Beiträge von Caius Sergius Curio

    Als Corvus „speziellen Auftrag“ erwähnte, wurde der Sergier plötzlich hellhörig. Er rückte auf dem Stuhl gespannt hin und her spitzte die Ohren.


    “8000 Sesterze...“


    Caius Augen wurden groß. Für so viel Geld musste er beinahe ein halbes Jahr Arbeiten und nun würde er einfach so mit dieser Schatulle durch Alexandria gehen ... unauffällig, ohne Schutz. Hoffentlich gab es nirgendwo ein Loch im System, welches über dieses 'Päckchen' Bescheid wusste.


    “Puh, eine Menge Geld. Ioshua ben David ... Fremdenmarkt im Hafenviertel ... soll ich sofort gehen?“


    Es gäbe die Möglichkeit, sich das Geld unter den Nagel zu reißen und sich dann abzusetzen. Andererseits würde der Sergier wohl keinen glücklichen Tag mehr im römischen Reich erleben. Er konnte die Schlagzeile in der Acta schon vor sich sehen: „Sergier bestiehlt Praefectus Aegypti“Gut, vielleicht lag der Fokus nicht auf „Sergier“, aber so oder so wollte er es keinesfalls darauf ankommen lassen...


    Sim-Off:

    Treuer geht's nicht :D:D

    Mit einem Nicken kam er der Bitte nach und nahm Platz. Curio konnte nichts aus dem Gesichts des Praefectus lesen, was ihn zwar nicht beunruhigte, aber auch nicht wirklich beruhigte. Er beschloss, einfach nichts bestimmtes zu erwarten, dass war wohl am besten.


    “Bis auf die normalen Alltagsprobleme läuft soweit alles recht gut. Der Arbeitsaufwand hat sich in der letzten Zeit doch ein wenig erhöht, bislang komm' ich aber damit klar. Ich bin derzeit dabei, die chronicusa für diese Provinz wieder zu beleben. Ich kann auch diese Woche noch einen genaueren Bericht vorbei bringen.“


    Ein kurzes und knappes Übersicht über seine derzeitige Lage und Aktivität. Wenn er mehr wollte, würde er sicher nachfragen. Der Magister konnte sich aber auch gut vorstellen, dass diese Nachfrage nur eine höfliche Floskel war. Gespannt erwartete er das eigentliche Thema...

    Schnell haste der Magister Officiorum zu Germanicus' Büro. Er hatte keinerlei Ahnung, was in erwartete, ob es positive oder negative Worte waren, die er zu hören bekam. Vielleicht hatte irgendjemand etwas ausgefressen und der Sergier durfte nun seinen Kopf dafür hinhalten? Zu viele Sorgen, zu viel schwirrte ihm im Kopf herum.


    Sachte klopfte er mehrmals gegen die Tür, des Präfektenbüros und trat dann ein. Mit einem übertünchenden Lächeln begrüßte er seinen Vorgesetzten.


    "Salve, Praefectus Germancius. Lyros sagte mir, dass es etwas zu besprechen gibt?!"

    Neugierig hob der Sergier seinen Kopf, legte die vielen Papyri beiseite und schaute Lyros fragend an. In der bisherigen Zeit war er immer sehr nett und zuvorkommend gewesen. Deshalb verwunderte Caius diese Formulierung keineswegs. In Rom wäre eine solche Höflichkeit nur selten gekommen ... oder lag es vielleicht nur an den Angestellten des Cursus Publicus?


    "Natürlich, ich komme sofort.", antwortete er, setzte noch ein, zwei Haken an scheinbar beliebigen Stellen, erhob sich dann und machte sich auf den Weg zum Büro des Präfekten.

    Etwas abseits der meisten Häuser und des Hauptbetriebes liegt die casa sergia. Es ist ein kleines Gebäude, welches den Ansprüchen des Sergius Curio und einer kleinen Schar Sklaven genügt. Es gibt Platz für mehrere Gäste und auch ein, zwei dauerhafte Mitbewohner werden ihren Platz finden können.


    Es ist nach Willen des Besitzers römisch eingerichtet, nicht gerade prunk-, oder prachtvoll, aber nobel. Es wurde viel Wert auf das praktische mit dem Gewissen etwas gelegt. Alles in allem eine gute und zufriedenstellende Unterkunft.

