Beiträge von Celeste

    Öhhh...das war jetzt einfach. Kurz drohte der Keltin die Kinnlade herunterzufallen. Sie konnte sich allerdings schnell genug darauf konzentrieren und so unterblieb es.
    "Nein, nein. den Zorn will sich keiner zuziehen."
    Noch etwas überfahren, hörte sie den folgenden Anweisungen des Cleonymus zu und sah zum Befehlsempfänger. Er schien sehr genauso zu wissen was sein Herr wollte und die knappen, aber präzisen Anweisungen reichten mehr als aus. Die nächsten Worte verblüfften Celeste dann wirklich. Sie sah sich um ob noch jemand anderes gemeint sein konnte. Allerdings sah sie niemanden.
    "Wir sollen heute Abend bei Feierlichkeiten dabei sein. Ja also, das kommt etwas überraschend. Ähm...ja...also im Grunde sicher gern, aber irgendwie..."
    Sie sah an sich hinab und Amneris ging es da ähnlich. Wirkliche Augenweiden waren sie nicht und sie würde ganz sicher Serapio wiedersehen. Das wäre anders sicher günstiger gewesen, aber so... Ihre Gedanken kamen zurück zum Thema Erscheinungsbild. Sie waren dreckig und Kleider hatten sie auch nicht. Also nicht hier. In der Wohnung würde sich sicher etwas finden lassen.
    "Es wird sicher einige Zeit brauchen bis wir wieder hergerichtet und vorzeigbar sind."
    Ohh...sehr unangenehm...

    "30 Prozent? Unterkunft haben wir selbst. Da müssen wir dir nicht zur Last fallen. Verpflegung..."
    Celeste überzeugte das nicht. Die Ausrüstung...ja, die Ressourcen in Ordnung. Aber das machte nicht 70% aus. Sie fixierte den Mann.
    "Fünfzig Prozent. Das halte ich für angemessen."
    Dann fiel ihr noch etwas ein.
    "Wir im Norden sollen das Feilschen auch gelernt haben. Es ist nicht nur euch hier im Süden vorbehalten."
    Sie lächelte zuckersüß und doch konnte man sehen, dass es im Moment nicht so locker war wie es ihr wohl sonst möglich war. Die ganze Situation passte ihr ganz und gar nicht.

    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen da es Celeste die Sprache verschlug. Der Unterkiefer klappte ihr herunter und es dauerte eine Weile bis ihr Gehirn begann wieder Gedanken zu produzieren und später auch Worte den Weg über ihre Zunge fanden. Sie kannte sich in diesen Gefilden gut genug aus um zu verstehen was ihr gesagt wurde und was von ihr erwartet wurde. Allerdings passte das nicht ganz in ihren Plan. Warum sollte es auch mal einfach werden?
    "Ich arbeite bereits für jemanden, wenn es dich nicht stört, dann stört es mich auch nicht."
    Kurz beobachtete sie den Mann ehe sie weitersprach.
    "Es wird deinen Aufgaben nicht im Wege stehen, doch solltest du wissen, dass es sie gibt."
    Der nächste Punkt war die Bezahlung. Scheinbar hielt er sie für blöd. Das war doch wohl nicht sein Ernst.
    "Wir machen die arbeit und du willst 75%? Das denkst du doch nicht wirklich. Wir 75% und du 25% wäre deutlich angemessener."
    Die Phase des Feilschens mochte sie überhaupt nicht, aber es gehörte dazu und sie mussten ja davon auch leben. Wenn sie für diesen Mann arbeiteten, konnte sie sich gut vorstellen, dass es nebenher nichts weiter gab als die tägliche Arbeit, die sie für Serapio leistete. Das war nicht sehr viel. Jedenfalls nicht für den Standard an den sie sich gewöhnt hatte.

    Zarte Seele, fragte sich die Keltin. Wohl eher eine Mimose, dachte sie sich ihren Teil und seufzte innerlich. Da er kein Wort sprach, war es auch wirklich schwierig gewesen sich nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen und bei allem Mitgefühl, wer kümmerte sich um ihren seelischen Schaden? Quer durch Alexandria gehetzt zu werden, war auch nicht einfach. Damals hatte es auch keinen interessiert als man sie in den Carcer der Praetorianer eingekerkert hatte und ihr wirklich schlimmere Sachen antat als das was dem stummen Musiker passiert war. Alexandria war anders, das musste sie wohl immer wieder lernen.


