Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Sollte nicht, bevor ein solches System angedacht wird, erst einmal geprüft werden, wieviele Leute ein solches überhaupt haben wollten? Für eine einzige Person scheint mir das ein bisschen zuviel Aufwand ;) zudem, wenn man bedenkt, welches Echo den meisten Beamten von Spielerseite (nicht allein Charakterseite) entgegenschlägt, wenn diese ihre simon Pflicht erfüllen, scheint mir das mehr Frustfaktor zu bringen denn Spaß.


    Wieder einmal lag die Pflicht beim allzu griesgrämigen ianitor der villa lavia, Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen - auch wenn er dieses Mal auf diese Ankunf vorbereitet gewesen war, ließ er es sich nicht nehmen, die übliche saure Miene zu zeigen, als beleidigte ihn die Tatsache, etwas tun zu müssen, zutiefst. Zudem, er war gerade dabei gewesen, mit einer der Putzsklavinnen des Haushalts zu schäkern, in sofern war er nicht gerade dankbar über diese Unterbrechung
    "Salve .. ja, wird schon erwartet." Er späte an dem Schergen vorbei und nahm den 'Neuen' in Augenschein. Ein Schwarzer, auch das noch. Wahrscheinlich konnte der nichtmal Latein. Acanthus nickte einem Sklaven im Inneren der villa zu und winkte ihn heran. "Der dominus erwartet seine Lieferung bereits - muss noch etwas gereglet werden? Empfangsbestätigung oder sowas?"


    Einen Vorteil hatten Menschen: Letztendlich waren und blieben sie berechenbar. Ein heilloser Säufer würde stets versuchen, vor seinen Problemen zu entfliehen, indem er dem übermäßigen Genuss von Alkohol fröhnte. Ein schwacher Mensch würde oft genug vor einer Schwierigkeit davonlaufen, wenn er keine offensichtliche Lösung dafür entdecken konnte. Ein stolzer Mensch wurde allzu oft von seinem übermäßigen Stolz auf die eigene Person zu Fall gebracht werden. Man musste nur Geduld haben, abwarten, nichts überstürzen, und erhielt zumeist dann sehr schnell, was man haben wollte, wenn man den richtigen Moment nur abpasste.
    Geduld war eine seltene Tugend in den Tagen des größten Reichtums einer Stadt, die den Krieg lange von sich hatte fernhalten können - aber so mancher Mensch besaß sie. Dinge waren gesammelt worden, festgehalten, Informationen gedreht und gewendet, um zu erkennen, welchen Wert sie besaßen. Und schließlich war eine Entscheidung gefällt worden - eine folgenschwere Entscheidung, deren Tragweite ein recht schmutziger, magerer Kerl, der in einer nicht minder schmutzigen Gasse wartend herumstand, nicht ermessen konnte. Überhaupt war diesem mageren Kerl im Grunde ziemlich egal, was in jenem versiegelten Papyrus stand, den er überbringen sollte. Hauptsache, er bekam die dafür versprochenen fünfzig Sesterzen, mit denen er sich eine Nacht mit Iulla leisten konnte.


    Iulla! Allein der Name versprach schon einen Himmel, der mit seiner sonstigen Existenz nicht viel gemein hatte. Sie war zwar eine lupa, aber eine der besseren, und ihr rundes, weiches Gesäß ließ ihm schon beim Gedanken daran das Blut in die Lenden schießen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann konnte er sie wieder nehmen, wie sie es gern hatte, von hinten, und ihrem satten Keuchen hören, wenn er sie über den Gipfel getrieben hatte. Seit er sie kennengelernt hatte, hatte es nur noch Iulla für ihn gegeben, aber sie machte es nicht umsonst, sonst hätte ihr Besitzer sie geschlagen.
    Also versuchte er, das Geld für sie aufzutreiben, und jetzt hatte er zwei Wochen Pech gehabt - da war ihm der etwas zwielichtige Kerl gerade recht gekommen, der für einen einfachen Botendienst so viel zahlen wollte.


    Alles, was er tun musste, um das Geld zu bekommen, war warten - in einer schattigen Ecke dieser nach Urin, angegammeltem Kohl und Fäkalien stinkenden Gasse. Eine Gasse in der Subura, die allerdings als Ziel eine derjenigen Spelunken Roms hatte, in der ein kräftiger Mann allerlei lukrative Aufträge bekommen konnte. Auf einen ganz bestimmten Mann wartete er schon seit zwei Stunden, hatte zwischendrin die Wand angepinkelt und diesen verdammten Sklaven - denn auf einen solchen wartete er - nicht nur einmal verflucht, dass der sich nicht beeilen konnte. Als er wieder Schritte hörte, drückte er sich eng an die Wand und spähte daraus empor, um zu sehen, ob es endlich der Mann sein würde, auf den er wartete ...


