Beiträge von Verres

    Verres lächelte sie aufmerksam an, als sie ihm dieses Kompliment mit dem Scherzen machte und sie konnte seine Augen erfreut aufblitzen sehen. Besonders, weil sie es ihr so spontan über die Lippen gekommen war und er es so als sehr aufrichtig annahm.
    Als sie schliesslich mit dem Teller in der Hand ein wenig herumstotterte, und ihm erklärte, was sie gemeint hatte, glaubte er schon herauszuerkennen, dass dies wohl nicht so ganz der Wahrheit entsprach, was sie sagte, aber er liess sich nichts anmerken. Denn es war ja auch gemein von ihm gewesen, klang ihr zögern doch auch eben so, als wollte sie etwas bestimmtes nicht sagen.
    Doch Verres erfreute ihr Verhalten irgendwie. Es war diese zarte Art, die sie an sich hatte, wenn sie ein wenig unsicher war.


    Bei ihrem letzten Satz dann aber musste er wieder herzhaft lachen und fast hatte er das Bedürfnis, Carme in den Arm und an seinen Brust drücken, denn sie gefiel ihm einfach immer mehr in ihrer lustigen, frechen und doch manchmal unsicheren Art. Er kannte das Gefühl der Unsicherheit nämlich auch manchmal. Es war eine sehr menschliche Emotion, die zeigte, dass ein Mensch sich mit sich auseinander setzte und nicht nur eine Maske trug.


    „Ja, du hast Recht! Aber mit gesättigtem Bauch arbeitet man gleich viel lieber. Wenn man aber zu satt ist, kann man auch träge werden!“ Wieder lachte er. Es gefiel ihm, wie sie ihn anschaute und auch er versuchte, so oft ihm sich die Möglichkeit ergab, einen Blick auf sie werfen, wobei er manchmal versuchte, unauffällig ihre Rundungen zu bewundern, welches sich unter ihrer Tunika abzeichneten.
    „Wie hast du das Wasser allerdings vorher in die Küche geschafft, ohne mich, hm?“ fragte er gespielt arrogant und schaute sie von oben herab an. Sie konnte an seinem leicht frechen Grienen jedoch sehen, dass er wieder einmal alles nicht ernst meinte.
    „Lass mich raten, du hast es mit der Schöpfkelle dort herbeigeschafft. Dauert sicherlich eine Ewigkeit?“

    Verres schaute nun seinerseits die Frauen mit hochgezogenen Augenbrauen und einem charmanten und doch etwas irritierten Lächeln an, als sie ihn so anerkennend anschauten. Er schmunzelte ein wenig.
    Als Carmen dann mit ins Lachen einstieg, freute ihn dies seh, sah er diese Frau doch so gerne lachen.
    "Ich sehe dich gerne Lachen, Carmen!" sagte eroffen und reichte ihr den letzten Teller.
    Als Carmen dann redete, hörte er zu.
    "Natürlich helfe ich dir. Aber was wolltest du sagen? Und über?" Er grinste breit. Das interessierte ihn doch nun schon.

    Verres wusste nicht, ob er ein geschulter Beobachter war, aber s fiel auch ihm auf, wie Carmen ihn immer wieder ansah und glaubte in ihren Augen das zu sehen, was auch er immer mehr für sie empfand: Sehnsucht. Er hatte Sehnsucht nach ihr, obwohl sie zum Greifen nah war. Er fühlte sich einfach in der Nähe dieser faszinierenden Frau wohl. Er mochte den Humor und ihr Lächeln, ihre tief dunklen Augen und diese vollen Haare, welche ihr ebenmässiges Gesicht so hübsch einrahmten.


