Beiträge von Marcus Helvetius Cato

    Unweigerlich rollte ich die Augen. Das durfte ja alles nicht wahr sein. Wieso hörte sie nicht einfach auf das, was man ihr sagte? Glaubte sie denn wirklich, ihr würde Leid und Schmerz erspart bleiben, sollte sie in ihrem Loch dort bleiben? Glaubte sie wirklich, wir würden nun resignieren und von dannen ziehen, damit sie weiter flüchtig wäre und wohlmöglich noch Ärger anstellen würde? Wenn ja, so hatte sie einen falschen Glauben, denn sie würde mit uns kommen, auch wenn sie nicht wollte und sich dementsprechend wehren würde. Ich tat ja auch nur meine Arbeit, erledigte die Aufgabe, für die ich ausgebildet wurde. Ein Scriba schrieb seine Berichte, ein Priester opferte den Göttern und ich ... ja ich löschte Feuer und fing herumstreunernde Sklaven ein. Daran konnte ich nichts ändern und solange ich Optio war, würde das auch weiterhin meine Aufgabe bleiben ... aber das interessierte sie ebenso wenig, wie es mich interessierte, ob sie bei ihrem Herrn Schmerz und Leid erfahren würde. Das wäre nicht mehr Sache von mir.


    “Weib, ich habe es im Guten gemeint, aber wenn du so stur bleibst ...“ ich musste grinsen, ehe ich fortfuhr: “ ... naja, mir machen deine Schmerzen nichts aus!“ Ich nickte Pictor kurz zu, der auch sofort das Gladius zurücksteckte und mir seine Fackel reichte. Noch sollte ihr unnötiges Leid erspart werden, denn wie sagten schon die alten Künster: Wegnehmen kann man immer wieder, dranmodellieren dagegen nicht. “Wie hättest es denn gerne, Süße?“ raunte der Vigil der Germanin zu, ehe er mit seinen Händen in die Halbdunkelheit griff und mit seinen starken, rücksichtslosen Händen erst die Tunika und schließlich auch die Haut darunter packte.


    “Mach nicht zu feste. Sollten wir den Herrn nicht ausfindig machen können, so wollen wir doch ein makelloses Stück auf dem Sklavenmarkt haben! Du würdest nur den Verkaufspreis unnötigerweise herabsenken.““Alles klar Optio“ erwiderte er, immer noch mit einem lüsternen Grinsen. Er würde sicherlich rein aus versehen eine kleine Fahrt zu ihren Brüsten unternehmen und vielleicht konnte er es sogar arrangieren, die Wache bei ihr zu übernehmen. Dann hatten sie beide ein paar ungestörte Stunden ... alleine. Bei diesen Gedanken bekam Pictor ein seltsames Funkeln in den Augen, welches seine Absichten nur allzu offensichtlich verriet. “Hr kleine, wir werden noch Spass haben!“ flüsterte er, damit es sein Vorgesetzter nicht hören konnte, eher er versuchte, sie nun gewaltsam aus der Nische zu zerren.


    Mit drei Schritt Abstand beobachtete ich das seltsame Schauspiel und fragte mich, was der Vigil nur so viel mit der Sklavin sprach. Er kannte sie doch wohl nicht? Nein, das würde er mir sagen, zumindest müsste er wahrheitsgetreu antworten müssen, sollte ich ihn einmal darauf ansprechen. So aber machte ich mir nur meine Gedanken und wartete darauf, dass die Sklavin endlich aus dieser verdammten Ecke herausgeholt wurde, damit man sie zur Castra Vigilum bringen konnte. Dort wartete schon eine warme und gemütliche Zelle auf sie. Nunja ... warm und gemütlich war sie eher nicht, aber das musste sie jetzt ja auch nicht erfahren, man wollte sie ja nicht noch mehr schocken und wenn sie glaubte, dort würde sie eben ein warmer und gemütlicher Platz im Carcer erwarten, dann kam vielleicht ja doch noch die Vernunft. Man sollte schließlich optimistisch denken.

