Cubiculum | Caius Flavius Aquilius

  • Er war also auch noch wach, oder zumindes halbwach gewesen und hatte mich gehört. Nein, ich hatte mich keineswegs beruhig! Im Gegenteil, jetzt plagten mich die Gewissensbisse!
    Sein Brummen klang allerdings auch nicht so, als ob er nun noch zu sehr langen und tiefgreifenden Gesprächen aufgelegt war. Nein, eher nicht! Das war wohl auch nicht der beste Zeitpunkt, um mit dem Mann, mit dem man vor nicht allzulanger Zeit intimen Körperkontakt hatte, über den Mann zu sprechen, den man womöglich noch liebte und den man im Grunde vor eben dieser nicht allzulangen Zeit betrogen hatte. Genau da lag auch der Knackpunkt! severus würde es als Bertug auffassen, wenn er erführe, was passiert war. Aber wie würde es Aquilius sehen? Sicherlich nicht genauso. Schließlich war er nicht der Betrogene, sondern der, der alle Vorteile davon genoß. Dummerweise fehlten mir da die Worte und auch der Mut dies auszusprechen. Aber irgendetwas mußte ich doch sagen!


    Meinst du, es war falsch von mir, daß ich heute Abend zu dir gekommen bin und wir miteinander...na du weißt schon!
    Ich wettete einfach einmal, daß im der Abend, trotz der Schmerzen, die ich ihm beigebracht hatte, ganz gut gefallen hatte! Wann wurde man(n) schließlich einfachso von einer jungen Frau überfallen, die sich einem dann auch noch freiwillig um den Hals warf?

  • Bona Dea! Wenn ich jemals gedacht hatte, Frauen könnten nicht kompliziert sein, dann war ich jetzt (wieder einmal) eines Besseren belehrt. Gut, ich musste zugeben, ihre Frage entbehrte nicht einer gewissenh Grundlage, aber sollte man sich so etwas nicht vorher überlegen, bevor man willig in das Bett eines anderen Mannes ging? Andererseits musste ich zugeben, dass ich selten wirklich vorher nachdachte, bevor ich mit einer Frau die Leidenschaft genoss und zudem wussten diese Frauen in den allerseltensten Fällen voneinander.
    "Einzig und allein entscheidend sollte sein, was Du Dir dazu denkst, Bridhe. Du liebst Severus, und das ist eine Tatsache, die ich niemals antasten würde, denn es ist, wie es ist. Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt, es geschieht einfach nach dem Willen der Götter. Genau wie ich einen Menschen liebe, bei dem ich nicht liegen kann und mit dem ich noch weniger leben kann. Es ist einfach so. Aber bisweilen muss ein Mensch auch das Gefühl gewinnen, dass es noch etwas Schönes in dieser Welt gibt, und wenn zwei Menschen bereit und willens sind, dies miteinander zu teilen und einvernehmlich zu teilen, dann ändert sich meiner Ansicht nach die Liebe nicht, die man für jemand anderen empfindet. Lieben kann ich nur einen Menschen, Bridhe, das haben mir die letzten Jahre gezeigt ... aber bisweilen das Vergnügen der Leidenschaft teilen kann ich mit vielen, wenn man sich darin versteht und es gegenseitige Sympathie und Lust ist, die man auslebt."


    Im fast völligen Dunkel des Raumes - wir hatten die Öllampen vor dem Einschlafen, beziehungsweise dem Einschlafversuch, gelöscht - konnte ich ihr Gesicht nur erahnen, blickte aber dennoch zu ihr. "Du wirst sicher sagen, es sei leicht für mich, so zu denken, da ich schließlich genossen habe, was wir geteilt haben, und das habe ich, das werde und will ich nicht leugnen. Aber dennoch - warum sollte man nicht bisweilen Vergnügen teilen dürfen? Liebe und Lust begleiten einander oft, aber sie bedingen sich nicht. Lust kann es auch ohne Liebe geben. Sind Deine Gefühle für Severus denn geringer geworden?"

  • Genau diese Frage stellte sich mir auch schon die ganze Zeit! Waren meine Gefühle für Severus geringer geworden? War es vielleicht nur die Tatsache, daß wir die letzten Tage ständig gestritten hatten. Wir waren nicht einmal fähig gewesen, ein normales Wort miteinander zu wechseln, ohne dabei den Streit beizulegen.


    Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht! Wir streiten uns schon seit einer ganzen Weile und wir wollen nicht mehr recht wieder zueinander finden. Dieser Streit zermürbt mich, doch er ist auch so stur! Wenn er herausbekommt, was heute Abend geschehen ist, fürchte ich, wird er nicht so tolerant sein.


    Nein, ich wußte, wie aufbrausend er werden konnte und wie die Eifersucht an ihm nagen würde. Er war mir gegenüber zwar noch nie gewalttätig geworden, doch reichte meine Vorstellungskraft so weit aus, daß ich erahnen konnte, wozu er alles fähig sein konnte.