    Ein lautes Scribaaaaa hallte durch die Korridore der Regia Praefecti und es es sich für die Elite Alexandrias Schreiber gehörte war auch wenige Augenblicke später bereits ein passender Handlanger zur Stelle. Gut, das hätten auch die römischen Scribae gekonnt, war ihr Büro schließlich mit einer schmalen Tür mit meinem verbunden. Immer wieder war es faszinierend, neue und gleichermaßen entsetzte Gesichter zu sehen. Die Angestelltenzahl schien von Woche zu Woche zu steigen – anscheinend war der vorherige Praefect ein wenig ... träge?! - und immer wieder schien es die Feuertaufe eines jeden Scribas zu sein, den lauten Gesuchen des Sergiers nachzukommen ... oder es wollte einfach kein anderer machen, was auch sehr wahrscheinlich war.


    Die letzten Wochen waren allesamt recht ruhig und Curio konnte das dumpfe Gefühl nicht, dass dies erst die Ruhe vor dem Sturm war, nicht verdrängen. Er hatte erwartete, etwas weniger Andrang und Arbeit zu haben, wenn man es in Relation mit dem PV von Italien sah. Das es dort so unterschiedlich zuging hätte er nicht gedacht ... es würde bestimmt noch anders kommen. Zurück zu unserem Neuling.


    “Ähm ... ja?“
    “Wie 'Ähm ... ja?'? Ist das alles?“
    “Ähm ... ja?!“


    Irritiert schaute ich mich um. Wurde ich beobachtet? War das alles als Scherz zu verstehen und gleich kam der Praefectus mit einer Horde Angestellter ins Zimmer gestürmt und riefen einmal alle laut REINGELEGT?


    “Ne, wirklich ... das wird in Zukunft besser laufen, oder du lernst fliegen ... und zwar ohne Flügel!“
    Ein leises Wimmern war die Antwort.
    “Ich komm zur Sache, sonst wird das heute nichts mehr. Habt ihr die Vorlage für die chronicusa fertiggestellt?“
    “Also ... ja, die chronicusa ...“
    Der feiste Alexandriner schaute über seine Schulter ins Officium der Schreiber und hoffte auf Unterstützung. Es schien fast so, als würde Schweiß auf seiner Stirn sichtbar werden ... oder täuchte man sich da?
    “Jetzt sag bitte nicht 'Nein'!“
    “... ja!“
    “Ich bin sprachlos ... wirklich?“
    “... nein ... leider nicht ... aber ich sollte es ja nicht sagen...“
    -.^ "Das war ... irgendwie klar. Ich möchte das spätestens morgen hier auf meinem Tisch liegen haben und nun verschwinde ...!"
    "Aaa... aber natürlich!", stammelte der Schreiber, der auf den drolligen Namen Ikaros hörte (manchmal kam man sich vor, die griechische Mytholgie würde sich vor einem abspielen) und machte sich dann ungewöhnlich eilig wieder auf aus dem Zimmer. War er zu hart gewesen? Nein, sicher nicht ...

    "Alexandria ist groß und mir fremd ... das reicht, um sich verlaufen zu können!", meinte der Sergier. Er verirrte sich auch ab und an noch in den Straßen und Gassen seiner Heimatstadt Rom, aber das war wieder ein anderes Thema.


    "Abgesehen von Griechenland habe ich noch nicht sehr viel Ausland gesehen, genau genommen gar nichts. Ich mag Reisen nicht besonders, vor allem alle Reisen, die über das Wasser verlaufen. Da wird mir immer ganz merkwürdig. Es war schon erstaunlich, dass ich gesund und munter das Schiff nach Alexandria verlassen habe. Ich habe sie gesehen, die Zeichen und Wunder!"


    Rom war ihm bisher deutlich lieber als jede andere Stadt gewesen und so hatte er auch niemals den Drang verspürt, andere Länder zu bereisen. In der Hauptstadt des Reiches hatte er alles, was er wollte, was er dagegen von Alexandria bislang nicht behaupten konnte.
    Recht gemütlich schlenderte Curio neben Timokrates her und musterte ihn ein weiteres mal.

    Sim-Off:

    Ach verdammt, das hab ich ja total übersehen -.^


    Überraschung zeichnete sich auf Curios Gesicht. Er schon über die Hilfsbereitschaft des Fremden verwundert, aber das sprengte den erwarteten Rahmen nun wirklich. Ob er sich einen kleinen Vorteil erhoffte, wenn er den Magister Officiorum näher kennen lernen würde, oder der Sergier ihm eine kleine Gefälligkeit schuldig wäre? Vielleicht war er auch einfach nur an eine äußerst hilfsbereite Person geraten, wer wusste da schon.


