Beiträge von Rutger Severus

    "Ein Possenspiel?!"
    Entgeistert starrte er Aquilius an.
    "Du tötest mich - ihn - Rutger - löschst aus war ich war, und nennst das ein Possenspiel?!!"
    Es hielt ihn nicht mehr auf der Kline. In Rage sprang er auf, begann mit schnellen Schritten den Raum zu durchqueren, aber nur genau dreieinhalb Schritt weit, dann machte er unwillkürlich kehrt, ging ungehalten hin und her. Immer dreieinhalb Schritt. Er schüttelte den Kopf, suchte nach Worten, fand keine, und gestikulierte hilflos mit der rechten Hand in der Luft, als könne er die Worte dort fassen und herauspflücken.
    "Du hast einen... grausamen Humor.", brachte er schließlich hervor.
    Getötet hast du Dich selbst. Ein Hallvardunge bettelt nicht um Gnade. Winselt und fleht nicht vor dem Feind. Du Niemand! Niemand... niemand... niemand.....


    Er legte den Kopf schräg, lauschte ins Leere, fuhr sich fahrig über den Nacken. Blickte beschämt zu Boden.
    "Ich bin aber besser als so ein dummer Schläger, Flavius Aquilius. Das lass Dir gesagt sein. Ich bin kein Idiot den Du Dir für Geld an der Ecke kaufst. Ich bin ein Krieger - noch immer. Und jetzt Dein Gefolgsmann."
    Er schien wieder zu wachsen bei diesen Worten, richtete sich mit einem Überrest seines arg verwundeten Stolzes auf, zu seiner alten, pfeilgeraden Haltung.
    "Das ist ein Unterschied."


    Was Aquilius mit dem Namen meinte, verstand er nicht. Nur dass er bestimmt nicht wild war auf so eine "Ehre", das wusste er. Den Namen seiner Herren immer mit sich rumzuschleppen, das war ja wie eine Brandmarkung. Warum eigentlich, so kam es ihm da kurz in den Sinn, hatten sie ihn eigentlich nicht gebrandmarkt? Oder so einen widerlichen Eisenkragen verpasst? Die anderen Sklaven hatte ihm das nämlich hämisch prophezeit, nach der Flucht. Kam das noch? Oder war das Aquilius Milde zu verdanken, oder hatte der Flavier das vielleicht einfach - vergessen? Er hoffte jedenfalls von Herzen, dass es dabei bleiben würde.


    Sprunghaft war er geworden. Als wäre nichts gewesen, nahm er wieder auf der Kline Platz, gegenüber Aquilius. Er stützte die Ellbogen auf die Knie, das Kinn auf die Hände, und heftete den Blick unverwandt auf den Flavier, als wolle er ihn mit seinen Augen durchdringen, bis ins letzte erforschen. Ein Gefährte? Das hatte der Flavier früher schon mal gesagt, doch er hatte es ihm nicht abgenommen. Zu zornig war er gewesen, damals, um ihm Glauben zu schenken.
    "Wirklich? - Das klingt sehr großmütig, Flavius Aquilius. Doch ich weiß nicht ob ich das kann. So wie die Dinge eben sind..."
    Sklave, Gefährte, das passte doch nicht zusammen, leider. Skeptisch furchte er die Stirn, und konnte auch nicht so ganz glauben, dass dem Flavier an seiner ehrlichen Meinung gelegen war. War das eine Falle? Argwohn flackerte in seinen Augen. Zumindest was römische Angelegenheiten betraf, war das freie Äußern seiner Meinung - wie er aus Erfahrung wusste - der beste Weg, sich jedwedes Wohlwollen gleich wieder zunichte zu machen. Und was war das mit dem Wahnsinn?


    "Wenn Du meine Meinung hören willst, werde ich sie Dir nicht verhehlen.", sprach er schließlich vorsichtig.
    "Und das andere kann ich versuchen - werde ich versuchen, natürlich - aber der Irrsinn ist ja ein tückischer Gegner. Willst Du dem fauligen Dunst des Sumpfes entgehen, solltest Du besser hoch in die Berge hinaufsteigen, wo die Luft eben klarer ist - denke ich.
    Ähm, und ein paar Sachen, weiß ich schon über euch. Ianus war mir jetzt kein Begriff, aber von ein paar Göttern weiß ich schon ein wenig die Namen. Wir hatten einen römischen Unfreien früher, der hat meinen Geschwistern und mir das beigebracht. Wie auch das Latein."

    Um den Feind zu kennen, und ihn damit besser zu bekriegen, natürlich. Aber das verstand sich ja von selbst.

    Waren sie mit hier hineingekommen? Der Schrecken des Goden, als er erwachte, ließ jedenfalls darauf schließen. Alarmiert schweifte der Blick des Germanen durch den Raum. Und wieder ein Blitz, ein geisterhaftes Licht, das die Dinge scharf der Dunkelheit entriss, die Schatten kraus verzerrte. Noch immer konnte er nichts sehen...
    Oder - der Gedanke war absonderlich - hatte der Gode, dieser entsetzliche Hexenmeister, etwa Angst vor IHM? Fürchtete er womöglich die Rache des Verfluchten, in diesem Augenblick, da niemand um sie war, und das Tosen des Unwetters die Geräusche verschlucken musste?
    Genugtuung. Eine ungeheure Genugtuung stieg bei diesem Gedanken in ihm auf. Langsam beugte er sich vor, um dieses zu überprüfen, näherte sich unheilvoll dem Goden, der auf der Kline zurückgerutscht war, und fixierte ihn böse. Dieser Mann hatte ihm Furcht eingeflösst wie keiner zuvor, in jener mondlosen Winternacht. Nun war er selber deren Raub geworden. Noch näher beugte der Germane sich heran, und weidete sich am Aufflammen der Panik in den Augen des Goden. Herrlich. Göttlich. Dies war ein Anblick der ihn wahrhaftig für vieles entschädigte.


    Dass er allerdings zu weit gegangen sein könnte, schoss ihm durch den Kopf, als der Gode wieder die Hände hob, und zu intonieren begann. Augenblicklich wich er zurück. Es waren die gleichen Namen wie damals, die selben düsteren Götzen, zu denen der Gode rief, doch diesmal bebend, voll der Furcht, und... Ja! Er brach den Fluch! Der Gode tat genau das, was er von ihm verlangt hatte!
    Kehre den Fluch und dränge das unterirdische Gezücht zurück in seine Bahnen!
    Laut grollte der Donner, dumpf, wie ein letztes erbostes Auflehnen der Lauerer, die ihre Beute nicht preisgeben wollten. Doch der Gode sprach weiter, befahl ihnen zu weichen, drängte sie mit den Worten der Macht zurück in die dunklen Schlünde, die bodenlosen Abgründe, aus denen er sie einst hervorgerufen hatte.
    Welche Erleichterung! Kaum waren diese Worte verklungen, spürte der Germane schon die Veränderung. Die Schatten im Raum waren nicht mehr so unstet, das Heulen des Windes trug nicht mehr die Stimmen der Jäger in sich, der kalte Hauch, der durch das Fenster kam, war einfach nur noch ein kühler Luftzug - nichts weiter. Der Fluch der Unterirdischen war endlich gebrochen! Eine ungeheure Last fiel von den Schultern des Germanen. Befreit atmete er auf.


