Beiträge von Marcus Helvetius Cato

    Ein Gefühl der Erleichterung wuchs, es war einfach schön, sie nach so langer Zeit wieder in meinen Armen zu halten. Es war seltsam, nach so kurzer Zeit in Rom zwei Menschen gefunden zu haben, die einem so nahe gingen. Nadia hatte ich gefunden und Calvina wiedergefunden. Aber ich war immernoch wie geschockt, dass ich sie nicht erkannt hatte, dass ich nicht einmal auf die Idee kam, dass sie vor mir stand.
    Ich bin mit meinem Bruder seit etwas mehr als einem Monat wieder hier. Da ich aber bei den Cohortes Urbanae war, habe ich dort in der Castra gewohnt und war nur ganz selten hier. Aber niemals warst du anwesend. Warum Vater nichts gesagt hat weiß ich nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass du auch wieder da bist ...
    Warum hatte Vater nichts gesagt? Er wusste es doch ganz genau ... was sollte das alles?

    Schwester? Calvina? Oh ... verdammt. Wie konnte ich Calvina nur vergessen, meine eigene Schwester. Wie war das vor 8 Jahren? Mein bruder und ich hauten ab und sie ließen wir hier. Natürlich, sie war erst acht Jahre alt und musste von jemanden aufgezogen werden, der etwas mehr Erfahrung darin hatte, als einer von uns beiden. Das sie es so übel nahm, hätte ich nicht gedacht. Was ich allerdings verstand, war ihre Reaktion darauf, dass ich sie nicht erkannte. Es tat in der Seele weh, sie so zu sehen und es schmerzte, dass ich sie nicht erkannte.
    Rücksichtlos ließ ich den Sack von der Schulter auf den Boden gleiten und ging erst langsam, dann aber mit schnellen Schritten zu Calvina. Vorsichtig umarmte ich sie von hinten.
    "Es tut mir Leid Calvi ... ich hatte keine Ahnung, ich ... " ... fand keine Worte dafür. Sachte legte ich ihr einen kleinen Kuss auf die Wange, auch wenn ich nciht glaubte, dass die Sache damit aus der Welt geschafft war.

    Er war nicht da? Wie er war nicht da? Was ging denn dann hier vor, wenn er nciht da war? Andererseits konnte Vater auch nicht wissen, dass ich kommen würde. Alles sehr seltsam. Aber es gab etwas, was noch seltsamer war. Sagte sie gerade mein Vater? Nein, das war unmöglich...
    "Was heißt hier "dein" Vater? Bist du es jetzt, die hier Spielchen treibt?"
    Blind war ich ... erkannte meine eigene Schwester nicht und mir kam es nichteinmal in den Sinn, dass sie es sein könnte. Was gäbe ich nur dafür, dass mein Bruder hier wäre, er könnte diese Situation sicherlich schnell lösen ... aber so. Wer weiß, wie lange ich brauchen würde, um darauf zu kommen.


    Hilflos war wohl der passendste Begriff, wenn man meinen Blick beschreiben wollte. Einfach hilflos ... was hatte man da nur für Sklaven gekauft? Sie logen und redeten wirren Zeug, welch Schande.

    Also ... das war die Casa Helvetia, und mein Vater wohnte hier. Nein, ich war doch nicht verrückt. Hatte mich Liebe soweit geblendet, dass ich mir nicht mehr sicher war, wer ich bin? Nein, ich war ein Helvetier, das stand außer Frage, ebenso wenig, dass ich hier wohnte. Iuppiter, was geschah hier sonst? Es gab dann ja nurnoch eine Möglichkeit, auch wenn ich das eigentlich nicht glaubte. Anders konnte es ja nicht sein.
    "Ok, ihr habt mich nun sehr gut veralbert. So wie es aussieht, ist es meinem Vater außerordentlich gut gelungen, mich wirklich zu verwirren. Wenn du mich dann bitte zu ihm lassen würdest ... wer auch immer du bist."


