Triclinium | Antonia, Gracchus, Aquilius

  • Mein Blick folgte für einige Momente lang ihren schlanken Fingern, die über den zarten Stoff ihrer Tunika gestrichen waren, als wollte sie sich mit dieser nachlässigen Geste selbst liebkosen - den Gedanken daran verbannte ich allerdings in die tiefsten Tiefen meines Inneren, vorerst. Sonst würde ich sie noch irgendwann ausgesprochen hungrig anglotzen, und das war nicht ganz der Sinn dieses Abendessens. Ich warf einen kurzen Blick auf Gracchus und kehrte dann mit meiner Aufmerksamkeit wieder zu Claudia Antonia zurück.


    "Ich befinde mich erst seit einigen Tagen wieder hier, denn die letzten Jahre habe ich in Athen nach dem Wunsch meines Vaters die Rhetoren und Philosophen studiert. Inzwischen bindet mich sein Wunsch allerdings nicht mehr, und ich möchte dem Ruf folgen, den ich sehr viel mehr verspüre als jenen auf die rostra - dem Ruf des Mars, in seinen Dienst zu treten und eines Tages als sein Priester zu opfern." Ich ließ mir von einem der bedienenden Sklaven einen Weinbecher reichen und hob ihn beiden zuprostend an, bevor ich einen Schluck daraus nahm. "Gehst Du hier in Rom einer Tätigkeit nach, Claudia Antonia?"

  • Froh darüber, der Aufmerksamkeit Antonias entrissen zu sein, widmete sich Gracchus den aufgetragenen Speisen, während er seinen Antonia und Aquilius beiläufig betrachtete. Seine Zukünftige war wie ausgetauscht, ihr Lächeln um vieles echter als zuvor und ihr Gebaren hätte nun auch auf Gracchus eine gewisse Wirkung entfalten können, würde ihn dererlei berühren. Selbst da es ihn kaum berührte, kam er nicht umhin, sich einzugestehen, dass sie auf diese Weise eine wirklich anmutige Person war und einen Gewinn an seiner Seite darstellen würde. Ein nachdenkliches Lächeln kräuselte seine Lippen, als er Aquilius zuprostete und dabei seinen Blick über dessen Körper auf der Kline wandern ließ. Schließlich jedoch legte er die Stirn in Falten, schüttelte leicht den Kopf und antwortete an Antonias Stelle.
    "Bitte, Vetter, dieses Gebaren mag einer Plebejerin würdig sein und auch in unseren Kreisen immer weitere Kreise ziehen, doch eine Claudia hat dies nicht nötig, ebensowenig, wie es dies an der Seite eines Flavius sein wird."
    Es machte Gracchus nichts aus, wenn Frauen Tätigkeiten nachgingen, nichteinmal, wenn sie in die Politik strebten. Tiberia Livia beispielsweise war eine äußerst fleißige und redliche Person, ihr Beitrag am Staat war sicher nicht zu unterschätzen. Doch ebenso felsenfest stand für ihn die Tatsache, dass die ihm angetraute Frau dererlei nicht tun würde. Sie würde sich ihren Pflichten widmen und wenn sie die eheliche Monotonie nicht befriedigen würde, so gab es genügend anderweitige Möglichkeiten.

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  • Ein wenig ärgert es sie, dass ihr Verlobter für sie spricht, war sie doch durchaus im Stande, selbst zu antworten. An dergleichen Dinge würde sie sich wohl in Zukunft auch noch gewöhnen müssen, also lässt sie sich nichts anmerken und nickt zustimmend.
    In der Tat, ich habe bisher nicht gearbeitet und werde es wohl auch in Zukunft nicht tun. Allein die Vorstellung, dass ich vielleicht als Scriba in einem muffigen Officium sitze.. nein.
    Wenn auch die Aussicht auf eine Tätigkeit außer Hauses ihr in Hinblick auf die - zweifelsohne sehr 'harmonische' - Zukunft an Gracchus´ Seite sehr verlockend erscheint. Jeden Tag einkaufen zu gehen wäre auf Dauer wohl auch keine Lösung. Nunja, irgend etwas würde sich sicher finden.