    "Kein Urlaub?" fragte Verres richtig enttäuscht und schaute gespielt irritiert drein. Und gerade wollte er fragen: Bis ans Lebensende? Doch dies unterliess er schliesslich, wusste er doch, das Carme schon seit 16 Jahren eine Sklavin war.
    Er bemerkte, wie neutral Carmen zu diesem Thema sprach und überlegte, ob er sie auf ihre Vergangenheit ansprechen sollte, doch er würde es später tun, denn sie sollten wohl wirklich etwas tun.
    "Nun ja!" sprach er und erhob sich. Er nahm das Geschirr von Carmen und sich und stellte es neben eine Waschschüssel, zu der er hinüber gegangen war. Dann tauchte er alles ein und während er abwusch, sprach er über seine Schulter: "Ja, wir werden sehen. Du bist also auch noch nicht lange hier, wie du bereits sagtest?! Wo kann ich dir denn zur Hand gehen ..." Kaum hatte er diesen Satz, der sich auf die Arbeit im Haus bezog, musste er - angesichts ihrer Neckereien und der seltsamen Vertrautheit, welche sich irgendwie in der kurzen Zeit, in der sie sich kannten - plötzlich ziemlich grinsen und hielt mit dem Abwasch inne. "Ich meinte ... eeeh ... " Er musste nun lachen, was ihm etwas peinlich war. "Also ... was soll ich gleich tun?"
    Es wurde nicht wirklich besser ...

    Verres spürte langsam, wie sich ein angenehmes Sättigungsgefühl in seinem Magen breit machte. Richtig satt jedoch war er dennoch nicht, auch als er den letzten Krümmel vom Tonteller aufsammelte und zwischen seinen Lippen verschwinden liess.
    Die Zeit über schien er zwar auf das Essen konzentriert, doch immer wieder blickte er zu Carmen, manchmal verstohlen, manchmal ganz offen.
    Und als sie schliesslich sagte, wenn auch äusserst belustigt, dass er unmöglich war, aber charmant, da war es ein Kompliment für ihn. Dann lauschte er ihren weiteren Worten.
    Gemächlich schob er den leeren Teller von sich, lehnte sich zurück und rief mit der Hand, um die der Leinenstreifen gewickelt war, über seinen flachen Bauch. Er legte seinen Kopf leicht schief, runzelte die Stirn und blickte nun Carmen seinerseits von unten herauf mit einem Schmunzeln an.
    "Ich weiss, dass ich unmöglich bin!" kam es fast stolz über seine Lippen, doch in seiner Tonlage spiegelte sich der Scherz wieder. Er streckte seine Schultern, schwellte leicht seine Brust und hob dann seine Arme an, um diese genüsslich hinter seinem Kopf zu verschränken.
    "Arbeiten? Bin ich hier zum Arbeiten? Ich dachte ich hätte Urlaub ..."
    Er blickte zur Decke und formte seinen Mund, als würde er pfeiffen.

    Dieses verschmitzte Lächeln von Carmen fand Verres einfach hinreissend. Besonders, wenn ihr dann eine wilde schwarze Locke in ihre Stirn fiel. Als sie sich dann der Köchin zu wandte wollte er erst protestieren, doch dann vertraute er Carmen einfach mal und war auf die Reaktion der älteren Köchin gespannt. Natürlich fragte sich Verres, was Carmen ihr wohl erzählte, aber vielleicht würde er das ja noch herausbekommen.


    Dann sah er, wie die Köchin zu ihm hinblickte und sie ihn von oben bis unten freundlich musterte und ihm dann zu zwinkerte. Verres nickte ihr ebenso freundlich und grinsend zurück.


    Etwas später kam dann Carme, auf ihren Lippen ein triumphierendes Lächeln mit einer Kleinigkeit zu Essen zurück und sagte, dass die Köchin ihm mögen würde. Nun war es Verres, der sich geschmeichelt fühlte. Wieder nickte er in ihre Richtung und sein Lächeln zeigte nun seine gesunden Zähne. Dann folgte er Carmen zum Tisch und setzte sich ihr gegenüber.
    "Ja, ich gebe zu, ich bin ein leidenschaftlicher Vielfrass!" lachte er und fügte leise hinzu: "Und die Köchin liebe ich jetzt schon ..."
    Dann blickte er fast gierig auf die kleinen Köstlichkeiten, die Carmen vor ihn gestellt hatte. Nun merkte er, wie sein Magen doch leer war und so machte er sich sogleich, wenn auch sehr manirlich über das Essen her.
    Er bemerkte, dass Carme wohl nicht einen solchen Appetit hatte, wie er und sie ihm auch ihre Portion rüberschob. Über diese machte er sich dann auch recht schnell her, nachdem er seines aufgegessen hatte. Und dann dachte er daran, dass sie schon seit 16 Jahren ein unfreier Mensch war. Gerne hätte er sie darauf angesprochen, doch er sah ihre gute Laune und wollte ihr diese nicht verderben.


