Sie wusste gar nicht mehr, wie lange sie auf diesem klapprigen Wagen gesessen hatte. Es musste eine Ewigkeit gewesen sein, oder zumindest so lange, dass ihre Arme, Beine und der Rücken steif geworden waren. Ihr neuer Herr hatte scheinbar keine Ahnung davon, wie man komfortabel reiste oder in ihrem Falle: reisen ließ. Einmal mehr ließ sie sich meckernd hin und her ruckeln von einem Schlagloch, dann bogen sie um eine weitere Ecke und schließlich stoppte der Wagen. Camryn seufzte tief. Nicht nur, dass sie zahlreiche blaue Flecken davongetragen hatte, nein, nun hatte die Macht des Schicksals wieder zurück nach Rom geführt.
Camryn war eine Keltin. Klein, bockig und stolz. Nichts und niemand würde ihren Willen brechen können. Das hatte während der elf Jahre, die sie nun schon Sklaven war, niemand geschafft und so würde es auch bleiben. Aus Britannia war sie nach Rom geschafft worden, wo sie einige Zeit gedient hatte. Dann hatte man sie nach Griechenland gebracht, zu einem widerlichen Vettel von Statthaltern. Seine Götter hatten schließlich ein Einsehen gehabt und ihn ins Elysium geschickt. Camryn wurde versteigert und ein junger Aurelier hatte sie erstanden. Das Schicksal brachte sie nun wieder zurück an den Ort, an dem sie vorher gedient hatte.
Camryns schlanke Gestalt erhob sich. Sie streckte sich und stieg mit steifen Gliedern vom Wagen, der neben einigen wenigen ihrer Habseligkeiten auch die Einkäufe ihres neuen Herren trug. Steifen Schrittes stakste sie zur Tür, hob die Hand und klopfte nach kurzem Zögern laut an. Dann verschränkte sie die Arme und wartete.