    Sim-Off:

    Reserviert :)

    KLATSCH! Wie eine Wand, die auf einen herunter krachte, begann es plötzlich in Strömen zu gießen - und während auf dem forum selbst die Menschen begannen, Schutz vor diesem unangenehmen Regen zu suchen, blieben wir Magistrate stehen, gezwungenermaßen, bis der letzte seinen Amtseid gesprochen hatte - und dummerweise war der Regen so heftig, dass ich binnen kürzester Zeit fühlte, dass auch die letzte Schicht meiner schicken neuen toga durchnässt war. Warum musste es ausgerechnet heute so schütten? Wer auch immer unter den Göttern für dieses Dreckswetter verantwortlich war, die beste Laune schien dafür nicht Ursache gewesen zu sein - und ein gutes Omen für unsere Amtszeit war dieser elende, ekelhafte Regen auch nicht ...

    Bisher war mein Eindruck vom Octavier nicht der positivste gewesen, aber vielleicht hatte ich ihn bisher auch nicht im rechten Augenblick erwischt - wieviel er taugte, würde sich ohnehin erst erweisen, wenn er sein Amt gewonnen hatte und ausüben würde, in sofern machte ich mir eher wenig weitere Gedanken um Octavius Marsus. Zumindest ein gewisser Druck würde vorhanden sein, es gab zuviele verdienstvolle Politiker in seiner gens, als dass er sich allzu viele Fehler würde leisten können.


    Dass Aurelius Ursus anscheinend im Kampf mehr Übung hatte, als er vorher hatte eingestehen wollen, musste ich feststellen, als er auf meinen Angriff gewandt reagierte - aber alles andere wäre auch irgendwie enttäuschend gewesen. Wenn ich gewann, wollte ich nicht leicht gewinnen, wenn ich verlor, dann gegen einen guten Gegner, dem ich es nicht zu leicht gemacht hatte. Ich hatte etwas zuviel Schwung und nun konnte er mich packen, aber diesen Trick konnte ich glücklicherweise noch kontern - reiner Instinkt, weniger rationale Überlegung war da hilfreich, ich stemmte mein rechtes Bein gegen seine Bewegung und spannte meinen Körper an, streckte mich etwas und begann, meine Kraft gegen die seine anzuwenden, als ich ihn ebenfalls griff und hoffte, diesmal nicht am Öl zu scheitern.
    "Es wird wohl Aurelia Prisca, wenn sie mich denn will."

    Nach der symbolischen Entkleidung des Widders - der übrigens ein wirklich sanftmütiges Tier zu sein schien, oder mit genügend Mohnsaft betäubt, um seinem nahenden Ende nicht allzu klaren Sinnes entgegen zu blicken - trat ich vor, nachdem einer der camilli das Messer von Purgitius Macer in Empfang genommen hatte, hob die Arme gen Himmel und konzentrierte meinen Blick in die Höhe, zu jenen rasch voran ziehenden, vereinzelten Wolken, die heute zwar keinen besonders schönen Tag, aber immerhin einen trockenen Tag beschert hatten.
    "O Mamarce, Schlachtenlenker, Du Beschützer Roms in friedlichen wie in kriegerischen Zeiten! O Mamarce, höre die Worte Deines Dieners, der Dich an diesem Tage anruft, weil ein ausgezeichneter Mann eine Gunst von Dir erbitten will! Ein prächtiges Tier hat er Dir gebracht, feinsten Wein für Dich vergossen, auf dass Deine Sinne erfreut werden, edelster Weihrauch wurde gegeben, um Deine Aufmerksamkeit zu erwecken. Dunkles ist in Rom geschehen, und nur Du, Schlachtenlenker, Beschützer der Wehrlosen, Rächer derer, die ihre beschmutzte Ehre nicht aus eigener Kraft wiederherstellen können, Du mächtigster Speer und stärkster Schild, ich rufe Dich an! Widme diesem Mann Deine Aufmerksamkeit und höre seine Worte!" Meine Stimme trug laut über den Platz und ich spürte wie stets das Starren der Menge - aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt und man hörte mir nicht mehr an, dass eine gewsse Nervosität dabei immer vorhanden war und bleiben würde. Nun war die Reihe an meinem patronus, sein Gebet zu sprechen.