    Severus ist nicht der Typ Mann, der die Lust von der Liebe trennt und er gehört auch nicht zu denen, die mich mit irgendjemanden Teilen wollten. gab ich noch hinzu. Hatte ich mir eben nicht selbst die Antwort auf eine meiner Frage gegeben? Was wird Severus tun, wenn er es heausfinfdet? Ja, das hatte ich und es war unverzeibar, was ich getan hatte.

  • Ja, in ihrer Einschätzung von Severus lag sie recht nahe an dem, was ich mir selbst über ihn dachte - aber ich wusste ein bisschen mehr über ihn als sie es tat, und so sah ich dem recht gelassen entgegen. Letztendlich war kaum ein Mann gefeit gegen Versuchungen und auch Severus war es nicht.
    "Vielleicht solltest Du ihn bei Gelegenheit einmal nach Arrecina fragen - und Dir erzählen lassen, was es mit ihr auf sich hat. Oder hat er Dir schon von meiner Nichte erzählt und warum er seinen jetztigen Namen trägt?" Nein, Severus war in keinem Deut besser als jeder andere. Ich hatte Arrecina wegen ihm weinen sehen und auch damals geglaubt, dass er sie wahrhaftig lieben würde - wieviel davon jetzt wohl noch übrig war? Ich hatte ihn nie danach gefragt, und auch nicht nach dem, was geschehen war, als ich Aristides im Regen verloren hatte. Es lag eine halbe Ewigkeit zurück, und fast schien es mir, als sei diese Entführung damals ein Endpunkt meines alten Lebens gewesen.
    "Ich denke, dass er Dich aufrichtig liebt, Bridhe, und wenn diese Liebe stark genug ist, kann sie alles überwinden. Ihr dürft sie leben, das ist mehr, als manch andere jemals in ihrem Leben erhalten."

  • Die Erwähnung des Namens Arrecina, ließ mich hellhörig werden. Diesen Namen hatte ich vorher noch nie gehört. Wohl wußte ich, daß Severus eigentlicher Name Rutger war, doch als ich ihn danach fragte, was es mit seinem neuen Namen auf sich hatte, war er mir sofort ausgewichen. Offenbar gab es einen Zusammenhang mit dieser Arrecina, die eine Nichte von Aquilius war? Hatte er diese Arrecina etwa geliebt? Liebete er sie vielleicht immer noch? Wo war sie jetzt? Eigentlich sollte ich mich über das, was mit dieser Familie zu tun hatte, nicht mehr wundern. Doch irgendwie blickte ich jetzt überhaupt nicht mehr durch! Ich ahnte zwar, daß über Severus ein dunkles Geheimnis schwebte, doch er wich mir immer aus, wenn ich den Versuch unternahm, danach zu fragen. Das war jetzt alles zuviel!
    Ruckartig setzte ich mich auf und und fragte Wer? in die Dunkelheit hinein.


    Was ist mit dieser Arrecina. Diesen Namen höre ich jetzt zum ersten mal! Und was hat Severus Name damit zu tun?


    Das mußte ich jetzt wissen und ich wollte damit nicht warten, bis ich Severus wieder sehen würde, was in letzter Zeit äußerst schwierig war. An Schlaf war für mich nicht mehr zu denken. Seine Worte hatten mich hellwach werden lassen.

  • Ich seufzte leise - denn im Grunde hätte ich wissen müssen, dass es damit nicht genug sein würde. Eigentlich hatte ich gehofft, er hätte ihr selbst schon das ein oder andere über sich berichtet und ihr ein Bild der Situation verschafft, das seiner Sichtweise entsprach, denn die meine unterschied sich gänzlich, und würde sich wohl immer unterscheiden müssen. Immerhin handelte es sich um meine Nichte. "Das ist eine lange Geschichte, Bridhe, und ich fürchte, ich werde sie nur aus meiner Sichtweise erzählen können, einen sachlichen Erzähler der ganzen Sache wirst Du nicht in dieser Familie finden. Letztendlich begann es wohl alles damit, dass mein Vetter Aristides Severus durch eine List gefangen nahm und zum Sklaven machte, wie es im Krieg immer wieder geschieht, wenn zwei Männer sich als Gegner gegenüberstehen." Ich machte eine kurze Pause und setzte mich halb auf, in die Dunkelheit blickend, die mir die Bilder von damals einfacher wieder ins Gedächtnis rief.
    "Severus wurde hierher nach Rom überführt, mitsamt eines Briefs meines Vetters, in dem er mich über seine Geschichte aufklärte und ihn mir übereignete. Nun ... nach einer gewissen Zeit nutzte Severus, der damals noch Rutger hieß, die günstige Gelegenheit und floh aus der villa Flavia, indem er meine Nichte Arrecina, die Tochter des Aristides, entführte." Arrecina ... ihr zartes, schönes Gesicht stand mir noch deutlich in Erinnerung. Und auch das, was sie damals getan und gewünscht hatte ...