    Es musste die Macht des gewirkten Bannes sein, die dem Goden die Kräfte raubte, so dass er wiederum das Bewusstsein verlor. Dass er sich beim Hinfallen wohl ein bisschen den Kopf aufgeschlagen hatte, konnte ja so schlimm nicht sein. Auch an der Tunika des Germanen waren, wie er erst jetzt bemerkte, ein paar Blutspuren zurückgeblieben, als er ihn ins Haus hinein getragen hatte. Ob er jemandem bescheidgeben sollte? Er zögerte. - Ach nein, lieber nicht, am Ende würde man noch ihm die Schuld dafür geben, dass der Gode gestürzt war. Oder nur mal angenommen der Gode wäre jetzt im nachhinein verwirrt, oder hätte gar - konnte ja sein, man wusste ja nie, war ja wohl gar nicht so selten - erst mal sein Gedächtnis verloren?! Dann würde man ohne Zweifel ihn für die Angelegenheit verantwortlich machen, nur weil er in der Nähe gewesen war. Nein, nein, darauf konnte er gut verzichten. Der Mann würde schon von alleine wieder auf die Beine kommen, beschloss der Germane und verzog sich aus dem Oecus.


    Beschwingt überquerte er wieder den Innenhof. Keine Unterirdischen lauerten hier mehr, der Riss im Gefüge der Welten war wieder versiegelt. Der Fluch war vergangen als hätte es ihn überhaupt nie gegeben, er war den Kreaturen der Tiefe entkommen, wie er überhaupt schon so oft dem Verderben um Haaresbreite entronnen war. Trotz allem was geschehen war, war er noch immer am Leben, jetzt vom Fluch befreit, hatte seit neuestem ausserdem eine ganz wunderbare, liebliche Gefährtin...Vielleicht hatten ihn seine Fylgien doch nicht verlassen?
    Frisch fiel der Regen auf ihn hinab, rieselte angenehm durch sein Haar. Er hätte singen können vor Freude und Erleichterung. Aber etwas kalt war es dann doch da draußen, und so kehrte er in die Sklavenunterkunft zurück, um sich zu trocknen und wieder hinzulegen. Nichts und niemand würde mehr bösartig in seine Träume eindringen. In diesem Wissen schloss er beruhigt die Augen.

    Alles in allem schien dieses Mädchen weitaus realistischer und resoluter, als man beim ersten Blick in ihre schönen blauen Augen hätte meinen können. Realistischer als er wahrscheinlich, sinnierte der Germane. Er sollte ihr nicht solchen Unsinn erzählen, auch nicht zum Trost.
    Ja, wahrscheinlich hatte sie recht, und sie würde nie mehr zurückkehren können. Und auch er würde die Wälder seiner Heimat nie mehr wiedersehen, und nicht seine Familie. Nimmer. War auch besser so, denn von seiner Schande sollte die Sippe niemals Kunde bekommen. Und man musste sich wohl damit abfinden, wenn man nicht den Verstand verlieren wollte. Augenblicklich schon wieder tief in sein eigenes destruktives Hadern verstrickt, schwankend zwischen Resignation und der Auflehnung gegen dieses schäbige Schicksal, furchte er düster die Stirn. Nein! Es war alles so erbärmlich...


    Ob er bei ihr bliebe? "Ja sicher.", hatte er schon geantwortet, bevor ihm aufging, dass man diese Frage auch recht umfassend verstehen konnte, und sich darob ein leichter Nachhall von Skepsis auf seinem Gesicht abzeichnete. Was wenn Aquilius ihn verkaufte? Oder Bridtha wegschickte? Überhaupt, sich so festzulegen, war eigentlich nicht so sein Ding... Wer wusste schon was morgen war.
    Dass sie ihre Frage so ersthaft ankündigte, machte ihn natürlich neugierig. Mit schräg gelegtem Kopf hörte er aufmerksam zu. 'Gekränkt'. Pfff, er und gekränkt! Das klang - weichlich! Gekränkt durch diese Unterstellung schüttelte er den Kopf und sagte steif:
    "Nein, nein. Schon in Ordnung. Dass Aquilius Dich für sein Bett bestimmt hat, ist nicht Deine Schuld."
    Er konnte nicht leugnen, dass er eifersüchtig war. Verdammt. Er wollte sich doch in nichts verstricken. Sowieso gehörte sie Aquilius. Es kam ihm dann aber doch in den Sinn, dass der Flavier vielleicht gar nichts dagegen hatte, wenn er auch etwas mit ihr anfinge. Bei Ne-fahr-thyrri damals war Aquilius ja auch nicht kleinlich gewesen.


    Ob er sie noch gerne hatte? Ja war er denn so grob gewesen, dass sie dran zweifelte? Anscheinend. Er wandte ihr sein Gesicht zu, und sah ihr in die Augen, wusste nicht recht was er sagen sollte.
    Steh einfach auf, befahl seine innere Stimme da vehement, und geh Holz hacken oder so. Ist besser. Oder sag: 'Natürlich. - Als wärst Du meine Schwester!' Oder...
    Seine Hand strich über ihr Haar, verharrte in ihrem Nacken.
    "Natürlich.", antwortete er lächelnd, und beugte sich zu ihr. "Und wie!"
    Rauh legten seine Lippen sich auf ihre. Er zog sie an sich und küsste sie lange und innig.

    Es gab Dinge, an die er eindeutig weder zurückdenken noch darüber sprechen wollte. Erleichtert, dass Bridhe da nicht weiter fragte, versuchte er die Erinnerungen an diesen grausigen Tag abzuschütteln, und hörte nun ihr zu, als sie erzählte. Anfangs noch etwas abwesend, merkte er auf, als sie vom Meer sprach. Sie hatte am Meer gewohnt! Das stellte er sich schön vor. Das eine Mal bei Ostia wo er es gesehen hatte, hatte ihn diese endlos weite, so irgendwie lebendige Wasserfläche, ungemein fasziniert. Wie gerne würde er noch einmal dort hinreiten.
    Die Tochter eines Schmiedes war sie also. Er nickte. Ein angesehener Beruf. Und viele Schmiede wussten ja auch Zauberwerk zu weben, kannten Albengeheimnisse, um das Eisen nach ihrem Willen zu formen. Ob Bridhta womöglich auch darin kundig war? Die Sachen, die sie in ihrer Muttersprache sagte, die klangen immer so rätselhaft, als wären es Worte der Macht.
    Er überlegte wie alt sie wohl gewesen war, als sie die Mutter hatte ersetzen müssen. Das klang nach viel Arbeit, was sie da erzählte. Furchtbar viel Arbeit. Seine Mutter hatte schon immer geklagt, ihre Kinder würden so viel Arbeit machen, dass sie davon ganz verrückt würde, und dabei hatten doch die Mägde das meiste davon erledigt.