    Relativ fähig? Öhm, was redete dieser Mann da? Dem gings wohl noch ganz gut. Ihr Blick ging zu Amneris, danach zum Griechen, daraufhin zu dieser verhüllten Gestalt und dann wieder zum Griechen.
    "Wenn man das nicht kann, kommt man in Roma nicht weit und man lebt nicht lang genug um seine Beschaffungen auch ausgeben zu können oder etwa nicht. Ist es nicht gerade in Roma notwendig unsichtbar werden zu können, wenn man nicht gefangen werden will, zu wissen wann wo etwas Besonderes im Angebot ist und dann auch noch ungesehen in das Gebäude zu kommen oder mit Tricks in das man will? Ich hielt dies bisher für die Grundfähigkeiten eines Diebes oder Auskundschafters."
    Man konnte der Keltin ansehen, dass sie grad ein wenig ratlos wirkte.

    Die Keltin sah Sethon nach als dieser den Raum verließ und Wut war in ihren Augen noch immer zu sehen. Dann richtete sie den Blick auf den Mann, dem scheinbar nie die Fragen ausgingen. Tief holte sie Luft um so gleichmütig wie es ihr in dieser Situation möglich war zu antworten.
    "Was wir mit ihm vorhatten? Wenn man uns in Ruhe gelassen hätte und wir das auch gemerkt hätten, wäre er auch wieder frei gekommen. Ich weiß nicht wer er ist oder war oder was wir sonst mit ihm hätten tun sollen. Ich bin Diebin. Ich beschaffe Informationen. Auf die Beschaffung von speziellen Gegenständen ist meine Freundin spezialisiert. Ich habe mich auf diesen blödsinnigen Auftrag eingelassen, weil wir hofften so einen Auftraggeber zu finden, der auch weiß was wir wert sind. Wir hatten ihn nur zu unserem Schutz mitgenommen. Ihm ist nichts weiter passiert. Er hatte halt nur das Pech, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort war."
    Sie sah kurz zu Amneris, welche mit einem Nicken ihre Geschichte bestätigte.
    "Nachdem nun alles geklärt ist, dein Sklave wieder bei dir ist, lass uns gehen. Wir haben nichts über dieses Gebäude erfahren, außer dass man nicht wirklich hereinkommt und es auch tunlichst lassen sollte. Es geht jeder seiner Wege und wir haben alle kein Problem."
    Celeste versucht etwas gewinnbringend und sicher zu lächeln.

    Sethon hatte eindeutig Glück, dass er einige Stühle entfernt von ihr saß. Die Keltin setzte sich wütend in ihren Sessel, neben ihr Amneris. Als nun der Aegypter sie aufforderte die geschichte zu erzählen, fasste sich die Blondine ein Herz und erklärte die Situation.
    "Sethon gab uns den Auftrag ins Haus einzubrechen und einige Kunstgegenstände zu besorgen. Nachdem auf dem Weg durch die Gewölbe des Hauses ständig irgendjemand unseren Weg kreuzte, haben wir die letzte Person..."
    Sie deutete auf den Sklaven und fuhr dann fort.
    "...auf die wir trafen mitgenommen um einen Weg hinaus zu finden. Welcher Dieb macht weiter wenn er auf solche zwielichtigen Gestalten wie diese da trifft."
    Sie deutete auf die Krähe, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte weiter wütend drein. Irgend etwas würde nachher leiden müssen und es wäre ihr mehr als recht wenn sie noch mal Sethon allein erwischen würde.

    Ein Blick, der hätte töten können, flog zu Sethon. Oh sie hasste ihn mehr denn je und konnte es immer weniger fassen, dass sie sich auf dieses Spiel eingelassen hatte. Noch imme rlag Celeste reglos auf dem Bogen und etwas entfernt stand Amneris mit dem Sklaven.
    "Nimm dein Schwert weg und lass sie aufstehen. dann können wir gern gemeinsam zu deinem Herren gehen und plaudern wie du es ebend vorgeschlagen hast."
    Amneris war zwei Schritte näher gekommen und hatte sich zu ihrer vollen Größe aufgerichtet. Einen für andere nicht zudeutenden Blick warf die Nubierin der Keltin zu und diese wusste sofort was die andere dachte. Was für eine bescheuerte Lage in die sie da hineingeraten sind. Nun wartete die Keltin darauf, dass die Klinge von ihrem Hals verschwand und sie sich wieder regen konnte.

