Beiträge von Caius Sergius Curio

    Natürlich wusste ich, dass sie so darauf reagieren würde, aber innerlich hatte ich doch gehofft, dass es nicht so sein würde. Ich hatte gehofft, dass es sie verzeihen konnte, aber ich konnte mir ja nicht einmal selbst verzeihen...


    Du hast allen Grund dazu, mich zu hassen, aber wenn deine Wunden nich versorgt werden, dann entzünden sie sich und das will ich nicht. Ich habe mich so schon mit genug Schuld beladen ... Aber bitte, lass mich dir helfen, danach kannst du mich solange weiterhassen, wie du willst ...


    Immernoch schaute ich besorgt auf sie herab und hoffte nun, dass sie sich nicht widersetzte, sich einfach dessen hingab, denn wer weiß, was passieren würde, wenn sich so etwas entzünden würde. Oder die Narben später ... sie würden schreckliches aussehen, als notwendig.
    Das war der erste Schritt in die Richtung, es wieder gut zu machen und sie sollte mir die Chance geben, es zu tun. Sie sollte an sich selbst denken, denn verurteilen konnte sie mich später auch noch.

    Ich wartete einen kleinen Moment, aber sie schien tatsächlich zu schlafen ... das war nicht gut ... ganz und gar nicht. Wie ich sie kenne, hatte sie ihre Wunden nicht versorgen lassen und wenn es niemand machen würde, dann würden sie sich noch entzünden und die Narben wären größer, als sie sein mussten. Ich musste wohl in den sauren Apfel beiße und sie aufwecken ... später, ich würde erst etwas erledigen. So verließ ich das Zimmer wieder...


    Nach ungefähr einer halben Stunde kam ich wieder. Mit einem großen Bottich warmen bis heißem Wasser, einem kleinen Schwamm und einer neuen Tunika für Cine.
    Ich stellte als ab und näherte mich dann langsam der Sklavin, um sie sanft zu wecken, aber trotzdem noch darauf zu achten, nicht in die Nähe der Wunden zu kommen.


    Cine ... steh bitte auf, deine Wunden müssen versorgt werden .... Mit diesen Worten rüttelte ich sie ganz sachte und wartete dann auf eine Regung von Cine.

    Ich machte mir noch immer große Sorgen und hätte am liebsten all das rückgängig gemacht, was ich getan habe. Aber es gab nichts, was tun konnte, rein gar nichts ... oder vielleicht doch? Ich beschloss, einmal nach CIne zu sehen, wer weiß, wie es ihr ging und ich konnte ihr auch nicht verübeln, wenn sie mich nun hasste und mich nicht mehr ansehen wollte, oder was auch immer.


    Nun stand ich vor ihrem Zimmer, klopfte einmal ganz sachte und öffnete die Tür. Ich wusste zwar, dass das Zimmer rosa war, aber es war doch im ersten Moment ein kleiner Schock für meine Augen. Ich blinzelte einmal kurz und schaute dann nach Cine. Sie lag dort in, zusammengekauert in ihrem bett und ich konnte nicht sagen, ob sie schlief, oder wach war.


    Cine? sagte ich, und man konnte deutlich die Sorge in meiner Stimme hören. Das könnte ich mir nie verzeihen, was ich ihr da angetan hatte.

    Noch war meine Besorgnis nicht abgeklungen, denn bei mir fing auch alles nur mit leichten Schwindelgefühlen an und solch Sonnenschein sollte man besser nicht unterschätzen, wie ich ja schon am eigenen Leib spürte, auch, wenn es zur Zeit nicht mehr so heiß war, wie noch vor zwei Tagen. Aber spätestens, als sie wieder sprach und danach noch eine Erklärung gab, hatte sich die Sorge um sie gelegt. Ich war nach dem Schwindeanfall nicht mehr in der Lage gewesen, irgendetwas zu tun, geschweige denn eine Erklärung abzugeben.


    Ich hatte mir schon Sorgen gemacht ... gab ich ehrlich zu, denn die Sorge war wirklich da gewesen, auch wenn es für mich eine völlig neue Erfahrung war, dass ich Angst um jemanden außerhalb meines Familienkreises hatte.