  • Die getauschten Blicke verrieten mir mehr als die Worte der beiden, hatte ich solches doch auch bei meinen Eltern oft genug beobachten dürfen - nach außen hin herrschte selige Übereinstimmung, aber wehe, wenn sie allein in einem Raum gelassen, dann waren regelmäßig die Fetzen geflogen.
    "Das hätte ich mir bei einer so strahlenden Erscheinung wie Dir auch nicht wirklich vorstellen können," sagte ich mit einem leichten Lächeln in die Richtung Claudia Antonias und versuchte sie mir tatsächlich in einem staubigen Officium auszumalen. Vielleicht auf einem Schreibtisch sitzend, mit einem süßen, einladenden Lächeln auf den Lippen, aber sicher nicht arbeitend dahinter. Ob sich Gracchus überhaupt wirklich darüber bewusst war, was für eine Verlockung er an seiner Seite hatte? Ich würde sie fragen müssen, ob sie vielleicht eine Schwester hatte, eine doppelte Verbindung zu den Claudiern wäre sicher keine allzu schlechte Idee.


    Doch bevor sich meine Gedanken noch weiter in die Ehe-Richtung verabschieden konnten, betrachtete ich lieber die beiden vor mir noch ein wenig. Vielleicht Gracchus ein wenig länger als seine Verlobte, aber ich rechtfertigte dies vor mir damit, dass ein Anstarren schließlich nicht in Frage kam, sie sollte einen günstigen Eindruck gewinnen. "Hast Du jemals erwogen, Dich ebenso dem cultus deorum anzuschließen, wie es Dein Verlobter tat? Diese ehrenvolle Tätigkeit sollte einer Frau aus gutem Hause stets offen stehen, vor allem wenn man bedenkt, wie wichtig die Opfer und Feste für unsere Gesellschaft sind und welche Vorreiterrolle uns Patriziern dabei zukommen sollte."

  • Das Kompliment erwidert sie mit einem Lächeln. Warum konnte Gracchus nicht mehr wie Aquilius sein? Sie war sich zwar nicht sicher, ob er das alles ernst meinte, doch es klang zumindest danach.


    Auf der Suche nach einer möglichst diplomatischen Antwort dreht Antonia nachdenklich eine Olive zwischen ihren Fingern. Prüfend wirft sie ihrem Verlobten einen kurzen Blick zu, doch da er keine Anstalten macht zu Antworten, nimmt sie dies wieder selbst in die Hand.
    Einer Tätigkeit im Cultus Deorum würde in der Tat nichts entgegen stehen.
    Wieder fälltl ihr Blick auf Gracchus. Sogar die Andeutung eines Lächelns ist zu erkennen.
    Allerdings sollte ich wohl zunächst meinen Aufgaben als Ehefrau nachkommen.
    Die ehelichen Pflichten zu erfüllen erscheint ihr an dieser Stelle gar nicht so schwer, sah Gracchus doch ziemlich gut aus. Nur die Dinge außerhalb des Schlafzimmers bereiten der Claudierin Kopfzerbrechen.

  • Wieder beobachtete Gracchus mit höchster Aufmerksamkeit das ehrliche Lächeln, welches Claudia seinem Vetter entgegen brachte. Da die Entscheidung darüber, ob er dies als Kränkung auffassen sollte, noch nicht gefallen war, ignorierte er ihren hilfesuchenden Blick und ließ sie selbst eine Antwort geben, die auch für ihn von überaus großem Interesse ist. Die Frage war immerhin keine wirkliche Frage, so die Antwort auch keine freie Antwort sein konnte, denn für Gracchus stand fest, dass er zu Höherem denn einem Sacerdos-Amt berufen war und dies bedingte auch den religiösen Eifer seiner Ehefrau. Dennoch beruhigte ihn zu wissen, dass sie ihren Pflichten nachkommen würde, zumindest jenen außerhalb der Villa. Um die ehelichen Pflichten machte er sich da noch mehr Sorgen, ganz zu schweigen von den häuslichen.
    "Wie weit ist es mit deinen Absichten, dem Cultus Deorum beizutreten, gediehen, Vetter?"

