Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich zu allererst nach Rom gekommen war, weil mir in Athen das Geld ausgegangen war, um mich weiterhin dem philosophischen Leben zu widmen - Wein, Weib, Gesang in genau dieser Reihenfolge, ein höchst philosophischer Ansatz, den tieferen Sinn des Lebens zu ergründen.
    "Nun, mein Streben gilt dem Kult des Mars und ich hoffe sehr, dass ich dort angenommen werde."

    "Ich bin nach Rom gekommen, um mich dem Cultus Deorum anzuschließen," erwiederte ich gelassen und nahm einen weiteren Schluck Wein. Zu schade, dass diese hübschen Nymphen nicht bei uns stehen geblieben waren, dieser allzu ernste Advocatus hätte sicherlich auch ein wenig Freuden gebrauchen können, um sich an diesem Festtag zu entspannen. Aber anscheinend konnte er sich wohl nicht für die Reize der Schönheit begeistern, so empört, wie er mich gerade ansah.

    Ich hatte mich natürlich vorbereitet, denn dieses kleine Schaustück, das Gracchus und ich abgesprochen hatten, verlangte nach einer angemessenen Durchführung. Mit einer dunkelroten Tunika angetan, von der ich wusste, dass die Farbe mit meiner gebräunten Haut harmonierte, dazu einer blütenweißen Toga, hatte ich auf Sciurus' Signal gewartet, wie wir es vereinbart hatten, und so machte ich mich denn auch im gemütlichen Schlendergang auf den Weg. Immerhin wollte ich den passenden Eindruck hinterlassen, und vor der Verlobten meines Vetters richtig auftreten. Schon auf dem Gang zum Tricilinium hörte ich die beiden sprechen, aber das hinderte mich nicht daran, voran zu gehen und perfekt eine gewisse Überraschung zu heucheln.


    "Salvete!" grüßte ich die beiden mit einem Lächeln und nickte zuerst der Dame, dann Gracchus leicht zu. "Verzeiht mein Eindringen in eure Zweisamkeit, aber ich hörte die Stimmen und wunderte mich etwas, ob Furianus heute abend wieder einige seiner Freunde eingeladen hatte - da ist mir diese Überraschung doch bedeutend lieber." Ich lächelte beide breit an und betrachtete vor allem Claudia Antonia wohlwollend. Sie war wirklich so atemberaubend, wie ich es insgeheim gehofft hatte, und ihre Haltung auf der Kline war vorbildlich. Dass mein Vetter ein solches Problem mit einer Frau wie ihr hatte, war schon irgendwie erstaunlich, aber das sollte nicht meine Sorge sein. Der Gedanke daran, dass sie sich nun wohl öfter hier aufhalten würde, hatte eindeutig seine angenehmen Seiten.

    "Freut mich, Dich kennenzulernen, Aurelius Corvinus. Ich bin Caius Flavius Aquilius," ich prostete ihm nochmals mit meinem Becher zu und nahm einen guten Schluck daraus. Tatsächlich, der Wein war erträglich. Nicht zu süss, nicht zu sauer, mit einem dezenten Nachgeschmack, ja, der ließ sich trinken.


    "Na, so viel werden sie uns sicher nicht probieren lassen, aber zumindest ist es ein Lichtblick in diesem Gedränge. Ich komme gerade von einer längeren Reise nach Achaia zurück und muss sagen, dass Rom immer wieder Überraschungen bietet, auch wenn man es eigentlich kannte." Ein weiterer Schluck des Weins rann meine Kehle hinunter und ich bemerkte, dass der Weinhändler uns recht aufmerksam im Blick behielt, wohl einen guten Geschäftsabschluss witternd. Das würde sich sicher noch ausnutzen lassen, für einen zweiten oder dritten Becher bestimmt.


    "Wenngleich das Gedränge hier eine der unangenehmeren Überraschungen ist, man könnte meinen, an allen Ständen gäbe es heute etwas umsonst ..." Ich ließ meinen Blick über die anderen Stände der Umgebung schweifen und schüttelte schließlich den Kopf.

