Beiträge von Verres

    Verres sah seinem Herren noch nach und wollte sich gerade wieder einfach zurückfallen lassen und weiter schlafen, denn die Reise bis nach Rom war ziemlich erschwerlich gewesen. Doch dann ging die Tür erneut auf und da stand sie wieder, oder falsch, sie betrat den Raum. Aber mit welcher Leichtigkeit? Sie schien ja fast zu schweben.
    Verres rieb sich die Augen und stand dann höflich vom Bett auf. Er musste einen erbärmlichen Eindruck machen. Seine Tunika war wie gesagt verschlissen und durchlöchert und starrte vor Dreck. Ein Wunder, dass man ihn gekauft hatte. Und gewaschen hatte er sich auch erst vor ... drei... vier Tagen?
    Er schenkte Carmen, die wie ein Sonnenschein in diesen etwas trostlosen und nicht grad hellen Raum gekommen war, ein warmes Lächeln.
    "Ehm, ja, der Herr war gerade hier. Ich soll arbeiten, alles irgendwie. Eben was sinnvolles. Sag, wäre es vielleicht möglich, eine etwas anständigere Tunika zu bekommen? Und wo kann ich mich waschen? Ich nehme an, nicht im Bad der Herrschaften." Er grinste.
    Und dann stand er fast ein wenig unsicher vor ihr, seine Hände vor seinem Schoß gefaltet und blickt zu ihr. Sie war doch viel kleiner als er und dennoch versuchte er sie nicht erhaben anzusehen, was bei seinen 1 Meter 85 nicht so einfach war.


    edit: Grösse

    Verres hatte ja schon vorhin am eigenen Leib zu spüren bekommen, das Crassus weder untrainiert, noch schwach war und so traf ihn der Schlag nicht nur schmerzhaft in den Magen, nein Verres krümmte sich, stiess einen unterdrückten Laut durch seine zusammengepressten Lippen hervor und dann blieb ihm kurz die Luft weg. Instinktiv umschlang er seinen Bauch mit seinen Armen und stand nun regungslos und leicht gebückt für einen Moment zwischen der jungen Sklavin und Crassus und japste schliesslich nach Luft. Das hatte eben so gesessen wie der Schlag auf die Nase, aus der nun inzwischen kaum mehr Blut floss.
    Verdammt, ja, das war wohl ziemlich dumm. Aber warum war sie denn nicht weggelaufen? Egal ob Crassus wusste, wo er sie fand. Dort gäbe es vielleicht jemanden, ihren Herren, der ihr zumindest den Carcer in der Castra hätte ersparen können.


    Doch nun würde es kommen, wie es eh nicht anders kommen wollte. Nur das Verres nun die schmerzen umsonst erlitt, denn die Sklaven stand wie angewurzelt hinter ihm. Was war nur los mit ihr? Erst hatte sie so viel Mut bewiesen, wofür Verres sie bewunderte. Doch was nur war dann passiert? War sie lebensmüde?


    Nun würden beiden ihre Strafe bekommen, aber Verres war es im Moment egal. Seine Nase schmerzte immer noch und nun auch noch sein Magen, in dem seit gestern eh nicht viel drin gewesen war. Und was würde passieren, wenn Verres Nadia nun zur Castra bringen würde? Würde er Tritte und Kratzer von ihr abbekommen? Denn freiwillig würde sie sicherlich nicht mitkommen.


    Was war das heute für ein verfluchter Tag? Irgendwie war es eh alles egal.
    Doch auch wenn Verres Schmerzen verspürte, so wurde seine Wut auch immer grösser und vernebelte anscheinend seinen Verstand. Oder lag es an der jungen Sklavin? Auf einmal war es, als würde er einen Teil ihrer Emotionen auf sich übergehen sehen. Oder es war seine versteckte Sturheit, welche nun zum Vorschein kam. Er richtete sich langsam wieder auf und blickte seinen Herren von unten herauf an.