    Als Bridhe erzählte, wie sie geraubt und verschleppt wurde, hörte er ihr stumm zu. Es quälte ihn, sie so traurig zu sehen. Und er bekam schon beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er ja früher, in der Zeit wo sie ständig an den Handelstrassen gelauert hatten, bei einem Überfall auch mal ein Mädchen hatte mitgehen lassen. Aber alle hatten das so gemacht! Es war eben der Lauf der Welt, die Waffenbrüder hätten ihn herzlich ausgelacht, wenn er die Beute hätte laufen lassen, und sein Vater hätte ihn glatt rausgeworfen. Der wollte keine Zauderer und Schwächlinge in seiner Gefolgschaft haben.
    Aber wie Bridtha, die süße Bridtha, nun wieder Tränen in die Augen bekam, wurde es ihm ganz anders. Verdammt, hätte er sie doch besser nicht sowas gefragt. Frische Wunden aufgerissen sozusagen.
    "Bridtha...", sagte er warm, und nahm sie fest in den Arm. Er strich ihr über den Rücken, und leise, mit etwas belegter Stimme, versuchte er ihr Worte des Trostes zuzusprechen.
    "Bridtha, min tresiwir. Eines Tages wirst Du wieder frei sein. Einmal ist Deine Gefangenschaft vorbei. Dann kannst Du nach Hause zurückkehren, und wieder Deine Heimat sehen. Sie können Dich nicht ewig halten. Du bist stark, und hast schon vieles durchgestanden, und das hier stehst Du auch durch. Und ich pass auf Dich auf. Komm wein doch nicht mehr. Es kommt der Tag an dem Du wieder frei bist, irgendwann kommt er."

    "Sie war... Ich meine, sie ist die Tochter des Flavius Aristides. Eine junge Römerin, so lauter wie ihr Vater niederträchtig ist...", hub er an, denn Bridhes Interesse und ihr aufmerksames Zuhören hatten ihm doch schon sehr die Zunge gelockert. Eine tiefe Wehmut überkam ihn, als er an Arrecina zurückdachte. In einem Ort namens Baiae war sie jetzt, so hatte er erfahren, weit weg, unerreichbar für ihn, ganz abgesehen davon, dass der Rutger, dem sie ihre Liebe geschenkt hatte, gar nicht mehr unter den Lebenden sein durfte.


    "Der Tod am Kreuz", fuhr er unvermittelt, in ganz distanziertem, nüchternem Tonfall fort, "ist die schlimmste Art zu verrecken die es gibt. Sie binden einen an ein Kreuz von Balken, das man selbst zum Richtplatz trägt, treiben Nägel durch die Gliedmassen, und stellen das dann am Wegesrand auf. Das Sterben dauert tagelang. Die Passanten sehen zu. Es ist eine sehr römische Art der Hinrichtung."
    Als Bridhes Finger seine Kehle berührte - war da etwa noch was? - wurde seine Miene starr. Er umschloss ihre Hand mit der seinen und führte sie bestimmt fort von seinem Hals.
    "Nichts. - Aber ich hab viel geredet. Erzähl mir doch von Dir, Bridtha. Wo kommst Du her? Und was warst Du bevor Du in Gefangenschaft gerietest?"

    Macht. Die Luft war erfüllt von Macht, um den Goden herum, der da lautlos aus dem Unwetter getreten war. Bösartig, schon mit Händen greifbar waberte sie um ihn herum. Ein Nachtreiter, fuhr es dem Germanen durch den Kopf, er ist gewiss ein Nachtreiter, der auf dem Gewittersturm herbeikam...
    Das fahle Zucken eines Blitzes erleuchtete jäh die Züge des Hexenmeisters. Er öffnete den Mund, zweifelsohne um eine Verwünschung auszusprechen, einen Fluch über ihn zu schleudern, der das Werk der Vernichtung vollenden würde, dass er einst begonnen.
    Ziu! Wodan! Donar steh mir bei! In stummem Entsetzen rief der Germane zu den Göttern, die ihn doch schon längst hatten fallen gelassen. Wie gelähmt vor Schrecken stand er wie angewurzelt. Seine Muskeln spannten sich an, er wollte fliehen und konnte doch keinen Schritt von der Stelle tun, nur die Hände streckte er aus, dem Goden entgegen um hastig das Ansuz in die Luft zu zeichnen, und die Thursen-Rune, auf dass sie ihn - hoffentlich! - schirmen würden, und die üble Zaubermacht ihn nicht mit all ihrer verheerenden Kraft treffen würde. Doch wirklich glaubte er nicht, dass sein laienhafter Schutz bestehen könnte, gegen den grauenvollen Zauber des Goden Flavius Gracchus, und er erwartete das schlimmste...


    Kein Fluch schmetterte auf ihn herab. Kein Riss ging durch die Welten. Keine Ungeheuer entsprangen der Finsternis. Der Gode - schrie? Starrte entsetzt, schrie und fiel zu Boden.
    Perplex blieb der Germane einen Augenblick lang einfach so stehen, die Hände, die die Runen formten noch in der Luft erhoben. Dann stieg eine schlimme Befürchtung in ihm auf. Hastig wirbelte er herum und sah hinter sich, starrte angespannt in die Nacht und das Unwetter. Aber da war nichts. Nichts das den Goden so hätte erschrecken können... Hmm. Er kratzte sich am Kopf. Oder jedenfalls: er konnte da nichts sehen! Aber das wollte ja nichts heißen. Eines war sicher: hier ging etwas um.


    Rasch trat er zu dem Goden, blickte von oben auf ihn hinab. So sah er eigentlich gar nicht gefährlich aus. Nur nass und bewusstlos. Aber der Germane wusste es besser. Ein äußerst naheliegender Gedanke keimte da in ihm auf. Dieser Mann hatte das dunkle Zauberwerk gesponnen. Diesen Mann zu töten würde es zerfetzen, ganz zunichte machen. Endlich würde er wieder ruhig schlafen können. Und zugleich wäre es eine Rache, zwar nur eine sehr kurze, doch trotzdem wärmte der Gedanke sein Herz.
    Schnell musste er sein. Wenn er auch glaubte, dass der Schrei im Getöse des Unwetters untergegangen war - es konnte immer noch jemand hier auftauchen. Er sah sich um. Nur Regen und Dunkelheit. Kurzentschlossen kniete er sich hin, beugte sich über den zu Boden gesunkenen. Erwürgen? Den Schädel einschlagen mit einem Stein? Nein, es war wohl am besten, wenn es so aussah, als wäre er ausgerutscht und beim Fallen unglücklich aufgeschlagen. Schon streckte der Germane die Hand aus, schon berührten seine Finger das nasse Haar des Flavius Gracchus, in der Absicht sich da hineinzugraben, es fest zu packen, den Kopf anzuheben - mit der anderen Hand würde er ihm den Mund verschließen - dann würde er den Kopf einfach ein paarmal heftig auf die Kante des des steingepflasterten Weges schmettern, auf den der Gode gefallen war. Bis der Knochen eben barst. Soweit war dem Germanen das alles ganz klar.


    Es war eine andere Erwägung, die ihm da plötzlich durch den Kopf schoss, die ihn stocken ließ. Zögernd schwebte seine Hand über dem Gesicht des Bewußtlosen, warf einen scharfen Schatten darauf, als wieder fahl die Blitze zuckten. Verdammt! Er war doch jetzt Gefolgsmann des Aquilius! Da durfte er nicht jemanden aus dessen Sippe töten! Mochte es auch noch verlockend, naheliegend, eigentlich unausweichlich sein wie jetzt.
    Bei Fenris' Fängen! Die Sache war leider klar, da gab es nichts daran zu rütteln. Der Germane zog die Hand wieder zurück, und blickte mit einem Ausdruck von Vorwurf auf die in Ohnmacht erschlafften Züge des Mannes vor ihm. Garms Grimm!