    Oh, nicht schon wieder Laufen, war mein erster Gedanke. Von allen Fitnessübungen war das Ausdauerlaufen meiner Meinung nach die schlimmste. Zum Glück konnte ich mich einer ganz guten Kondition rühmen und so machte es mir auch nichts weiter aus, dass ich mit den Männer laufen sollte, auch wenn ich etwas anderes lieber gemacht hätte.


    “Zu Befehl, Centurio!“ Meine Befehlsbestätigung wurde fast schon durch das Gemurre der anderen Soldaten übertönt und wie es schien, mochten sie das Laufen wohl genauso wenig, wie ich. Tja, da konnte man aber nicht ändern, denn was der Centurio sagte, machte der Optio und was der Optio sagte, machten wiederum die Vigiles.


    “Ihr habt es gehört ihr räudigen Hunde! Um den Platz, aber hurtig!“ brüllte ich die Soldaten an und fing dann an, an vorderster Stelle zu laufen, während meine Untergebenen sich in Reih und Glied einordneten und hinterher liefen.

    Die Wache kam mit dem Architectus Urbi zusammen zum Officium seines Vorgesetzten und klopfte zweimal dortgegegen, bevor er die Tür öffnete und mit einem Handzeichen Detritus hereinwinkte.


    "Da wären wir!"


    Er betrat schließlich das Officium, salutierte vor Helios und fügte hinzu: "Salve Praefectus Furius Helios. Octavius Detritus wünscht dich zu sprechen!" wobei er den Blick auf erwähnten Mann freigab und sich dann verzog, um wieder seiner eigentlichen Aufgabe hinzugeben.

    Es war schon eine Weile her, seit ich vor diesem Officium stand und ebenso lange war es her, seit ich meinen ehemaligen Vorgesetzten Octavius Sura gesehen hab. Ich atmete einmal tief ein, klopfte an die Tür des Officiums, an dem das Marmorschild mit mit den Namen des Centurios prangerte, und betrat es.


    "Salve Octavius Sura ... du erinnerst dich an mich?" fragte ich mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. Nicht nur wegen der Frage, nein, ich musste mich beherrschen, nicht vor ihm zu salutieren, als wäre ich ein Miles der Urbaner.

    Noch bevor Cato richtig die Casa Helvetia verlassen hatte, schwebte ihm der Gedanke vor, wirklich bei der CU nachzufragen, Sura hatte da sicherlich irgend eine Akte angelegt, so wie ich ihn kannte. Es war dementsprechend auch nicht verwunderlich, dass ich kurze Zeit später vor den Toren des Urbanerteils der Castra Praetoriae stand und den Wachposten dort ansprach:


    "Miles, Optio Vigilum Marcus Helvetius Cato. Ich möchte zu Princeps Prior Octavius Sura." Kurz dachte ich über die Worte nach, da stimmte etwas nicht. Ja, Sura wurde ja kurz vor meiner Versetzung befördert! öhm ... ich meine natürlich Centurio Octavius Sura!"

    LUCIUS FLAVIUS FURIANUS
    VILLA FLAVIA - TARRACO
    HISPANIA


    M' Helvetius Cato L' Flavio Furiano salutem dicit


    Salve Patron,


    verzeih, dass ich keine Zeit fand, deinen Brief zu beantworten, aber derzeit geschehen viele Dinge in Rom und meine Aufgaben in der Castra Vigilum, wie auch außerhalb, fordern mich sehr.


    Ich freue mich sehr, dass ihr beiden euch gut in Hispania eingelebt habt und bin zuversichtlich, dass ihr eure Arbeit gut macht. An was genau arbeitest du denn zurzeit? Ich bin gespannt, welch großen Aufgaben der Architectus Provincialis alles erledigt. Man hört in Roma nur ab und an von solchen Dingen, aber das was mir zu Ohren gekommen ist, klingt vielversprechend.
    Das dein Vetter die Kandidatur zur Quaestur erfolgreich bestanden hat, war wohl mit ein Verdienst meinerseits, denn wie du wünschtest, hat er meine Stimme bei der Wahl bekommen und ebenso haben diejenigen keine Stimme bekommen, welche von deiner Seite aus keine haben sollten.