    "Nun, wir sind schließlich auch als das aufgewachsen, was wir sind, werter Vetter, und das ist auch gut so. Ich will mir eine plebejische Ausbildung und Erziehung nicht einmal ansatzweise ausmalen, überlassen wir das doch Furianus," entgegnete ich schmunzelnd und neigte mich etwas vor, um den locker gewordenen Riemen meiner Sandale wieder zu richten und festzuzurren. Die eher dunklen Aussichten meines Vetters auf seine Ehe ließen mich allerdings ein wenig aufhorchen.
    "Na, komm, Gracchus, stell dich nicht ganz so pessimistisch an. Immerhin ist sie aus einer guten Familie, scheint nicht dumm und sieht anscheinend auch gut aus. Du könntest es viel schlechter treffen als das und eine Patrizierin weiss wenigstens, wie sie einem die dunklen Gedanken zerstreuen kann. Also versuche es doch nicht ganz so dunkel zu sehen, vielleicht findet ihr ja doch noch eine Basis, auf der ihr miteinander klar kommen könnt. Zu wünschen wäre es Dir jedenfalls."


    Ein wenig Optimismus konnte Gracchus nicht schaden, wobei mir der Gedanke an eine Hochzeit meines Vetters nicht vollständig behagte. Irgendwann musste es zwar so weit sein, aber so früh? Es erinnerte mich daran, dass ich auch irgendwann würde heiraten müssen. Zumindest konnte mir Vater nicht mehr irgendeine ungewollte Braut antragen, aber früher oder später würde ich mir etwas aussuchen müssen.
    "Der Pöbel ... ach nunja, bisher habe ich keine gesehen, die mich gereizt hätte, in sofern droht nicht unbedingt Gefahr. Letztendlich kommt es wohl darauf an, es mit ein bisschen Hirn zu machen und nicht wie ein liebestrunkener Tölpel auf der Straße umher zu wanken." Ich zuckte mit den Schultern und verglich Rom insgeheim mit Athen. Dort wurden die Frauen viel mehr bewacht und ich hatte dennoch so manches cubiculum von innen gesehen, in dem ich eigentlich nichts verloren gehabt hatte. So streckte ich mich ein wenig und fühlte die Hitze des Tages eine gewisse Trägheit in meine Glieder zurückspülen. Irgend etwas würde ich demnächst tun müssen, sonst würde ich wahrscheinlich noch in den Armen Gracchus' einschlafen.


    "Hm, Barbier," ich zupfte an meinem Haar und nickte schließlich ergeben. "Ja, das wird mal wieder Zeit, sonst schleppst Du ein haariges Fellmonster durch Rom und blamierst Dich mit mir in Deiner Gesellschaft." Langsam rollte ich mich vom Bett herunter und erhob mich, zu ihm herunter blickend. "Lass uns das doch gleich angehen, was meinst Du? Ich will nicht den ganzen Tag in dieser Villa hocken und den Fliegen zusehen. Am Ende kommt noch Furianus nach Hause und will höfliche Konversation machen und ich glaube, das ist heute etwas, was ich nicht auch nur ansatzweise ertragen würde." Auffordernd blickte ich ihn an und rückte mit einer Hand meine Tunika zurecht. Bloß keine Toga bei dieser Hitze ...

    "Die Nobilitas hat einen großen Vorteil - wenige wirklich engagierte tragen diejenigen, die nichts tun. Manchmal glaube ich fast, wir sind tatsächlich so träge geworden, wie es die Literaten unseren Vorfahren bereits angekreidet haben, aber ... es wird die Zukunft weisen müssen, ob diesem Weg entgegen getreten werden kann. Vielleicht sind bei den nächsten Wahlen schon wieder mehr Männer bereit, sich dem Volk und dem Reich zur Verfügung zu stellen," meinte ich gelassen und lehnte mich an das Geländer der Brücke, bevor ich aus meinem Weinbecher einen weiteren Schluck nahm, denn das Reden hatte mir die Kehle trocken werden lassen.

    "Dann müsstest Du einige unserer hochgerühmtesten Literaten genauso mit Deinem Zorn verfolgen, denn die Kritik an der Trägheit der Nachkommen der Nobilitas ist so alt wie die Republik selbst und wird sicherlich so alt werden wie das Kaiserreich. Es ist eine schöne Tradition unserer bekannten Autoren, sich stets darüber zu beklagen, wie verkommen die Werte in ihrer Gegenwart sind, und wie golden doch die Vergangenheit war - in sofern wird dieser Vorwurf wohl nie verstummen. Entweder wir lernen damit zu leben und wissen damit umzugehen, oder aber man wird uns mit diesem Vorwurf ewig auf die Füße treten und damit Schmerzen verursachen - was davon ist Dir lieber?"
    Ich hob eine meiner Augenbrauen an und betrachtete mein Gegenüber fast amüsiert. Dieses Gespräch kam langsam in eine Richtung, die mir Spaß zu machen begann, wenngleich die Stummheit unserer anderen Gesprächspartner mir noch Fragen aufwarf - wollten sie nicht oder war es ihnen schlichtweg zu heikel?

