Beiträge von Marcus Helvetius Cato

    Nun lächelte ich zufrieden. Na also, es ging doch. Warum er so lange auf eine Antwort warten ließ, wenn er sie denn wusste, wusste ich wiederum nicht, und mir war es auch eigentlich egal. Nur so etwas sollte sich nicht häufen, denn das wäre mehr schlecht für ihn, als für mich. So nickte ich zustimmend und antwortete schließlich.


    “Richtig Vigil! Den genauen Ablauf werden wir später in der Theorie einmal durchgehen, nun will ich mir aber vorerst ein Bild von deiner Ausdauer und deiner Leistung machen. Als Reiter verlässt man sich sicherlich zu sehr auf sein Pferd und hier hast du keine Möglichkeit mehr zu reiten ... nicht einmal eine Frau.“


    grinste ich und ließ dann meinen Blick hinter mich wandern, wo der Trainigsplatz lag. Ich winkte den Neuling heran, zeigte kurz auf den Trainingsplatz und wandte mich dann wieder an Caecus.


    “Du läufst nun 20 ... nein 30 Runden um den Platz. Ich will ein konstantes Tempo sehen. Atmung gleichmäßig beibehalten und im gleichen Tempo laufen! Wenn du fertig bist, will ich dich hier hurtig wiedersehen! Ist das klar?


    blaffte ich ihn, gepaart mit einigen energischen Blicken, an und nickte dann nur. Ich wartete keine Antwort ab, denn natürlich würde er es machen. Er war einmal Decurio, er kannte wohlmöglich auch die Konsequenzen, wenn er Befehle verweigerte.
    Ich für meinen Teil wand mich dann den anderen frischen Probati zu, die sich noch lächerlich im Schwertkampf taten. Hoffentlich brauchte Caecus nicht zu lange, sonst müsste ich mir dieses Rumgefuchtel noch länger anschauen ...

    Leicht erwiderte ich das Lächeln meines Patrons und war froh, dass er mir seine Hilfe diesbezüglich anbot. Zuerst wollte ich allerdings versuchen, dass auf eigenen Beinen zustanden zu bringen, denn hinterher konnte man seinen Patron noch immer zu rate ziehen, aber ich konnte mir wenigstens sagen, ich hätte es alleine versucht.


    “Ich werde darauf zurückkommen, aber der derzeitige Praefectus Vigilum hat bereits so leichte Andeutungen gemacht.“


    Ich zuckte mit der Schulter. Vielleicht war es auch Einbildung und ich deutete in den Worten meines Vorgesetzten wieder mehr herum, als ich durfte und bekam dann Ergebnis, die eventuell mehr Wunschdenken als Realität waren.


    “Es hört sich wunderbar an ... Ich glaube aber ebenso wenig, dass man mich als Soldaten dort brauchen würde. Deswegen sagte ich ja auch in unbestimmter Zukunft ... wenn ich einmal alt und grau bin und man mich nicht mehr als Soldaten brauchen kann vielleicht.“ wobei sich ein amüsiertes Grinsen über meine Lippen zog. Na das würde hoffentlich noch länger dauern, bis es soweit wäre.

    Leicht irritiert schaute ich Furianus schweigend an, bevor mir die Klarheit allerdings ins Gesicht zu springen schien und ich mich für meine kurze Geistesabwesenheit entschuldigte:


    “Oh ja, vielen Dank. Entschuldige, ich vergesse dauernd, dass du den Brief ja nicht bekommen hast und deshalb davon nichts weißt. Naja, ich werde versuchen, mehr daran zu denken ... natürlich steht nun als nächstes Ziel der Rang eines Centurios an der Reihe und ich hoffe, das möglichst bald zu schaffen.“


    erwiderte ich mit einem unmerklichen Zwinkern, ehe ich mir nun einige Trauben schnappte und sie ebenfalls in gemütlichen Abständen den Rachen hinunter gleiten ließ.