    "Lass sie einfach gehen. Du hast ja noch mich ... um deine Wut freien Lauf ... zu lassen ..."
    stammelte Verres, sichtlich bemüht um Luft.
    Dumm, Verres, du bist wirklich strohdumm, dachte er, doch er konnte sich ein, wenn auch gequältes Grinsen nicht verkneifen. Und dann setzte er noch einen drauf: "Schuld ist eh diese ... Vase!" Das er sie hässlich fand, verkniff er sich dann doch.

    Verres hatte aufmerksam zugehört und nickte. "Ich habe verstanden!"
    Wie gnädig, dass sich die Sklaven etwas Brot nehmen durften, dachte Verres, wenn nichts vom Essen der Herrschaften übrig blieb. Und wie war das dann? Stürzten sich die Sklaven auf die Reste und schlugen sich dann die Köpfe ein, damit jeder etwas ergatterte? Na, das waren ja trübe Aussichten, wo Verres doch immer einen kräftigen Hunger hatte.
    Dann sah er an sich herunter. Er trug eine ziemlich verschlissene und dreckige Tunika. Aber da würde er wohl Carmen fragen, ob er vielleicht eine weniger schmutzige bekommen könnte.
    Und so blickte er seinen Herren wieder an und sprach.
    "Ich habe nun keine Fragen mehr. Ansonsten frage ich die anderen."

    Verres tat richtig daran, sich zwischen Nadia und seinem Herren zu stellen, denn dieser war kurz davor gewesen, sich auf Nadia zu stürzen, denn sie hatte mit ihrer Scherbe, welche er ihr versucht hatte, abzunehmen, Crassus am Bein getroffen. Und auch wenn dieser den Schmerz unterdrückte, seine Wut funkelte nur zu deutlich in seinen Augen.
    Verdammt und alles nur wegen einer verdammt hässlichen Vase. Oder, weil er nicht besser aufpassen konnte, gestolpert war und dieses verfluchte Teil hatte fallen lassen.


    Aber die Sklavin in die Castra bringen? Dort, wo wahrscheinlich ein Haufen gelangweilter Soldaten rumhingen und sich nur auf etwas Abwechslung freuten ... niemals. Er musste nun klarer deutlich machen, dass Nadia verdammt noch mal wirklich eine Dummheit gemacht hatte. Ihn würde sowie so noch wegen der Vase eine Strafe erwarten. Für das, was er nun tat, wohl noch mehr.
    Auch wenn Nadia ihren Namen gesagt hatte und sogar, aus welchem Haus sie stammte und Crassus es nun wusste, nein, in die Castra würde Verres sie nicht bringen.
    Und so blieb er wie ein Fels in der Brandung fest stehen, rief aber über seine Schulter Nadia laut zu: ."Renn weg!!! Mädchen!! Schnell!!"


    Er würde sich seinem Herren in den Weg stellen. Aber es war ihm egal. Er wollte nicht weiter tatenlos zu sehen und vielleicht wusste Verres selber nicht mehr, was er tat .
    Und so reihte sich seine Dummheit in die von Nadia. Nun war es eh egal.

    Das dunkeltürkise Wasser lud mächtig dazu ein, sich alle Kleidung vom Leib zu reissen und hineinzuspringen. Selbstverständlich hielt sich Verres zurück.
    Unter dem Dach standen in einigen Ecken Liegen und Stühle aus Korb, auf denen man dann nach dem Bad verweilen konnte.
    Verres trat an den Rand des Becken und schaute hinein. Irgendwie schien ihn dieses Türkis magisch anzuziehen.
    "Die Farbe des Wassers entsteht durch die Farbe des Beckens. Und doch wirkt es, als sei es ein kleines Stück Meer ..." stellte Verres versonnen fest. Irgendwo in dem hintersten Winkel schien er eine Scherbe seiner Erinnerung gefunden zu haben. Es war nur ein vertrauter Eindruck.


