Eng verschlungen, ihre Leiber miteinander verschmolzen, liebte er sie stürmisch und lange, bis er, mit einem letzten rauhen Aufkeuchen, sich aufbäumte, als die Ekstase in feurigen Wellen durch seinen Körper flutete. Ihren Namen seufzend sank er auf sie herab, blieb so liegen, schweißnass und heftig atmend. Da war wieder dieser Schmerz in seiner linken Flanke, unter der Gladiusnarbe, tief in seinen Lungen, wenn er Luft holte. Wie oft wenn er sich wirklich anstrengte. Vehement versuchte er ihn auszublenden, atmete flacher, und es wurde auch schnell besser als sein Atem wieder ruhiger ging.
Sie eng in den Armen haltend, und ohne sich aus ihrem Schoß zurückzuziehen, legte er die Lippen an ihren Hals. Feucht und heiß glitt seine Zunge über ihre Kehle, als er das Salz ihres Schweißes von ihrer Haut leckte, ganz träge und genüsslich.
Da war natürlich ein Frage die ihn brennend interessierte... aber es wäre vielleicht doch ein wenig albern gewesen, jetzt zu fragen "Und, bin ich besser als Aquilius?" Nein, überhaupt war es besser nicht den Geist des Flaviers in diese traute Zweisamkeit hinein zu rufen.
Er horchte auf ihren Atem, spürte das Schlagen ihres Herzens, die Hitze ihrer Haut. So lebendig... Lächelnd genoss er die Nähe, die der Lust nachklang.
Beiträge von Rutger Severus
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"Bridtha."
Er lächelte sie an, nicht weniger verlegen als sie, und versuchte sich an ihrem Gruss was aber ziemlich misslang.
"Thia-duyth. Ähm...Ach naja, da lag schon lang was in der Luft."
Er sah über die Schulter zu den Kindern zurück, legte Bridhe dann die Hand auf die Schulter, um mit ihr ein paar Schritt weiter zu gehen. Um die Ecke eines der Nebengebäude herum, bis sie außer Sicht waren.
"Ich wollte doch nur dass er Dich in Ruhe lässt, der Kriecher.", gestand er ihr zerknirscht. "Es tut mir leid. Er ist einfach tückisch, das hätte ich mir denken sollen..."
Er hob die Hand, legte sie warm auf ihre Wange, und einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln. Aufmunternd sollte es sein, geriet aber mehr hilflos.
"Dieses Haus ist eine Schlangengrube. Hast Du... Ärger bekommen?"
Besorgnis stand in seinen Augen, die an diesem kühlen und trüben Herbstmorgen mehr grau als grün wirkten. Sacht fuhr seine Hand über ihre Wange, mit dem Daumen strich er dann ganz vorsichtig über einen roten Fleck, den seine Zähne und Lippen auf ihrem schneeigen Hals hinterlassen hatten. Ein Gefühl von großer Zärtlichkeit und großem Wehmut stieg in ihm auf. Vielleicht wäre es besser für sie, wenn nicht nur Sciurus sondern auch er sich von ihr fernhalten würden? -
Ein wohliges Erschauern lief durch seinen Körper, und ein Laut, halb ein Seufzen halb ein Knurren, drang aus seiner Kehle bei Bridhes Liebkosungen. Weit legte er den Kopf zurück, reckte sich, überließ sich einen Augenblick lang ganz dem Spiel ihrer Lippen und Fingernägel, schwelgte bedingungslos in diesem Genuss. Das Blut strömte wild durch seine Adern, seine Lenden brannten heiß, und die Macht, mit der der Speer seiner Männlichkeit sich reckte und nach mehr verlangte, besagte eindeutig dass es in diesem Gefecht nun genug des Vorgeplänkels war. Ran an den Feind! Zeit für einen Sturmangriff.
Tief atmete er ein, umfasste Bridhes Hüften und Gesäß und zog sie kraftvoll enger an sich. Verlangend drängte sein Speer sich gegen ihre Schenkel. Ein rauher Atemzug hob und senkte die Brust des Germanen. Noch einmal suchte er ihre Lippen, und seine Zunge stieß tief in ihren Mund vor, verschlang sich heiß mit der ihren. Gierig trank er ihren Atem. Dann packte er Bridhe und drückte sie, in einem heftigen Aufwallen der Gier, fest hinunter in die Kissen. Schwer kam er über sie zu liegen, seine Männlichkeit hart gegen das Ziel seiner Wünsche gepresst. Mit einem wölfischen Funkeln in den Augen heftete er seinen Blick auf Bridhes Gesicht und sah ihr tief in die Augen, während er seine Hüften bewegte, sich den Weg suchte und langsam in sie eindrang. Sein lustvolles, kehliges Aufkeuchen erfüllte den kleinen Innenraum der Sänfte, als sich zusammenfügte was zusammengehörte. Stoßweise strich sein Atem über Bridhes Gesicht, im Rythmus seiner erst noch verhaltenen Bewegungen, die nun heftiger und ungestümer wurden. Jetzt gehörte sie ihm... -
Eine Weile lang half der Germane dem bärbeißigen alten Herrn, kletterte Leitern hoch und runter, räumte Schriftrollen ein und trug ein paar schwere Kisten in den Nebenraum, wo er sie stapelte. Dann herrschte wieder penible Ordnung in der Bibliothek. Der Herr über dieses Reich atmete auf, und seine gebeugte Gestalt straffte sich.
Zeit für einen neuen Anlauf. Der Germane klopfte sich den Staub von den Händen und reckte die müden Schultern.
"Werter Mago", fragte er dann sehr höflich, "kannst Du mich lehren was es mit den Göttern der Römer auf sich hat? Es heißt dass Du ein Quell des Wissens bist, und dass Dir keiner in diesem Hause an Gelehrsamkeit gleichkommt. Darum wende ich mich an Dich."