    Ein Schlag und zwei die zu Boden gingen. Celeste war total überrascht als sie plötzlich selbst einen Schlag spürte, das Gleichgewicht verlor und auf dem harten Boden der Gasse zum liegen kam. Daneben sah sie Sethon auf dem Boden. Wa sie dann jedoch beunruhigte war die Klinge, die deutlich zu nah war. Natürlich dachte sie nun nicht mehr dran wieder aufzustehen oder sich überhaupt zu bewegen und der rote Schimmer auf der Klinge zeigte deutlich dass der Mann es nutzen würde. Als sie etwas genauer hinsah erkannte sie ihn sogar. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er ihren Namen genannt hatte.


    Amneris hatte bereits gesehen was passiert war und ihr Versteck verlassen. Vor sich hin bugsierte sie den Sklaven. Beide kamen in der Nähe der Gruppe zu stehen. Amneris Blick machte deutlich was sie gerade dachte und die Keltin verstand ohne Worte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es keinen Streit deswegen geben würde, war sehr gering. So standen oder lagen sie nun...

    Aus ihrem Versteck heraus konnten die beiden Frauen das Gespräch hören und auch Sethon im eingang sehen. Celeste war keineswegs eine impulsive oder unbedachte Frau. Eher hatte sie viel gelernt und sich in Zurückhaltung geübt. Doch nicht heute, nicht an diesem Tag und nicht hier. Da war er. Er, der ihnen diesen ganzen Kram eingebrockt hatte. Er war ein rotes Tuch, ihr derzeitiger Feind Nummer eins und sie wollte sich rächen. Sie musste sich rächen. Also versuchte sie sich so lang es ging unbemerkt anzuschleichen. Sie verließ den hinteren Teil der Gasse, hielt sich im Dunklen und hoffte, dass die beiden Männer durch die helle Sonne einfach geblendet wurden. Dann rannte sie auf Sethon zu, holte aus und versuchte ihm einen Kinnhaken zu verpassen, der sich gewaschen hatte. Alle Kraft, die die Keltin besaß, legte sie in diesen einen Schlag. Sie war einfach nur wütend...

    Es war ein weiter Weg zurück zu dem kleinen Kellerraum in dem sich Amneris und Celeste versteckten und zudem den Sklaven beherbergten. Nachdem sich die Keltin bei Manius aus dem Staub gemacht hatte, ging sie erst rechts die Gasse entlang, wenig später links, dann wieder links, etwas später dann wieder rechts, durch einen Hinterhof und immer so weiter. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Manius sie aufgehalten hatte oder sie verfolgen ließ. er war zum ende immer eigenartiger geworden. Innerlich fluchte sie auf keltisch, römisch und aegyptisch. Sie war einmal zu dumm gewesen und nun musste sie zusehen Verfolger los zu werden. Allerdings konnte sie keinen sehen oder ausfindig machen. Es war einfach das Gefühl, das sie beschlich. Ihr Weg zum Keller wurde dadurch immer länger doch irgendwann erreichte sie ihn auch.

    Aufgelöst und außer Atem war Celeste zurückgekehrt und erzählte ihrer Freundin von dem Händler und ihrem Verdacht. Laut fluchte nun die Nubierin. Vorwürfe gab es nicht, aber es würde sie sicher noch geben. Celeste wusste es und Amneris auch. Es würde wieder Streit geben wie es ihn immer gab und jeder wusste wie es ablaufen würde. Doch dafür war jetzt einfach keine Zeit. Schnell rafften sie ihre Sachen, nahmen den Sklaven mit und verließen das Gebäude so schnell sie konnten um sich dann in der dunklen Gasse noch einen Moment aufzuhalten und zu schauen ob es wirklich Verfolger gab...