    "Aristides, der damals hier zugegen war und ich setzten den beiden nach, um Arrecinas Sicherheit besorgt, und auf dieser Reise kamen wir in einen heftigen Regen, der mich den Anschluss an Aristides verlieren ließ. Ich erkrankte an einem heftigen Fieber .. und ... nun, das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls gelang es Aristides, die beiden einzuholen und Rutger und Arrecina nach Rom zurückzubringen, wo Rutger für sein Verbrechen der Flucht und der Entführung meiner Nichte in einer Zelle hier in der villa endete und Arrecina, die ebenfalls erkrankt war, ihr Gedächtnis verlor. Da ich absent war, wurde Rutger gefangen belassen, denn es war meine Entscheidung, was mit ihm geschehen würde, da er mir gehörte - dass ich länger als ein Jahr brauchen würde, um zurückzukehren, wusste niemand. Und als ich von dieser ganzen Sache erfuhr, auch, dass Arrecina keine Jungfrau mehr war und es wohl Rutger zuzuschreiben war, dass dieser Zustand eingetreten war, verurteilte ich ihn zum Tod am Kreuz, der einzig legitimen Strafe für einen flüchtenden Sklaven." Der Sommer kehrte vor meinem inneren Auge zurück, die Hitze, das Zirpen der Grillen, dieses Bild des lebendigen natürlichen Ganges, und der gefangene Rutger ... "Ich tötete ihn damals, erdrosselte ihn mit eigener Hand, bis sein Leben fast gewichen war, und damit der schlechte Geist in ihm."


    Wieder atmete ich tief ein und schüttelte dann den Kopf. "Ich weiss nicht, ob es die richtige Entscheidung war, seinen Leib leben zu lassen und ihm einen neuen Namen zu geben, Severus, auf dass er wiedergutmachen konnte, was er getan hatte - denn meine Nichte schien zerrüttet, verstört ob aller Geschehnisse. Sie ist nun fort von hier, fernab Roms, um sich zu erholen, denn sie ertrug die Stadt nicht mehr, und auch nicht, dass sie sich an so wenig erinnerte, und Severus lebt." Die Dunkelheit kehrte zurück, umfing mich und lastete in ihrem Schweigen schwer auf mir.
    "Sie liebte ihn damals, wie sie mir selbst gestand, und auch er liebte sie, aus einer Entführung wurde wohl mehr als ein reiner Akt der Rache an jenem Mann, der ihn versklavt hatte, doch ... er traf die Falsche. Deswegen glaube ich nicht, dass Severus irgendein Recht darauf hat, Dich zu verurteilen, Bridhe, niemand kann wirklich ermessen, welches Leid einen anderen Menschen bewegt, wenn er dessen Leben nicht gelebt hat. Und welcher Liebe wäre er nun treu? Ich vermag es nicht zu sagen ..."

  • Mit offenem Mund saß ich kerzengerade im Bett und konzentrierte mich auf das, was er zu erzählen begann. So langsam wurde mir einiges klar! Warum er diese Familie so sehr haßte, warum er ihm verpflichtet war, warum er nicht über seinen alten Namen sprechen wollte. Ein Unrecht sollte mit einem anderen vergolten werden.
    Diese Geschichte war einfach unfassbar! Doch ich konnte es Severus nicht verübeln, als er an eine Flucht gedacht hatte. Jeder, der etwas verloren hatte, war doch bestrebt, dieses wieder zu finden! Die Tatsache, daß er dafür eine Geisel genommen hatte, war vielleicht notwendig, doch verursachte das wieder neues Leid.
    Die Vorstellung, wie er wieder eingafangen worden war, die Zeit des Eingesperrtseins und dann der Gang zur Hinrichtung bescherten mir ein eiskaltes Grauen, das über meinen Rücken hinwegzog.


    Du hast ihn umgebracht? Erdrosselt? Mit eigenen Händen?


    Davon mußte die Narbe an Severus Hals herrühren, die er immer zu verdecken versuchte.
    Ich atmete hörbar schwer aus und schüttelte nur noch den Kopf.
    Warum nur, hatte er mir das niemals anvertraut? Ich hatte ihm doch auch immer alles erzählt. Gut, ich hatte nicht eine solch spektakuläre Geschichte hinter mir.
    Aber das konnte ich einfach nicht verstehen.


    Ob er nun ein Recht hatte, mich zu verurteilen oder nicht, war einmal dahin gestellt. Das alles war vor meiner Zeit passiert. Doch wenn sich herausstellen würde, daß er dieses Mädchen immer noch liebte, dann...
    Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Doch das, was ich gerade gehört hatte,hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Severus erschien mir plötzlich als ein ganz anderer Mensch. Ein Mensch, dem man großes Leid zugefügt hatte und der nur noch an Rache denken konnte.


    Es tut mir leid, doch ich kann sehr gut verstehen, daß er so gehandelt hat! Er hätte viellecht nicht dieses Mädchen mitnehmen dürfen. Doch er wollte nur das zurück, was man ihm geraubt hatte. Auch wenn dir diese Antwort nicht gefällt, hätte ich die Möglichkeit, wieder zurück in meine Heimat zu gelangen, ich würde sie nutzen!