    Sie wirkte nicht, als sei sie sich sicher in ihren Antworten, aber darauf kam es mir in dieser Sache auch nicht an. Nicht einmal auf die Richtigkeit ihrer Antworten - viel wichtiger war es mir, dass sie es versuchte und sich Mühe gab, mit Überlegen auf eine möglicherweise doch richtige Antwort zu kommen. Bei jeder Gottheit, die sie mir richtig nannte, nickte ich merklich - Ceres un Flora waren passend, Portunus auch, aber bei den anderen schüttelte ich leicht den Kopf. "Dreimal lagst Du richtig, die anderen außer Ceres, Flora und Portunus nenne ich Dir jetzt," sagte ich wohlwollend und begann aufzuzählen, "..es gibt noch den flamen Carmentalis, den flamen Falacer, den flamen Furrinalis, den flamen Palatualis, den flamen Pomonalis, den flamen Volturnalis und den flamen Volcanalis ..." *
    Ich ließ mir dabei Zeit, damit sie mitschreiben konnte und sich nicht zu sehr hetzen musste, und blickte sie dann wieder aufmerksam an. "Die flamines hätten wir, aber sie sind nicht die einzigen Priesterkollegien Roms, die für uns von Bedeutung sind. Du hattest vorhin die augures genannt - welchen Aufgaben kommen sie in Rom nach, weisst Du das?"


    * Sim-off: zwei weitere flamines sind uns leider nicht namentlich überliefert, sodass ich sie hier nicht nennen kann - behandle das einfach so, als wären sie genannt worden :)

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    "Natürlich - es gibt für einen Mann wie Dich sicherlich noch vieles zu tun und ich werde jetzt ein paar Akten nachgehen müssen, die auf meinem Schreibtisch lagerten," eigentlich waren dort keine gewesen,. aber es klang allemal besser, als jetzt Saturnaliengeschenke einkaufen zu gehen, als magistratus hatte man allezeit beschäftigt zu sein und zu wirken. "Ich sehe unserem Essen also mit gespannter Erwartung entgegen - vale, procurator!" Damit nickte ich ihm noch einmal wohlwollend zu und mischte mich in die Menge, zuerst das Geld für meinen Sklaven zu organisieren und dann den Rest der Geschenke ...

    In einem waren wir Flavier immer gut gewesen - uns vom Grund prekärer Themen auf den doch etwas sichereren Boden des alltäglichen Geschehens zu retten, und ich war mir inzwischen sicher, da keine allzu große Ausnahme zu bilden. "Ein Ausflug wie damals? Spätestens wenn Du mit Deinem eigenen Pferd ankommst, wird es nicht mehr wie damals sein," neckte ich ihn mit einem leichten Grinsen, denn bei unserem ersten Ausflug war er ein grauenhafter Reiter gewesen. "Aber meinetwegen, es soll mir Recht sein, dann mit Anhang ein andermal, es wird sicherlich genug Gelegenheiten geben, wenn Du nicht wieder als Tribun irgendwo in die Einöde ziehst oder dergleichen mehr." Und ich nicht wieder eine halbe Ewigkeit als Fischer in einer winzigen Hütte am Meer lebe, fügte ich trocken hinzu. Aber die Gefahr, dass Severus Arrecina entführen würde, war angesichts ihrer Abwesenheit derzeit relativ gering. "Ich werde Straton den Ausflug planen lassen, wenn es Dir recht ist, er ist bei so etwas recht geschickt - und meinen vilicus als Begleiter dabei zu haben, ist auch von Vorteil, falls wir unterwegs irgend etwas dringend brauchen. Wann immer man etwas organisiert haben will, ist er die richtige Wahl. Ich hätte ihn eigentlich früher herholen sollen ...aber egal."


    Seine Worte über die Ehe ließen mich zu ihm blicken, und eine Braue hob ich langsam an. Das Thema Deandra war längst nicht so abgeschlossen, wie er es mir glauben machen wollte, soviel war sicher - und wahrscheinlich war es im Augenblick auch nicht der richtige Zeitpunkt, darauf ein wenig mehr einzugehen. Im Grunde war ich schon neugierig, wie aus der großen Liebe eine gelöste Verlobung werden konnte - die bisherigen Erklärungen waren zwar wortgewandt gewesen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht das Ende des Flaggenmasts gewesen war.
    "Ich muss Dir keinen Schwur leisten, Marcus, denn wenn ich sie gefragt habe, ob sie meine Frau werden will, wird sie dies auch werden. Wenn sie mir darin einwilligt, sind wir so gut wie vermählt, alles andere sind Formalia, die man eben erbringen muss. Sie ist eine Frau voller Sonne im Herzen, sie wird früh genug dunkle Tage erleben - ich will nicht der Grund dafür sein, dass dies geschieht. Das Leben ist selten genug freundlich zu uns, und wenn ich sie vor den schrecklichen Momenten ein wenig abschirmen kann, werde ich es tun. Wir haben doch beide genug Dreck gesehen, Marcus. Dabei soll es bleiben. Wenigstens sie sollte glücklich werden können."