    Ich dachte ein wenig über ihre Vorschläge nach. Ein kleiner Bummel über den Marktplatz hatte natürlich seinen Reiz, schließlich nahm ich mir dei Bank nur zum Platz, weil ich alleine war und etwas ruhte. Aber jetzt, da ich Gesellschaft hatte und was für welche, bekam ich richtig Lust, ein wenig die Stände zu betrachten und zu sehen, was die Händler einen so alles andrehen wollten.


    Ein kleiner Bummel über den markt wäre sicherlich gut ... da hast du wohl recht. antwortete ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

    Seltsam war es nun ... ich hatte das Gefühl, dass sich langsam wieder die Bedrohung aufbaute, dass eine dieser ungewollten Momente auftauchte, in denen keiner etwas sagte und nach einer halben Ewigkeit, wie es immer schien, beide gleichzeitig anfingen, sich wahllos ein Thema aus dem Kopf zu schnappen und es hervorzubringen. So witzig dieser Augenblick auch sein konnte, war das Schweigen davor bald unerträglich und ich legte es nicht darauf an, dass eben diese entstehen sollte. Aber mir fiel auch wirklich kein Thema ein, und das sie hier nicht umkippen würde, war mir eigentlich klar und sollte auch mehr als Scherz gedacht sein, was aber anscheinend nicht so ankam. Wahrscheinlich lag es eh an mir, da zurzeit ja unfähig an allem zu sein schien.
    Gerade, mir etwas einfiel, was sagen könnte, wie ich die Situation doch noch retten konnte, merkte ich, wie sie ihre Schläfe berührte und kurz die Augen schloss. Erschrocken drehte ich mich zu ihr und fragte mit besorgter Stimme:


    Alles in Ordnung? Fehlt dir etwas?


    Sie würde doch wohl nicht wirklich umkippen, das konnte man mir doch nicht antun, nein das durfte nicht geschehen und würde auch nicht geschehen. Aber ich war trotzdem besorgt und hatte ... beinahe schon Angst (oder hatte ich sie bereits?) das ihr etwas passiert ist oder es ihr schlecht geht.

    Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass sie mir zustimmte und sich dann auch setzte und diese Überraschung konnte man mir wahrscheinlich auch deutlich ansehen. Überhaupt war ich hier heute nur so von Überraschungen umgeben. Allein die Tatsache, dass ich hier mit Sabina spreche, die überhaupt hier ist, ist schon eine Überraschung und heute Abend sollte ich wahre Lobpreisungen an Fortuna geben ... wenn es denn in meinem Sinne war, dass sie hier war. Denn ich war mir kein Stück sicher, ob ich es wollte, dass sie hier nun bei mir saß. Oder lag es daran, dass ich nicht wusste, dass, ob sie es wollte? Ah .. was ist das Alles so verwirrend, ich kann keinen klaren Kopf mehr fassen. Warum musste die Sache mit ihr nur so kompliziert sein? Was war an dieser Frau so besonders? Eben die Tatsache, dass sie mich 'ablehnte', dass sie in dem Moment flüchtete, wo noch keine Frau zuvor geflüchtete ist? Jede Andere hätte ich nun, einen Tag nach dem Zusammentreffen, vergessen und mich um die nächste Dame gekümmert, aber sie ging mir einfach Kopf.
    Irgendwie genoß ich ihre Berührung, so unsanft sie auch war und ich vermochte nicht zu sagen, ob dies Absicht war, oder nicht. Heute konnte ich überhaupt nicht zwischen zwei Dingen unterscheiden, wahrscheinlich würde ich heute nichteinmal den Unterschied zwischen einer blauen und einer roten Tunika feststellen können.


    Nun, als sie Sabina setzte, konnte ich das erste Mal ihre Leibssklavin, Lynn hieß sie, welch schöner Name, in vollem Maße sehen. Nicht wie vorher, als sie sich fast schon hinter ihrer Herrin versteckte. Sie sah wirklich süß aus, erweckte in mir aber keinerlei Verlangen und brachte mein Blut auch nicht in Wallung, so wie es die Hübsche neben mir tat. Nein, eigentlich brachte sie mein Blut nun kein Stück zum kochen und wer weiß, ob das nun auch bei Cine so sein würde. Diese Sklavinen waren doch alle gleich und wenn ich sie verschmähen konnte, dann tat ich es mit Cine sicherlich auch. Soll mir recht sein, wenn es endlich die Auflösung des "Sabina-Rätsels" gab, die ich so sehr ersehnte, dass es schon fast in meinem Kopf schmertzte.
    Nach einem flüchtigen Blick richtung Lynn, die sich nun auf den Weg machte und uns beide allein ließ, was mich nun auch sehr verwunderte. Sie blieb nicht in ihrem Schutz, oder eher in ihrer Gesellschaft, als Schutz, dass ich nichts dummes anstellen konnte, wie ich zuerst dachte.