    Noch ein Stückchen mehr und meine Worte konnte schon als Flehen gedeutet werden.Verdammt ich war müde, hatte ihr Zeug auf den Schultern, was nicht gerade leicht war und ich wurde an der Porta meiner Casa verarscht, das würde ich Vater drinne erstmal an den Kopf werfen.

    Nein nein nein. DAS wurde mir ein klein wenig zu viel. Langsam schritt ich einige Schritte nach hinten und betrachtete die Casa nocheinmal genauer. Nein, hier war ich richtig, es gab keinen Zweifel. Bei den Göttern ... das ist doch die Casa Helvetia? Hier wohnt doch Publius Helvetius Gracchus?
    Oh nein, wie peinlich sollte es sein, wenn ich glatt in die falsche Casa gehen wollte und ... oh nein. Hatte ich Nadia vielleicht einen völlig falschen Weg beschrieben?
    Wenn das die Casa Helvetia ist, in der Publius Helvetius Gracchus wohnhaft ist, dann ist das hier mein zuhause. Genauso gut könnte ich fragen, wer du bist...

    Als wäre die Verwunderung nicht schlimm genug, mischte sich jetzt auch ein Schuss Verwirrtheit hinzu und machte den Cocktail perfekt. Sie wohnte hier? Dann blieb ja nichts anderes übrig, als dass sie eine Sklavin war, aber ... welche Sklaven, fühlten sich so ... überlegen? Naja, abgesehen von diesen Sklaven in der Villa Flavia kannte ich keinen.


    "Du wohnst hier? Seltsam, dass ich dich nicht kenne, denn ich wohne hier ebenfalls... Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen und ich wartete schon darauf, wie die Sklavin darauf reagieren würde. Voller Demut würde sie weichen? Ein "Verzei Herr, verzeih..." stammeln? Das würde ich nicht wollen, aber erwarten. Denn alle Sklaven ... bis auf eine natürlich, benahmen sich so und sie hätten sicherlich Angst, wegen ihrer Forschheit bestraft zu werden, auch wenn ich es nicht machen würde.


    Langsam trat ich einen Schritt näher, während ich versuchte, meine offensichtlichen Anzeichen der Verwirrung zu überspielen. Mit dem Lächeln machte ich einen guten Anfang und ich hoffte, dass man nicht sofort sah, wie viel Facette dahinter steckte.

    Der erste Blick strotzte nur so vor Skepsis, aber je länger ich darüber nachdachte, desto besser kam mir die Idee vor. Wütend war der Wirt sicherlich eh schon, was mochte es da schaden, wenn man ihn noch ein kleines Stück zu Weißglut brachte?


    Dann werden wir es so machen... Sollte ich aufstehen und zu ihm hinüber gehen? Hm, nein. Der Wirt war so auch schon genug in Bewegung, da schadete der kleine Schlenker ja nicht. Mit einem kleinen Nicken winkte ich den Wirt heran, der nochimmer etwas ... merkwürdig schaute. Vielleicht war es sein "Standardblick", aber es war doch wahrscheinlich, dass er war einfach genervt war, schließlich wurde er ganz schön auf Trab gehalten ... nicht zuletzt von uns.


    Wirt, nocheinmal zwei Hähnchen ...

    Die Tür wurde mir geöffnet und sofort kam mir eine liebliche Stimme aus dem Munde iner reizenden jungen Dame entgegen. Verwudnerung war das erste und auch eine zeitlang das einzige Gefühl, welches sich in mir ausbreitete. Ich kannte zwar die Sklaven nicht direkt, aber war mir sicher, dass es keine Sklavin gab, die so aussah. Hatte Vater wieder eine neue eingestellt, oder war es eine andere Person? Besuch? Nein, wieso sollte ein besucher die Türe öffnen.


    Irgendetwas kam mir an dieser Person vertraut vor, aber ich onnte absolut nicht sagen, was es war. "Ähm ... salve. Darf man fragen, wer du bist?" Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Einerseits hätte ich mich ja vorgestellt, aber andererseits ... ich wohnte hier und vor mir stand eine mit völlig unbekannte Person.