    “Hm, ich hoffe, mein Bruder meldet sich wenigstens vorher einmal bei seinem Vater, seiner Schwester und nicht zuletzt bei mir. Ein wenig schade, dass er 'vielleicht' drüben bleibt, aber wenn er in einem schönen Land Karriere machen kann ... wieso nicht...“


    “Ich habe gehört, dass es in Hispania wunderschön sein soll, stimmt das? Vielleicht werde ich in unbestimmter Zukunft einmal dorthin kommen.“ ich zuckte mit den Schultern, da es sicherlich eine schöne Abwechslung wäre, wohl aber auch vorerst sehr unwahrscheinlich wäre.

    Wieder nickte ich. Zumindest die meisten Grundaufgaben kannte er, dass war schon einmal viel wert, aber noch nicht alles und so hakte ich weiter nach, gab ihm allerdings einen großen Tipp:


    “So so ... und wie sieht es mit Unfreien aus? Weißt du, was wir Vigilen mit Sklaven zu schaffen haben?“


    Gerne würde ich lieber mit dem praktischen Teil weitermachen, hasste ich die Theorie doch eigentlich selbst, aber ohne diese ging es nicht, es gab einfach keinen Anfang und so war es ein Übel, wenn auch notwendig. Allerdings käme dann für das Löschtraining auch vorher noch ein wenig Theorie an die Reihe ... Theorie, Theorie und noch einmal Theorie ...

    “Der übliche Verschleiss also ... ich hoffe, meinem Bruder gefiel es in Hispania nicht zu gut und er ist dort geblieben? Durch Erzählungen von einigen Leuten könnte man es verstehen, denn bisher habe ich ihn nicht wiedergesehen. Vielleicht habe ich ihn auch einfach so verpasst, wie ich es bei meiner Schwester tat, denn als Optio hat man durchaus mehr zu tun, denn als normaler Vigil und so komme ich auch nicht oft nach Hause.“


    Noch etwas unsicher schaute ich zu, wie Furianus sich einige der Trauben und Datteln nahm. Mein Blick wanderte zum Sklaven, der sie gebracht hatte, dann wieder zu Flavius und schließlich entschloss ich mich, auch eine Dattel zu nehmen und sie genüßlich zu verspeisen.

    Stumm nickte ich. Decurio in der Ala II. Dann müsste man ihm ein wenig Ausdauer auch wieder antrainieren, denn bei uns gibt es ja keine Pferde, hier muss man laufen und dass wird er schon wieder lernen, da war ich mir sicher.
    “Decurio in der Ala ... so so .. Nun gut, fällt dir ansonsten keine Aufgabe der Vigilen mehr ein? Oder etwas genauer: Was machen wir in der Nachtpatrouille?“
    fragte ich interessiert und machte mir gedanklich eine kleine Notiz, dass die Sache mit der Ermittlung in den Fällen, die nachts passieren, ja eventuell geändert wird.

    Eine Antwort auf Furianus Frage blieb mir im ersten Moment verwehrt, als einer der vielen Sklaven der Villa das Gespräch indirekt unterbrach. Er hielt ein rot gefärbtes Tuch mit einer Aufschrift und einem Bild meines Patrons in die Höhe. 'Vote Furianus' waren die großen Lettern und leicht über die Reaktion meines Patrons überrascht, machte ich mir so meine Gedanken. Wollte er wählen? Ich nahm an für die Prätur, aber anscheinend durfte er nicht. Eine solche Reaktion wäre dann wohl nicht das Ergebnis gewesen. Da ich aber nicht weiter dieses Thema behandeln wollte, nicht weiter Salz in die wohlmöglich offene Wunde geben wollte, reagierte ich nur mit Erstaunen auf seine Antwort.


    “Eine Wasserleitung und die Wiederverwertung zweier Kastelle? Das waren ja wirklich große Projekte und ich bin mir sicher, dass sie sich gut in deine Liste von Referenzen ergänzen werden. Ich nehme stark an, die Bauten verliefen hauptsächlich problemlos?“


    Völlig problemlos verlief schließlich keine Arbeit, das lag einfach in der Natur des Menschen.