    Nun wendete ich mich aber Sabina...
    Na das hoffe ich doch sehr, nicht, dass du mir nun auch noch umkippst. Ich weiß nicht, ob ich ebenso gut in der Erstversorgung bin, wie du es bist. erwiderte ich mit einem Schmunzeln an unsere erste Begegnung, in der ich umgekippt war und ich diesen seltsamen Traum hatte.

    Ich warf einen kurzen Blick auf die Sklavin, nochimmer stumm und unbeteiligt herum stand, als wäre sie gar nicht hier. Und entweder interssierte es sie wirklich nicht, oder sie war clever genug, nicht den Anschein zu erwecken, gespannt dem Gespräch zu lauschen. Mint einer Andeutung eines Grinsen wanderte mein Blick wieder zu Sabina.
    Nach Ruhe sinnen? Am Nachdenken? Ehrlich gesagt hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen, auch wenn noch ein weiterer Punkt hinzukam, aber wenn ich diesen nun hervorbringen würde hätte ich mich ja sofort verraten. Andererseits war es denn so schlecht, wenn sie es wüsste? Wahrscheinlich schon ... sie würde wieder stoßartig die Flucht ergreifen und ich würde wieder hier sitzten, unfähig etwas zu erwidern. Nein ... es musste etwas differenzierter, allgemeiner klingen.
    Ich nickte leicht, bevor ich anfing meine Worte zu formen.
    Ja ... aber vorallem bin ich hier, um mich ... abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen. Aber nicht, dass du dabei stören würdest. Wieder lächelte ich sie an, obwohl es doch gelogen war. Ich versuchte nicht an sie zu denken ... natürlich störte sie, wenn sie neben mir neben mir sitzten würde. Sitzten ... ohje, ich vergaß wirklich alles in ihrer Nähe. Entschuldige ... willst du dich vielleicht nicht setzten? Es dürfte erstens etwas bequemer sein, und zweitens würde dein Rücken nicht die Sonne einfangen, wie er es jetzt tut. Fast schon hoffnungsvoll blickten meine blauen Augen sie wieder an. Wenn sie sich setzten würde, dann wäre es doch vorerst schonmal ein gutes Zeichen, oder? Ich hoffte so...

    Irgendwie war mir diese Lage etwas unangenehm, wie sie sich wieder so über mich beugte. Als könnte ich es nicht ertragen, dass sie so nah bei mir war, aber dennoch nichts geschah. Leicht richtete ich mich auf, auch wenn es mich einen Moment lang noch näher zu ihr brachte. Fast schon erschrocken ließ ich mich wieder nach hinten fallen, saß aber nun mehr wie vorher, denn dort lag ich ja fast schon. Warum war ich so nervös? Lag es an ihr? Ich war mir nicht sicher ... zu gern würde ich sagen Nein ... es liegt nicht an ihr aber andererseits ahnte ich innerlich, dass es durch ihre Nähe ausgelöst wurde. Ich war kurzzeitig zurückversetzte, ans andere Ende von Rom, in die Casa und in das Zimmer. Zu jenem Moment, als sich unsere Lippen berührten und ich mehr als je zuvor ihren Duft vernehmen und ihre Lippen schmecken konnte. Aber schon fast schlagartig war ich wieder auf meiner Bank, als sie wieder anfing zu sprechen.
    Ob ich noch einiges zutun hätte? Dachte sie schon wieder daran, einfach so zu verschwinden? Wie lange hielt dieses Zusammentreffen denn an? Ein paar Minuten, länger nicht. War ich so unangenehm, dass sie nun schon nach nicht einmal fünf Minuten die Flucht ergreifen wollte? Warum? Wegen des Kusses? Sie hatte ihn erwidert und es kam mir nicht so vor, als wäre es nur der Reflex, wie es bei so vielen Frauen war. Dafür kannte ich solche 'Reflexe' viel zu gut. Aber trotzdem war es merkwürdig. Einen Moment suchte ich nach passenden Worten und einem Tonfall, der angebracht war. Wie bereute ich jetzt noch die harten Worte, die keinesfalls so gemeint waren, wie sie klangen.
    Sieht es denn so aus? sagte ich mit einem lieblichen Lächeln, um einen Zynismus völlig auszuschließen, denn ich wusste nicht wirklich, wie sie meine Worte auffassen würde, wenn sie schoneinmal in den Genuß falscher Tonwahl kam und bei solchen Dingen musste immer ganz besonders aufpassen.