"Hm hm. So, sagt man das?", grummelte der Bibliothekar geschmeichelt. "Ja nun. Was willst Du wissen, junger Mann?"
"Über ihre wichtigen Götter und Feste würde ich gerne etwas lernen. Ein paar Sachen weiß ich auch schon. Aber nicht so viel."
"So so. Nun, Wissbegier ist eine Tugend. Aber merk dir: hier drinnen wird nicht gegessen, nicht getrunken, und Tiere sind strengsten verboten!"Zielsicher fischte der Bibliothekar ein Bündel Schriftrollen aus einem Regal, breitete es auf den großen Schreibtisch aus und winkte den Germanen zu sich.
"Setz dich. Und sieh her."
Er stellte die Öllampen um die Pergamente herum auf, so dass die Zeichnungen darauf deutlich vom Licht beschienen wurden. Neugierig besah der Germane sich die Bilder. Muskulöse Männer mit Bärten und anmutige Frauen tummelten sich auf den Bildern, umgeben von wilden Tieren, Fabelwesen und Riesen.
"Was ist das?"
Er tippte auf ein dreiköpfiges, zähnefletschendes Scheusal, das ein wenig an den Garm, den schrecklichen Hund der Hel erinnerte.
"Das ist Cerberus", raunte der Bibliothekar, "der Wache hält an den Pforten der Unterwelt, des furchtbaren Reiches der Finsternis und des Todes. - Aber wir beginnen hier."
Mit einem Stylus zeigte er auf eine auf den Wolken thronende respektable und väterliche Gestalt, die drohend einen Blitz in der Faust hielt.
"Jupiter.", sagte der Germane, stolz, dass er nicht ganz unwissend war. Und grübelte, ob es denn sein konnte dass die Blitze, die Wodan mit dem Speer Gugnir schleuderte, hierzulande wirklich einem anderen gehorchten. Oder ob die Römer vielleicht, wenn auch natürlich in einer verzerrten und verfälschten Form, ebenfalls dem Wallvater huldigten?"So ist es. Iuppiter, der Himmelsherr, er ist von allen Göttern der höchste und vollkommenste und herrscht über Götter und Menschen. Seine Macht hat nicht ihresgleichen, in ewiger Jugend und Kraft thront er in schimmerndem Aetherglanze, sein Gesetz und Machtgebot gilt im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und dauert durch alle Zeiten...."
Und so begann Mago zu erzählen, ausführlich, um nicht zu sagen langatmig, pries er den Göttervater, erzählte ohne Punkt und Komma von seiner Herkunft, den Formen in denen er verehrt wurde, seinen Festen...
Der Germane hörte gut zu und mühte sich sehr, das alles zu verstehen und sich einzuprägen. Einfacher wäre es natürlich gewesen, wenn man diese ganzen Geschichten in ordentliche Stabreime gefasst hätte. Außerdem war müde vom Training. Von den seltsamen Liebschaften des Göttervaters zu hören, fesselte aber wieder seine Aufmerksamkeit und ließ ihn breit grinsen. Ja, das klang doch sehr nach Allvater Wodans Frauengeschichten. Dann wiederum trug dieser römische Göttervater deutliche Züge des Tiwaz, des Schirmers der Eide.Irgendwann schob der Bibliothekar ihm eine Wachstafel rüber.
"Hör nur gut zu. Und mach Dir Notizen. Aber nur auf Wachs! Tinte bekommst du keinen Tropfen von mir. Ach, diese Knappheit ist verheerend, einfach katastrophal, und kein Ende abzusehen..."
"Ich kann nicht schreiben."
"Hm. So..?"
Mago blickte ihn finster an. Leute die nicht mal schreiben konnten hatten hier gleich mal gar nichts verloren.
"Wir machen dann mal Schluss.", verkündete er, und begann schon die Pergamente wieder einzurollen.
Der Germane zögerte, dann fasste er sich ein Herz.
"Kannst Du es mich lehren?"
"Was? Schreiben?"
"Ja, und Lesen auch."
"Sonst noch was?!"
"Die Kunde von den Göttern?"
"Das ist alles?!!"
"Ja."
Mago schnaubte unwirsch.
"Ausgeschlossen."
"Warum?"
"Du bist zu alt."
"Ich lerne schnell!"
"Zu - germanisch."
"Ich kann schon ein paar Buchstaben! Das 'Rrrr' und das 'Uuh', und das 'Eeeh'..."
"Ich hab keine Zeit."
"Ich helfe Dir dafür auch!"
"Ich hab schon einen Gehilfen. Dieses faule Stück hat sich heute nur gedrückt."
"Dann erweise ich mich anders erkenntlich. Bestimmt gibt es etwas was ich für Dich tun kann!"
"Fällt mir nichts ein."
"Ich könnte zum Beispiel Deine Feinde verprügeln."
"Hab keine. Keinen einzigen. Was meinst Du wie ich in diesem Haus so alt geworden bin?"
Geschlagen senkte der Germane den Blick zu Boden, erhob sich dann um zu gehen."Eines gäbe es da allerdings...", fuhr Mago auf einmal leise fort.
"Ja?"
"Für das ich einen unbedarften Handl... - ääääh, will sagen einen tüchtigen, vertrauenswürdigen, schlagkräftigen Mann wie dich möglicherweise gebrauchen könnte... Verschwiegen sollte er auch sein. Du bist doch verschwiegen? Wie heißt du nochmal?"
"Severus. Verschwiegen wie ein Grab."
Der Bibliothekar beugte sich vor und wisperte dem Germanen etwas ins Ohr. Der überlegte, legte den Kopf schief, furchte nachdenklich die Stirn, nickte dann.
"Mach ich."
"Schön schön."
Wie eine Vogelklaue legte sich die ausgezehrte Hand des Bibliothekars auf seine Schulter.
"Dann komm morgen abend wieder. Das wird schon. Mit Zeit und Fleiß. Jetzt aber husch husch. Gute Nacht junger Mann."