    Ich griff mir den Holzspan mit spitzen Fingern und betrachtete ihn einige Momente lang. "Nach den Saturnalien, ja, wieso nicht. Danach wird es ohnehin eine Weile dauern, bis Rom seinen Rausch ausgeschlafen hat." Mein Kopf ruckte herum, dann hob ich überrascht die Brauen. "Nein, das wusste ich noch nicht - gratuliere! Das ist ja nun wirklich überraschend - wie kommt es?" In den letzten Tagen war ich wohl eindeutig zu viel mit meinem eigenen Leid beschäftigt gewesen ...

    Ihre Stimme erfüllte weich und warm den Raum um uns, und für einige Momente schien es mir, als könnte sie uns damit in eine ferne Welt tragen - ich verstand zwar kein Wort dessen, was sie sang, aber es war dennoch ein wunderschöner Klang, von einer rauhen, wilden Ferne. Ein ungezähmter Ort musste es sein, den sie hier in Worte fasste, ein Land, das mit dem, was ich bisher kennengelernt hatte, nur wenig gemein hatte. Die Augen schließend, überließ ich meine Sinne dem Gesang Bridhes, und ihre Stimme passte zu jenem getragenen, fast etwas melancholischen Klang der Melodie vollkommen. Sang sie nicht auch von etwas, das sie wohl nicht wiedersehen würde? Tiefe Empfindungen jedenfalls woben die Klänge miteinander, und auch wenn die Sprache für meine Ohren mehr als fremdartig war, so hatte sie doch einen einzigartigen Klang. Ich sollte sie wirklich mehr singen lassen, öfter danach fragen - die Musik schien so vieles fern halten zu können, wenn man ihr nur zu lauschen verstand. Als sie innehielt und mir dann übersetzte, was sie gesungen hatte, musste ich lächeln.


    Ein Lied über das Meer... ja, ich entsann mich, sie schätzte das Meer. Wahrscheinlich war sie deswegen auch so fasziniert vom balneum gewesen, wegen der Mosaiken. Ich suchte ihren Blick, als sie geendet hatte, und es dauerte einen Moment, bis ich sie ohne zu feuchte Augen ansehen konnte - denn ihr Lied hatte mich berührt, wie es oft bei empfindsam gesungenen Liedern geschah.
    "Das war wunderschön, Bridhe ... ich kann mir ein so ruhiges Meer nicht vorstellen. In meinen Erinnerungen rauscht es stets, es ist immer lebendig, aufgewühlt - hier am mare internum kennt das Meer keine Ruhe, keine Stille. Man möchte die Gelegenheit bekommen, bei diesen Menschen im goldenen Schloss zu wohnen, um zu erfahren, wie es ist, wenn die See schweigt. Du solltest wirklich mehr singen, meine Bridhe, ich bin mir sicher, viele Menschen wären davon bezaubert."

    Sie sprach es aus wie ein endgültiges Urteil - Britannia, der Ort der Verbannung. Eine Heirat mit einem Fremden. Schätzungsweise niemand, der einer weiteren Erwähnung wert gewesen wäre, wäre es ein Patrizier gewesen, dann hätte dies sicherlich längst in Rom die Runde gemacht, solche Dinge ließen sich nicht verheimlichen. Mein Blick folgte ihr, als sie sich erhob. So graziös, so vollkommen sanft und geschmeidig ihre Bewegungen waren, ich spürte in ihnen dennoch die Ungewissheit, den stummen Ärger über die Entscheidung ihres Vaters - oder ich glaubte zumindest, dies darin zu sehen. Vielleicht führten mich meine Gedanken und Empfindungen in die Irre, denn letztendlich konnte ich nicht wirklich wissen, wie sehr wir uns ähnelten.
    Vielleicht wünschte ich es mir einfach zu sehr, auf dieser Welt wenigstens einen Menschen zu kennen, der verstand, was in mir vorging, der wusste, was es bedeutete, auf diesem stetigen schmalen Grat zwischen den einzelnen Gefühlsregungen taumeln zu müssen. Sie war mir nur einen Schritt weiter, sie gab ihren Gefühlen nach ... und wie intensiv sie diese lebte. Noch jetzt brannte ihr Blick intensiv wie loderndes, reines Feuer. Eine alles verzehrende Flamme.