    Und jetzt? Ihn hier liegen zu lassen, war dann auch verkehrt, hier draussen, wo noch immer die Nachtmahre herumstrichen. Oder die Gefahr bestand, dass er sich verkühlte und an Husten krepierte. Er rüttelte ihn ein bisschen, doch der Flavier schien noch nicht aus seiner Bewußtlosigkeit erwachen zu wollen.
    Tja. Seufzend ob des Widersinnes packte er den Goden bei den Schultern, richtete sich auf und wuchtete ihn hoch. Dass so einem - wie der Germane fand - schmächtigen Mann eine solche Zaubermacht innewohnen konnte, das war schon erstaunlich.
    So dachte er, während er ihn in aus dem Peristyl heraus in das Innere der Villa trug, und ihn im nächstbesten Raum - es war der Oecus - auf eine prunkvolle Speiseliege legte. Düster blickte er auf ihn hinab. Nachdem er nun die Angst des Goden vor dem was da umging, gesehen hatte, fand er ihn weitaus weniger furchterregend.
    "Wach auf, Flavius Gracchus.", sprach er eindringlich. "Du hast sie gerufen. Die Unterirdischen, das Chaos, das Vergehen. Es gab keinen Fluch. Irrig riefst Du sie herbei. Du erst hast den Fluch geschaffen. Wach auf. Du musst sie zurückschicken. In die Tiefen, aus denen Du sie hergeholt hast. Dorthin musst du sie verdammt noch mal zurückschicken."

    "Versuch das lieber nicht.", murmelte er. "Sie kriegen Dich."
    Sein Arm rutschte von Bridhes Schultern, und abwesend umgriff er ein Stück Rinde, das da auf dem Gras lag. Er ließ es durch die Finger gleiten, brach kleine Stückchen davon ab. Unwirsch zuckte er die Schultern auf ihre Frage hin. Über kaum etwas hatte er mehr nachgegrübelt, während der zermürbenden Haft, als: wieso hat es nicht geklappt? War es aussichtslos gewesen, von Anfang an? War er ohne den Beistand seiner Götter ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen? Oder hatte es allein an seinem fatalen Fehler mit Arrecina gelegen?
    "Ich hatte einfach Pech, schätze ich.", sagte er trübsinnig, und schnippte einen Fetzen Rinde davon. "Ich war schon ein paar Tagesritte weit. Mit... einer Geisel. Aber ihr Vater hat uns eingeholt. Flavius Aristides!"


    Unvermittelt loderte Hass in seinen Augen auf. Das Rindenstück zerbrach als er die Faust ballte.
    "Der Neiding, der mich einst gefangennahm! In meiner Heimat. Ich hätte ihn töten sollen, als ich es konnte..."
    Das kannst du noch. Wenn er wieder in die Villa kommt. Sie glauben du bist gebrochen. Zahm. Harmlos. Er wird nicht damit rechnen...
    Der Germane schüttelte den Kopf, abwehrend. Mit leiser, harter Stimme sprach er weiter:
    "Es war ein Tal ganz oben in den Bergen. Wir rasteten, da kam er angeritten. Flavius Aristides... Er ist ein starker Krieger. Ich war verwundet von der Flucht, und hatte nur einen schlechten Speer. Der zerbrach, als wir kämpften. Ich unterlag."
    Sein Blick ging starr ins Leere.
    "Danach war ich... sehr lange im Carcer. Aquilius - naja, er hat eine Menge gesagt. Aber am Ende wollte er mich doch ans Kreuz schlagen. Es war dann... alles ziemlich knapp."
    Wieder zuckte er die Schultern, und unwillkürlich fuhren seine Finger zu seinem Hals, wo die Würgemale schon seit längerem verblasst waren. Dann schwieg er. Schließlich konnte Bridtha ja sehen, dass er noch hier war.

    In großen schweren Tropfen netzte der Regen sein Gesicht, als der Germane aus dem überdachten Säulengang in den Innenhof hinein trat. Der Wind fing sich stürmisch in seinem Haar. Kalt war es, doch es tat wohl, den Ansturm der Element so zu spüren. Vieles konnten die Römer unterwerfen, brechen und zähmen, aber nicht den Sturm oder den Regen. Die tobten wild wenn sie es wollten, auch hier in dieser so überaus zivilisierten Villa, im Herzen der römischen Ordnung.
    Die Kälte klärte ein wenig den Aufruhr, den der Germane in sich trug. Er blieb stehen und hob das Gesicht gegen den schwarzen Himmel. Heftig prasselte der Regen auf ihn hinab, nässte sein Haar, floss in kleinen Bächen an ihm hinunter. Schon nach wenigen Momenten klebte die Tunika klatschnass an ihm. Es fühlte sich gut an. Lauter. Als würde der Regen ihn reinwaschen, von den stickigen Dünsten der Sklavenunterkunft, von der widerwärtigen Berührung der kalten Eisen, die ihn in seinem Traum gefangen hielten.


    Brausend fuhr eine Bö durch den Peristylgarten, ließ die Bäume ächzen und die Zweige schwanken. Die Blumen in den adretten Beeten lagen, vom Wind geknickt, platt auf der Erde.
    Hier war es gewesen... Letzten Winter. Langsam schritt der Germane über den hellen Kies. Dort hatte er gestanden - in Ketten - dort drüben zwischen den Säulen Arrecina. Und hier der Gode, hier hatte er die Grenzen zersprengt, die aus guten Grund zwischen den Welten waren, hier hatte er mit der Macht seiner finsteren Götzen die Unterirdischen hervor beschworen und sie auf ihn gehetzt... auf ihn? Auf Rutger Thidriksohn...
    Tiefe Schwärze lag an den Mauern, in den Fensterhöhlen, zwischen den windgeschüttelten Pflanzen. Dunkelheit, die vieles in sich bergen konnte. Waren sie noch hier?


    Genau in der Mitte des Hofes blieb er wieder stehen und lauschte, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Der Wind heulte, Äste schlugen gegeneinander, der Regen rauschte...
    Und wieder stiegen die Bilder vor ihm auf, meinte er, das düstere Glimmen des Altares zu sehen, Arrecinas hilflosen Blick, die zaubermächtige Stimme des Goden zu hören, wie er das Grauen auf ihn hinabrief. Und Blut - Blut das weiße Federn tränkt.
    Der Germane erschauderte. Griff sich an die Stirn, wo der Schnitt über der Braue, diese winzige Verletzung, die doch verheerender als mancher Schwerthieb gewesen war, eine ganz unscheinbare kleine Narbe hinterlassen hatte.
    Ja... sie waren noch hier. Er konnte sie raunen hören, und hungrig in den Schatten kriechen. Doch sie kamen nicht, wenn er wachsam war. Trotzen musste er ihnen. Beständig lauerten sie auf ihn. Die Stirn musste er ihnen bieten! Er hob das Kinn und verharrte mit angespannten Sinnen inmitten des Hofes. So still als wäre er auch eine Statue geworden. Reglos im Regen.