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  • Ihr Lächeln ließ ihre Augen leuchten, aber mit Rücksicht auf meinen Vetter unterließ ich es vorerst, ihr dieses Kompliment zu machen, man musste es schließlich nicht unbedingt übertreiben. So erwiederte ich nur offen ihr Lächeln und genoss es für eine Weile, sie zu betrachten, wenn sie sprach. Diese vollen Lippen sprachen von vielen möglichen Freuden und nicht zum ersten Mal bereute ich es, nicht ein wenig früher wieder nach Rom gekommen zu sein, um sie kennenzulernen - aber halt, was dachte ich da? Wie stets war es einer schönen Frau möglich, meine Gedanken ad absurdum zu führen, vor allem, weil ich Rom im Grunde meines Herzens absolut verabscheute. Zumindest wurde es so doch deutlich erträglicher.


    Mein Blick glitt zu Gracchus und blieb beifällig auf dem wohlgestalten Antlitz meines Vetters und Vertrauten ruhen.
    "Nun, ich werde wohl die Prüfung zum sacerdos publicus ablegen und dann versuchen, im aktiven Dienst an unseren Göttern meinen Weg weiter zu formen. Es scheint an Ausbildern zu mangeln und so bleibt mir nichts anderes, als damit vorlieb zu nehmen, was zu bekommen ist. Eine Schande, dass der cultus deorum gerade in Rom so brach zu liegen scheint, findet ihr nicht?"

  • Ein wenig neigte Gracchus seinen Kopf zur einen, dann zur anderen Seite. Er nahm sein Weinglas auf und betrachtete versonnen einen Tropfen, der sich schon geraume Zeit harnäckig am Glasrand festhielt und nicht der fallenden Kraft nachgeben und am Rand des Glases herabgleiten wollte.
    "Ich halte diese Unkenrufe über die geringen Personalzahlen des Cultus Deorum für genau eben jenes. Unkenrufe, welche den alten, geschwätzigen Waschweibern und den notorischen Schwarzsehern, die lauter schreien können als jeder Breitmaulforsch, zur Ehre gereichen mögen, welche jedoch im tatsächlichen Leben jeglicher Grundlage entbehren. Noch nie betrat ich einen Tempel in Rom und traf nicht auf fachkundiges Personal, gegenteilig, es erfordert Koordination und Organisation den Tempeldienst nach den Änderungen im Cultus Deorum nun solchermaßen zu planen, dass sich die Dienste nicht überschneiden. Wenn du Hilfe brauchen wirst, Aquilius, wirst du immer fähige Sacerdotes finden, welche bereit sind, dich das ein oder andere zu lehren. Dabei kommt dir die Umstrukturierung noch zu Gute, wirst du doch in den unterschiedlichsten Tempeln deinen Dienst tun und deine Erfahrung erweitern können."
    Abwesend berührte Gracchus den Tropfen Flüssigkeit mit der Fingerspitze und legte diese dann an seinen Mund. Er zerrieb das kühle Nass und begann dann, seine Unterlippe zu kneten.

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  • "Dennoch scheint an dem Gerücht etwas Wahres zugrunde zu liegen, denn wurde nicht unlängst die Feier der Nonae Caprotinae versäumt auszurichten? Wenn an etwas überhaupt keine Substanz für eine Richtigkeit zu erkennen ist, dann verstehe ich Deine Worte sehr wohl, aber wenn ich nicht irre, hat die Acta schon einige Male über Versäumnisse berichtet und in dieser Stadt gibt es doch wahrlich genug Stoff für erfundene Geschichten, dass man sich nicht dauernd auf den cultus deorum stürzen müsste," gab ich zu bedenken und betrachtete ihn beim Sprechen sinnierend.