    Ihre Worte verstärkten wieder die jetzt schon immense Vorfreude und ich fragte mich, wie ich es aushalten sollte, bis morgen zu warten. Die Stunden und Minuten, wahrscheinlich gar die Sekunden würde ich zählen, bis ich sie endlich in meinen Armen halten und ihre Wärme spüren konnte, so wie ich es jetzt tat. Ich erleichterte die Suche ihrer Lippen und so fanden sie sich schneller und intensiver, als die Male davor.
    So erwiderte ich ihren Kuss, im ersten Moment noch ein wenig zaghaft, unentschlossen und verunsichert, was die Zukunft bringen sollte, aber sie raubte mir schließlich jeden Willen, an etwas anderes, als an sie zu denken und so änderte sich auch der Kuss. Liebevoll ... entschlossen.


    Und ich warte jetzt schon sehnsüchtig darauf und kann es kaum erwarten ...

    Eiligen Schrittes ging ich zur Casa Helvetia meines Vaters. Man musste unterscheiden, denn anscheinend gab es mehr, als nur eine Casa Helvetia, was bei manchen vielleicht zur Verwirrung führen konnte. Ich hoffte, dass wenigstens einer der Sklaven anwesend war, denn mein Bruder war ja in Hispania und Vater sicherlich arbeiten.


    *klopf* *klopf*


    Fast schon gelangweilt wartete ich, dass einer der Haussklaven die Türe öffnet, damit ich mein Zeug aus der Castra hier ablegen konnte.

    Etwas überrascht über Helios Worte schaute ich mir sein Huhn etwas genauer an. Als ich einige dieser verkohlten Stellen an seinem Essen fand, wanderte mein Blick blitzschnell auf den Teller vor mir, um zu prüfen, ob es bei mir nicht auch so der Fall war.
    Ich konnte ja nicht ahnen, was der Centurio vor hatte und so gab ich meine ehrliche Antwort.
    Jetzt wo du es erwähnst ... es scheint wirklich etwas verbrannt. Ob wir uns beschweren sollten? Es ist unser gutes Recht, schließlich hast du dein verdientes Geld dafür ausgegeben, da will man auch etwas vernünftiges zu essen haben.

    Auch Tiberius Durus war ein Freund des Furianus und so schloss ich mich der großen Menge an applaudierenden Leuten an. Ich war überrascht, dass bisher keiner Fragen stellte, wo es doch bei den anderen immer grad nach der Rede der Fall war.
    :app:
    Zwar wollte ich mein Applaudieren auch noch mit Rufen verstärken, ließ es aber dann bleiben, als ich merkte, dass wohl unter dem donnerndes Klatschen des Vitamalacus und der Menschenmenge um ihn herum kein Wörtchen zu Tiberius Durus vordringen würde.

    Cicero bewarb sich für die Quästur. Zwar kannte ich ihn nicht persönlich, aber er war ein Freund meines Patrons Furianus und als solcher auch mein Freund. Natürlich musste man den Kandidaten auf den Zahn fühlen, doch verwunderte es mich ein wenig, dass man in den Worten des Aureliers schon fast nach "Fehlern" oder "Schwächen" suchte. Mir war dieser Mann sehr sympathisch und ich konnte mich der Meinung meines ehemaligen Kollegen Metellus anschließen.


    :app:
    Eine gute Rede Aurelius Cicero, eine gute Rede...
    Ich nickte ihm leicht zu.

    Naja, so würde ich das nicht sehen. Wenn es Dinge in der Rede gibt, die ienm nicht gefallen, man sie aber trotzdem wählt, darf man sich hinterher nicht beschweren. Genau das passiert aber ... solche Personen sind dann immer ganz schnell dabei, irgendwo zu motzen ;)


    Wenn es nicht grad "Feinde der Familie" sind, für die vielleicht eine Wahl gar nicht in Frage kommt, lese ich mir natürlich sein Vorhaben durch, ist vielleicht, schließlich will ich wissen, was die Politiker machen, die ich gewählt habe. Bei Freunden ist das vielleicht noch ein UNterschied, die wählt man wegen der Freundschaft, aber es gibt mehr als nur Freund und Feind...

