"Macht man sich denn durch das Durschreiten der Ämterlaufbahn nicht um den Staat verdient? Ist ein verdienter Soldat denn so viel weniger wert wie der Sohn einer Patrizierfamilie, der sein Leben lang nichts anderes getan haben mag ausser sich durchfüttern zu lassen?" fragte ich und blickte den Advocatus etwas zweifelnd an. Ob ihm bewusst war, wieviel Geld es verschlang, sich vom Qaestor zum Konsol empor zu arbeiten, wieviel mehr Geld es verschlang, sich eine angemessene Klientel aufzubauen, Gastmähler zu geben und seinen Namen bekannt zu machen, umso mehr noch, wenn man aus einer bisher politisch unbedeutenden Familie stammte?
"Unsere Gesellschaft kann nur dann stark sein und stark bleiben, wenn wir die Möglichkeit offen halten, dass kluge und starke Männer den Weg in den Senat finden können, auch wenn ihre Ahnen diesen Weg vielleicht nicht beschritten haben. Erinnere Dich an Männer wie Marius, Cicero - man erinnert sich noch heute an sie, und sie stammten beide aus Familien, die nicht der Nobilitas angehörten."
Dass Victor ausgerechnet Flavia Messalina erwähnte, ließ mich kurz zusammenzucken - diesen Teil der Verwandtschaft hätte ich gern ignoriert, aber leider war dies unmöglich. "Ich muss Dir Recht geben, Septemvir, die Ahnen alleine machen noch nicht die würdige Erbfolge aus, es muss auch der Geist entsprechend gebildet sein, das Herz stark genug, sich seiner Bürde und Verantwortung bewusst zu sein." Flavia Messalina! Warum nur konnte dieses unsägliche Weib nicht der damnatio memoriae anheim gefallen sein, das hätte so vieles leichter gemacht.