Frau sein, die ich mir als Gemahlin ausgesucht hatte, und nicht irgendeine Patrizierin, die einfach etwas Spaß wollte - es hätte so perfekt sein können, ein Tag voller Leidenschaft. Ihre Lippen bewegten sich, sie sagte etwas, aber die Botschaft der Worte kam nur verspätet bei mir an, denn mein Kopf war viel zu gefangen von ihrer Gegenwart. Es passierte selten genug, dass mich die Erscheinung einer Frau so berückte, aber bei ihr war es der Fall - wenn ich es recht bedachte, waren es bisher ohnehin nur besondere Frauen gewesen, die mich so hatten fesseln können. "Gemeinsam macht es auch deutlich mehr Freude als allein," stolperte ich verbal weiter und dachte in diesem Moment an etwas ganz anderes als eine Ehe oder das Erreichen gemeinsamer Ziele. Doch dann war sie schon auf dem Weg ins Meer - innerlich nicht nur einem Gott dafür dankend, dass mir ein weng Aufschub gewährt wurde, nahm ich selber schnellen Schritt auf und folgte ihr.


    Ihre Lebenslust gefiel mir, gefiel mir ausserordentlich, und während der Wind um mich pfiff, als ich ihr nacheilte, betrachtete ich ihre schlanke Silhouette, ihre schnellen Bewegungen - und auch wenn ich sie hätte früher einholen können, so tat ich es doch nicht sofort, denn von hinten war ihr Anblick durchaus mindestens genauso angenehm wie von vorn. Wie lebendig sie war, sie trug wirklich immer die Sonne mit sich!
    Dann doch aufholend, griff ich kurzerhand nach ihrer Linken und lief gemeinsam mit ihr dem Wasser entgegen, erst über den kühlen, feinkörnigen Sand des Strandes, dann über jenen feuchten Teil des Sandes, in den sich unsere Abdrücke deutlicher eingruben, und in weiteren schnellen Schritten war das Meer erreicht, umzuckte eisig die Füße und wir rannten weiter, ich wollte nicht mehr innehalten, hätte es auch im Schwung des Laufens nicht mehr gekonnt - mit einem heftigen Prusten stürzte ich mich, als das Wasser tief genug war, einer Welle entgegen in das kalte Wasser und tauchte ganz unter, ihre Hand nun natürlich loslassend - das Wasser umfing mich mit einem kühlen Griff und machte mich vollends hellwach, die Kälte umtoste meine aut und ließ mein Blut umso heißer zirkulieren, und ich lebte, oh ihr Götter, wie lebendig fühlte ich mich in diesem Moment! Auftauchend blickte ich mich nach ihr um, und was Tilla auf dem Meer entdeckt hatte, mir entging es noch vollends, ich hatte in diesem Moment nur Augen für Prisca, da hätten ganze Heerscharen von Haien unterwegs sein können, bemerkt hätte ich wohl allein sie.

    "Eine toga aus Seide ziehe ich sicherlich nicht an, Antonia, auch nicht, wenn Du mich ganz lieb darum bittest," gab ich ihr trocken zurück und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Frauen und ihre Ideen ... das dauernde Einkaufengehen tat ihnen einfach nicht gut, egal, was sie einem darüber alles erzählen mochten. Wenigstens waren wir aus diesem elenden Laden heraus und ich war diesen grausamen Händler los, der mich angeschaut hatte, als wäre ich ein lebendiges Depot für aurei. Aber wahrscheinlich war auch dies genau die Aufgabe, die Männern zukam, wenn sie mit einer Frau einkaufen gingen, eben am Ende den ganzen Krempel bezahlen, ob man ihn nun brauchte oder nicht.


    "Cartrix? Nun, wenn Du meinst, dass er etwas hat, was Dir gefallen könnte, dann gehen wir dorthin - ich kenne diese Art der Händler einfach zu wenig, um einen Stand vom anderen unterscheiden zu können."
    Und eigentlich wollte ich auch nicht über Wissen verfügen, das sich mit solchen Dingen beschäftigte. Wenn eine Frau daran Freude fand, dann meinetwegen, aber ich wollte dazu nicht gezwungen sein oder werden. Als sie sich bei mir unterhakte, prickelte die Haut meines Arms und ich blickte sie unwillkürlich an, die elegante Linie ihres Gesichts, das erhobene Kinn, ihre zierlichen kleinen Schritte, überhaupt selbst das Wogen ihrer kleinsten Haarsträhnchen schlug mich in einen Bann, gegen den ich im Grunde ebenso machtlos war wie gegen den Zauber der Frauen im Allgemeinen. Für einen Moment musste ich daran denken, wie es wäre, sie in einen dieser Stände zu entführen, die Händler herauszuwerfen und mit meinen Händen und der Zunge ihre weiche, weiße Haut zu erkunden - und schätzungsweise stand dieser Gedanke ausgesprochen deutlich in meinen Augen zu lesen.