"Gute Nacht, Hüter der Schriften."
Müde, zufrieden und zuversichtlich verließ er die Bibliothek. Der Handel mit dem Weisen schien ihm äußerst günstig zu sein. Von der Lektion um Iuppiter schwirrte ihm aber noch der Kopf. Während er seine Schritte zur Sklavenunterkunft lenkte, begann er sich im Geiste das Gehörte zu wiederholen...
Iuppiter, Himmelsherr, höchster der Götter/
Hehrer Herrscher, vortrefflich im Glanz/
Sturm deckt Deine Schultern, Gewölk Dein Haupt/
Künder der Lose und Schirmer des Schwurs/
Gestrenger Gebieter, weitsehend waltend... -
Nie hatte man seine Ruhe... Von dem Bretterstapel herab besah der Germane sich den Tross des kleinen Flaviers, und wusste nicht so recht, ob er jetzt amüsiert oder entrüstet sein sollte, über das Aufreten des verzogenen Bengels. Diesem jungen Popanz hätte ohne Zweifel mal eine ordentliche Tracht Prügel gutgetan. Kühl betrachtete er Serenus und entgegnete:
"Junger Flavius, weißt du denn nicht dass es strikte Anweisung gibt, dass kein Sklave hier deinen "Befehlen" zu folgen hat? Sie stammt von deinem Vater, soviel ich weiß."
Warum diese Order ergangen war, wusste er nicht genau, er war ja damals eingekerkert gewesen, es hatte aber wohl irgendwas mit einer toten Ratte und einer Hochzeit oder so ähnlich zu tun. Jedenfalls war dies ausnahmsweise mal eine Tat des Flavius Aristides, mit der er vollkommen einverstanden war. Die einzige überhaupt wahrscheinlich. Er schob sich den letzten Löffel des faden Frühstücks in den Mund und erhob sich, ging an Serenus und Gefolge vorbei, um die Schale in die Küche zurückzubringen und sich dann auf den Weg zur Gladiatorenschule zu machen. -
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Am Ende einer schmalen Seitenstraße, ganz in der Nähe des Amphitheatrum Flavium, liegt diese kleine aber feine private Gladiatorenschule. Eine hohe Mauer, oben mit eisernen Spitzen versehen, schirmt sie von der Außenwelt ab. Auf dieser Mauer prangt in großen Lettern stolz die Inschrift mit dem Namen der Schule, außerdem ist sie mit einer Vielzahl von Graffiti beschmiert, die Fans der Gladiatoren dort hinterlassen haben, begeisterte Huldigungen ebenso wie unmoralische Angebote und obszöne Kritzeleien.
Gegenüber liegt ein kleiner Laden wo die passenden Souvenirs verkauft werden, z. B. Öllampen, Messer oder kleine Taschenspiegel mit den Konterfeis der Helden der Arena. Auch Statuetten, Portrait-Täfelchen mit Autogramm oder Geschirr, bemalt mit Szenen aus berühmten Kämpfen, kann man dort erwerben.
Die schwere Gittertüre, die ins Innere der Gladiatorenschule führt, wird meist von Antaeus bewacht, einem narbigen Koloss von einem Gladiator, der ein gutes Geschäft damit macht, eingefleischte Anhänger der Kämpfer gegen eine kleine Gebühr beim Training ihrer Helden zusehen zu lassen.Hinter der Mauer schließt sich der große Innenhof der Schule an, in dem sich eine ovale Arena befindet. Sie ist mit feinem weißen Sand bestreut und von hohen Stufen umgeben. Hier wird trainiert, und hier finden hin und wieder auch kleinere Gladiatorenspiele in privatem Rahmen statt.
Langgestreckte Gebäude, schmucklos und weiß verputzt, umgeben zu drei Seiten den Innenhof. Im oberen Stockwerk befinden sich die Zellen der Gladiatoren, karge, fensterlose Räume mit je zwei Pritschen. Unzuverlässige Insassen verbringen ihre Nächte dort angekettet. Die Räume der Aufseher, Fechtlehrer und sonstigen Angestellten sind da ein wenig großzügiger gestaltet.
Im Erdgeschoss liegen die Küche, Speise-, Kraft - und Massageräume. Außerdem die Wohnung des Lanista, eine kleine Waffenschmiede, die Stube des Gladiatorenarztes und Käfige für die Tiere. Die Rüst - und die Waffenkammer - die immer gut abgeschlossen ist - findet man im Keller, und ebenso die Leichenkammer.
An der Schmalseite der Arena ragt eine hohe Säule empor, gekrönt von einer ausdrucksstarken Bronzestatue der Victoria. Sie fällt dem Eintretenden zuerst ins Auge und scheint ihm, mit ausgebreiteten Flügeln und wehendem Gewande, über die Arena hinweg förmlich entgegenzustürmen.Der Lanista verehrt diese Göttin sehr. Unter dem Namen Victor hat dieser Mann, ein großgewachsener Libyer, seinerzeit in der Arena als Retiarius eine beachtliche Anzahl von Siegen errungen. Anders als viele seiner Kollegen ist ihm später dann rechtzeitig der Absprung gelungen. Mit den Preisgeldern hat er seine eigene Gladiatorenschule gegründet, und diese auf die Ausbildung weniger, hochklassiger Gladiatoren spezialisiert. In den letzten Jahren hatte er ein glückliches Händchen dafür. Mehrere "Stars" sind aus seiner Schule hervorgegangen, beispielsweise der Retiarius Polyneikes, Fortis der Traex, oder die exotische Amazone Achilleia. Außerdem verleiht er seine Gladiatoren immer mal wieder an gutzahlende Kunden, die eine schlagkräftige Eskorte benötigen. Dazu kommen noch die Privatveranstaltungen und, nicht zu vergessen, der Verkauf der Souvernirs. Alles in allem macht Victor einen gewaltigen Reibach, den er auch sehr gerne zur Schau stellt. Seine Schule führt er streng und mit all der gnadenlosen Härte, die in diesem Geschäft erwartet wird.