    "Ich werde dir nun das Zirtonenwasser und ein Laken zum Abtrocknen besorgen. Hast du noch einen Wunsch?"
    Er blickte Metellus freundlich an, jedoch weder unterwürfig noch demütig. Verres strahlte ein gewissen Selbstvertrauen aus und machte den Eindruck, dass er mit beiden Beinen fest im Leben stand.

    Verres schmunzelte, als der pausbäckige junge Mann, der bestimmt um einiges jünger war, als er, sich nun doch korrigierte, was die Verwandtschaftsverhältnisse anging und nickte ihm einfach nur zu. Ja, da war so gar ein kleines freches Zwinkern, denn eigentlich hatte Verres sich schon gedacht, dass Metellus eher der Neffe von Crassus war, nicht der Onkel. Aber dies ging Verres nichts an und es gab ja so manch seltsame Verwandtschaftsverhältnisse in den adligen Familien.


    "Ich werde dir erst die Therme, dann dass Balneum zeigen, welches wahrscheinlich im Moment für eine Abkühlung besser geeignet ist," sprach Verres und setzte sich in Bewegung. Er hätte auch nichts gegen eine Abkühlung, aber am ersten Tag in der Casa wollte er noch nicht gleich faulenzen.


    Und so führte Verres Metellus erst zu der Therme in der sich jedoch zur Zeit kein Wasser befand und schliesslich kamen sie im Balneum an.

    Verres blickte seinen neuen Herren aufmerksam an. Er schien nicht weiter darauf zu sagen und so hoffte er nur, dass er ihm glauben schenkte. Selbst wenn er ihm nicht glaubte, es war ja nun einmal eine Tatsache und selbst wenn man ihn foltern würde, käme nicht die Wahrheit ans Licht. Aber wegen so was wurde man ja hier nicht gefoltert.
    Und ob er noch Fragen hätte. Nun, eigentlich schon.
    Er brauchte nicht lange zu überlegen.
    "Eine hätte ich schon. Wie sieht mein Tagesplan aus und welche Arbeiten soll ich verrichten? Etwas bestimmtes oder was eben anfällt? Habe ich auch etwas freie Zeit? Wenn ja, wann und gibt es hier bestimmte Zeiten für das Essen ...?"
    Es waren mehr Fragen geworden, als er eigentlich wollte. Aber wenn sein Herr ihn schon so fragte.


    Und das Verres nicht gerade schmächtig und untrainiert war, konnte sein Herr durchaus sehen. So war er also auf die Tätigkeiten gespannt, für die er eingeteilt werden würde.

    Für einen Onkel sah der gute Mann, der einen sehr freundlichen Eindruck machte, aber ziemlich jung aus. Aber Verres glaubte es ihm dann mal.
    Und wie sein Neffe schienen wohl viele im Dienste der Stadt zu stehen von Crassus Familie. Aber das war ja auch nicht weiter verwunderlich.
    Und so vernahm er dessen weitere Worte und schmunzelte ein klein wenig frech und sagte dann freundlich: "Nun, ausgesucht habe ich mir diese Casa nicht gerade."
    Er ging davon aus, dass der junge Mann wusste, was Verres, der hier ja Sklave war, damit meinte, schliesslich hatte man ihn nicht gerade gefragt, von wem er am liebsten gekauft werden würde.
    "Aber dein Wort in Ehren, ich bin zuversichtlich ... denn ich bin erst seit heute hier."
    Wieder lächelte er freundlich.
    "Oh, das Bad kann ich dir schon zeigen. Und wie wäre es, wenn ich dir etwas Zirtonenwasser darreiche, während du ein Bad nimmst?"