    Ein Fehler, wie sich sofort herausstellte, denn dass er mit dem Finger diesen unseligen Tropfen Wein berührte und zu seinen Lippen führte, entging mir nicht, ebenso nicht das vage Echo seiner Geste in meinem Inneren. Feucht schimmernde Lippen hatten schon immer einen verhängnisvollen Einfluss auf mich ausgeübt und so war es auch diesmal - ich schloss die Augen zur Hälfte und versuchte, die erwachenden Bilder in meinem Kopf irgendwie zu unterdrücken. Warum ausgerechnet hatte das jetzt passieren müssen? Ich fühlte eine Gänsehaut meinen Nacken hinunter streichen und hoffte, er würde es dabei belassen.

  • Still lauscht Antonia den beiden Männer und widmet sich vorerst wieder dem Essen.
    Beim Thema Cultus Deorum muss sie unwillkürlich wieder an den Felsbrocken denken, der eines Tages urplötzlich in der Villa Claudia aufgetaucht war. Als wäre er einfach vom Himmel gefallen. Keiner hatte gewusst, wo er auf einmal hergekommen war.
    Was genau das zu bedeuten hatte, wusste bis heute niemand.
    Prüfend sah sie erst zu Gracchus, dann zu Aquilius. Nein, von ihr erwartete scheinbar niemand eine Antwort, demnach war es nicht ganz so schlimm, dass sie ihren Gedanken nachgehangen war.
    Erleichtert lehnt sie sich in ihrem Korbstuhl zurück und faltet die Hände im Schoß, während ihr Blick unauffällig durch den Raum gleitet.

  • Selbst in diesem kleinen Rahmen war Gracchus nicht dazu gewillt, den Vorwurf über Versäumnisse des Cultus Deorum zu akzeptieren, kamen diese seiner Ansicht nach doch nicht von ungefähr und ließen sich auch nicht ohne weiteres mit reinem Gewissen auf eine ferne Institution abwiegeln. Er ließ von seinen Lippen ab und ballte die Hand unwillkürlich zur Faust.
    "Selbst dann, wenn die Lage alles andere ist, als rosig, nur immer darüber zu sprechen, ändert nichts daran, und darüber zu klagen noch viel weniger. Wenn nicht das Bewusstsein um die eigene Verantwortung den Geist der Menschen durchdringt, so führt der Apell daran nur zu Unmut. Es sollte Aufgabe des Familienverbandes sein, seinen Beitrag zur Lage der Nation zu leisten. Wie viele junge Männer werden in die Legionen entsendet, doch wie wenige hält man dazu an, in den Dienst der Götter zu treten! Unsere Gens kann hier wahrlich mit ihrem Vorbildcharakter glänzen, doch wie sieht es andernortes aus?"
    Gracchus echauffierte sich regelrecht.
    "Die, welche am lautesten schreien über den Verlust der Traditionen, wie viele Priester stellen sie in unserem Imperium? Mir wäre kein einziger bekannt! Ganz zu schweigen von den großen plebejischen Gentes, den Caecilia, Germanica, Iulia, Decima und wie sie alle heißen. Groß wollen sie sein, ein Stück der Macht des Imperiums in ihren Händen halten, doch sind sie etwa bereit, dafür ihren Anteil zu leisten? Mitnichten! Unsere Traditionen treten sie mit Füßen, marschieren darüber hinweg beim Einzug in den Senat und wenn die Götter ein Zeichen ihres Zornes senden, dann sollen andere dafür gerade stehen."
    Er ließ seine Hand sinken und sackte ein wenig in sich zusammen, gleichzeitig beruhigte sich auch seine Stimme wieder und er fuhr leiser fort:
    "Nein, in diesem Imperium trägt nicht eine gesichtslose Institution Schuld an den religiösen Missständen, die Bürger sind ganz allein daran Schuld. Solange sich das Volk nicht seiner Pflichten bewusst wird und sie wahr nimmt, so muss sich niemand dafür rechtfertigen, Teil des Cultus Deorum zu sein."