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"Salve?"
Vorsichtig streckte der Germane das blonde Haupt durch die, nur einen Spalt geöffnete, Tür der Bibliothek. Es war am späten Abend. Der große halbrunde Raum lag, von einigen Öllampen beleuchtet, scheinbar verlassen vor ihm. Die Flammen spiegelten sich auf dem glänzenden schwarzweißen Mamorboden, und die Regale warfen lange Schatten.
Etwas unbehaglich setzte der Germane den Fuß in diese fremde Welt, trat leise ein und schloss die Türe hinter sich. Gleich stieg ihm ein fremdartiger Geruch in die Nase, eine Mischung von Papyrus, Wachs, Pergament, Tinte und Staub. Auf einem schweren Schreibtisch stand der steinerne Kopf eines bärtigen Mannes und blickte ihm tiefsinnig entgegen. Aus einer Schlucht zwischen zwei Regalen drang ein undefinierbares Rascheln, ein Grummeln, ein schlurfendes Geräusch, und dann trat Mago, der alte Bibliothekar, hervor, mit mürrischer Miene und einem Haufen von Schriftrollen im Arm.Der Germane räusperte sich.
"Salve. Verzeih mein Eindringen. Es heißt Du bist ein weiser Mann..."
Wie bei einem Uhu ruckte der Kopf des alten Sklaven herum. Mit grämlichem Blick maß er den Besucher.
"Bist Du nicht der Gekreuzigte? Junger Mann, wegen Dir hab ich meine alten Knochen in der schlimmsten Affenhitze durch halb Italia schleppen müssen!"
"Ähm. Das tut mir leid. Nun, es ist so dass mein... Herr mir aufgetragen hat... -"
"Schön schön."
Mago ließ ihn nicht ausreden.
"Du kommst gerade recht. Kannst mir helfen mit den Schriftrollenbehältnissen da drüben. Die gehören nämlich da oben hin. Nimm die Leiter und dann ganz oben im Regal einordnen. Aber schön der Reihe nach!"
Der Germane öffnete den Mund um zu einem Protest anzusetzen, doch da man ihm einst beigebracht hatte dass man zu alten Leuten immer höflich sein sollte, besann er sich eines besseren und schloß ihn wieder. Außerdem sagte er sich, dass es wohl nicht ratsam wäre, den ehrwürdigen Hüter dieses Hortes des Wissens zu verärgern.Brav nahm er die besagte Leiter, lehnte sie an die Wand und erklomm sie mit einem Stapel der schmalen hölzernen Behältnisse. Während er sie eines nach dem anderen verstaute, strich der alte Mann unten zwischen den Regalen herum, räumte auf und schimpfte murmelnd vor sich hin.
"Kinder, Kinder sind ein Graus, eine Geißel der Götter... kein Verständnis für die Weihe dieses Ortes... aussperren sollte man die... und überhaupt die ganzen Besucher die sich nicht zu benehmen wissen... oh wenn ich nur könnte wie nur wollte... Fettige Fingerabdrücke! Hundehaare! Und was haben wir denn da - einen Apfelbutzen! Ein Apfelbutzen auf dem dritten Buch der Eudemischen Ethik! Das geht zu weit!"
Zornig hob der Bibliothekar das Corpus Delicti in die Höhe. Von seinem Aussichtspunkt oben auf der Leiter sah der Germane, der noch immer nicht sein Anliegen hatte vorbringen können, neugierig zu ihm hinunter.
Sorgfältig legte der alte Gelehrte den Apfelbutzen in eine Schale und gesellte ihn zu der Sammlung penibel gehorteter Beweise, mit der er eines Tages den Hausherren davon zu überzeugen gedachte, die Bibliothek nur noch per Passierschein für ausgewählte und über jeden Zweifel erhabene Persönlichkeiten des Haushaltes zugänglich zu machen. Oh ja! Ein dünnes Lächeln hob die schlaffen Mundwinkel des Bibliothekars. Das würde ein wahrer Triumphtag sein! -
Rutgers Beherrschung reichte gerade, um die paar Schritt aus der Cenatio heraus mit Würde hinter sich zu bringen. Kaum war er außer Sicht der Gaffer verzerrte sein Gesicht sich im Zorn, krallte seine Hand sich um die Holzschale, dass die Knöchel weiß wurden. Dieser Bastard! Bedrohte der doch seine Freundin anstatt sich wie ein Mann selbst zur Wehr zu setzen!
Der verschluckte Zorn würgte ihn in der Kehle. Tief atmete er durch, und ging dann schnellen Schrittes hinaus auf den Hof. Er brauchte frische Luft! -
Nach dem Streit mit Sciurus trat Rutger hinaus auf den Hof, mit verkniffener Miene und noch immer brodelndem Zorn. Seine Nasenflügel bebten als er tief die kühle Morgenluft einsog. Leise, aber äußerst erbittert auf chattisch vor sich hinfluchend, ging er mit wütenden Schritten über den Hof.
"Dreckiger Neiding... mieser Kriecher... abartige Ausgeburt Angrbrodas... krummer Hund... unterwürfiges Gezücht! Arger Feigling! ... bösartiger Möchtegerntyrann..."
Ein paar Hühner flohen gackernd vor seinem unwirschen Vorwärtsstreben, und eine Waschmagd, die gerade eine Tunika in einem Trog mit dampfendem Wasser rubbelte, blickte erstaunt zu ihm herüber.