    "Ich muss zugeben, es gefällt mir hier! Ein Bad, eine frische Tunika, ein Essen und das alles in Gesellschaft eines so reizenden Wesens ..."
    Verre hatte sich über sein Essen gebeugt und hob nun nur seinen Blick, um Carme von unten herauf anzusehen.
    "Was kommt als nächstes?" fragte er frech und schmunzelte.

    Schweigsam liess Verres sich den Leinenstreifen von Carmen um die Hand wickeln, während er sie offen anblickte und sah, wie sie wieder ein wenig errötete, doch als sie sein ehrliches Lächeln erblickte, schien auch sie zu strahlen und er zwinkerte ihr mit einem Auge leicht verschwörerisch zu.
    Als sie dann davon anzufangen, von der Köchin zu sprechen, da erkannte Verres sofort, dass Carmen ihn wieder einmal necken wollte und diesmal ging er darauf ein.
    "Ja, sie wird sich sicherlich freuen, und vielleicht fällt dann mehr Essen für mich ab." Er grinste frech.

    Endlich hatte dieses sinnlose und zeitverschwenderische Herumstehen ein Ende. Unhörbar seufzte Verres leise auf und drehte sich um, machte einen Schritt in den Raum und genoß angenehm, wie er seine Beine bewegen konnte.
    "Ich bin unterwegs, Herr ..." sprach Verres und schritt nun zu der Tür, welche Crassus offen hielt. Mit einem schnellen Schritt hatte Verres die Tür durchschritten und wartete nun auf dem Flur auf Crassus, welchen er ein wenig anschmunzelte.
    Verres wusste genau, dass dies von Crassus sicherlich nicht gewollt war, seinem Sklaven die Tür aufzuhalten.

    Verres liess sich von ihr das Messer aus der Hand nehmen, sich zu der Schüssel ziehen und tauchte seine Hand, welche Carmen am Handgelenk führte , dann in das kühle Nass. Es tat sehr gut und sofort färbte sich das Wasser rot, immer tiefer. Die Wunde war tief, aber nicht gefährlich. Und wirklich schmerzen tat sie nicht, da war Verres mehr gewohnt. Nein, er war nur etwas in Gedanken, kurz wegen dem kleinen Schreck und dann, weil er immer noch daran dachte, wie lange sie schon unfrei war. Zwar wusste er nicht, was er vor dem Gedächtnisverlust war, aber da er es nicht wusste, konnte er es auch nicht nach empfinden. Schon gar keine 16 Jahre ... er fühlte sich, trotz Sklave irgend wie frei und konnte nicht sagen, wie er sich nach einer so langen unfreien Zeit fühlen wollte.
    "Ich weiss nicht ... " sagte er fast verträumt und irgendwie war die Wunde vollkommen nebensichtlich geworden, denn er starrte nur auf ihre Hand, die entschlossen sein Handgelenk umfasste und er ihre Wärme der Hand spürte, angenehm, prickelnd, trotz Wunde.
    "Ich meine ... wie das passiert ist? Eh ... Ich habe nicht aufgepasst, weil da so eine fazinierende Frau neben mir steht und mir dabei die Sinne raubt ..." Er grinste verhalten. Auf ihre letzte Frage ging er gar nicht ein, es erübrigte sich wohl eh bei seinem charmanten, leicht neckischen und doch leicht entschuldigenden Lächeln bei seinen Worten.