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  • Schweigend betrachtete ich meinen Vetter bei seinem Wutausbruch und so sehr mich die Vehemenz seiner Worte auch überraschte, schien er doch wirklich mit dem Herzen beim Dienst an den Göttern zu sein, so anziehend machte ihn seine Wut zugleich. Das lebendige Brennen seiner Augen, als er seine Meinung äusserte, ließ die Erinnerung an scherzhafte, aber auch ernste Streitgespräche wach werden, die sie in Athen geführt hatten. Eine der kostbareren Erinnerungen, denn die sonstige kühl beherrschte Schale seines Vetters aufgesprengt zu sehen kam nicht allzu häufig vor. Mein Blick schweifte zu Claudia Antonia hinüber, denn mich interessierte, wie sie ihren Verlobten während seiner Worte wohl betrachtete, das könnte mir vielleicht einen Aufschluss darüber geben, wie es zwischen diesen beiden stand.


    "Die Legionen scheinen mit ihrem Hauch von Abenteuer und Freiheit einfach anziehender zu sein als die Tatsache, mit Demut und Einsatz zu dienen, werter Vetter, und ich kann es den jungen Männern nicht verdenken, dass sie ausziehen, um den Ruhm zu finden, der ihre Familien unsterblich machen wird. Für die unbedeutenderen gentes ist dies meist der einzige Weg, wirklich beachtet zu werden - aber dass es unter den Patriziern so wenige sacerdotes gibt, ist wahrlich eine Schande. Man könnte meinen, der persönliche Einfluss und die Machterlangung in der Politik seien insgesamt wichtiger geworden als alles andere, doch es wird allzu schnell vergessen, wie eng die Götter und Roms Macht miteinander verwoben sind. Vielleicht sollte es der cultus deorum wirklich genauso machen wie die Legionen ... für neue Mitglieder werben und sich damit in das Gedächtnis der jungen Männer und Frauen bringen."


    Wieder glitt mein Blick zu Antonia hinüber, der ich ein leichtes Lächeln schenkte. "Aber lass uns ein Thema wählen, dass Deiner Dame ebenso gelegen kommt, sonst ereifern wir uns noch stundenlang über etwas, in dem wir im Grunde übereinstimmen, und sie langweilt sich wegen uns," sagte ich und suchte für einen Moment lang ihren Blick.

  • Mit einem stillen Lächeln sieht Antonia Gracchus´ kleinen Ausbruch mit an. Eine gewisse Genugtuung steigt in ihr auf, zeigt diese Reaktion doch, dass auch ihr Zukünftiger keineswegs immer seine Gefühle beherrschen kann.
    Bevor ihr Blick jedoch verrät, was sie denkt, schlägt sie die Augen nieder und betrachtet nachdenklich die übrigen Speisen auf dem Tisch. Ob sie wohl noch etwas.. doch da spürt sie Aquilius´ Blick auf sich ruhen.
    Ein leichtes Kopfschütteln folgt seinem Satz.
    Nicht doch, ich finde den momentanen Zustand der Religion im Reich durchaus interessant., erwidert sie, ebenfalls lächelnd und seinen Blick erwidernd.
    Im Grunde war ihr jedes Thema lieb, das nichts mit der bevorstehenden Ehe zu tun hatte.

  • Nachdem er sein Gemüt endgültig wieder mit etwas Wein gekühlt hatte, folgte Gracchus den Blicken, welche durch den Raum hindurchhuschten. Demjenigen seiner Verlobten, welcher über den Tisch wanderte, als suchte sie dort einen Makel, demjenigen seines Vetters, welcher auf ihr zur Ruhe kam und sie schließlich dazu veranlasste, seinen Blick zu erwidern. Wieder schien ihm ihr Lächeln dabei weitaus ehrlicher, als jenes, welches sie ihm meist zugedachte und er war einen Augenblick versucht daran zu denken, wie es wäre, wenn Aquilius an seiner statt die Claudia heiraten mochte. Doch es war nur ein gedankenloser Wunsch, so schob er ihn eilig bei Seite, schwieg jedoch und beobachtete weiter die Blicke zwischen ihr und ihm. Er war durchaus daran interessiert, Antonia mit in ihr Gespräch einzubeziehen, doch entgegen seiner sonstigen Natur fiel ihm in ihrer Gegenwart kein Thema ein, welches unverfänglich und interessant zugleich wäre und welches sich mit ihr erörtern ließ. Es überkam ihn das unbestimmte Gefühl, dass das einzige, was er mit ihr teilte der Termin der bevorstehenden Hochzeit war, welchen sie zu seinem Glück noch nicht festgelegt hatten.