    "Warum ausgerechnet jetzt?" fragte ich, und auch wenn ich diese Worte wohl als Frage formuliert hatte, es war auch eine Feststellung, in der mehr einer Entscheidung schwang, als ich dies vielleicht gewollt hatte.
    Ich hob den Blick, als sie an den Spiegel trat, der einen Teil ihres Gesichts wiedergab, genauer gesagt, mehrere Teile. War es tatsächlich, was ich sah? Dieser gebrochene Blick, zu einem schönen, einem missmutigen, gar seltsam anrührend eisig zornigen Teil ihres Antlitzes? Ich war mir dessen beileibe nicht sicher, und der Eindruck verflog schnell, rasend schnell. Es musste ein Produkt meiner ohnehin überreizten Sinne gewesen sein, denn für meinen Geschmack roch es in diesem Raum nach Tod, auch wenn ich wusste, dass ein Körper nicht so früh zu stinken begann, wenn das Leben erst gewichen war.
    "Du liebst jemanden, den er nicht billigt, ist es nicht so?"
    Ich warf den Versuch in den Raum, denn dass ich es nicht war, dessen war ich mir fast sicher. Verliebte Frauen benahmen sich anders, und sie gehörte nicht zu jenen, die mit ihren Gefühlen hinterm Berg gehalten hätte - eine Heirat hätte zwei mächtige Familien vereint, und sicherlich hätte ich früher von ihr gehört, wäre dem so. Auch dass sie sagte, sie würde eher sterben als sich unterzuordnen, glaubte ich nicht. Hätte sie diesen Wunsch wirklich gehabt, dann wäre sie längst tot.


    Auch in diesem Punkt waren wir gleich ... ich hatte zwar den tarpeischen Felsen erklommen, aber ich war nicht gesprungen. Ein Teil von mir hatte wohl auf die Rettung gehofft, die dann auch gekommen war - in Gestalt eines absolut mir fremden Mannes. Ihr Vorschlag allerdings erstaunte mich, denn mit vielem hätte ich gerechnet, nicht damit, glaubte ich doch, unsere gemeinsamen, leidenschaftlichen Stunden seien es gewesen, die eine Art Nähe geboren hatten, aber sicherlich nicht mehr. Man genoss die Zeit miteinander, und trennte sich dann wieder, in das jeweils eigene Leben zurückkehrend.
    "Meinst Du nicht, dort würde Dich Dein Vater zuerst suchen, würdest Du entfliehen? Wohin auch immer Du flüchten wolltest, dies wäre der letzte Ort, den Du wählen solltest. Wenn Du es möchtest, nimm als erste Station Deiner Reise meine villa in Tarraco, in Hispania. Er wird nicht glauben, ich würde Dir dies gewähren, wenn ich selbst hierbleibe, und das mus ich. Der Imperator selbst hat mich erst vor kurzer Zeit in den ordo senatorius erhoben, und eine große Mehrheit der Senatoren sprach mir durch meinen Wahlsieg das Vertrauen aus. Ginge ich jetzt mit Dir fort, wäre alles zerstört, was meine Familie jemals erreichen kann. So schön ein Abenteuer mit Dir wäre, Callista, so verlockend dieser Traum auch wäre, ich habe lange genug einen Traum gelebt, bin vor dieser Welt geflüchtet. Mein Platz ist in der Realität."

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    "Es ist durchaus aufregend, nicht wahr? Man darf nur seine Grenzen nicht außer Acht lassen im Rausch des Bietens - deswegen komme ich nicht allzu oft hierher, es ist einfach zu verlockend. Auch wenn es durchaus auch sehr amüsant werden kann, wenn man den Preis für andere geschickt hochtreibt," gestand ich meine Leidenschaft fürs Bieten und schmunzelte leicht. Er hatte Recht, es hatte Spaß gemacht im Wettkampf mit ihm, und wieder hatte sich mein erster Eindruck bestätigt. Konnte so ein sympathischer Mann mit meinem sauertöpfischen Vetter Furianus befreundet sein? Ich konnte es mir kaum vorstellen.