    Obwohl Crassus Verres gesagt hatte, er solle sich in die Ecke stellte, drehte Verres kurz seinen Kopf, um einen Blick auf den sich nun verabschiedenen Herren von Nadia zu werfen und prägte sich dessen gesicht genau ein, bevor er sich wieder der tristen Ecke des Zimmer zuwandte. Es war ihm egal, ob Crassus und Furianus es bemerkt hatten, schienen sie zum Glück seiner Anwesenheit eh nicht gewahr.

    Noch bevor Carmen ihm auf seine Frage eine Antwort geben konnte, bemerkte Verres mit einem leichten Seitenblick, wie Carmen ihn eingehend betrachtete und er glaubte ein wenig Begeisterung in ihrem Augen funkeln zu sehen, als dann plötzlich die alte Köchin zu ihnen trat und Carmen mit ihren Worten Carmen aus ihrer Trance riss und sie auch ein wenig bloßstellte, denn nun hatte er eine Bestätigung neben seinem eigenen Eindruck und er fühlte sich mehr als nur geschmeichelt. Auch bemerkte er die leichte Röte in Carmens Gesicht aufsteigen, auch wenn sie ihren Blick nun senkte und sie versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
    Doch nun war es Verres, der sie entspannt, ein wenig belustigt aber auch erfreut anblickte, ja, fast versonnen, weil es ihn doch mehr überwältigt hatte, als er sich gegenüber erst zugeben wollte. Und nun war er es, der sich in ihrem Blick verlor, obwohl er das Messer weiter schliff, hatte er doch jeden Handgriff davon im Kopf, den solcherlei Tätigkeiten verlor man selten im Gedächtnis.
    Er hatte leicht seinen Kopf schief gelegt und empfand es als sehr niedlich, wie Carmen sich krampfhaft auf die Arbeit konzentrierte und nicht mehr zu ihm blickte, obwohl er sie nun sehr offensichtlich anstarrte. Und er tat es so offen, dass sie es eigentlich mitbekommen musste.


    Als sie dann aber antwortete, kam alles anders, als er erwartet hatte. 16 Jahre????? Schoss es ihm in den Kopf und da er sie immer noch anstarrte, nun weniger hingerissen, gab er plötzlich einen lauten Fluch, ein verhaltenes aber nicht zu überhörendes Stöhnen von sich und seine Augen rissen sich von Carmen und starrten auf die Hand, welchen den Wetzstein hielt. Er hatte sich mit dem Messer genau an der Stelle geschnitten, wo Daumen und Zeigefinger sich trafen, dort, wo eine Falte entstand, wenn man den Daumen an die Handfläche legte. Und der Schnitt war tief und das Blut rann ihm sogleich über die Handfläche. Den Wetzstein hatte er vor Schreck und Schmerz fallen gelassen und dieser kullerte polternd über den Boden. Das Messer hielt er noch in seiner Hand und während er auf die Wunde an seiner Hand starrte, stammelte er ungläubig: "16 Jahre schon? Ja, das ist eine Ewigkeit! Verdammt!" Und dann zog er seinen Augenbrauen zusammen und erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, dass er sich recht tief in die Hand geschnitten hatte, denn er war mit Recht viel Kraft an die Sache heran gegangen, doch dann hatte er zu lange Carmen fasziniert angeblickt, vollkommen verzückt und so war es dann passiert.

    Verres hatte sie nur angegrinst vor dem Waschraum der Sklaven, weil sie ein wenig seltsam heftig darauf reagierte, dass er seinen Bart ein wenig stutzen wollte, aber er war von der langen reise ein wenig unordentlich geworden und er wollte ihn nur auf eine Länge bekommen. Aber er fand ihr Reaktion doch schon sehr reizend und verstand darin mehr herauszulesen, als Carmen vielleicht lieb war.