    Ich betrat das Verwaltungsgebäude und hatte Glück, ein freundlicher Tempeldiener wies mir den Weg zu jenem Officium, an dem man sich anzumelden hatte. So trat ich dort an die Türe heran und klopfte zweimal laut und vernehmlich, in der Hoffnung, jemanden hier anzutreffen. Noch immer befand ich mich in einer seltenen Hochstimmung, das Opfer vor der Statue des Mars hatte mir gut getan und mich mit der notwendigen Ruhe erfüllt, meine Entscheidungen fundiert zu treffen.

    Ich verharrte eine Weile und lauschte auf die Geräusche der Umgebung, denn so gering sie auch sein mochten, sie waren dennoch vorhanden. Ganz ausschließen ließ sich Rom auch aus einem Tempel nicht und mir war sehr wohl bewusst, dass ich mich sehr bald wieder dieser furchtbaren Stadt würde stellen müssen. Dennoch fühlte ich eine gewisse Ruhe, eine gewisse Zufriedenheit, während ich hier bei der Statue des Mars war, in seiner Nähe. Die Stille dieses Tempels hatte nichts abweisendes an sich, eher ein Gefühl der Vertrautheit, als wäre ich nach einer sehr langen Reise endlich wieder nach Hause zurückgekehrt. Fast schien es, als sei die Antwort auf jene Frage, die mir auf der Seele gebrannt hatte, gegeben worden, mit unhörbaren Worten. Dankbar blickte ich zu Mars' Gesicht empor und richtete mich langsam auf, die Toga wieder zurecht rückend.


    "Ich danke Dir, Mamarce," sagte ich, nun leiser, und neigte den Kopf vor ihm, bevor ich meine Siebensachen wieder einpackte und von der Opferschale zurücktrat. Der würzige Duft des Räucherholzes lag noch in der Luft und mit ihm auch das Gefühl der Vertrautheit. Die Entscheidung, dem Marskult beizutreten, musste einfach die richtige sein. Jetzt lag mein Weg bedeutend klarer vor mir und ich wandte mich in die Richtung des Tempelausgangs, um jenes Officium zu suchen, bei dem man sich für den Cultus Deorum anmelden konnte ...

    Ich betrachtete sie eine Weile und beobachtete das Spiel des Windes in ihrem hellen Haar, die davon nicht minder bewegten Blätter auf dem sauber gefugten Steinplattenboden dieses Teils des Gartens, ihr leichtes Lächeln auf den geschwungenen Lippen und kam wieder zu der Überzeugung, dass Furianus ein ausgemachter Idiot sein musste, sie nicht mindestens einmal in seinem Bett gekostet zu haben - aber das würde ich sicherlich irgendwann noch herausfinden. "Es wird Dir sicher gelingen, wenn Du es wirklich willst, Nadia," sagte ich zu ihren Worten und lächelte ihr zuversichtlich zu. Sie schien wirklich vieles zu haben, worüber sie nachdenken musste, denn sie wirkte nun eher grüblerisch, fast gedankenverloren. Seltsam, dass eine junge Frau so viele Sorgen zu haben schien, mochte das Leben als Leibsklavin doch sicher nicht so voller Gefahren sein.


    "Ich danke Dir ... die werde ich sicherlich haben. Dir noch einen angenehmen Tag, meine kleine Sylphide," sagte ich zu ihr und wandte mich nach einem verschmitzten Augenzwinkern in ihre Richtung um, dem Weg zum Atrium folgend. Ja, ich wusste nun, wohin mich mein Weg heute führen sollte - zum Tempel des Mars, der mir mehr als einmal Zuflucht und Ruhepol gewesen war.