    Dann spürte er: da war noch wer. Er war nicht mehr allein. Langsam, ganz langsam, wandte er den Kopf, blickte über seine Schulter zurück... Seine Augen weiteten sich. Der Gode...!
    Eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter. Ganz ohne sein Zutun formten seine Hände das Zeichen des Mjöllnir.

    "Das sieht ihm ähnlich!", grollte der Germane voll Abscheu. "Der ist ein scheeler Kriecher, ein arger Hundsfott, ein widerlicher Speichellecker! Ein Wichtigtuer! Und tückisch dazu!"
    Nur zu gut konnte er sich vorstellen, dass dieser Kerl Spaß daran hatte, liebe junge Mädchen zu ängstigen. Wahrscheinlich zertrat er auch Käfer, und riss allen Schmetterlingen die Flügel aus, derer er habhaft werden konnte. Und dann gab es da ja auch diese Dinge, die da über ihn gemunkelt wurden. Abscheulich, einfach nur abscheulich. Der Germane beschloss: mit dem würde er mal ein ernstes Wörtchen reden! Der sollte sich gefälligst von Bridtha fernhalten!


    "Ach."
    Seine Flucht, und all die Ereignisse, die daran anschlossen, schienen ihm in unendlich weiter Ferne zu liegen. Wirklich wie in einem anderen Leben. Dieselbe Jahreszeit wie jetzt war es gewesen, goldener Spätsommer, als das ganze Verhängnis seinen Anfang nahm. Er stützte sich auf den ausgestreckten Arm, zog ein Bein an. Daran zurückzudenken, an diese wenigen Tage in denen er wieder frei gewesen war, an den Ritt durch die Berge, an Arrecina... das führte ihm das was er jetzt war nur wieder all zu deutlich vor Augen. Ein Sklave. Ein niemand.
    Düster glitt sein Blick ins Leere.
    "Bin abgehauen. Geflohen. Hat aber nicht geklappt."

    Das mit dem Aufmuntern hatte noch nicht so recht geklappt. Sie schien wirklich große Angst zu haben. Wieder ganz ernst legte der Germane den Kopf schief bei ihrer Frage. Ob ihr wohl jemand von der Sklavin erzählt hatte, die die Flavier angeblich, vor einigen Jahren, den Löwen zum Fraße vorgeworfen hatten?
    "Nein."
    Er schüttelte bestimmt den Kopf.
    "Ganz sicher nicht. Das ist nicht seine Art. Da musst Dir keine Sorgen machen, Bridtha, wirklich nicht! Ich meine - schau mich an. Ich hatte wirklich schon sehr... großen Ärger hier, und ich, ähm, lebe ja noch immer...."
    Mehr oder weniger, dachte er bitter, lehnte sich ein wenig zurück und blickte melancholisch in den klaren Himmel hinauf. Ein Schwarm Vögel, kleine schwarze Punkte in der Höhe, zog dort oben vorbei. Mehr, auf jeden Fall, wenn er neben diesem Mädchen saß.


    "Ich verstehe Flavius Aquilius zwar nicht - überhaupt nicht - aber ich weiß, dass er kein Blutvergiessen mag, und nichts, das offen brutal ist. Obwohl er ein Gode ist, ein Priester, des Kriegsgottes der Römer. Er findet das wohl... unzivilisiert. Und ich glaube auch, dass er sich eigentlich wünscht, dass wir - seine Unfreien, die wir in seiner Hand sind - ihn mögen. Ihn vielleicht sogar verehren. Er will nicht ein 'Unmensch' sein. Deshalb schreckt er vor richtigen Strafen lange zurück. Glaube ich. Oder er ist wirklich so großmütig, ich weiß es nicht."
    Er zuckte die Schultern und hustete kurz. Soviel auf einmal hatte er schon lange nicht mehr gesprochen. Obwohl er nicht genau wusste, wieviel Bridhe von seinem Monolog da eigentlich verstand.
    "Also - Du musst Dir wegen der Löwen wirklich keine Gedanken machen, glaub mir!", schloss er, und streichelte aufmunternd ihre Schulter.
    "Aber wie kommst du drauf?"

    Der Jammer der aus ihren wenigen Worten sprach, griff ihm ans Herz. Heimweh. Das konnte er nun wirklich nachempfinden. Er nickte, setzte sich neben sie auf das Gras, verzog einen Mundwinkel zu einem halben, aufmunternden Lächeln. Vorsichtig, als wäre sie ein scheues Tier das er nicht verjagen wollte, hob er dann den Arm und legte ihn um ihre Schultern. Tröstend drückte er sie ein bisschen. Nur tröstend!
    Lass das, warnte da schon wieder seine innere Stimme, Du bist viel zu weichherzig, überhaupt nicht severus, es ist wie eh und je! Ein paar Frauentränen sind doch verdammt noch mal noch kein Ragnarök...


    "Löwen?"
    Verwundert über diesen Themawechsel sah er in die tränenverschleierte Bläue ihrer Augen. Da war noch so eine kleine Träne, die wischte er, den wütenden Protest seiner inneren Stimme entschlossen überhörend, mit dem Daumen von ihrer Wange.
    "Nein. Ich habe noch nie einen Löwen gesehen. Nur auf einem Bild. Es gibt ein Bild von einem Löwen an einer Wand in der Villa. Der Sklavenhändler, der mich nach Rom brachte, sagte immer, ich würde bei den Löwen enden. Aber er hat Unrecht behalten."
    Bisher. Ob er auf der Gladiatorenschule wohl mal gegen einen kämpfen würde? So ganz wohl wars ihm nicht bei der Vorstellung. Der Löwe auf dem Fresko sah schon sehr ungeheuerlich aus, mindestens so gefährlich wie ein Lindwurm war so ein Vieh bestimmt.
    "Elefanten habe ich aber schon gesehen. Kennst Du die? - Es gibt keine Löwen da wo ich herkomme. Wölfe habe ich natürlich schon gejagt, und Bären, wilde Keiler oder Auerochsen."
    Wenn auch die letzteren nicht unbedingt allein.
    "Warum?", fragte er, "Haben die Flavier sich denn einen Löwen zugelegt, zur 'Zierde' für den Garten?"
    Grinsend hob er die Hand vor Augen, sah sich suchend um. Seehr verwegen lächelte er Bridhe dann an und prahlte:
    "Der soll nur kommen, ich mach ihm einen Knoten in den Schwanz, und zähme ihn für Dich bis Du auf ihm nach Hause reiten kannst."

    Zischelnd rüttelte der Wind an den Fensterläden. Die Sklavenkammer war voll Nacht. Auf dem kargen Strohlager wälzte sich unruhig der Germane, gefangen in einem Strudel spukhafter Bilder.



    Hoch am Himmel die Sonne. Blendend, gleissend. Vor ihm: das Kreuz. Einen scharfen Schatten werfen die Balken über ihn. Der dunkle Umriss dort oben, menschenförmig, ist ein Wimmeln dunklen Gefieders, blanker Tieraugen und scharfer Schnäbel. Gierig reissen die Raben Fleischbrocken aus dem Kadaver, zerren an Sehne bis sie reissen, trinken die glasigen Augen. Langsam tritt er näher, bis zum Fuße des Kreuzes, ritzt Runen in den rissigen Balken, bis sie einen Namen formen: Rutger, des Thidrik Sohn. Denn der ist der Tote dort oben.