    Verres vernahm die Worte von Crassus, während er versuchte, Nadia die Scherbe aus der Hand zu nehmen, doch sie schaute ihn nur an und schüttelte den Kopf, was kein gutes Zeichen war.
    Und Crassus schien die Scherbe gar nicht gesehen zu haben, dass er nun die Geste, welche Verres gemacht hatte, um Nadia die Scherbe aus der Hand zu nehmen, missverstand, doch Verres ignorierte seine Worte.
    Verres wusste nun nicht, was er tun sollte. Sein Herr befahl ihm, die Scherben aufzusammeln, doch Verres wollte auch nicht, dass Nadia eine Dummheit tat und als sie schliesslich ihre harten, aber in seinen Augen, richtigen Worte sprach, welche ihre verständliche Wut gegen seinen Herren ausdrückte, wollte er sich halb schon den Scherben am Boden widmen. Doch eigentlich wollte er auch verhindern, was Nadia dann tat, doch er hatte sich nicht schnell genug entschieden und dann war es auch schon passiert.
    Götter, fuhr es ihm in den Kopf, was tat sie nur??
    Noch bevor die Scherbe bei Crassus ankam, noch bevor auch Verres wußte, ob die Scherbe getroffen hatte, stellte er sich nun zwischen Nadia und Crassus, mit dem Rücken zu Nadia, für den Fall, dass sein Herr sich gleich auf die junge Sklavin stürzten wollte. Er tat es, ohne weiter nachzudenken, aber nun musste er handeln, notfalls gegen seinen Herren, er hatte eh schon viel zu wenig in seinen Augen getan, obwohl er nicht feige war.


    Und das sein Herr dies nicht einfach so über sich ergehen lassen würde, war Verres klar, und Nadia hoffentlich auch inzwischen, aber nun war es eh zu spät und Verres hoffte, dass sein Eingreifen helfen würde, auch wenn es in den Augen seines Herren nicht richtig war.


    Verres war mindestens so aufgeregt wie die beiden anderen, und am liebsten hätte er es gehabt, wenn Nadia einfach gegangen wäre. Zwar konnte er ihre Wut verstehen, aus der er schloss, dass sie als Sklavin oft schlecht behandelt worden sein musste, doch sah sie nicht ein, dass es einfach nichts brachte. Einzig und allein, dass sie sich dabei gut fühlte, so ehrlich und mutig ihre Meinung zu sagen. Und er hatte sich auch über ihr Eingreifen am Anfang gefreut, gefreut darüber, dass nicht jeder Mensch immer wegschaute, doch nun eskalierte die Situation und Verres kam sich wie zwischen zwei Stühlen vor. Naja, nun eher zwischen zwei Streitenden.


    Jedenfalls egal was kommen würde, er wurde sich von seinem Herren nicht wegschubsen lassen, sollte dieser es versuchen. Verres wollte Nadia schützen. Er würde einfach versuchen, seinen Herren nicht an sie ranzulassen.

    Verres konnte nicht sagen, wie es sein neuer Herr aufnahm, da seine Mimik ihm irgendwie nichts verriet, nicht mal ein bisschen. War das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen? fragte er sich.
    Als Crassus dann noch einmal nachfragte, schüttelte Verres seinen Kopf.
    "Nein, leider gar nichts. Ich weiß nur, dass ich gut kämpfen kann, fliessend Latein und ganz wenig dakisch spreche. Und irgendwie kommt mir die Stadt Rom seltsam vertraut vor." gab er schliesslich zur Antwort und erinnerte sich daran, als er mit dem Sklaventross und den Römern nach Rom kam. Es war eigentlich ein schönes Gefühl gewesen, als er bemerkte, dass er Rom wohl irgendwie kannte. Aber dann hatte sich wieder diese gähnende Leere in seinem Kopf breit gemacht und vergebens suchte er nach Erinnerungen.


    Hätte er die Gedanken seines Herren gelesen, so würde Verres ihm widersprechen, denn Verres liess sich nicht so einfach formen, aber er konnte ja keine Gedanken lesen. Vielleicht war das auch besser so.