    Wo wir gerade bei deinem Vetter Flavius Gracchus sind: Wie du vielleicht weißt, hat er vor kurzem geheiratet. Soweit ich weiß eine Claudierin, aber wen genau kann ich dir nicht sagen, dafür kenne ich mich noch zu wenig in diesen Familiengeschichten aus. Du allerdings dürftest wohl wissen, wen, ist er ja schließlich dein Vetter und die Heirat war wohl auch ein wenig länger geplant, wie einem gesagt wird.
    Auch besuchte der derzeitige Praefectus Praetorio die Villa Flavia in Rom ein weiteres Mal, aber anscheinend hatten es wohl keine geschäftlichen Hintergründe. Die Gerüchteküche zumindest kocht heftig, als man erfuhr, dass er sich einige Tage zuvor mit einer Flavierin getroffen hat. Das ist alles, was ich in meiner bescheidenen Freiheit herausfinden konnte.


    Vielleicht sollte ich dir auch erklären, weshalb mich die Vigiles derzeit mehr fordert, als noch vor einigen Wochen. Der Praefectus Vigilum Germanicus Reverus beförderte mich nach meiner kurzen Zeit als Vigil bereits zum Optio, wo ich als Stellvertreter der 2. Centurie unter Centurio Germanicus Traianus diene. Ich für meinen Teil fürchte allerdings, das ein weiteres steiles Besteigen der Karriereleiter genau dadurch erschwert wird, ist dieser Centurio ja der Bruder des Praefekten und diesem sicherlich mehr geneigt, als einem Fremden unter seinem Kommando. Nunja, ich werde sehen, was die Zeit bringt und hoffe, dass deine guten Verbindungen sich vielleicht als nützlich erweisen werden.
    Außerdem gestatte ich mir, ein wenig aus meiner Familie zu berichten: Vor kurzem erfuhr ich, dass meine Schwester, Helvetia Calvina, ebenfalls in Rom ist und das schon seit der Ankunft meines Vaters. Weshalb ich sie in dieser ganzen zeit kein einziges Mal erblickt habe, ist mir noch immer schleierhaft, aber ich muss mich schämen, sie nicht erkannt zu haben, als sie mir die Tür öffnete. Ja ich habe sie einstweilen sogar völlig vergessen ... welch Schmach.


    Aber so sende ich mit diesem Brief meine besten Grüße und das Wohlwollen deines treuen Klienten mit.


    Vale bene, Marcus Helvetius Cato


    ANTE DIEM X KAL NOV DCCCLVI A.U.C.
    Castra Vigilum – Roma, Italia

    Ein kleines Grinsen spiegelte sich in meinen Gesichtszügen wieder, als ich ihre leisen Worte hörte. Wir würden sie nicht bekommen? Das war wohl ein klarer Fall der Naivität oder auch der Verdrängung der Realität, denn welche Chance hatte sie, zu entkommen? Sie war in einer nicht ganz so großen Nische, deren einziger Ausgang von zwei bewaffneten Militärs versperrt wurde. Zusätzlich war sie nicht gerade die Stärkste – so sah sie zumindest aus – und zudem wirkte sie auch recht abgemagert. Der Fackelschein erleuchtete ein wenig ihr Gesicht, in welcher die pure Angst stand. War ihr Herr denn so schlimm? Das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, auch wenn ich wusste, dass es sehr strenge domini gab, aber war die Kälte, die ständige Angst, entdeckt zu werden und jeden Tag um sein Leben zu hadern wirklich besser? Das war es, was sich bezweifelte und so schüttelte ich innerlich nur den Kopf. Vielleicht war es wirklich Naivität und sie glaubte, Freiheit ist gleich Freiheit, aber sie würde noch früh genug erkennen, dass es nicht so war.
    “Hah, wir werden dich nie bekommen? Soll ich mal lachen?“ erwiderte die rauchige Stimme neben mir, bevor sie leise anfing zu lachen. “Pictor, hör auf damit!“ befahl ich und rammte ihm sachte meinen Ellenbogen in die Seite, um den Worten noch einen stärkeren Charakter zu geben, worauf er dann auch verstummte und mir einen skeptischen Blick zuwarf, den ich aber völlig ignorierte.