    Irgendetwas war eigenartig. Der Verkäufer schien auf einmal verstört, ängstlich und er schenkte ihr die Decken. Das machte sie gleich noch misstrauischer. Ihr Kopf ruckte herum und sie sah sich um ob sie irgendwo jemanden sehen konnte. Aber auch sie sah niemanden.
    "Danke, vielen Dank. Das ist sehr freundlich von dir. Aber ich muss dann los. Meine Freunde erwarten mich."
    Sie raffte das Gebinde und verließ den Ort, der auf einmal alles andere als sicher und beruhigend wirkte. hatte sie sich schon zu lange hier aufgehalten und war der freundliche Verkäufer am Ende gar nicht so freundlich und hatte sie festgehalten um irgendwelche Leute näher kommen zu lassen? Mit ihren Einkäufen würde sie nun kreuz und quer durch Alexandria laufen müssen um eventuelle Verfolger abhängen zu können...

    So langsam war die Grenze erreicht wo zwanglos Plaudern endete und das ausfragen begann.
    "Eine kleine Reise. Wie ich gehört habe, soll es in der wüste nachts auch recht frisch werden und Decken seien von Nöten. Wurde ich da richtig informiert? "
    So langsam musste sie aber auch wieter. Amneris wartete nur begrenzte Zeit ehe sie ihr nachkam und das konnte grade gar nicht gebrauchen. Dann gäbe es ja schon wieder Ärger.
    "Ich hätte dann alles soweit zusammen, was macht es?"
    Erneut sah sich Celeste um und hielt nach Leuten Ausschau, die ein besonderes Interesse an ihr haben könnten.

    Etwas verdattert blickte die Kletin den Verkäufer an. Wenn sie es nicht besser wüsste, wäre sie von ausgegangen, dass er versuchte sie grad anzugraben. Aber sie wusste es ja besser und so begegnete sie dem Mann mit einem gesunden Mistrrauen und rannte nicht sofort weg...
    "In meiner Heimat ist es schon sehr kalt und da würden noch nicht ein mal drei deiner Decken etwas helfen. Da helfen nur Felle um nicht zu erfrieren. Aber ich benötige die Decken für hier. Ich benötige zwei davon. ich würde eine braune und eine grüne Decke nehmen."
    Celeste langte nach einer der Decken um sie zu befühlen und die Qualität zu prüfen.

    Ihr Blick schweifte über die Waren und blieb bei den Decken hängen. Auch die Trinkflaschen schienen ganz interessant.
    "Salve Manius, in welchen Farben hast du diese Decken noch oder hast du alle bereits ausgelegt?"
    Um besser sehen zu können, schlug sie die Kapuze ihres Mantels etwas zurück. Natürlich hatte sie sich vorher umgesehen ob jemand in der Nähe war, der mehr Interesse an ihr haben könnte als ihr lieb war. So lange sie ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen trug, fiel sie nicht auf. So konnte man meist jedoch schlecht alle Waren betrachten.

    Wie gut es tat endlich wieder in der Sonne und vor allem an der frischen Luft zu sein. Celeste hatte sich in ihren alten Umhang eingewickelt und huschte durch die kleinen Gassen dieses Bezirks. Es war hier keineswegs ungefährlich hier allein herumzulaufen und so wollte sie sich nicht all zu lang aufhalten. bald hatte sie die Straße erreicht, die zum Markt führte. Die Menschen hier waren alle mit ihren Gedanken bei ihren Vorhaben und Celeste hätte ein leichtes Spiel mit den Geldbeuteln gehabt. Diese interessierten sie aber gar nicht. Sie wollte etwas Essbares besorgen, etwas zu trinken und so schnell es ging wieder zurück in den kellerraum. Schnell wollte sie eigentlich nicht dorthin zurück, aber es blieb ihr nicht viel anderes übrig. Hier draußen wars noch immer zugefährlich. Der Grieche würde bestimmt noch immer nach ihnen suchen und durch den Sklaven würde er sie wohl so bald nicht vergessen. Außerdem hatten genügend Leute sie ja auch noch gesehen. Wenn sie Sethon bloß in die Finger bekäme. Der würde sich noch wundern und vor allem wünschen sie nie getroffen zu haben. Die Götter würde er anflehen. In ihrem Kopf reifte ein Racheplan immer weiter heran. Dabei durfte sie aber nicht vergessen achtsam zu sein und so ging sie mit vielen anderen den Weg zum Markt, kaufte Käse, Brot, Obst und Gemüse ein. Auch einen Krug Wein trug sie herum. Auf dem Rückweg fiel ihr Blick auf die Waren des Libius und sie hielt an...

