Beiträge von Quartus Flavius Lucullus


    Die Kette rasselte leicht, als sich der Sklave von seinem unbequeme Hocker erhob. Das Klopfen war hart und dumpf auf die Tür getroffen.


    Acanthus schob den Riegel zur Seite, brachte das Eisen der Scharniere mit einem Quitschen dazu sich zu öffnen. Er reckte den Hals lang in die blendende Sonne der Straße, blinzelte und schob den Körper nach. "Salve Domine, was ist dein Begehr?" Fragte er motorisch. Es waren die selben Worte, die er immer sprach, kam ein Gast des Weges. Noch im Sprechen fixierte er das Gesicht. Er konnte sich wahrlich viele dieser Köpfe merken doch dieser schien ihm unbekannt zu sein...








    Es war wie es war eine ziemlich sinnlose Investition gewesen. Hätte ich nicht einem dieser erst zu Lebzeiten frei gewordenen Bürger vertraut, lägen die Kadaver auf einem abgelegenen Haufen zum Verwesen und ich müßte mich nicht mit der Sache beschäftigen. Die Feldsklaven würden das erledigen. Aber irgend so ein Wichtigtuer aus dem niederen Volk mußte mir einreden, das man mit diesen Bären, Wölfen, dem Wild, Tigern und Katzen noch was sinnvolles anstellen konnte. Das es ein respektables Geschäft war sie an die Arenen dieser Welt zu verkaufen.


    Ich seufzte, denn keiner dieses Ganges runter zum Amphitheatrum war angenehm. Überall Gestank, dreckige Laiber, verschwitzte Ausländer und ein Stimmengewirr, das all die Tragik jenes Ortes noch verschärfte. Ich wollte es nochmal anders versuchen und wenn das nicht klappte eben die paar verlorenen Sesterzen in die Esse schreiben. Meine Wut darüber an den letzten noch lebenden Exemplaren ausleben und ihre Körper irgendwo im Wald verscharren lassen.


    "Danke Piso du hast dein Bestes getan. Ich hoffe du hast desswegen keine Unfreundlichkeiten in der Arbeit auf dem Palasthügel. Ich wüßte nur eben nicht wohin ich mich sonst hätte wenden sollen als an den Palatin."


    Überall gab es solche Schreibtischpratscher. Da konnte man nichts machen. Vielleicht hatte Piso den Procurator a rationibus aber auch nur auf dem falschen Fuß erwischt und andertags war er gefälliger. Launen der Natur könnte man das nennen.


    Ich schätzte derweil Aulus Laune ab, denn irgendwie war seine Reaktion auf die eigenen Worte recht ungezähmt.

    So schnell wollte ich nicht resignieren. Vielleicht hatte ich es einfach falsch angepackt und die kaiserliche Kanzlei war garnicht der richtige Abnehmer. Ohne Frage hatte ich mir trotzdem mehr erhofft. Meine Schultern senkten sich ein wenig, aber es keimte auch Hoffnung auf. Ich blickte Piso abschätzend an.


    "Schade, wirklich schade, aber es kann auch sein, das ich mich einfach nur in der Tür geirrt hab. Weißt du zufällig, wer den Einkauf vom Circus Maximus et Amphitheatrum Flavium regelt? Ich habe immer gedacht, das diese Bühne dem Kaiser gehört und damit die Kanzlei auf dem Palatin auch zuständig dafür ist..."

    Ich war noch jung und unerfahren, was das Erraten von Gefühlslagen betraf, daher ging ich völlig unvorbereitet ins Zimmer. "Ich grüß dich Piso und störe hoffentlich nicht?" Meine Hände rangen zueinander verformt danach den richtigen Anfang zu finden. "Wollt nur mal hören ob du was im Palast erreicht hast." Unbewußt kratzte ich mich an der Stirn und blickte Piso dabei an.