    Während ich die Vigiles weiter vorantrieb, kamen wir nun endlich an der ersten Brücke vorbei. Einige Männer stöhnten kurz auf, da sie merkten, dass es erst die Hälfte der Strecke war, die sie zurückgelegt hatten, andere wiederum bekamen ein glückliches Grinsen, welches durch die Anstrengung allerdings zu einer Grimasse verzogen wurde, weil sie schon die Hälfte geschafft hatten. Zumindest hatten alle gemerkt, dass sie die Hälfte geschafft hatten und auch, wenn ich ihre Hoffnung, dass es bald vorbei sein würde bald zunichte machen würde, gefiel es mir doch zu sehen, wie enthusiastisch sie nun auf einmal waren. Da konnten nicht einmal die Urbaner etwas anrichten, die an der Brücke standen und uns zusahen.
    Flüchtig warf ich einen Blick auf diese und dachte, in einem der Gesichter Metellus zu sehen, mit dem ich zusammen den Lauf um die Tiberinsel als Probat erledigte, ich war mir allerdings nicht sicher und letztendlich war es mir dann auch egal, Hauptsache, meine Männer würden nicht schlappmachen und den Milites der Cohortes Urbanae zeigen, dass Liberti und Peregrini von der Leistung her im Nichts nachstanden, als Civites.


    “Auf, auf ihr müden Hunde! Eure Mütter ham sich bei der Geburt um einiges mehr angestrengt!“ brüllte ich die Vigilen an, denn auch, wenn sie nun mit relativ gleichmäßigem Tempo liefen, wusste ich, dass man da noch mehr herausholen konnte und genau das wollte ich damit bezwecken. Sie sollten wissen, was es heißt, zu laufen und sie sollten wissen, was es heißt, einmal richtige Anstrengungen erlebt zu haben, denn mir schien, das war vielen noch nicht klar und sie dachten, bei den Vigiles konnte man einfach mal so seine Arbeit verrichten und gut war.

    Nunja, ein Rollenspiel ist halt ein Rollenspiel ... Vielleicht hilft das:


    Zitat

    In einem Rollenspiel übernehmen die Spieler die Rollen von fiktiven Charakteren, die meistens in einer fantastischen Welt Abenteuer erleben. Hilfsmittel der Rollenspieler sind dabei die eigene Fantasie sowie ein Regelwerk, das die Rahmenbedingungen schafft.
    (Quelle: de.wikipedia.org)


    Hier sind halt zusätzlich der Hintergrund, die Geschichte und überhaupt zum großen Teil der Rahmen vorgegeben.

    Es gab mit Sicherheit den einen oder anderen Patron, der für seine Klienten keine Zeit hatte, oder erübrigen wollte. Er nutzte sie dann einfach nur als Prunkobjekt, denn jemand mit vielen Klienten, war gemeinhin angesehener, als jemand ohne. So nickte ich nur und freute mich innerlich, dass Flavius keiner dieser Leute war und er Zeit für seine treuen Klienten hat.
    Als er sich auf die Kline gelegt hatte, wanderte mein Blick noch einmal durch den Raum, wobei er den Sklaven in der nähe streifte und ich ihn für einen kurzen Augenblick beobachtete, ehe ich mich ebenfalls auf eine der freien Klinen niederlegte.


    “Natürlich. Wie du mir bereits auf der Rostra sagtest, hast du meinen Brief nicht bekommen. Der dürfte nun sicherlich im Domus der Flavier von Hispania liegen, während Du nun hier bist.“ Kurz zuckte ich mit den Schultern. Zwar stand nicht wirklich viel wichtiges in diesem Brief, aber er war relativ lang, was mich ärgerte, denn ich schreibe selten solch langen Briefe und wenn es soweit ist, dann kommen sie nicht bei der Person an, zu der sie sollten.