    Es war drückend in dem Keller, das ewige Aufpassen auf die Ratten und die fehlende Sonne machten der Keltin zu schaffen. Das Essen war inzwischen auch aufgebraucht. Das Wasser-Wein-Gemisch würde noch bis zum Abend reichen.
    Kurz nahm sie sich Amneris zur Seite und gemeinsam wurde abgesprochen wer hinausgehen sollte und was eingekauft gehörte. Schnell waren sie sich einig.
    Die Keltin würde gehenn...

    Celeste war aus ihrem Mittagsschläfchen von Amneris geweckt worden. Diese war von einem Treffen mit alten Bekannten zurückgekommen. Ehe Celeste sich in die Schatten der Nacht aufmachte und somit für fast die ganze Nacht verschwinden würde, mussten sich beide natürlich noch unterhalten...unter anderem. Die Keltin hatte sich den Gegebenheiten entsprechend gekleidet also auf den Weg gemacht und auch den Brief in einen ihrer Beutel gestopft. Die lachende Hyäne hatte sie zwar schon gehört und wusste auch wo ungefähr sich die Taberna befand, aber das half ihr nicht unbedingt den Weg schneller zu finden und leider war sie auch noch in eine falsche Gasse eingebogen, welche sie besonders schnell wieder verlassen musste. Doch sie hatte es endlich geschafft und stand vor dem Etablissement. So etwas Heruntergekommenes und er schickte sie echt hierher? Das war ja schlimmer als die Taberna in der sie sich das erste Mal getroffen hatten. seufzend nahm sie allen Mut zusammen, trat ein und versuchte tunlichst nicht ihre Umhangkapuze zu verlieren. Zielstrebig ging sie auf den Wirt zu und bat um einen verdünnten Wein. Dieser wurde ihr bald auf den Thresen gestellt. Hier blieb sie auch. Die Taberna war nicht stark besucht und so gan es noch Platz. Nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hatte, winkte sie den Wirt noch einmal zu sich und fragte ihn ob er vielleicht etwas an den "Läufer der Sonne" der Sonne übergeben könnte. Dieser bejahte es nach einigem Hin und Her und so gab Celeste ihm die 100 Sesterzen - was sie übrigens für Wucher hielt - und übergab den Brief, den Serapio ihr mitgeschickt hatte.


    Manius amatus meus!


    Mein ferner Geliebter, ich wünschte ich wäre bei Dir. Dann würde ich Dich nur allzugerne beim Wort nehmen! Dem greulichen Alltag würde ich mich mit gezücktem Schwert entgegenstellen, und das Glühen meiner Waffe würde, so Du dies zulässt, gewiss einen hochlodernden, einen verheerenden Brand entfachen. Gib acht was Du Dir wünscht, meus carus... ich habe iberisches Blut und einen Hang zum Maßlosen!


    Ich vermag Dir gar nicht zu sagen, wie sehr ich mich über Deinen Brief gefreut habe. Hier, am Ende der Welt, abgeschnitten von allem, doch von Dir zu lesen, das ist... ein Jubilieren der Seele! Ich bin vollkommen überwältigt. Ich danke Dir auch für das Bildnis. Dein Lächeln darin wiederzufinden, das hat mir unsere letzte Begegnung wieder ganz deutlich vor Augen stehen lassen, als wäre es gestern gewesen. Es ist perfide, wie die Woche, die läppische Woche, die zwischen uns und einem Wiedersehen lag, sich zu dieser Ewigkeit aufgebläht hat. Ich vermisse Dich. Ich fürchte mich davor, dass die Zeit eine Kluft zwischen uns reißt, die schwer zu überbrücken ist. Hier, auf dem Feldzug, im Grenzland, ist man wie in einer anderen, in sich geschlossenen Welt, und die Meditrinalia, und wir, das erscheint mir tatsächlich wie ein Traum, glanzvoll strahlend, unvorstellbar schön, und darum doch um so entrückter, ferner.