    Das merkwürdige Gefühl in der Magengegend machte sich nun wieder breit und mir kam es vor, als würde sie jede Sekunde die vergeht ein kleines Stückchen näher rücken. Ich durfte mich nicht so anstellen ... das war eine Frau wie jede andere, warum sollte ich nun also seltsam reagieren? Dazu gab es keinen Grund. Nein, niemand würde mich erobern, ich war es, der erobert.
    Anscheinend konnte ich mir tatsächlich genung Selbstvertrauen wieder zusprechen, dass ich relativ normal wieder sprechen konnte, allerding gab mir dieser Augenkontakt wieder einen heftigen Rückschlag. Diese grünen Augen schienen mir fast tief in meinen Körper reinzuschauen und ich musste ernsthaft gegen den Drang kämpfen, nicht aufzustehen und wegzurennen.
    Als sie wieder sprach, riss sie mich wieder etwas in die Realität zurück und ich bemerkte das erste mal die Sklavin, die Sabina begleitete.
    Auch sie war wirklich bezaubernd, ebenfalls eine Art Musterbeispiel von Prachtsklavin, von der man sich gerne 'behandeln' lassen wollte, aber ich verspürte keinerlei Verlangen nach ihr. Lag dies alles an Sabina? Nein, ich verfalle schon wieder den Gedanken, dass ich verliebt bin. Das kann ja gar nicht stimmen...
    Schnell wendete ich meinen Blick wieder zu Sabina, ehe ich ihr antwortete.
    Ja .. in Rom gibt es wirklich eine große Auswahl an Allem...
    Zu gern würde ich nun wissen, was in ihr vorging, denn sie schien auch irgendetwas zu beschäftigen, aber ich konnte beim besten Willen nicht wissen, was es war.

    Ich war sprachlos ... verwirrt und irritiert.War sie es wirklich? Oder träumte ich das alles? Wie groß war denn die Chance, sie wiederzusehen und um noch wie viel geringer, das sie sich so vor mich stellen würde, als wäre nie etwas passiert. Obwohl ... wenn die etwas passiert wäre, dann stände sie ja nicht so da, wie jetzt. Empfand sie vielleicht etwas Ähnliches? Hatte Aurora mit all dem gesagten vielleicht recht? Aber dann würde sie hier nicht so stehen, auf mich herabschauen.
    Salve ... Sabina flüsterte ich und diesmal konnte man es auch hören. Ihre Sklavin nahm ich vorerst gar nicht war, ich hatte in diesem Moment nur Augen für Sabina und war damit schon beschäftigt genug, als das ich jetzt mich noch um ihre Sklavin 'kümmern' könnte.
    Ihre Worten verklangen eine Weile sinnlos in meinen Ohren, bis ich den Inhalt entschlüsselte und einmal langsam den Kopf schüttelte.


    Ähm .. mir geht es gut ... dir hoffe ich auch?!


    Das war das Einzige, was ich nun sagen konnte, wenn überhaupt ein Gespräch zustande kommen könnte. Zu gern wollte ich mich an Auroras Tipps erinnern, aber sie verschwanden alle im Vergessen. Klasse, bei dieser Frau konnte ich mir nichts behalten oder an irgendetwas außer sie denken. Das konnte doch nicht normal sein ... oder doch?

    Meine Gedanken drehten sich noch immer, ich wusste nicht, was ich von dieser ganzen Sache halten sollte, hatte aber doch genügend vertrauen zu Aurora, dass ich ihr glaubte. So unglaublich es nun auch war ... aber es gab schließlich keinen Grund, dass sie mir dies sagte, wenn es nicht stimmen sollte. Ich versuchte, einen klaren Kopf zu kriegen, aber das war wesentlich leichter gesagt, als getan.


    In einem der Gästezimmer ... ich hätte es nicht ausgehalten, wenn sie wegen der Mosaike hier gegangen wäre ...


