Beiträge von Marcus Helvetius Cato

    Skeptisch beäugte ich den Vigilen, nickte dann aber nur einstimmend. Ob er es verstanden hatte oder nicht, würde sich dann noch herausstellen. Ich wandte mich zur anderen Seite des Platzes, wo einige Vigilen mit ihrem täglichen Training beschäftigt waren. Das betraf sowohl das normale körperliche Training, wie auch Kampfraining und nicht zuletzt die Übung mit den Gerätschaften.


    "Nach der Einweisung der Geräte kannst du mit denen dort dann zusammen trainieren. Sobald du einigermaßen sicher bist, werrden wir einige praktische Übungen ansetzen, vorher kommt noch Theorie."


    Ruckartig schaute ich wieder zu Caecus und versuchte aus seinen Gesichtszügen zu lesen, ob er dies verstanden hatte.

    Verwunderung war wohl das erste, was ich in diesem Moment empfand. Ich glaubte wirklich an eine Moralpredigt, glaubte, den Centurio von seiner schlimmen Seite zu erleben, aber dass er dies einfach unter den ... Teppich kehrt und mich stattdessen für meine Arbeit lobt, wäre das letzte, worauf ich gekommen wäre. Das er mich gar für eine Beförderung vorschlagen wollte, sprengte fast den Rahmen.


    “Ja, ich muss mich für mein Verhalten auf dem Exe entschuldigen. Es wird nicht mehr vorkommen, dass versichere ich Dir.“ erwiderte ich auf seine ersten Worte hin.


    Mein Blick folgte den Bewegungen von Traianus und mit einem dankenden Nicken nahm ich den Becher an mich und nippte kurz daran.


    “Ich fühle mich geehrt, Centurio Germanicus. Und verblüfft bin ich ...“

    Nicht lange musste ich warten, bis der Centurio von hinten kam, sein Officium betrat und sich setzte. Ich folgte ihm zügig, schloss hinter mir die Tür und nahm dann ebenfalls Platz, wie Traianus wollte.


    “Centurio! Optio Vigilum Helvetius Cato, melde mich wie befohlen!“ sprach ich routinemäßig und wartete dann ab, was er zu sagen hatte.

    "Ahja ... alles klar. eigentlich recht stabil, dein kleiner Vortrag. Nur besonders an einer Stelle habe ich etwas zu bemängeln: Die Löschdecken, centones, werden nicht nur zum Löschen verwendet, auch wenn dies ihr Name vermuten lässt. Hauptsächlich werden die präventiv gegen eine Ausbreitung von Feuer verwendet.
    Mit Hilfe der scalae werden die centones beispielsweise auf den Dächern der Häuser verteilt, so kann sich das Feuer nicht auf die umliegenden Häuser ausbreiten. Zweitens werden darin Opfer, wie auch die Vigilen selbst eingewickelt, um unbeschadet durchs Feuer zu kommen. Niemand ist so dämlich und rennt ganz normal in ein brennendes Haus. Man hängt sie sich über und so kann das Feuer nicht auf einen selbst übergreifen."


    Ich machte eine kleine Pause und atmete einmal tief ein, ehe ich weiter sprach.


    "Das andere betrifft die Hakenstangen. Eigentlich auch richtig, was du gesagt hast, nur war es etwas schwammig formuliert. Mit den Hakenstangen werden brennbare Gegenstände entfernt. Wie beispielsweise Wäsche, oder irgendwelche Leinen und ähnliches. Das verhindert ebenfalls die Ausbreitung des Brandes. Und das letzte wäre die Sache mit der Ballista. Damit zerstören wir nicht die umstehenden Gebäude, sondern das brennende. Im absoluten Härtefall werden wohl auch die umstehenden zerstört, aber meistens reicht es, wenn das Haus zerstört wird, das Feuer gefangen hat. Soweit alles verstanden?"

    Vor dem Officium des Centurios stehend klopfte ich an. Ich wusste nicht, ob er bereits dort war, da er ja genau wie ich vorhin noch bei der Übung war. Wenn er nicht da sein sollte, würde ich wohl auf ihn warten müssen. Innerlich stellte ich mich aber schon auf eine Moralpredigt ein.