    ...koste es, was es wolle!

  • "Ich hatte es vor," sagte ich und sah dieses Gesicht wieder vor sich. Und die Lippen, die um Gnade gebeten hatten, die Augen, die um das Überleben gebettelt hatten. Vielleicht wäre vieles anders gewesen, hätte ich ihn damals wirklich getötet, aber doch ... letztendlich hatte ich schon getötet, und schwer gefallen war es mir nie. Nicht, wenn ich mein eigenes Leben hatte verteidigen müssen oder das anderer. Aber so? Ich hatte es nicht gekonnt, nicht bei einem wehrlosen, mir gänzlich ausgelieferten Mann. Und er lebte noch immer, brütend wohl in seinem ganzen Hass auf mich, auf die Flavier. Wäre ich an seiner Stelle, wie würde ich empfinden? Ich konnte es nicht sagen.
    "Aber ich habe es nicht getan. Er lebt. Rutger, der Teil von ihm, der bestraft werden musste, den ich auch nicht hätte straflos ausgehen lassen können, egal, ob ich ihn schätzte oder nicht, dieser Teil ist tot und wird immer tot bleiben müssen. Aber was Arrecina angeht ... hätte sich Severus gegen Aristides gewandt, es hätte jeder verstanden. Ein junges Mädchen zum Instrument seiner Rache zu machen, war unrecht, und es wird niemals Recht werden. Du magst seine Liebe zur Freiheit verstehen, und meinetwegen sei Dir diese Meinung gestattet, aber diese Worte will ich nicht noch einmal über meine Nichte hören. Sie hat gelitten und sie leidet noch."


    Dass Arrecina längst tot war, wusste ich in diesem Moment nicht und wahrscheinlich hätte mich dies anders sprechen lassen. Dann atmete ich tief ein. Also auch sie. Eine Leidenschaft, die sich nach einer Heimat sehnte, die sie unverändert niemals wiederfinden würde. War sie denn so blind? Oder wollte sie nicht sehen? Ihr altes Leben war vorüber, egal, ob sie heimkehrte oder nicht, es hatte sich vieles gewandelt und geändert.
    "Der Wunsch nach Rache ändert nichts, so sehr man sie sich auch wünscht," sagte ich dann leise und schüttelte den Gedanken ab, der sich mir aufgedrängt hatte. Was wünschte ich nicht Furianus alles an schlechten Dingen, auch das war Rache. Letztlich ist kein Mensch besser als alle anderen.

  • Ich schwieg eine Weile, denn ich konnte verstehen, warum er so argumentierte. Schließlich war sie ja seine Verwandte. Doch hatte je jemand danach gefragt, was Severus, oder ich oder jeder andere Unfreie durchgemacht hate, wie wir gelitten hatten und immer noch litten? Konnte er sich überhaupt in diese Situation hineinversetzen?



    Nein, es war nicht rechtens, sie mit hinein zu ziehen. Doch was würdest du an seiner Stelle tun, wenn man dir die Freiheit nehmen würde, dich zum Sklaven machen würde, dich demütigen würde? Würdest du nicht auch jede Chance ergreifen, die sich dir bieten würde, dies wieder zu ändern? Es gibt immer zwei Seiten, die man beachten muß. Aus deiner Sicht ist es ein Verbrechen, wenn sich dein Eigentum aus dem Staub macht, doch aus meiner Sicht ist es ebenso ein Verbrechen, was man mir oder Severus angetan hat.


    Es war wirklich eigenartig, wie sehr sich die Thematik unseres Gespräches in kürzester Zeit geändert hatte. Doch das bewieß doch wieder ganz klar, das der Grund für all dieses Übel, die Sklaverei war. Gäbe es sie nicht, wäre all das nicht passiert. Doch das würde er sicher nie einsehen und auch nie akzeptieren, denn das würde ihn schließlich selbst in Frage stellen.

  • "Was Dir geschehen ist, ist zweifelsohne nicht wirklich astrein, da stimme ich Dir zu, Bridhe, Severus' Schicksal ist allerdings eines, das Krieger jedes Volkes erleiden können, Römer bei den germanischen Stämmen genauso wie Menschen aus allen Bereichen der Welt bei anderen Völkern. Unser Volk hat kein Monopol auf die Sklaverei, und wer in den Krieg zieht und die Waffen gegen Rom erhebt, muss damit rechnen zu sterben oder zum Sklaven zu werden. Niemand hat ihn gezwungen zu kämpfen." Wieder atmete ich ein und ließ mich dann langsam zurücksinken, diese ewige Sklavereidiskussion, die ohnehin kein Ende finden würde, bis sie freigelassen worden wäre, begann mich etwas zu langweilen. Mein Standpunkt war bekannt, der ihre ebenso, warum es dauernd in epischer Breite wiederholen?
    "Es gibt immer zwei Seiten, da hast Du Recht. Und sie werden sich nicht ändern, denn das römische Recht gilt im gesamten Reich auf dieselbe Weise. Es wird sich nicht ändern, die Sklaverei ist seit vielen Jahrhunderten Teil unseres Lebens, und nicht nur des unseren, sondern auch dem anderer Völker. Was ich an seiner Stelle tun würde, weiss ich nicht, denn ich war nie in dieser Situation. Ich kann Dir nur offenbaren, wie es auf meiner Seite der Medallie aussieht, und auch dort ist nicht alles rein golden, was vielleicht strahlend glänzt. Je mehr man hat, desto mehr muss man darum kämpfen, es zu behalten und nicht unterzugehen."