    Bisher hatte Verres nichts an seinem Herren auszusetzen. ;)

    Es war so klar, dass sein Herr nun diese Fragen stellte. Und so blickte Verres ihn an und kratzte sich verlegen am Kopf und schaute ein wenig betreten drein.
    "Nun, das kann ich dir leider nicht beantworten. Denn ich erinnere mich nicht an meine Vergangenheit, außer bis an dem Tag vor einigen Monaten in Dakien. Doch wie ich da hingekommen bin, ist ebenso ein Rätsel. Ich weiss, das dies seltsam klingt, aber es ist die reine Wahrheit!"
    Er blickte Crassus fest in die Augen und seine Stimme klang aufrichtig und ein wenig entschlossen, denn es war ja nun einmal die Wahrheit.
    Er hätte natürlich noch mehr erzählen können, aber er wollte erst einmal abwarten, wie sein Herr darauf reagierte.

    Verres war den ersten Tag hier und so striff er durch das Haus, obwohl er etwas zu erledigen hatte, aber er wollte auch die Bewohner kennenlernen und traf dann auf einen, der ein wenig herum suchte.
    »Verzeiht!« sprach er den Fremden an. »Ich bin Verres, ein neuer Sklave in der Casa. Kann ich Euch helfen? Und verzeih, wenn ich frage, wer du bist, aber ich kenne hier noch kaum wen ...«
    Unauffällig musterte den Mann und war beeindruckt. Auch er schien, wie sein Herr und Verres selber, recht durchtrainiert.

    Verress hatte sich recht schnell und fast panisch aufgerichtet, als er dann die Worte seines neuen Herren vernahm. Es sprudelte förmlich aus ihm heraus und fast hatte Veres Schwierigkeiten, alles genau aufzunehmen. Aber das waren wohl so die üblichen Dinge, die ein Sklave von seinen Herrschaften zuhören bekam. Er war das nur noch nicht gewohnt.
    Lieber wäre es ihm gewesen, wenn er gesagt hätte, dass er ein harter, aber herzlicher Herr sein, aber gerecht? Was meinte er damit? Gerechtigkeit wurde oft sehr unterschiedlich ausgelegt.
    Dennoch war Verres nicht dumm. Er verstand schon.
    Und so blieb er zwar auf dem Bett sitzen, nickte aber und lächelte sogar ein wenig. Das sein Herr ein so hohes Amt inne hatte, wußte Verres bereits von dem Mann, der ihn kaufte. Und so musterte er unauffällig seinen Herren, der einen recht stolzen, vielleicht ein wenig arroganten Eindruck machte, aber Verres wollte auch nicht zu schnell urteilen.
    "Ja, ich habe verstanden. Mein Name ist Verres!" antwortete er dann freundlich. EIn wenig aufgeregt war er schon, war dies doch sein erster Herr. Und was hätte er wohl zu tun? Und was würde Crassus ihn fragen über die Vergangenheit, zu der er sich ja nicht äussern konnte. Schon damals hatte manch einer ihm seine fehlenden Erinnerungen nicht abgenommen und glaubte, dass er sich dies nur ausdachte, um irgendetwas zu verschleihern. Er hoffte, dass es hier nicht so war.