    Ein Wasserfall. Spitze Klippen, glitschig und trügerisch, umtost von den Wassermassen. Die Luft ist erfüllt von einem Schleier der Gischt, und zwischen diesen Schleiern tanzt sie, Arrecina, dort oben auf den Klippen. Selbstvergessen und lachend. Sie dreht sich übermütig, ihr Haar schwingt um sie herum, ihre Füsse sind einen Fingerbreit nur vom Abgrund.
    "Arrecina!" Sie kann ihn nicht hören. "Arrecina! Kleines! Pass auf!" Er will hin zu ihr sie halten und bewahren. Der Gefahr nicht achtend steigt er über die Klippen, watet durch eisige Fluten. Zu ihr, hin zu ihr. Er streckt ihr die Hand hin. "Arrecina!" Sie wirbelt herum in ihrem schwerelosen Tanz. Ihre Augen weiten sich erschrocken.
    "Du?!" Abwehrend weicht sie zurück vor ihm - und gleitet aus. Er vermag nicht sie zu fassen. Die Wassermassen reissen sie in die Tiefe, ersticken ihren Schrei. Blut rötet die Fluten. Sie ist fort.


    "Ich bin niemand mehr..." Er presst die Finger gegen das Gesicht, erstickt sein Weinen um die Verlorenen. Ketten knirschen. Schwere schwarze Eisen sind um seine Gelenke geschmiedet. Ihm ist eiskalt. Dicke Mauern umgeben ihn, werden ihn für immer hier festhalten. In der lichtlosen Tiefe, wo nur die Leere herrscht.
    Ein Raunen. Klauen schaben über Stein. Ein Grollen... Geifer trieft von ihren Fängen. Hungrig ihn zu verschlingen glimmen ihre Augen. Die Unterirdischen sind hier, wollen sich an ihm laben, das was noch übrig ist zerfetzen. Sie kriechen an ihn heran, geduckt, strömen aus den Schatten auf ihn zu, doch langsam, sie wissen, sie haben alle Zeit der Welt. Denn er ist gefangen.
    "Was wollt ihr noch von mir? Ihr findet hier niemanden... ich bin niemand mehr!"
    Kreischend, geifernd, widerlich ist das Lachen aus tausend gierigen Mäulern, das ihm entgegenschallt.
    "Armer Narr... was sind uns Namen ... fressen nur wollen wir... und fressen werden wir, einmal gerufen ... dich verzehren ... Stück für Stück..."
    Ihre Fänge und Klauen schlagen sich in sein Fleisch hinein. In rasendem Schmerz schreit er auf...



    Schweißnass fuhr er hoch, den Klang seines eigenen Schreis noch in den Ohren. Mit wild aufgerissenen Augen starrte er in die Dunkelheit. Unwilliges Murren wurde laut, jemand fluchte verschlafen. Stroh raschelte, als die anderen Sklaven, die ebenfalls aufgewacht waren, sich wieder die Decke über den Kopf zogen, um weiterzuschlafen.
    Aufrecht saß er auf seiner Lagerstatt, atmete tief ein und aus, spürte wie der hämmernde Schlag seines Herzens wieder langsamer wurde. Ein Traum... Doch die Beklemmung saß wie ein eiserner Reif um seine Brust. Die Unterirdischen... Sie waren ihm wieder auf der Spur! Hatten erneut seine Witterung aufgenommen!
    Es hielt ihn nicht auf seinem Lager. Er erhob sich und verließ gehetzt die Sklavenunterkunft, nur in der Tunika, barfuss. Und rastlos durchstreifte er die dunklen Gänge, unruhig, seines Weges nicht achtend, wie ein von den Furien getriebener. Der Wind strich ums Haus, seufzte mit hohlen Stimmen. Unwillkürlich zog es den Germanen in Richtung des Peristyls.

    Melancholischen Sinnes streifte er durch den Garten, sah das Verglühen dieses goldenen Spätsommertages. Still plätscherte ein Brunnen vor sich hin, und die Rosen leuchteten blutrot zwischen den leise bebenden Zweigen.
    Natürlich war auch der Garten kein für die Sklaven der Villa bestimmter Ort. Doch er war weitläufig genug, um nicht sogleich einem indignierten Flavier über den Weg zu laufen. Und die für die Sklaven bestimmten Orte, waren hässlich und voll Menschen, und eigneten sich nicht dazu still der Schwermut nachzuhängen.
    Neben einem mamornen Silenen, der ein verschmitztes Grinsen auf den schon leicht verwitterten Zügen trug, blieb er stehen. Stimmen drangen an sein Ohr. Bridthas Stimme?


    Er zögerte. Seit dem Dämpfer, den er am ersten Abend im Balneum hatte einstecken müssen, versuchte er geflissentlich, dieses Mädchen nicht zu nahe an sich ranzulassen. Zwar war er freundlich, brachte ihr lateinische Worte bei wenn sich die Gelegenheit bot, und versuchte ihr beizustehen wenn er konnte. Doch sein Inneres hielt er verschlossen, oder versuchte es jedenfalls. War sicher besser so.


    Trotzdem folgte er nun dem Klang. War ja sowieso seine Richtung. Ihr extra aus dem Weg zu gehen wäre ja albern gewesen - oder nicht? Jedenfalls ging er langsam über einen weichen, kurzgeschnittenen Rasen. Er hörte Schritte sich entfernen. War sie schon weg? Er bog um einen großen, penibel in Form gebrachten Rosenstrauch herum, da sah er sie - zu Boden gesunken! Weinend gar.
    "Britha."
    Er trat zu ihr, beugte sich hinunter, berührte mit der Hand leicht ihre Schulter.
    "Was ist los?"
    Wenn er sie doch nur vor all dem hier beschützen könnte!

    Verdammt. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Von einem Moment auf den anderen vollkommen ernüchtert ließ der Germane das Mädchen los. Sie musste zu Aquilius? In Aquilius' Bett?! Und das fiel ihr genau jetzt ein?!
    Maßlos gekränkt rückte er zur Seite, blieb auf einer Stufe sitzen. Von da sah er ihrem Aufbruch zu, mit düsterer Miene, in der sich Enttäuschung und Eifersucht die Waage hielten. Verdammt. Alles rissen die Römer an sich, machten es sich zu eigen, zerstörten es. Ob es Fabelwesen waren, die sie in der Arena schlachteten, sprechende Vögel, denen sie die Flügel stutzten, oder eben dieses Mädchen in seiner zauberischen Anmut, das eigentlich ihm gehören sollte, von Flavius Aquilius aber offenbar zu seiner Metze bestimmt worden war.
    Natürlich, wozu hätte der Flavier auch sonst solche Unsummen für sie ausgegeben.
    Immerhin meinte er Bedauern in Bridthas Gesicht zu lesen. Sie gab ihm einen Kuss, den er kühl hinnahm - sollte sie ruhig sehen dass er nicht begeistert war! - und schon war sie weg.