    Ich drückte seine Hand kurz, aber merklich, ohne zu fest dabei zu packen, und nickte dem Händler dann zu - dass er auf meinen neuen Sklaven achten würde, war selbstverständlich, und dass der procurator meine Einladung annahm, war noch das Tüpfelchen auf dem i für einen rundum erfreulichen Vormittag (außer vielleicht der Tatsache, dass ich gerade eine Menge Sesterzen rausgehauen hatte, für die ich als sacerdos gut zwei Monate arbeiten musste). "Dann lasse ich Dir in den nächsten Tagen eine schriftliche Einladung mit dem genauen Datum zukommen, einverstanden?"

    "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch für Dich empfindet," sagte ich in normal lautem Tonfall, und legte langsam wieder den Arm um sie, ihr einfach wieder die Schulter bietend, an der sie sich anlehnen konnte, wenn sie dies wollte. "Kein Mensch läuft wie ein Häufchen Elend herum, wenn ihm jemand anderer egal ist. Es beschäftigt ihn, und das ist das beste Zeichen überhaupt. Was immer zwischen euch ist, egal bist Du ihm nicht."
    War es mir nicht jüngst wegen Gracchus nicht ebenso ergangen? In einer Sache konnte ich Severus wirklich verstehen, eine einfache Frau war Bridhe nicht. Dass es zu einem Streit wohl gekommen war, wunderte mich nicht wirklich, denn ich stritt ja auch immer wieder mit ihr - er war nur nicht derjenige, der leicht nachgab, ahnend, dass sich mit einer sturen Haltung ohnehin nichts ändern würde. Frauen waren in vielen Dingen einfach sehr kompliziert und ich hatte die vage Ahnung, dass sich Severus' Erfahrungen mit Frauen eher an das praktische Vergnügen bemaßen denn an ein stetiges Zusammenleben, das gern auch einmal in Leiden ausartete.


    Als sie mir ihre gesammelten Schriftproben überreichte, war ich überrascht, aber insgeheim auch erfreut. Es war schön zu sehen, dass sie sich einer Herausforderung stellte - und so nahm ich die Papyrusblätter an mich und begann, sie durchzusehen. Ihre Schrift war natürlich grauenvoll und erinnerte mich zufürderst an die ungelenken Versuche eines Schülers, die Wachstafel zu maltraitieren, um den Wünschen der Eltern gerecht zu werden - aber je mehr sie geschrieben hatte, desto sicherer wurden die Buchstaben, und sie schien ein gewisses Talent für das Schreiben zu besitzen - meine ersten Schreibversuche hatten gewiss nicht anders ausgesehen. "Liest Du es mir vor und sagst mir, was es bedeutet? Wenn es ein Lied Deiner Heimat ist, vielleicht willst Du es mir sogar vorsingen?" Dabei blickte ich sie bittend an - schöne, getragene Musik hatte ich lange nicht gehört und selten genug die Zeit und Muße dafür gehabt.

    Wie seltsam fasziniert sie von dieser Schlange schien - dies würde ich wohl nie zu teilen wissen. Schlangen waren Tiere, und gefährliche noch dazu, die man am besten gar nicht im Haus hielt. Letztendlich hätte schon das wenig ruhmreiche Ende des Marc Anton und seiner Kleopatra zeigen sollen, dass eine allzu greifbare Schlange selten der beste Ausweg war - aber es war ihre Sache, nicht die meine. Ihre Sklavin schien jedenfalls nicht unbedingt begeistert, die Schlange übernehmen zu müssen, als ich den Korbdeckel eilig geschlossen hatte. Ein Schlangenbiss musste heute nun wirklich nicht sein, der Sklave war ein recht gutes Beispiel dessen gewesen, wie ich nicht aus dem Leben scheiden wollte. Dann doch lieber zu Tode trinken, wie es mir Aristides irgendwann einmal prophezeit hatte. Ich beschränkte mich vorerst auf die Rolle des Beobachters. Letztlich herrschten in diesem Raum so viele Empfindungen vor, dass es schwer war, sie sauber voneinander zu trennen - erst, dass sie Benohé fortschickte und die anderen Sklaven den Leichnahm mit sich nahmen, war es erträglicher geworden. Täuschte ich mich, oder hatte Callistas Sklavin heute einen noch biestigeren Blick als sonst? Doch die Schärfe im Klang der Stimme ihrer Herrin setzte sich einstweilen durch und ich blickte Benohé nach, wie sie hinausging.