    Als Crassus Hand plötzlich hervorschnellte und sie an Nadias Hals legte und zu drückte, hätte er fast in einem Moment der Wut sich auf seinen Herren gestürzt und zuckte auch zusammen, hielt dann aber inne, denn das hätte wohl wirklich sein Todesurteil bedeutet. Und so starrte er erst Crassus, dann Nadia leicht panisch an. Ihr musste es jedoch noch um einiges schlechter gehen.
    Verres wußte nicht, was er tun sollte und der Drang, seinen Herren von dem, was er tat, abzuhalten, wuchs stetig. Doch zum Glück liess er schliesslich von dem Hals der jungen Sklavin ab und auch wenn Verres erleichtert war, so verstand er nicht, was hier eigentlich geschah. Schon bekam er ein schlechtes Gewissen, da dies alles nur passiert war, weil er die Vase hatte fallen lassen.
    Seine Mimik spiegelte Fassungslosigkeit und aber auch Unverständnis wieder.
    Alles dies war eindeutig ein Machtkampf, der jedoch im schlimmsten Fall für Crassus besser ausgehen würde, da er Bürger Roms und Nadia nur eine Sklavin war. Und dennoch verstand er Nadia und seine Bewunderung für sie stieg stetig, doch er wollte dennoch am liebsten die Situation auflösen, um weiteren Schaden von ihr abzuwenden, und seien es nur Crassus demütigende Worte. Doch was sollte er tun?


    Dann hörte er ihre Worte und sah ihr Entsetzen in ihrem Gesicht und sie wirkte wie angewurzelt, die Scherbe weiter in der Hand haltend. Sie blutete nun sogar ein wenig, weil sie vor Schreck, als Crassus sie würgte, ihre Hand zu fest um die Scherbe geschlossen hatte. Doch der Blutfluss war harmlos.
    Und dann bekam er den Befehl, die Scherben aufzusammeln. Er war etwas verwirrt. Warum waren ihm die Scherben nur so verdammt wichtig? Die Vase war doch nicht zu retten? Oder wollte er Verres einfach nur demütigen? Oder hatte er gar schlimmeres vor mit den Scherben? Verres wusste, dass ihn noch eine Strafe blühte und er wollte gar nicht weiter daran denken.
    Nein, nun galt es, seinen Herren irgendwie zu besänftigen, wenn das überhaupt noch irgendwie möglich war. Und er wollte verhindern, dass es sich Nadia vielleicht doch noch anders überlegte und seinen Herren mit der Scherbe etwas antat, wobei er sich vorstellen konnte, dass ihr Versuch schon in der Ausübung scheitern würde, war Crassus ein geübter Kämpfer und noch ehe sie ihm mit der Scherbe zu nahe kommen würde, hatte er schon ihr Handgelenk gegriffen und dann wollte er gar nicht wissen, was dann passierte.
    Verres Herz schlug mächtig in seinem Brustkorb. Der Schmerz pochte in seiner Nase und immer wieder wischte er sich das laufende Blut mit dem Handrücken weg, der nun schon recht blutverschmiert war.


    Verres musste Handeln. Die Scherben, ja, er sollte sie aufsammeln, alle und dazu brauchte er auch die, welche Nadia hielt. Und so wandte er sich an sie, während Crassus neben ihnen stand, versuchte ihr ein beruhigendes Lächeln zu schenken, in dem sie aber auch seine Sorge und sein Entsetzen erblicken konnte und mit einer langsamen Bewegung streckte er seine Hände nach den ihren aus, um ihr die Scherbe sanft aus der Hand zunehmen, in der Hoffnung, dass sie diese auch los lies.
    "Ja, Herr, ich werde alle Scherben einsammeln ..." sprach er an Crassus gewandt, während er nun aber Nadia fast flehend und bittend in die Augen schaute.

    Verres hatte einige Zeit tief geschlafen und irgendwas seltsames geträumt. Sogar Carmen kam darin vor, aber nur kurz. Ihm waren andere Bilder duch das Hirn gekommen: Der Kampf mit den Römern, die Schreie der Frauen und Kinder damals in dem Dorf. Sein Kampf und seine Gefangennahme.
    Und dann schrie ihn jemand an. Im Traum. Oder doch nicht?
    Er schreckte hoch und saß aufrecht auf seinen Bett und blickte in die Augen eines Mannes, den er nicht kannte, der aber von der Kleidung her wohl etwas betuchter war.
    "Ja? Wie was wo?" stammelte Verres verschlafen.