    "Garms Grimm!", flüsterte er erbittert, und ballte die Faust, hieb sie zornig gegen die Mamorstufe. Das tat allerdings weh. Mit einem wütenden Aufschnauben rieb er sich die Hand, und tauchte dann einfach unter, bis zum Grund des Beckens, wo er verharrte. Ganz still war es um ihn. Die seltsamen Wasserfrauen auf den Mosaiken ritten auf ihren märchenhaften Fischen durch ein Dickicht von Schlingpflanzen. Über ihm die Wasseroberfläche war eine blauschimmernde leicht bebende Fläche, faszinierend wechselhaft. Er öffnete den Mund und ließ Luftblasen entweichen, ein silbriger Schwall, der nach oben strömte und verschwand. Erst als die Luft ihm ausging tauchte er wieder auf. Ein paarmal schwamm er noch lustlos hin und her - wenn er schon mal hier war - bevor auch er sich abtrocknete, die Tunika überzog und das Balneum wieder verließ, vorsichtig um nicht erwischt zu werden. Das Erlebte nagte ganz schön an ihm. Lange lag er auf seinem Strohlager in der schäbigen Sklavenunterkunft wach und starrte in die Dunkelheit, bevor ihn schließlich der Schlaf ereilte.

    Wie der Jäger die erlegte Beute trug er Bridhe auf den Armen, aber nur ein paar Schritt weit durch das Bassin, dann bettete er sie auf dem weißen Mamor eines halbrunden Treppenabsatzes, der vom Wasser gerade überspült wurde.
    Ein wölfisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er sich über sie beugte, und, in einem kurzen Moment des Innehaltens, mit den Augen ihren bildschönen Körper verschlang, der halb vom Wasser umwogt vor ihm lag. Mit der hohlen Hand schöpfte er etwas Wasser, und ließ es über sie hinwegrinnen. Gebannt verfolgte er den Weg eines Tropfens, der langsam von der Spitze einer ihrer Brüste hinabperlte, dabei leicht im Licht der Öllampe schimmerte, sich dann in dem Tal zwischen diesen verlockenden Hügeln seinen Weg suchte, bis er sich schließlich mit dem kleinen See in ihrem Bauchnabel vereinte.
    Und forsch stieß sein Mund herab, glitt über ihren Leib, kostete und koste genüsslich ihre zarte Haut. Mit der Zunge verfolgte er genau den Weg des Wassertropfens, und kitzelte heiß ihren Nabel, bevor er wieder hochkam.


    Ein Ausdruck entrückt und sehr hungrig zugleich stand in seinen Augen, die unverwandt in die Bridhes sahen, als er die Hände zu Seiten ihres Kopfes aufstützte, und sich über sie sinken ließ. Leidenschaftlich umschlang er sie, küsste sie lodernd. Sein Atem ging schwer. Er wollte sie jetzt, sofort, auf der Stelle! Eine Schauder durchlief ihn, als die urtümliche Gier, die diese Frau in ihm geweckt hatte ihn übermannen wollte, jede Beherrschung in einem Strudel überwältigender Begierde davon reissen wollte. Doch Rutger hatte Fehler gemacht, und er hatte aus ihnen gelernt - eindrücklich genug. Der Germane zügelte die Wolfslust. Nur vorsichtig fassten seine Zähne die weiche Wölbung von Bridhes Unterlippe, gruben sich zärtlich ein wenig hinein. Aufreizend strichen seine Fingernägel an der Glätte ihrer Schenkel entlang. Er hob den Kopf und sah Bridhe in die Augen, suchte zu erkennen ob sie ihm gehören wollte.

    Fest vergruben Bridhes Hände sich in seinem Haar. Ein leises "Mmmmhhh..." kam über seine Lippen. Wohlig reckte er den Rücken, als ihre Hand darüber hinweg glitt. Welch Genuss, welche Lust war es, unter den Lebenden zu sein....
    Ihr Flüstern kitzelte an seinem Ohr, ließ warme Schauer ihn durchrieseln. Leise, melodische Worte, rätselhaft und geheimnisvoll in ihrem fremden Klang. Vielleicht war sie eine Zauberin und hatte ihn mit ihrem Bann belegt. Er lächelte und suchte mit den Lippen ihren Hals, spielte mit der Zunge in der hinreissenden kleinen Grube neben ihrer Kehle, da wo man das Blut strömen fühlte. Die Arme fest um sie geschlungen, verharrte er dort kurz, schmeckte, spürte, roch... dann küsste er sie glühend auf diese herrliche Stelle, und grub seine Zähne sacht in die weiche, zarte Haut hinein. Köstlich, berauschend...Seine Leidenschaft loderte heftig auf, entflammte ihn ganz. Offenkundig war seine Erregung. Sein Atem ging heftig, strömte heiß über Bridhes Wange, als er ihr ebenfalls Worte ins Ohr raunte, kehliges, glutvolles Geflüster in seiner Muttersprache.
    "Bridtha, süße, sonnenweiße Bridtha.... Du raubst mir den Sinn, himmelsäugige Holde, Du machst mich wahnsinnig... lässt hell lodern die Lohe... Bridtha, meine betörende Bridtha, ich will brennen in Dir und vergehen..."
    Der Sinn dieser Worte war unschwer zu erraten, denn ungestüm strichen zugleich seine Hände über ihren Leib, ihre Hüften, streichelten feurig ihre Schenkel, suchten sich schmeichelnd den Weg an der Innenseite hinauf. Und kurzerhand hob der Germane Bridtha auf einmal auf seine Arme. Federleicht war sie im Wasser, und ihr Haar wogte dunkel hinter ihr her, als er sie stürmisch bis zu den breiten Mamorstufen trug, die als flache Treppe in das Becken hinabführten.

    Ein Gott. Ach so. Früher wäre ihm die Aussicht, sich mit den römischen Göttern und Bräuchen vertraut zu machen, falsch erschienen, und er hätte wohl gefürchtet, das Missfallen seiner eigenen Götter damit zu wecken.
    Doch die hatten ihn verlassen, ihn allein gelassen - sein Speer war geborsten, und beigestanden hatten sie ihm nicht, als er verzweifelt um ihre Hilfe ersuchte. Denen schuldete er gar nichts mehr, das waren nicht mehr seine, und sowieso nicht die Götter eines "Severus", eines Sklaven.... So nickte er bereitwillig.
    "Ja. Wer soll mich das lehren?"