    Er glaubte nicht, dass er dafür den Rat eines Optios brauchte? Dann fragte ich mich, für was die Stellung des Optios sonst da war. Schließlich bildete ich die Neuen aus, ich trainierte sie und ich hatte wohl öfter mit ihnen Kontakt, als der Centurio. Aber es brachte wohl in diesem Moment recht wenig. Zwar wusste der Centurio nicht, worin die derzeitigen Schwächen der II. Centurie zu liegen schienen, aber wenn er das wollte, so sollte es auch geschehen.


    “Natürlich, Centurio!“ erwiderte ich trocken und machte mich zusammen mit den anderen Vigilen an die Arbeit, die Puppen mit den centones zu löschen. Das möglichst in einer kurzen Zeit, damit die Betroffenen nicht unnötig große Brandverletzungen erleiden würden. Denn Sinn der Übung stellte ich dieses Mal nur stumm in Frage. Schließlich war unsere Aufgabe die, genau das zu Verhindern, was wir hier als Ausgangslage für unsere Übungen machten. Das zu trainieren war meiner Meinung nach zweitrangig.


    Die Übung war trotz allem schnell abgeschlossen. Die einen hatten wie immer ihre Probleme, die anderen lösten das ganze wieder mit Bravour. Im großen und ganzen konnte man aber zufrieden damit sein und ich machte mich auf den Weg zum Officium des Centuios, wie er mir aufgetragen hatte...

    Ich schaute zu den Strohpuppen, die etwas abseits lagen und dann wieder zum Centurio.


    “Darin sehe ich nicht so die Notwendigkeit, wie in anderen Dingen. Eine Puppe mit einer nassen Decke einzuwickeln und fort zutragen ist nicht schwer und bedarf auch nicht viel Übung. Wäre es nicht besser, beispielsweise die richtige Koordination einer Eimerkette oder Ähnliches zu Üben?“

    Leicht irritiert schaute ich zum Centurio. Schön und gut. Den Umgang mit den centones trainieren. Wir sollen sie nicht auf das Feuer werfen. Na auf welches Feuer denn? Und wenn wir sie nicht darauf werfen sollen, wäre der einzige logische Zweck der Decken, dass sie präventiv gegen eine Ausbreitung des Feuers verteilt werden. Auf Dächern und ähnlichem. Aber ... sollten wir trainieren, Löschdecken in der gegen zu verteilen?


    “Äh Centurio ... ich verstehe nicht ...“

    "Zwei Dinge hast du vergessen. Das wäre zum einen, die scalae - Leitern - und zum anderen die perticae, also die sogenannten Hakenstangen. Ansonsten ... gut.
    Erkläre, was man mit den jeweiligen Gegenständen macht!"
    wie ich ihn an und war auf die Antwort gespannt.

    Die Siphones wurde wieder zurück gebracht und dafür brachten die Vigilen die Löschdecken. Zufrieden begutachtete ich die Männer und wandte mich dann an den Centurio.


    “Centurio! Welche Anweisungen erhalten wir für die Löschdecken?“

    Mit strengem Blick hörte ich dem Vigilus zu und nickte schließlich. Im großen und ganzen hatte er nichts falsches erzählt, aber es waren noch Lücken drin, die es nun zu schließen galt.


    “Also ... das war schon mal ein guter Anfang. Aber wir fangen nun einmal von ganz vorne an. Nenn mir alle Gerätschaften der Vigilen, die du kennst!“

    "Aber auch ebenso ehrenvoll, soweit ich weiß. Schließlich ist der Praefectus Annonae ziemlich wichtig ... wenn man bedenkt, wie der letzte Amtsinhaber seine Aufgaben erledigt, oder eher nicht erledigt hatte, kannst Du es nur besser machen, da habe ich keine Zweifel."


    bestätigte ich sein Vorhaben, auch wenn es von einem Klienten her wohl etwas unnütz erscheinen würde, vielleicht würde man es gar als 'Schleimen' auffassen. Wenn es so wäre, dann wüsste ich allerdings auch, wer die Schuld dahinter hätte ... kein geringerer als ich selbst. So ehrlich war ich dann doch zu mir selbst. Leicht legte ich den Kopf in den Nacken. Ich hatte schon den ganzen Morgen das Gefühl, dort irgendwo eine Verspannung zu haben, vielleicht sollte ich nachher einmal ins Lazarett gehen.

    Zitat

    Original von Titus Germanicus Traianus
    Als die Soldaten mit den Siphones zurückgekehrt waren gab Titus Optio Cato ein Zeichen und die Vigiles sollten mit der Übung beginnen.


