Mit einem langen Tag über den Studien im Refugium hatte ich gerechnet, das er sich derart ausdehnte, nicht. Doch es war noch hell, als ich die Stufen zum Tempel erklomm. Sicher warteten die Sklaven wieder vor der ewigen Halle, um dem Ritual der Salbung mit Tat zur Seite zu stehen. Wenn sie da waren, dann sicher nicht erst seit eben, denn eigentlich hatte ich sie drei Stunden früher bestellt. Sie hatten noch viel zu lernen, aber guter Hoffnung war ich trotzdem sie vorzufinden. Seit ihren letzten Ausrutschern, den Mäßigungen, die ich teils ihnen selbst verabreicht hatte, mußten sie sich langsam klar sein, das es ein Leben in Freude und Vollendung nur in Dehmut und Geduld gab.
Natürlich behielt ich Recht. Beide Männer noch junger Jahre standen auf dem letzten Treppenabsatz und warteten mit den üblichen Arbeitsgeräten darauf hinter mir den Tempel zu betreten. In ihren Gesichtern stand Erleichterung geschrieben, als mein Kopf in ihr Blickfeld wanderte.
Ich voran betraten wir den Tempel. Es roch üblich und ich blickte beim Laufen auf die Weihrauchreserven in den Ständern. Zwei bis drei würden aufgefüllt werden müssen, doch das konnten sie auch noch tun, wenn meine Sänfte sich bereits zur Villa Flavia bewegte.
Wir schritten die abgenutzten Treppen hinunter. Hier wucherten die emsigen Spinnen fast täglich mit ihren Netzen den Gang zu. Er war hell erleuchtet, fast wie am Tag mußte es einem vorkommen. Trotzdem bewegten wir uns immer tiefer in den Berg. Nur die Priester und einige Sklaven wußten das es diesen Ort gab und keiner hatte das Geheimnis zweimal preis gegeben.
Die Gittertüre war erreicht. Sie schwang mit einem Ächzen auf und gab einen mittelgroßen Raum frei. Zwei Wächter standen der Tür Gegenüber.. Priester in fein gesponnenen Mänteln. Ich nickte ihnen zu, sie kannten mich und ihre Blicke blieben unbeeindruckt. So lenkte ich den Schritt in die Mitte des Raumes, wo ein Altar wohnte. Meine Hand kletterte aus dem Tuch hervor, strich langsam und von Gemurmel, meinem Gemurmel begleitet über die heiligen Waffen der Salier. Am Schild angekommen, blieb meine Hand stehen. Ein Luftzug durchfuhr die Halle, die Fackeln flackerten auf und ich drehte mich langsam zum Eingang hin.
Er wurde von der knochigen, kaum noch aufrecht gehenden Gestalt des Sextus Iulius Maxentius eingenommen. Und der Gehstock tockte auf den kalten Stein. Seine Augen waren bei weiten noch in der Lage den Raum, selbst in diesem Maße der Erleuchtung wahr zu nehmen, sein Geit war frischer denn je und natürlich hatte er auch die Regung seiner Lippen unter Kontrolle und so ließ er mich wissen, das es nur ihm zustand jene heiligen Reliquen zu berühren. Meine Zeit sollte kommen, seine jedoch wäre noch lange nicht vorbei.
Totgesagte leben länger ging mir dabei durch den Kopf. In ein zwei Jahren würde man ihn herunter tragen müssen, nur damit er die Salbung noch vornehmen konnte, aber es hauchte auch den Gehalt von Amtserfüllung durch den Raum. So trat ich schweigend beiseite, legte den Kopf dehmütig nach vorn und ließ den Flamen Quirinalis zu Werke gehen. Natürlich standen die beiden Diener ihm zur Seite und ich blickte aufmerksam seinen rituellen Handlungen zu. Wo begann er, wie strich er die Paste auf, was waren seine Worte dabei... all sowas würde sich in meinem Gedächtnis fest verankern.
Die Salbung würde Stunden dauern...