    Doch Callista fesselte meine Aufmerksamkeit wieder, allein durch die Art, wie sie anmutig durch den Raum schritt und sich auf das zerstörte Bett fallen ließ. Es schien fast, als hätte die Zerstörungswut, die sich über dieses Zimmer hergemacht hatte, den Kontrast zwischen ihrer Schönheit und dem Rest der Welt vertieft, der Gegensatz wurde umso augenfälliger, ihr Gesicht umso reizvoller in seiner Makellosigkeit, selbst wenn sich die Zornestränen von zuvor abzeichneten. Still betrachtete ich ihre schlanke, fast hagere Gestalt, wie sie sich auf den zerrissenen Kissen halb ausstreckte, das Sinnbild des Weibes in reinster Form. So vieles vereinte sich in ihrer Erscheinung, so vieles konnte man an ihr entdecken ...
    "Britannia?" echote ich, nicht einmal erschrocken oder überrascht. Dass ihr Vater nach einer gewinnbringenden Verbindung suchen würde, war nicht erstaunlich, aber ... es ging so schnell. Es musste wirklich etwas Entscheidendes vorgefallen sein, dass es plötzlich so drängte, mehr als die Tatsache, dass sie sich gern amüsierte - solcherlei nahm man heute bei jungen Frauen hin. Was ich vorhin gesehen hatte, ihre ohnmächtige Wut, diese hilflose Verzweiflung, was davon war ihr eigentliches Gesicht? Oder gehörte alles davon dazu?


    "Aber ..." Ich hob an und verstummte. Warum denn ausgerechnet jetzt? "... das kommt ... überraschend. Hattet ihr einen Streit? Es ist doch etwas sehr schnell. Unser Kennenlernen liegt so schnell nicht zurück und ich habe nichts von einer Patrizierhochzeit vernommen ..." Eine jede Patrizierin war Kapital für eine stolze gens. Mehr noch, sie war der Garant für gute Beziehungen unter den Familien, gerade jetzt, da so viele Aurelier ohne Frau waren - und bei den Tiberiern gab es auch einige ledige Männer im geeigneten Alter. Selbst Lucanus ... nein, er wäre ihr kaum gewachsen gewesen.
    "Ich muss gestehen, das hätte ich nicht erwartet ..." Es musste lahm klingen, und tatsächlich hatte mich dies dann doch etwas unvorbereitet erwischt. "Du sagtest, ich sollte Dir helfen ... wenn Dein Vater entschieden hat, Dich zu verheiraten, dann kann ich ihn nicht hindern, das weisst Du. Solange seine patria potestas Bestand hat." Langsam schritt ich zu ihr herüber und setzte mich auf die Kante ihres Betts, nicht weit weg, aber auch nicht zu nahe, um sie nicht zu bedrängen. Irgendwie musste ich erst einmal in dieser Wirklichkeit ankommen, voller toter Sklaven, Schlangen und einer Callista, die mir näher schien als jemals zuvor.

    Pfuh. Ich atmete langsam aus. Im Grunde hatte ich meine guten Vorsätze zu sparen mal wieder hinter mir gelassen - aber ein kräftiger, anscheinend noch gebildeter Sklave war eine Zierde des Haushalts, und so wie es Claudia Antonia bei den Händlern mit den bunten Stoffen ging, die einem stundenlang ein Ohr abkauten, so ging es mir mit dem Reiz der Herausforderung. Auch wenn es heute mit einem Neuerwerb endete - gleichzeitig schalt ich mich einen ziemlich dämlichen Narren. Die letzten Gebote hatte ich vorher nicht überlegt, sondern einfach gemacht - für die nächste Zeit würde ich diesem Markt fern bleiben, da ging ins Geld.
    "Das hoffe ich doch - wenn man schon die Gelegenheit hat, sich eine Schlacht mit einem Aelier zu liefern, sollte sie sich auch lohnen." Ich hatte wieder eine gewisse Ruhe erreicht, auch wenn ich fühlte, dass es noch eine Weile dauern würde, bis sich mein Herzschlag gelegt hatte. "Ein andermal werde ich Dir den Vortritt überlassen." Ich grinste wieder und reichte ihm versöhnlich die Hand. Zumindest schien er kein schlechter Verlierer zu sein.