    Wir müssen uns bald wiedersehen. Ich habe beschlossen, um meine Versetzung nach Rom zu ersuchen, sobald wir diese vermaledeiten Barbaren zurück in ihre Schranken gewiesen haben. Ich liebe Deine Briefe, aber ich will endlich wieder Deine Arme um mich spüren, und Deine warmen Lippen küssen, nicht das trockene Pergament! Und ich will mit Dir zusammensein, und Dich richtig kennenlernen dürfen... und mich mit Dir zusammen auf die Suche machen, nach dem was Aristophanes verspricht!
    In Alexandria, als ich mit einer Freundin im Theater war - sie haben die Elektra der Euripides aufgeführt - da habe ich unter den Zuschauern einen Erastes mit seinem Eromenos gesehen, die da beide ganz selbstverständlich Arm in Arm saßen, und nicht verbargen wie sehr sie sich zugetan waren, und es hat sich niemand daran gestört. Wie habe ich sie beneidet!
    Und wie habe ich Dich an den Meditrinalien vermisst... Wir sind da gerade, auf einem stinkenden Kahn eingepfercht, den Nil hinauf geschippert. Wie hast Du das Fest verbracht? Erzähl mir davon, und überhaupt, erzähl mir von Dir, ich weiß so viel und so wenig zugleich.


    Zur Zeit sind wir denkbar fern jeder Zivilisation. Die Wüste ist auf ihre Weise großartig, die majestätische Leere, das Meer der Dünen, die phantastischen Farben bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang... Aber mittlerweile sägt diese verbrannte Öde doch ziemlich an meinen Nerven. Bisher hatten wir ein größeres Gefecht, da haben die Rebellen uns nachts mit Salven von Brandpfeilen attackiert. Wir sind dann raus, ich habe meine Kohorte da zum ersten Mal in den Kampf geführt. Wir haben den Feind in den Nahkampf verwickeln können und viele von ihnen getötet. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie wilde Barbarenkrieger, aber keine mythischen Monstrositäten sind. Seitdem lassen sie sich nicht mehr blicken, es ist als hätte die Wüste sie verschluckt. Wir suchen weiter nach ihrem Hauptheer, und versuchen auch, einheimische Verbündete für uns zu gewinnen. Ich hoffe inständig, dass wir dieses verdammte Gesindel schnell aufspüren und vernichten, damit ich bald zu Dir zurückkehren kann.


    Te amo!


    [Blockierte Grafik: http://img222.imageshack.us/img222/4629/fromaegyptuswithlove.png][Blockierte Grafik: http://img403.imageshack.us/img403/1089/fds3.png]




    PS. Daß gerade Du bei diesem Prozess als Iudex bestimmt wurdest, ist schon ein komischer Zufall, aber eigentlich ist es eher beruhigend für mich zu wissen, dass wenigstens einer der Richter von unbezweifelbarer Integrität ist. In letzter Zeit häufen sich nämlich die Intrigen gegen meine Familie, besonders natürlich gegen meinen Vater, dessen überragende Verdienste anscheinend die Neider auf den Plan gerufen haben. Und auch, dass er sich nicht scheut, mal ein klares Wort zu sprechen, ist manchem Leisetreter wohl ein Dorn im Auge. Aber ich habe alles Vertrauen der Welt in Dich, dass Du gerecht entscheiden und diese lächerliche Anklage abschmettern wirst.



    Der Wirt versprach ihr sich um alles zu kümmern. Dann trank sie den Wein aus und verließ das Etablissement wieder. Die 100 Sesterzen wollte sie definitiv wieder haben.

    Ein Bote kam vorbei und brachte einen Brief uns noch etwas dazu. Er war von Serapio und scheinbar vor der Ankunft ihres eigenen von ihm losgeschickt worden. Auch wenn dieser Brief nur Tarnung war, interessierte es sie wie es ihm ging. Sie hatte sich inzwischen an ihren Arbeitgeber gewöhnt und es wäre schon schade um ihn gewesen. Also begann sie das Schreiben zu lesen.