    “Als erstes möchte ich natürlich erfahren, wie es Dir geht, wie es in Hispania war und was Du dort in deinem Amt als Architekt für Bauten geplant, entworfen und nicht zuletzt vielleicht beim Bau beaufsichtigt hast.“

    Es dauerte auch nicht lange, bis mein Patron das Atrium betrat und ich mich von der Marmorbank erhob, um Furianus freundlich zu begrüßen. Es war wesentlich persönlicher, als nur die Grüße, die man mit dem Brief verschickte und so war ich froh, dass er wieder in Roma, in Reichweite war, denn ich war nie ein großer Freund des Schreibens gewesen.


    “Salve Patron.“ Ich nickte kurz auf seine Frage hin und fügte dann noch mit Worten hinzu: “Gerne...“
    Langsam folgte ich dem Flavier zu den Klinen, nahe des impluviums und wartete, dass er sich niederlegte, ehe ich es tat.


    “Ich hoffe, ich störe nicht, du hast gewiss viel zu tun ...?“ fragte ich vorsichtshalber.

    Militärisch knapp nickte ich und drehte mich dann zu den Vigiles, welche ich in fünf Gruppen einteilte, was jeweils 10 Männer ausmachte. Kurz überlegt ich, und entschloss mich dann doch, dass jede Gruppe ein Löschgerät bekommen sollte.


    "Vigiles! Auf zum Lager! Ihr wurdet in Gruppen zu je 10 Mann eingeteilt, welche jeweils eine der Siphones schnappt und hier her karrt!"


    Die Soldaten salutierten kurz und machten sich dann in ihren Gruppen auf den weg zum Lagerplatz der Siphones und der anderen Löschgeräte, wo sie gleich wieder kommen sollten ...

    Hm ... Decurio ... er war Decurio? Dann hatte er den Fitnessteil sicherlich sehr gut überstanden, aber sicherheitshalber fragte ich doch noch einmal nach: “So Vigilus. Du warst bereits bei einer anderen Einheit? Bei welcher und welchen Rang hattest du dort inne?“
    Naja, Decurio nunmal, aber ich wollte es dann noch einmal hören, und zwar nicht nur als Versprecher.


    “Du dürftest also das normale Training mit Bravour gemeistert haben, nehme ich. Sonst sollte ich dich wohl kaum nur in Feuerlöschung ausbilden, aber wir machen noch andere Dinge.“ Ich strich mir kurz über das Kinn und nickte leicht.
    “Quintilius, welche Aufgaben haben die Vigilen abgesehen vom Feuer löschen noch?“ Ein wenig Theorie konnte vorerst nicht schaden...

    Viel hatte sich im Atrium nicht verändert, seit ich das letzte Mal hier war und so betrachtete ich die Einrichtung fast schon mit einem gewohnten Auge, auch wenn sie trotz allem so faszinierend war. Eine Villa war etwas gänzliches anderes, als unsere Casa und auch die Ausstattung war sehr edel. Man merkte richtig den Unterschied, zwischen den reichen Patriziern und den 'normalen' Plebejern, wie ich und meine Familie es waren.
    Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb dann an der Bank hängen, zu der mich Aurora wies und mit einem kurzen Nicken auf ihre Frage ging ich dort hin und setzte mich, während ich der jungen Sklavin hinterher schaute, wie sie wieder ging, um meinen Patron zu holen.

    Ich nickte nur leicht, als ich herein treten sollte, und musste mit leichter Verwunderung feststellen, dass die Familia dem Anschein nach eine neue, oder einfach nur unnütze Sklavin hatte, da sie sich ziemlich .. dämlich anstellte. Aber es war ja noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch wenn man das von den Sklaven so sehr wünschte.


    Dem Ianitor schenkte ich noch ein gefühlskaltes Lächeln und folgte dann schließlich der Sklavin, Aurora war ihr Name.