    “So ... ein glücklicher Zufall ...“, ja wirklich! “Das wird die Chance, mich in den Tiefen von Alexandria zu verlaufen, doch erheblich senken.“


    Ein ironisches Grinsen huschte über Curios Lippen, ehe sie wieder dem ernsteren Gesichtsausdruck wichen. Leicht überfordert mit der gesamten Situation fuhr er sich durch die Haare und atmete ein merklich aus. Dann machte er zwei Schritte und wartete, ob der Eutheniarchos ihm folgen würde.

    Mit schnellen Zügen kritzelte Curio einige Wörter und auf den ersten Blick zusammenhangslose Zahlen auf ene Wachstafel und überflog sie mehrere Male. Mit einem zufriedenen Nicken legte er sie wieder auf den Tisch und rief nach einem Schreiber, welcher auch schon wenige Augenblicke später antrabte.


    "Ja?"
    "Sicher wisst ihr schon von unserer neuen Wertkarte?
    "Mittlerweile müsste das zu allen durchgedrungen sein, ja. Was ist damit?"
    "Damit einer von euch nicht eines Tages in der mansio steht und erfährt, dass auf der Wertkarte kein müder Sesterze mehr ist, will ich, dass diese Liste immer aktuell gehalten wird. Dann kann man echtzeitig eine neue Wertkarte in Auftrag geben!"


    Der Magister Officiorum zeigte auf die tabula vor sich und blickte den Schreiber erwartungsvoll an.


    "Natürlich, ich werde dann am besten gleich eine Abschrift machen lassen und sie zentral nebenan aushängen."
    "Das wird das beste sein. Sobald eure Abschrift fertig ist, bringe mir das Täfelche bitte wieder zurück, damit ich auch ab und an einen Überblick habe!"
    "In Ordnung..."


    Damit verschwand der Schreiber mit der Tafel ...

    Nach einiger Zeit des Schreibens, Ausbesserns und Umformulierens auf der Wachstafel war der Brief endlich auch in der Endform fertig. Er überflog den Brief noch einmal und nickte dann zufrieden. Der Magister Officiorum machte das Schriftstück fertig für den Versand und setzte anschließend sein Siegel drauf.


    Er rief Lyros in sein Officium, übergab ihm den Brief und einen Beutel mit Geld für eine Wertkarte. So brauchte man nicht jedes mal einem Schreiber oder Boten ein Ledersäckchen in die Hand drücken. Irgendeiner von denen würde sicher auf einmal auf falsche Gedanken kommen, wenn man eine Vielzahl von Briefen zu befördern hatte und dementsprechend viel Porto mitschleppte.


    Die extra für das Archiv angefertigte Kopie ordnete ich in das Regal an der linken Wand ein und machte mich dann wieder daran, weitere fremde Schriften, Tabellen und Vorlagen zu sortieren und zu prüfen.


    MANIUS TIBERIUS DURUS
    VILLA TIBERIA
    ROMA



    Salve, Tiberius Durus.


    Im Namen des Praefectus Aegypti Germanicus Corvus bedanke ich mich für die Teilnahme der Factio Veneta am kommenden Wagenrennen.


    Der Sieger wird einen Lorbeerkranz und eine nicht zu verachtende Geldsumme als Siegesprämie erhalten. Ich kann Dir versichern, dass du nicht enttäuscht sein wirst und es sich durchaus lohnen wird, die weite Reise anzutreten, denn, um auf deine zweite Frage zu kommen, es ist neben allen namhaften römischen Factiones auch mit einer Vielzahl an ausländischen Fahrern zu rechnen.


    Für ein abwechslungsreiches und lohnendes Rennen ist also durchaus gesorgt!



    [Blockierte Grafik: http://img443.imageshack.us/img443/4199/siegelmb8.png]


    ANTE DIEM X KAL SEP DCCCLVII A.U.C.
    (23.8.2007/104 n.Chr.)


    Caius Sergius Curio
    Regia Praefecti – Alexandria

    Hastig notierte ich die ganzen Details auf einer Tafel. Es war immer praktisch, nein eigentlich war es schon Pflicht, in der Verwaltung stets eine Wachstafel und einen Stilus parat zu haben. Nachdem der Sergier alles notiert hatte und auch das Täfelchen mit der Anschrift des Tiberiers entgegen nahm nickte er einstimmend.