  • Dieses Recht verstand ich nicht und würde es sicher niemals verstehen. Es war zwecklos, darüber zu streiten, denn das führte zu nichts.
    Ich war im wahrsten Sinne des Wortes darin gefangen und es gab nur zwei Möglichkeiten, sich zu fügen und dadurch Vorteile zu erlangen oder zu rebellieren und eines Tages daran zu Grunde gehen. Wofür würde ich mich entscheiden? Zum reberllieren hatte ich nicht die nötige Kraft. Nicht jetzt! So fügte ich mich und ich haßte mich dafür, daß ich dies tat. Damit würde ich ein stück von mir selbst verlieren.


    Ich ließ mich wieder zurückgleiten. Sein Unbehagen zu diesem Thema hatte ich in seiner Stimme bemerkt.
    So hatte ich ein Einsehen mit ihm und beließ es dabei. Es war ja schon gut zu wissen, daß er Verständnis für mich hatte. Hätte ich ihm nur irgendwie sagen können, daß ich dafür so dankbar war. Was ich mit Worten nicht meistern konnte, wollte ich dann wenigstens mit meiner Zuneigung tun.
    Wieder kuschelte ich mich an ihn und wollte einfach nur die Nähe spüren. Vielleicht gäbe es jetzt endlich die Möglichkeit, noch etwas Schlaf zu finden, auch wenn mich die Sache mit Severus immer noch beschäftigte. Doch es hatte keinen Sinn, noch weiter darüber nachzudenken. Nur ein klärendes Gespräch könnte hier Abhilfe schaffen.

  • Den Göttern sei Dank ließ sie es dabei bewenden und schmiegte sich an mich, ein Umstand, der mich nun auch wieder entspannen ließ. Die ewigen Diskussionen über Recht und Unrecht, Sklaverei und Freiheit lagen mir auf dem Magen, nicht zuletzt, da ich viele Diskussionen athenischer Philosophen gehört hatte, die eine sehr rigide Meinung zum Thema persönlicher Freiheit vertreten hatten - und meiner Ansicht nach hatten sie in vielem Recht gehabt. Aber dies Bridhe zu enthüllen, hätte meine Position nur noch weiter geschwächt und irgendwann hätte ich mich als dominus dieses Haushalts wohl vollends lächerlich gemacht.
    Sie im Arm haltend, konzentrierte ich mich schweigend auf ihren Atem, folgte jenem mit meiner Aufmerksamkeit, um müde zu werden, genauer gesagt, um ein wenig schläfriger zu werden als ich es jetzt war, doch fiel es mir schwer, die neu aufgetauchten Gedanken wieder loszuwerden, die mir im Kopf kreisten und jede Hoffnung auf Erlösung durch Morpheus' Umarmung vorerst zunichte machten. Da waren sie wieder, die ewigen Zweifel, die ewigen Selbstvorwürfe, dieses Wissen, vieles zu tun und doch niemals genug tun zu können. Und wohl ewig in dem zu scheitern, was vor mir lag und was es zu erledigen galt. Leise seufzte ich und konzentrierte mich auf eine kleine Fischerhütte am Strand von Ostia, in der mein Leben wieder begonnen hatte, ganz anders und doch in seltsamer Weise dem gleich, was ich bisher erlebt hatte. Welcher Mensch war schon frei ..

  • Ruhe war wieder einkekehrt. Eng beieinander liegend, versuchten wir nun beide noch ein wenig Schlaf zu finden. Auch ihm wollte es wohl nicht auf anhieb gelingen, doch irgendwann war zumindest ich hinübergeglitten, in einen leichten Schlaf.


    Der Traum, den ich träumte, versetzte mich an einen lichterfüllten Ort, an dem auch Severus war.Alles war wunderschön. Ich ging auf ihn zu und endlich- ich umarmte ihn wieder. Endlich- ich war wieder sein Schwanenmädchen und er überschüttete mich mit seinen Küssen. Alles war wieder wie früher. Ich spürte wieder bei jeder seiner Berührungen, dieses wohlige Gefühl in mir, das ich nie wieder ziehen lassen wollte.
    Wäre da nicht dieser Graben gewesen, der sich plötzlich zwischen uns auftat. Angstvoll blickte ich zu Severus, der von mir abgelassen hatte und sich immer weiter von mir entfernte. Warum nur, warum? Etwas undurchdingliches hatte sich zwischen uns gestellt und so sehr ich mich auch dagengen wehrte, wurde dieses Etwas noch stärker. Erbittert kämpfte ich dagegen an, doch ich konnte es nicht durchdringen.