    Verres war Carmen brav gefolgt, immer mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, den er hatte kaum Augen für die Umgebung, sondern nur für Carmens hinreisende Rückseite. Sie war so viel kleiner als er, aber das gefiel ihm irgendwie. Überhaupt wirkte sie so zart gebaut und zerbrechlich, zumindest vom körperlichen, denn vom geistigen her war sie, wie er sich immer eine Frau wünschte: Nämlich eine, die nicht auf den Mundgefallen war und vor Leben und Energie nur so strotzte. Nun, was hiess: Wie immer ... er wusste nicht, wie er früher war, aber seit dem er sich nicht mehr an die Vergangenheit erinnerte.


    Schliesslich kamen sie in die Küche. Verres nickte der Köchin freundlich zu, welche er um einiges überragte, und versuchte hier auch ein wenig die Schultern einzuziehen, während er sich dann umguckte in der Küche, in der es köstlich duftete. Während Carmen die Messer holte, hatte Verres eine Schale mit Oliven entdeckt. Er wollte gerade eine Olive daraus stibitzen, als sich die Köchin gerade zu ihm umdrehte. Verres verschränkte seine Hände auf dem Rücken und wippte einmal auf seinen Zehen mit einem freundlich Grinsen.


    Dann kehrte Carmen zurück und reichte ihm ein Messer und sprach ihre Worte, verschwand wieder und kam kurze Zeit mit einem Schleifstein zurück und reichte diesen Verres. Erst schaute er die Sachen seltsam versonnen an, dann aber wusste er genau, was er zu tun hatte und nahm sich einen Hocker und begann, das Messer zu schleifen. Er ging dabei sehr kraftvoll vor und an seinen Oberarmen konnte man das Spiel seiner Muskeln sehen, während er den Wetzstein immer wieder mit etwas Wasser befeuchtete, welches er sich kurz geholt hatte.
    Er hatte wirklich gute Laune und liess sich diese auch nicht von ihrer Frage verderben. Er blickte sie nur kurz an, um sich dann wieder auf seine Arbeit zukonzentrieren:
    "Etwa seit zwei Monaten oder so ... " Er sprach es nicht einmal verbittert aus.
    "Und du??"

    Verres blickte über seine Schulter Carmen nach und schenkte ihr ein letztes Lächeln. Als dann die Tür zu ging, stützte er sich rechts und links neben die Waschschüssel auf den Tisch, beugte sich über sie und starrte in das Wasser, welches spiegelglatt vor ihm war. Sein Spiegelbild konnte er nur erahnen, aber es war, als wäre dort sein Verstand im Wasser gefangen und lese fregte er:
    "Kannst du mir verraten, was hier gerade passiert?"
    Er hatte keine Antwort darauf und so seufzte er schwer, doch als er sich dann schliesslich anfing zu waschen, um spielte sein Mund ein seliges Lächeln.


    Irgend wann dann war er fertig, trocknete sich ab und schlüpfte in die frische Tunika.
    Er fühlte sich fest himmlich: Sauber und frisch und auch der gewaschene Stoff der neuen Tunika fühlte sich gut auf seiner Haut an. Und seine Haare waren nun endlich wieder mit seinen Fingern durchkämmbar, denn von der langen Reise aus Dakien hatten sie doch arg gelitten.


    Schliesslich verliess er das Bad ...


    Vor dem Waschraum


    ... wo er erneut auf Carme traf. Sie hatte ja gesagt, dass sie auf ihn hatte warten wollen, und so strahlte er sie fröhlich an und man konnte ihm ansehen, wie gut ihm das Reinigen seines Körpers getan hatte. Sein Gesichtsausdruck hatte wieder dieses leicht neckische, entspannte und so legte er den Kopf leicht schief und sagte:
    "Wehrte Carme! Ich hoffe ich habe dich nun nicht zu lange von der Arbeit abgehalten. Sag, ob sich in der Küche ein Messer findet, womit ich meinen Bart ein wenig ... gerader stutzen kann?" Er zwinkerte ihr fröhlich zu.