    Leich bedrückt schaute ich zu Boden. Liebte ich diese Mosaike doch noch vor nicht einmal zwei Tagen, hatte ich jetzt das Gefühl, dass ich sie am liebsten per Hand ausmeiseln wolle...

    So wirklich ablenkend war dies hier ja nun irgendwie doch nicht. Zwar trieben einenm das ein oder andere aufgeschnappte Gespräch ein leichtes Schmunzeln auf das Gesicht, aber im großen und ganzen verstand man doch auch nicht viel mehr als Geschrei und Tata. Jeder rief in die Menge hrein "Meine Waren sind die besten, kauft bei mir" und sogleich folgte ein "Nein, kauft bei mir, ...". Also, wieso kam ich hierher? War ich so naiv und glaubte, mich wirklich auf andere Gedanken bringen zu können? Nein ... wie sagte Aurora? "Curio du hast dich in diese Frau verliebt", wie sollte es dann überhaupt möglich sein, an etwas anderes zu denken? Also war ich doch naiv. Hielt ich mich doch immer für so erfahren, war ich dich mit der Liebe selbst so vertraut, wie mit dem Gladius. Nämlich kein Stück. Ich ließ sie gehen und würde sie nun wahrscheinlich niemals wieder sehen. Verdammt sei Fortuna, die mir das Schicksal für einen Tag in die Hände legte. Vermasselt hatte ich es, versagt auf ganzer Linie und das ausgerechnet bei ihr. Wie lange ich wohl dort saß, bis ich etwas Eigenartiges spürte.
    Es war, als würde sich ein neuer Schatten über mich legen. Konnte es sein, dass es schon zum Abend dämmerte? Nein, da müsste ich eingenickt sein und ich war mich sicher, dass ich das nicht war. Andererseits, wie glaubhaft war mein 'sicher'? Wie oft hatte es mich in den letzten beiden Tagen fehlgeleitet? Zu oft, als das man es noch als 'sicher' bezeichnen konnte. Aber nun würde ich doch gerne wissen, was diesen Schatten über mir ausbreitete. Langsam öffnete ich meine Augen, wollte schon fast instinktiv blinzeln, als ich den Sonnenschein in meinen Augen vermutete, erinnerte mich aber, das es ein Schatten war.


    Als die Augen schließlich offen waren, war ich mir fast sicher, dass ich träumte. Ich war tatsächlich eingenickt. Das konnte nicht sein.
    Sabina... flüsterte ich. Wenn man es denn als Flüstern bezeichnen konnte, denn es war eher lautlos ausgesprochen, auch wenn die Lippenbewegung unmissverständlich war.

    Mit großen Augen sah ich sie an. Was sagte sie? Verliebt? Ich? Nein, niemals ... ich würde mich nicht verlieben ... in niemanden. Niemand würde mich erobern ... ich war es der erobert, aber ich wurde nicht erobert. Das durfte nicht sein. Aber ... würde es denn nicht einiges erklären? Mein seltsames Verhalten ... das ich als an sie denken musste und das dort überall diese Gefühle waren, die ich nicht kannte. Die wahre Liebe war etwas Fremdes für mich, für mich gab es doch nur die Eroberung.
    Und dann kam der ernüchternde Schlag. Wenn ich sie liebe dann ... bei den Göttern. Die einzige Person, die ich liebte und ich Narr lasse sie gehen.
    Nurnoch stotternd konnte ich sprechen, ich kam mir wie der letzte ... wie der letzte überhaupt vor.
    Ver ... Verliebt? M.. Meinst du das wirklich?


    Tausende Gedanken schossen mir wieder durch den Kopf und nur die wenigsten konnte fassen. Was ich hätte ich besser machen können? Hätte ich vielleicht wirklich nicht nachlassen sollen?
    Wir waren nicht in diesem Zimmer ... das wollte ich irgendwie nicht...

    Ich nickte kurz bei ihren Worten. Ich sollte vielleicht wirklich ein wenig vorsichtiger bei dem Wetter sein. Aber ich nahm nicht gerne Sklaven mit mir mit, wenn ich mal alleine sein wollte, denn dann wäre ich ja nicht mehr alleine. Aber ich fuhr erst einmal weiter fort.