    Auch wenn Flavius Gracchus Rede mir persönlich etwas dürftig erschien, war es schon eine Pfliicht, dass ich bei Furianus Verwandten klatschte. Ob es ein Vor- oder Nachteil wäre, wenn ein Priester des Cultus Deorum in die Politik gehen wollte, vermochte ich nicht zu sagen, aber vielleicht würde das einen frischen Wind in den Cursus Honorum bringen.
    :app:

    Auch ohne die Tatsache, dass Tiberius Vitamalacus der baldige Schwager meines Patrons Furianus ist, hätte ich für ihn applaudiert. Es war eine großartige Rede und obwohl ich seine Zeit als Quästor nicht wirklich verfolgte, war ich doch gar nicht in Rom, hatte man das Gefühl, er hatte seine Arbeit gut verrichtet und würde voller Elan sein Amt als Aedil annehmen, wenn es denn soweit kommt.


    :app:

    Berufliche Pläne? Ich mache einen guten Dienst und wenn man mit mir zufrieden ist, dann werde ich befördert, so sehen meine beruflichen Pläne aus. Nein ... ich denke schon, dass ich ihm Militär bleiben werde, ich weiß nicht, für die Politik bin ich wahrscheinlich nicht geeignet. Ich werde natürlich bei den Vigiles bleiben, ich sehe keinen Grund, wieder zu wechseln. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt...
    Auch wenn es doch viele in der Gens gab, die eindeutig ihre politische Bahn machten. Groß Reden schwingen konnte ich vielleicht auch noch, aber was dann? Nein, im Militär hatte alles seinen geregelten Lauf und ich bezweifle, dass es dort gefährlicher war, als in der Politik.

    Eben das. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Liebe zu einer Frau, oder im Falle eines Soldaten, wesentlich stärker sein kann, als zu seinen Geschwister, seinen Eltern oder gar ... einem anderen Mann. Aber Männerliebe ist wieder eine Sache für sich und naja ... ich bin nicht sonderlich gewillt, dieses Thema weiter zu vertiefen, wenn es dir nichts ausmacht.


    Fast schon neidisch schaute ich auf Helios becher, der frisch gefüllt vom Wirt gebracht wurde und von meinem neuen Centurio dankend angenommen wurde. Ein letzter Schluck aus meinem Becher und ich winkte ebenfalls den Wirt heran. Das wäre ja nicht zum Aushalten, wenn wenn ich Helios nun so zuschauen müsste.


    Wie wäre ein kleiner Themawechsel? Oder bleiben wir beim Ursprung dieses Gesprächs und ich frage dich, was deine Pläne für die Zukunft sind.

    Nach einem weiterem Bissen und einem weiteren kleinen Schluck des guten Weins folgte ich erst Helios Handbewegung , riss meine Augen aber dann wieder davon. Naja, aber sowas wie Liebe, das schwächt nur, macht nur weich. So sahen es nicht wenige und schon inder Castra der Urbaner hatte ich mir schon Gedanken darum gemacht, was mit denen später passiert. Dann, wenn sie nicht mehr im aktiven Dienst waren. Ob sie dann wohl ihre gute Erziehung vergessen würden, oder dann alleine in einer leeren Casa den Lebensfunke aushauchten.
    Natürlich will ich nicht an deiner Erziehung zweifeln, aber mir kommt dieser Gedanke doch ein wenig fremd vor. Ist denn der Drang nach Liebe keine Begierde des Menschen, die dann von eine Frau gestillt wird? Und das Liebe einen schwächt, ist auch nur eine einseitige Betrachtung, denn es kann ebenso das Gegenteil sein. Das Verbor der Heirat als Soldat ist denke schon ein scharfer Schnitt und in einem wirklichen Kampf hat man keine Zeit, an seine Frau oder seine Geliebte zu denken. So meine Ansicht und bisher kam ich da auch gut mit klar.
    Natürlich wollte ich nicht sagen, dass es falsch war, was er dachte, was man ihm beibrachte, denn meine Ansichten konnten genauso unwahr sein, wie seine. Es war nun einfach eine Frage der Erziehung und der eigenen Meinung und darüber lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.