    Noch war die Größe der Villa zum Vorteil derer gereicht welche in ihrem eigenen kleinen Staat leben wollten. Als Einzelgänger dieser Familie gehörte ich zu diesen Flaviern. Zwar trieb es mich öfters in die große Stadt Rom und damit auch in die Hände der Flavier, aber ich verstand es mein Leben ohne Verstrickung in andere Vitas zu meistern. Ein gutes Auskommen legte dafür den Grundstein. Die übliche Entfernung zu Rom verfestigte diesen Stein und ein gewisses Maß an Schüchternheit legte den Zementputz darüber.


    Als ich nach einer Waschung und dem Wechseln der Tunika im Garten erschien, blieb mir im Sinne der Regeln nichts anderes übrig, als zwei Damen aus diesem Hause zu grüßen. Nur eine von ihnen kannte ich sichtlich, Flavia Celerina wenn ich mich nicht täuschte. Bei der Anderen kam ich nichtmal schemenhaft auf den Gedanken eines Namens. Aber unser Familie war auch nicht klein. Eine logische und immerwieder gern genommene Erklärung dafür.


    Den sich anbiedernden Sklaven ignorierend, rief ich ein lockeres: "Salve die Damen wirklich prachtvoll der Frühling." Hinüber und schritt über die ungeschliffenen Steine des Weges tiefer ins aufblühende Geschehen ein. Die Luft war gut. Besser als unten in der Stadt auf jeden Fall und noch dazu durch die üppige Bepflanzung gefiltert. Es trieb mich zum Luft einsaugen und so mochte meine spitze Nase, gekrümmt nach oben etwas albern ausgesehen haben.


    Wenig später erreichte ich die Beiden und stellte mich zumindest mal der Unbekannten vor. 8)


    "Ich bin Flavius Lucullus, Bruder des Gracchus und Du?"

    Mit einem Sklaven im Schlepptau -dies war wörtlich zu nehmen- erreichte ich endlich die Anzahl von Zimmern, die meinen Aufenthalt in Rom erträglich machten. Es war wie immer sauber und aufgeräumt. Eine Hundertschaft an Sklaven wollte sowieso jeden Tag der Woche beschäftigt sein. Es sollte nicht lange dauern, bis mir eine Schüssel mit dem bestellten Wasser nebst Rosensaft geliefert wurde. Doch vorher blickte ich mich etwas abwesend um. Noch im letzten Winter war ich in diesen Räumlichkeiten mit einer schweren Krankheit gefangen. Heute ging es mir bestens. Der Grund dafür war aber nicht ein göttlicher Quacksalber gewesen, sondern die Veränderung meines Lebensraums. Auf dem Land war einfach alles viel gesünder. Das wußten die meisten Römer und so zog es jene, die es sich leisten konnten auch im Sommer hinaus aus den großen Städten. Auch ich wollte nicht zu lange hier verweilen, war aber froh bei jeder Reise nach Rom ein angemessenes Dach über dem Kopf zu haben und auch kulinarisch verwöhnt zu werden.


    In der Ferne konnte ich die Vögel zwitschern hören. Nicht lang, denn die Tür schwang auf...

    "In meine Räumlichkeiten und lass mir warmes Wasser und etwas Rosenblütenöl bringen, dann schick Jemanden in die Küche, der eine Kleinigkeit zu Essen macht und sie mir im Atrium serviert." Ich überlegte für einen kurzen Moment, kam aber zu dem Schluss vorerst nicht mehr zu brauchen. Zwar war der Morgen recht schön gewesen, aber trotzdem schwitzte ich nicht derart übermäßig, das die Tunika an meinem Leib zu kleben begann und damit ein gewisser Wucht entstand. So brauchte es vorerst kein Bad und wenn ich am Abend in die Thermen ging, war der Besucherandrang meist auch geringer. So würde ich mal sehen, wer überhaupt alles zur Zeit diese Villa bewohnte. Wie ich gehört hatte, war mein Bruder aus Rom verschwunden. Irgendwas trieb ihn auf das Land. Tja ich wußte was es war und ich hatte es oft lang und breit ausgeführt. Genau dieser Grund war es auch, der mich selbst nach einigen Tagen in der Stadt wehleidig an das Ländle denken ließ und so oft schnell wieder dahin trieb. "Das war alles erstmal." Und schon begab ich mich die breiten Flure entlang in mein kleines Reich dieser Villa Flavia Felix.

