Für einen irrigen Moment lang musste ich an jenen Abschnitt der unsterblichen Worte Homers in der 'Odyssee' denken, als Aphrodites' und Ares' Liebesspiel vom eifersüchtigen Hephaistos enthüllt wurde und beide durch kunstfertige Fesseln gebunden, den übrigen Göttern in der Glut ihrer Leidenschaft gefangen präsentiert wurden - stets hatte ich bei dieser Zeile schmunzeln müssen, und die Parallele zu meinem jetztigen Unterfangen war eigentümlich dicht. Es würde wohl keinen wutschnaubenden Hephaistos geben, keine übrigen lachenden Götter, und doch wähnte ich mich im gleichen Rausch gefangen wie einst Ares in Aphrodites Armen. War dies möglich, dass es noch passierte? Dass mich die Leidenschaft eines einzelnen Menschen so anzustecken wusste, dass ich den bitteren Geschmack einer ungestillten Sehnsucht vergessen konnte, wenigstens jetzt, wenigstens in dieser Stunde? Ihr süßer Duft umfing mich wie auch ihre Schenkel, die weiche Haut umschmeichelt meinen Leib, und ich kann ihr kaum richtig nachfühlen, zu erhitzt und zu brennend lässt mich jede Berührung zurück. Wann ist der Moment da, in dem man nicht mehr nachdenkt, in dem die Beherrschung bricht und erlischt? Ich fühlte ihn nie nahen, wusste es immer erst, wenn es soweit war und ich weiter ging.
Meine Finger krallten sich in das Gras, zerstörten nicht wenige Halme, als ich gleichsam haltsuchend wie bebend meinen Körper ihren Lippen entgegen wölbte, sehnend, hoffend auf mehr, und sie enttäuschte mich nicht. Wie anders war es doch, dieses prickelnde Gefühl der Leidenschaft mit einer Frau zu teilen, die es ebenso zu genießen wusste, die wusste, was wann richtig war zu tun, und sich keine Zwänge auferlegte. Ich sah und fühlte sie sich zugleich bewegen, die Hitze ihres Körpers übertrug sich auf den meinen, wärmte und befeuerte mich gleichermaßen, nur federnzart waren die Liebkosungen ihrer Fingerspitzen, kaum fühlbar, pochte die Erregung im heißen Strom meines Blutes doch durch meinen Leib. Meine Hände fassten sie, hielten sie bei mir, nicht mehr fort sollte sie können, nicht bevor wir uns ganz gehört hatten, und doch konnte ich sie gleichzeitig nur andächtig halten, ihre Seiten mit ungläubiger Faszination berühren. Wie wissend sie die letzte Barriere hinfort gleiten ließ, ohne zu zögern, einfach, weil sie es wollte, geteilte Gedanken, ein gleicher Sinn, ein gleiches Streben.
Ihr Necken ließ mich seufzen, genießend und erwartungsvoll im gleichen Atemzug, natürlich wünschte ich mir mehr, dass sie nicht aufhören möge, in diesem Moment konnte ich mich verwöhnen lassen, ohne das Gefühl zu haben, sie würde dadurch eigenes Recht vermissen.
Meine Augen schlossen sich, als sie mich umfing, mich schmeckte, mir die Illusion vermittelte, ich hätte sie mir schon zueigen gemacht, und wie glücklich war dieses Zusammentreffen! "Süße Venus," murmelte ich, der Klang der Stimme dunkel geworden, rauh und kratzig, nicht mehr verhüllend, wieviel Vergnügen sie mir bereitete. Welcher Krieger hätte denn seiner Venus nicht den Speer dargeboten, wenn eine solche Belohnung wartete? Als sie innehielt, zu mir empor glitt, geschmeidig, als hätten wir im Wasser unser Spiel begonnen, schmeckte ich mich und sie zugleich, tauschte den Kuss mit ihr und mit mir selbst, während meine Arme sie umfingen, sie eng an mich zogen, als wollte ich sie nicht mehr loslassen. Haut rieb auf Haut, aufreizend, aufpeitschend, ich fühlte all ihre Weichheit, den geschmeidigen, schlanken Leib, als könnte ich es ewig so tun. Wir bewegten uns, und nun war sie es, auf der ich zu liegen kam, sie musste die Schwere meines Körpers spüren, der sich begierig an den ihren drängte, und schon teilte ich ihre Schenkel mit einer Hand, ohne auf Widerstand zu stoßen.
"Er wird uns nicht fangen," murmelte ich rauh und küsste sie wieder, vereinnahmte ihren Mund wie auch ihren Leib mit meiner Zunge und meiner Lust.
Sie empfing mich, und dieser stille, göttliche Moment des ersten Kontakts ließ mich tief ausatmen, langsam, aber unaufhaltsam nahm ich sie in meinen Besitz, wenigstens für diese flüchtigen Momente der Trunkenheit an der Leidenschaft des anderen. Eines ihrer eine zog ich mit der Hand höher, um sie gänzlich zu vereinnahmen, ihren Körper an den meinen gezogen, sie beschattend mit meinem Leib, blickte ich auf ihr milchig weißes, von der Lust erhitztes Gesicht herab, lächelte ihr nur zu, bevor ich begann, mich zu bewegen, ohne Hast, denn noch war Zeit, ihre Leidenschaft bedacht zu steigern.
Ich wollte sie hören, ihren Atem schneller werden hören, all jene süßen, leisen Geräusche, die mehr verrieten als jedes Wort es hätte tun können, und als ich mich herab neigte, sie wieder zu küssen, strich meine rechte Hand über ihren Oberkörper, den weichen Rundungen der Brust folgend, die ich mit einer Hand hätte bedecken können, ihrem schmalen Körper entsprechend - ich tat es, eine Moment verharrend, als ich sie so hielt, um dann mit den Fingerkuppen zuerst vorsichtig, auf ihre Reaktion achtend, die Spitze des kleinen Hügels zu umspielen. Sie war der Mittelpunkt dieser Welt, in diesem Moment, und der Takt meines Atmens war auch jener, mit dem wir uns bewegten, noch langsam, noch genießend, doch mit dem Wissen, dass ein schnelles Keuchen nicht zu fern war.