    Kurz darauf standen die Vigilengruppen mit jeweils eine der siphones in Reih und Glied und wartete auf das Startzeichen, welches nicht lange auf sich warten ließ. Ein kleines Nicken von mir war noch einmal eine Bestätigung, die die Männer allerdings gar nicht mehr wahrnahmen, da sie schon rasch damit begonnen hatten, die Übung zu absolvieren.


    Zwei der Gruppen hatten einige Probleme und es sah auch nicht so aus, als würden sie diese auf kurz oder lang in den Griff bekommen. Die nächsten zwei Gruppen waren gut dabei und es gab bis auf ein paar Kleinigkeiten so gut wie keine Probleme, während die fünfte und auch letzte Gruppe in einem sehr guten Tempo und auf den ersten Blick ohne Fehler das Löschgerät aufbauten. Fragend schaute ich zum Centurio und war auf seine erste Reaktion gespannt.

    So langsam ging mir diese Frau wirklich auf die Nerven. Versuchte sie immer mehr, ihre Unschuld zu beweisen, deutlich zu machen, dass sie doch keine Sklavin war, desto weniger schenkte ich ihr Glauben. Wer, wenn nicht eine flüchtige serva oder ein flüchtiger servus, würde sich in einer solchen Dunkelheit durch die gefährlichen Straßen Roms wagen? Zudem so 'abgemagert' und in solch minderwertige Kleidung gehüllt? Für mich gab es keinen Zweifel und wenn ich doch falsch liegen sollte, so wäre es zumindest bis zum Carcer meine Aufgabe, dies herauszufinden ... und zwar nicht, indem ich nur auf ihr Wort hörte. Dem konnte man nämlich einfach nicht glauben.


    “Das ist mir ziemlich ... egal!“ erwiderte ich leicht arrogant und einem merkwürdigen Funkeln in den Augen, welches allerdings in der Dunkelheit untergehen würde. War vielleicht auch besser so, denn das würde sie nicht noch mehr verschrecken und sie würde nicht grad wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rennen. Einen kurzen Moment hielt ich mit meinem Gang inne, musterte sie ein weiteres Mal ihre schemenhafte Gestalt in der Finsternis, packte sie wieder grob an der Schulter und trieb sie wieder vor mich her, nachdem ich sie gewaltsam in die andere Richtung gedreht hatte. Wenn sie das noch öfter machen würde, kämen wie nie mehr in die Castra. Warum musste so etwas bei meiner Patrouille passieren? Warum konnte ich nicht einfach die gewohnte Runde abgehen, nichts finden und dann wieder in die Unterkunft des Kastells gehen, um dort den Rest des Tages, oder der Nacht, zu verbringen. Aber nein! Eine Sklavin aufgegriffen, die dann auch noch in eine Zelle gesperrt werden musste, man würde sie verhören, was sicherlich wieder an mir hängen blieb und vieles mehr. Da war der Rest vom Tag mal wieder gerettet, dachte ich voller Ironie vor mich her und schupste Nortruna immer mal wieder ein kleines Stück nach vorne, wenn sie wieder ihren Gang verlangsamte.


    “Eigentlich solltest du dich glücklich schätzen! Du bekommst eine schöne Zelle ...“, auch wenn diese eiskalt war und einen leicht moderigen Geruch hatte, der fast schon pervers mit dem Pechgeruch der Fackeln harmonierte. Dazu gab es dann eine schöne Vollkost in Form von Brot und Wasser, manchmal auch eine Suppe, die allerdings mehr Wasser, als Suppe war. Das verschwieg ich aber, denn das würde sie nicht gerade dazu bringen, freiwillig mitzukommen. “... und Essen gibt es. Schau dich doch mal an! Was glaubst du, wie lange du es alleine hier draußen durchhalten würdest? Ich gebe dir maximal eine Woche, aber wirklich maximal. Eher drei bis vier Tage.“
    Vielleicht war das ein Weg, sie zur Vernunft zu bringen...

    Kurz bevor ich doch noch in den Trainingskampf der Probati eingreifen wollte, kehrte Caecus von seinen Runden zurück. Etwas geschwitzt, aber nicht so, dass es für ihn nun besonders anstrengend schien. Das gefiel mir, anscheinend hatte die ALA auch noch das normale Grundtraining in ihren Alltag aufgenommen. Fast schon töricht, dass ich das angezweifelt hätte. Aber abgesehen von ihm hier kannte ich niemanden, der je etwas mit der ALA zu tun gehabt hat und so fiel es mir schwer, ein passenden Bild davon zu machen.