    Schweisgebadet erwachte ich, neben Aquilius liegend. Er war auch eingeschlafen. Sein Arm lag noch immer um meine Hüfte.
    Langsam begann ich, seinen Arm von meinem Körper zu heben, damit ich mich unbemerkt davon schleichen konnte.
    Etwas in mir trieb mich fort. Severus! Ich mußte mit Severus sprechen. Jetzt!
    Leise verließ ich das cubiculum, ohne dabei zu ahnen,vielleicht nicht mehr wiederkehren zu können.
    Ich schlich mich hinab, zum Sklavenquartier, um Severus zu finden. Aber er war nicht da.
    So beschloß ich, nach draußen auf den Hof zu gehen. Wenigsten könnte ich dort etwas frische Luft schnappen. Aber vielleicht würde ich ihn dort auch treffen. Wenn er nicht schlief, würde ich ihn hier sicher irgendwann treffen, auch wenn ich noch die restliche Nacht warten müßte. Die Aussprache mit ihm konnte ich nicht länger aufschieben. Jetzt war die Zeit gekommen!

  • Irgendwann kam er dann doch, der Schlaf - dennoch war es nicht der ruhigste, und erfüllt von Träumen, an die ich mich glücklicherweise nicht erinnerte, als ich einige wenige Stunden später erwachte und mich fühlte, als wäre ich unter den Elefantenangriff Hannibals auf die Stadt Rom gekommen. Das Bett war leer, Bridhe offensichtlich schon aufgestanden - und so fiel es mir auch nicht schwer, mich selbst aus den Laken hervor zu quälen und schlaftrunken in die Richtung des Ankleideteils meines cubiculums zu wanken. Ein lautes Händeklatschen rief einen der anderen Haussklaven herbei und so begann er wieder, der Taumel jedes neuen Tages, mit dem ewigen Reigen des waschens, ankleidens, der sicheren Hände des tonsors, der mich rasierte und die Haare stutzte, wo es nötig war - die Erinnerungen an die vergangene Nacht waren ausgesprochen veschwommen, und noch immer konnte ich es nicht so ganz glauben, was tatsächlich passiert war - nur mein noch immer schmerzender Rücken zeigte mir, dass ich nicht geträumt hatte. Wie eigentümlich, dachte ich mich, und überließ mich meinem Tag, meinen Pflichten und all den anderen Dingen, die erledigt werden mussten, um schließlich auch den letzten privaten Gedanken zu verdrängen und mich ganz auf meine Arbeit zu konzentrieren, als ich die villa in Richtung der Basilica Ulpia verließ.

  • Der Tag im balneum hatte mir wirklich gut getan. Meine Lebensgeister waren wieder zurück gekehrt in meinen Körper. Luca hatte mich mit einer heißen Suppe abgefüllt und lagsam war die Kälte aus meinen Knochen gewichen. Doch noch immer wirkte ich blaß und sah recht mitgenommen aus. Ich fühlte den Schmerz der herannahenden Erkältung. Alles tat mir weh. In mehrere wärmende Decken hatte ich mich am Abend durch die Villa geschleppt.
    Endlich hatte ich die Tür erreicht. Erst blieb ich stehen und überlegte, ob ich wirklich eintreten sollte. Hätte ich doch nur dieses letzte Nacht rückgängig machen können! Doch was geschehen war, war eben geschehen!
    Im cubiculum war es dunkel. Wie so oft, war Aquilius noch nicht da.
    So setzte ich mich auf das Bett und wartete. Trotz der Wolldecken fror ich und begann zu zittern. Mein Kopf war schwer und meine Augen brannten. Es war gar nicht so einfach gewesen, sich aufrecht zuhalten. Doch ich gab mir Mühe, mich nicht einfach nach hinten zurücksacken zu lassen.
    Langsam umgarnte mich der Schlaf, benebelte meine Sinne, bis ich nicht mehr widerstehen konnte und mich einfach gehen ließ.
    Seitlich war mein Oberkörper auf das Bett geglitten. Meine Füße standen noch immer auf dem Boden.

  • Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich meine Schritte meinem cubiculum näherten, denn auch an diesem Abend hatte ich mir Arbeit vom officium mit nach Hause genommen und die verbleibenden Stunden damit verbracht, Oliven und Brot zu essen und nebenher alte Fälle durchzuarbeiten, die mir einen genaueren Einblick in die Gepflogenheiten meines Amtes vermitteln sollten. Es wunderte mich inzwischen längst nicht mehr, dass so viele Ehefrauen von Amtsträgern nach einigen Jahren ausgesprochen verbittert aussahen, wenn ich bedachte, wieviel ich als Vigintivir zu tun hatte, wollte ich gar nicht erst über die Arbeit eines quaestors oder praetors nachdenken müssen, geschweige denn über die eines consuls. Schweigend kehrte ich mit einem Kopf voller Fallbearbeitungsmethoden in mein Schlafzimmer zurück, streifte die tunica nachlässig ab und schritt Richtung Bett, dabei auch die Sandalen abstreifend. Dass mein Bett schon besetzt war, bekam ich erst einige wenige Schritte vor demselben mit, und wie sie dalag, war sie wohl beim Warten eingenickt.
    Leicht schmunzelnd trotz Müdigkeit kniete ich nieder, öffnete behutsam ihre Sandalen, um sie ihr abzustreifen, und griff dann ihre Beine, um sie gänzlich auf das Bett zu legen - sie zitterte und wirkte am ganzen Leib so kühl, dass ich mich entschloss, mich gleich neben sie zu legen, die Decke über uns zu ziehen und sie einfach zu wärmen. Die Wolldecken um sie herum fand ich zwar etwas befremdlich, aber wahrscheinlich war ihr einfach kalt gewesen, bei den nächtlichen Temperaturen derzeit kein großes Wunder.

  • Von all dem hatte ich nichts mitbekommen. Ich war in einen tiefen , unruhigen Schlaf gefallen. Meine Stirn musste sicherlich glühen. Das Fieber war am Abend wieder angestiegen und hatte mir einen wirren Traum beschert. Es war, als ob…
    ich in einem dichten Nebel umherirrte. Der Nebel war so dicht gewesen. Man konnte die sprichwörtliche Hand nicht vor Augen sehen. Ich hörte eine vertraute Stimme, die ich schon lange nicht mehr gehört hatte .Das konnte doch nicht sein! Meine Schwester, die seit mehr als zehn Jahren tot war!
    Langsam löste der Nebel sich auf. Ich war wieder zu Hause. Zu einer anderen Zeit. Ich war wieder ein Kind von acht Jahren. Eine betrübliche Stimmung lag über unserem Haus. Ein Kind war gestorben. Man hatte es gewaschen, es mit seinen besten Kleidern angekleidet. Aufgebahrt lag es in der Mitte des Raumes. Seine Lieblingsspielsachen hatte man ihm zur Seite gelegt, eine Stoffpuppe, hölzerne Webplättchen, an denen noch bunte Fäden und ein nicht vollendeter gewebter Gürtel hing, eine Kette aus bunten Glasperlen, die auf ein Lederbändchen aufgereiht waren.
    Ich trat näher an das tote, bleiche Kind heran und erschrak so sehr, dass mir ein spitzer Schrei entfuhr. Das tote Kind, das dort lag, war nicht meine Schwester, die am Tag zuvor beim Spielen im Fluß ertrunken war. Nein, ich war es selbst! Ich lag dort! Tot! Ich geriet in Panik, wollte weg laufen. Nur noch weg von hier! Etwas hielt mich fest. Hilfesuchend drehte ich mich zur Tür um.
    Wie durch Zauberhand befand ich mich plötzlich wieder am Teich. Dort, wo ich heute Morgen gestanden hatte. Wieder zog mich etwas hinein. Das kalte Wasser konnte mir nichts anhaben. Ich ging immer weiter hinein. Eine vertraute Stimme lockte mich immer tiefer hinein ins grüne modrig riechende Wasser. Etwas drückte meinen Kopf unter Wasser. Ich bekam keine Luft mehr. Mit meinen Armen versuche ich wieder nach oben zu kommen. Doch etwas hielt mich fest.
    Ein bleicher, kalter Körper, die Augen aufgerissen, als sie das Antlitz des Todes erblickten.
    Vater, hast du auch diesmal ihr Schreien gehört?

    Immer wieder hatte ich mich in meinem unruhigen Schlaf hin ud hergedreht. Unverständliches Gemurmel war über meine Lippen gekommen.
    Das Fieber kämpfte in mir. Auf meiner bleichen Stirn stand der Schweiß. Die Tunika, die ich noch immer unter den Wolldecken trug, war in der Zwischenzeit naßgeschwitzt. Meinem Körper verlangte es nach Flüssigkeit.