    Wieder und wieder wunderte er sich, wie ruhig der Flavier immer blieb, und war in diesem Moment auch recht froh darüber. Jedoch verstand er nicht worauf dieser anspielte. Monate, in denen er vergessen hatte wer er war? Unverständnis spiegelte sich in der Miene des Germanen und fragend blickte er den Römer an. Und wieder betonte dieser, dass auch römische Patrizier "unfrei" sein konnten. Und wieder schüttelte der Germane befremdet den Kopf. Er starrte auf Aquilius' unversehrte Handgelenke, die glatte Haut auf der nie ein schweres, kaltes, immer scheuernden Eisen seine Spuren hinterlassen hatte, und verspürte einen Moment lang den Wunsch, dass der Flavier einmal die wahre Unfreiheit kennenlernen würde, in all ihrer demütigenden, vernichtenden, gar nicht abstrakten, Hässlichkeit. Aberwitzig war es, so dachte der Germane, die Befindlichkeitsstörungen übersättigter Patrizier damit in Bezug zu setzen.
    Aber warum eigentlich, fragte er sich zugleich, war es ihm nicht egal was Aquilius darüber dachte? Er musste ihm doch nur dienen, seine Schuld abtragen, was der Römer in ihm sah, sollte ihm komplett gleichgültig sein. War es aber nicht, bemerkte der Germane, als er in sich hineinhorchte, und dort ganz simple Wünsche vorfand - Er wollte als ein Mensch gesehen werden. Nicht als ein räudiger Hund, und auch nicht als ein schwachsinniger "Barbar". Respektiert werden eben. Wie dumm! Diesen sentimentalen Zug bei sich zu entdecken, nach allem was passiert war, ärgerte ihn. Er zuckte die Schultern, und sagte lieber nichts mehr zum Thema Blickwinkel.


    "Ob ich will?!"
    Ungläubig, dass Aquilius ihn überhaupt sowas fragte, wandte er ihm ruckartig das Gesicht zu, und antwortete aus tiefster Seele, voll verzweifelter Inbrunst:
    "Aber ich würde doch ALLES tun, um eines Tages wieder frei zu sein! - Sag mir was ich tun soll, Flavius Aquilius, sei es die Knochenmühle oder was auch immer sonst! Ich tue was Du sagst, kämpfe auf Dein Wort hin, töte wen Du willst!"


    Ich habe keine Ehre mehr. Ich hätte am Kreuz sterben sollen.
    Hätte ich nur nicht die Nerven verloren. Das ist unwürdig.
    Ich wollte bloß leben. Aber wenn ich doch irgendwann, vielleicht, wieder frei sein könnte...
    frei...
    Ich? Wer - Ich?

    Das ausgelassene Lachen verklang. Versonnen blickte der Germane das Mädchen an, das er gerade erst am heutigen Tage kennengelernt hatte, mit dem er nicht mehr als ein paar Worte und Gesten gewechselt hatte, und die nun bloß und schön vor ihm stand, die Augen so blau strahlend auf ihn gerichtet... Und langsam, ganz langsam, beugte er sich ebenfalls vor, ergriffen von dem seltsamen Zauber dieses Momentes, und näherte seine Lippen den ihren - während ihm wie wild die Gedanken durch den Kopf schossen: Was geschah ihm da eigentlich? Das ging alles irgendwie - so verdammt schnell! Überhaupt war er nun wirklich nicht an Frauen gewöhnt, die so einfach die Initiative ergriffen, ihn kurzerhand ins Bad schleppten und die Hüllen fallen ließen! Wo blieb denn da das zieren und zagen, das "Oh, ich weiß nicht..." und "Aber nein..." und eben das ganze Spiel, das der Eroberung vorausging? Scheinbar legte Bridtha keinen Wert darauf. Nein, es schien ihm eher, als ob sie gerade dabei wäre ihn zu erobern, und das war nun wirklich vollkommen falsch, verdreht, verkehrte Welt... eigentlich. Wie war sie schön! Wie war sie nahe...


    Sacht trafen ihre Lippen aufeinander. Die störenden Gedanken lösten sich auf, wurden zu einem belanglosen Raunen im Hintergrund, dem der Germane keine Beachtung mehr schenkte. Es gab sehr viel wichtigeres.
    Seine rauhen Lippen kosteten sanft die Zartheit und Wärme, die Bridhes Mund ihm gab, er streifte ihn spielerisch, hauchte über ihre Unterlippe hinweg, küsste sie dann fester. Zugleich schlang er einen Arm innig um ihre Taille, den anderen um ihre Schultern, ließ eine Hand in ihren Nacken gleiten, strich von unten zärtlich durch ihr nasses dunkles Haar. Wie angenehm hochgewachsen sie war, er musste sich kaum hinab beugen.
    Mit sanftem Druck zog er Bridhe an sich, bis er ihren schlanken Körper berauschend eng an seinem spürte, und rauh und fest lag seine Hand in ihrem Nacken, während sein Kuss immer feuriger und ungestümer wurde.

    "Ähm..."
    Der Germane wusste sehr wohl, dass dieses Luxusbad nicht für die Sklaven gedacht. Und eigentlich wollte er nicht schon wieder Ärger, aber andererseits...
    Da fiel auch schon Bridhes Tunika zu Boden. Er machte erstmal große Augen, blinzelte, grinste dann breit angesichts der Aussicht, und mitgerissen von ihrem unschuldigen Überschwang. Eine Ewigkeit war es her, dass er zum letzte Mal geschwommen war!
    "Gute Idee.", lachte er, legte den Riegel vor die Türe und stellte die Öllampe beiseite. Ebenso unbefangen wie Bridhe zog er sich die Tunika über den Kopf, löste den Lendenschurz. Vielfältige Narben kamen zum Vorschein, die sich dunkel über seinen kräftigen und breitschultrigen, jedoch noch immer recht bleichen und ausgezehrten Körper zogen. Mit einem jungenhaften Grinsen näherte er sich der Irin, fragte dabei gaaanz harmlos: "Bridtha....?", bis er sich nahe genug an sie herangepirscht hatte - da packte er sie plötzlich übermütig und warf sie einfach ins Wasser. Platschend fiel er selbst mit hinein. Das Wasser spritzte hoch auf, er tauchte unter, kam dann lachend und prustend wieder hoch.

    Salbungsvolle Worte. Ein Name also, der bis zum Rand erfüllt war von römischen Tugenden und Tradition. Das drosselte nun nicht unbedingt seine Abneigung.
    "Nein. Ich kenne ihn nicht - Ianus. Ist er ein neuer Sklave hier?"
    Solch eine Missgeburt hätte ihm doch eigentlich auffallen müssen. Anscheinend hatte die Römer eine Vorliebe dafür, wie man auch an dem kleinen Krüppel sehen konnte, der in Diensten der rothaarigen Freundin von Aquilius, die so flink mit den Haarnadeln war, stand.


    Langsam schüttelte er den Kopf, und sprach müde, aber bestimmt:
    "Flavius Aquilius. Ich weiß dass Du kein 'Unmensch' bist. Sonst hätten mich ja schon die Raben gefressen. Aber: Es ist wie es ist. Man ist Herr über sein Leben oder man ist es nicht, frei oder unfrei. Zu beschönigen versuchen musst Du mir das - gewiss - nicht. 'Blicke nach vorn! Es liegt bei Dir! Frei musst Du im Geist sein!' Wären - nur mal angenommen - die Schicksalsfäden anders geknüpft, und Du wärst an meiner Stelle in Gefangenschaft geraten, und ein Sklave geworden, wie das einem jeden passieren kann wenn die Götter ihm nicht hold sind, so würden Dir solche eitlen Ratschläge ebenso wie mir nun wie der blanke Hohn klingen. Ich bin weder Kind noch schwachsinnig und ich bitte Dich höflich, Flavius Aquilius: hör damit auf."
    Er hoffte dass er sich nun nicht die aller(aller)letzten Sympathien restlos verscherzt hatte. Aber das hatte er einmal sagen müssen.