Weit konnte Rutger auch nicht gehen, denn dann war der Hof auch schon wieder zu Ende. Feindselig blickte er auf das schwere Tor, das den Weg in die Freiheit versperrte. Wobei - inzwischen war es nicht nur das Tor, das ihn hier festhielt. Es war alles so verzwickt.Der Germane setzte sich auf einen Bretterstapel neben dem Holzschuppen, stellte die Essensschale neben sich ab und zog ein Bein an den Körper. Garms Grimm! Warum hatte er sich hinreißen lassen solche Reden zu führen? Den Küchensklaven von Freiheit zu predigen! Das war doch verlorene Mühe bei diesen längst gebrochenen Gestalten. Er war sich eigentlich nicht mal selber sicher, ob die mit dem Leben in Freiheit zurechtkämen. Aber Sciurus' vollkommen verdrehte Behauptungen hatten ihn einfach bis aufs Blut gereizt.
Die Wut und das Feuer, das ihn beflügelt hatte, wichen aus ihm, ließ ihn erschöpft zurück. Wahrscheinlich hatte er sich schon wieder um Kopf und Kragen geredet, dachte er, und stützte resigniert den Kopf auf die Hand. Dabei wollte er doch eigentlich keinen neuen Ärger. Der letzte steckte ihm noch tief genug in den Knochen. Und schon gar nicht wollte er Bridtha in Schwierigkeiten bringen. Das hätte er sich allerdings am Vorabend überlegen sollen, fiel ihm auf. Den Rücken an die Bretterwand gelehnt, löffelte er zerknirscht den Getreidebrei. -
Rauh strichen seine Hände über ihren Körper, schoben den störenden Stoff immer höher. Er grinste, als Bridhe ebenso stürmisch an seiner Tunika zerrte, und ließ sich das gerne gefallen. Ja, sie hatte Feuer... Er umfasste ihren Oberkörper und zog sie hoch, ungeduldig ihr das überflüssige Ding endgültig vom Leib zu reissen. Bestimmt packte er zu, zog es ihr über den Kopf. Kurz gab es ein reissendes Geräusch, dann hatte er sein Geschenk ausgepackt. Ihre Tunika landete irgendwo zwischen den Kissen. Und seine flog flugs hinterher. Die Sandalen von den Füßen streifend schwang er sich nun ganz in die Sänfte hinein.
Die Vorhänge schwankten, fielen dann in sanften Falten wieder an ihren Platz zurück. Nur ein ganz schwacher, gedämpfter Schein drang durch sie hindurch. Bridhes blasse Haut war ein Schimmern im Halbdunkeln. Einen Augenblick lang verharrte der Germane, sah sie unverwandt an, dann griffen seine Hände nach ihrer schlanken Taille und er zog Bridhe, selber auf den Kissen kniend, mit festem Griff auf seinen Schoß. Ihre bloße weiche Haut auf der seinen zu spüren ließ ihn wohlig aufseufzen. Lusterfüllt strich sein Atem durch ihr Haar. Es kitzelte sein Gesicht. Er senkte den Kopf und vergrub das Gesicht zwischen ihren Brüsten, grub die Zähne in die zarte Haut und bedeckte sie mit Bissen von mühsam gezügelter Gier, so als wolle er Bridhe tatsächlich gleich ganz verschlingen. -
"Blas dich nicht so auf Sciurus."
Mit einem abfälligen Schulterzucken gab Rutger seine Geringschätzung gegenüber Sciurus Ausführungen kund.
"Du vermagst dir nichts Edles vorzustellen, weil du immerzu im Schmutz und in der Tiefe wühlst, wie ein blinder Maulwurf, der die Sonne nicht kennt. Trotzdem scheint sie. Ungetrübt."
Kopfschüttelnd wandte er sich von Sciurus ab, sah zu den Zuschauern, die sich neugierig um den Schauplatz des Streites versammelt hatten.
"Natürlich sind wir Menschen, ob versklavt oder nicht. Welche Macht die Flavier auch immer über uns haben, mit welchen Strafen sie uns auch drohen - zu entscheiden was wir sind, das liegt noch immer bei uns. Wir mögen keine Wahl haben als ihnen zu dienen - doch wir sollten uns nicht einreden lassen, wir wären nichts ohne sie!"
Eindringlich flossen Rutger die Worte von der Zunge. Sein Blick glitt über die Umstehenden - von Astraia zu dem kleinen Mädchen Dido, über eine Reihe von Küchensklaven - feurig, als wolle er allein so den Funken des Aufruhrs in diese in Knechtschaft erstarrten Gestalten tragen. Zuletzt zu Bridhe, der er - wenn auch zerknirscht sie da mit hineingezogen zu haben - zulächelte."Was wären sie denn ohne uns?", fuhr er lebhaft fort. "Aufgeschmissen! - Wer kocht denn ihr Essen, versorgt ihre Tiere, stillt ihre Begierden und beschützt sie sobald sie den Fuß vor die Türe setzen? Das sind alles wir Sklaven. Und dass sie uns geringschätzen, dafür dass wir ihnen ein Leben in Müßiggang ermöglichen, dafür müssen wir uns nicht schämen! Und auch nicht erniedrigen lassen. - Was wären sie ohne uns?!"
Nach diesen blasphemischen Worten nahm er seine Essensschale vom Tisch und ging, ohne Sciurus noch eines Blickes zu würdigen, ruhig auf den Ausgang zu. -
Wie hingebungsvoll sie sich an ihn schmiegte... Bridtha, seine köstliche Beute. Sie wild küssend drängte der Germane, dessen Art zu erobern man nicht gerade feinsinnig nennen konnte, sie Schritt für Schritt gegen die nächste Sänfte, bis sie nicht weiter zurückweichen konnte. Golddurchwirkte rote Vorhänge teilten sich, strichen sanft über erhitzte Haut, als er Bridhe forsch in das Innere der Sänfte hinein drückte, rücklings auf die weichen Polster hinunter.