    Verres hatte mit Nadias Hilfe so ziemlich alle Scherben zusammengetragen, welche nun in einem Haufen vor ihm am Boden lagen. Wie sollte er diese Scherben nun aber transportieren?
    Und dann hörte er wieder den lauten Tonfall seines Herren. Da Verres noch auf dem Boden kniete, mit dem Rücken zu Crassus, konnte dieser nicht sehen, wie er über die Worte seines Herren die Augen verdrehte. Dafür, dass er Sklaven augenscheinlich so hasste, oder sie eben nicht als Menschen ansah, sprudelte es aber ziemlich aus ihm heraus.
    Gerne hätte er etwas dazu gesagt, aber er durfte ja nicht sprechen und da er noch nicht wusste, welche Strafe ihn für die zerstörte Vase erwartete, behielt er seine Gedanken für sich und sprach kein Wort. Denn Verres hing an seinem Leben und traute es dem Mann zu, dass er seine Sklaven tötete. So wie den armen Hund neulich, der wohl schon so einiges falsch gemacht hatte. Verres hatte nur davon gehört, dass er gestorben war, mehr nicht. Bei dem Gedanken wurde ihm nicht gerade besser.
    Als Crassus dann die Männer in der Castra erwähnte, schluckte Verres und ballte eine Hand zu einer Faust. Was war sein Herr doch nur für ein Untier. Und dann dieses hämische und hinterhältige Lachen. Langsam wurde ihm immer deutlicher, was ihm in der Casa wohl blühen wurde. Aber er trug es bis jetzt noch mit Fassung.


    Dann sah er, wie Nadia eine grosse Scherbe in die Hand nahm und sich zu seinem Herren umdrehte. Sie wollte doch wohl nicht??? Blitzschnell stand er neben ihr und beobachtete möglichst unauffällig ihre Hände, welche nun, als sie Crassus ihre mutigen Worte fast vor die Füsse spuckte, mit der Scherbe spielten und sie sich drohte zu schneiden. Die Spannung zwischen den dreien stieg immer mehr, oder Verres bildete es sich zumindest ein. Schon war er versucht, ihr sanft eine Hand auf die ihre mit der Scherbe zu legen, um sie eventuell von dem abzuhalten, was sie vielleicht vorhätte. Denn das würde sie dann wirklich in ernste Schwierigkeiten bringen. Und so mutig sie auch mit Crassus redete, Verres wollte das Schlimmste verhindern. Und so legte er sanft seine Hand auf die ihre, denn sie schien sich gerade selber zu vergessen. Und er blickte sie kurz an, in der Hoffnung, sie würde seinen Blick erwidern.


    Verres war sicherlich kein Feigling, aber er musste erst einmal seinen neuen Herren einschätzen lernen und so erwiderte er nichts und wehrte sich auch nicht in welcher Form auch immer. Im Gegenteil wie Nadia. Er gab ihr in allem Recht, was sie sagte, zumindest in Gedanken. Aber wozu würde das nun noch alles führen? Verres machte sich ernsthafte Sorgen um die junge Frau, welche, wie er es verstanden hatte, wohl bald freigelassen werden sollte. Dies sollte sie nur nicht aufs Spiel setzten ...


    Dann blickte er Crassus fragend an, denn er wusste nun nicht wirklich, wie und ob er die Scherben aufsammeln und wegbringen sollte. Die Hand nahm er schliesslich von Nadias weg und hoffte, dass sich der verbale Konflikt bald auflösen würde. Und dann wischte er sich wieder etwas Blut unter der Nase weg, welche immer noch ziemlich schmerzte, aber Verres hielt es aus.