    Ich nickte nur, noch immer das Grinsen auf den Lippen. Er erinnerte sich tatsächlich an mich. Wer hätte das gedacht ... als Centurio hatte man sicher mehr zu tun. Ich nahm seine Bitte an und setzte, sodass wir in etwas gleicher Höhe zu einander waren.


    "Ich sehe, du erinnerst dich sogar. Hätte ich nicht gedacht..." Das Grinsen verschwand langsam und die Miene wurde ein klein wenig ernster. "Sag, wie läuft es bei euch? Habt ihr Fortschritte im Fall mit Nero, dem 13. Gast gemacht?"
    Ich hatte in der Acta nichts dergleichen gelesen, also vermutete ich, dass der Fall noch nicht gänzlich abgeschlossen war.

    Nun fing diese störrische Sklavin auch noch an auszutreten. Ihre Tritte waren nicht unbedingt fest und zudem traf sie nur das Schienbein, welches sowieso von den gehärteten Lederbeinschienen geschützt wurde, und ich somit zwar merkte, dass sie trat, es allerdings nicht als Schmerz empfand. Ich zerrte ihre Arme auf dem Rücken noch ein kleines Stück nach oben, gleichzeitig aber auch in meine Richtung, um ihr Entgegenwirken zu verhindern. Sie sollte sich diesem Schmerz nicht entziehen, denn sonst würde sie nie nachgeben und wir müssten uns noch die ganze Nacht mit ihr rumschlagen. Mein Blick wanderte herüber zu Pictor, der noch immer leicht neben der Spur war und etwas unbeteiligt dort herumstand. Mit leicht aggressivem Ton sprach ich ihn wieder an:
    “Pictor! Pictor! Bind ihre Hände hinter dem Rücken zusammen, bevor sie noch anfängt zu schlagen!“ Doch der Vigil reagierte nicht, sondern packte sich nur an die Stirn und schüttelte kurz den Kopf, ehe nach einer fast endlos erscheinenden Zeitspanne eine Antwort auf meinen Befehl gab.
    “Hm ... öh .. was?“ “Pictor, das Seil!“ Er schaute erst mich und dann Nortruna leicht irritiert an, bevor seine Hand hinunter zu seinem Ledergürtel wanderte, an dessen Seite das feste Seil hing. Mit einem zaghaften Nicken entwirrte er es und trat einige Schritte näher auf uns zu. Wieder riss ich an den Armen der Sklavin und gab ein kleines Stück Haut am Handgelenk frei, damit der Kamerad das Seil darum schnüren würde, was er auch zügig tat.


    Es war ein stabiles, wenn auch sehr grobes Seil, was beim engeren Zusammenschnüren, wie Pictor es tat, schmerzhaft an den Handgelenken scheuerte und man nur froh sein konnte, sollte dieses Seil wieder weg sein. Besonders widerspenstige Leute hatten sich damit schon die komplette Haut am Gelenk 'abgeschabt' und das tat dann auch weh, wenn die Fessel nicht mehr angelegt war.


    “Is das so jut?“ fragte der Soldat, während er mit einem prüfenden Blick den Freiraum begutachtete und dann nur zufrieden nickte. “Jo, dat müsst so gehen.“
    Ich zuckte nur mit den Schultern, da ich an meiner jetzigen Position das nicht wirklich gut ausmachen konnte und so vertraute ich schweren Herzens dem Vigil.