    Dann blickte ich nach vorn, als sich der Sklavenhändler an mich wandte. "Es wäre mir praktischer, würde er mir heute abend an die villa Flavia gebracht werden - es warten noch ein paar Amtsgeschäfte auf mich." Ich betrachtete meine Neuerwerbung sinnierend. Ja doch, ein guter Kauf, zumindest stand dies zu hoffen - die Bezahlung würde ich gleich veranlassen, damit die Formalia geklärt waren - und blickte wieder zu Aelius Callidus. "Ich hatte es schon beim letzten Mal tun wollen, aber da mir der Zufall nun zu Hilfe kam, nutze ich die Gelegenheit und lade Dich auf ein Essen in der villa Flavia ein, procurator. Ich denke, es könnte interessant sein, die derzetiige politische Lage zu erörtern."

    So jung? Ich hätte den Schwarzen für älter geschätzt, aber das war ein Nachteil dieser dunklen Haut - auch bei den schwarzen Frauen, die ich bisher kennengelernt hatte, war es schwer gewesen, das Alter richtig einzuschätzen, und ich hatte sie meist für viel zu alt gehalten. Oder verwirrte es uns einfach, weil wir einen solchen Anblick eher weniger gewöhnt waren? Als der Aelier weiterbot, unterdrückte ich ein Grinsen. Er schien den Sklaven wirklich haben zu wollen - aber ich eben auch.


    "Die derzeitige Geschäftspolitik des Senats erweckt jedenfalls nicht gerade viel Vertrauen beim Volk - wenn ich überlege, wieviele Menschen den Marstempel täglich besucht haben, um zu opfern, weil sie sich ihrer Zukunft und derer ihrer Lieben nicht mehr sicher waren, dann ist dies nicht gerade das beste Zeichen für die derzeitige Politik. Es mag sein, dass die lange Abwesenheit des princeps durch den Feldzug ebenfalls einen Faktor darstellt, aber angesichts der letzten Abstimmung sträuben sich einem doch nur die Haare."


    Ich hätte gern gewusst, wie gut er meinen Vetter kannte. "Du sagtest, Du hättest Furianus' Karriere verfolgt - gibt es einen Grund dafür? Mir scheint der Aufstieg meines Vetters Gracchus ebenso bemerkenswert." Und eher beiläufig rief ich nach vorn: "2000 für den Sklaven!" Zu meiner eigenen Karriere schwieg ich - ich wusste nicht genau wo er stand, und ich hatte auch nicht vor, einem eventuellen Zuträger meines Vetters Furianus in die Hände zu spielen.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    "Er scheint mir zumindest gut trainiert, und das ist ein guter Anfang - wer seinen Körper gesund hält, verfügt in aller Regel über ein gewisses Maß an Disziplin, und wenn ich mir bedenke, wie sehr Disziplin so vielen Menschen zu mangeln scheint, dann ist sie unter Sklaven umso wertvoller," gab ich zurück und betrachtete den Schwarzen beifällig. Doch, er gefiel mir durchaus, und es wäre auch sicherlich keine schlechte Ergänzung meines Haushalts, einen Nubier anzuschaffen, Exoten waren immer gern gesehen und die wenigsten verfügten über das aufsässige Gemüt der Nordvölker. Nicht, dass ich dies nicht auch zu schätzen gelernt hatte, aber beständig diskutieren zu müssen würde auf Dauer eine Anstrengung sein, derer ich mich nicht auszusetzen gedachte, ich hatte nicht mehr die Zeit dazu.


    "1700!" rief ich mein Gebot nach vorn und blickte mich nach den anderen Bietenden um. Kein wirklich bekanntes Gesicht darunter, der zu erwartende Bietkoller der Reichsten Roms schien heute auszubleiben, aber es ging ja auch nicht um eine Sklavin, die man zur sexuellen Gefälligkeit nutzen konnte, sondern um einen Mann mit der Statur eines Kämpfers. Es wunderte mich eigentlich nicht, dass so wenig los war, die geifernden alten Säcke kamen erst, wenn sie ihre Phantasie beflügelt sahen.
    "Die letzten Diskussionen, welche aus dem Senat nach außen drangen, schienen mir in vielem ausgesprochen müßig zu sein, und die Vorschläge zu einem guten Teil wenig durchdacht vorgebracht. Das ist es, was mir daran nicht behagt. Irgendwann könnte dieses Gremium zu einer Versammlung verkommen, die nur um der Diskussion willens diskutiert - und das bekommt man auf der agora in Athen billiger und interessanter." Schwätzer waren mir einfach zuwider, das würde sich wohl auch nie ändern. "Mein Verwandter hat eine sehr schnelle Karriere hinter sich, das ist wahr - aber ich denke doch, dass mein Weg anders aussehen wird als der seine, wir gleichen uns nur wenig im Charakter."