    “Gut, gut. Wenn ich dich brauchen sollte, werde ich dich rufen! Ansonsten kannst du diesen Stapel Papyri mitnehmen und die Tabellen auf den neusten Stand bringen.“


    Er reichte dem scriba ein paar Papyri, welche schon länger auf eine Erneuerung warteten und holte dann eine größere Wachstafel für den Brief hervor. Bewaffnet mit einem Stilus machte er sich ans Werk.

    Etwas überrascht darüber, dass der Scriba ohne das obligatorische 'Herein' eintrat - in Rom war das eigentlich so üblich - musterte er den Schreiber eindringlich. Das war Lyros, er hatte ihn zum Praefectus begleitet und war ihm von Anfang an recht sympathisch gewesen.


    "Ein Antwortschreiben an Tiberius Durus ... Welchen Inhalt soll es haben?"


    Das war also der Anfang von einem vollen Regal. Gut, noch war nicht wirklich etwas von ihm drin, aber das würde sich heute ändern. Eine Antwort an Tiberius Durus ... Manius war sein Praenomen, wie der Sergier sich zu erinnern glaubte.

    Ein Glück, dass sich Curio Wegbeschreibungen relativ gut merken konnte, sonst wäre wohl wieder völlig aufgeschmissen gewesen und bei einer solchen Schmach wäre er wohl vollkommen im Boden versunken. Das Gedächtnis und das Gehör seines Sklaven konnte man nämlich komplett vergessen. In diesem Moment beschäftigte ihn die Vielfalt und Fremde Alexandrias nämlich viel mehr, wie die Sorgen seines Herrn.


    “Gut ... dort werde ich dann hoffentlich zügig eine geeignete Adresse finden, ich habe nämlich relativ wenig Lust, mich auch noch den ganzen restlichen Tag damit zu beschäftigen...“, äußerste der Römer voller Unmut.


    “Also diese Straße entlang...“, fragte er noch einmal und zeigte dabei in die Richtung, die Kyrenaikos wenige Momente vorher beschrieben hatte. “Dann werden wir uns doch einmal auf den Weg machen.“

    Ja, die Möglichkeit gab es durchaus, aber 5000 Sesterze waren ein ganze Menge Geld und die war Curio dann doch nicht bereit, nur für seinen Wohnsitz auszugeben. Irgendwann vielleicht, wenn er einen höheren Stand, oder ein höheres Amt inne hat, würde er dort auch so wohnen dürfen. Wenigstens war es ein Ziel, was er anstreben konnte und Ziele waren immer wichtig für das Leben.


    “Broucheion ... ah ja und wie komme ich da hin?!“


    Er musste sich mindestens eine Woche Zeit nehmen, um die wichtigsten Ortschaften kennen zu lernen und zuornden zu können. Das war ja mehr als peinlich, gut, dass er das erste Mal in Alexandria war und dass das bisher der erste Tag war. Nun bekam er aber die gewünschte Hilfe und konnte trotzdem nicht viel damit anfangen – wer weiß, vielleicht war er sogar in Broucheion?

    Ha, Eparch, das kannte er und glücklicherweise wusste er sogar, was damit gemeint war. Nur waren diesmal alle darauf folgenden Wörter verblüffend. Anscheinend kannte er sich aus und anscheinend waren seine Titel wirklich wichtig, wenn er tatsächlich mit dem Präfekten über die Aufteilung der Wohnviertel sprach. Allerdings hat er das aushängende Edikt gelesen und voller Enttäuschung feststellen müsse, das zwar viele Ämter – maßgeblich die, welche den aktiven Ordo Equester voraussetzten – im Königsviertel leben durften, ein Magister Officiorum, in diesem Falle Sergius Curio, aber nicht. Wenn es aber darum geht, würde er sich von einem fremden Nichtrömer gerne eines besseren belehren lassen.


    “Er hat mich nicht losgeschickt, mir eine Wohnung zu suchen, allerdings hat er auch nichts erwähnt, was deinen Worten ähnlich ist. Ich las zudem das Edikt in der Regia, und ein Magister Officiorum hat laut diesem anscheinend nicht das Recht, in diesem Königsviertel zu leben.“