    Die Sonne begann mir gerade den Rücken zu braten, als sich die Tür öffnete. Dem Türsklaven schien seine dunkle Ecke das Sehen zu rauben, denn Ich erkannte dessen Gesicht als das jenes Sklaven, der auch schon bei meinem letzten Besuch die Türe bediente. "Ave, mich reinlassen könntest du und einen Diener rufen, der mein Gepäck auf mein Zimmer trägt. Du kennst mich doch noch oder?" Soweit kam es noch, das ich mich einem unserer niedersten Sklaven vorstellen mußte. Ohne große Mühe war zudem jener Ring mit dem Aesculap an meiner rechten Hand zu sehen. ;)

    Den Weg vom Palatin auf den Quirinal nahm ich voller Vorfreude auf das, was die Gärtner der angrenzenden Villen und unsere Eigenen im Frühjahrsputz bereits geschaffen hatten. Überall reckten die Knospen hervor, schoben sich Blätter und Blüten nach. Schon die Straßen wurden von frischem Grün gesäumt. In unserem Garten wuchs es hoffentlich auch so gesund. Kaum vor der Tür angekommen, klopfte ich an und wartete auf das Rasseln, wenn die Kettenglieder des Türsklaven aufeinander schlugen, während er sich erhob um den Riegel zurückzuschieben. Wenig später konnte man dann eintreten oder eben sein Begehr vorbringen. Erst vor ein paar Monaten hatte ich hier einige Wochen verbracht. Der Haushalt durfte sich also noch an mein Gesicht erinnern. Zur Not war da aber noch der Siegelring mit dem Aesculap der Familie.

    Egal ob nun Praetorianer oder Legionär, dieser Soldat war Miles! Für was hielt er sich, wenn er es im Ansehen mit einem Mitglied einer der ältesten Familien Roms gleichzusetzen gedachte? Natürlich wandte Ich diesem Mann ebenso die kalte Schulter zu. Es war schon eine Impertinenz wie jener Wachsoldat mit den Besuchern umsprang. Ich hätte wohl so oder so einen Hals bekommen, wäre da nicht Piso erschienen und mich in meiner Intensität gebremst. "Ein paar Tage werde ich in Rom bleiben. Das ist so geplant. Für weniger Aufenthalt wäre die Anreise aus dem hohen Norden auch zu weit. Auch wenn mir das Reiten immer besonderen Spaß macht. Wir sehen uns also am Abend in der Villa auf dem Quirinal?" Außerdem kam ich natürlich nicht nur wegen so einem Geschäft in die Hauptstadt. Dafür hätte sich auch ein Lakain angeboten.

    Ich war kurz davor tief Luft zu holen und mein Anliegen auszubreiten, als ein Flavius am Eingang aufkreuzte, den ich sehr lange nicht gesehen hatte.


    "Piso... welch Freude, salve!" Kräftig schüttelte ich seine Hand und freute mich von dem Soldaten abgelenkt zu werden. "Ach du weißt ja wie es bei uns im Norden ausschaut. Die Ländereien werden immer wieder von wilden Tieren heimgesucht. Seit paar Jahren schlag ich nun zurück und lasse die Bären, Wölfe und so weiter fangen und in Käfige sperren. Heute wollte ich sehen, ob der Staat sie mir nicht abkaufen will und ob er das in Zukunft ebenso tun würde. Aber wie du siehst, komme ich garnicht weiter als bis an die Türe." Gedemütigt ließ ich meine Schultern hängen. Vieles in Rom war so kompliziert geworden. Doch vielleicht half mir Piso tatsächlich weiter...

