Pictors Hand schlug schneller auf die Wange der Sklavin ein, als ich reagieren konnte. Hätte ich dies nämlich gekonnt, so hätte ich dem Einhalt geboten, aber es war zu spät. Noch hatte sie nichts wirklich schlimmes verbrochen, bis auf die Tatsache, dass sie eine flüchtige Sklavin war. So schmerzhaft, wie Pictors Schrei geklungen hat, konnte es allerdings nicht sein, wenn er schon wenige Augenblicke später so zielsicher seine flache Hand ins Ziel führen konnte. “Hast du den Verstand verloren? Ich warne dich: Missachte niemals mehr meine Befehle! Ich sagte, so wenig anrichten, wie möglich!“
Leicht verdutzt drehte sich der Miles um, den Arm der Sklavin noch immer haltend. Sie hatte ein lächerliches Gewicht für ihn und so gab es auch keine Probleme, als sie am Boden lag und er ihren Arm nach oben zerrte. Das würde wieder nur ihr Schmerzen bereiten, nicht dem Optio oder dem Vigil. Es interessierte ihn einfach nicht, ob es Nortruna in diesen Momenten gut ging, oder nicht. Dementsprechend viel auch die Antwort des Soldaten aus: “Hast Du nicht gesehen, was sie gemacht hat? It ihren Fingern hat sie in meine Augen gestochen! In meine AUGEN!“ brüllte er das letzte Wort noch einmal deutlich, als hätte ich ihn nicht bereits beim ersten Mal verstanden. “Gehts dir noch gut? Schon mal was von korrekter Anrede gehört? Ich bin Optio und kein Probatus mit dem du so umspringen kannst! Und wage es nicht, mich noch einmal so anzubrüllen, sonst brüll ich einmal zurück ... allerdings jeden Morgen, bevor du aufstehst genau neben deinem Ohr!“ blaffte ich zurück. Diese Sklavin musste ihm völlig den Verstand vernebelt haben, so wie er sich verhielt.
An die Sklavin gewandt, die ein absolut grässliches Latein sprach – sie war wohl neu in Italien und kam aus einem dieser barbarischen Ländereien – blaffte ich im gleichen Ton wie zuvor zu Pictor zurück: “Willst DU uns belehren, was wir dürfen und was nicht? Überdenke deine Lage Mädchen, wir sind dafür ausgebildet das zu tun, was wir hier machen! Außerdem ist es in deiner Situation wohl eher unangebracht, solche Sprüche von sich zu geben, also schweig!“
Ich wandte mich von den beiden ab und löschte eine der beiden Fackeln, in dem ich sie auf den Boden schmiss und erstickte. Ich wollte nicht zwei tragen und außerdem wäre es immer besser, eine freie Hand zu haben, denn man konnte ja nie wissen, was noch passieren würde. Gerade, als ich aufschauen wollte, hörte ich einen weiteren kleinen Aufschrei und ein weiteres Mal war er nicht von der Sklavin, sondern von meinem ach so tollen Miles. Kurz darauf waren auch wieder wutentbrannte Rufe zu hören, die ich allerdings früh ersticken konnte. “Hör auf hier herumzubrüllen und pack die Sklavin endlich anständig, oder soll ich das erledigen?“ – “Herr, diese Sklavin zwickte mich mit aller Kraft in die Hand, dieses Miststück und“ – “Sie hat dir in den Arm gezwickt? Hallo? Du bist Soldat, verdammt! Mars wird sich über dich schlapplachen ... komm her!“ rief ich und ging einen Schritt auf Pictor zu, drückte ihm die zweite Fackel in seine freie Hand und nahm den Arm der Sklavin.
Pictor rieb sich an der Stelle, wo Nortrunas Finger ins Fleisch packten und schüttelte die Hand schließlich, in der Hoffnung, der Schmerz würde vorbeigehen. Sollte der Optio doch selbst einmal erleben, wie das wäre!
“So, so ... du kleines Gör machst hier einen loyalen und tatkräftigen Soldaten nieder?“ Grob zerrte ich sie an ihrem Arm näher zu mir, drehte sie auf den Rücken und schnappte mir ihren zweiten Arm, um sie beide unsanft und nicht ganz schmerzfrei auf den Rücken zu drehen. “Wir werden noch sehen, wer hier wen nieder macht!“ flüsterte ich in ihr Ohr und rief dann zu Pictor: “Los jetzt, wir gehen!“ ....