    “Ich gebe dir die Möglichkeit, freiwillig aus deinem Versteck dort zu kommen. Die Chance auf eine Flucht bleibt dir wohl verwehrt und ich bin nicht sonderlich gewillt, unnötige Gewalt anzuwenden ... du wohl auch nicht, diese zu empfangen!“ sprach ich mit klaren Worten, in dem die Prise eines Befehls steckte. Wer war schon gewillt, eine ansehnliche Sklavin unnötigerweise Schaden zuzufügen? Vielleicht zeigte sie ja Einsicht und würde ohne Widerrede und wehrlos aus ihrer Nische kommen, denn ihre Möglichkeit auf ein Entkommen standen bei Null. Das musste sie eigentlich noch besser wissen, als ich.
    “Optio, ich glaub ja nit, dat die so ma eben rauskommt!“ flüsterte der Vigilus und warf der Sklavin einen verstohlenen Blick zu. “Ich wäre viel mehr für Gewalt und zur Not kann man sie ja soweit bringe, dat sie ... alles freiwillig macht!“
    Ein lüsternes Grinsen, in welchem Mann die halb-gelben Zähne des Soldaten sehen konnte zog sich über seine Lippe, die mehr ein Kraterfeld, als ein Mund war. Die Hand mit seinem Gladius wanderte nach unten und mit zwei freien Fingern zog er sich seine Tunika an der Stelle zurecht, wo man den Lendenschurz vermuten konnte.
    “Halts Maul Pictor oder du wirst in nächster zeit keine Frau mehr zu Gesicht bekommen!“ blaffte ich ihn an, während sich in meinen Augen ein leichtes Zornesfunkeln bildete. Das dieser Vigil immer seine Männlichkeit unter Beweis stellen musste ... einfach grauenhaft. Vielleicht wäre ja das Kastrieren eine nette Bestrafung bei ihm, schließlich gehörte er mit zu den Leuten, die letztens nicht zum Exerzieren kamen ... die verdienten auch noch eine Bestrafung.


    “Nun gut ... Sklavin! Ich gebe dir hiermit die Wahl. Schmerz und Leid oder keines. Du musst einfach freiwillig herauskommen oder du bleibst dort stehen ... allerdings nicht lange, dass versichere ich dir!“

    "Ich übertreibe? Übertreiben?? Du wurdest zweimal auf offener Straße bedroht und überfallen, du solltest entführt werden und du hast eine Schnittwunde abbekommen, obwohl es noch glimpflich ausgegangen ist! Du denkst, ich übertreibe? Mitnichten. Ich weiß, was in den Straßen Roms vor sich geht, ich erlebe es jeden Tag und jede Nacht, also erzähl mir nicht, dass ich übertreibe."
    Ich machte eine kurze Pause, in der ich versuchte, mich ein wenig mehr zu besinnen, ehe noch etwas falsches sagen würde, was die Schlucht zwischen mir und meiner Schwester nur noch vergrößern würde.
    "Ich will einfach nicht, dass dir so etwas noch einmal passiert. Ich will dich nicht einsperren oder dir jeglichen Spaß am Leben vermiesen, nein, ich will, dass du ein gutes Leben hast und das ist in den Straßen Roms für eine einsame und junge Frau nicht gewährleistet. Ich werde sehen, ob ich mit Vater reden werde ... und ich werde denke ich übermorgen wiederkommen, dann werden wir zusammen auf dem Sklavenmarkt schauen, wer für deinen Schutz geeignet ist!""
    Zwar würde sie die Hauptwahl treffen, jemanden, der ihr gefiel, der intelligent war, aber das letzte Wort hatte immer noch ich, denn ein Paedagogus wird wohl kaum stark genug sein, sie vor einer weiteren Bedrohung zu beschützen ... der eigentliche Sinn, weshalb er da ist.