    Was ist so schwer daran, diese Frauenthematik im Spiel zu halten? Wenn sich im Spiel eine breite Masse an Unterstützern findet, wird sich etwas verändern, wenn nicht, bleibt es ein Diskussionsthema und alles bleibt beim alten. Ich denke nicht, dass die nun x-te simoff Diskussion irgend etwas ändern wird, schon gar nicht an der vorgeblichen historischen Nähe - denn im alltäglichen Spiel des IRs gibt es so viele historische Ungenauigkeiten, dass das nun wirklich kein Argument sein kann.


    Tragen wir es im Spiel aus - und da wird die allgemeine Meinung irgendwann sicher siegen, egal wie sie aussieht.

    Sim-Off:

    Aber immer doch :)


    Ich überlegte, ob ich den Wein aus meinem gekl...liehenen sportula öffnen sollte, entschied mich aber dagegen, wer wusste schon, was dieser Tag noch bringen würde und es war immer von Vorteil, einen gewissen Vorrat bei sich zu führen. Wahrscheinlich würde ich mich wieder verirren und bevor ich an einem Marktstand irgendwo an einer Straße billigen Fusel kaufen würde, sollte mir Furianus' unfreiwilliges Geschenk viel eher beistehen. Dass der Sklave des Weinstandes mich nun ansteuerte, nachdem er einen anderen Römer in einer augenscheinlich gut gerafften Toga zur Probe verführt hatte, war mir nur recht und ich ließ mich, nachdem ich den letzten möglichen Krümel von meiner Kleidung geklopft hatte, gerne dorthin bringen. Weinproben hatten nun einmal den großen Vorteil, dass man sie nicht bezahlen musste und trotzdem ein Getränk bekam.


    "Salve!" sagte ich zu dem neben mir stehenden Mann und nahm meinen Probebecher in Empfang, diesen in seine Richtung hebend. "Man könnte sich fast daran gewöhnen, umsonst an ein Getränk zu kommen, nicht wahr?"

    "Ich habe meines Wissens nach auch keinen speziellen Namen genannt, Tiberius Durus," entgegnete ich lächelnd und wunderte mich, dass er sich von dieser kleinen Provokation tatsächlich aus der Reserve locken ließ. Aber gut, es zeigte mir etwas über ihn und ich wüde es mir sicherlich merken.
    "Sind das nicht die Worte, die man überall hören kann, sobald es um wenig verdienstvolle Mitglieder des Senats geht? Dass wir Patrizier uns allzu sehr auf dem ausruhen, was unsere Ahnen, Großväter und Väter geschaffen haben? Indes, die Wirklichkeit zu betrachten würde vielen auch eine genauere Beschäftigung mit der Politik abverlangen, ebenso mit den Verdiensten der einzelnen, aber wir wissen doch alle, wie sehr der gemeine Demagoge die Verallgemeinerung schätzt."

    "Manchmal, ja, da gebe ich Dir Recht," sagte ich nachdenklich und atmete tief ein. "Es kommt immer darauf an, wie weit man seinen Erinnerungen gestattet, das tägliche Leben zu beeinflussen. Schlechte Erinnerungen lähmen einen oft, und gute verführen dazu, die Realität nicht zu sehen, das Schöne und Gute nicht zu erkennen, obwohl man es greifen könnte." Das hatte mir einer der Philosophen auf der Agora in Athen gesagt, und mit der Zeit hatte ich festgestellt, wie Recht er damit gehabt hatte. Erinnerungen waren trügerisch, so süss sie auch sein mochten, so willkommen sie mir in den dunklen Stunden der Nacht auch waren, wenn ich nichts anderes fand, um mich abzulenken und endlich den Schlaf zu finden.


    "Dann werde ich Dich morgen aufsuchen, schöne Nadia, und mich in Deiner Gegenwart sonnen, um die mich sicher so mancher auf der Straße beneiden wird," fügte ich meinen nachdenklichen Worten noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen hinzu. "Ja, das hast Du. Manchmal sieht man den Wald vor Bäumen nicht, und es braucht einen anderen Menschen, der einen an etwas erinnert, was einem selbst fast entgangen wäre." Mit einer Hand strich ich für einen Moment lang über ihre Schulter und erhob mich dann, die Schriftrolle in der Falte meiner Toga ertastend, denn diese wollte ich keinesfalls zurücklassen. "Du sprachst davon, dass jeder einen Ort braucht, an dem er nachdenken kann, und ich habe mich wieder daran erinnert, welcher Ort das in Rom für mich ist ... eine Erinnerung, und keine schlechte."