    Gerne hätte Verres Carmens Gegenwart noch genossen, doch er wußte auch, dass sie beide hier nicht zum Vergnügen waren, sondern arbeiten mußten. Und so sehr er Carmens Nähe auch hatte und dieses Prickeln seinen Körper angenehm durchflutete, so kam er bald zurück auf den Boden der Tatsachen und als sich ihre Blicke wieder trafen, glaubte er in ihren wunderschönen Augen so etwas wie eine tiefe Sehnsucht zu sehen, eine Sehnsucht nach etwas, was der seinen nicht unähnlich war, doch so seltsam vertraut es auch zwischen den beiden war, Verres riß sich zusammen.
    "Ich danke dir für alles. Du hast schon viel zu viel für mich getan. Ich hoffe, daß es ich dir eines Tages zurückgeben kann."


    Er lächelte sie warmherzig an und war kurz davor, ihr einen Kuß auf die Stirn zu geben, doch es war seiner Meinung nach viel zu früh für solch eine Vertrautheit. Und so wartete er darauf, daß Carmen den Waschraum verliess, wenn auch ungerne.

    Verres hörte den Männern weiter stillschweigend zu und dachte darüber nach, wie Crassus wohl Nadia bestrafen wollte. Er hatte da einige Ideen, an die er aber ungerne denken wollte.
    Und würde dies nicht nur noch weiteren Ärger mit sich bringen? So wie Nadia Verres geholfen hatte, oder es dann versucht hatte, würde auch er ihr helfen und somit war der Ärger vorherzusehen.


    Verres hustete leise. Nicht weil er sich bemerkbar machen wollte, denn er wüsste gerade eh nicht, was er sagen sollte, sondern weil seine Kehle trocken und ausgebrannt war.


    Und langsam wirkte Crassus Demütigung doch ein wenig, ihn hier einfach so in der Ecke abgestellt zu haben, aber Verres riss sich zusammen. Es war immer noch besser als ausgepeitscht zu werden, oder Schlimmeres.


    Und so wartete er weiterhin ab.

    Am liebsten hätte Verres es gehabt, dass sich nicht aufhören sollte, aber das war nicht möglich. Und so genoß er ihre kreisenden Bewegungen und glaubte ihren Körper nah an dem ihren zu spüren, obwohl sie einen halben Schritt hinter ihm stand. Dennoch glaubte er kleine impulsive Kraft zu spüren, die von ihr ausging und wie mit kleinen Blitzen zu ihm überschlug. Oder war es anders? War es einfach zwischen ihnen.
    "Ja, bitte, mach weiter. Es ist ... mehr als angenehm und ... "


    Er schluckte. Er fühlte sich auf eine fremde Art, die er nicht in der Lage war zu beschreiben, magisch von Carmen angezogen. Sie war für ihn wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Er hatte das Leuchten in ihren Augen gesehen, die Wildheit, welche in ihr schlummerte, das Funkeln des Stolzes und doch wirkte sie auch auf eine liebliche Art verletzlich und zerbrechlich.


    Warum hatte er sich das ‚und’ nicht schenken können, schoss es ihm durch den Kopf, denn sie würde ihn sicherlich danach fragen. Damit es aber keine zu lange Pause entstand, sprach er etwas anderes aus: "... du machst es sehr gefühlvoll ..."
    Das er eigentlich sagen wollte, dass er sie küssen wollte, sagte er nicht und es war auch gut so, denn er wollte sich erst einmal seiner Gefühle bewusst werden und schliesslich kannte er sie erst kurz. Und sie war ihm zu wichtig, jetzt schon, als das er das mit einem voreiligen Kuss alles hätte zerstört.

    "Du hast damit angefangen und es war ja auch lustig gemeint. Ich möchte mich nur dafür entschuldigen, dass ich so unangemessen reagiert habe." Sprach er sanft, als sie anfing , seinen Rücken zu waschen. Es war mehr als angenehm, und dass nicht, weil es recht schwer war, sich seinen eigenen Rücken zu waschen, besonders, wenn man so muskulös war wie Verres.
    Nein, es war viel mehr. Ja, es war seltsam berauschend, als er den Lappen, geführt von ihrem Händen, auf seinem Rücken spürte, auf den hier und da ein paar Narben zu sehen waren, die scheinbar von Kämpfen herrührten.
    Wie gerne würde er nun ihre Finger auf seiner Handspüren, denn es war das erste Mal, nach dem Gedächtnisverlust, dass ihn eine Frau so nahe gekommen war. Ab und an glaubte er ihre Finger zu spüren und seufzte leise wohlig auf.
    Und er fragte sich, was sie wohl dachte, denn irgendwie war es eigentlich nicht üblich, das man jemanden nach so kurzer Zeit so nahe kam.