    Ich fühlte den Schweiß förmlich tropfen, als wir uns so gegenseitig hielten. Im Grunde war dies die klassischste aller Ringerpositionen, und gleichzeitig die tückischste, denn hatte man sich erst einmal ineinander dergestalt verkeilt, musste man viel Kraft aufwenden oder aufgeben, um dem wieder zu entkommen. Der Kampf wurde damit aber interessant, und ich begann, meinem Gegner einen gewissen Respekt zu zollen - dafür, dass er sich so untrainiert genannt hatte, hatte er viel hinbekommen, und ich schätzte es, wenn der Sieg nicht zu leicht kam - an eine Niederlage dachte ich noch lange nicht, dafür war ich auch einfach viel zu stur. Niederlagen kamen nicht in Frage.


    Die Muskeln meines Gegners spannten sich an, und ich erwartete eigentlich einen Gegendruck, der mich endgültig von den Füßen heben sollte, aber dieser Druck kam nicht, statt dessen gab er kurz nach - ich hatte mich nicht schnell genug gefangen, um darauf zu reagieren, da ich ihm immernoch entgegen strebte, kam Schwung in unsere Bewegung, und bevor ich noch hätte realisieren können, wieso ich es tat, stieß ich mich ungleich mehr vom Boden ab und versuchte, ihn mit mir zu reißen, sein Manöver damit konternd, dass ich es für mich nutzte - während wir dem Bodenentgegen stürzten, dachte ich irrigerweise daran, dass ich schon lange keinen Sand mehr geschmeckt hatte, und das letzte Mal mit Gracchus gewesen war ...

    "Ach Prisca, es geht doch nicht darum, dass jeder Gast hier zu dieser Feier einen Berg an Geschenken anschleppt," erwiederte ich lächelnd, denn zumindest für mich war es nie von Bedeutung gewesen. Man schenkte etwas, wenn man schenken wollte und etwas passendes gefunden hatte, aber zu einem Zwang sollte es nicht ausarten. Allein bei den Sklaven hatte ich mir immer ein Geschenk überlegt. Ich zuckte also schmunzelnd mit den Schultern, andeutend, dass es mich nicht enttäuschte, dass sie nichts mithatte.


    "Ausserdem ist mir Deine Anwesenheit heute abend Geschenk genug. Was sollte man sich schon mehr wünschen können als die Anwesenheit einer reizvollen jungen Dame? Ich dürfte Dir heute eine Menge mehr an Komplimenten sagen als sonst, da uns die Standesgrenzen nicht mehr so sehr behindern. Im Grunde sollte ich Dir dankbar sein dafür, dass Du kein Geschenk dabei hast, denn jetzt musst Du mich zur Strafe wohl oder übel ertragen." Ich winkte einen der Freien herbei, die uns an diesem Abend mit Getränken versorgten und ließ uns beiden Wein einschenken - lieblichen Wein, der süss genug war, um der Zunge zu schmeicheln, aber nicht schwer genug, dass man betrunken wurde. Beiläufig ließ ich meinen Blick über die Anwesenden schweifen und entdeckte Claudia Antonia im Gespräch mit ihrem Gemahl - so verdaddert, wie Gracchus im Augenblick wirkte, hatte er wohl gerade sein Geschenk bekommen - ich hätte gern gewusst, was es war, aber ich würde ihn später fragen.


    So blieb mir mehr Gelegenheit, den nun zu einem Kleid verarbeiteten Seidenstoff zu bewundern und die darin steckende Frau - Antonia hatte wirklich sehr viel Geschmack und noch mehr Stil, es war eine Schande, dass mein Vetter dafür nie wirklich Sinn entwickeln würde. "Was hieltest Du davon, wenn ich Dir meine Schwägerin und ihren Gemahl vorstellen würde? Antonia wird sich sicher freuen, Dich kennenzulernen, und mein Vetter ganz gewiss auch. Wobei Du ihm gerade schon begegnet bist, wie es aussieht." Ich deutete auf ihren Löwen, den sie noch immer hielt.