    Was hatte spontan mit privat zu tun und dann noch bei einem Beamten, der das Wort Bürokratie rauf und runter aus dem -FF- kannte. "Nicht privat, rein dienstlich natürlich. Ich hab keinen Termin oder so, aber das ist hoffentlich bei einem derart auf Öffentlichkeitsarbeit getrimmten Posten auch nicht nötig." Flackste ich locker ohne zu wissen, ob das nicht doch dringenst notwendig war, um die Schaar derer zu begenzen, die einfach mal so vorbei kamen. Aber ich kam nicht einfach mal so vorbei. Was übrig blieb war die Frage, ob die Wache das auch so sah.

    In eine normale Alltagskleidung gehüllt, erreichte ich die Wache zu früher Stunde. Ich hoffte natürlich nicht zu zeitig zu sein, war mein frühes Erscheinen doch lediglich dem Berechnen geschuldet nicht zu lange vor dem Palatin warten zu müssen bis die Reihe kürzer wurde.


    "Salve, ich komme um einen spontanen Besuch beim Procurator a rationibus oder dessen Vertreter wahrzunehmen. Quartus Lucullus mein Name, aus dem Geschlecht der Flavier."


    Die Betonung lag auf spontan. Ich hatte also keinen Termin vereinbart und hoffte auch, das der Palast noch nicht zu sehr verbürokatisiert war und der Bürger sowas wie Öffnungszeiten wahrnehmen konnte. :)


    Ad
    Lucius Flavius Furianus
    Provincia Achaia
    Athenae Umland
    Villa Rustica Flavia



    Salve Vetter Furianus,


    ich entsende Dir Grüße von der Familie aus Rom. Wir hoffen, das es Dir schon besser geht und das Du auf dem Land mit dem Leben zufrieden bist. Leider können wir Dich nicht besuchen kommen, aber ich hoffe doch, das die Zeilen Dich schon etwas aufmundern. Von hier gibt es wenig Gutes zu berichten, das unsere Familie aufbauen kann. Der Kaiser ist ja nun ein Aelius und wir tun wohl gut daran etwas abzuwarten. Das Du nach Athene gegangen bist, war wahrscheinlich ebenfalls der richtige Weg. In der Stadt behaupten böse Zungen Dinge, die ich Dir in Deinem Zustand lieber nicht schreiben werde.


    Aber ich habe ein Anliegen mit dem auf Dich zukommen möchte. Mein Bruder Gracchus empfahl mir in dieser Sache einige Zeilen an Dich zu richten. Vielleicht kommen wir ins Geschäft. Es soll jedenfalls nicht zu Deinem Nachteil sein. Ganz im Gegenteil. Nun ich möchte auch nicht lange um den heißen Brei herum reden. Zumal es Dich sicherlich anstrengt lange zu lesen. Auf jeden Fall versuche ich meine florierenden Landbetriebe mit weiterem Ackerland auszubauen. Ich würde mich freuen, wenn Du mir ein paar Deiner Ländereien verkaufen könntest. Sie bleiben ja in unserer Familie und ich will sie auch nicht geschenkt. Vielleicht können wir uns darauf einigen. Am Preis soll es nicht scheidern.


    Überleg es Dir einfach mal und schreibe mir sobald es Deine Kräfte zulassen. Ich bin noch einige Monate in Rom, bevor ich im Frühling wieder auf's Land aufbrechen will.


    So hoffe ich, das Du wieder zu Kräften kommst und verbleibe mit Grüßen,

    Dein Vetter


    Quartus Flavius Lucullus
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    Zitat

    Original von Lucius Flavius Serenus


    Soviel Hilfsbereitschaft hatte ich von diesem kleinen Lump garnicht erwartet und trotzdem mußte ich die Nase rümpfen. 'Blass herum?' War Serenus jetzt auch noch unter die Quaksalber gegangen? Ich würde vorsichtig bleiben müssen. Noch wußte ich nicht so recht, wo ich mir die letzte harte Krankheit eingefangen hatte. Nur das die Einsamkeit auf dem Lande sie mir wieder entriss. Es wäre nicht das erste Mal, das ein unbequemer Zeitgenosse von den Verwandten ins Jenseits befördert wurde. Auch wenn ich mir einfach nicht vorstellen konnte, was der Bub sich davon für Vorteile versprach...