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  • Stundenlang hatte Mars nun schon dieses Gespräch verfolgt. Nicht unbedingt aus Interesse, auch wenn die beteiligte Dame hübsch anzusehen war, sondern weil ihn die Verpflichtung des Gebens und Nehmens zwischen den Göttern und den Menschen dazu drängte. Mit einem schönen Opfer war darum gebeten worden, dass Gracchus doch mit seiner Verlobten endlich einig werden würde. Mars hatte das Opfer angenommen, nun stand er in der Pflicht. Ein wenig nervös war er schon, dann schließlich war sowas normalerweise die Aufgabe von Venus. Bestimmt hatte er schon zahlreiche gute Augenblicke verstreichen lassen...


    Aber jetzt, ja, jetzt musste es klappen. Die Blickte schweiften durch den Raum. Seine. Ihre. Mal hierhin, mal dahin.


    Dann trafen sie sich.


    Und jeder las ganz tief in den Augen des anderen den Termin, auf den sie sich einigen würden.

  • Ein Moment der Stille hatte sich über das Triclinium gelegt, einzig Blicke sprachen Bände, geschrieben in Sprachen, welchen nicht alle im Raum gleichermaßen mächtig waren. Schließlich blieb Gracchus Blick auf Antonia liegen und während er sie noch sinnierend ansah, drehte sie ihren Kopf zu ihm und blickte zurück. Ihre braunen Augen wollten so gar nicht zum Rest ihres Wesens passen, lag in ihnen doch mehr als die kühle Reserviertheit, welche sie Gracchus gegenüber an den Tag legte, zumindest schien ihm dies so.
    "Ante diem duodecimum Kalendas Octobris."
    Dies war es, was Gracchus mit einem Mal durch den Sinn kam und ohne groß darüber nachzudenken aussprach.

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  • Von Aquilius schweift Antonias Blick durch den Raum und bleibt schließlich an ihrem Verlobten hängen.
    Fast augenblicklich zieht sich ihr Magen ein wenig zusammen. Reglos starrt sie in seine ruhigen Augen. Warum vermag sie nicht zu sagen. Und just in dem Moment, als sie den Mund aufmacht, um etwas zu sagen, spricht Gracchus eben die Worte aus, die ihr auch durch den Kopf gegangen waren.
    Erstaunt zuckt ihr Kopf ein wenig zurück.
    Genau das.. , setzt sie an, unterbricht sich jedoch und blinzelt noch einmal ungläubig.
    Dieses Datum scheint mir auch am geeignetsten.
    Meinte er überhaupt das, was sie meinte?
    Sicher, lag das Datum doch genau in dem Zeitraum, den sie für die Hochzeit vorgesehen hatten.
    Es war wohl das erste Mal, dass sie beide sich einig waren. Angesichts dieser göttlichen Fügung ( 8) ) schleicht sich von ganz allein ein Lächeln auf ihre Lippen.

  • Ich blickte von ihm zu ihr und wieder zurück. Was war hier gerade geschehen? Ein vages Echo einer Ahnung hatte auch meine Sinne berührt, aber noch konnte ich es nicht einordnen, weder fassen noch festhalten, aber vielleicht war das auch nicht nötig. Sie schienen sich auf einen Termin für ihre Vermählung geeinigt zu haben, und eigentlich hätte dies ein Moment der Freude sein müssen, für mich war es allerdings eher einer der gelinden Verwirrung. Ich tauchte einen Finger in meinen Becher und sprenkelte einiges des Weins auf den Boden - für Mars, dachte ich dabei, sicher war sicher - bevor ich einen weiteren Schluck daraus nahm und dieses so passend wirkende Paar beobachtete.