Ein Duft von Sandelholz haftete an den flauschigen Kissen. Beinahe versank er in ihnen, als er sich schwer über Bridhe beugte. Sein Mund vergrub sich gierig an ihrem Hals, suchte die herrliche kleine Grube neben ihrer Kehle. Samtigwarme, duftende Haut, zarte Verheißung von darunter strömendem Blut. Leidenschaftlich, aber nicht grob, küsste er, kostete, saugte und schmeckte, bedeckte ihren Hals mit kleinen Bissen, während seine Hände hungrig über ihren Körper glitten, schon den Saum ihrer Tunika gefunden hatten und ihn ungestüm nach oben schoben. -
Wohin war eine gute Frage. Spontan fiel ihm da ja der Heuboden ein, der eigentlich ganz vorzüglich geeignet war... Er sah zum Stall, während er mit Bridhe, vom Hortus her kommend, da entlang ging, verwarf dann aber betreten den Einfall wieder ganz schnell. Nein, das ging natürlich gar nicht.
Grübelnd furchte er die Stirn, da hatte Bridtha zum Glück schon eine andere Idee. Eine gute Idee! Einfallsreich war sie - warum war eigentlich er noch nie auf diesen Gedanken gekommen? Die Frage stellte sich ja nicht zum ersten Mal.
Er grinste, als sie ihn so überschwänglich mit sich zog, und warf einen Blick über die Schulter, ob die Luft rein war. Außerdem wäre es ihm ja nicht so ganz recht gewesen, wenn ihn jemand so traut händchenhaltend erblickt hätte... Ein Sklave stiefelte gerade quer über den Hof und leerte ein paar Küchenabfälle auf den Misthaufen hinter dem Stall, doch er schien keine Notiz von ihnen genommen zu haben.Ohne Zögern trat er auf die Türe der Remise zu, in der die prunkvollen Sänften der Flavier verwahrt wurden, wenn sie nicht im Einsatz waren. Bridhes fragenden Blick erwiderte er sorglos, mit einem breiten Grinsen. Schnell klappte er den Riegel zurück, öffnete die breite Türe einen Spalt weit, und zog nun seinerseits Bridhe schwungvoll in das Halbdunkel hinein.
"Hab ich Dich!", lachte er und umfing sie räuberisch mit den Armen.
Die Türe schob er mit einem Fuß wieder zu. Ziemlich dunkel war es jetzt um die beiden. Nur durch schmale Fensteröffnungen unter dem Dach fiel ein wenig Licht und zeigte, nachdem die Augen sich daran gewöhnt hatten, die Formen der eng nebeneinander stehenden Sänften. Lange Tragestangen ragten hervor. Mit kunstvollen Schnitzereien verzierte edle Hölzer, und schwere Vorhänge aus kostbaren Stoffen umgaben die beiden. Und immer wieder das flavische Wappen, vergoldet, verschnörkelt, schimmernd, stolz auf den Seiten der Sänften prangend. -
Zielsicher legte Sciurus den Finger in die Wunde, und bohrte darin herum. Alles bäumte sich auf in ihm, wehrte sich dagegen, als der Kriecher wieder seinen Namen sagte. Sein verlorener - toter - Name im Mund dieses Abschaumes. Er war bleich vor Zorn, wollte töten, zerfetzen, das Schandmaul ein für alle mal zum Schweigen bringen!
Doch dass der Preis dafür zu hoch sein würde, das war inzwischen schon zu ihm vorgedrungen. Ruhig bleiben! Tief atmen! Mühsam kämpfte er die kochende Wut in sich hinunter, bevor sie ihn übermannen konnte. Und wurde schlagartig ganz kalt."Ja, Sciurus, unbedeutend bist du allerdings. Dieser Schimmer über den du spottest - hast du den überhaupt einmal gekannt? Warst du jemals frei, oder bist du seit jeher solch ein krummer Lakai gewesen? Du buckelst vor deinem Meister, labst dich an den Brosamen der Macht die vom Tisch der Flavier für dich abfallen, und gefällst dir darin, Schwächere zu terrorisieren. Du bist einfach erbärmlich. Hündisch."
Flüchtig wies er mit dem Kinn auf den Köter, der in der Zwischenzeit von irgendwoher erschienen war und knurrende Laute von sich gab. Ohne jedoch wirklich auf die neu hinzugekommen zu achten fuhr er fort, den Blick abschätzig auf Sciurus gerichtet:
"Was Freiheit ist weißt du nicht. Hast keine Ahnung davon wie sie einen Menschen adelt. Weißt nicht was es heißt sein eigener Herr zu sein, seine Stimme zu erheben in der Versammlung der freien Männer, zu tun was einem beliebt und sich zu nehmen was man will. Und zu kämpfen für das, woran man glaubt!"Hochaufgerichtet stand er da, mit blitzenden Augen, beseelt von der hehren Idee für die er einmal gekämpft hatte. Und einen Moment lang war die Via Appia vergessen, schien er wieder wie früher der unbeugsame Freiheitskämpfer zu sein. Seine Worte, laut und voll flammender Überzeugung, erfüllten den miefigen Speisesaal, drangen auch hinüber in die Küche. So nach und nach ließen immer mehr der Sklaven dort ihre Arbeit im Stich und drängten sich in der Türe um zu sehen was da los war.
"Das ist Freiheit," sprach Rutger feurig, "und das ist erst Leben! - Wenn du keine Angst zu sterben hast, Sciurus, dann nur weil du nichts zu verlieren hast, um das es schade wäre. Und kennenlernen wirst du das nie, weil du immer nur Gewürm sein wirst, das im Schmutz zu Füßen seines Herren kriecht. Niemals mehr als ein Zerrbild, ein Schatten, ein schlechter Witz von einem Mann. Wenn du nicht so bösartig wärst, müßtest du einem glatt leid tun."Das mit den kleinen Mädchen überhörte er erst mal würdevoll. Sciurus war bestimmt nur neidisch.