    Verres hatte nicht lange auf dem Sklavenmarkt gestanden. Er war gesund und kräftig und es gab über ihn nichts nachteiliges zu erzählen, ausser das er auf der Reise aus Dakien, wo er gefangen genommen wurde, ein wenig am Anfang widerspenstig gewesen war.
    Schon damals wunderte man sich, was ein Mann, der dem Namen nach ein Römer war und diese Sprache perfekt beherrschte, in einem dakischen Dorf gemacht hatte. Als man Verres gefragt hatte, konnte er nicht antworten. Denn er hatte sein Gedächtnis verloren. Er hatte nur erzählen können, dass er irgendwann in einer Hütte aufgewacht war mit höllischen Kopfschmerzen.
    Und da er sich gegen die Römer gewehrt hatte, wurde er versklavt und nach Rom verfrachtet, wo er nun noch nicht so lange verweilte.
    Schnell hatten sich Interessenten gefunden, unter ihnen auch ein Mann von der Gladiatoren-Schule, aber gekauft wurde er dann von einem Bediensteten des Gaius Caecilius Crassus ...


    Und nun war er in diese prächtige Villa gekommen, welche sein neues Zuhause werden sollte für viele, endlose Jahre. Doch gleich im Eingangsbereich hellte sich seine etwas niedergedrückte Stimmung auf, als sie von einer jungen Sklaven begrüsst wurden.


    Carmen


    [Blockierte Grafik: http://img86.imageshack.us/img86/181/carmenjh2.jpg]


    Carmen lächelte den neuen Sklaven freundlich an und sprach mit leicht hispanischen Akzent: "Willkommen in der Casa Caecilia! Mein Name ist Carmen. Wie du, bin auch ich noch nicht so lange hier. Komm, ich zeige dir die Casa und deine Unterkunft!"
    Sie deutete ihm den Weg und fragte dann: "Wie heisst du?"


    Verres lächelte zurück und konnte sich von ihrem Antlitz nicht losreissen, obwohl er auch beeindruckt war von der Villa von innen.
    »Ich heisse Verres ..." antwortete er ihr und folgte ihr schliesslich durch die Casa.


    Irgendwann später kamen sie dann in die Sklavenunterkunft, wo Carmen ihm sein Bett zeigte. Verres wunderte es, dass Männer und Frauen in einem Raum wohnten, auch wenn dieser durch einen Vorhang geteilt wurde. Er nickte Carmen zu und setzte sich auf das harte Bett. Carmen deutete auf die Truhe, sah dann aber, dass Verres keinen Beutel oder ähnliches Gepäck bei sich hatte.


    "Am besten wartest du nun hier. Der Hausherr wird, sobald er Zeit hat, kommen und mit dir reden. Ich muss nun leider zurück in die Küche. Wir sehen uns später!" Sie schenkte Verres noch ein aufmunterndes Lächeln, das fast ein wenig spitzbübisch war und verliess dann den Raum.


    Verres sah sich um und seufzte schwer. Er war noch ziemlich übermüdet von der langen Reise. Und dann sah er an sich herunter und blickte auf die zerschlissene Tunika, die vor Dreck nur so strotzte. Man würde ihm sicherlich eine neue geben. Und ein Bad könnte er auch gebrachen. Und Hunger hatte er, und zwar mächtig.
    Aber dies alles war ihm vorerst egal. Er liess sich einfach rückwärts auf das Bett fallen und schloss die Augen. Viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Irgendwie kam ihm Rom seltsam vertraut vor ... und während er sich fragte, ob er hier einmal vor seinem Gedächtnisverlust war, schlief er so, wie er da lag, bald ein.

    Dies ist ein größerer Raum im Keller der Casa. Die kleinen, vergitterten Fenster spenden ein wenig Licht und frische Luft. Da hier weibliche, wie männliche Sklaven leben, haben sie den Raum mit einem Vorhang abgeteilt, so dass die eine Hälfte von den Frauen und die andere von den Männer bewohnt wird.
    Die Einrichtung ist einfach, aber praktisch. Jeder hatte den Bereich um sein Bett individuell gestaltet. Neben jedem Bett stand eine kleine einfache Truhe für die wenigen Habseligkeiten.
    In der Mitte steht bei den Männern ein großer Tisch.