    An
    Celeste - Stella pulcherima!
    Insula Astarte (über dem Gemüseladen)
    Via Canopi
    Broucheion
    Alexandria




    Liebe Celeste,


    wie geht es Dir? Wir jagen hier immer noch den Rebellen hinterher, Dünen rauf, Dünen runter. Einmal haben wir einen Trupp von ihnen zu fassen bekommen, als sie uns nachts überfallen haben, mit Brandpfeilen haben sie uns das Lager angezündet, sehr unfein. Da gab es ein hitziges Gefecht. Ich habe meine Kohorte erfolgreich in den Kampf geführt, und es selbst gut überstanden, aber mein armer Noctifer ist jetzt leider im Pferdehades.
    Erzähl mal, was treibst Du so, hast Du Dich weiter in Alexandria eingelebt und neue Bekanntschaften gemacht? In der Stadt wird es nie langweilig.


    Ich habe eine Bitte an Dich, und zwar geht es um die verschlossene Botschaft, die ich diesem Brief beigelegt habe. Sie ist für einen Freund in Rom bestimmt, aber ich kann sie ihm unmöglich direkt zusenden. Bitte bring den Brief in die Taberna "Zur Lachenden Hyäne" in Rhakotis, und übergib sie dem Wirt mit dem Worten "für den Läufer der Sonne". Er wird wissen was gemeint ist. Und gib ihm bitte dazu auch hundert Sesterzen. Pontia wird sie Dir erstatten – oder nein, besser ich gebe Dir die Summe dann selbst, wenn ich wieder in Nikopolis bin. Diese Botschaft ist mir sehr, sehr wichtig, und wirklich nur für die Augen meines Freundes bestimmt! Ich verlasse mich in der Hinsicht voll und ganz auf Dich.


    Drück mir die Daumen, dass wir den Feind bald stellen, ich habe so langsam genug von dieser verdammten Wüste. Was gäbe ich für eine ordentliche Therme, und ein schönes Theaterstück, aber hier gibt es nur Sand, noch mehr Sand, überall Sand...



    Vale bene,


    Faustus


    Es freute sie zu lesen, dass es ihm gut ging. Natürlich gab es gleich noch eine Aufgabe für sie. Für einen Freund, aha. Die Keltin dachte jedoch nicht weiter darüber nach. Bestimmt war es ein besonderer Freund. Celeste wollte es nicht wissen. Später wollte sie eh noch einmal los und so ließ sie alles auf dem Tisch liegen und legte sich noch ein wenig hin. Sie wollte noch etwas schlafen ehe es für sie in die Nacht hinaus ging.

    Es war dunkel, die Straßen weitestgehend leer. Wer sich jetzt noch hier herumdrückte waren Gesetzesbrecher und Obdachlose. Selten ein Besoffener, der seinen Weg nach Hause nicht gefunden hatte.
    Der geneigte Beobachter mochte in dieser Nacht drei Gestalten in einem alten schäbigen Laden verschwinden sehen. Die Tür, die in das Innere führte war nur provisorisch geschlossen. Das Dach des Hauses war teilweise eingefallen. Einige Mauern schon ins sich zusammengebrochen. Die vordere Front sowie die mittlere Mauer standen noch und dort befand sich auch der Eingang in den Keller. Hinter einigen Balken und Brettern konnte man hindurch schlüpfen und in die untere Etage kommen. Dies waren einst Lagerräume. Jetzt musste man sich mit den Ratten um den Platz streiten.


    Hierhin führten Amneris und Celeste ihre Beute. Regelmäßig kamen sie hierher um Vorräte aufzufrischen. Man wusste ja nie wann man hier mal etwas länger verweilen musste. So befand sich hier etwas Wein, Brot und gesalzenes Fleisch. Ein paar Decken waren an die Decke gebunden worden. Besonders warm war es hier nie. In einer Ecke befanden sich in ein paar Öllampen, die nun entzündet wurden und spärliches Licht spendeten. Celeste ließ sich in eine Ecke fallen. Den ganzen Weg über von diesem Auftrag bis hierher hatte sie nichts gesagt. Es war auch nicht nötig. Den Weg kannten beide im Schlaf, waren ihn oft gegangen und der Sklave war mitgegangen. Er musste, es blieb ihm nichts anderes übrig. Nachdem sie einen Moment gesessen hatte, stand sie jedoch auf, trat heftig gegen eine Kiste und begann wie aufgezogen herumzurennen und wilde keltische Flüche von sich zu geben. Ihre Stimme wirkte in diesem Moment hart und nicht so ruhig und freundlich wie sonst...