Doch der letzte Satz barg etwas in sich, etwas Bedrohliches lag da unter der Oberfläche der Häme, das ihn veranlasste unwirsch nachzufragen:
"Was!?" -
Zu hören wie grausam der Gode Flavius Gracchus sein konnte, dass überraschte ihn nicht besonders. Natürlich, auch dieser Mann hatte zwei Gesichter, wie wohl ein jeder der Flavier. Er hatte ja selbst gesehen, wie aus dem leutseligen Saturnalien-Gastgeber, der ihm fröhlich das Austern essen beigebracht hatte, auf einmal ein Beschwörer finsterster Mächte geworden war, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken in den Abgrund gestürzt hatte.
Wie jämmerlich aber, sich so hinter seinem Herrn zu verstecken!
"Glaub mir", spie er Sciurus verächtlich entgegen, "was Dein Herr tun wird oder nicht - das wird nicht mehr deine Sorge sein, wenn ich mit dir fertig bin, dich zertreten und zermalmt habe wie das ekle Gewürm das du bist! - Hast du eigentlich nichts besseres zu tun, als herumzuschleichen und junge Mädchen zu ängstigen?!"Dass sein Gegenüber allerdings so ruhig blieb, irritierte den Germanen schon - der Kriecher musste noch ein Trumpf haben, vielleicht einen Dolch im Gewand oder einen Wachhund in der Nähe.. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, versuchte er, als die Bank über den Boden schabte, aus den Augenwinkeln einen Blick zu erhaschen was da hinter ihm vorging. Da sprach Astraia. Wütend, dass sie ihm so in den Rücken fiel, stieß er schnaubend die Luft aus. Von wegen loslassen - die Fresse einschlagen würde er dem Bastard!
Seinen verlorenen Namen zu hören, von Sciurus lächelnden Lippen, ließ ihn jedoch einen Moment lang wie erstarren. Dieser Kriecher wusste um seine Schande, wusste, dass er um Gnade gebeten hatte, wie es natürlich ein jeder hier wusste...
Sieh hin, sieh genau hin, das was da vor dir ist, diese erbärmliche Kreatur, das kann auch aus dir einmal werden... hast ja schon den ersten Schritt getan...
Ein Schmerz lief durch seine Hände, zuckte bis in die Fingerspitzen.
"Bei Fenris Fängen..." zischte er, presste die Lippen aufeinander, bebend vor Zorn über die Drohung gegen seine Bridtha. "Niederträchtigster Neiding", grollte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, "wenn du es wagst, ihr auch nur das geringste zu Leide zu tun, dann reiß ich dir mit bloßen Händen die Gedärme aus dem Leib und knüpf dich damit an nächsten Baum auf!!!"Ruckartig riss er Sciurus von der Wand weg, versetzte ihm mit aller Kraft einen Stoß vor die Brust, wollte ihn von sich fort und zu Boden schmettern - angewidert und zugleich erfüllt von hilfloser Wut ob der Erkenntnis dass er ihm so nicht beikam, dass er damit der die er doch beschützen wollte, womöglich sogar schadete...
"Pack dich Sciurus. Krieche zu deinem Herrn und leck ihm die Füße oder lutsch ihm den S******. Du bist wirklich das... allerwiderlichste Stück Dreck das mir je untergekommen ist." -
Die düstere Miene entgleiste.
"Was?!" entglitt es ihm entgeistert. Zu allem Unglück drang jetzt auch noch das helle Lachen der beiden Mühlespieler an sein Ohr. Das war zuviel!
In Ermangelung einer schlagfertigen Erwiderung packte er einfach zu, als Sciurus an ihm vorbeigehen wollte, grub die Finger in den Stoff von dessen Tunika, und versetzte ihm einen derben Stoß gegen die Wand. Mit brutaler Kraft drückte er ihn dagegen, und knurrte böse:
"Du scheeler Kriecher hörst mir jetzt mal genau zu! Du hältst Dich verdammt noch mal von Bridtha fern. Zu sagen hast Du ihr gar nichts, ebensowenig wie mir, und wenn du ihr noch einmal Angst machst, mit Löwen oder sonstwas, brech ich Dir alle Knochen, Du widerlicher Bastard - auch wenn ich mir nicht gern die Finger so schmutzig mache."
Unbändig loderte der Zorn in seinen Augen, als er Sciurus anstarrte. Dieses Etwas war kein Mann, und trotz seiner nordischen Züge gewiss kein Germane, er war das groteske Zerrbild dessen, was römische Knechtschaft aus einem Menschen machen konnte... und infolge dessen um so verabscheuungswürdiger. Wie gerne hätte er dem heißen Drang in sich nachgegeben und ihm hier und jetzt den Hals umgedreht! Impulsiv ballte er die Rechte zur Faust dass die Knöchel knackten. -
Überrascht vernahm er Bridhes Worte. Das klang - wenn er sie recht verstanden hatte - verdammt verheißungsvoll... Seine Augen funkelten übermütig. Er lächelte breit und wandte den Kopf ein wenig, bis seine Lippen ihren Handballen streiften, biss sie dann leicht, nur spielerisch hinein.
"Ich folge Dir, wo immer du auch hingehst, süße Bridtha..." sprach er grinsend, sprang auf die Füße und zog Bridhe an der Hand zu sich hoch. Und das tat er dann auch - folgte ihr, wo immer sie ihn auch hinführen würde... -
In der linken Hand eine Schale matschigen Getreidebreis, in dem sich hier und dort ein Stück verkochtes Gemüse versteckte, in der rechten einen hölzernen Löffel, betrat der Germane, von der Küche her kommend, den beinahe leeren Speisesaal. Unzufrieden war seine Miene, denn es war ihm nicht gelungen, dem Küchenmädchen Astraia ein Stück Speck dazu abzuluchsen. Dabei hatte sie ihm bis vor kurzen noch ständig was zugesteckt, manchmal hatte er schon gedacht sie wolle ihn mästen. Aber in den letzte Tagen war sie anders gewesen, kühl, er hätte gar nicht gedacht dass das kleine Mauerblümchen so zickig sein könnte. Oder ihm etwas gar abschlagen könnte! Nun ja, wer verstand schon das Weibsvolk.