    “Sehr gut Caecus. Hätte zwar schneller sein können, aber fürs erste reicht das. Ich nehme an, den Rest kannst du auch. Schwertkampf und solchen Kram? Natürlich kannst du das ... naja, machen wir weiter mit dem Programm“


    Ich nickte und grübelte nach, ehe ich mich wieder an ihn richtete und diesmal wieder mit der Theorie losgehen könnte.


    “Also ... erzähl mir mal, was du so übers Feuer löschen weißt. Irgendwas dürfte dir ja bekannz sein. Die Feinheiten erkläre ich dann!“

    Zitat

    Original von Caius Octavius Sura
    Die Wiedersehensfreude schrumpfte ein wenig, als er diesen Fall ansprach. "Nein, wir laufen im Moment gegen eine Wand. Zumindest in diesem Fall.", begann ich und wollte eigentlich lieber das Thema wechseln, da mir dieser Fall schon lange ein Dorn in der Phalera war. "Wie läuft es bei euch so?"


    Dann lag ich also mit meiner Vermutung richtig. Ich bemerkte allerdings, dass Sura wohl nicht gut auf das Thema anzusprechen war und willigte dann seinem Themenwechsel ohne Murren ein. Außerdem war ich ja auch einem ganz anderem Grund hier und zu lange wollte ich schließlich auch nicht hier bleiben.


    "Ach, bei uns läufts ganz gut. Ein paar Brände, ein paar Sklaven, Schlägereien und vieles mehr. Der ganz normale Alltag also. Ich schätze also, auch nicht so viel anders, als bei euch."


    Eine kurze Pause sollte die letzten Worten von den nächsten ein wenig drängen und so atmete ich noch einmal kurz ein, um dann mein eigentliches Anliegen vorzubringen.


    "Warum ich eigentlich hier bin, betrifft aber etwas völlig anderes ... ich habe von meiner Schwester, Helvetia Calvina, erfahren, dass sie auf offener Straße zweimal bedroht wurde. Von den selben Männern. Weißt du darüber genaueres?"

    “Das will ich hoffen, aber man sagt ja auch so schön, dass Geduld eine Tugend ist. Ich glaube nicht, dass es mir weiterhelfen würde, um eine Beförderung zu drängeln, eher im Gegenteil. Naja, ich werde einfach weiter eine gute Arbeit machen und dann wird das schon von selbst kommen.“


    antwortete ich zuversichtlich. Meine Finger wanderten wieder langsam zu der Traubenschale und bedienten sich daran. Nach einer kurzen Pause, in sich zwei der süßen, kleinen Früchte in den Mund fanden, erhob ich wieder das Wort:


    “Und, was hast du nun vor? Nachdem ja dein Vorhaben zur ...“, ich verstummte kurz, rief ich mir durch die Worte doch die Augenblicke vorhin wieder ins Gedächtnis, Flavius Furianus nicht allzu begeistert über die Werbebanner war. Die Schlussfolgerung, dass er demnach nicht zur Wahl zugelassen wurde, lag daher nah. “... zur Wahl anscheinend zunichte gemacht wurde. Gibt es schon konkrete Ideen?“

    Noch während des Vorbeilaufens, musste ich die ungezogenen Worte eines Urbaners hören. Anscheinend hatte der PP dort wohl keine Disziplin beigebracht, denn ansonsten wäre so etwas wohl nicht passiert. Ein normaler Miles hatte sich den Mut genommen, so mit mir zu sprechen ... wirklich erstaunlich. Sie glaubten wirklich, dass sie nun etwas viel besseres waren, aber meiner Meinung nach war das völliger Unsinn. So konnte ich nur auf seinen Kommentar hin lässig grinsen und ihm selbst einen kleinen, leicht zynischen an den Kopf werfen.


    “Wir wollten nicht zu dick auftragen, um überlegener auszuschauen. Da reichen 'schlabberige Knie' ja schon!“


    Kaum überhörbar war das erfreute Germurmel der acht Vigilen und mit einem kurzen, aufstoßenden Lachen krönte ich das ganze und spornte dann die Soldaten wieder weiter an. Wir hatten besseres zu tun, als mit den Urbanern ein Kaffeekränzchen zu halten. Wir hatten noch viel vor und das Training würde sich noch ziehen ... sehr lange ziehen!


    “Auf auf! Genug gelacht! Weiter ihr Bastarde!“