    "Gut, dann wäre ja alles geklärt. Ich hoffe, du wirst verstehen, was ich gesagt habe.“ Ich machte einen kleinen Schritt nach vorne, um ihr noch einen Abschiedskuss auf die Stirn zu geben, hielt aber noch halb in der Bewegungen inne und schenkte ihr ein halbherziges 'Vale', mit dem ich auch schon das Zimmer und kurz danach die Casa verließ.

    Nach einigen Minuten, in denen ich die fehlenden Männer aufsuchte, waren wir vollständig auf dem Exerzierplatz. Ein wenig erbost, warum einige Männer fehlten, dachte ich über eine angemessene Bestrafung nach, allerdings fiel mir nicht wirklich etwas ein, weshalb ich das auf später verschoben hatte. Vielleicht werden sie Latrinen kalken oder einige Strafrunden laufen, mal sehen.


    "Centurio Germanicus Traianus! Die fehlenden Männer sind angetreten! Weitere Befehle?"

    "Natürlich Praefectus. Wenn es nichts weiter gibt, so nehme ich den Vigilus gleich mit!" erwiderte ich und drehte mich zum Neuling, der bisher noch recht still war. Ich war gespannt, wie er sich so verhalten würde und welche Leistung er brachte, schlißelich brauchte er nurnoch die Feuerlöschübungen, was ieß, dass er schon bei einer anderen militärischen Einheit war.


    "Vigilus Quintilius Caecus! Folge mir zur Rüstkammer!" befahl ich und wies zur Tür des Officiums. Wieder zum Praefekten gewendet salutierte und verabschiedete ich mich.

    Ich nickte nur stumm und blickte dann wieder zum Vigil. Ausbilden ... eine Chance ... Wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich kein Stück, welche Chance das sein sollte, aber das hätte ich vor dem Präfekten niemals zugegeben. Deshalb nickte ich nur, nicht weil ich es verstanden hatte. Aber eine Chance ... das klang allemal gut und wenn ich die Ausbildung dieses Neulings so machen würde, wie ich alles bisher machte, war ich recht zuversichtlich, diese "Chance" auch nutzen zu können.


    "Natürlich Praefekt. Soll ich ihn direkt einweisen und danach auch sofort mit der Ausbildung anfangen?" fragte ich, während meine Augen sich wieder von Quintilius Crassus gelöst hatten.

    Einen Augenblick schwieg ich und schaute sie einfach nur an. Je mehr ich noch über ihre Worte nachdenken würde, desto eher würde nachgeben und es Vater tatsächlich nicht sagen. Das durfte ich nicht tun, wenn ich jetzt nachgeben würde ... dann wäre die ganze Aktion hier umsonst gewesen und sie würde mich weiter anlügen. “Ich ... ich werde drüber nachdenken. Das hindert nichts daran, dass du alleine diese Casa NICHT mehr verlässt! Ansonsten werde ich dafür sorgen, dass du die Casa gar nicht mehr verlässt“
    Naja, wie ich dafür sorgen würde, das wusste ich auch noch nicht so recht, aber mir würde schon was einfallen ... irgendwas sicher. Leider war Vater nicht zuhause, sonst hätte ich ihn grad um Rat fragen können und außerdem hätte Calvi dann nicht verhindern können, dass ich es Vater nicht sage ... aber das war ja nun vorerst eh nicht möglich. “Gut, dann glaube ich dir mal. Sonst noch etwas ... was nicht dieses Thema betrifft?“ Hoffentlich sagte sie nein ... dann könnte ich endlich hier verschwinden. In der Castra hatte ich wenigstens meine Ruhe.