Er trug seine Schale an einem Tisch vorüber, wo zwei junge Haussklaven, noch halbe Kinder, Steine auf ein mit Kreide auf die Tischplatte gemaltes Mühlespiel setzten, und steuerte einen Platz in der Ecke an. Es gab ja durchaus eine Menge Leute hier in diesem Haushalt, die ihm übel wollten. Ajax der Thraker zum Beispiel, oder dem sein Kumpel Diomedes, dessen hässlicher Zinken von Nase seit dem Bruch auch nicht unbedingt schöner geworden war, die führten ganz sicher etwas gegen ihn im Schilde. Und so fühlte er sich nun mal einfach sicherer, wenn er mit dem Rücken zu Wand saß.
Aber - wer war denn das? Laut stieß die Schale auf den Tisch, als der Germane sie ruckartig abstellte. Auf den ersten Blick hatte er den Mann gar nicht gesehen, kein Wunder, dieser scheele Kriecher hatte ja auch so was heimlichtuerisches, huschte wie ein Geist durchs Haus, oder wie ein Katzentier, auf leisen Pfoten. Sehr gut ihn hier zu treffen, mit dem hatte er eindeutig mal ein Wörtchen zu reden!
"Sciurus!",
grollte der Germane, und stieß in aggressiver Geste den Löffel in den Getreidebrei, so dass er aufrecht darin stecken blieb.
Langsam und mit barbarisch-bedrohlicher Miene tat er die paar Schritt auf seinen ungleichen Kollegen zu, blieb vor ihm stehen, taxierte ihn einen Moment lang grimmig, bevor er äußerst unheilvoll verkündete:
"Es gibt etwas zu klären...!" -
In diesem langgestreckten Saal, der an die Küche angrenzt, nehmen die Sklaven der Villa Flavia ihre Mahlzeiten ein. Er ist sowohl Gegenstück zum als auch Gegenteil des eleganten Tricliniums der Herrschaften.
Hier dringt nur wenig Licht durch die halbblinden Fenster, Kochdünste haben sich an den angeschmutzten Wänden festgesetzt, und in der Luft liegt stets der abgestandene Geruch von altem Essen. Klobige Holztische und Bänke bilden das Mobiliar, zerkratzt, teils schon ziemlich wackelig, und fügen sich somit perfekt in das schäbige Gesamtbild dieses Raumes. Nichtsdestotrotz ist dieser Speisesaal noch immer deutlich weniger trostlos als das Nachtlager der Sklaven - das alte, aus Zeiten des Flavius Felix - und so finden sich hier auch außerhalb der Essenszeiten gelegentlich die weniger privilegierten Bewohner der Villa ein, wenn sie, selten genug, etwas freie Zeit haben. -
Süß schmeckten ihre Lippen, waren weich und betörend. Er kostete sie hingebungsvoll, schloss dann geniesserisch die Augen, als ihre Finger durch sein Haar strichen. Das mochte er gern... Langsam aber sicher wurde der lange währende Kuss wiederum forscher. Heiß tastete seine Zunge sich vor, wollte ihre Lippen aufschmelzen, ihren Mund ungestüm erforschen. Zugleich ließ er sich, sie fest in den Armen halten, langsam auf den Boden hinuntersinken, bis sie beide auf dem Rasen lagen, ohne im Küssen innezuhalten.
Die Schatten waren lang. Die letzte Strahlen der untergehenden Sonne warfen goldene Säulen von Licht auf das grüne Gras. In der Abendstille verklangen die Stimmen der Vögel, und der östliche Himmel färbte sich dämmerblau."Bridtha...", flüsterte der Germane in einer kleinen Atempause, und ließ sich ihren Namen, den er einfach nicht über die Lippen brachte ohne ein hartes 't' hinzuzufügen, förmlich auf der Zunge zergehen. "Meine süße Bridtha..."
Versonnen strich er mit der flachen Hand ganz langsam an ihrer Wange entlang, da wo ein später Sonnenstrahl einen warmen goldenen Schimmer auf ihre blasse Haut legte. Schön.
Er spielte mit einer Stähne, die sich aus ihrem hochgesteckten Haar gelöst hatte, zupfte dann weitere heraus, befreite sie Stück für Stück, bis ihr Haar ungebändigt auf ihre Schultern fiel.
"Min otmahali..." raunte er ihr zärtlich ins Ohr, und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Selbstvergessen wühlte er mit den Lippen darin, sog tief ihren Duft ein, war einfach trunken von ihrer Nähe.Störend brach das Knirschen von Kies in den Kokon der Zweisamkeit. Blätter raschelten, und kurz war das Geräusch von Schritten in der Nähe zu vernehmen. Aus seinem Tun gerissen blickte der Germane auf. Gerade versank der letzte Rest der Sonnenscheibe hinter der hohen und festen Mauer, die den Garten von der Außenwelt abschirmte. So spät schon? Er bemerkte außerdem, dass beim wilden Küssen auf dem Rasen sowohl Bridhes helle Tunika, als auch seine, Grasflecken abbekommen hatten. So banal das war, erinnerte es ihn doch wieder an die Wirklichkeit, die um dieses geschützte, lauschige Fleckchen hier außenherum existierte.
Er setzte sich auf, strich einen Grashalm und ein Stückchen Rinde aus Bridhes Haar. Etwas fragendes mischte sich hinein, als er sie anlächelte. Er versuchte sich dagegen zu wappnen, dass sie nun wohl wieder sich erheben, und aus seinen Armen entschwinden würde. Seine Enttäuschung sollte sie ihm aber verdammt noch mal diesmal nicht ansehen.
Wie eine Schwanenjungfer, die bei Einbruch der Nacht ihr Federkleid anlegt, die Schwingen breitet, und sich rauschend in die Lüfte erhebt..., dachte er melancholisch, um sich die Sache etwas zu verbrämen.