    Der Gedanke daran, mir demnächst auch eine Frau suchen zu müssen, drängte sich in diesem Moment geradezu auf, und ich musste zu meinem Leidwesen feststellen, dass ich nicht daran denken wollte. Sie müsste schon einiges von Claudia Antonia haben, von ihrer aufrechten Haltung, von ihrer Art her - aber eine zweite Claudierin zu finden dürfte sehr schwer werden, da machte ich mir keine Illusionen.
    "Seid ihr euch denn schon einig darüber, wen ihr alles zu dieser Feier einladet - nachdem das Datum nun festzustehen scheint?" machte ich das Beste aus diesem Augenblick und versuchte damit auch meine Verwirrung zu überspielen.

  • "Sehr gut."
    Obwohl Gracchus ohnehin keinen Widerspruch geduldet hätte, war er sich des Datums nun doch zu sicher, war er erfreut darüber, dass seine Verlobte ihm zustimmte, und ihr ehrliches Lächeln gab ihm endlich das ersehnte Gefühl, wenigstens ein mal etwas richtig gemacht zu haben.
    "Ich werde dieses Datum von den Auguren prüfen lassen, doch ich erwarte nicht, dass dies kein akzeptables Datum ist."
    Es gab wenig, dessen er sich in diesem Augenblick so sicher war. Wessen er sich noch nicht sicher war, dies war die Gästeliste, welche Aquilius nun ansprach.
    "Eine grobe Übersicht über die zu ladenden Gäste haben wir bereits zu früherer Stunde angelegt. Sie ist noch nicht final, doch darum wird sich Sciurus kümmern. Du stehst natürlich ganz oben auf jener Liste, dessen sei dir versichert, werter Vetter."
    Ein hintergründiges Lächeln bahnte sich seinen Weg und kräuselte Gracchus Lippen.
    "Wenn du die Gelegenheit nutzen und eine bestimmte Dame wiedersehen oder kennen lernen möchtest, so sage es nur. Wenn sie mit den Gästen vereinbar ist, so soll es keine Schwierigkeit darstellen, sie, gegebenenfalls mit ihrem Pater familias, zu laden. Nicht selten werden auf Hochzeiten die ersten Grundlagen für weitere vorteilhafte Verbindungen gelegt."

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  • "Ich hätte mich auch eingehend beschwert, hättest Du mich vergessen," entgegnete ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Am Ende hätte ich Dir noch Deine Braut entführen müssen, um meinen Anspruch auf die erste Reihe bei den Gästen geltend zu machen - und natürlich auch darauf, Dich entsprechend und angemessen die ganze Zeit damit zu necken, dass Du dann kein freier Mann mehr bist."
    Wobei es bei manchen Frauen eindeutig kein Fehler war, sich ihnen anzugeloben, dachte ich bei mir und betrachtete die Claudierin wohlwollend. Einen besseren Fang hätte mein Lieblingsvetter wohl kaum machen können, sie schien alles zu haben, was eine Frau besitzen sollte, um zu gefallen.


    "Nun ja, was die Frauen Roms angeht," schob ich den zweiten Gedanken vor mir her und unterdrückte ein Seufzen. "... ich bin ja noch nicht lange hier und habe dementsprechend auch noch nicht allzu viele kennengelernt, bei denen ich sagen würde, dass sie für ein würdiges Ereignis wie eine Eheschließung eine angemessene Begleitung wäre. Immerhin ist dies ein Tag, der uns sehr stark mit unseren Ahnen verbindet, da sollte die Begleitung angemessen sein." Ausserdem wollte ich noch nicht wirklich heiraten. Zumindest noch nicht so bald, nicht so eilig - bisher hatte es einfach noch keine Frau gegeben, bei der ich spontan gesagt hätte, ich würde sie dauerhaft an meiner Seite haben wollen. Gemächlich nahm ich einen Schluck Wein und so blieb mein Blick auf Gracchus' Gesicht liegen, auf diesem so altvertrauten Lächeln, das bisweilen fast spöttisch, aber doch stets sehr aufreizend wirkte.

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