    “Gut, wir gehen dann zurück zur Castra. Unterwegs holst du noch die beiden anderen. Zur Not treffen wir uns spätestens in der Castra Vigilum, aber ihr solltet euch schon beeilen, nicht dass ich sie alleine jagen darf, sollte sie tatsächlich abhauen können!“ Wovon ich natürlich nicht ausging. Pictor nickte nur militärisch knapp und ging dann einige Schritte in Richtung der Kreuzung von wo wir kamen. Einige Meter hinter ihm schuppste ich die Sklavin vor mich, sie an einem der Seilenden haltend, welches um ihre Handgelenke gebunden waren.
    “Mit welchem Grund wir dich abführen? Na weil es unsere Aufgabe ist und das du nichts getan hast, stimmt so nicht ganz, denn allein dass du zu dieser Zeit auf freiem Fuß bist, ist ein Vergehen. Die Vermutung, dass du von deinem Herrn abgehauen bist, liegt sehr nahe!“ antwortete ich auf ihre Frage mit einer merkwürdigen Mischung aus warmen und blumigen Tonfall, der aber unterschwellig doch eine recht distanzierte Kühle aufwies.

    Eine Weile stand ich schon auf dem Trainigsplatz und entfernte mir gelangweilt den Dreck unter meinen Fingernägeln. Der fraß sich wirklich dauernd dort herein. Zwar interessierte es die Vorgesetzten nicht, aber ich hatte in diesen Momenten nichts zu tun, weil ich auf den Neuling wartete, der dann auch endlich ankam.
    Breitbeinig stellte ich mich vor ihm hin und wartete auf seine Begrüßung. Ich war gespannt, ob er sich noch an das Salutieren erinnerte, denn wenn nicht, gäbe es am Ende eine schicke Strafrunde zum Laufen.

    Und so liefen die acht Gestalten, eine müder als die andere ihre Runde um die Tiberinsel, während ein, mit einem Stab herumfuchtelnder, neunter wild schreiend hinter herlief. Wieder ein äußerst skurriles Bild und Außenstehende mögen sich fragen, wieso beim Hades diese Soldaten Steine schleppten? Als Ausbilder war das hingegen völlig klar: Training hieß das Zauberwort und Training war es auch. Zwischenzeitlich sah man, wie einer der acht einfachen Soldaten langsamer wurde, schließlich stehen blieb, vom neunten mit seinem Stab eines auf den Helm bekam und dieser dann schleunigst anfing, weiter zurennen. Das ganze zog sich bald eine halbe Stunde und sie liefen und liefen und liefen.
    Sie rannten an Ständen mit frischen Oliven und Datteln, Ständen mit reinem Quellwasser und auch Ständen mit dreckigen Quellwasser und halb vertrockneten Oliven vorbei. Sie kamen an einer Färberei vorbei, wo ihnen ein deftiger, bissiger Geruch in die Nase stieg und sie kamen auch an einem Fleischer vorbei, wo ihnen der Geruch von Frisch geschlachteten entgegen stieß und man auch im vorbeigehen schon die Innereien sehen konnte. Man sah eifrige Sklaven, die die verschiedensten Dinge mit sich herumschleppten und man sah Togatträger mit einer Riegen von Männern im Schlepptau. Sogar eine Sänfte, getragen von vier groß gewachsenen und leicht bekleideten Nubiern war ihnen begegnet, aber es kümmerte sie nicht. Viel zu sehr waren sie damit beschäftigt, wie sie die Steine im Laufen so verlagern konnten, dass sie nicht ganz so auf dem Rücken schmerzten, und sie versuchten dennoch, eine ruhige und kontrollierte Atmung beizubehalten. Das alles wurde vom wilden Geschrei und manchmal den Schlägen des Optios erschwert und so kam es oft vor, dass die Soldaten ihr Tempo verringerten und zeitig auch einmal stehen blieben. Damit hatten sie absolut nicht gerechnet.


    “CURSIM! brüllte der Optio. “CURSIM! und der Optiostab, mit der blank polierten, kupfernen Kugel an der Spitze schlug mit einem metallenen Klang gegen den Helm oder mit einem dumpfen Schlag gegen die Schulter. Schnell liefen diese weiter und mit einem zufriedenen Grinsen lief der Optio – ich – hinterher. Es hatte schon seine Vorzüge, die Befehlsgewalt über Soldaten zu haben und das mitlaufen war für meine Muskulatur auch nicht das schlechteste...