    Ich hatte schon auf den ganzen Weg hin ein seltsames Gefühl in der Magengegend und mich schwirrten merkwürdige Gedanken durch den Kopf. Ich dachte ja erst, es würde an der Sonne liegen, aber ständig musste ich an sie denken, vorallem, als sie nicht mehr da war.
    Ich schüttelte kurz den Kopf. Ich redete hier kreuz und quer. Alleine die Gedanken daran brachten mich völlig aus der Fassung.
    Moment, ich fang von vorne an. Also als wir dann in der Casa waren dachte ich, es wäre unhöflich, sie einfach wegzuschicken, als lud ich sie ein, mit rein zu kommen, bot ihr etwas zu trinken an. Sowas halt. Dann passierte es ... irgendwie kam es dazu, ich weiß selber nicht mehr genau wie. Aber ich küsste sie, nur ein klein Kuss, sie erwiderte ihn, auch wenn es kurz war. Danach ging sie ... es war ihr natürlich unangenehm, ebenso wie mir, aber ich habe seitdem ständig irgendwelche undefinierbaren Gefühle. Meine Gedanken kreisen als um sie und um den Kuss und ... alles ist so merkwürdig. Ich habe mich versucht abzulenken. Hab an Dingen gearbeitet, die ich gar nicht erledigen musste.


    Ich schaute kurz zu Boden und dann wieder zu Aurora.


    Kannst du mmir helfen? Weißt du, was mit mir los ist? Glaubst du vielleicht, ich hab doch etwas nachhaltiges von dem Sonnenstich davongetragen?

    Ihre Anrede ... Bruder, brachte mir ein kleines Lächeln zurück auf mein Gesicht. Ja, schon seltsam, in dieser kurzen Zeitspanne, die wiruns kennen, waren wir uns wirklich mehr Bruder und Schwester, als Nichte und Onkel.


    Nein, ich verstehe dich ja ... irgendwie und ich kann stolz sein, das du mir solch ein vertrauen schenkst.


    Ich schluckte einmal kurz, vielleicht war es wirklich besser, wenn ich es jemanden sagen würde. Und wer käme da besser in Frage, als sie? Vielleicht konnte sie mir helfen, alleine schaffte ich es sowieso nicht, ohne dass ständig an Sabina denken musste, oder ich seltsame Gedanken und gefühle hatte.


    Nein, mir hat keiner weh getan ... Weißt du ... gestern passierte etwas sehr merkwürdiges. Ich bin ein wenig durch Rom spazieren gegangen, da hier in der Casa niemand war und es ziemlich öde war. Naja da es auch dort ziemlich heiß war, hab ich einen Brunnen gesucht an dem ich mich abkühlen konnte. Ich fand dann auch recht schnell einen und ich war fast alleine. Nur einige Personen waren dort und eine hübsche, junge Frau, um die es eigentlich geht. Ich war etwas ungeschickt und hab sie ... mit dem Wasser des Brunnes vollgespritzt, sie gab spitze Kommentare von sich, was ich ihr aber nicht verübeln konnte, schließlich war ich ziemlich ... ungehobelt.
    Ein leichtes Grinsen formte sich auf meinen Lippen, als ich von nächsten Geschehen erzählte, schließlich war sie beim ersten Mal selbst dabei.
    Danach bekam ich anscheinend wieder einen Hitzeschlag und lag dann da auf dem boden, diese Frau allerding kümmerte sich um mich, als wäre nichts passiert, verscheuchte die ganzen Gaffer und päppelte moch soweit wieder auf, dass ich wieder gehen konnte. Zusammen sind wir dann hierher gegangen, da sie mich nicht alleine gehen lassen wollte. Wir haben uns den ganzen Weg über gut unterhalten, aber hier in der Casa wurde es dann noch merkwürdiger ...


    Ich schaute kurz zu Aurora, um zu sehen, ob sie mir soweit folgen konnte.

    Nein, du wirst sicher merken, wenn es noch etwas zu tun gibt. Falls das nicht der fall sein sollte, kannst du dich in dein Quatier zurückziehen. Wenn jemand etwas brauchen sollte, dann wird er schon kommen, oder dich rufen.

    Ich nickte auf ihre Frage kurz, ehe ich antwortete.
    Ja, aber sei zurück, bevor es dämmert und halte dich vor kleinen, dunklen Gassen fern. Rom ist zu solchen Zeiten nicht der sicherste Ort.