  • Ich war, nachdem ich mich an Bridhe geschmiegt hatte, ebenso in einen leichten Schlaf gefallen und es musste eine ganze Weile vergangen sein, denn als ich wieder erwachte, stand der Mond tiefer am Himmel und ich fühlte mich, als sei ich gerade aus dem Meer gestiegen, so nassgeschwitzt schien ich mich zu haben. Einige Momente des irritierten Blinzelns später, während derer ich mir dessen gewahr wurde, dass ich keineswegs so sehr geschwitzt hatte, sondern dass die unangenehme kühle Feuchtigkeit von Bridhes Haut stammte, die sich in unruhigem Schlummer wälzte. Sie schien schlecht zu träumen, und was auch immer sie gerade in Morpheus' Armen zu sehen schien, schön kam es mir nicht vor, zudem wirkte ihre Haut kühl und feucht zugleich - anscheinend hatte sie Fieber. Nach einem kurzen Gähnen richtete ich mich auf und glitt aus dem Bett, nicht ohne sie wieder zuzudecken, und ging nach nebenan, um Straton zu wecken, dessen Schlafkammer an mein Arbeitszimmer angrenzte, wie auch die neue Kammer Bridhes, die sie seit ihrer Leibsklavenwerdung ihr Eigen nennen durfte.
    "Wach auf," sagte ich drängend, als ich mich über das Bett Stratons neigte, und fast sofort öffnete mein Kindheitsfreund die Augen, maß mich mit wachem Blick. "Bridhe hat anscheinend Fieber, Du musst mir mit ihr helfen."

  • Ich nahm eine Veränderung wahr, konnte sie aber nicht recht greifen. Noch immer war ich in meinem Alptraum gefangen, der mich fast verschlingen wollte. Mein Körper kämpfte dagegen an und er kämpfte auch gegen das Fieber an, das im Laufe des Abends wieder gestiegen war. Mein Atem ging schwer. Mein Mund schien völlig ausgetrocknet. Die Unruhe in mir, ließ meinen Körper ständig in Bewegung sein. Doch noch schien der Kampf nicht entschieden zu sein. Das Fieber behielt immer noch die Oberhand.


    Plötzlich hörte ich wieder diese eisige Stimme. ´Bring es zu Ende Bridhe, bevor du noch mehr Unheil anrichtest! Und falls du es nicht selbst fertig bringst, wird das kalte Wasser sein Übriges tun!´ Jetzt sah ich die hässliche Alte direkt vor mir sitzen. Wie gierig ihr Blick war! Ihr widerliches hämisches Lachen verunsicherte mich. Noch immer hatte sie mich nicht aufgegeben. Nein, sie verlangte noch immer, nach dem, was ihr zustand, was ich ihr auch eigentlich aus freien Stücken angeboten hatte. Dann, plötzlich fühlte ich wieder dieses Verlangen… Wasser.


    Langsam und stumm bewegten sich meine Lippen. Immer und immer wieder wollte ich es aussprechen. Irgendwann hauchte ich schließlich aus, wonach ich verlangte. A uisce!


    Ja, das Wasser war kalt! Zuerst wollte sich mein Körper noch dagegen wehren. Er erzitterte bei jeder neuen Berührung. Doch es begann, meinen Schmerz zu lindern und so ging ich immer weiter und weiter hinein ins Wasser.

  • Der Traum war so schön gewesen. Er hatte alles beinhaltet, was man sich als Mann wünschen konnte - nackte Schönheiten, die ausgesprochen willig gewesen waren, gutes, warmes Wetter, eine Menge angenehmster Speisen - und dann hatte sich die Stimme in seinen Traum gedrängt, die ein Ding nach dem anderen zerplatzen ließ und den Griechen unangenehm wach machte. Natürlich, sein dominus war es, der ihn mitten in der Nacht weckte, und etwas von Bridhe erzählte, das eine Weile brauchte, das erwachende Gehirn Stratons zu berühren.
    "Schwitzt sie?" fragte er, während er sich aus seinem Bett schwang und die dunkelblaue tunica anzog, die er im Haus oft trug und an der er auch zumeist erkannt wurde. Dann folgte er seinem Herrn in den Nebenraum und trat an das Bett des Flaviers, innerlich den Kopf darüber schüttelnd, dass dieser die Sklavin überhaupt noch in seinem Lager behalten hatte. Es gab früher oder später nur Ärger, wenn man Sklavinnen zu nahe an sich heranließ, und Aquilius hatte nie gelernt, diese Grenze zu ziehen. Dann allerdings fesselte das elende Aussehen der jungen Frau seine Aufmerksamkeit und schließlich nickte er.


    "Sie muss warm gehalten werden, braucht ein anderes Gewand, dieses hat sie schon durchgeschwitzt, und einen heißen Stein sollte sie auch haben - und Wasser." Während er noch sprach, schenkte der Grieche in einen Becher kühles Wasser ein und hielt ihn ihr an die Lippen, flößte ihr dies sanft und vorsichtig ein, Schluck für Schluck, dass sie sich nicht daran verschlucken würde, bevor er sich schließlich an seinen Herrn wandte. "Kannst Du bitte bei ihr bleiben, während ich die restlichen Sachen hole? Ich werde noch einen anderen Sklaven mitbringen - und sie gehört in ihr eigenes Bett." Es gab wenige Menschen, die mit seinem Herrn so sprechen konnten, wie es Straton in diesem Moment tat, aber sie kannten sich lange genug, um in Augenblicken der Not nicht zuviel auf die üblichen Standesgrenzen zu geben. So wandte er sich denn auch auf das Nicken Aquilius' ab und verließ das cubiculum seines Herrn, um sich auf die Suche zu machen.

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