    "Blass? Naja an solch einem Tag müssen wir uns selbst pudern. Wahrscheinlich hab ich einfach nicht alles erwischt.


    Danke, danke aber nach meinem Landaufenthalt fühle ich mich frisch und gesund wie ein Stier. Du kannst dir deine Kräfte also sparen für den Servierpart." :D


    Ich schlängelte mich durch die Tischchen und nahm trotzdem in der Nähe der Claudia Platz. Vorerst gab es wohl nichts für mich zu tun. Ich verstand diese Tradititon um die Saturnalien sowieso nicht und konnte nur erahnen, das dies eine dieser plebeischen Giftperlen war uns zu infamieren.

    In jedem Jahr die Pflichtveranstaltung zu besuchen, war müßig. Aber die Verwandten sahen es nunmal nicht gern, wenn jemand wie ich seine Füße unter den familieren Tisch schob ohne am jährlichen Ende auch ein Stück der saturnalen Last zu tragen. Meine Kleidung war die Einfachste, die noch zwischen den edlen und jenen für einen besonderen Anlass zu finden war. Ich mußte damit rechnen die Speisekarte auf den Latz zu bekommen, wenn ich ohne wirkliche Begabung servieren sollte. An der Küche kam ich auch schon vorbei, aber das laute Fluchen und Wehen verhinderte gleich, das ich dort eintrat und vielleicht sehen mußte, wie ein schmerzverzerrtes Gesicht die Verbrennungen auf der Hand mit kalten Wasser zu kühlen versuchte. Nein wer immer dieses Fest erfunden hatte, konnte nur sadistisch veranlagt sein.


    Mit einem intressierten Blick nahm ich die vorhandenen Anwesenden auf und grüßte alle zusammen mit einem beherzten: "Salvete" Ohne großartige Begeisterung blieb ich stehen. Denn die Kissen wurden bereits von den Sklaven beschmutzt. Ob sie wußten, das ihnen nach dem Fest ein stressiger Alltag drohte und all diese dreckigen Dinge nicht durch unsere, sondern durch Ihre Hände wieder Glanz erhielten? Na ich wollte das mal nicht so pessimistisch sehen und hoffte einfach darauf, das die 'Köche' nicht zuviel des guten Weins oder Wassers im Essen verwanden. Im schlimmsten Fall wurde nämlich bestimmt noch Jemand gesucht, der den Pisstopf halten sollte und für diese Aufgabe war meine leicht ekelnde Seele nicht geschaffen. :no:

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Ich lehnte mich zurück. Fixierte den vor Wut schämenden Fabius Antistes mit einem Lächeln auf den Lippen. Das mußte ihm einfach suspekt vorkommen, ihn aus seiner überlegenen Fassung bringen.


    "Oh ist das nicht zu offensichtlich, Fabius Antistes? Ich darf es noch formulieren, denn die Tatsache ist derart erdrückend offen sichtbar, das es mich wundert, das Du selbst sie nicht erkennst.


    Deine Worte in dieser Runde galten einem anderen Thema, du hast dieses ehrenwerte Collegium dazu missbraucht deinen eigenen Rachefeldzug gegen Mitglieder des salischen Ordens zu führen, die dir an anderer Stelle übel zugesetzt haben. Faktisch ist es offensichtlich. DU Fabius Antistes hast deine Stellung in der Sodalität der Salii Collini missbraucht, um Unheil von deiner eigenen Person abzuwenden. Nicht ein Vergehen eben jener Römer gegen den Verein liegt zur Grundlage, sondern deine eigene Person. Genau dies mache ich dir zum Vorwurf und genau dieser Amtsmissbrauch soll Grundlage deiner Abberufung sein."