    Ihr 'Strahlen' ließ mir doch irgendwie ein Stein vom Herzen fallen, anscheinend freute sie sich. Wenn sie weiterhin gute Dienste leisten würde, hätte sie wohlmöglich einmal viel mehr freie Stunden, aber das lag an ihr. Den Stupps dazu gab ich ihr, wie sie den Anschwung nutzte, blieb ihr überlassen.

    Ich hatte es versucht ... ich hatte es wirklich versucht. Ich habe gearbeitete, Briefe an Verwandte geschrieben, aber irgendwann konnte nichts meine Gedanken mehr von ihr ablenken. Verflucht sei dieser Tag. Ich ließ sie einfach gehen und jetzt? Wie groß war wohl die Chance, dass ich sie wiedersehen würde? Gering, wenn man bedenkt, dass Rom so groß war und außerdem schien es mir ja von den Göttern vergönnt, dass ich sie sehen würde.
    Jedenfalls suchte ich mir hier auf dem Marktplatz eine Bank im Halbschatten, auf der ich mich niederlassen konnte, schließlich wollte ich nicht wieder einen Hitzeschlag abkriegen, die Sonne aber gänzlich meiden lag ebenso fern in meinem Interesse. Mit zusammengefalteten Händen und geschlossenen Augen lehnte ich mich zurück und horschte nach den stimmen und Geräuschen des Marktplatzes. Wenn das keine Ablenkung sein sollte, dann weiß ich es selbst nicht.
    Es war sehr interessant, die Käufer um die Waren feilschen, die Damen über die neusten Modetrends diskutieren, oder einen Armen Mann um eine Münze betteln zu hören. Nirgendwo waren so viele Menschen verschiedener Arten zu finden, als hier. Hier war der Ort, wo man so gut wie alles über einen Menschen erfahren konnte. Man laß in seinem Gesicht und in seinem Verhalten in bestimmten Situationen und konnte sich langsam immer mehr ein Bild von seiner Art, mit Menschen umzugehen, machen. So wurden sie irgendwann berechenbar ... aber das alles ging natürlich nicht wirklich mit geschlossenen Augen. Nein, viel lustiger fand ich, welche Bedueutung Worte erlangen können, wenn einem nicht durch Mimik und Gestik klargemacht wurde, was sie bedeuten sollte. Es bekam einen ganz anderen Sinn.


    Und wie es aussah, war es mir wirklich vergönnt, Sabina wieder zu sehen. Denn ich merkte natürlich nicht, wie sie mit ihrer Sklavin fast direekt vor meiner Nase die Stände abklapperten. Einfach die Augen hätte ich öffnen sollen, aber ich wusste es ja nicht.

    In der Casa Sergia ankgekommen, gingen wir auch gleich in mein Cubiculum. So wie es aussah, war der Stoff noch nicht angekommen, was mich aber auch ehrlich gesagt ziemlich gewundert hätte. Sicherlich würde er die nächsten paar Stunden irgendwann eintreffen ... oder der Mann würde den Käufer seines 'exquisieten' Stoffes kennenlernen. Im Cubiculum selbst drehte ich mich zu mara und schaute sie kurz an.
    Ja, ich hatte ihr eine Belohnung versprochen ... aber, wie könnte ich sie belohnen? Ich ging einige idnge im Kopf durch, ehe cich mich zu Wort meldete.


    Du könntest dich einige Stunden in Rom umschauen, wenn du magst.
    Interessiert schaute ich sie an. Wartete auf ein Zeichen der Dankbarkeit. Sicherlich keine freudige Umarmung, nur ... naja, wir werden sehen.

    Medicus ... wie ich alleine dieses Wort hasste. Wusste überhaupt irgendjemand von dieser Geschichte, mit diesem Medicus damals? Irgendwer sicher, sonst wäre ich nicht hier. Der Gedanke, so negativ er war, lenkte mich für Bruchteile von Sekunden ab ... aber es war viel zu kurz.


    Mir geht es gut .. zuimdest fast ... in den zwei Tagen ist mir auch viel passiert ... heute ist mir viel passiert ...


    Ich neigte den Kopf nach unten, und schaute kurz auf meine Tunika, ehe ich ihr wieder in die Augen blickte. Vielleicht mochte sie mir helfen? Wir kannten uns zwar nicht lange, aber bei ihr bekam ich eine Art Gefühl der Geborgenheit, des Verständnises...