    Einen kurzen Moment verharrten wir so. Regungslos, still, nur die Augen geöffnet und darauf abwartend, das sich in dem kuriosen Spiel aus Licht, Schatten und Dunkelheit irgendeine Bewegung abzeichnete, oder irgendein Mucks. Einfach ein Zeichen, dass dort irgendetwas lebendes ist. Noch einmal schwenkte ich die Fackel von links nach rechts und wieder zurück, um einen größeren Lichtradius zu haben. Nein, da war nichts. Nur eine hoch thronende Wand, eine Sackgasse. Wenn irgendwer hier sein sollte, dann müsste er davor stehen, hier gab es keinerlei Möglichkeiten, sich zu verstecken. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Pictor, ein ernstes Gesicht zog und dann zu mir schaute. “Optio ... hier ist nichts ...“
    Kurz schwieg ich, ließ seine Worte in der Gasse verhallen und schaute mit zusammengekniffenen Augen weiter an das leere Ende dieser Gasse, ehe ich eine Antwort gab. “Ja ... ja ... du hast recht. Hier ist niemand.“ Fast schon geistesabwesend verließen die Worte meine Lippen. Irgendetwas stimmte hier nicht ... hier konnte unmöglich jemand sein, aber trotz allem hatte ich das Gefühl, dass wir nicht alleine waren, dass dort jemand war.
    “Das einzige, was da is sind eh Ratten. Die ham wer auch inner Castra!“ Mit diesen Worten drehte Pictor sich um und ging einen kleinen Schritt in die Richtung, aus der wir kamen. Stumm nickte ich nur, wusste gar nicht, ob er es überhaupt mitbekam und wollte mich auch gerade umdrehen, als mich ein Fiepen doch davon abhielt. “Cato man, ich sag doch: Rat...“ Mit einem Handzeichen befahl ich dem Vigilus, still zu sein, was auch sofort eintrat. Ja ... natürlich Ratten, aber fiepten die mal einfach so rum? Ich kannte mich mit diesen biestigen Viechern nicht aus. Ich wusste, dass sie groß sein konnten, dass sie Krankheiten übertragen konnten und das sie einfach nur ekelerregend waren, aber das konnte ich von dem ein oder anderen Soldaten auch sagen. Entweder war dort ein Revierkampf ausgebrochen, oder dort war tatsächlich jemand.


    “Pictor ... komm wieder her ... langsam!“ flüsterte ich und winkte ihn zusätzlich noch heran, während ich selber einige kleine Schritte weiter zum Sackgassenende machte. Ich kniff ein weiteres Mal meine Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit, nur um mich vor der herausstürmenden Ratte erschrecken zu lassen. Überrumpelt wich ich einen kleinen Schritt wieder nach hinten, bevor mir klar wurde, dass es nur eine Ratte war ... keine Sekunde später war mir aber auch klar, dass dort mehr wie nur eine Ratte war. Mit einem schneidenden Geräusch untermalt zog Pictor sein Gladius aus der Schwertscheide und kam nun die restlichen Schritt zu mir gehechtet.


    “JETZT!“ brüllte ich, um erstens das Kommando zum Zugriff zu geben und das eventuell vorhandene Opfer unserer Tat zu verschrecken. Das tat oft seine Wirkung, denn durch solche Schreie, wurden sie für einen kurzen Augenblick wie gelähmt und das reichte meist schon, um die gesuchte Person bewegungsunfähig zu machen. Mit schnellen Schritten rannten wir zum linken Ende der Sackgasse, von wo die Ratte auf mich zugeschossen kam, um in eine der kleinen Nische tatsächlich jemanden vorzufinden ... man hätte es sich denken können, dass eine ausgemergelte Sklavin, wie sie es war, in eine kleine Ecke passte. Aber jetzt konnte sie nicht mehr entkommen, wir versperrten zu zweit den einzigen Ausgang, sie war nur eine Handbreite von uns entfernt ... und wir waren bewaffnet ...

    Ein kurzes Lächeln war die Antwort auf das Lob des Centurio und so nickte ich nur eifrig, nachdem er seine Worte beendete hatte und salutierte noch einmal ordnungsgemäß vor ihm, bevor ich mich zusammen mit der kompletten 2. Centurie auf den Weg zurück in die Unterkünfte machte. Der erste große Brand verlief völlig reibungslos ... das musste ein gutes Zeichen sein.