    Das er nackt im Waschraum stand und sie nicht, störte ihn nicht besonders, da er damit kein Problem hatte, aber für einen Moment fragte er sich, wie sie wohl aussehen mochte, wenn sie keine Kleidung hatte und ein Kribbeln ging ihm durch den Bauch.


    Es war schon seltsam. Seine Hand auf ihrer Schulter hatte sie eher abgelehnt, doch nun wusch sie ihm den Rücken.
    "Es ist sehr angenehm ..." sprach er hörbar genießend. "Danke!"


    Als ihre Hand mit dem Leinenstreifen schließlich seine linke Schulter erreichte und ihn sein Schulterblatt abrieb, da konnte er nicht anders, hob seine rechte Hand und ließ seine Finger sanft auf ihrer Hand nieder. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber es war wie eine unterstreichende Geste des Dankes. Und er schloss die Augen und atmete tief ein und aus.

    Verres bemerkte, wie Carmen ihm folgte. Er war darüber irgendwie dankbar und doch war er auch noch in Gedanken, über den seltsamen Vorfall von eben und dann fiel ihm auf, dass er sich noch gar nicht entschuldigt hatte. Er hatte barsch reagiert, auch wenn er in dem Moment gar nicht richtig bei Sinnen war. Er begann sich nun mit dem Leinenstreifen zu waschen, welche Carme vorhin aus ihrer Truhe genommen hatte, während er ihren Worten lauschte.
    Sie wollte ihm den Rücken waschen?? Er blickte sie an, zog eine Augenbraue hoch, aber sein Ausdruck war nicht so verschmitzt, wie er es noch vor dem Vorfall von eben war.
    "Ich ..." begann er und ein Mundwinkel zuckte. Er wirkte immer noch etwas verstört, denn die Gefühle, welchen ihn eben bei dem Erlebnis ohne Vorwarnung und wie aus dem Nichts überrumpelt hatten, hallten noch in seinem Kopf nach und er glaubte sogar noch etwas körperlich zu spüren, doch er riss sich nun zusammen und sprach: "Nun ... also ... gerne! Aber was die Wasserschlacht angeht, holen wir diese nach. Nun bin ich gewarnt!" Er zwinkerte ihr nun ein wenig entspannter zu und blickte sie dann entschuldigend und eindringlich an. Seine Worte klangen sehr ehrlich und auch sein Blick verriet viel Aufrichtigkeit: "Es tut mir leid, was eben passiert war. Es war nicht meine Absicht, dich dermaßen zu verschrecken ..." Und dann blickte er wie ein kleiner Junge auf den Boden, der etwas Schlimmes angestellt hatte.
    Zwar war ihm bewusst, dass er es ja nicht extra und bei vollem Bewusstsein getan hatte, aber er bemerkte bei Carmen, dass es sie doch sehr irritiert hatte, zumal sie ja nicht ahnen konnte, was passierte und sie es alles im Scherz meinte.

    Verres blickte Carmen nun ebenfalls fast ein wenig scheu von oben an, obwohl er versuchte, seine Größe ein wenig zu kaschieren, in dem er sich nicht ganz so aufrichtete, wie sonst. Er glaubte auch zu bemerkten, dass er wohl einen Schritt zu weit gegangen war, als er Carmen an der Schulter berührte, was jedoch nicht unangenehm war, sondern, im Gegenteil, er spürte ihre kühle Haut, welche ihn angenehm war. Doch mit seinen Gedanken war er noch an dieser seltsamen Erinnerung, welche jedoch nur ein kleines Mosaikteilchen von einem großen Ganzen war.
    Er spürte, wie sie ihre Hand auf die seine legte, während sie ihn ein klein wenig unsicher anlächelte. Doch sie hätte ihm in diesem Augenblick nichts schöneres schenken können, als eben jenes, wenn auch leicht unsichere Lächeln und auch wenn sie sachte seine Hand von ihrer Schulter nahm, so lächelte nun nicht nur Verres Mund, nein, es hatte seine Augen erreicht, um die sich nun kleine lustige Falten bildeten, die seinen Ausdruck nur verstärkten.