    Es war schön Kinder in dem Haus zu haben und ihnen beim Spielen im Garten zuzusehen. Trotz des mäßigen Lärmes, der entstand, wenn eine ganze Meute tobender Buben und Mädchen durch das Haus zogen, fühlte man sich so lebendig dabei.


    "Ich stehe natürlich bereit, wenn es für die Gens etwas zu besiegeln gibt. Doch dieser Tage werden wir es schwerer denn je haben überhaupt über das Schattendasein hinaus zu kommen. In welcher versöhnlichen Weise hat sich unser Haus denn mit den Aeliern bisweil positioniert?"


    Ich sprach ganz bewußt diese Konstellation der Macht an. Sie hatten dummerweise einen Vorteil erlangt, den wir innerhalb weniger Monate nicht ausblenden konnten. Wenn wir unsere politischen Ambitionen durchsetzen wollten, dann mußten wir die alten Narben zwischen den Aeliern und den Flaviern irgendwie überwachsen lassen. Daran ging, egal wie sehr es uns erniedrigte kaum ein Weg vorbei. Es sei denn man arbeitete an einem Konzept dieses Machtgefüge zu unseren Gunsten zu verändern.


    "Aus reiner Selbstsucht hat sich bei mir nichts bewegt. Mein Bett wird das Bett der Familie sein. Nur verkuppel mich nicht mit einer uralten Witwe."


    Ich grinste kurz. Ein junges, jugendliches Grinsen. So sehr wir einander nicht kannten, so sehr hoffte ich doch kein all zu großes Laster aufgebunden zu bekommen, ging es um meine Vermählung im Sinne der Familie für Anstand, Bündnis und Tugend.

    Etwas verstört folgte ich dem Fortgang dieser Disputrunde. Mit aller Macht versuchte hier Antistes das Kollegium von Anders denkenden Römern, noch dazu Patriziern zu säubern. Ich hatte die Abstimmung völlig verpasst, denn es war überhaupt keine Stimmenzählung sondern ein einzelner Kapitän, der trunkig das Ruder führte und jedwede Gegenstimme ausplendete. Ein Trauerspiel, das dem Kollegium schweren Schaden zufügte und dem ich als Jünger des Quirinalus nicht uneingeschränkt folgen konnte. Mein Gesicht wurde wütend, als ich sah mit welcher Herzlosigkeit der Fabier zu Werke zog und mit welch Selbstherrlichkeit er dem Kollegium seinen Stempel aufdrücken wollte. Diesem Treiben mußte ein Ende gesetzt werden, wollten die Salier Colli ihr Gesicht behalten und ihr Kollegium ebenfalls.


    "Fabius Antistes ich greife den Antrag des Aurelius auf und fordere Dich auf dich kooptieren zu lassen. Weiterhin rege ich mit meiner Stimme an das Kollegium an diesen Vorgang, wie er heute geschehen zu untersuchen. Ich plediere dafür das sowohl die Anschuldigungen gegen Antistes als auch seine Eigenmächtigkeiten in dieser Sitzung besprochen werden. Außerdem stelle ich mich selbst zur Magisterwahl. Dieses Kollegium ist nicht das Kollegium eines einzelnen Mannes, der in diesem Beirat versucht sich zu profitieren, es ist dem Quirinal gewidmet und genau dies solll unsere vornehmliche Aufgabe sein."


    Mein Blick, grimmig, streifte den ehemaligen Rex und ich hoffte innerlich, das dieser seine ganze Wut in seine Verteidigung nun setzte, denn nur so war es mir erlaubt den anderen Saliern zu zeigen, was das wahre Ich (ja ICH-ICH) des Fabius Antistes war. So schlau war jener dann auch wieder nicht. Wäre er es gewesen, hätte man nie eine Spur zu ihm zurückverfolgen können. Doch nun war es am Kollegium sich seines Geschwürs zu entledigen, bevor es noch größeren Schaden würde anrichten können.