    Auf einmal wurde ihm aber bewusst, dass er hier ja vollkommen nackt vor ihr stand und auf einmal musste er lachen. Er drehte sich aber nicht um.
    "Manchmal, da hast du Recht, mag es vielleicht auch besser sein. Aber so gar nichts über das Leben zu wissen, wer man war und wie man war, ist nicht besonders angenehm. Ständig grübele ich darüber herum."


    Und dann drehte er sich um und ging zu einer der Waschschüssel und nickte. "Ja, ich habe dich schon viel zu lange aufgehalten ..." kam es eine kleine Spur enttäuscht und traurig und sein Lachen eben war zwar aufrichtig, aber man konnte ihm noch anmerken, wie verwirrt er durch den Vorfall eben gewesen war und wie verletzlich, auch wenn er es nicht zeigen wollte.

    Verres wurde je aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür auf ging und jemand das Officium betrat. Kurz darauf erfuhr, wer es war, als sich der Mann vorstellte, denn er drehte sich nicht um. Aber er spitze seine Ohren, als er mitbekam, dass es Nadias Herr war. Inzwischen aber stand er nun doch schon eine ganze Weile dort in der Ecke, mit dem Gesicht zur Wand und so verlagerte er immer häufiger sein Gewicht auf eines seiner Beine. Er war eher lange Märsche gewöhnt, schließlich kam er gerade frisch aus Dakien.
    Was er dann aber zu hören bekam, liess ihn nicht gerade entspannen, aber was hatte er auch erwartet. Als er Crassus sagen hörte: Was sie dazu bewogen hat, mag ich nicht zu beurteilen. Da wollte er dann am liebsten etwas sagen, denn ganz ohne Grund hatte Nadia es schließich nicht getan. Aber der Grund war Crassus einfach egal. Er erzählte es so, wie er es gebrauchen konnte.


    Und dann hörte er die Männer weiter miteinander sprechen und erstarrte innerlich, wie sie von einem Menschenleben sprachen und wie wenig es ihnen wert war. Mehr und mehr wurde Verres bewusst, was es hiess, am unteren Rande der Gesellschaft zu stehen und seufzte leise.


    Und doch versuchte Verres sich sogar in die obere Schicht hineinzuversetzen, die ihm irgendwie seltsam vertraut vor kam. Und auch wenn er Nadia verstehen konnte, ihre Ansichten teilte, so hatte sie Crassus mehr als nur beleidigt. Aber sie deshalb gleich zu töten oder arg zu bestrafen?


    Verres ahnte, dass dieser in der Ecke stehen nicht die eigentliche Strafe sein würde und er sicherlich noch etwas anderes erwarten würde. Doch darüber dachte er nicht weiter nach, denn er lauschte den Männern, welche über Nadia redeten, als sei sie ein Gegenstand. Nein, sie war es und er genauso ...


    Hatte Nadia nicht irgendetwas davon gesagt, dass sie bald hätte frei gelassen werden sollen? Verres schluckte. Damit, dass sie ihm hatte helfen wollen und sich dann mit Crassus angelegt hatte, hatte sie ihre Freiheit aus das Spiel gesetzt ...
    Er schluckte noch einmal und verlagerte dann langsam etwas müde werdend sein Gewicht wieder auf das andere Bein. Ihm war inzwischen ein wenig schlecht von den Schlägen in den Magen, von dem was er hörte und weil ihm die Kehle vor Durst brannte – abgesehen, dass seine gebrochene Nase immer noch mit Schmerzen nachhallte.